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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2017

Tod eines Restaurantkritikers

Der Commissaire kocht
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Lucien Lefevre hat Hunger – aber bevor er endlich essen kann, stirbt der Gourmetkritiker da Silva, der Ehrengast bei der Restauranteröffnung von Colette Viard, die eine Kochshow gewonnen hatte, war. Es ...

Lucien Lefevre hat Hunger – aber bevor er endlich essen kann, stirbt der Gourmetkritiker da Silva, der Ehrengast bei der Restauranteröffnung von Colette Viard, die eine Kochshow gewonnen hatte, war. Es stellt sich heraus, dass er das Gift einer Qualle zu sich genommen hat. Wer hat Grund, da Silva zu töten? Oder fragt sich hier eher, wer keinen Grund dazu hätte? Nach und nach kommen immer mehr Details zutage, die von der Köchin bis zum Dorfarzt jeden zum Verdächtigen machen. Lefevre und Sophie suchen nach dem oder der Täter/in.

Dieser Krimi ist spannend und hat noch dazu witzige Komponenten. Da Silva ist so unsympathisch, wie es nur geht: betrügt seine Ehefrau, spielt mit seinen Affären, zerstört die Zukunftsträume so mancher Köche, sogar Lefevre selbst hat so seine Erfahrungen mit ihm. Dazu kommt ein Geheimnis, das da Silvas Karriere mit einem Schlag beenden könnte.

Auch gefällt mir, wie hier die Kochshows, die seit Jahren so beliebt sind (ich gebe zu, teils auch bei mir), unter die Lupe und auf die Schippe genommen werden. Oh ja, ich erkenne so manche kleine Andeutung auch bei unseren deutschen Kochshows wieder! Das hat mich sehr amüsiert und auch ein wenig nachdenklich gemacht.

Die Story lebt fast ausschließlich von Ermittlungen. Alles Private steht quasi in direktem Zusammenhang dazu. Das gefällt mir, denn so zieht sich der Fall nicht unnötig in die Länge. Raum für die Entwicklung des Commissaires bleibt so dennoch genug. Gute alte Krimikunst, wie sie leider so langsam vergessen wird – mir hat es gefallen!

Die Wendungen sind gut gemacht und in sich stimmig. Man hat nicht das Gefühl, dass hier mit Gewalt neue Verdächtige herangezerrt werden. Fast spielerisch ergeben sich die neuen Aspekte wie von selbst. So rätselt man als Leser/Hörer von Anfang bis Ende mit. Das Ende ist sehr gut gemacht und passt hervorragend.

Gerd Heidenreich liest dieses Hörbuch bemerkenswert authentisch ein. Man nimmt ihm den Commissaire bedenkenlos ab und auch seine Art, die anderen Figuren (insbesondere die Frauen) darzustellen, ist einfach genial. Versteckte Ironie, gepaart mit der genau richtig bemessenen Dosis Affektiertheit – eine tolle Mischung!

Auch wenn mir französische Literatur selten liegt, hier tut sie es. Ich wurde durchweg sehr gut unterhalten. Da gebe ich doch sehr gerne die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 29.04.2017

Die Berliner Version von Miss Marple und Jessica Fletcher

Frl. Krise und Frau Freitag ermitteln: Der Altmann ist tot
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Als wäre der normale Schulalltag für die beiden Lehrerinnen nicht schon aufreibend genug, stirbt der Mathelehrer Altmann überraschend. Alles sieht nach einem Unfall aus: ein Sturz auf einer Treppe. Aber ...

Als wäre der normale Schulalltag für die beiden Lehrerinnen nicht schon aufreibend genug, stirbt der Mathelehrer Altmann überraschend. Alles sieht nach einem Unfall aus: ein Sturz auf einer Treppe. Aber dann tauchen Hinweise auf, die ein anderes Bild ergeben. Und überhaupt – kann man bei dieser popeligen Treppe tatsächlich so blöd fallen, dass man stirbt? Wo ist der Schlüssel zu Altmanns Auto? Was hatte Altmann mit der Tätowierung einer türkischen Schülerin zu tun? Wie kam er mit der Tatsache klar, dass seine sehr junge Frau sich so gut mit ihrem Kollegen verstand? Warum postet die Schirmer solche seltsamen Gedichte? Fragen über Fragen! Und während Frl. Krise sich nachmittags um das Baby einer ehemaligen Schülerin kümmert, kommt sie gemeinsam mit Frau Freitag auf die Idee, diesen Fall aufzuklären …

