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Veröffentlicht am 16.06.2018

Fellinger auf Spurensuche

Eiskalter Hund
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Fellinger wollte eigentlich Polizist werden, aber sein Knie hat ihm da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber als Lebensmittelkontrolleur ist man ja auch sowas wie ein Polizist, oder etwa nicht? ...

Fellinger wollte eigentlich Polizist werden, aber sein Knie hat ihm da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber als Lebensmittelkontrolleur ist man ja auch sowas wie ein Polizist, oder etwa nicht? Kein Wunder also, dass Fellinger zu ermitteln beginnt, als er durch einen anonymen Tipp beim Chinesen eine Kontrolle durchführt und da im Kühlhaus einen toten Hund am Haken hängen sieht. Schnell wird Fellinger klar, dass hier ein Verbrechen vorliegt, denn das Frauchen des Hundes ist nicht auffindbar und das ist nicht normal. Vom Bayerischen Wald in die Tschechei und wieder zurück, Felllinger gibt alles …

Mit der Figur des Fellingers ist Oliver Kern ein wunderbar schräger, gleichzeitig aber so lebensechter Typ gelungen, dass es eine große Freude ist, ihm bei seinen „Ermittlungen“ über die Schulter zu sehen. Seine Schlussfolgerungen sind einfach erfrischend, teils urkomisch, aber immer naheliegend. Fellingers Knie klemmt hin und wieder, er tut sich schwer damit, sich Namen zu merken, besonders dann, wenn ihm die Person nicht sympathisch ist und er ist Anfang 40 und Single. Wer den Eberhofer mag und sich am Kluftinger erfreut, wird den Fellinger lieben. Er ist urkomisch, ohne klamaukig zu sein. Mich erinnert er so ein klein wenig an Wilsberg. Den muss man ja auch einfach mögen und der bewegt sich ja auch immer hart am Rande der Legalität. Und wie Wilsberg hat auch Fellinger seine nicht sonderlich kooperative Connection zur örtlichen Polizei.

Das Lesevergnügen ist riesig gewesen bei diesem ersten Band und ich bin überzeugt, dass da noch Potenzial für viele weitere Fälle ist. Die bayerischen Ausdrücke halten sich in Grenzen, färben das ganze jedoch genug ein, dass man sich im Bayerischen Wald glaubt. Für alle Preißn gibt es eine kleine Übersetzungshilfe am Ende des Buches.

Die Story selbst ist gut ausgedacht und so aufgebaut, dass man alles nachvollziehen kann und es stimmig ist. Die Spannung ist teils nicht besonders groß, aber sie baut sich zum Showdown hin immer mehr auf. Die Zusammenhänge sind so logisch, wie auch witzig. Man muss immer wieder schmunzeln. Fellingers saloppe Art gefällt mir einfach. Sein Humor ist ein bisschen fies, geht in Richtung Sarkasmus, aber irgendwie ist er auch einfach im Recht damit.

Wer keinen bierernsten Krimi lesen mag, sondern auch mal gern lacht, der ist hier genau richtig. Berti Fellinger ist keine Kopie, sondern ein uriges Original. Macht dann auch fünf Sterne!

Veröffentlicht am 12.06.2018

Scherz oder Ansage?

Kluftinger (Ein Kluftinger-Krimi 10)
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Da muss der arme Kluftinger mit in die Kirche, obwohl er gar keine Lust dazu hat, und dann auch noch das: der stolze Neu-Opa steht vor seinem eigenen Grab! Ist das nun ein Scherz oder eine Ansage? Nach ...

Da muss der arme Kluftinger mit in die Kirche, obwohl er gar keine Lust dazu hat, und dann auch noch das: der stolze Neu-Opa steht vor seinem eigenen Grab! Ist das nun ein Scherz oder eine Ansage? Nach und nach ergeben sich Aspekte, die niemand erwartet hätte, am wenigsten Kluftinger selbst …

Bisher ging der Kluftinger-Hype komplett an mir vorbei. An diesem Band kam ich jetzt einfach nicht vorbei und ich muss sagen, ich hatte beim Hören sehr viel Spaß. Die Charaktere sind urig und nur so weit überzogen, dass es noch halbwegs glaubwürdig und nicht klamaukig wird. Die Familienbande, das Starktun, die Autostory, die Ermittlungen, die Sache mit dem Philosophen/Metzger/Hund … zig kleine Einzelkomponenten, die für sich und zusammengenommen einfach eine tolle Geschichte ergeben.

Dass das Hörbuch mit drei Sprechern eingelesen wurde, gefällt mir außerordentlich gut. Jeder hat seine Stärken zeigen dürfen und wurde super passend für die entsprechenden Figuren eingesetzt. Das hört sich genial flott und lockerflockig weg. Diese Idee sollten andere Autoren/Verlage unbedingt übernehmen. Bisher kenne ich das in dieser Form nicht.

