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Veröffentlicht am 20.12.2023

Manche werden eben doch einfach vergessen

Kant und das Leben nach dem Tod
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Ein neunjähriges Mädchen findet auf der verbotenen Abkürzung einen menschlichen Arm. Kant und sein Team stehen vor einem Rätsel, denn niemand wird vermisst. Auf der Suche nach der Lösung finden sie noch ...

Ein neunjähriges Mädchen findet auf der verbotenen Abkürzung einen menschlichen Arm. Kant und sein Team stehen vor einem Rätsel, denn niemand wird vermisst. Auf der Suche nach der Lösung finden sie noch viel Schlimmeres. Noch dazu hat Kant privat so einiges um die Ohren. Dass immer mehr Menschen aus der Hochhaussiedlung, in der eher die arme Bevölkerung lebt, verschwinden, scheint kaum jemanden zu interessieren.

Für Hauptkommissar Kant ist dies der dritte Fall, für mich der erste. Dennoch hatte ich an keiner Stelle das Gefühl, wichtige Informationen verpasst zu haben. Einzig die Entwicklung der Figuren bis hier kenne ich natürlich nicht. Dass es einiges zu Kants Privatleben zu erzählen gab, lese ich dennoch zwischen den Zeilen heraus. Der Fall selbst ist jedoch in sich abgeschlossen und sehr gut auch allein lesbar.

Die einzelnen Stränge haben anfangs scheinbar nichts miteinander zu tun. Besonders die Abschnitte um Toni passen so gar nicht in die Story. Sie lebte mit ihrer Mutter in Portugal in einem Sprinter, der früher ihrem Großvater gehörte. Als ihre Mutter stirbt, beschließt Toni, zu ihrem Opa zu fahren. Von ihrer Mutter weiß sie, dass der Schweißer schwierig ist. Doch nur mit seiner Hilfe kann Toni in Deutschland wieder Fuß fassen. Nach und nach ergibt alles aber ein Bild und die Spannung und Dramatik steigen ins Unermessliche. Das Ende ist ein Knaller, jedoch nicht abrupt und schon gar nicht mit Gewalt konstruiert. Sehr gelungen, sehr klug aufgebaut und sehr gut geschrieben!

Die Figuren sind mal mehr, mal weniger sympathisch, aber alle sehr klar und lebensecht gezeichnet. Selbst die Nebenfiguren sind nicht nur bloße Schattengestalten. Das mag ich sehr und das gefällt mir extrem. Hier ist Karim für meinen Geschmack besonders gut gelungen. Überhaupt transportiert Häußler die Stimmungen und das Lokalkolorit so perfekt, dass man glaubt, die Gegend und die Personen zu kennen. Häußler liefert hier nicht nur einen soliden Krimi ab, sondern zeigt auch deutlich soziale Missstände auf.

Ich wurde gut unterhalten, hatte aber mit den enorm vielen Perspektiv-Wechseln zwischen den einzelnen Teammitgliedern ein paar kleine Problemchen. Daher reicht es nicht ganz für die fünf Sterne. Aber vier ganz leuchtende Sterne sind es auf alle Fälle!

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Veröffentlicht am 16.12.2023

Überraschend, informativ, lecker

Cucina e giardino
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Vea Carpi ist eine besondere, bemerkenswerte, bewundernswerte Frau. Als Mutter dreier Kinder, Bergbäuerin, Köchin und Gärtnerin hat sie alle Hände voll zu tun. Und noch dazu findet sie Zeit und Muße, um ...

Vea Carpi ist eine besondere, bemerkenswerte, bewundernswerte Frau. Als Mutter dreier Kinder, Bergbäuerin, Köchin und Gärtnerin hat sie alle Hände voll zu tun. Und noch dazu findet sie Zeit und Muße, um wunderbare Kochbücher zu schreiben. Dieses hier liefert kreative Rezepte für Selbstversorger, die leicht umzusetzen sind. Viele davon sind vegetarisch und alle sind für Zutaten aus dem eigenen Garten gedacht. Natürlich kann man sie auch kaufen, am besten direkt vom Landwirt, oder im Falle von Brennnesseln oder Wegerich auf Wiesen sammeln.

