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Veröffentlicht am 26.01.2021

Da will man sofort beginnen!

Homefarming
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Judit Rakers hat mich umgehauen – sie kennt Spaghetti mit Ketchup und Rührei! Gut, bei mir wird der Ketchup gestrichen und eine richtige Tomatensoße gekocht, aber bisher kannte ich niemanden, der dazu ...

Judit Rakers hat mich umgehauen – sie kennt Spaghetti mit Ketchup und Rührei! Gut, bei mir wird der Ketchup gestrichen und eine richtige Tomatensoße gekocht, aber bisher kannte ich niemanden, der dazu auch wie ich ein Rührei macht! Schon gewonnen! So einfach kann das manchmal sein! Dass sie zudem auch alles ein wenig lockerer sieht und bei allem Raum für Kreativität und Alternativen lässt, von niemandem verlangt, ein „Super-Öko“ zu sein, ist natürlich genauso sympathisch. Ich lebe gern bewusst und nachhaltig, kann aber nicht komplett auf alle Annehmlichkeiten im Leben verzichten. Dennoch habe ich Freude daran, wenn im großen Kübel aus alten, schrumpeligen Kartoffeln neue Pflanzen wachsen und im Herbst eine kleine Ernte auf mich wartet. Aber ich bin bequem! Ich möchte nicht viel Zeit investieren, vor allem nicht in der Gluthitze im Sommer viel hacken und harken und jäten müssen. Also muss es wenig Aufwand kosten und Spaß machen. Noch dazu verlange ich gar nicht, dass ich komplett auf Zukäufe verzichten kann. Einfach hin und wieder etwas aus dem eigenen Garten auf den Tisch bringen, dann bin ich schon glücklich! Voll zum Selbstversorger kann ich schon deshalb nicht werden, weil unser Garten sehr klein ist. Aber: mir genügt das vollkommen!

Ein Anstoß für die Autorin, zum Selbstversorger zu werden, war ihre Begegnung mit Wolf-Dieter Storl und seinem Buch „Der Selbstversorger“. Persönlich kenne ich den Herrn nicht, aber sein Buch. Für sein Modell müsste ich ein weiteres Grundstück anmieten und obwohl mir sein Buch sehr gefällt, hat mich schon das Lesen müde gemacht: für mich einfach zu viel Arbeit, die da auf mich zukäme! Dennoch, Anregungen fand ich auch für mich. Insofern kann ich Judith Rakers, die ich bisher überhaupt nicht kannte (ich sehe selten fern), absolut verstehen. Dieser Mann ist definitiv eine Inspiration.

Besonders schön ist, dass man von der ersten Zeile an das Gefühl hat, als Freund/in behandelt zu werden. Nicht als unwissender Depp, der dringend belehrt werden müsste. Die Autorin möchte einfach ihre eigene Freude und Begeisterung weitergeben – und das schafft sie super gut! Damit kommt dann quasi so nebenbei auch das komplette Wissen über das Säen, Pflanzen, Pflegen und Ernten mit. Es macht riesig Spaß, das Buch zu lesen, hin- und her zu blättern und Vorbereitungen zu treffen, Schritt für Schritt ebenfalls Obst und Gemüse anzubauen und irgendwann zu ernten.

Von der Beschaffenheit des Bodens/der Erde über das Anlegen eines Beetes (so ein Garten vorhanden) oder das Arbeiten mit Hochbeeten oder Pflanzgefäßen (wenn kein Garten vorhanden), vorbei an der Auswahl des Gemüses und Kräutern bis zu Gewächshaus und Ernte wird alles angesprochen und mehr oder weniger vertieft. Auch auf Schädlinge und das Haltbarmachen der Früchte wird eingegangen. Am Ende jedes Kapitels ist ein „Merkkasten“, wie man ihn in der Schule auch hatte. Hier wird auf den Punkt gebracht, was das Kapitel erklärt hat. Sehr gefreut habe ich mich auch darüber, dass die Autorin „zugibt“, dass Tomaten eben nicht so einfach selbst zu ziehen und zu pflegen, sondern echte Diven und anspruchsvoll sind. Und so ehrlich ist sie das ganze Buch durch – was Anfängern ebenso hilft, wie „Halbprofis“. Hier werden keine falschen Vorstellungen gefüttert, sondern Tatsachen berichtet und gezeigt. So muss das sein!

