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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.12.2019

Ein wilder Mix aus schwierigen Themen

Nachtspiel
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Gerichtsmedizinerin Julia Schwarz hat diesmal ganz viele Päckchen auf einmal zu tragen. Nicht nur, dass die aktuellen Morde ihr unmittelbares Umfeld betreffen, sie erkennt auch immer deutlicher, dass sie ...

Gerichtsmedizinerin Julia Schwarz hat diesmal ganz viele Päckchen auf einmal zu tragen. Nicht nur, dass die aktuellen Morde ihr unmittelbares Umfeld betreffen, sie erkennt auch immer deutlicher, dass sie zusammenhängen. Doch ihre Alpträume rauben ihr den Schlaf und Julia ist sich bald nicht mehr sicher, was Wahrheit und was Wahnvorstellung ist. Die Ereignisse überschlagen sich und nicht nur einmal gerät sie in große Gefahr. Kriminalkommissar Kessler steht ihr sehr gern zur Seite, doch stehen ihm auch seine aufkeimenden Gefühle etwas im Weg …

Auch in diesem Band fehlt mir ein bisschen der letzte Kick, um die vollen fünf Sterne zu geben. Manche Szenen sind mir zu detailliert ausgeführt, sodass Längen entstanden. Auch ging mir an manchen Stellen Julias Naivität gewaltig auf die Nerven, an anderen habe ich mich gefragt, ob die Autorin das jetzt echt ernst meint. Spannung ist immer wieder da, aber zwischendurch geht sie auch wieder verloren. So war ich von Anfang bis Ende etwas hin und her gerissen.

Die einzelnen Figuren sind aber – was in einer Reihe ja wichtig ist – gut wiederzuerkennen und sie entwickeln sich auch stimmig weiter. Julias Trauma, der Tod ihres Bruders, ist auch hier wieder Thema. Die Gräueltaten wurden zum Glück nicht allzu ausführlich beschrieben, waren für meinen Geschmack aber schon wieder extrem krankhaft und übertrieben. Ja, es ist ein Thriller, aber der käme auch mit weniger Perversität gut klar. Die unfassbare Arroganz gewisser Figuren und deren Frauenbild übertreffen echt alles.

Für meinen Geschmack wurden zu viele (schwierige) Themen zusammengeworfen. Das überlädt die Story und macht sie ein bisschen unglaubwürdig. Dennoch ist „Nachtspiel“ eine spannende Unterhaltung und ich gebe – nicht zuletzt für Svenja Pages und ihre Art, das Buch einzulesen – vier Sterne.

Veröffentlicht am 28.11.2019

Österreichische Backkunst zu Weihnachten

Die besten Weihnachtskekse
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In diesem Buch finden sich auf fast 300 Seiten wunderbare Rezepte für die Weihnachtskeksbäckerei. Auf den ersten knapp 30 Seiten gibt es erst Mal eine Menge Tipps und Tricks rund um das Backen, die Zutaten ...

In diesem Buch finden sich auf fast 300 Seiten wunderbare Rezepte für die Weihnachtskeksbäckerei. Auf den ersten knapp 30 Seiten gibt es erst Mal eine Menge Tipps und Tricks rund um das Backen, die Zutaten und die Lagerung der Kekse. Auch geht Johanna Aust hier auf die unterschiedlichen Anforderungen der diversen Teigsorten ein.

Die Rezepte sind übersichtlich und detailliert gegliedert und beschrieben. Sehr schön finde ich, dass die Schritt-für-Schritt-Anleitungen in einer gut lesbaren Schrift in schöner Größe gehalten sind. Die Zutatenliste ist in kleinerer Schrift, aber noch immer ohne Brille lesbar. Menge der fertigen Kekse und deren Haltbarkeit findet man ebenfalls. Die Zutaten sind nicht zu außergewöhnlich und die typisch österreichischen Ausdrücke halten sich in Grenzen. Gekrönt wird jedes Rezept mit einem ganzseitigen Foto. Das mag nicht wichtig sein, gefällt mir aber sehr.

Ein wenig Erfahrung beim Backen sollte man allerdings mitbringen. Für komplette Neulinge in dem Bereich halte ich das Buch nicht geeignet. Mein erstes Rezept, das ich nachgebacken habe, waren die Zitronensterne. Hier wurde der Mürbteig genau nach Anweisung zubereitet. Dennoch war er extrem weich. Ich musste mehr Mehl einarbeiten und den Teig kühlen. Leider hat mir auch die Zitronencreme überhaupt nicht geschmeckt, weshalb ich die Kekse dann mit Marmelade weitergearbeitet habe.

Die Mandelschnitten, die ich danach gemacht habe, waren ein wenig arbeitsintensiv, aber das Ergebnis überzeugt absolut! Ganz viele Mini-Nussecken sind das geworden, eben mit feinen Mandeln statt Nüssen. Ein Traum!

Richtig gefreut habe ich mich über die „No-waste-Rezepte“. Man könnte auch sagen: Rezepte zur Eiweißverwertung. Ich benötige das ganze Jahr über mehr Eigelb als Eiweiß und habe nun ein kleines Repertoire an Ideen zur Hand, wie ich dieses lecker verwerten kann. Ich mag Plätzchen auch unterm Jahr!

