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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2023

Nicht ganz vegan, aber komplett vegetarisch

Nachhaltig Kochen: die 40€-Woche
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Die Grundidee des Buches gefällt mir super gut – endlich wird ganz deutlich aufgezeigt, dass man sehr wohl super lecker, aber auch günstig, preiswert kochen kann. Vielleicht bin ich aus einer Generation, ...

Die Grundidee des Buches gefällt mir super gut – endlich wird ganz deutlich aufgezeigt, dass man sehr wohl super lecker, aber auch günstig, preiswert kochen kann. Vielleicht bin ich aus einer Generation, die es noch kennt, dass es im Geschäft die Orangen und Mandarinen nur zu Weihnachten gab, Paprika im Spätsommer, dafür aber regionales Obst und Gemüse immer die erste Wahl war. Mitte/Ende der 1970er Jahre boomten dann die Discounter und änderten alles. Erstaunlich, wie schnell die Menschen vergessen können! Und jetzt, wo wir „back to the roots“ gehen, wird das Verhalten unserer Eltern und Großeltern aus meinen Kindertagen zur revolutionären „neuen“ Entdeckung. Es wäre schon lustig, wenn es nicht so traurig wäre!

Umso wichtiger finde ich Hanna Olvenmarks Buch. Schade finde ich nur, dass man (oder nur ich?) erst spät merkt, dass es gleichzeitig auch ein Buch zur vegetarischen, großteils auch veganen Küche ist. Nicht ganz so schlimm, aber doch nicht ganz fair. Das weiß ich gerne sofort und auf den ersten Blick. Warum? Ich kann auf Fleisch verzichten, aber ich mag keine Ersatzprodukte (nicht nur Tofu ist mir verhasst, das fängt schon bei veganer Milch/Sahne und Eiersatz an). Davon abgesehen bereichert das Buch definitiv! Manche Erklärungen und Erkenntnisse finde ich für meine Altersgruppe ein bisschen amüsant, aber sie zeigen mir, dass meine Generation nicht genug von diesem Wissen an die nächste Generation weitergegeben hat. Das ist schon ein kleiner Schock. Darum finde ich den Saisonkalender für Obst und Gemüse schon super wichtig und sehr gelungen.

Für jeden Monat gibt es einen Wochenplan. Dafür gibt es sechs Rezepte, eines davon so, dass es für einen zweiten Tag zum Aufwärmen reicht. Hier findet sich dann auch gleich, was „zu tun“ ist für die weiteren Schritte bzw. Tage. Sehr praktisch und hilfreich ist ebenfalls, dass auf der gegenüberliegenden Seite dann gleich die entsprechende Einkaufsliste aufgeführt ist.

Die Rezepte kommen mit ein paar erklärenden Worten der Autorin, einer sauber und übersichtlich gegliederten Zutatenliste und daneben den erforderlichen Arbeitsschritten, auch diese gut verständlich formuliert. Daneben findet man ein appetitanregendes Foto des Gerichts. Mir ist das immer super wichtig, denn gerade beim Kochen lasse ich mich von den Bildern inspirieren. Rezepte ohne Foto fallen bei mir aus dem Raster. Die Zutaten sind gut zu bekommen. Was mir ein bisschen bitter aufstößt ist, dass kaum ein Rezept ohne Brühwürfel auskommt. Ich würze und koche ohne Instantbrühe und ohne Brühwürfel. Da ist mir dann am Ende doch zu viel Chemie drin.

Manche Rezepte verwirren mich allerdings. Wieso vegane Sahne verwendet wird, wenn gleichzeitig Eier und Käse zum Rezept gehören, erschließt sich mir absolut nicht. Oder Pflanzendrink statt Milch, aber Eier und Käse. Das sind dann quasi halbvegane Rezepte, die mit dem „Lieber vegan?“-Feld, in dem die veganen Alternativen zu den tierischen Produkten aufgezählt werden, zu vollständig veganen Rezepten werden. Das mag ich so nicht. Meine Vermutung: So hält die Autorin den CO₂-Wert pro Portion unter 0,5kg.