Weniger gefällt mir, dass es so einige lose Fäden gibt, mehr oder weniger Cliffhanger. Die Story selbst kann man prima hören oder lesen, ohne die vorherigen Fälle zu kennen, doch merkt man gleich, dass in diesem Band Enden von anderen Bänden weitergesponnen wurden und hier auch wieder Fäden darauf warten, in einem weiteren Band fortgesponnen zu werden. Immerhin ist dies der 10. Band der Reihe und hier erfährt man von der Jugend Kluftingers. Reichlich spät, oder? Auch sein Vorname wird erstmals hier erwähnt! Name und Geschlecht vom Butzele? Ein Mysterium! Was ganz am Ende noch offen bleibt, verrate ich hier nicht – dann wäre ja alle Spannung im Eimer.

Ob ich nun zum neuen Klufti-Fan geworden bin? So genau kann ich das nicht sagen. Bis auf die oben genannten Punkte bin ich sehr gut unterhalten worden. Aber ich bin kein wirklicher Serienfan, besonders dann nicht, wenn sie sehr lang weitergeführt werden. Ich befürchte auch, dass ich mich bei mehreren solcher Krimis recht schnell langweilen würde, denn trotz allem gut gemachtem Humor sind dies Dinge, die sich schnell abnutzen.

Dennoch – dieser Band allein für sich bekommt von mir vier Sterne und die Autoren ein dickes Lob für die Art, wie sie die Figuren mit ihren Stimmen belebt haben.

Veröffentlicht am 12.06.2018

Selbstgemacht schmeckt doppelt gut!

Schnäpse und Liköre: Brennen, Ansetzen, Verschenken
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In der Reihe „Land & Werken“ finden sich viele unterschiedliche Titel – da ist für jeden etwas dabei! Manche der Hobbies und Themen interessieren mich weniger, aber es gibt immer wieder neue Titel und ...

In der Reihe „Land & Werken“ finden sich viele unterschiedliche Titel – da ist für jeden etwas dabei! Manche der Hobbies und Themen interessieren mich weniger, aber es gibt immer wieder neue Titel und bisher waren schon einige dabei, die ich mir gegönnt habe. Die Bücher sind allesamt super gut aufgebaut, alles wird verständlich in Wort und Bild erklärt und man kann immer wieder neue Anregungen finden.

Schon ein paar Jahre ist es bei uns im Freundeskreis ein beliebtes Hobby, leckere Liköre zu machen. Da gibt es wunderbare und auch verrückte Rezepte – aber allesamt sind super lecker. Alle freuen sich, wenn sie ein Fläschchen davon mitgebracht bekommen und alt wird kaum ein Inhalt: viel zu schnell weggetrunken!

Dieses Buch befasst sich auch mit dem Brennen und dafür gelten Gesetze. Auf die rechtlichen Aspekte wird deshalb ebenso eingegangen, wie auf die Geschichte des Alkohols und das Basiswissen rund um den Alkohol. Danach folgen Rezepte für Schnäpse, aufgesetzte Schnäpse, Liköre und Blitzliköre. Auch wie man klare Schnäpse veredelt erfährt man, ebenso werden Spezialitäten erwähnt. Der gute alte Rumtopf kommt hier sogar auch mal wieder zum Zuge!

Ganz klar, das Brennen ist etwas aufwendiger, die meisten Liköre und aufgesetzten Schnäpse sowie die Blitzliköre sind aber meiner Meinung nach für alle ohne große Probleme machbar. Vor allem macht es Spaß und es ist ein tolles Gefühl, selbst etwas hergestellt zu haben. Die Arbeitsschritte sind gut erklärt. Natürlich sind die Rezepte zum Teil nur an bestimmten Monaten machbar, beispielsweise kann man nicht das ganze Jahr Maiwipfel ernten und Löwenzahnblüten und Holunderblüten gibt es auch nur ein paar Wochen im Jahr. Doch im nächsten Jahr ist wieder Blüte- und Erntezeit dafür und es gibt genug andere Rezepte, um die Zeit bis dahin zu überbrücken.

Mir macht dieser Band sehr viel Freude. Ich sammle hübsche Fläschchen und diese werden dann mit den edlen Tropfen gefüllt, nett etikettiert und verschenkt. Von mir bekommt das Buch die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 09.06.2018

Im Wein liegt die Wahrheit – aber auch die Gefahr

Château Mort
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Luc Verlains erster Sommer im Aquitaine geht dem Ende zu, der Herbst naht und damit die Weinlese. Der traditionelle Marathon du Médoc führt durch die Weinberge und an den Winzern vorbei. Die Läufer ...

Luc Verlains erster Sommer im Aquitaine geht dem Ende zu, der Herbst naht und damit die Weinlese. Der traditionelle Marathon du Médoc führt durch die Weinberge und an den Winzern vorbei. Die Läufer sind verkleidet und verkosten auf ihrem Lauf auch Rotweine. Als zwei Läufer zusammenbrechen und einer davon sogar stirbt, wird Lucs Spürsinn geweckt. Warum führen alle Spuren zu seinem Freund Richard?

Luc Verlain ist ein netter, charmanter Charakter – aber dennoch erfüllt er das Klischee des lebenslustigen Franzosen. Dabei stellt er das so an, dass man ihm kaum böse sein kann. Ob aber Anouk, seine Kollegin, mit der er sehr gerne eine Beziehung aufbauen würde, auch so sieht, muss der interessierte Leser oder Hörer selbst herausfinden.