Ganz dem aktuellen Trend folgend und doch völlig anders ist dieses Buch nicht nur eine Rezeptsammlung, sondern auch Lektüre. Wir erfahren viel über Vea, ihr Leben, Nachhaltigkeit und die Natur. Reichlich wunderschöne Fotos vom Hof und dem Garten öffnen dem Leser auch optisch den Zugang zu Veas Philosophie.

Die Rezepte sind entsprechend auch den Jahreszeiten zugeordnet, denn ein Hauptpunkt ist, die Lebensmittel so zu verwenden, wie sie auch wachsen, regional und saisonal. Nach dem Titel des Rezeptes folgt ein kleiner Text mit Infos, Erklärung und Anekdoten der Autorin. Die Zutaten sind übersichtlich gelistet und die Herangehensweise gut verständlich erklärt. Sehr schön finde ich, dass es einen eigenen Punkt für das Aufbewahren und Servieren gibt. Zudem werden erfreulich wenige Zutaten für die Rezepte benötigt. Auch für Anfänger ist das Buch sehr gut geeignet.

Weniger gut finde ich, dass nicht bei jedem Rezept ein Foto von der fertigen Speise ist. Hier finden sich zwar jede Menge Fotos, aber nicht selten auch von den unverarbeiteten Zutaten. Ein Beispiel ist der Mispel-Snack. Ich habe keinen Plan, wie der am Ende aussehen wird. Das Foto zeigt einen Korb mit Mispeln im Schnee.

Viele der Rezepte haben einen echten Aha-Effekt. So bin ich direkt bei den Schnittlauchkapern hängen geblieben. Eine tolle Idee, zumal ich Kapern liebe und der Schnittlauch bei mir gern mal Blüten treibt. So kann ich die Knospen sinnvoll verwenden und wenn welche stehen bleiben, die Blüten für Schnittlauchblütenessig verwenden. Einen besonderen Charme bekommt das Buch durch die österreichischen und teils auch italienischen Ausdrücke. Hier finden sich die Übersetzungen im Glossar am Ende des Buches.

Hier hat man ein ausgefallenes, außergewöhnliches und wirklich schönes Kochbuch, das dabei hilft, selbst die ersten Schritte auf dem Weg zum Selbstversorger zu gehen. Man muss ja nicht einhundert Prozent autark werden, kann aber doch so einiges selbst machen. Ich gebe aufgrund der kleinen Kritikpunkte vier Sterne.

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Veröffentlicht am 12.12.2023

DAS Buch rund um Pasta

PASTA CON AMICI
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Ganz dem aktuellen Trend folgend haben Angelo und Roberto Tortora hier ein herrliches Werk geschaffen, das nicht schnöde und stringent Pastarezepte liefert, sondern ihre Liebe dazu ausdrückt und eine enorme ...

Ganz dem aktuellen Trend folgend haben Angelo und Roberto Tortora hier ein herrliches Werk geschaffen, das nicht schnöde und stringent Pastarezepte liefert, sondern ihre Liebe dazu ausdrückt und eine enorme Menge Wissen rund um die Nudeln liefert. Natürlich steckt auch ganz viel Familie und Italien im Buch, anders ginge es gar nicht! Es gibt viel zu lesen, aber das macht Spaß und Appetit!

All das kann man auch in Deutschland erleben und genießen, denn die Tortoras haben in Baden-Baden Kultstatus mit dem Restaurant Mamma Lina. Doch auch, wer noch nicht in den Genuss kam, dort zu essen, wird ganz schnell in dieses Buch, die Familie und die Gerichte geradezu verliebt sein.

Zwischen den Kapiteln mit den Rezepten finden sich immer Kapitel mit gut zu lesenden, unterhaltsamen und informativen Texten und wunderbaren Fotografien. Diese drehen sich ganz klar um Pasta und allem, was damit zusammenhängt. Dabei merkt man schnell, wie viel Freude und Liebe die Tortoras mit dem Essen verbinden, denn sie kochen und essen nicht nur einfach, sie wissen wirklich alles über die Zutaten und Zubereitungen. Sie besuchen mit uns Nudelfabriken und Tomatenverarbeitung, besuchen mit uns Neapel und erzählen uns über das Mamma Lina. Sie öffnen geradezu ihre Herzen und Seelen für uns!