Auch wenn ich kein Veganer werde und lieber fleischlose Tage einlege, bei denen dann aber auch Milchprodukte verwendet werden, sowie Eier, finde ich dieses Kochbuch sehr bereichernd. Für den Fall, dass man Gäste hat, die sich vegan ernähren, möchte man ja auch gerüstet sein und nicht gerade die langweiligsten Standard-Gerichte auffahren. Mein Lieblingsgericht – auf vegetarische Art – ist das Kartoffelpüree mit Pilzsauce und grünen Bohnen in Knoblauch. Unfassbar lecker!

Hier hat man also ein Kochbuch, das den Geldbeutel schont, das Bewusstsein für saisonale und regionale Lebensmittel schärft, extrem auf den CO₂-Wert achtet, komplett ohne Fleisch auskommt (daher auch der extrem gute CO₂-Wert) und fast komplett vegan ausgerichtet ist. Die Preiserhöhungen im Lebensmittelbereich, besonders bei Obst und Gemüse, konnte die Autorin natürlich nicht vorhersehen, daher sehe ich das mit den vierzig Euro/Woche nicht ganz so eng. Ich finde es trotz meiner Kritikpunkte gelungen und gebe vier Sterne.

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Veröffentlicht am 02.05.2023

Für mich eine langweilige und enttäuschende Story

One of the Girls
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Der Junggesellenabschied von Lexi feiert sie mit fünf Freundinnen auf einer griechischen Insel. Alles ist traumhaft schön und luxuriös. Doch so idyllisch, wie alle zunächst tun, ist das Ganze nicht. Schnell ...

Der Junggesellenabschied von Lexi feiert sie mit fünf Freundinnen auf einer griechischen Insel. Alles ist traumhaft schön und luxuriös. Doch so idyllisch, wie alle zunächst tun, ist das Ganze nicht. Schnell stellt sich heraus, dass jede der Frauen Geheimnisse hat und nicht alles so rosig war und ist, wie alle gerne tun würden.

Leider konnte ich mit keiner der Frauen eine emotionale Bindung aufbauen. Sie alle fand ich auf ihre eigene Weise einfach nur schrecklich oberflächlich, naiv, überheblich, falsch – eben schlicht unsympathisch. Daher hatte ich zusätzlich noch gewisse Probleme, die Frauen auseinanderzuhalten. Kein gutes Zeichen!

Die Autorin zögert das Auftauchen der auf dem Cover erwähnten Leiche ein bisschen zu heftig mit dem immer selben schriftstellerischen Dreh hinaus. Mehrfach schreit jemand auf und man denkt: Jetzt ist eine tot! Und nö, nix da, es ist etwas anderes mehr oder weniger dramatisches geschehen. Nette Idee, aber ein bisschen überstrapaziert. Dafür erfährt man von jeder einzelnen Frau ausführlich die Gedanken, Gefühle, Selbstzweifel und Geheimnisse, die mal mehr, mal weniger aufsehenerregend sind. Irgendwie ist es das ganz normale Gejammer von „Dir und mir“, aber von einem Buch – ob nun Roman oder Thriller – erwarte ich doch eine Auszeit vom eigenen, wirklichen Leben. Mit jedem Geheimnis mehr überlegt man dann, ob dies einen Mord wert ist.

So plätschert das Buch so dahin und man versteht, warum es auf dem Cover als Roman deklariert ist, nicht als Krimi oder Thriller, obwohl es ja schon vom Text auf dem Titelbild um Lüge, Betrug und Tod geht (und es im Genre Thriller einsortiert ist). Mich frustriert so etwas dann doch arg und ich finde, da werden Leser mit etwas angelockt, das dann mehr oder weniger gar nicht kommt. Für mich ist dies eher eine nicht so wirklich spannende Sozialstudie, eine Beobachtung, wie sich Freundschaften über die Jahre hin verändern, wie sich Menschen verändern. Dumm nur, dass eine Frau (die Autorin) hier quasi alle Frauen (die Protagonistinnen eben, die ja im Grunde jede für einen bestimmten Typ Frauen stehen) in keinem guten Licht dastehen lässt und auch eine seltsame Einstellung z.B. zu weniger schlanken Frauen hat.

