Profilbild von MissDaisy

MissDaisy

Lesejury Star
online

MissDaisy ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MissDaisy über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2021

Jugend damals, Jugend immer

Fahrtwind
0

Mitten in den wilden 1970ern – das Leben ist bunt, die Jugend rebellisch und die Zeiten einfach irgendwie im Aufbruch. Da ist es eigentlich kein Wunder, dass der Ich-Erzähler, der gerade das Abi in der ...

Mitten in den wilden 1970ern – das Leben ist bunt, die Jugend rebellisch und die Zeiten einfach irgendwie im Aufbruch. Da ist es eigentlich kein Wunder, dass der Ich-Erzähler, der gerade das Abi in der Tasche hat, einfach ein paar Sachen plus Gitarre packt und losgeht. Ohne festes Ziel, einfach weg. Sein Roadtrip bringt ihm mehr Erkenntnisse, als alle Schulzeit zuvor und jede Moralpredigt, die ihm bisher unterkam …

Es ist herrlich, dem Protagonisten quasi an den Lippen zu hängen. Klaus Modick hat den perfekten Stil, den jungen Mann lebendig werden zu lassen, und Frank Stieren setzt dem Ganzen als Sprecher noch die Krone auf. So absurd oder abstrus die Szenen auch manchmal sind, sie sind mitten aus dem Leben der (damaligen) Zeit gegriffen und wunderbar auf den Punkt gebracht.

Jedes Jahrzehnt hat seine Besonderheiten und je älter man selbst wird, desto herrlicher ist es, auf das eine oder andere davon zurückzusehen. Ich war in den 1970ern ein Kind und habe sie quasi von einem weiteren, anderen Standpunkt aus gesehen, dennoch erkenne ich so vieles davon wieder.

Modick lässt seinen Helden Eichendorffs „Aus dem Leben eines Taugenichts“ er-leben, sich zum Vorbild machen, aus einer Art jugendlichem Protest trotzig stolz hochhalten. Das ist wunderbar gelungen und trifft so viele „wunde Punkte“ – weil es auch bestens in die heutige Zeit passt, mit kleinen Änderungen, Anpassungen und etwas Phantasie.

Eigentlich passiert so gar nichts Großes, aber das so gekonnt, dass man einfach gefesselt ist von der Geschichte, den jungen Mann begleitet und mit ihm erwachsen wird. Erstaunt stellt man fest, dass es eine gar nicht so lange Zeitspanne war, die man wild und taugenichtsig verbracht hat, aber dennoch ist so außerordentlich viel geschehen, hat sich verändert, hat begonnen. Ein Zufall reiht sich an den nächsten und man sieht: So ist das Leben eben! Dinge geschehen. Manche passen, manche weniger, aber insgesamt webt sich daraus ein Leben und meist passt schon alles super zusammen.

Mir gefällt Modicks Idee, mir gefällt die Umsetzung. Klar, manches hätte man sich anders wünschen können, doch wäre es dann noch der „Taugenichts der 1970er“ gewesen? Wohl weniger. Ich spürte deutlich, wie viel Spaß Modick hatte und das hat sich auf mich übertragen, auch wenn die eine oder andere Stelle vielleicht so nicht hätte sein müssen für mich. Für Modick schon. Und genau das macht für mich den „Fahrtwind“ zu einer runden, wunderbaren Geschichte. Ich hatte super viel Spaß, trotz mancher kleinen „Hänger“. Für fünf Sterne reicht es dennoch nicht ganz, dafür aber gibt es vier besonders leuchtende Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.09.2021

So wird auch aus der TK-Pizza eine kleine Delikatesse!

Pimp my Fertiggericht - Pimp my Pizza
0

Ja, ich gebe gern zu: Manchmal ist ein Tag stressig gewesen und man mag nur noch ein Fertiggericht zubereiten. Zu diesem Zweck steht eine mittelgroße Auswahl an Konserven & Co. in unserer Vorratskammer. ...

Ja, ich gebe gern zu: Manchmal ist ein Tag stressig gewesen und man mag nur noch ein Fertiggericht zubereiten. Zu diesem Zweck steht eine mittelgroße Auswahl an Konserven & Co. in unserer Vorratskammer. Schon immer haben wir aber noch das eine oder andere Extra dazugegeben. Ganz klar, dass mich dieses völlig andere Kochbuch entsprechend angezogen hat!

Klar, auf die Idee, eine TK-Spinat-Pizza mit frischem Blattspinat und Flusskrebsen zu belegen, kann man selbst kommen. Gar kein Ding. Aber wer noch nie gepimpt hat, wird doch den einen oder anderen „Anfänger-Tipp“ benötigen, so als Anstoß. Außerdem hat es auch etwas ausgefallenere Ideen. Zugegeben, dazu muss man dann auch die nötigen Zutaten im Haus haben. Macht aber nix – man kann sie ja nach Lektüre des Buches mal eben auf den Einkaufszettel setzen und hat sie dann vielleicht ja passend zu den Fertiggerichten zur Hand, wenn nötig …!

