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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.03.2024

Vom Suchen und Finden

Was nicht vergessen wurde
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Der Fund eines Beutels an der Themse löst eine Kettenreaktion aus. Der Inhalt des Beutels: Knochen, menschliche Knochen! Sie gehören zu einer seit Jahren vermissten Frau. Die Spuren führen den Ermittler ...

Der Fund eines Beutels an der Themse löst eine Kettenreaktion aus. Der Inhalt des Beutels: Knochen, menschliche Knochen! Sie gehören zu einer seit Jahren vermissten Frau. Die Spuren führen den Ermittler zu einem Anwesen in Chelsea. Und auch in Chicago scheint die Spur zu verlaufen.

Erst am Ende habe ich erfahren, dass dies ein zweiter Band ist. Allerdings hat das nicht gestört. Es ist auch nicht die Ursache oder der Grund für meine Enttäuschung. Meine Unzufriedenheit mit der Story hängt mit völlig anderen Faktoren zusammen. Für mich sind hier zu viele Personen und Stränge ungünstig zusammengekommen. Auch der Ermittler, der wohl unbedingt in das heutige Weltbild passen muss, obwohl es weder wichtig ist noch irgendwie irgendjemandem irgendetwas bringt, langweilt mich leider enorm. Auf weiter Strecke vergisst man, welches Genre man da gerade liest oder hört. Wieso wer wie handelt, macht auf lange Zeit nur konfus und das nervt. Daher kam ich nicht so tief in die Geschichte, wie das sonst bei mir der Fall ist.

Auch fand ich die Protagonisten nicht sehr sympathisch und eher distanziert. Daher konnte ich keine echte Bindung aufbauen und war entsprechend nicht gefesselt. Noch dazu machen die Zeitsprünge das Ganze recht konfus. Mit den ganzen Nebenschauplätzen wird das Ganze extrem komplex.

Es ist schwer, die Gründe, warum mir die Story nicht gefällt oder gefallen hat, zu erklären, ohne zu spoilern. Mit der Zeit merkt man, dass es um schwere Themen geht. Missbrauch, Boshaftigkeit, toxische Beziehungen und Verhältnisse – das muss man mögen und verkraften. Für mich war es, insgesamt gesehen, nicht die richtige Wahl. Drei Sterne.

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Veröffentlicht am 06.03.2024

Paradies oder Hölle?

Wir werden jung sein
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Vier völlig unterschiedliche Menschen nehmen an einer ganz besonderen Medikamentenstudie an der Berliner Charité teil. Zunächst ist es eine angenehme Nebenwirkung, dass sie durch das Medikament nicht nur ...

Vier völlig unterschiedliche Menschen nehmen an einer ganz besonderen Medikamentenstudie an der Berliner Charité teil. Zunächst ist es eine angenehme Nebenwirkung, dass sie durch das Medikament nicht nur gesünder, sondern auch jünger werden. Doch das nimmt ungeahnte Ausmaße an und wirft Probleme auf, mit denen keiner gerechnet hat.

Maxim Leo hat ein wunderbar kluges, bewegendes und zugleich witziges Buch geschrieben. Wie zufällig schneidet er mit seinem Plot noch viele weitere Lebens-Baustellen an, die eigene Gedankengeschichten schreiben. Der rote Faden, das endlose Leben, bleibt dabei erhalten und wird nicht aus den Augen verloren. Dass es aber einen Preis haben muss, wenn wir quasi ewig leben, und wie schwer dieser wiegt, wie jeder einzelne damit umgehen kann oder muss, beantwortet Leo nur so weit, dass der Leser selbst weiterdenken muss. Er liefert also keine Lösung, nicht einmal ein grobes Gerüst, dennoch bereichert dieses Büchlein ungemein.

Die in den Mittelpunkt gestellten Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein. Somit decken sie vier völlig unvergleichliche Lebensarten ab, sodass sich der Leser selbst gut einordnen kann, Zuneigungen und Abneigungen beim Lesen ausleben kann und trotz Abstand doch integriert ist. Schön gewählt ist der Zeitraum. Sowohl den, in dem die Story spielt (etwa ein Jahr), als auch das Jahr selbst. Es zeigt uns, dass dieses Szenario nicht mehr so weit weg ist, wie wir einmal dachten. Es ist zum Greifen nah und dadurch umso erschreckender.

Trotz allen beängstigenden Szenen gibt es auch, typisch Leo, extrem humorvolle Momente, Wortwitz und Situationskomik. Alles ist in sich stimmig und passt zusammen. Nicht immer läuft die Story in die Richtung, die man sich wünscht oder denkt. Das Ende ist sehr speziell und kam mir dann doch zu abrupt und fast schon zusammenhanglos.