Das Geheimnis von Ana hat mir zunächst ein frustriertes Stöhnen entlockt und beinahe hätte ich hier abgebrochen. Aber die Neugier siegte und die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zuletzt. Das letzte Viertel zieht dann an mit Drehungen, Wendungen, Entdeckungen, Enthüllungen, Erkenntnissen und Ausbrüchen dermaßen an, dass man sich wundert, wieso die ersten drei Drittel so fürchterlich lahm waren. Irgendwie ist das dann aber so überfrachtet, dass man es nicht ernst nehmen kann. Und ab einem gewissen Punkt ist tatsächlich jede neue Wendung vorhersehbar.

Bis zum Ende wiederholen sich Muster und ich habe einfach zu oft mit dem Kopf geschüttelt. Man könnte es kurz fassen und sagen, es kam, wie es kommen musste. Deshalb kann ich leider nur sehr magere zwei Sterne geben. Da retten nicht mal die beiden wirklich sehr guten Sprecherinnen noch etwas.

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Veröffentlicht am 27.04.2023

Wenn der Schein trügt

Die Verborgenen
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Aus der Ehe von Sven und Franziska Hoffmann ist die Luft raus, aber beide halten die Fassade aufrecht. Als dann seltsame Dinge passieren, bröckelt die Fassade sichtlich. Da beide ihre Geheimnisse haben, ...

Aus der Ehe von Sven und Franziska Hoffmann ist die Luft raus, aber beide halten die Fassade aufrecht. Als dann seltsame Dinge passieren, bröckelt die Fassade sichtlich. Da beide ihre Geheimnisse haben, sind sie umso misstrauischer dem anderen gegenüber. Dabei liegt die Wahrheit ganz woanders.

Geschke zeichnet hier ein außergewöhnliches Szenario, das den Leser gruseln lässt. Vorstellbar ist all das tatsächlich und die Fäden, die hier zusammenlaufen, verstärken den Thrill noch zusätzlich. Fast möchte man von Horror sprechen!

Jede Figur hat hier ihr Geheimnis und natürlich fürchtet sich entsprechend auch jeder vor der Entdeckung dessen. Dass das Misstrauen und die Angst dann Dinge in Bewegung setzen, die alles nur schlimmer machen, ist kein Wunder. Wie fragil das Familiengefüge sein kann, wie nahe man schon am Abgrund stehen kann, bevor die Dinge in sichtbare Schieflage geraten, bringt Geschke hier gekonnt auf den Punkt. Ich möchte sagen, er spielt hier tatsächlich mit den Ängsten der Leser.

Die geschickt eingestreuten Wendungen werfen die Theorien, die man unweigerlich aufstellt, immer wieder über den Haufen. Irgendwann weiß man gar nicht mehr, wen man denn nun verdächtigen soll – oder anders gesagt, wer nicht verdächtig ist. Die Spannung steigert sich gemächlich, aber konstant, bis es zum großen Show-Down kommt. Typisch Geschke: Es gibt auch immer wieder Stellen, an denen man breit grinsen oder gar laut lachen kann (so unpassend es eigentlich scheint). Ich mag’s!

Für mich bot dieser Thriller super schöne und un-langweilige Lesestunden, der Plot ist erfrischend anders und nicht ausgelutscht, kleine nervige Stellen (manchmal, aber wirklich nur manchmal, sind die Figuren ein bisschen arg klischeehaft und/oder naiv) kann ich verschmerzen und übersehen. Dass hier kaum jemand meine Sympathie gewinnt, stört den Lesegenuss ebenfalls nicht und das ist extrem selten. Ich gebe also fünf Sterne und bin gespannt, was als nächstes aus Geschkes Feder kommt!

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Veröffentlicht am 27.04.2023

Privilegien

Dein Taxi ist da
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Damani verdient für sich und ihre Mutter mit Fahrdienstfahrten über eine App im altersschwachen Auto ihres verstorbenen Vaters den Unterhalt. Allerdings bekommt sie für immer mehr Arbeit immer weniger ...