Aufgeteilt ist das Buch in die Kapitel:

- Einfach posh!
- Hauptsache yummy!
- Fleischlos glücklich
- Leicht und lecker

Da findet jeder eine tolle Idee für das Veredeln der einfachsten Fertigpackungen! Sogar Ramen kann man pimpen und das so einfach und doch so edel! Manche gepimpte Speisen sind meiner Meinung nach sogar Gäste-tauglich. Da ist es gut, dass die Rezepte immer auch auf einen Blick zeigen, für wie viele Portionen sie ausgelegt sind. Ebenfalls erkennt man, wie lange die Zubereitung dauert und welcher Schwierigkeitsgrad vorliegt. Natürlich findet man auch eine Zutatenliste und eine gut verständliche und übersichtliche Schritt-für-Schritt-Anleitung. Mit wenigen Zutaten und guten Ideen werden die Fertiggerichte nicht nur geschmacklich und optisch gepimpt, sie werden auch ausgewogener und gesünder.

Das Buch ist nicht nur ideal für Eilige, sondern auch für alle, die nicht gern kochen oder nicht kochen können und meiner Meinung nach besonders für Studenten, deren Küchen doch meist nicht unbedingt Gourmet-Tempel sind, die aber gern in der WG essen. Aber auch, wer sonst „richtig“ kocht, wird hier Appetit bekommen!

Schön gemacht, mit Fotos zu jedem Gericht. Einzig ein Stichwortregister fehlt mir, aber das ist mir keinen Sterneabzug wert, deshalb gebe ich die vollen fünf Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 10.09.2021

Auch wenn es ein Bestseller ist – „mein“ Buch ist es leider nicht

Von hier bis zum Anfang
0

Star kämpft noch immer mit der Ermordung ihrer Schwester vor dreißig Jahren. Darunter leidet besonders ihre Tochter Duchess, die quasi den kleinen Bruder großziehen muss und sich um die depressive Mutter ...

Star kämpft noch immer mit der Ermordung ihrer Schwester vor dreißig Jahren. Darunter leidet besonders ihre Tochter Duchess, die quasi den kleinen Bruder großziehen muss und sich um die depressive Mutter kümmern. Das macht sie hart und wütend. Doch dann wird der angebliche Mörder ihrer Tante aus dem Gefängnis entlassen und alles droht zusammenzubrechen.

Vermutlich ist mir das Buch einfach zum falschen Zeitpunkt begegnet. Es ist ergreifend, bewegend, herzzerreißend auch dramatisch. Aber es hat mich sehr angestrengt beim Lesen, obwohl es nicht wirklich langweilig ist. Doch mir sind einige Dinge einfach zu detailliert geschildert, von den Personen über Orte bis zu Szenen. Insgesamt hat es eine recht düstere, deprimierende Grundstimmung und das ist nicht ideal, wenn man selbst gerade ein paar seelische Baustellen zu bewältigen hat.

Dabei nutzt Chris Whitaker eine fast schon poetische Sprache, die wirklich zauberhaft ist. Dennoch strengt das an, es fordert den Leser. Das mag ich eigentlich, doch hier ist es in einer Weise, die dafür sorgte, dass ich sehr lange Zeit für das Buch gebraucht habe. Damit ist es für mich quasi das Gegenteil eines Pageturners. Man muss den Stil mögen, man muss sich ins Buch fallen lassen können.

Das meiste dreht sich um Duchess. Ihre Kindheit war nicht sehr glücklich und das hat sie hart und wütend gemacht. Ihr Verhalten mag verständlich sein, doch hat sie eine Art, die es mir unmöglich macht, sie zu mögen und ihr zu verzeihen, sie zu verstehen, ihr Mitgefühl entgegen zu bringen. Das ist mit ein Grund, warum ich das Buch so schwer zu lesen fand.

Walk dagegen konnte mich mehr für sich gewinnen. Die Stränge aus seiner Sicht konnte ich etwas leichter lesen, doch hat er es leider nicht geschafft, das ganze Buch zu retten.

Ich werde es vielleicht in einigen Jahren erneut lesen, doch für den Augenblick ist es für mich leider nur ein drei Sterne Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.09.2021

Die Gruppe verändert sich

Bloom
0

Petra, Anaya und Seth haben eben erst die Welt vor dem schwarzen Gras gerettet und schon regnet es Eier. Keine Frage, das muss ein neuer Angriff der Außerirdischen sein und die drei wollen mit ihren neu ...

