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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.04.2019

Unterhaltsam ein bisschen schlauer werden

Elementar
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Chemie ist rings um uns und begleitet uns unser ganzes Leben lang. In der Schulzeit kämpfen die meisten von uns ganz gewaltig mit ihr – in Form des Unterrichtsfaches. Fast nur Jungs hatten wirkliches Interesse ...

Chemie ist rings um uns und begleitet uns unser ganzes Leben lang. In der Schulzeit kämpfen die meisten von uns ganz gewaltig mit ihr – in Form des Unterrichtsfaches. Fast nur Jungs hatten wirkliches Interesse daran zu meiner Schulzeit. Und bei mir kam das echte Interesse erst im Erwachsenenalter. Ich finde Chemie wirklich faszinierend, aber man kann nicht einfach mittendrin starten, man muss sich herantasten.

Genau da ist dieses Buch ideal. Tim James erzählt sehr gut verständlich über die Entdeckungen der Elemente, über erste Experimente, über die Geschichte der Chemie und wo sie uns immer wieder direkt begegnet, was sie mit uns macht und was wir ohne sie machen würden. Unterhaltsam und informativ, steigert es das Interesse an Chemie enorm. Weiterführende Lektüre findet sich dann von allein, wenn man dranbleiben möchte.

Mir gefällt, wie Tim James ganz bodenständig und humorvoll erklären kann und nicht den Chemie-Professor heraushängen lässt. Sein Werdegang ist sehr interessant und seine Art, dem Leser „die Welt“ zu erklären, sehr sympathisch und tatsächlich lehrreich. Wer ein wenig Ahnung hat, das Periodensystem jahrelang in der Schule anstarren durfte oder spätestens nach der Lektüre des Buches – wird erkennen, dass der Humor schon beim Titel beginnt. Preisfrage: Welches der dort aufgeführten Elemente gibt es wirklich, welches nicht? Mir gefallen solche Spielereien und sie bleiben im Gedächtnis haften.

Das Buch vermittelt – schon aufgrund seiner relativ geringen Seitenzahl – nicht das komplette Wissen rund um die Chemie. Das will es gar nicht. Es will zeigen, wie Chemie uns tagtäglich begegnet und Neugier wecken. Es ist ein bisschen wie „Die Sendung mit der Maus“ oder „Galileo“. Noch mehr aufgelockert wird das Ganze mit gelegentlich eingestreuten kleinen Grafiken im Stile von Sketch-Notes.

Das einzige, das mir total im Buch fehlt, ist tatsächlich das Periodensystem. Ich hätte es wichtig gefunden, dies im Buch abzubilden, möglichst noch als ausklappbare Schautafel. Ansonsten finde ich es für Chemie-Anfänger und Menschen, die sich einfach mal ein bisschen informieren möchten, sehr gelungen. Das gibt dann von mir vier Sterne.

Veröffentlicht am 18.04.2019

Revenge

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem. (Golden Cage 1)
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Für die Außenstehenden sind Faye und Jack das Traumpaar schlechthin. Schön, reich, glücklich – sie haben alles, auch eine entzückende Tochter. Jack ist jedoch nicht der Traummann, für den alle ihn halten. ...

Für die Außenstehenden sind Faye und Jack das Traumpaar schlechthin. Schön, reich, glücklich – sie haben alles, auch eine entzückende Tochter. Jack ist jedoch nicht der Traummann, für den alle ihn halten. Faye versucht verzweifelt, ihm zu gefallen, ihm alles recht zu machen, aber nichts ist gut genug. Jack fühlt sich überlegen, doch er kennt Fayes Geheimnis nicht …

Die Falck-Hedström-Krimis der Autorin konnten mich nicht überzeugen. Dennoch oder gerade deshalb wollte ich sehen, ob sie das Zeug hat, mich mit einem Thriller zu packen. Der Anfang zog sich für meinen Geschmack sehr. Faye ist nicht sehr sympathisch, auch wenn sie mein Mitleid erregt. Durch das Devote stößt sie mich aber auch wieder ab. Und ich muss sagen – wenn man das Ende kennt, passt der Anfang noch weniger.

Vieles im Thriller ist vorhersehbar. Auch der „Knall-Effekt“ am Ende war mir ab einem gewissen Punkt recht klar und so hat er dann nicht so gut gewirkt und mich auch ein bisschen enttäuscht. Aber einige Ideen gefielen mir doch richtig gut. Fest steht, dass mir dieser Thriller sehr viel besser gefällt, als ihre Krimis. Der Stil ist raffiniert. Die Rückblenden sind in der Ich-Form geschrieben, die Gegenwart-Szenen im Stil des allwissenden Erzählers. Nach und nach kommt man dem dunklen Geheimnis von Faye auf die Schliche und ahnt, dass Jack seine Überheblichkeit teuer bezahlen werden muss.