Damani verdient für sich und ihre Mutter mit Fahrdienstfahrten über eine App im altersschwachen Auto ihres verstorbenen Vaters den Unterhalt. Allerdings bekommt sie für immer mehr Arbeit immer weniger Geld. Und sich um die kranke Mutter, die unbezahlten Rechnungen, schwierige Fahrgäste und das ganze Leben drumrum zu kümmern, wird immer schwieriger. Ihre eigenen Träume und Wünsche treten in den Hintergrund. Da tritt Jolene in Damanis Leben. Und das ist folgenreich.

Damani gibt so wenig wie möglich von sich preis. Nur wenig kommt nach und nach zutage. Sie ist sympathisch, doch merkt man schnell, dass da Dinge sind, die noch lange nicht verarbeitet sind und die sie mit sich herumschleppt, quasi am Rande eines steilen Abhangs. Dass sie in mehr als einer Hinsicht einer Minderheit angehört, weiblich ist und Taxi fährt macht es nicht gerade leichter. Die Story erzählt Damani aus ihrer Sicht und das gefällt mir sehr gut. Auch passt es, denn nur so kann man nachvollziehen, wie eines zum anderen kam und ihre Gefühle, Ängste, Sorgen und Nöte wirklich an sich heranlassen und verstehen.

Trotz aller Dramatik mangelt es dem Buch aber nicht an Humor. Das mag Galgenhumor sein, aber auch der ist oft nicht ohne Daseinsberechtigung. Gerade wenn sich Damani über die unzähligen Demonstrationen für und gegen so ziemlich alles in der namenlosen Stadt echauffiert, möchte man ganz breit grinsen. Und dabei ist das gar nicht wirklich lustig. Weder für Damani, noch für die Demonstranten und auch nicht für all jene Minderheiten und Missstände, die in diesem Buch aufgezeigt werden.

Damani ist 32 Jahre, wirkt aber sehr oft wie Anfang 20. Mir gefällt, dass Priya Guns ihre Bisexualität zwar herausstellt und natürlich auch zum Thema macht, aber nicht übertrieben wichtig nimmt. Die Ereignisse könnten ebenso ablaufen, wäre sie heterosexuell. Damani ist intelligent und gebildet, kommt aber immer schlechter über die Runden. Sie will sparen, um sich ihren eigenen Food-Truck leisten zu können, doch die Kosten des Lebens sind weit über den Einnahmen. Es wird immer enger.
Es ist erstaunlich, wie viele unterschiedliche Themen in dieser Story mühelos zusammenfinden, ineinander passen und so viel sagen, ohne dass sie wirklich ausführlich geschildert werden. Sie geben zu denken, sie hallen nach, sie wirken auch noch nach dem letzten Wort. Die Autorin sagt so viel mehr, als sie geschrieben hat. Die Themen anzuschneiden genügt dabei bereits. Alle zusammen ergeben dann kein Chaos, sondern eine umwerfend gute Geschichte. Das ist geniale Kunst und selten zu finden. Augen verschließen geht nach dieser Story nicht mehr und genau das finde ich gut. Guns zeichnet die Figuren sehr klar, ohne viele Worte dazu zu benötigen. Vor meinem geistigen Auge hatte ich von allen ein klares Bild.

Überhaupt weiß sie, ohne zu detailliert und ausschweifend werden zu müssen, Menschen, Dinge und Begebenheiten sowie die Umgebung wunderbar zu beschreiben. Viele ihrer Sätze sind wahre Poesie, wenn nicht gar Philosophie. Dabei kommt der Humor nie zu kurz, auch wenn immer wieder dramatische, traurige und gar nicht so lustige Dinge geschehen. All das zu beschreiben ist fast unmöglich. Man muss es einfach lesen oder hören – und das lohnt sich definitiv. Ich liebe diese Story, ich liebe Damani, ich liebe die Art, wie Maya Alban-Zapata das Buch eingesprochen hat und ich gebe aus tiefstem Herzen die vollen fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 18.04.2023

Wunderbar geschrieben

22 Bahnen
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Tilda hat sich längst damit abgefunden, dass ihre Mutter Alkoholikerin ist. Sie ist diejenige, die sich darum kümmert, dass der Anschein von Familie gewahrt wird. Sie ist es, die ihre kleine Schwester ...