Auch wenn gewisse Punkte nur für Menschen mit Platz und entsprechend dickem Geldbeutel geeignet sind, ist das Wissen darüber kein Fehler. Man kann vielleicht nicht alles umsetzen, was hier gezeigt wird, aber die Situation kann sich ja auch mal ändern. Dann ist es gut, zu wissen, wo man nachschlagen kann.

Bei den Hühner-Kapiteln vergisst die Autorin allerdings, dass es nicht überall erlaubt ist, Hühner zu halten. Hier muss man erst mal genau nachfragen, bevor man loslegt. Darf man das, hat man in und mit diesem Buch eine geballte Ladung an Informationen rund um das Halten glücklicher Hühner, denn das Thema wird sehr gut und ausführlich behandelt.

Zum krönenden Abschluss finden sich Tipps und Tricks zum Einkochen und Haltbarmachen der Ernte. Auch Rezepte fügt Judith Rakers noch bei. Zwischendurch gibt es kleine Interviews mit interessanten Menschen, die viel Wissenswertes zum Thema beisteuern und wertvolle Informationen weitergeben. Alles ist wunderbar unterhaltsam geschrieben und liest sich weg, wie ein Roman. Das gefällt mir ausgesprochen gut.

Keine Frage – dies ist ein Buch für alle, die sich an das Thema herantasten wollen, ohne ihr Leben sofort komplett umkrempeln zu müssen. Für alle, die Spaß beim Gärtnern haben wollen, ohne es in Stress ausarten zu lassen, mit der Option, aus einem kleinen Hobby irgendwann ein großes zu machen. Dickes Lob an Frau Rakers! Das Buch ist rundum gelungen, macht Freude und bekommt von mir die vollen fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Eine zweite Chance

Die Mitternachtsbibliothek
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Die Welt der Mittdreißigerin Nora Seeds gerät aus den Fugen und das macht sie so schwach, dass sie beschließt, nicht mehr leben zu wollen. Auf dem Weg ins Jenseits landet sie in der Mitternachtsbibliothek. ...

Die Welt der Mittdreißigerin Nora Seeds gerät aus den Fugen und das macht sie so schwach, dass sie beschließt, nicht mehr leben zu wollen. Auf dem Weg ins Jenseits landet sie in der Mitternachtsbibliothek. Hier trifft sie auf die Bibliothekarin ihrer Schulzeit, Louise Elm. Diese erklärt ihr, dass sie in dieser Bibliothek die Bücher ihrer nicht gelebten Leben findet. Jede Entscheidung, die man trifft, führt zu einem anderen Parallel-Leben im Universum. Nora hat nun die Möglichkeit, in jedes dieser Leben zu schlüpfen, um zu einer endgültigen Entscheidung zu gelangen und das Leben zu leben, das perfekt für sie ist. Nora ist fasziniert und weiß gar nicht, wo sie anfangen soll …

Matt Haig hat eine wunderbare Gabe, völlig unrealistische Dinge so zu erzählen, dass sie möglich werden. Man versinkt in seinen Romanen geradezu. Er zeichnet mit Worten herrliche Bilder, lässt neue Welten entstehen und geht sogar noch darüber hinaus, lässt das Universum wachsen und den Leser darin reisen.

Nora ist mir von Anfang an sympathisch und ebenso schnell geht es mir ans Herz, wie unglücklich sie ist. Dabei empfinde ich kein Mitleid, denn das wäre unpassend. Aber in mir ist der Wunsch, Nora zu helfen, glücklich zu werden. Sie auf den Reisen durch ihre möglichen Leben zu begleiten ist sehr aufschlussreich und lässt mich über mich selbst vieles lernen. Auch die Sicht auf mein eigenes Leben wurde durch Matt Haigs Roman und seine wunderbare Protagonistin Nora – aber auch durch Mrs Elm – verändert. Das muss ein Autor erst mal schaffen!

Die Personen, denen Nora in ihren unterschiedlichen Leben begegnet, bereichern ebenfalls. Jede einzelne trägt dazu bei zu beeinflussen, welche Entscheidung Nora am Ende trifft. Viele Stellen sind herzergreifend traurig, aber es gibt, wie im wahren Leben, auch viel Freude und Spaß, Gefühle jeglicher Art und insgesamt eine Menge Arbeit.

