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Veröffentlicht am 04.05.2017

Neue Schulgeschichten der witzigsten Lehrerin Berlins!

Chill mal, Frau Freitag
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Die Bücher von Frau Freitag sind einfach herrlich erfrischend komisch, auch wenn sie den Finger immer auf die Wunde legen und nichts schönreden. Doch wenn man das Hörbuch genießt, das Carolin Kebekus eingelesen ...

Die Bücher von Frau Freitag sind einfach herrlich erfrischend komisch, auch wenn sie den Finger immer auf die Wunde legen und nichts schönreden. Doch wenn man das Hörbuch genießt, das Carolin Kebekus eingelesen hat, dann ist der Genuss exponentiell höher! Sie kann sowohl alle Erwachsenen-Parts als auch die der Kids – ob Junge oder Mädchen – unfassbar authentisch rüberbringen. Ich liebe es!

Frau Freitag erzählt so lebendig von ihrem Alltag als Lehrerin, dass man gerne zuhört. Erstaunlich, wie wenig sich doch geändert hat, seit ich zur Schule ging. Damals hatten wir keine Handys, aber andere Dinge, mit denen wir die Lehrer zur Verzweiflung gebracht haben. Und wie Frau Freitags Schüler, habe auch wir damals nicht verstanden, warum die Lehrer sich so aufregen.

Wunderbar, dass Frau Freitag auch ihre eigenen Schwächen zugibt. Sie hält sich selbst absolut nicht für perfekt und das ist mehr als sympathisch. Wie gern sie Lehrerin ist, ist in jeder Zeile, mit jedem Wort zu spüren. Ihre Tipps für (angehende) Lehrer sind klasse – und wer klug ist, merkt sie sich gut!

An manchen Stellen musste ich laut auflachen und bekam mich fast nicht mehr ein. Das liegt teils auch an bewusst „politisch nicht korrekten“ Sprüchen, doch wenn das die Kids dürfen, darf das Frau Freitag auch. Vor allem sind diese Sprüche nie bissig oder boshaft, sondern mit einem Zwinkern in den Augen und ganz viel Liebe.

Eltern sollten sich diese Bücher einmal ansehen – und dann den Nachwuchs mal ins Gebet nehmen. Nicht alle Lehrer sind so geduldig wie Frau Freitag und viele halten Elterngespräche nur mit dem Ziel, dass die Eltern den Schülern die Leviten lesen. Bei Frau Freitag läuft so ein Gespräch etwas anders – und zu meinem Glück urkomisch!

Klar, vieles ist überzogen erzählt, dennoch steckt immer der Kern Wahrheit darin. Anderes wiederum ist, da bin ich mir sicher, ganz genau so geschehen. Frau Freitag lehrt uns, dass man auch schwierige Wege gehen muss, mit Mut und positiv gestimmt. Das ist oft nicht bequem und schon gar nicht einfach, aber auch bei Lehrern macht Übung den Meister. Hätte ich doch zu meiner Zeit eine Frau Freitag bei den Lehrern gehabt – mir hätte Schule sehr viel mehr Spaß gemacht!

Ich habe alle Bücher von Frau Freitag gelesen und gehört und habe noch lange nicht genug davon. Frau Freitag hat eins davon selbst eingelesen – das war leider nicht so ganz mein Fall. Cathlen Gawlich hat das neueste Buch eingelesen und das gefiel mir sehr. Aber so mitreißend, so urkomisch, so authentisch, wie Carolin Kebekus bekommt es niemand hin! Ich hoffe und wünsche mir so sehr, dass es weitere Bücher von Frau Freitag geben wird und sie wieder von Carolin Kebekus eingelesen werden. Sie ist eindeutig die beste Wahl!

Von mir hier wieder die vollen fünf Sterne!

Veröffentlicht am 03.05.2017

Tod eines Restaurantkritikers

Der Commissaire kocht
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Lucien Lefevre hat Hunger – aber bevor er endlich essen kann, stirbt der Gourmetkritiker da Silva, der Ehrengast bei der Restauranteröffnung von Colette Viard, die eine Kochshow gewonnen hatte, war. Es ...