Einfach herrlich, wie hier alles drunter und drüber geht! So richtig schön, wie aus dem echten Leben! Kaffeeklatsch bei Onkel Ali, dem berlinernden Türken, Kauf und Diebstahl von edlen Kinderwagen, Verfolgungen mit Tarnung, Wiedersehen mit ehemaligen Schülern, Bundesjugendspiele, türkische Hochzeit – einfach alles ist dabei. Es wird keine Sekunde langweilig – und ich habe das komplette Hörbuch tatsächlich an zwei Tagen durchgehört!

Einzeln mag ich die beiden Lehrerinnen schon sehr, aber gemeinsam sind sie ein super Krimi-Autoren-Team mit viel Sinn für Selbstironie und der richtigen Dosis Humor, um daraus einen witzigen Krimi und keinen Klamauk zu machen. Alte Bekannte (Schüler) tauchen auf (wenn man die Bücher der beiden kennt), neue Figuren gibt es auch und allesamt muss man – trotz und gerade wegen ihrer Schwächen und Macken – einfach mögen.

Die Schauplätze sind gut genug beschrieben, dass man sie sich vorstellen kann, auch wenn man noch nie in Berlin war, aber nicht so ausführlich, dass es langweilig werden könnte. Verdächtige gibt es genug und die Auflösung ist überraschend, aber nicht an den Haaren herbeigezogen. Einen winzig kleinen Cliffhanger gibt es auch, der die Vorfreude auf weitere Ermittlungen der beiden Hobbydetektivinnen anfeuert.

Gesprochen wird dieses Hörbuch von Joseline Gassen (Frl. Krise) und Carolin Kebekus (Frau Freitag). Diese Kombination ist für mich einfach perfekt. Carolin Kebekus hat die optimale Stimme und Betonung für Frau Freitag, wie ich sie von den ersten drei Bänden (gelesen) mir vorgestellt hatte. Joseline Gassen ist Synchronsprecherin. Ihre Stimme ist sehr angenehm und ganz besonders. Man kennt sie beispielsweise als Abigail von „Dharma und Greg“, aber ganz besonders in Erinnerung ist sie mir als Jennifer Hart („Hart aber herzlich“). Für Frl. Krise ist sie ebenfalls wie geschaffen!

Ich hatte 436 unterhaltsame Hörminuten, die mir die Hausarbeit sehr erleichtert haben – deshalb vergebe ich auch begeisterte fünf Sterne!

Veröffentlicht am 24.04.2017

Damals wie heute tief beeindruckend

Die Wolke
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In der Schule hört die 14-jährige Janna die Durchsage, dass die Schule geschlossen wird. Der Grund ist der Super-GAU. Alle sollen in ihren Häusern bleiben und sich im Keller einquartieren. Zu Hause wartet ...

In der Schule hört die 14-jährige Janna die Durchsage, dass die Schule geschlossen wird. Der Grund ist der Super-GAU. Alle sollen in ihren Häusern bleiben und sich im Keller einquartieren. Zu Hause wartet Jannas kleiner Bruder Ulli auf sie und möchte mit ihr Reibekuchen machen. Die Eltern sind unterwegs und die beiden allein. Jannas Mutter ruft an und drängt sie, sich mit Ulli sofort auf den Weg nach Norden zu machen. Sie starten per Rad. Doch das ist nur der Anfang einer Reise, die voller Schrecken ist …

Gudrun Pausewang hat dieses Jugendbuch 1987 geschrieben. Sie hat damit die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl verarbeitet. Fukushima 2011 hat ebenfalls einige endlich wachgerüttelt. Dass dieses Thema auch heute noch brandaktuell ist und erneuerbare Energien wichtiger denn je sind, zeigen auch die jüngsten Vorfälle unsicherer AKWs – mitten in Deutschland.

Laura Maires Stimme klingt, wie die eines weiblichen Teenagers. Sie liest „Die Wolke“ in einem Tempo, das zur Story passt. Sie ist die ideale Janna. Wenn sie andere Personen „nachmacht“, erkennt man diese sofort als eigenständige Charaktere. Dabei wird es nie schräg oder unangenehm, wie das oft bei Sprechern ist. Es ist, als könne sie tatsächlich in all die Figuren und Rollen schlüpfen. Das hört sich sehr angenehm an und fesselt den Hörer.

