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Veröffentlicht am 18.01.2023

Gemächlicher Reihenauftakt

Die Dreitagemordgesellschaft
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Phyllida Bright ist die Haushälterin von Agatha Christie und liebt deren Romane. Besonders Hercule Poirot hat es ihr angetan. Da die örtliche Polizei ein bisschen einfach gestrickt ist, entschließt sich ...

Phyllida Bright ist die Haushälterin von Agatha Christie und liebt deren Romane. Besonders Hercule Poirot hat es ihr angetan. Da die örtliche Polizei ein bisschen einfach gestrickt ist, entschließt sich Phyllida, selbst die Ermittlungen in die Hand zu nehmen, als ausgerechnet am Morgen des ersten Tages einer geplanten dreitägigen Feierlichkeit im Hause Mallowan einer der Gäste tot in der Bibliothek gefunden wird.

Möglicher Weise bin ich inzwischen schon dem „alten Eisen“ zuzurechnen, denn mich erinnert die Dreitagemordgesellschaft stark an die Folgen der TV-Serie „Das Haus am Eaton-Place“, die in meiner Kindheit lief. Ich erinnere mich nicht wirklich an die Inhalte der Folgen, die für mein damaliges Alter wohl auch nicht unbedingt passend waren, aber an die Charaktere. Und beim Personal von Agatha und Max Mallowan habe ich diese absolut im Kopfkino agieren.

Phyllida ist eine zauberhafte Figur und so modern, dass sie aus ihrer Zeit gefallen zu sein scheint. Sie pfeift auf die Konventionen der damaligen Zeit, ist aber weder frech noch zickig, sondern einfach nur enorm selbstbewusst und trotz allem sehr höflich und auf Etikette bedacht. Auch die anderen Figuren im Buch wirken zwar ein wenig stereotyp, aber dennoch authentisch. Sie haben alle eine süße oder witzige Charaktereigenschaft, die ihnen ein Alleinstellungsmerkmal verschafft, sodass man sie quasi sofort erkennt und einordnen kann.

Der Fall selbst ist herrlich verworren und verzwickt. Die nach und nach auftauchenden Indizien lassen den Leser immer neue Theorien aufstellen und sich irren und neue Spuren suchen. Doch Phyllida bleibt am Ball und ist den Profis im Bereich Ermittlungen immer um mehr als nur eine Nasenlänge voraus.

Die Idee, die Haushälterin von Agatha Christie Kriminalfälle lösen zu lassen, ist natürlich einfach nur zauberhaft und naheliegend. Hier zu erwarten, dass man quasi eine Nachfolgerin der beliebten Krimi-Autorin hat und diese in deren Stil weiterschreibt, ist meiner Meinung nach zu kurz gedacht. Ich sehe dies eher als zeitversetztes Spin-Off und dieses auf eine wirklich entzückende Art. Allerdings ist hier zu viel Cozy und zu wenig Spannung für meinen Geschmack eingeflossen. Der feine eingewebte Humor ist herrlich, aber nicht mengenmäßig genug vorhanden, um die Längen auszugleichen.

Möglich, dass dieser erste Band einer geplanten Serie noch ein bisschen in den Kinderschuhen steckt, dennoch bin ich nicht so sehr angetan, um mehr als drei Sterne zu geben. Gleichzeitig weiß ich aber, dass ich Phyllida gern weiter begleiten werde und sie auf alle Fälle noch eine Chance bei mir hat. Die eine oder andere Entwicklung meine ich bereits zu erahnen, aber ich lasse mich gerne überraschen.

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Veröffentlicht am 13.01.2023

Ein Ausflug ins Reich der Fantasy – auch das kann King!

Fairy Tale
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Charlie Read ist siebzehn und ein begabter Sportler. Seine Kindheit verlief nicht immer so, wie man sich das wünscht, aber er wuchs an seinen Herausforderungen und hat sich zu einem hilfsbereiten jungen ...