Petra, Anaya und Seth haben eben erst die Welt vor dem schwarzen Gras gerettet und schon regnet es Eier. Keine Frage, das muss ein neuer Angriff der Außerirdischen sein und die drei wollen mit ihren neu entdeckten Kräften dagegen angehen. Doch dann werden sie auf eine harte Probe gestellt …

Der erste Band hat mir sehr gefallen. Es gab viel zu schmunzeln und die Ideen waren toll und frisch. Jetzt im zweiten Band habe ich dies alles vergeblich gesucht. Die drei Freunde entwickeln sich völlig anders und das in mehrerlei Hinsicht. Es kommen weitere Kids dazu und die Eifersüchteleien beginnen, die Freundschaften zu zerstören. Das ist mir zu klischeehaft gezeichnet und mir fehlen die Lösungsansätze komplett. Viele Dialoge waren einfach nur kindisch, aber nicht passend. Weder für die Altersgruppe der Figuren, noch für die Leser.

Die Idee, die Kids in ein Lager zu stecken, um sie zu beobachten und zu instrumentalisieren, mag für einen Erwachsenenroman noch gehen. Für ein Jugendbuch für Kids ab 12 Jahren finde ich das zu heftig. Besonders stört mich dabei, dass es keine „Zwischenspiele“ gibt, in denen sich jemand bemüht, die Kinder da herauszuholen. Dr. Weber kann mich nicht überzeugen – wie echt ihre Sorge war, ist mir noch immer nicht klar. Ich denke, im dritten Band werden so einige Überraschungen vorkommen und „Bomben platzen“.

Den Humor des ersten Bandes vermisse ich hier komplett. Es ist viel zu düster, viel zu hoffnungslos, viel zu viel Streit und Misstrauen. Als sogar die drei Freunde anfangen, gegeneinander zu agieren, hat mich das Buch verloren. Da konnten die sich verändernden Fähigkeiten nichts mehr retten.

Besonders ärgerlich ist zudem, dass der Verlag und das Format geändert wurden. So macht man sich beim Leser keine Freunde. Das komplette Buch macht für mich quasi genau diesen Eindruck: es ist völlig anders, von der Stimmung über die Message bis zum Lesespaß!

Ja, ich bin vom zweiten Band enttäuscht. Ich werde mir den dritten Band dennoch zu Gemüte führen, denn das Ende interessiert mich jetzt trotz allem. Aber ich kann nur mit viel gutem Willen drei Sterne geben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.08.2021

Die Schule – ein Ort des Lernens

Die Pension der gebrochenen Herzen
0

Max wollte so gern mit seiner Frau aus einer alten Schule ein Hotel machen und arbeitet mit ganzem Herzen und Körpereinsatz daran. Kurz vor der Fertigstellung verlässt ihn Louise und für Max bricht schlichtweg ...

Max wollte so gern mit seiner Frau aus einer alten Schule ein Hotel machen und arbeitet mit ganzem Herzen und Körpereinsatz daran. Kurz vor der Fertigstellung verlässt ihn Louise und für Max bricht schlichtweg alles zusammen. Nach und nach ziehen vier weitere Neu-Singles bei ihm ein und so wird aus der Schule eine Männerpension. Die fünf Männer könnten unterschiedlicher nicht sein und entsprechend gestaltet sich das Zusammenleben …

Ich liebe die Bücher von Karine Lambert. Sie haben alle einen ganz besonderen Zauber und verändern den Leser sanft, aber gründlich. Doch zu diesem Buch fiel mir der Zugang leider erstaunlich schwer. Ich fand so wenig von der wunderbaren Sprache, die die Autorin sonst nutzt. Die Männer haben mich allesamt sehr enttäuscht und keiner konnte meine Sympathie so richtig gewinnen. Doch auch die Frauen blieben mir bis zum Schluss erschreckend fremd und fern. Ich hatte fast die ganze Zeit das Gefühl, ungewollt Dinge mitzuhören, die nicht für mich bestimmt sind. Es war fast, als wüsste nebenan jemand nicht, wie dünn die Wände sind.

Karine Lambert hat hier viel mit Klischees gearbeitet und für jeden Typ Mann einen Gast in der Pension geschaffen. Gut kommt keiner weg. Der eine ist zu weich, der andere zu arrogant, der dritte wieder zu arbeitsscheu … Doch auch die Frauen sind nicht ohne. Keine hat ihrem Partner überhaupt eine echte Chance gegeben, sondern einfach den Koffer vor die Tür gestellt. Hm!

Zwar entwickeln sich die Männer im Laufe des Buches, aber mir scheint das nicht in sich stimmig zu sein. Symbolisch ist hier natürlich die Schule – die Männer lernen, über sich selbst, über das Leben und vor allem über Frauen. Die Entwicklung ist wichtig, aber das Ende ein bisschen zu glatt.

Jeder hat mal einen schlechten Roman in einer Serie genialer Bücher. Deshalb freue ich mich umso mehr auf das nächste Buch der Autorin. Dieses mochte ich nicht so sehr, aber sicher kommt sie beim nächsten Mal wieder mit einem genialen Werk um die Ecke. Von mir bekommt die „Pension der gebrochenen Herzen“ drei Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere