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Veröffentlicht am 30.07.2018

In der Krise zeigt sich echte Freundschaft

Zurück auf Gestern
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Seit einem Jahr sind Claire und Lulu beste Freundinnen und „Herzenszwillinge“. Sie machen alles gemeinsam, haben sogar am selben Tag Geburtstag. Claire bekommt an ihrem 15. Geburtstag einen ganz besonderen ...

Seit einem Jahr sind Claire und Lulu beste Freundinnen und „Herzenszwillinge“. Sie machen alles gemeinsam, haben sogar am selben Tag Geburtstag. Claire bekommt an ihrem 15. Geburtstag einen ganz besonderen Schmuck von ihrer verstorbenen Omili. Was es damit auf sich hat, finden Claire und Lulu zufällig heraus, als sie sich auf der Schulparty wünschen, die Zeit zurückdrehen zu können. Die beiden Teenager nutzen das magische Schmuckstück von da an immer mal wieder – bis es zu einem großen Streit kommt …

Katrin Lankers hat die Art der Teenager sehr schön eingefangen und zeichnet ein realitätsnahes Bild von Schule, Familiensystemen, Freundschaft, erster Liebe, Verantwortung und Problemlösung. Während Claire in einer Patchwork-Familie lebt, wächst Lulu ohne Vater auf. Probleme haben beide, wie das bei Teenagern so ist. Zunächst war mir Lulu nicht so sympathisch, da ich den Eindruck hatte, sie ist zu sehr auf ihren Vorteil bedacht. Doch ich denke, auch das ist typisch für 15jährige. Noch dazu kommt die erste Verliebtheit, die sowieso das normale Denken ein wenig beeinflusst. Auch hat sie einen sehr netten Versuch unternommen, Claire aus einer schwierigen Lage zu helfen. Dass dies schief ging, war nicht allein ihre Schuld. Auch dass Claire ihr nicht alles erzählt hat, ist sowohl typisch, als auch eine Grundlage für weitere Probleme. So schließt sich hier der Kreis und niemand ist „Engel“ oder „Teufel“, beide sind eben Teenager.

Das Buch beginnt interessant, lustig und auch nicht unspannend. Ein typisches Jugendbuch, dachte ich. Doch dann verändert sich alles immer mehr und die Story ist plötzlich sehr viel tiefgründiger, nicht mehr so oberflächlich. Der Leser erkennt, was Claire und Lulu auch lernen werden: Freundschaft ist mehr, als eine schöne Zeit miteinander zu verbringen! So muss Claire zunächst eine harte Zeit durchleben, bis sie erkennt, dass andere auch leiden und man immer, auch wenn man selbst Probleme hat, andere achten und beachten muss, denn auch sie haben Probleme, die sie nicht unbedingt offen zeigen.

All das wird sehr in sich stimmig erzählt. Zwar habe ich manche Entwicklungen vorausgeahnt, aber ich denke, die Zielgruppe wird sich daran nicht stören. Zumal dann doch Wendungen kommen, mit denen auch ich nicht gerechnet hätte. Das Buch hat eine wunderbare Message, die ganz ohne moralischen Zeigefinger, dafür aber mit einer liebevollen Umarmung daherkommt. Es zeigt, wie wertvoll Freundschaft und wie wichtig Ehrlichkeit ist, dass ein Miteinander immer auch bedeutet, dass man Rücksicht und Verständnis für den anderen haben muss, auch wenn das nicht immer leicht sein mag.

Die Sprache im Buch ist jung,, aber nicht zwanghaft authentischer Jugendslang. So ist die Geschichte in gewisser Weise zeitlos und auch für Nichtmehr-Teenager geeignet. Das phantastische Element der Zeitreise durch den Zeitumkehrer ist gelungen, aber nicht zu abgehoben, sodass ich das Buch nicht im Bereich Fantasy ansiedeln würde.

Mir hat es sehr gefallen und ich habe kaum aufhören können zu lesen. So hätte ich mir die Jugendbücher in meiner Jugend auch gewünscht! Da macht das Lesen noch mal so viel Spaß. Ich gebe sehr gern die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 29.07.2018

bonfortionös

Weit weg von Verona
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Jessica Vye, eine „kleine Julia“, wie eine Frau in einem „Tearoom“ sie nennt, weil sie 13 Jahre alt ist, erlebt in den Kriegsjahren ihre Pubertät. Sie ist davon überzeugt, ihre Stärken und Schwächen zu ...