Charlie Read ist siebzehn und ein begabter Sportler. Seine Kindheit verlief nicht immer so, wie man sich das wünscht, aber er wuchs an seinen Herausforderungen und hat sich zu einem hilfsbereiten jungen Mann entwickelt. Da war es keine Frage, dass er dem alten Howard Bowditch helfen würde, als er durch das Winseln und Bellen dessen Hundes Radar darauf aufmerksam wurde, dass der Mann von der Leiter gefallen war und sich schwer verletzt hat. Die beiden (oder eher: drei) werden Freunde und Mr. Bowditch verrät Charlie ein unfassbares Geheimnis. Dieser kann es nicht glauben, wird aber nach und nach eines besseren belehrt. Also macht er sich auf den Weg und hofft, dass sein Ausflug nicht so lange dauern wird.

Ich liebe die Bücher von Stephen King, auch wenn ich oft das Ende nicht mag. Hier habe ich die Seiten geradezu verschlungen, bis es zu sehr ins Genre Fantasy ging. Die Story beginnt in unserer Welt, mit ein paar kleinen mystischen oder märchenhaften Tüpferchen. Mit der Zeit wird der Einschlag des Märchens und damit der Fantasy immer stärker. Bei einem Buch mit dem Titel „Fairy Tale“ auch kein Wunder. Aber mir persönlich macht das Genre Mühe beim Lesen und dem Kopfkino. Deshalb geht dann alles etwas langsamer.

Dennoch hatte ich riesig gute Unterhaltung. Wie fast immer mochte ich die Hauptfigur Charlie super gern. Gerade Teenager kann King einfach umwerfend gut lebendig werden lassen. In Anbetracht dessen, dass seine eigene Jugend doch schon länger zurück liegt und auch die Jugend seiner Kinder nicht gerade erst gestern war, finde ich das eine tolle Leistung. Und ja, dass ich mich in den Schäferhund Radar verliebt habe, gebe ich gerne zu. Tiere ziehen immer, das weiß King auch sehr genau.

Die Geschichte von Charlie ist in der Ich-Form geschrieben. So kann Charlie gewisse Dinge ohne Probleme auch im Dunkeln lassen, da er sie nicht weiß und somit auch nicht erzählen kann. Insgesamt erweist sich das als sehr nützlicher Kniff. Dennoch hat die Geschichte keine echten Lücken oder Logikfehler. Im Gegenteil – King hat da wieder elegant und gekonnt eine neue Welt geschaffen und die Figuren stimmig handeln lassen. Ganz still und leise sind einige Elemente anderer Werke – nicht nur von King selbst – mit eingeflossen. Doch das ist so gekonnt gemacht, dass es nicht negativ ist, sondern ein Gefühl von Bekanntem, Sicherheit gibt. Diese Idee gefällt mir sehr, auch wenn ich mit „echter“ Fantasy nicht ganz so viel anfangen kann.

Auf gewisse Weise war es sogar sehr passend und stimmig, dass ich mit dem Teil in Empis ein paar Schwierigkeiten hatte. Es passte super zur Stimmung und gab dem Gelesenen das passende, stimmige Gefühl, die richtige Atmosphäre. Ob Absicht oder Zufall? Wer weiß das schon! Auf alle Fälle hat es bei mir eine tolle Wirkung gezeigt.

Ja, doch, hier ist das Ende sehr gelungen, dafür hatte ich eben diese Empis-Probleme. Perfekt ist das Buch also für mich nicht, doch denke ich, dass vier Sterne noch immer ein super guter Schnitt sind. Und wie immer freue ich mich auch jetzt wieder auf MEHR vom Meister!

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Veröffentlicht am 08.01.2023

Die Wahrheit über die Zeit in Pelham

Das College
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Als Hannah vor zehn Jahren ihre beste Freundin im College tot aufgefunden hat, war für sie klar, wer der Mörder ist. Doch als nach dessen Tod im Gefängnis nicht nur ein Reporter, sondern auch die Schwester ...

Als Hannah vor zehn Jahren ihre beste Freundin im College tot aufgefunden hat, war für sie klar, wer der Mörder ist. Doch als nach dessen Tod im Gefängnis nicht nur ein Reporter, sondern auch die Schwester von April Zweifel äußern, gerät Hannahs wackelige Welt komplett aus den Fugen. Sie will nun unbedingt mit Sicherheit wissen, ob sie damals einen schrecklichen Fehler begangen hat und macht sich gegen den Willen ihres Mannes und hochschwanger auf die Suche nach der Wahrheit.