Der Stil dieses Krimis ist sehr charmant – das französische Flair, die Weinberge, die kulinarischen Verlockungen, Beschreibungen der Gegend und der Menschen, alles ist auf den Punkt gebracht und wirkt. Die persönlichen Beziehungen des Kommissars nehmen nicht zu viel Raum ein, obwohl man sehr viel erfährt. Doch das alles ist so gekonnt in den Fall eingewoben, dass eins das andere unterstützt und betont. Das gefällt mir sehr. Noch dazu liest Frank Arnold das Hörbuch wie gewohnt perfekt ein. Seine Stimme und seine Stimmmelodie passen hervorragend, er betont und vertont die Figuren so, dass man sie direkt vor Augen hat.

Die kleinen Intrigen, Machtspielchen, Verwicklungen und Entwicklungen hat Alexander Oetker so hervorragend konstruiert, dass man immer wieder schmunzeln muss und sich fragt, ob er diese Figuren nicht tatsächlich kennt und im Krimi nur ein wenig überzeichnet „verwendet“.

Dies ist ein Wohlfühlkrimi – aber so wohl man sich auch fühlt, die Spannung plätschert teilweise etwas flach dahin. Interessant ist jedes einzelne Kapitel, aber wirklich mitraten kann man nicht so richtig. Dazu fehlen kleine Hinweise. Dennoch – 497 Minuten ungekürzte Lesung und somit auch ungetrübter Hörgenuss, der mit vier Sterne wert ist.

Veröffentlicht am 09.06.2018

Grund-Information für Interessierte

Der emotionale Rucksack
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Das Bild, dass der Mensch einen Rucksack mit sich trägt, in den er alle einschneidenden Erlebnisse packt, ist nicht neu. Auch nicht, wie man dafür sorgen kann, das Gepäck leichter zu machen, auszusortieren ...

Das Bild, dass der Mensch einen Rucksack mit sich trägt, in den er alle einschneidenden Erlebnisse packt, ist nicht neu. Auch nicht, wie man dafür sorgen kann, das Gepäck leichter zu machen, auszusortieren und gar nicht erst wieder zu viel reinzupacken. Dennoch ist es nicht schlecht, da mehrere Sicht- und Erklärweisen zu sehen. Man muss nicht alles super finden und nachvollziehen können, aber allein das Lesen solcher Lektüre kann schon Lasten leichter machen.

Vivian Dittmar verzichtet dankbarerweise auf Psychologendeutsch und erklärt alles in schlichten Worten, die jeder versteht, erzählt von eigenen traumatisierenden Erlebnissen und gibt immer wieder Beispiele. Der Aufbau des Buches ist stimmig und logisch. Die Übungen kann, muss man aber nicht machen (doch helfen sie schon allein dadurch, dass man sie gedanklich durchgeht).

Im Buch finden sich auch ein paar Grafiken zur Veranschaulichung. Die Übungen und kleinen Zusammenfassungen sind in grauen Kästchen hervorgehoben. Man arbeitet sich durch das Buch, man liest es nicht nur einfach. Teils geht es mir zu langsam voran, teils bremst man sich aber durch Reflexionen, die automatisch in den Gedanken stattfinden, auch selbst ein wenig aus. Das ist im Grunde ein Zeichen dafür, dass die Autorin tatsächlich weiß, was sie da schreibt und Erfolg erzielbar ist. Dennoch macht es gleichzeitig auch etwas lustlos. Man muss stark sein gegen sich selbst und dranbleiben – und das ist nicht ganz so leicht.

Interessante Informationen findet man auf alle Fälle. Wichtig ist, dass man in „schweren Fällen“ einsieht, dass man mit dem Buch allein nicht weiterkommt und unter Umständen fachliche Hilfe nötig ist. Für diejenigen, die noch genug Stärke und Kraft haben, früh genug „auszumisten“, ist das Buch ein guter Anfang, würde ich behaupten. Doch auch hier ist es erforderlich, dass eine Vertrauensperson „mitarbeitet“. Das erfährt man jedoch leider erst weit mitten im Buch.

Stellenweise war das Buch etwas langatmig. Die Balance zwischen einfühlsam und ausschweifend ist nicht leicht zu halten. Auch wenn der Weg ans Ziel nicht zu schnell beschritten werden sollte, geht es mir hier ein bisschen zu langsam voran. So sympathisch mir Vivian Dittmar ist, vermisse ich doch Angaben über ihre Qualifikation. Da sehr viele esoterische Ansätze im Buch zu finden sind, vermute ich, dass da ihre Stärke liegt und eine psychologische Ausbildung nicht vorhanden ist. Das halte ich für etwas gewagt. Auf der Homepage der Autorin werden diese Vermutungen bestätigt.

Insgesamt mochte ich das Buch schon gern, aber es hat meine Erwartungen nach der Leseprobe nicht erfüllen können. Deshalb bleiben bei mir nur drei Sterne übrig.