Jessica Vye, eine „kleine Julia“, wie eine Frau in einem „Tearoom“ sie nennt, weil sie 13 Jahre alt ist, erlebt in den Kriegsjahren ihre Pubertät. Sie ist davon überzeugt, ihre Stärken und Schwächen zu kennen. Doch vor allem eines steht für sie fest: sie wird Schriftstellerin werden.

Es ist erstaunlich, wie ähnlich sich pubertierende Mädchen von damals und heute doch sind. Wenn man sich nicht immer wieder ins Gedächtnis ruft, dass Jessicas Geschichte in den 1930ern spielt, könnte man sich dieses bezaubernde Mädchen mit der großen Phantasie in der eigenen Nachbarschaft vorstellen. All ihre Erfahrungen und Gefühle sind zeitlos und auch heute noch gültig. Das ist nicht groß verwunderlich, doch ist es zauberhaft, dass Jane Gardams Sprache heute noch so passend ist. Einzig technisches Spielzeug, wie Smartphones, fehlen.

Die erste kleine Romanze, die zum völlig falschen Zeitpunkt aus heiterem Himmel kommt und zahllose Fettnäpfchen, in die Jessica ständig tritt sind so typisch für Mädchen in ihrem Alter. Dazu kommt, dass sie polarisiert und das nicht verstehen kann. Dabei muss man sie als Leser oder Hörer einfach ins Herz schließen, denn Jessica mag vieles sein, aber böse, gemein oder arrogant kann man sie nicht nennen. Auch die anderen Figuren sind der Autorin perfekt gelungen. Ob nun sympathisch oder nicht, man hat sie direkt vor Augen.

Noch dazu setzt Vanessa Loibl den Text perfekt um. Sie liest das Buch mit einer Stärke ein, die sehr zu der Welt eines Teenagers passt und betont jede Figur eigenständig, ohne sich zu sehr zu verkünsteln. Keine Figur wirkt überspannt, alle sind sehr realitätsnah. Ein großer Teil von meiner Begeisterung ist ihrem Können zuzuschreiben.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass gerade Mädchen in Jessicas Alter in ihr eine große Hilfe sehen können, denn wer könnte sie besser verstehen? Mir hat das Hörbuch sehr gut gefallen – so gut, dass ich kaum aufhören konnte und es in sagenhaften zwei Tagen weggehört habe. Dabei ist mir egal, ob Jane Gardam hier ein wenig autobiografisch gearbeitet hat. Fakt ist für mich, dass sie sehr viel Herzblut in diesen Roman gelegt hat und man das auch spürt. Immer wieder musste ich ein Grinsen unterdrücken, doch gab es auch Momente, in denen ich Jessica sehr gerne tröstend in die Arme genommen hätte. Sie ist tatsächlich so verloren, wie Julia in Verona – aber ganz weit weg von diesem schönen Ort, da mitten im Krieg.

Jessica dabei zu begleiten, wenn sie in einer schwierigen Zeit eine extreme Veränderung durchlebt und ihre Kindheit hinter sich lässt, war sehr bereichernd. Da kann man einfach nicht anders: fünf Sterne!

Veröffentlicht am 27.07.2018

Etwas schwacher Start, aber die Reihe ist toll!

Lost in Fuseta
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Leander Lost ist ein Kriminalkommissar aus Hamburg, der im Rahmen eines Austauschprogramms (das nicht jedem gefällt) ein Jahr in Portugal verbringen soll. Er landet in einem Fischerdorf an der Algarve, ...