Der Mittelteil ist energiegeladen, ebenso Faye in dieser Zeit. Der letzte Teil wird durch ein paar zusätzliche Handlungsstränge, die packend sind, aber nichts zur Story beitragen, ein wenig gestreckt. Dennoch liest sich das gut. Der eigentliche Show-Down mag ein bisschen billig sein, aber irgendwie gefällt er mir dennoch, auch wenn ich ihn längst ahnte. Doch, wie bereits gesagt, passt der Anfang nicht zum Ende, schon gar nicht, weil man da Dinge über Faye weiß, die noch unverständlicher machen, was sie sich gefallen ließ und worauf sie reinfiel.

Das klingt nun nach großer Enttäuschung. Seltsamerweise bin ich aber gar nicht so sehr enttäuscht. Ich bin sogar positiv überrascht, dass Frau Läckberg doch etwas kann. Ich sehe Steigerungspotenzial, aber habe tatsächlich Lust, weitere Thriller von ihr zu lesen. Schön in sich abgeschlossen, ohne Serie. Die Welt des Marketings, der Strategien, der Großen – die hat sie schön aufgebaut. Auch das Umfeld von Faye, ihre Beziehung zu ihrer Tochter, ihre Stärke für andere. Ich mag Faye zwar noch immer nicht, aber ich respektiere ihre Gerissenheit.

Deshalb gebe ich trotz aller Kritik vier Sterne. Der Titel ist aber Murks – in einem goldenen Käfig saß Faye definitiv nicht einen Tag!

Veröffentlicht am 13.04.2019

Yin und Yang

Nach dem Tod gleich links
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Else, glücklich geschieden, Kuhfleckenfan, eierlikörpralinensüchtig, unsterblich (tja …!) in den Schlagerstar Bernhard Bardensiehl verliebt, wird Zeugin, wie eben dieser kopfüber dem sicheren Tod entgegenstürzt. ...

Else, glücklich geschieden, Kuhfleckenfan, eierlikörpralinensüchtig, unsterblich (tja …!) in den Schlagerstar Bernhard Bardensiehl verliebt, wird Zeugin, wie eben dieser kopfüber dem sicheren Tod entgegenstürzt. Mutig und mit der Kraft der grenzenlosen Liebe stellt sich Else wortwörtlich dem Tod in den Weg …

Dieses Buch steckt voller humoriger Szenen, die aberwitzig, aber passend sind. Anna Buchwinkel bedient sich dabei eines Erzählstils, der den Erzähler eine etwas märchenhafte Sprache nutzen lässt. So nimmt man nichts als bierernst und rechnet an jeder Stelle mit den nächsten witzigen Vorfall. Der kommt auch, immer wieder, immer wieder neu und erfrischend. Nichts ist abgekupfert oder abgedroschen. Dennoch ist es insgesamt vielleicht doch eine Prise zu viel des Guten. Zumindest hat sich bei mir das gegen Ende arg abgeschliffen und bin ich anfangs durch Buch geradezu geflogen, wurde ich zum Ende hin beim Lesen immer langsamer und schaffte immer nur wenige Seiten.

Dennoch – hier stecken nicht nur Albernheiten drin, sondern auch ganz viele schlaue, mutige und vielleicht sogar philosophische Gedanken, besonders zum Thema Tod, aber auch zum Thema Liebe. Was machen wir, wenn wir den Tod besiegen? Wo fängt Liebe an und wo macht sie überhaupt Sinn? Sind Liebe und Tod widersprüchlich? Zudem „sammelt“ Else im Lauf der Geschichte viele außergewöhnliche Menschen geradezu ein, die sie begleiten und denen sie auf ihre ganz spezielle Weise eine Hilfe ist – geplant oder ungeplant, absichtlich oder unabsichtlich, bewusst oder unbewusst. Dieser Dreh erlaubt es der Autorin, so ganz nebenbei noch viele weitere Themen anzuschneiden oder auch zu vertiefen.

In wunderbaren Szenen lässt die Autorin die Tode in Person eine Gewerkschaft gründen und Wahlen veranstalten, einen kleinen eigenen Staat sozusagen gründen. Auch ein Mörder treibt hier sein Unwesen und macht Else und ihren Freunden, aber auch den Toden ganz schön zu schaffen.

Insgesamt passiert richtig viel in diesem Buch und wer gerne lacht, der ist hier richtig. Ein bisschen im Stil von Sebastian Niedlich, aber doch eine Nuance darunter, ist das Buch genau richtig fürs Abschalten nach einem stressigen Tag. Von mir gibt es vier Sterne.

Veröffentlicht am 05.04.2019

Wie der Rauch die Luft bereinigt

Das kleine Buch: Räuchern mit Kräutern und Harzen
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Hier wird ausführlich und informativ über Bräuche in Österreich rund um das Räuchern berichtet. Damit ist nicht das Räuchern von Lebensmitteln gemeint, sondern eine Art der traditionellen Aromatherapie. ...

Hier wird ausführlich und informativ über Bräuche in Österreich rund um das Räuchern berichtet. Damit ist nicht das Räuchern von Lebensmitteln gemeint, sondern eine Art der traditionellen Aromatherapie. Dazu gehört schon das Sammeln und Trocknen der Kräuter, die Verwendung dieser und auch alles über Harze und Hölzer. Wir kennen die Raunächte oder Rauhnächte – diese entsprechen im Grunde den Rauchnächten.