Die übersichtlich aufgebauten Rezepte sind sehr übersichtlich und gut beschrieben. Piktogramme zeigen die benötigte Zeit, die Menge und ob vegetarisch, mit Fleisch oder mit Fisch. Bevor es losgeht, gibt es noch ein paar einleitende Sätze. Die Zutaten sind nicht in einer Liste, sondern fortlaufend aufgezählt. Das ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig und für die Einkaufsliste nicht so ganz bequem. Die Anweisungen sind leicht verständlich und lassen sich gut umsetzen. Seitlich findet sich noch bei jedem Rezept eine hilfreiche Bemerkung. Ganz besonders schön und aussagekräftig sind auch die ganzseitigen Fotos zu jedem Rezept. Mir persönlich sind die immer sehr wichtig. Ich habe gemerkt, dass ich Rezepte ohne Foto so gut wie nie nachkoche.

Mit diesem Buch kann jeder authentisch italienisch kochen. Pesto selbstgemacht ist mit diesen Rezepten ganz einfach. Für jeden Geschmack finden sich hier Rezepte und auch Kochanfänger schaffen die meisten davon locker. Die Liebe der Tortoras zur Pasta ist deutlich zu spüren und zu sehen. Das ist ansteckend! Ich gebe sehr gern die vollen fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 12.12.2023

Die Vergangenheit ist nie vergessen

Florence Butterfield und die Nachtschwalbe
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Die Seniorenresidenz Babbington Hall ist ein wahres Paradies für den Lebensabend. Florence Butterfield, genannt Florrie, fühlt sich hier sehr wohl. Doch dann stirbt ein Mitbewohner durch einen Unfall und ...

Die Seniorenresidenz Babbington Hall ist ein wahres Paradies für den Lebensabend. Florence Butterfield, genannt Florrie, fühlt sich hier sehr wohl. Doch dann stirbt ein Mitbewohner durch einen Unfall und kurz darauf stürzt sich die Heimleiterin Renata aus dem Fenster. Florrie kann das alles nicht glauben und denkt nach. Zuerst über ihr eigenes bewegtes Leben. Und nebenbei beginnt sie, heimlich Nachforschungen anzustellen.

Dieses Buch ist fast schon ein ganz neues Genres. Es gibt einen Kriminalfall, der aufgelöst werden möchte, aber viel mehr geht es um Lebenswege, Schicksalsschläge und Geheimnisse. Da Florrie weit über Achtzig ist, kann sie auf sehr viel davon zurücksehen. Die eingefügten Erinnerungen sind wie der Rest sehr geruhsam erzählt, nicht immer spannend, aber bewegend und zum Nachdenken anregend. Susan Fletcher lässt Florrie erzählen und so passt sich die Sprachmelodie diesem hohen Alter und dieser großen Lebenserfahrung mit nicht nur schönen Zeiten auch an. Daher sollte man sich darauf einstellen und auch einlassen, dass hier kein Actionkrimi geliefert wird, sondern die Weisheit des Alters und der Ruhe zum Tragen kommen.

In sich gekehrt und still trotz ihres ereignisreichen, bewegenden Lebens stellt Florrie eine ganz besondere Person dar. Es wirkt widersprüchlich, ist aber absolut stimmig, wie man am Ende erkennt. Florrie muss man einfach mögen und auch viele der anderen Figuren sind umwerfend, allen voran die Pflegerin. Aber auch Florries Mitstreiter Stanhope, die Ellwood-Schwestern und Pastor Joe sind der Autorin bezaubernd gelungen. Dass Florrie ein Bein verloren hat und die sich nicht jeder das Wohnen in der Residenz leisten kann, sind weitere Punkte, die den Leser in eine andere Welt entführen. Der Kriminalfall wird gemächlich und in Ruhe beleuchtet, die Lösung erschreckend und erstaunlich, aber absolut stimmig.