Leander Lost ist ein Kriminalkommissar aus Hamburg, der im Rahmen eines Austauschprogramms (das nicht jedem gefällt) ein Jahr in Portugal verbringen soll. Er landet in einem Fischerdorf an der Algarve, wo die Menschen sehr speziell sind. Das passt ganz gut, denn Leander ist Asperger mit Inselbegabung und infolge dessen ebenfalls recht speziell. Die neuen Kollegen müssen sich zunächst an Leander gewöhnten und es kommt immer mal wieder zu amüsanten, aber auch dramatischen Zwischenfällen. Mit der Zeit merken die Portugiesen, dass Losts Schwäche auch eine große Stärke beinhaltet …

Dieser erste Teil der Leander-Lost-Reihe macht den Leser bzw. Hörer mit den Figuren vertraut. Ich habe tatsächlich mit dem zweiten Band begonnen, fand den genial und wollte deshalb unbedingt noch Band eins kennenlernen. Der ist gar nicht mal so übel, aber ich gebe zu, würde ich Lost nicht in Band zwei so sehr ins Herz geschlossen haben, hätte ich den ersten Band wohl abgebrochen. Hier zieht es sich meiner Meinung nach ein wenig und Losts Inselbegabung, seine Eigenarten und seine Art kommt hier nicht so sympathisch rüber, wie im Folgeband. Über weite Strecken fand ich Leander so nervig und belastend, wie es die meisten seiner neuen Kollegen auch taten. Auch ist es etwas schwierig, dem eigentlichen Kriminalfall zu folgen, da dieser recht im Hintergrund abläuft und mehr das Zwischenmenschliche zum Tragen kommt.

Das ist an sich nicht schlecht, aber für einen Einstieg möglicherweise doch anstrengend. Am Ende stellt sich der Fall als völlig anders dar, wie man zunächst hätte annehmen können. Fast wie ein Eisberg: der kleinste Teil guckt oben raus. Da der Kriminalfall etwas unwichtiger und weniger ausführlich, teils sogar quasi nebenbei und mit viel Zufall abläuft, sehe ich die Gefahr, dass Krimifans, die hier einen handfesten Krimi erwartet haben, sehr enttäuscht sein werden. In meinen Augen ist es eher ein Roman mit eingeflochtenen Krimiaspekten. Gar nicht schlecht, aber eben nicht für jeden etwas.

Andreas Pietschmann liest das Buch sehr gut ein und verleiht Leander Lost und den anderen Charakteren sehr viel Leben. Das gefällt mir sehr gut. Auch die Gefühle transportiert er wunderbar.

Da ich aber weiß, dass mich der zweite Band sehr viel mehr begeistern konnte, kann ich nur einen Stern abziehen. Fazit: Hätte ich mit diesem Band begonnen, bekäme er drei Sterne. Da ich aber weiß, dass sich alles steigert, gebe ich vier Sterne.

Veröffentlicht am 27.07.2018

In Franken wird ermittelt

Bülent Rambichler und die fliegende Sau
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So wirklich gern ist Bülent Rambichler, Sohn einer Fränkin und eines Türken, nicht Kriminaler geworden. So irgendwie und überhaupt ist das eher auf sanften Druck von Daheim so gekommen. Kein Wunder also, ...

So wirklich gern ist Bülent Rambichler, Sohn einer Fränkin und eines Türken, nicht Kriminaler geworden. So irgendwie und überhaupt ist das eher auf sanften Druck von Daheim so gekommen. Kein Wunder also, dass er so gut wie möglich jede Aktivität außerhalb des Schreibtischplatzes vermeidet. Sehr zum Missfallen seiner Assistentin Astrid – und seines Vaters Erkan. Der nutzt die Chance, seinen Sohn aus Nürnberg „nach Hause“ nach Strunzheim zu holen, als ein Mord geschieht. Seiner Meinung nach kann ein „Einheimischer“ den Fall am besten lösen. Dass er das alles auch für seine Wahl in den Gemeinderat nutzen möchte, tut ja nix zur Sache. Blöd nur, dass alles anders läuft, als sich alle so denken …

Was der Eberhofer für Bayern, ist der Rambichler für Franken – und mir persönlich sagt der Frankenkrimi tatsächlich eher zu. Ja, die Franken bekommen hier ihr Fett weg, besonders die aus der ländlichen Gegend. Aber Anja Bogner bedient die Klischees mit einem zwinkernden Auge und mit so viel Herz, dass es kein bisschen fies rüberkommt, sondern einfach nur zum Schmunzeln und Wohlfühlen.