Dennoch macht es Spaß, diese Geschichte zu lesen. Auf gerade mal 300 Seiten sagt Leo alles Wichtige zum Thema aus und überlässt dem Leser die Schlussfolgerungen. Mich bewegt und beschäftigt das alles noch immer. Vier Sterne!

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Veröffentlicht am 01.03.2024

Ein sehr herausforderndes Buch

Ich, Sperling
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In diesem Roman erzählt James Hynes die Geschichte eines Sklavenjungen, der im 4. Jahrhundert in einer Hafenstadt auf der Iberischen Halbinsel lebt. Seine Eltern kennt man nicht, er ist nicht gewollt und ...

In diesem Roman erzählt James Hynes die Geschichte eines Sklavenjungen, der im 4. Jahrhundert in einer Hafenstadt auf der Iberischen Halbinsel lebt. Seine Eltern kennt man nicht, er ist nicht gewollt und nicht geliebt und wächst mitten unter Prostituierten auf. Kein schönes Leben, kein einfaches Buch.

Der Leser erfährt dies von einem alten Mann, Jakob. Er ist der Junge, der von klein auf arbeiten musste, zunächst in der Küche, irgendwann als Botenjunge und Wasserträger und schließlich als Liebessklave. Er hat kaum Freude am und im Leben, erfährt nur immer wieder, dass er und sein Leben nichts wert sind. Das muss man beim Lesen verkraften und, ja, auch verschmerzen. Mir fiel das Lesen dieses Buches nicht leicht und ich denke, jeder sollte es sich wirklich gut überlegen, was da auf einen zukommt. Wer wie ich eine wunde Seele hat und sowieso schon trauert, der braucht auf alle Fälle genügend Taschentücher bei der Lektüre.

Der Autor ist knallhart, beschönigt nichts, umschreibt nichts, sondern schildert nüchtern und direkt das Leben in der damaligen Zeit. Für Jakob ist es ohne echte Hoffnung und erbärmlich, und gerade daran misst sich das Leben der Privilegierten umso mehr. Das Gefälle ist unfassbar, unbeschreiblich, unerträglich. Entsprechend ist auch oft die Sprache schockierend und für mich so obszön, dass ich sehr lange für das Buch brauchte, weil ich diese Mischung nur in sehr kleinen Dosen vertragen habe, Hoffnungslosigkeit, Ungerechtigkeit, derbe Sprache, Leid.

Ich erkenne die Leistung des Autors durchaus an und bin mir auch sicher, dass es Leser gibt, die diese Geschichte würdigen können. Da sie mich aber einfach nur runtergezogen hat, ich diese Art Geschichte ich nicht mag und froh bin, dass ich eindeutig in einer anderen Welt lebe, mir zudem zwischen dem Ende der Geschichte und dem alten Erzähler alles fehlt, kann ich leider nur drei Sterne geben.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Der Klassiker: Braten

Echt Braten
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Eine meiner Leidenschaften ist das Kochen. Daher hängt daran direkt eine weitere Leidenschaft, nämlich das Sammeln von Rezepten, am liebsten in Form von Kochbüchern. Dieses hier beschäftigt sich mit dem ...

Eine meiner Leidenschaften ist das Kochen. Daher hängt daran direkt eine weitere Leidenschaft, nämlich das Sammeln von Rezepten, am liebsten in Form von Kochbüchern. Dieses hier beschäftigt sich mit dem Thema Braten. Auch die passenden Beilagen werden vorgestellt. Für mich ist das eine runde Sache und ich liebe es, zu jedem Thema das passende Buch zur Hand zu haben.

Nomen est omen und so war es fast klar, dass Michael Koch in seinem Leben etwas mit Essen und Kochen zu tun haben muss. Er ist zudem Foodstylist und wie sehr er das Kochen liebt, erkennt man an seinen Rezepten. Gestartet wird erst einmal mit sehr gut formulierter und informativer Warenkunde, bevor es auf Seite 28 mit den Rezepten losgeht. Unterteilt sind sie in die Kapitel Rind & Kalb; Schwein; Lamm & Zicklein; Wild; Geflügel; Beilagen. Auch diverse Hackbraten sind nicht vergessen worden. Das finde ich besonders fein!

Michael Koch verzichtet auf jedwedes Drumherum bei seinen Rezepten. Außer der Zutatenliste, den Zubereitungsschritten und dem Foto des Gerichts hat er auf alles Weitere verzichtet. Es finden sich Angaben zu Zubereitungszeit und Portionsmengen, aber kleine Geschichten zu den Gerichten oder Nährwertangaben findet man nicht. Pur, ohne Füllstoff, alles auf den Punkt, das finde ich sehr erfrischend und erfreulich.