So erfährt man auf unterhaltsame Weise viel über die Wirkung der einzelnen Kräuter, Harze und Hölzer, wann und wo man sie am besten sammelt, wie man räuchert und wie es zu den Traditionen kam. Das Büchlein ist durchgehend schön bebildert, was die Informationen optisch stark unterstützt. Der Schwerpunkt liegt auf der Geschichte, der Theorie, den Traditionen. Der Teil zu den Kräutern ist etwas kleiner.

Im Großen und Ganzen bietet das Büchlein wie alle „Das kleine Buch“-Titel einen guten Überblick über das Räuchern, doch konnte es mich nicht so begeistern, wie viele seiner „Kollegen“. Die praktische Umsetzung dürfte sich auch schwer gestalten. Zwar lebe ich auf dem Land, aber ich merke deutlich den Unterschied zwischen Deutschland und Österreich.

Als Vorabinformation für Österreich-Urlauber, die in den Rauchnächten in unserem Nachbarland sind oder an anderen Räucherritualen teilnehmen, finde ich das Büchlein sehr empfehlenswert. Insgesamt gebe ich deshalb vier Sterne.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Wahnsinn, Brutalität, Verstrickungen und Macht

Der Insasse
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Tills Sohn Max ist verschwunden. Nach einem Jahr wird die Suche nach ihm abgebrochen. Der – mutmaßliche – Täter sitzt im Hochsicherheitstrakt der Psychiatrie und schweigt sich aus. Für zwei grausame Morde ...

Tills Sohn Max ist verschwunden. Nach einem Jahr wird die Suche nach ihm abgebrochen. Der – mutmaßliche – Täter sitzt im Hochsicherheitstrakt der Psychiatrie und schweigt sich aus. Für zwei grausame Morde an Kindern wurde er verurteilt und alles deutet darauf hin, dass er auch Max getötet hat. Till kann nicht aufgeben – und kommt auf eine grandiose und gleichzeitig dumme Idee: Er lässt sich ebenfalls einweisen, um das Tagebuch von Tramnitz zu finden und so zu erfahren, wo er Max bzw. dessen sterbliche Überreste findet.

Der Anfang ist richtig toll. So mag ich Thriller. Doch dann wird es schnell recht brutal und damit sogar abstrus und teils absurd. Die Idee, als Insasse der Psychiatrie dem verurteilten Mörder Guido Tramnitz zu entlocken, was mit Max geschehen ist, finde ich ja schon gut. Doch dass die Identität, die Max‘ Vater zur Deckung seiner Absichten annimmt, nicht ganz problemlos ist, ist fast schon lächerlich. Auch geht man ja davon aus, dass jemand sich sehr genau über die Person informiert, deren Identität man annimmt. Till weiß zunächst rein gar nichts, erst im Hochsicherheitstrakt kommt er nach und nach dahinter – und das hübsch verbunden mit Gewalt und Risiko. Oder ist es doch ganz anders?

Fitzek hat es in diesem Buch wirklich mit den ekligen, brutalen, überblutigen Szenen übertrieben. Noch dazu sind diese dermaßen detailliert beschrieben, dass dem normalen Leser/Hörer bis zum Erbrechen übel wird. Muss das echt sein? Seine vielen Tricks, den Leser quasi schwindelig zu reden, klappen super. Man hat das Gefühl, sich immer schneller um sich selbst zu drehen. Krass, heftig und erschreckend!

Stück für Stück gerät Till alias Patrick tiefer in einen wahren Alptraum. Der Leser/Hörer wird in die Rolle des hilflosen Zuschauers gedrückt und fragt sich irgendwann, wie schlimm es noch kommen soll. Ja, das ist Thrill, aber schön ist dennoch anders. Ich empfinde das als zu heftig, zu übertrieben und einfach „drüber“. Dennoch bleibt einem nichts anderes übrig, als Fitzek für seine Einfälle zu bewundern. Kaum glaubt man, die Sache durchschaut zu haben, erkennt man, wie man sich geirrt hat.

Das Buch steckt voller böser Wendungen. Ob diese unerwartet sind, muss jeder für sich selbst entscheiden. Die Wendung zum Ende hin ist definitiv heftig. Aber stimmig zum Rest des Buches. Atemberaubend, beängstigend und schrecklich zugleich. Hier weiß man nicht, wie man bewerten soll. Klar, das Buch steckt voller Hochspannung, aber eben auch voller Perversitäten. Die muss man verkraften können. Mir ist das zu extrem – als hätte der Autor tatsächlich Spaß an solchen Dingen. Eigentlich würde ich deshalb drei Sterne geben, doch die Auflösung ist wirklich genial und kein bisschen vorhersehbar. So klettert meine Wertung trotz einiger echt unglaubwürdiger „Zufälle“ doch noch auf vier Sterne hoch.