Lucien Lefevre hat Hunger – aber bevor er endlich essen kann, stirbt der Gourmetkritiker da Silva, der Ehrengast bei der Restauranteröffnung von Colette Viard, die eine Kochshow gewonnen hatte, war. Es stellt sich heraus, dass er das Gift einer Qualle zu sich genommen hat. Wer hat Grund, da Silva zu töten? Oder fragt sich hier eher, wer keinen Grund dazu hätte? Nach und nach kommen immer mehr Details zutage, die von der Köchin bis zum Dorfarzt jeden zum Verdächtigen machen. Lefevre und Sophie suchen nach dem oder der Täter/in.

Dieser Krimi ist spannend und hat noch dazu witzige Komponenten. Da Silva ist so unsympathisch, wie es nur geht: betrügt seine Ehefrau, spielt mit seinen Affären, zerstört die Zukunftsträume so mancher Köche, sogar Lefevre selbst hat so seine Erfahrungen mit ihm. Dazu kommt ein Geheimnis, das da Silvas Karriere mit einem Schlag beenden könnte.

Auch gefällt mir, wie hier die Kochshows, die seit Jahren so beliebt sind (ich gebe zu, teils auch bei mir), unter die Lupe und auf die Schippe genommen werden. Oh ja, ich erkenne so manche kleine Andeutung auch bei unseren deutschen Kochshows wieder! Das hat mich sehr amüsiert und auch ein wenig nachdenklich gemacht.

Die Story lebt fast ausschließlich von Ermittlungen. Alles Private steht quasi in direktem Zusammenhang dazu. Das gefällt mir, denn so zieht sich der Fall nicht unnötig in die Länge. Raum für die Entwicklung des Commissaires bleibt so dennoch genug. Gute alte Krimikunst, wie sie leider so langsam vergessen wird – mir hat es gefallen!

Die Wendungen sind gut gemacht und in sich stimmig. Man hat nicht das Gefühl, dass hier mit Gewalt neue Verdächtige herangezerrt werden. Fast spielerisch ergeben sich die neuen Aspekte wie von selbst. So rätselt man als Leser/Hörer von Anfang bis Ende mit. Das Ende ist sehr gut gemacht und passt hervorragend.

Gerd Heidenreich liest dieses Hörbuch bemerkenswert authentisch ein. Man nimmt ihm den Commissaire bedenkenlos ab und auch seine Art, die anderen Figuren (insbesondere die Frauen) darzustellen, ist einfach genial. Versteckte Ironie, gepaart mit der genau richtig bemessenen Dosis Affektiertheit – eine tolle Mischung!

Auch wenn mir französische Literatur selten liegt, hier tut sie es. Ich wurde durchweg sehr gut unterhalten. Da gebe ich doch sehr gerne die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 02.05.2017

Belsey in der Welt der Stars und Sternchen

London Stalker
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Detective Nick Belsey, eine Mischung aus Columbo und Schimanski, nur noch extremer, ist trotz aller negativen Eigenschaften ein absoluter Sympathieträger. Seine Eskapaden machen Spaß, auch wenn man immer ...

Detective Nick Belsey, eine Mischung aus Columbo und Schimanski, nur noch extremer, ist trotz aller negativen Eigenschaften ein absoluter Sympathieträger. Seine Eskapaden machen Spaß, auch wenn man immer wieder rufen möchte: lass das doch sein, das bringt doch nur Ärger! Seine Art, so daneben sie ist, fesselt den Leser. Keiner mag so kaputt wie Belsey sein, aber es liest sich einfach gut!

Seit „London Killing“ hat sich einiges im Leben des Detectives getan. Inzwischen ist er vom Dienst suspendiert und versucht, unter dem Radar zu bleiben. Das ist bei seiner Art gar nicht so einfach! Denn schon rutscht er in eine interessante, aber gefährliche Sache. Eine alte Dame sucht ihn in seinem Unterschlupf, einer stillgelegten Polizeiwache, auf, und bittet um seine Hilfe. Belsey soll ihren Sohn Mark Doughty finden. Die Spur führt Belsey zu Amber Knight, einem It-Girl, das ein Parfüm herausbringt zur eigenen Hochzeit – und Doughty scheint ein übler Stalker zu sein. Doch schnell stellt sich heraus, dass die Dinge komplizierter sind, als sie scheinen und ein Mord rückt Belsey selbst in den Fokus der Ermittlungen. Als dann Nicks Ex-Boss Geoff McGovern erscheint, gerät alles aus den Fugen …