Ruth Ware hat einen ganz besonderen Stil, der den Leser immer wieder aufs Glatteis und falsche Fährten führt. Ihre Twists sind einfach großartig und umwerfend. Besonders gelungen fand ich „Woman in Cabin 10“. Auch in „Das College“ spielt sie mit dem Leser gekonnt von Anfang bis Ende. Mir missfällt diesmal allerdings, dass ich eine gewisse Figur einfach nicht so sympathisch finden konnte, wie ich wohl sollte. Hier gibt es für mich ein paar Unstimmigkeiten, die bis zum Ende nicht so wirklich aufgelöst werden. Hannah selbst finde ich aber absolut glaubwürdig und gelungen. Zu all ihren persönlichen Belastungen kommt die Schwangerschaft, die zwar sehr erfreulich ist, mit den Begleiterscheinungen Hannah aber alles sehr erschwert. Von der Hormonumstellung über körperliche Beschwerden bis zur Angst um das Ungeborene ist alles vorhanden.

Der Wechsel von „davor“ und „danach“ ist eine geniale Idee. Die beiden Zeitebenen ergänzen sich, gehören zusammen, sind verflochten wie ein Zopf. Das wird damit sehr schön dargestellt. So seltsam es klingen mag, das Ende ist überraschend, obwohl es im Grunde vorhersehbar gewesen hätte sein können (oder auch war). Dem Leser fallen die Schuppen zeitgleich mit Hannah von den Augen. Das ist eine Kunst, die nicht viele Autoren beherrschen.

Die Figuren sind sehr realistisch gezeichnet. Auch wenn die Gruppe der Studenten, die vor zehn Jahren zu einer Clique wurden, aus zumeist gut situierten Kreisen stammen, kann man ihre Situationen nachempfinden. Selbst die enorm verwöhnte und doch recht arrogante April zieht nicht nur ihre Mitstudenten, sondern auch den Leser auf gewisse Weise in ihren Bann.

Insgesamt wurde ich wirklich mehr als nur gut unterhalten. An der einen oder anderen Stelle hätte ich persönlich noch ein paar Verbesserungen vorzuschlagen, doch reicht es auf alle Fälle für solide vier Sterne.

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Veröffentlicht am 07.01.2023

Nichts muss mehr verderben – Haltbarmachen rettet Lebensmittel!

Haltbarmachen im Glasumdrehen
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Man muss nicht unbedingt einen eigenen Garten haben, um Obst und Gemüse haltbar machen zu wollen. Man kann auch kleine Portionen verarbeiten, die man nach Lust gekauft hat oder eben übrig hat und nicht ...

Man muss nicht unbedingt einen eigenen Garten haben, um Obst und Gemüse haltbar machen zu wollen. Man kann auch kleine Portionen verarbeiten, die man nach Lust gekauft hat oder eben übrig hat und nicht verderben lassen möchte.

Dieses Buch bietet ein Rundum-Sorglospaket dafür. Es wird alles genau erklärt, von der Idee über die Techniken bis zum „Handwerkszeug“. Die Texte – von der Theorie bis zur Praxis – sind ansprechen geschrieben und machen Spaß, sie zu lesen. Sehr gelungen, gerade für Einsteiger, Neulinge und „Feiglinge“ wie mich (einkochen ja, fermentieren war bisher nicht so meins), finde ich die Schnelleinteiger-Rezepte. Sie sind so gemacht, dass man sie sich zutraut und somit einen tollen Einstieg in die Materie hat.