Bei einem so hochwertig verarbeiteten Buch, das sogar einen Leinenrücken hat, hätte ich mir noch zwei, drei Lesebändchen gewünscht. Auch wenn ich „meine“ Rezepte mit Post-its markiere, wäre das hilfreich.

Insgesamt also ein Backbuch, das traditionelle und auch ausgefallene Rezepte bietet, die geübte Bäcker(innen) begeistern werden. Geschmäcker sind verschieden, also wird auch das eine oder andere Rezept „durchfallen“, man benötigt auch für viele davon Ruhe und Zeit, aber Backen ist sowieso nichts für Hektiker. Ich gebe vier Sterne!

Veröffentlicht am 22.11.2019

Gänse, Krokodile und andere Gefahren

Missing Boy
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Aus einem Hotelzimmer verschwindet scheinbar völlig unbemerkt einer von vier Jungen. Während ihre Eltern im Restaurant des Hotels waren, spielten sie miteinander, sahen Filme und stopften sich mit Junkfood ...

Aus einem Hotelzimmer verschwindet scheinbar völlig unbemerkt einer von vier Jungen. Während ihre Eltern im Restaurant des Hotels waren, spielten sie miteinander, sahen Filme und stopften sich mit Junkfood voll. Richies Mutter beauftragt Ted Conkaffey und Amanda Pharrell mit der Suche, da sie der örtlichen Polizei weder vertraut, noch zutraut, den Jungen zu finden. Doch Ted und Amanda haben mehr Feinde als Freunde und so gestaltet sich die Sache ein wenig kompliziert. Und dann geraten beide selbst in größte Gefahr …

Für mich ist dies die erste Begegnung mit den beiden Privatermittlern und auch die erste Begegnung mit der Autorin. Ich hatte aber sehr viel Spaß mit der Story. Obwohl es so langsam langweilig wird, dass Ermittler weit davon entfernt sind, Durchschnittsleben zu führen und sich auch diese beiden in die Reihe der Ermittler mit massiven eigenen Problemen reihen, ist es kein billiger Abklatsch. Ted und Amanda sind schräge Figuren, aber in sich stimmig aufgebaut und erfrischend in ihrer Art.

Teds Umgang mit seiner kleinen Tochter ist bezaubernd – und ausgerechnet genau das könnte ihm gefährlich werden. Seine Vergangenheit holt ihn immer wieder ein, obwohl die Anklage fallen gelassen wurde. Aber wie immer im Leben – das Böse halten die Mitmenschen für wahrer und logischer, es bleibt also immer ein dicker Schatten zurück. Ähnlich ist es bei Amanda – der Tod einer Polizistin geht auf ihr Konto in den Augen der breiten Masse.

Die Ermittlungen sind spannend und logisch aufgebaut. Ich hatte nie das Gefühl, dass sinnlos in die falsche Richtung gedacht wird, konnte den Gedankengängen der Figuren problemlos folgen und fand alles absolut nachvollziehbar. Wer das Buch liest, wird vielleicht wie ich einige Stellen urkomisch finden, aber ist so nicht das Leben? Man muss oft an Stellen lachen, an denen es am wenigsten passt. So ist es hier auch hin und wieder. Ich mag’s. Das Buch baut sehr schön Spannung auf, ohne pathetisch zu werden oder in Unlogik zu verfallen. Das mag ich sehr!

Ich muss zugeben, Teds Sorge um seine Gans und die Freundschaft, die dadurch mit der neuen Tierärztin erwächst, gefällt mir besonders gut. Ich mag Liebesromane nicht wirklich, aber die aufkeimenden Gefühle hier sind passend und fast schon witzig. Irgendwie real genau deshalb. Hach, es ist schon schön gemacht!

Ohne die exzentrische Amanda würde dem Buch aber doch etwas fehlen. Sie bringt Schwung rein und gerade, weil sie so völlig anders ist als alle anderen, hab ich sie ins Herz geschlossen.

Mich hat Candice Fox mit diesem Buch sehr gut unterhalten. Uve Teschner mochte ich die meiste Zeit sehr (wenn er nur der Erzähler ist), aber wenn er Frauenstimmen spricht, wirkt das einfach unschön. Für mich klingt das fürchterlich, als würde sich Teschner über die Frauen lustig machen. Nicht gut. Doch ich sehe darüber hinweg, weil das mit der Story relativ wenig zu tun hat und die verdient nun mal die vollen fünf Sterne.


Veröffentlicht am 21.11.2019

Eine ganz eigene Mischung aus Krimi und Groschenroman – irgendwie gut!

Der Keller
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Hannah macht sich trotz ihrer Flugangst auf den Weg nach Florenz. Ihr Vater hat sie um Hilfe gebeten, da ihre Mutter stark depressiv ist und er einfach nicht mehr weiter weiß. Ein freundlicher Herr kümmert ...