Der neue Band um Nick Belsey ist rasant und natürlich very british. Doch dieser kaputte Ermittler nimmt dem Londoner Krimi seine Steifheit und würzt ihn mit Humor und einer Spur Bissigkeit. Teils gleitet alles ins Extreme ab, doch findet Oliver Harris auch wieder in die Spur zurück. Einzig das Ende ist diesmal etwas außer Kontrolle geraten und erweckt in mir den Eindruck, dass Harris unbedingt einen Abchluss-Knaller brauchte. Hier wäre in meinen Augen weniger mehr gewesen, denn es wirkt einfach zu übertrieben und ist sehr unglaubwürdig.

Der Stil ist sehr leicht lesbar. Keine unnötigen Verschwurbelungen, keine getarnten intellektuellen Vorträge – einfach ein dreckiger britischer Ermittler in dreckigen britischen Ecken. Dazu eine gute Dosis schwarzem Humor und schon ist das Erfolgsrezept gerührt!

Leider muss ich auch sagen, dass mich das Buch ohne Nick diesmal nicht so gefesselt hätte. Obwohl er selbst weit ab jeder Norm ist, gerät er in Kreise, die noch viel schräger als er sind. Vielleicht beginnt die Serie hier mit dem dritten Band zu schwächeln – das ist meist die große Klippe bei Reihen. Doch der größte Teil des Buches war fesselnd und nachvollziehbar, sodass ich gerne dennoch vier Sterne gebe.

Veröffentlicht am 02.05.2017

Die totale Überwachung

Bluescreen
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Wir machen uns so gern über Leute lustig, die rund um die Uhr ihr Smartphone in den Händen zu halten scheinen und immer und überall erreichbar sind. Smartphones, Notebooks, Tablets – all das ist für uns ...

Wir machen uns so gern über Leute lustig, die rund um die Uhr ihr Smartphone in den Händen zu halten scheinen und immer und überall erreichbar sind. Smartphones, Notebooks, Tablets – all das ist für uns schon „Standardausrüstung“ geworden. Dan Wells lässt dies in einer nicht allzu fernen Zukunft noch ein wenig stärker als Szenario für sein Buch Normalität werden. Ein Implantat im Kopf, das Djinni, lässt die Menschen 24 Stunden am Tag online sein. Klar, das liefert nicht nur dem Nutzer Informationen, sondern auch … ja, wem genau denn? Und wozu? Das findet man im Laufe der Story dann heraus …!

Eine gute Idee, wenn auch nicht wirklich nagelneu und unverbraucht, aber auch noch nicht ausgelutscht. Die Umsetzung ist gelungen, haut mich dennoch nicht aus den Schuhen, denn das ganze Buch lässt an Emotionen fehlen. Selbst der Widerstand ist reichlich unterkühlt, es gibt keine offene Kritik (klar, toll ist nicht, was da so vor sich geht, aber so wirklich gesagt wird das nicht so recht).

Die Figuren sind klar und gut gezeichnet, aber ich sympathisiere mit keiner wirklich. Ich bleibe als Leser außen vor, bringe mich nicht ein, werde nicht zum Mitstreiter, sondern bleibe Beobachter. Das gefällt mir nicht beim Lesen – ich will mitgerissen werden, mich und mein wirkliches Dasein vergessen und mich im Buch verlieren. Das kann ich hier leider nicht.

Der Stil ist flott und actionreich, das muss man Dan Wells zugestehen. Dass es um Manipulation und Viren geht, ist eigentlich klar. Ein Bluescreen ist nun mal kein gutes Zeichen, wie man weiß. Das Ende ist mehr oder weniger abgeschlossen, dennoch steht die Tür weiteren Bänden offen – und dass die zu erwarten sind, verrät der Untertitel: „Ein Mirador-Roman“.