Der Rezeptteil ist nahezu klassisch. Ein ganzseitiges Foto zeigt das Ergebnis. Das mag ich sehr – Rezepte ohne Foto inspirieren mich nicht und reizen mich auch nicht, sie nachzukochen. Hier bin ich bei fast jedem Rezept „dabei“! Es gibt eine kleine Einführung zum Produkt, eine schnell erkennbare Markierung der Herstellungsart, die Auflistung der Zutaten (inklusive Information, für wie viele Portionen/Gläser es reicht), verständlich formulierte Zubereitungsschritte, Information über die Haltbarkeitsdauer und Zubereitungszeit. Die Überraschung ist hier, dass es sich oft um ungewöhnliche Lebensmittel (ich hatte noch nie Mispeln gegessen) und moderne, frische Zubereitungen und Mischungen handelt. Sehr schön finde ich auch, dass es viele Ideen und Vorschläge gibt, um Lebensmittel vor dem Kompost zu retten und auch aus „Nebenprodukten“ etwas zu machen, das dem Gaumen gefällt. Das ist echte Nachhaltigkeit!

Unterteilt sind die Rezepte in die Themenbereiche Obst, Gemüse und Würze. Zudem ist auch eine Anleitung für Sauerteig dabei. Das besondere Extra ist das Kapitel über Eier. Am Ende des Buches findet sich dann ein Glossar, das alphabetische Register und ein bisschen Werbung in Form von Bezugsquellen für die Utensilien und weiterführende Literatur.

Wer echtes Interesse am Haltbarmachen hat, wird hier stundenlang schmökern können und immer wieder eins der Rezepte nacharbeiten. Zudem regt das Buch an, eigene Versuche zu starten und zu variieren. Mir gefällt es super gut und ich gebe fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 27.12.2022

Manche Ängste haben in unserem Leben irgendwann ausgedient

Frau Maier sieht Gespenster
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Frau Maier, deren Vorname im ganzen Buch nicht genannt wird, die mit ihrer Katze (die gar keinen Namen hat) am Chiemsee lebt, freut sich ein bisschen verhalten über und auf ihren neuen Job im Schloss auf ...

Frau Maier, deren Vorname im ganzen Buch nicht genannt wird, die mit ihrer Katze (die gar keinen Namen hat) am Chiemsee lebt, freut sich ein bisschen verhalten über und auf ihren neuen Job im Schloss auf der Insel. Es ist nicht die Arbeit, die ihr Sorgen bereitet, sondern das Umfeld. Aber schnell merkt sie, dass die Angestellten alle sehr nett sind. Blöd nur, dass sie schon am zweiten Tag über eine Leiche stolpert und natürlich das Schnüffeln nicht lassen kann. Zwangsläufig gerät die ältere Dame in Gefahr!

Dies ist der dritte Band um Frau Maier und für mich der erste. Man merkt beim Lesen nicht, dass man in der Mitte anfängt, das Buch baut also nicht auf den anderen auf. Sehr schön! Mag sein, dass dem Leser so ein paar kleine Infos zu Frau Maier selbst fehlen, doch ich hatte an keiner Stelle das Gefühl, dass mir etwas fehlt.

Die Figuren sind gelungen, wenn auch teilweise stark überzeichnet. Besonders Frau Maier muss man mögen, ist sie doch eine so traurige Frau. Gerade das nimmt mir jedoch auch viel der Freude am Cosy-Crime, denn die Grundstimmung ist rund um Frau Maier einfach extrem düster, depressiv, schwermütig. Nach und nach erfährt man über die Gründe, doch ist mir das ein bisschen zu viel. Auch ist es schon ein bisschen bittersüß, dass so gut wie jeder Frau Maier mag und ihre Nähe sucht, sie aber quasi die Einsamkeit in Person ist.

Der Fall selbst ist schön verzwickt und mit vielen Indizien und Verdächtigen gespickt. Die Lösung ist einfach, aber effektiv. Das Buch liest sich also bequem und recht unaufgeregt so dahin, entspannt gut und regt auch ein wenig zum Nachdenken an. Dennoch hat es mich nur sehr wenig berührt oder in seinen Bann gezogen und die Namens-Sache finde ich ein bisschen übertrieben. Ein bisschen mehr von der Katze wäre zudem passend gewesen, ist sie doch auf jedem Cover der zentrale Mittelpunkt.

Es war ganz nett mit Frau Maier, aber ich werde wohl doch nicht so schnell ihre anderen Fälle erschmökern. Drei Sterne.

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