Tilda hat sich längst damit abgefunden, dass ihre Mutter Alkoholikerin ist. Sie ist diejenige, die sich darum kümmert, dass der Anschein von Familie gewahrt wird. Sie ist es, die ihre kleine Schwester Ida liebevoll großzieht. Sie ist es, die arbeiten geht, neben dem Studium. Freunde sind keine mehr da – sie sind alle in die Großstädte gezogen, um zu studieren. Ihre eigenen Wünsche hat Tilda weit nach hinten gedrängt. Auch ihre Ängste und Sorgen hat sie tief vergraben. Doch dann bekommt sie eine Promotion in Berlin in Aussicht gestellt. Wie soll sie sich entscheiden? Oder hat sie überhaupt eine Wahl?

Tilda wirkt anfangs recht schräg, wie sie an der Supermarktkasse die Kunden erst ansieht, wenn sie die Artikel gescannt und geraten hat, zu wem sie gehören. Doch nach und nach erfährt man, was sie in ihrem jungen Leben bereits mitgemacht hat, wie allein und verloren sie ist, wie viel Verantwortung sie auf ihren schmalen Schultern trägt. Nur das Schwimmen hat sie neben ihrem Job und der Sorge um Mutter und kleiner Schwester. Diese geht nur bei schlechtem Wetter schwimmen, redet kaum, malt viel (und sehr gut). Man kann nicht umhin, Ida und Tilda schnell ins Herz zu schließen, die Mutter zu hassen und alle Menschen in ihrem Umfeld anschreien zu wollen, warum sie die Augen verschließen und nicht helfend eingreifen.

Man gerät schnell in den Sog von Tildas Geschichte, die sie in der Ich-Form erzählt, auf eine ganz spezielle, distanzierte Art. Genau das geht tief ins Herz und unter die Haut. Nach und nach versteht man Tilda immer besser und kann nicht umhin, sie für ihre Stärke zu bewundern und zu erkennen, warum sie so anders ist. Caroline Wahl hat einige weitere gewichtige Themen mit in diese Geschichte gewebt, ohne sie zu überladen und ohne vom Kern abzuschweifen. Dennoch bleibt vieles ungesagt. Gerade das gefällt mir sehr gut, denn zwischen den Zeilen lesen ist hier sehr wichtig.

Auch als die Dinge in Schräglage geraten, bleibt alles sehr realistisch. Die Autorin dramatisiert nicht, sondern lässt einfach geschehen. Tilda und Ida stützen sich so wunderbar gegenseitig, lassen dem anderen dennoch genug Freiraum und auch ein paar Schwächen. Sie sind für ihr Alter viel zu erwachsen, doch genau so werden Kinder eben, wenn sie unter solch extremen Bedingungen zu überleben versuchen.

Mir gefällt, dass die Autorin nicht auf die Tränendrüse drückt. Von mir aus hätte Tilda noch ewig weiter erzählen dürfen. Das Ende hätte ruhig noch viel weiter weg sein dürfen, doch gerade die Kürze sorgt dafür, dass man einen regelrechten Abschiedsschmerz spürt. Das Buch geht tief unter die Haut und nicht mehr aus dem Kopf. Das schaffen nicht viele!

Solche Bücher gibt es viel zu wenig! Ich hoffe, Caroline Wahl lässt es nicht bei diesem einen, wunderbaren Werk bleiben und liefert noch viele weitere nach. Dieses Buch ist mein bisheriges Jahreshighlight und ich bezweifle, dass es diesen Rang zeitnah verliert. Carolin Haupt hat einen großartigen Job gemacht und nicht unwesentlich Anteil an meiner Begeisterung. Ich gebe fünf Sterne!

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