Die einzelnen Aufenthalte in den Leben sind teils extrem kurz, doch das genügt völlig. Viel längere Schilderungen hätten mich nur gelangweilt. Ab einem gewissen Punkt hatte ich sogar das Bedürfnis, Nora mitteilen zu dürfen, dass sie in diesem gewählten Leben, das sie gerade probiert, nicht wirklich gut aufgehoben ist. Nach und nach erkennt der Leser, welches Leben Nora wählen sollte und ab da ist es spannend zu beobachten, ob sie diese Erkenntnis auch haben wird.

Ein Hauptthema ist Reue. Wie Haig dies behandelt, zeigt, dass er dieses Gefühl sehr gut kennt und weiß, wie sehr es einen fesseln, ausbremsen, blockieren und vor allem deprimieren kann. Wie man loszulassen lernt und sich selbst verzeiht und eine neue Chance gibt, davon handelt dieses Buch auf wunderbare, zauberhafte und unendlich liebenswerte Art. Dass er selbst gegen Depressionen ankämpft, macht ihn quasi zum Experten auf diesem Gebiet. Umso wunderbarer ist es, wie viel Kraft und Mut er mit diesem Buch zu machen imstande ist.

Ein liebenswertes Buch, das tief unter die Haut und mitten ins Herz geht und da ganz lange nachhallt! Ganz klare fünf Sterne von mir und mein Januar-Highlight.

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Veröffentlicht am 22.01.2021

Ein Blick in die Küchen und Künste von 26 Weltköchen

Die Weltköche zu Gast im Ikarus
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Mal im Ernst – wie viele von uns können sich ein Menü im IKARUS leisten? Zudem sind die Tische auf Ewigkeiten ausgebucht. Und aktuell ist ein Besuch so oder so gar nicht möglich, egal wie nah oder weit ...

Mal im Ernst – wie viele von uns können sich ein Menü im IKARUS leisten? Zudem sind die Tische auf Ewigkeiten ausgebucht. Und aktuell ist ein Besuch so oder so gar nicht möglich, egal wie nah oder weit man davon weg wohnt. Aber die Bücher über die Weltköche im IKARUS kann man jederzeit genießen. Auch das Auge wird immer verwöhnt und man ahnt, dass der Gaumen wahre Feuerwerke an Genüssen bekommen würde, hätte man die Chance, im IKARUS oder den Restaurants der Gastköche sich eines der Menüs servieren lassen zu können.

Martin Klein ist ein unheimlich sympathischer Mensch mit endlos viel Charisma. Das kommt auch in jedem Wort von ihm rüber und strahlt geradezu aus den Fotos mit ihm. Da wundert es nicht, dass auch in diesen schwierigen Zeiten Köche einsprangen, sobald es wieder möglich war. Und dadurch konnten statt der üblichen 13 sagenhafte 26 Köche die Gäste verwöhnen und verzaubern – in einem Jahr, in dem man gedacht hätte, dass es keine sechs schaffen werden! Wunderbar! Und genau so wunderbar ist das ganze Buch wieder geworden!

Ich liebe die Portraits der Köche, die Fotos ihrer Restaurants, ihrer Küchen, ihrem Werken. Eine wunderbare Idee ist, dass es immer ein großes, ganzseitiges Foto der Hände der Köche gibt. Am meisten freue ich mich aber über Martin Kleins eigenes Kapitel und Menü. Die vorgestellten Menüs sind sehr gut beschrieben und nachkochbar, wenn man ein wenig mehr Ahnung vom Kochen hat und an die ein oder andere doch sehr ausgefallene Zutat kommt. Ja, klar, so perfekt werden sie sicher nicht, aber man bekommt eine kleine Ahnung, wie toll es „dort“ schmecken muss. Allein schon, dass man nachlesen kann, wie die Köche die Gerichte machen, finde ich wunderbar, selbst wenn ich sie nicht nachkoche. Und ja, für Otto-Normalverbraucher sind es oft Minikleckse auf riesigen Tellern. Für den großen Hunger sind die Gerichte wahrlich nicht geeignet, aber für das Verwöhnen des Gaumens sind sie perfekt. Und das darf ja auch mal sein! Da sind wahre Kunstwerke auf den Tellern und ganz ehrlich – man wünscht sich, das doch einmal im Leben serviert zu bekommen.