Noch bin ich sehr viel jünger als Florrie, dennoch mag ich die aktuellen Cozy-Crimes rund um die netten Rentner-Gangs sehr. Dennoch schafft es dieses Buch nicht ganz auf fünf Sterne. Obwohl mir das Zusammenspiel der Lebenserinnerungen von Florrie und ihren Überlegungen zu den Vorfällen in Babbington Hall gefallen, fehlt mir etwas, das ich gar nicht mal richtig greifen kann. Dennoch wurde ich bewegend und gut unterhalten und gebe daher vier Sterne. Gabriele Blum hätte nicht besser die Stimmung und Persönlichkeit von Florrie umsetzen können. Dickes Lob!

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Veröffentlicht am 08.12.2023

Indische Küche für Europäer einfach und so lecker

Easy Indien
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Alex Wahi ist ein Koch mit deutsch-indischen Wurzeln. Sein Vater hat in Hamm das Restaurant „Maharani“ und hier hat Alex das Kochen gelernt. Er weiß, dass wir mit der originalen Schärfe der indischen Küche ...

Alex Wahi ist ein Koch mit deutsch-indischen Wurzeln. Sein Vater hat in Hamm das Restaurant „Maharani“ und hier hat Alex das Kochen gelernt. Er weiß, dass wir mit der originalen Schärfe der indischen Küche nur langsam vertraut werden. Daher hat er seine Rezepte entsprechend gestaltet. Und noch dazu zeigt er uns, dass Indien enorm viele unterschiedliche Regionen und damit Arten zu kochen hat. Dabei wird der eine oder andere erstaunt feststellen, dass nicht überall in Indien kein Rindfleisch gegessen wird.

Das Buch startet nach einem kleinen Vorwort von Alex Wahi mit Grundrezepten für Gewürzmischungen, Ghee, Currybutter und Paneer-Käse. Danach folgen die Kapitel Snacks & Streetfood; Beilagen; Fleisch & Fisch; Vegetarisch & Vegan; Drinks & Sweets. So kann man sich gut orientieren und zusammenstellen, wie man es am liebsten mag. Dass man hier einige Zutaten benötigt, die man nicht im Vorrat hat, ist kein Wunder. Insgesamt hält sich das aber in Grenzen. Dennoch sollte man vor dem Loslegen genau checken, was man benötigt und wo man es bekommt. Etwas unglücklich finde ich, dass erst am Ende jedes Kapitels eine Seite erklärender Text zum Thema kommt. Das wäre zum Anfang sinnvoller untergebracht, möchte ich meinen.

Die Bilder zu den Rezepten sind mir immer sehr wichtig, auch wenn meine Gerichte nicht immer am Ende exakt so aussehen. Hier bekomme ich Fotos, die sehr einladend sind und mich selbst bei Zutaten ansprechen, die ich nicht esse. Der westliche Einfluss ist deutlich zu erkennen, doch finde ich das gar nicht so verkehrt. Je älter ich werde, desto weniger Schärfe mag ich, aber mein Magen verträgt auch nicht mehr alles. Da ist diese Variante ideal, um selbst indische Speisen zu kochen. Die Beschreibungen der Schritte sind gut verständlich und so geschrieben, als sei Alex Wahi kein bekannter Koch. Total sympathisch und ohne Starallüren. Die Gestaltung der Seiten ist sehr frisch und modern. Sie sind farbig, die Schrift entsprechend in einem passenden Ton. Der Schwierigkeitsgrad der Rezepte ist nicht angegeben, aber es finden sich dem Titel entsprechend kaum Rezepte, die einen Schwierigkeitsgrad haben, der an Stress grenzt. Es ist wirklich fast alles recht leicht zu schaffen. Die Menge, Zubereitungszeit und Kalorien pro Portion sind bei den Rezepten immer angegeben.

Das Buch ist ideal für alle, die sich an das indische Essen herantasten wollen und dabei nicht allzu viel Zeit und Aufwand einsetzen wollen. So kommen auch Kochanfänger bestens damit zurecht. Damit ist es auch ein tolles Geschenk für Fans der indischen Küche. Von mir bekommt es vier Sterne.

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