Die Figuren muss man einfach mögen. Ein Türke, der kein bisschen türkisch ist und den Nachnamen seiner Frau angenommen hat, ein Kommissar, der keiner sein will, eine Assistentin, die herzensgut und total esoterisch ist, eine Dorfgemeinschaft, die alles toppt – und ein Kriminalfall, der recht verzwickt ist und ebenfalls ein paar Vorurteile beinhaltet und andere dafür wieder über den Haufen wirft. Wunderbar schräg und ein klein wenig bissig, aber vor allem mit ganz viel Liebe zu ganz besonderen und speziellen Charaktereigenschaften. Das Lesen macht durchweg Spaß! Es gibt massig skurrile Sätze wie: „Ein zweistimmiges Schweigen erfüllte den Raum.“. Ich hab so etwas dann immer bildhaft vor Augen und kann mich königlich amüsieren!

Da ist noch viel Raum für weitere Entwicklungen der beiden Kriminalbeamten Bülent und Astrid. Das ist auch wichtig für einen Serienstart. Und auch wenn klar abzusehen ist, dass sich eine kleine Romanze anbahnt, ist das nicht abgedroschen.

Die Autorin bringt viel Fränkisch rein, aber so, dass auch Nicht-Franken verstehen, um was es geht. Der Humor ist nicht zu platt, die Figuren sind glaubwürdig. Nervenaufreibend spannend ist der Krimi nicht, aber durchaus unterhaltsam. Vor allem kommt zwar kein explosiver Showdown, dafür aber eine kleine Wendung am Ende, die mehr oder weniger alle aufatmen lässt. Die Idee finde ich sehr gelungen und sie passt zum kompletten Buch.

Wer sich gern hin und wieder einfach nur entspannen möchte beim Lesen und Spaß an Sprachwitz hat, der liegt hier genau richtig. Für den einen oder anderen Holperer (manche Witze lassen mit der Zeit einfach nach) ziehe ich einen Stern ab. Dennoch bleiben sehr gute vier Sterne für diesen Reihenauftakt!

Veröffentlicht am 24.07.2018

Kompakt zusammengestelltes Wissen

Fit mit Hund®
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Mit einem Hund muss man regelmäßig raus, das ist klar. Doch nicht nur Gassigehen ist wichtig, ein Hund braucht mehr. Neben seiner Runde freut sich ein Hund sehr über Aufgaben. So richtig auspowern geht ...

Mit einem Hund muss man regelmäßig raus, das ist klar. Doch nicht nur Gassigehen ist wichtig, ein Hund braucht mehr. Neben seiner Runde freut sich ein Hund sehr über Aufgaben. So richtig auspowern geht nicht immer und überall – aber mit diesem Buch wird man seinem Hund viel leichter gerecht. Es zeigt Übungen für Hund und Mensch, die auf den vier Säulen der Fitness beruhen: Bewegung, Entspannung, Ernährung und Therapie.

Nicht jede Übung ist für jeden Menschen und jedes Tier gleich geeignet, aber man kann sich hier super gut die passenden Übungen heraussuchen und sich nach und nach heranarbeiten. Das ist nicht nur für die Fitness von Mensch und Tier gut, es schafft auch Nähe und Bindung. Der Hund dankt es auf alle Fälle!

Auch wenn das Buch zum Teil eine Werbestrategie ist, schafft es wichtiges Grundlagenwissen und erklärt und beantwortet die wichtigsten Fragen. Hier wird darauf geachtet, dass kein Tier und kein Mensch überfordert wird und immer wieder darauf hingewiesen, worauf man achten muss. Wie wichtig Entspannung ist, Therapieansätze und auch Begleitung am Ende des Lebensweges – alles ist hier mehr als nur grob angerissen worden.

Egal, wie jung oder alt Hund und Mensch sind, hier findet jeder etwas. Sehr gut beschrieben, ebenso gut bebildert und mit ganz viel unerwarteter, aber wichtigen Informationen rund um den Hund. Hier wurde das Rad nicht neu erfunden. Viele Hundehalter werden die eine oder andere Übung bereits kennen. Aber hier geht es um die Zusammenstellung und das Bewusstwerden, wie wichtig es ist, den Hund aktiv im Leben zu integrieren und nicht nur dreimal am Tag mit ihm eine Runde zu drehen.

Mir gefällt das Buch sehr gut. Deshalb gebe ich die vollen fünf Sterne.