Jeder dieser Bände ist Bildband und Rezeptsammlung vom Feinsten in einem. Edel aufgemacht, sehr schön zu lesen, noch schöner anzusehen. Für Kochanfänger sind die Rezepte ganz sicher nicht geeignet, aber das müssen sie auch nicht. Siehe oben – die Köche verraten, wie sie es machen. Es ist, als sähe man ihnen über die Schulter, dürfte in ihrem Reich bei ihnen und neben ihnen stehen und zusehen, wie sie mit ihrem Team diese Kunstwerke zaubern. Ich liebe es! Jedes Buch wieder! Fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 20.01.2021

Mit Käfern kennt sich Fellinger aus!

Sau am Brett
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Fellinger, seineszeichens Lebensmittelkontrolleur und Hobbyermittler, erlebt quasi live mit, wie ein Gast beim Löffelmacher-Wirt tot in sein Essen fällt. Nicht nur, dass Fellinger lieber Kriminalkommissar ...

Fellinger, seineszeichens Lebensmittelkontrolleur und Hobbyermittler, erlebt quasi live mit, wie ein Gast beim Löffelmacher-Wirt tot in sein Essen fällt. Nicht nur, dass Fellinger lieber Kriminalkommissar geworden wäre, dies aber aufgrund seines kaputten Knies nicht konnte, er befürchtet auch, dass man ihm ein Fehlverhalten bei der Kontrolle vorwerfen könnte. Also muss er ja quasi schon selbst ermitteln! Als sich herausstellt, dass der Gast vergiftet wurde, stellt sich die Frage, wer er ist – oder war – und warum er sterben musste. Fellinger stolpert von einer Katastrophe in die nächste und wurstelt sich wunderbar liebenswert grantelnd durch all die Rätsel und Fragen, die der Fall so mit sich bringen.

Hach, so herrlich! So grantig Fellinger gern tut, hat er doch ein riesiges Herz! Die Frau, die es erobert, wird ein Leben wie eine Königin führen, das steht mal fest. Aber wer könnte sich in ihn verlieben und in wen könnte er sich wohl verlieben? Das ist ein ebenso großes Rätsel, wie der Giftmord im Ort.

Man kommt kaum aus dem Schmunzeln heraus, dennoch ist der Krimi nicht albern oder lächerlich. Im Gegenteil, die Spannung ist stets da und man kann kaum aufhören. Das liegt nicht zuletzt an den vielen „Originalen“ – denn hier ist jede einzelne Figur ein Unikat und trotz aller Klischees wunderbar gezeichnet. Ich möchte sogar behaupten, dass gerade das Spiel mit den vielen Klischees den Zauber dieses Krimis bewirkt. Man muss es ja nicht ernst nehmen, darf schmunzeln und lachen, einfach mal den bierernsten Alltag hinter sich lassen und trotzdem wunderbar unterhalten werden.

Immer wieder kommt es zu Situationskomik, die geradezu aus dem Leben gegriffen scheint. Ja, gut, ein bisschen überzogen erzählt, aber dennoch – nicht undenkbar! Oliver Kern wirft bei mir so lockerflockig leicht das Kopfkino an, dass es mich schon fast ängstigt. Mir kam es vor, als hätte in diesem Band der gute alte Fellinger stets und ständig Hunger und dürfte nie in Ruhe essen – und schon gar nicht satt werden. Das ist gleichermaßen komisch wie tragisch. Das alles in „gemäßigtem Bayerisch“, möchte ich mal sagen. Alles ist verständlich, man hat nicht das Gefühl, einen Dolmetscher zu benötigen.