Hannah macht sich trotz ihrer Flugangst auf den Weg nach Florenz. Ihr Vater hat sie um Hilfe gebeten, da ihre Mutter stark depressiv ist und er einfach nicht mehr weiter weiß. Ein freundlicher Herr kümmert sich während des Fluges sehr nett um sie und ist auch am Zielflughafen ihr Retter in der Not. Doch dann verschwindet Hannah spurlos …

Ich mag Thriller, bei denen man sehr früh den Täter kennt und quasi dabei zusieht, wie ihm auf die Spur gekommen wird. Der Anfang hier ist auch super spannend und trotz extremer Klischees und haarsträubender Zufälle und Szenen fesselnd. Das Buch liest sich durchweg flüssig und schnell. Aber dann wechselt der Stil abrupt, als Daniels und Octavias Geschichten erzählt werden. Hier fühlte ich mich aus einem recht passablen Thriller herausgerissen und in einen Groschenroman hineingeworfen. Da sind Szenen teils unbeschreiblich pathetisch und dermaßen klischeehaft, dass man kaum glaubt, was man da liest. Es ist, als hätte hier ein anderer Autor übernommen!

Ganz schräg ist ja, dass ich dennoch gern weitergelesen habe. Irgendwie war das schon wieder cool, wie schablonenhaft und auch vorhersehbar so einiges lief, um dann in hanebüchene Kapitel zu rutschen. Schwer zu beschreiben – aber insgesamt hat es dennoch oder sogar erst recht deshalb Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Auch wenn es schon krass ist, wie die Polizei in Italien und auch in Deutschland handelte – so arg viel anders läuft das leider tatsächlich oft nicht. Immerhin ist Hannah erwachsen und nur, weil sie sich nicht mehr meldet, ist noch lange kein Verbrechen geschehen. Doch das Zusammenspiel dieser und einiger anderer Szenen ergeben eben eine Story, die definitiv „nicht normal“ ist. Ich kenne die Autorin nicht, es ist mein erstes Buch von ihr. Aber für mich sieht es so aus, als hätte sie das absichtlich gemacht. Ich kann das Buch nicht wirklich ernst nehmen, aber gerade das macht es schon wieder gut! Wie gesagt, es ist schwer zu erklären!

Der Commissario spielt nur eine Nebenrolle, die erst gegen Ende des Buches ausgebaut wird. Dabei löst er nur durch Zufall und mit ganz besonderer Hilfe den Fall. Dabei wurde auch echt dick aufgetragen, dramatischer konnte es kaum werden. Und auch hier eine ganz dicke Portion Groschenroman.

Auch wenn es ganz und gar nicht danach klingt, ich wurde echt gut unterhalten. Auf völlig unerwartete und für mich neue Art, aber vielleicht hatte ich genau deshalb so viel Spaß daran. Wer einen knallharten Thriller erwartet, wird hier vermutlich nicht glücklich. Wer aber Spaß versteht und mal ein Experiment wagen möchte, bekommt hier am Anfang viel Spannung, dann ein wenig Grusel und vor allem viel Groschenroman. Mir hat die Mischung gefallen, als ich mich einfach darauf eingelassen habe. Muss ich jetzt nicht immer haben, aber diesmal war das richtig cool. Dafür vier Sterne!

Veröffentlicht am 20.11.2019

Die Dosierung macht den wichtigen Unterschied

Geister in die Flasche zaubern
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Selbst gemachte Liköre sind ein immer wieder gern genommenes Geschenk. Mit diesem Ratgeber von Servus und Pater Johannes Pausch hat man ein besonders gutes Handwerkszeug, um die ersten Liköre aus ganz ...

Selbst gemachte Liköre sind ein immer wieder gern genommenes Geschenk. Mit diesem Ratgeber von Servus und Pater Johannes Pausch hat man ein besonders gutes Handwerkszeug, um die ersten Liköre aus ganz besonderen und besonders guten Zutaten herzustellen.

Die erste Hälfte des Buches gehört der Theorie. Man erfährt alles Wichtige rund um Kräuter und Liköre, Kräutergärten, Klostergärten, den Nutzen für Leib und Seele. Und hier ist dann auch der Grund zu finden, warum die Kräuterliköre nicht unbedingt super lecker schmecken – sie sind hier mehr Medizin denn Genuss. Weiter geht es mit der Herstellung, was zu beachten ist, was man benötigt und wie es geht. Nach dem Grundrezept und den sieben Grundschritten geht es dann los mit den Rezepten für die Liköre. Es gibt Blüten-, Frucht-, Wurzel, Gewürz- und Kräuterliköre für jeden Anlass und jeden Geschmack.

Die Rezepte selbst sind klar strukturiert und übersichtlich angeordnet. Eine Liste der benötigten Zutaten, danach die Anweisung, wie diese zu verarbeiten sind und als Abschluss ein besonderer Tipp. Mehr benötigt man nicht.

So hat man mit dem Büchlein die ideale Voraussetzung, lieben Mitmenschen einen gesunden Flaschengeist zu schenken. Die Rezepte sind so gestaltet, dass man das ganze Jahr über Liköre ansetzen kann. Ich finde es zauberhaft und das nicht nur für den Eigengebrauch, sondern auch als Geschenk. Von mir gibt es deshalb die vollen fünf Sterne.