Die Zutaten kann man nicht als exotisch bezeichnen. Sie sind im gut sortierten Einzelhandel leicht zu bekommen. Ein paar mehr Infos hätten mir hin und wieder gefallen. So einige Anweisungen sind für Anfänger sicher nicht ganz so gut umzusetzen. Daher denke ich, dass man schon ein wenig Erfahrung beim Kochen haben sollte, wenn man mit diesem Buch arbeiten möchte. Umwerfend neue Rezepte finden sich hier nicht, doch genau das gefällt mir!

Dieses Buch sollte in keiner Kochbuchsammlung fehlen, denn der gute alte Sonntagsbraten ist ein tolles Essen für Gäste. Er lässt sich prima vorbereiten, sodass man sich auch um die Gäste kümmern und sich mit ihnen unterhalten kann. Daher gebe ich vier Sterne.

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Veröffentlicht am 26.02.2024

Auch Heimatliebe geht durch den Magen!

Koch mich! Vogtland - Das Kochbuch
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Die Idee des Buches bzw. der Kochbuchreihe finde ich entzückend und gelungen. Man erfährt Interessantes über das Vogtland. Wer sich noch an die Comics von Vater und Sohn erinnert, wird sich besonders über ...

Die Idee des Buches bzw. der Kochbuchreihe finde ich entzückend und gelungen. Man erfährt Interessantes über das Vogtland. Wer sich noch an die Comics von Vater und Sohn erinnert, wird sich besonders über die Kennzeichnung des Schwierigkeitsgrades der Rezepte durch die Zeichnungen der beiden erfreuen.

In sieben Kapiteln werden jeweils sieben Rezepte vorgestellt. Vorspeisen, Suppen, Beilagen, Salate, Hauptgerichte, Desserts und Drinks werden zunächst mal mit kleinen Geschichten präsentiert. Viele der Gerichte kennt man unter anderem Namen.

Wunderbar finde ich, dass man eingeladen wird, selbst ins Buch zu schreiben. Sei es unter den Rezepten, wo stets genug Platz ist, in die vorgesehenen Felder der untersten Zeile, oder auf den hinteren dafür vorgesehenen Seiten eigene Rezepte eintragen, ich liebe es! Für mich ist ein Kochbuch auch ein Mitmachbuch und da muss man seine Anmerkungen einfach hinterlassen! Da wundert es wohl kaum, dass mich die von-Punkt-zu-Punkt-Bilder sehr ansprechen. Hier wäre es allerdings wünschenswert gewesen, wenn sich nicht über die Mitte des Buches hinausgegangen wären. Das ist ein bisschen unpraktisch. Lieber auf jeder der beiden Seiten eins, das lässt sich besser ausmalen. Auch die Bilder aus der Gegend, wunderbar in Schwarzweiß gehalten, sprechen mich sehr an.

Schade dagegen finde ich, dass es zu keinem einzigen Gericht ein Foto gibt! Für mich ist es enorm wichtig, dass ich vorher sehe, was ich hinterher auf den Tisch stellen werde. Ich orientiere mich bei Kochbüchern immer über die Bilder, dann über die Titel der Gerichte, dann über den Arbeitsaufwand. Leider tendiere ich sehr stark dazu, Rezepte völlig zu ignorieren, wenn es kein Foto dazu gibt. Das ist in diesem Falle also ganz schlecht!

Dafür ist das Register wieder super schön gemacht. Hier finden sich die Rezepte nach Ortschaften sortiert und mit dem Kapitel in Klammer gesetzt, dem es zugeordnet ist. So ist das Buch insgesamt etwas ganz besonderes und eignet sich auch super als kleines Stückchen Heimatkunde.

Die Rezepte selbst bieten für jeden etwas und die Zutaten sind wunderbar normal, absolut nicht exotisch. Nur kann der eine oder andere Ausdruck mal für Verwirrung sorgen. Ich kannte kein Kochfleisch, weiß nun aber, dass es Suppenfleisch vom Rind ist. Man findet keine wahnsinnig neuen Kreationen. Hier wird Wert gelegt auf bodenständige Küche. Die eine oder andere Raffinesse fehlt dabei jedoch nicht. Wirklich traditionell sind die Gerichte eher nicht, sollten sie aber werden!

Bis auf die fehlenden Fotos habe ich viel Freude am Buch und an den Rezepten. Die vielen kleinen Besonderheiten gleichen diesen Mangel teilweise wieder aus. Daher ziehe ich auch nur einen und nicht zwei Sterne ab, womit ich dann vier Sterne gebe.

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