Michael Schwarzmaier liest das Buch so gekonnt ein, dass man das Gefühl hat, er erzählt seine eigene Geschichte, ganz ohne Skript, einfach so, als wäre man befreundet. Ob Fellingers Privatleben, sein Beruf, sein Hobby – in jeder Situation passt die Sprachmelodie und das bei Freude, Ärger, Wut, Angst und Schadenfreude ebenso, wie bei Trauer, Mitgefühl und Anflügen von Verliebtheit. Auch wenn Berti Fellinger sich in eine Reihe mit Wilsberg, Kluftinger und Eberhofer stellen kann, ist er ein Original, kein Abklatsch. Und irgendwie der Sympathischste der Vier! Ja, ich hatte einen riesen Spaß mit seinem zweiten Fall und freu mich auf noch mehr von Oliver Kerns liebenswertem Lebensmittelkontrolleur! Dafür gerne (wieder) fünf Sterne!

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Veröffentlicht am 19.01.2021

Das Geheimnis einer Ermittlerin

Trauma – Kein Entkommen
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Die Münchener Mordermittlerin Katja Sand glaubt als einzige nicht an die Selbstmordtheorie, die alle anderen zu den beiden Toten – einer im See ertrunken, einer im Kühlschrank erstickt. Sie lässt sich ...

Die Münchener Mordermittlerin Katja Sand glaubt als einzige nicht an die Selbstmordtheorie, die alle anderen zu den beiden Toten – einer im See ertrunken, einer im Kühlschrank erstickt. Sie lässt sich nicht davon abhalten, auf eigene Faust weiter zu ermitteln, nachdem ihr Chef die Fälle als erledigt schließt. Und je weiter sie kommt, desto mehr holt sie ihre eigene Vergangenheit ein …

Mir hat dieser Thriller, der wunderbar spannend und doch erfreulich unblutig daherkommt, sehr gut gefallen, obwohl mir ein paar Dinge etwas bitter aufgestoßen sind. Ich denke, hier wurde zum Teil schlecht recherchiert – sei es versehentlich, oder um den Verlauf der Story dahin biegen zu können, wohin er sollte. Ungereimtheiten finden sich in so ziemlich allen Büchern, deshalb kann ich damit relativ gut leben.

Ein wenig schade finde ich, dass die Trilogie auf einen bereits fahrenden Zug aufspringt: Ermittler/in mit persönlichem düsteren Hintergrund, den niemand wissen soll, der aber über kurz oder lang zu einem Drama führen wird. Hier wird dies noch gesteigert durch die Konstellation, dass die Ermittlerin alleinerziehende Mutter eines Teenagers ist, der seinen Vater nicht kennt. Genau das führt zu weiteren Verwicklungen, zumal dieser Vater seine Tochter sehr gerne kennenlernen würde und nach wie vor nicht weiß, warum Katja die Beziehung noch vor der Geburt von Jenny beendet hatte.

Die Fälle der beiden Toten sind extrem spannend und auch sehr ergreifend. Ebenso die „Zwischenspiele“, die am Ende einen Sinn ergeben. Hier sind zwei Szenen gewesen, die heutzutage sicher eine Triggerwarnung verdient hätten. Mich haben sie sehr getroffen und mir auch die Freude am Buch geschmälert. Das ist ein wenig schade, denn ich freue mich trotz aller von mir aufgezählten Kritik sehr auf Band zwei (und drei) der Trilogie, auch wenn ich die eine oder andere Ahnung habe, wohin die Reise gehen wird. Katjas Kollege Rudi Dorfmüller ist ein Sympathieträger. Er ergänzt und springt ein, wann immer es wichtig und erforderlich ist. Nicht „guter Bulle, böser Bulle“, sondern ein eingeschworenes Team, bei dem sich einer auf den anderen verlassen kann, ohne Wenn und Aber.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Christoph Wortberg ohne pseudo-wissenschaftliche Monologe auskommt. Das Buch lässt sich gut lesen, ohne dass man spezielle Kenntnisse von der Marine, Psychologie oder sonstigen Dingen haben müsste. Für mich ein bisschen wie die guten alten Krimis der 1970er Jahre, nur eben doch im Thriller-Bereich. Nicht extrem anspruchsvoll, aber gerade dadurch auch nach einem anstrengenden Tag spannende, gute, solide Unterhaltung. Ich mag es zwar nicht, wenn von Anfang an feststeht, dass es eine Trilogie wird. Wenn, dann sind mir Reihen doch lieber. Trotzdem hatte ich viel Lesefreude und bleibe am Ball, wenn der nächste Band herauskommt. Insgesamt ergibt das für mich ein Vier-Sterne-Buch.

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