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Veröffentlicht am 15.09.2016

Keine leichte Kost

Die Wahrheit sagen
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Der Autor erzählt in diesem Buch über seine Begegnung mit Bernhard Mares. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem Formánek selbst an der Klippe zum unbrauchbaren Alkoholiker steht. Er sieht Mares in ...

Der Autor erzählt in diesem Buch über seine Begegnung mit Bernhard Mares. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem Formánek selbst an der Klippe zum unbrauchbaren Alkoholiker steht. Er sieht Mares in eine Hütte auf der Müllkippe gehen und dort leben, die Müllkippe „aufräumen“ und wundert sich doch sehr. Formánek drängt sich Mares quasi schon fast auf. Die beiden spüren, dass sie einander auf gewisse Weise brauchen und so beginnt eine gemeinsame Zeit, die fast schon an Freundschaft grenzt. Mares fordert Formánek auf, seine Geschichte anzuhören und aufzuschreiben. Er will die Wahrheit sagen. Schonungslos.

Die Idee ist nicht schlecht – doch schnell merkt man, dass Wahrheit mal lustig, mal erschreckend, mal gut, mal schlecht sein kann. Die ganze Bandbreite von „Wahrheit“ prasselt auf den Leser nieder, ob der nun will oder nicht. Dabei wird Formánek (oder eigentlich Mares?) zwischendurch auch arg ordinär. Immer wieder geht es auch um Sex, der sicher nicht ganz so ausführlich hätte beschrieben werden müssen. Es geht um Krieg, um Hass, um Lieber – um das Leben in einer Zeit, die den Menschen nicht viele Chancen gelassen hat. Es geht auch darum, was solch ein Leben in solch einer Zeit für Folgen haben kann.

Die Kapitel sind oft kurz, diverse Einschübe von Formánek sind zudem noch kursiv gehalten. Das Buch ist also auf allen Ebenen vielschichtig und anders. Man liest es auch nicht einfach so hintereinander weg, dazu geht es zu tief. Man benötigt immer wieder Pausen, um das Gelesene verarbeiten zu können und mit dem Schrecklichen, das (nicht nur) Marek geschehen ist, umgehen zu können.

Mich hat das Buch sehr gefordert. Anfangs war es urkomisch, aber das Lachen ist mir sehr schnell vergangen. Zwar finden sich immer wieder witzige Stellen, doch grenzen die eher an Galgenhumor. Dafür gibt es aber auch philosophische Stellen in Mares‘ Ausführungen. Auch wenn es um eine Zeit geht, die längst vergangen ist, wirft diese noch immer Schatten auf unsere jetzige Zeit und auch uns, die wir damals noch gar nicht lebten.

Das Buch ist absolut beeindruckend, dennoch kann ich ihm nur drei Sterne geben. Vielleicht liegt es an der anderen Mentalität, aber Formánek und Mares konnten mich nicht so nahe an sich heranziehen, wie es hätte sein sollen. Trotzdem war dies ganz sicher keine verlorene Lesezeit.