Wer dieses Buch liest, sollte sich auf Jugendliche einstellen, die in der Gamerszene unterwegs sind und einfach anders reagieren, als Erwachsene das tun oder tun würden. Dennoch ist es kein Jugendbuch – dazu sind die Kids dann doch etwas zu erwachsen geraten.

Insgesamt war die Lesezeit nicht ganz vergeben, aber weitere Bände werde ich wohl nicht lesen wollen. Macht insofern dann drei Sterne.

Veröffentlicht am 29.04.2017

Die Berliner Version von Miss Marple und Jessica Fletcher

Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln: Der Altmann ist tot
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Als wäre der normale Schulalltag für die beiden Lehrerinnen nicht schon aufreibend genug, stirbt der Mathelehrer Altmann überraschend. Alles sieht nach einem Unfall aus: ein Sturz auf einer Treppe. Aber ...

Als wäre der normale Schulalltag für die beiden Lehrerinnen nicht schon aufreibend genug, stirbt der Mathelehrer Altmann überraschend. Alles sieht nach einem Unfall aus: ein Sturz auf einer Treppe. Aber dann tauchen Hinweise auf, die ein anderes Bild ergeben. Und überhaupt – kann man bei dieser popeligen Treppe tatsächlich so blöd fallen, dass man stirbt? Wo ist der Schlüssel zu Altmanns Auto? Was hatte Altmann mit der Tätowierung einer türkischen Schülerin zu tun? Wie kam er mit der Tatsache klar, dass seine sehr junge Frau sich so gut mit ihrem Kollegen verstand? Warum postet die Schirmer solche seltsamen Gedichte? Fragen über Fragen! Und während Frl. Krise sich nachmittags um das Baby einer ehemaligen Schülerin kümmert, kommt sie gemeinsam mit Frau Freitag auf die Idee, diesen Fall aufzuklären …

Einfach herrlich, wie hier alles drunter und drüber geht! So richtig schön, wie aus dem echten Leben! Kaffeeklatsch bei Onkel Ali, dem berlinernden Türken, Kauf und Diebstahl von edlen Kinderwagen, Verfolgungen mit Tarnung, Wiedersehen mit ehemaligen Schülern, Bundesjugendspiele, türkische Hochzeit – einfach alles ist dabei. Es wird keine Sekunde langweilig – und ich habe das komplette Hörbuch tatsächlich an zwei Tagen durchgehört!

Einzeln mag ich die beiden Lehrerinnen schon sehr, aber gemeinsam sind sie ein super Krimi-Autoren-Team mit viel Sinn für Selbstironie und der richtigen Dosis Humor, um daraus einen witzigen Krimi und keinen Klamauk zu machen. Alte Bekannte (Schüler) tauchen auf (wenn man die Bücher der beiden kennt), neue Figuren gibt es auch und allesamt muss man – trotz und gerade wegen ihrer Schwächen und Macken – einfach mögen.

Die Schauplätze sind gut genug beschrieben, dass man sie sich vorstellen kann, auch wenn man noch nie in Berlin war, aber nicht so ausführlich, dass es langweilig werden könnte. Verdächtige gibt es genug und die Auflösung ist überraschend, aber nicht an den Haaren herbeigezogen. Einen winzig kleinen Cliffhanger gibt es auch, der die Vorfreude auf weitere Ermittlungen der beiden Hobbydetektivinnen anfeuert.

Gesprochen wird dieses Hörbuch von Joseline Gassen (Frl. Krise) und Carolin Kebekus (Frau Freitag). Diese Kombination ist für mich einfach perfekt. Carolin Kebekus hat die optimale Stimme und Betonung für Frau Freitag, wie ich sie von den ersten drei Bänden (gelesen) mir vorgestellt hatte. Joseline Gassen ist Synchronsprecherin. Ihre Stimme ist sehr angenehm und ganz besonders. Man kennt sie beispielsweise als Abigail von „Dharma und Greg“, aber ganz besonders in Erinnerung ist sie mir als Jennifer Hart („Hart aber herzlich“). Für Frl. Krise ist sie ebenfalls wie geschaffen!

Ich hatte 436 unterhaltsame Hörminuten, die mir die Hausarbeit sehr erleichtert haben – deshalb vergebe ich auch begeisterte fünf Sterne!