Das Thema ist deprimierend, aber wichtig – zudem hat die Autorin es sehr gut umgesetzt. Wie „Wenn der Wind weht“ ist auch „Die Wolke“ beängstigend und traurig. Dennoch halte ich dieses Buch für eine herausragende Leistung. Sehr schön werden die Lügen und Intrigen dargestellt, die eine solche Katastrophe nach sich zieht. Von Flucht und Verzweiflung, Überlebenskampf und Wegsehen – die ganze Bandbreite – erzählt „Die Wolke“.

Wie eine solche Katastrophe die Menschen aufspaltet und ihre schlimmsten Seiten aufzeigt, beschreibt Gudrun Pausewang sehr eindrucksvoll. Die direkten und indirekten Auswirkungen des Extremfalls, das Verlorensein, die Sehnsucht, das Heimweh und das Elend der Flüchtlinge – alles ist noch heute so aktuell, wie vor dreißig Jahren. Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, wie sehr mich „Die Wolke“ berührt und ergreift. Das Hörbuch ist, obwohl gekürzt, sehr beeindruckend. Bei keinem anderen Hörbuch war es bisher rings um mich herum dermaßen still, wie hier.

Ich wünsche mir, dass möglichst viele Menschen das Buch lesen oder das Hörbuch genießen. Es kann und wird die Menschen verändern. Von mir von Herzen die vollen fünf Sterne!

Veröffentlicht am 23.04.2017

Starker dritter Teil der Serie um das tierische Detektiv-Duo

Kalle und Kasimir - Flitterwochen im Pfötchenhotel
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Endlich haben Linna und Mads „Ja!“ gesagt und somit unserem tierischen Detektiv-Duo die gemeinsamen Ermittlungen wieder leichter gemacht. Und zu einer Hochzeit gehören auch schöne Flitterwochen. Den Karibikurlaub, ...

Endlich haben Linna und Mads „Ja!“ gesagt und somit unserem tierischen Detektiv-Duo die gemeinsamen Ermittlungen wieder leichter gemacht. Und zu einer Hochzeit gehören auch schöne Flitterwochen. Den Karibikurlaub, den Mads‘ Mutter für die beiden gebucht hatte, verwandelten die beiden in Flitterwochen im Pfötchenhotel, um von ihren cleveren Vierbeinern nicht so lang getrennt sein zu müssen. Und so machen sich die vier auf den Weg in den Schnee zum Skifahren und Flittern. Doch das Verbrechen lauert überall. In der Ferienidylle sogar gleich mehrfach: Tiere werden entführt und wertvolle Gegenstände gestohlen. Das ist für Kalle und Kasimir natürlich ein gefundenes Fressen. Wäre ja gelacht, wenn sie die Fälle nicht aufklären würden! Was sie allerdings entdecken, stellt sie vor ein großes moralisches Problem …

Die Kalle & Kasimir Reihe ist locker und flockig geschrieben und liest sich auch ebenso. Tierischen Ernst findet man hier nicht und das ist gut so! Die beiden Tiere sind einfach liebenswert. So arrogant Kasimir erscheint, so einfältig wirkt Kalle – und doch ist es genau diese Mischung, die dafür sorgt, dass die beiden Helden mitten ins Herz treffen.

Auch in ihrem dritten Fall haben die beiden alle Pfoten voll zu tun. Diesmal kommt jedoch die Komponente dazu, dass nicht jedes Verbrechen aus Habgier begangen wird, sondern manchmal auch aus einer Not heraus. Hier ist es dann schwer, die Gerechtigkeit walten zu lassen. Auch die beiden Tierhelden müssen diese Prüfung bestehen.

Dazu kommt eine Prise Liebesgeschichte, die jedoch kein bisschen kitschig, sondern sehr witzig und sogar spannend ist. Während unser Kalle Sehnsucht nach seiner Amanda hat, lernt Kasimir am eigenen Leib, wie verwirrend Liebe sein kann.

Zu Kalles für den Leser witzigen Schwierigkeiten mit Fremdwörtern kommt Eddas Vorliebe für Sprichwörter. Urkomisch, wie passend die Autorin auf Hund und Katz umgedichtete Sprichwörter in die Geschichte eingewebt hat. Und dabei läuft sich dieser Gag kein bisschen müde, sondern macht süchtig nach mehr.

Serien schwächeln mit der Zeit gern, doch Kalle & Kasimir sind auch im dritten Band erfrischend und unterhaltsam, wie zum Start der Reihe. Es ist spürbar, dass die Autorin selbst Spaß beim Schreiben hat und noch viele Ideen in petto hat. Und genau darauf freue ich mich schon jetzt, denn Kalle & Kasimir sind mir sehr ans Herz gewachsen. Der obercoole Kater und der etwas einfältige Mops sind einfach ein unschlagbares Team. Sie haben sich – wie ihre menschlichen Mitstreiter – weiterentwickelt. Stillstand gibt es nicht, sodass bei allem Humor doch auch das wahre Leben widergespiegelt wird.

Die Serie macht einfach Spaß und eignet sich wunderbar, den Ernst des Lebens für ein Weilchen hinter sich zu lassen. Wer Tiere liebt und gerne lacht, wird mir zustimmen: hier kann man nur die vollen fünf Sterne geben!

Veröffentlicht am 19.04.2017

Für mich die schönste Liebesgeschichte der Welt!

Love Story
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Oliver Barret IV ist Jura-Student auf der Harvard-Universität. Er lernt die Radcliff-Musik-Studentin Jennifer Cavilleri kennen. Er stammt aus reichem Hause, sie ist die Tochter italienischer Einwanderer. ...

Oliver Barret IV ist Jura-Student auf der Harvard-Universität. Er lernt die Radcliff-Musik-Studentin Jennifer Cavilleri kennen. Er stammt aus reichem Hause, sie ist die Tochter italienischer Einwanderer. Doch so groß der finanzielle Unterschied zwischen beiden ist, so groß ist auch die Anziehungskraft. Olivers Vater, ein Mann mit Prinzipien und einer Erziehung, die wenig Gefühl zulässt, ist gegen diese Verbindung. Das geht so weit, dass Oliver sich enterben lässt und Jenny erst recht heiratet. Das Glück der beiden scheint trotz aller Widrigkeiten und finanziellen Nöten perfekt zu sein. Doch als sie versuchen, Eltern zu werden, überrollt sie das Schicksal …

Erich Segal hat ein wunderbares Buch geschaffen, das nur knappe 150 Seiten hat und gleich im ersten Satz das Happy End komplett ausschließt. Sowohl das Buch als auch der Film haben mich verzaubert und in ihren Bann geschlagen – und nun hat das Hörbuch, wunderbar eingelesen von Mark Waschke, den Hattrick komplett gemacht.

Oliver erzählt seine und Jennys Geschichte. Dabei ist er ein wenig flapsig und locker, so wie es zu den beiden passt. Die großen Gefühle hört man dennoch zwischen den Zeilen super gut heraus. Da Oliver ebenso erzogen worden ist, wie sein Vater, hat auch er ein Problem damit, Gefühle frei und offen zu zeigen. Außerdem hat dieser Ton noch einen anderen Grund, doch den muss jeder Leser bzw. Hörer selbst herausfinden.

Dem Leser/Hörer bleibt viel Raum, um die groben Lücken mit eigener Phantasie zu füllen. Das klappt zumindest bei mir sehr gut! Beide treffen meine Art von Romantik absolut, auch wenn die meisten wohl eine andere Vorstellung davon haben. Dennoch ist die Tiefe der Gefühle der beiden immer präsent.

Es ist große Kunst, mit so wenigen Worten so viel zu sagen. Das schafft Erich Segal mit einer für den Leser erscheinenden Leichtigkeit, die ihresgleichen sucht. Seine Sprache ist einfach wunderbar, zärtlich, liebevoll – trotz aller Ironie und allen Wortwitzen. Ganz ohne Schwülstigkeit und Kitsch verzaubert dieses Hör-Buch.

Die wenigen Protagonisten werden ebenso mit wenigen Pinselstrichen gezeichnet, wie alles andere auch. Das passt hervorragend ins Gesamtkonzept. Dennoch hat man sie klar und deutlich vor Augen – die Netten ebenso, wie die Unsympathischen. Hier wird kein Wort zu viel gesagt und alle, denen die große Liebe bereits begegnet ist, werden wie ich hin und weg sein. Von mir ganz klar die vollen fünf Sterne!