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Veröffentlicht am 30.11.2017

Wortgewaltig und emotional

Der Geruch von Häusern anderer Leute
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Meine Meinung zum Buch: Der Geruch von Häusern anderer Leute spielt nicht in unserer Zeit sondern im Alaska der 60er Jahre. Kurz zuvor gab es einen Konflikt, der im Prolog kurz erwähnt wird. Im 19. Jahrhundert ...

Meine Meinung zum Buch: Der Geruch von Häusern anderer Leute spielt nicht in unserer Zeit sondern im Alaska der 60er Jahre. Kurz zuvor gab es einen Konflikt, der im Prolog kurz erwähnt wird. Im 19. Jahrhundert wurde Alaska, was damals eine russische Kolonie war, an die USA verkauft und fortan von ihnen verwaltet. Alaska bekam jedoch schnell eine eigene Regierung und wurde zu Beginn des 20. Jahrhundert sogar in den Kongress der Vereinigten Staaten aufgenommen. 1959 schließlich wurde Alaska der 49. Bundesstaat der USA. Viele Bürger Alaskas wollten diesen Status Alaskas auch erreichen aber nicht die Familien der Mädchen und Jungen, die in diesem Buch zu Wort kommen. So versuchen ihre Väter alles Mögliche, damit das nicht geschieht. Und durch diesen Versuch verliert der eine oder andere seinen Vater auch… Der Hauptteil des Buches spielt ein paar Jahre später und die Erzähler, die damals noch klein waren, können nicht richtig fassen, was damals genau passiert ist und wieso es Gegner des Alaska Statehood Acts gab. Sie sind unbeteiligt an dem Geschehen und ich fragte mich nicht nur einmal, ob man dies genauso erklären kann, wie die Trennung Deutschlands oder andere wichtige Ereignisse, die wir nicht mehr richtig mitbekommen haben. Kommt daher diese Unbeteiligtheit oder hat sich tatsächlich nicht so viel verändert? Ein schöner Denkansatz.
Stattdessen haben die Protagnistinnen und Protagonisten des Buches ganz andere Probleme, die ich im nächsten Abschnitt auch vorgestellt habe. Diese kommen alle sehr gut zum Vorschein, da das Buch mehrstimmig geschrieben ist und wie die Handlung aus vier Sichten lesen. Darüber hinaus gibt es noch viele andere Charaktere, die für die Geschichte wichtig sind. Trotz dieser Vielzahl von Stimmen und Geschichten ist das Buch allerdings nicht verwirrend. Die einzelnen Fäden werden so geschickt ineinander verwoben, dass sie bald schon keine einzelnen mehr sind und man sich ständig an anderen Punkten und Beziehungen orientieren kann.
Nicht nur diesen Punkt hat Bonnie-Sue Hitchcock sehr gut hinbekommen. Das ganze Buch wurde scharfsinnig und gestochen geschrieben und trifft immer genau auf den Punkt. Ich bewundere sie sehr denn trotz ihres Alters hat sie ein herausragendes Buch geschrieben, das von all dem zeugt, was sie die Jahre über gesehen und gemerkt hat. Während viele Schriftstellerinnen noch sehr jung ist, hat Frau Hitchcock den Start auch noch später geschafft und bringt so eine Menge geschichtlichen Hintergrund ein, den nicht jeder hat. Dieses Bewusstsein, dass alles, was man da liest auf historischer Ebene stimmt und auch die Schicksale der Charaktere machen das Buch darüber hinaus sehr emotional und berührend. Das ganze Geschehen wird greifbar und man fühlt sich sofort in diese Zeit versetzt.
Die Protagonistin: Der Geruch von Häusern anderer Leute unterscheidet sich von den anderen Augenblicke-Büchern insofern, dass wir nicht eine starke Protagonistin haben sondern das Buch mehrstimmig ist.
Alyce Eltern sind getrennt und jeden Sommer besucht sie ihren Vater, um ihm beim Fischen auf seinem Boot zur Hand zu gehen. Für sie ist das wichtig, da ihr Vater durch die Trennung schon auf ihre Mutter verzichten muss und doch findet sie es diesen Monat besonders schlimm, denn ihre große Leidenschaft ist das Tanzen und durch ihre Hilfe auf dem Schiff verpasst sie ein wichtiges Vortanzen. Davon will sie ihrem Vater nichts erzählen, denn sie möchte ihn nicht im Stich lassen. Doch dann trifft sie einen ganz besonderen Jungen.
Ruth hat ein Geheimnis, das aber nicht mehr so lange geheim bleiben wird. Denn sie ist schwanger und der Vater des Kindes hat von heute auf morgen mit ihr Schluss gemacht. Sie hat Angst davor, es ihrer Oma zu sagen aber als diese es dann doch erfahren muss, schickt sie Ruth in ein kanadisches Kloster, in dem sich einiges für die verändert.
Dora ist in armen Verhältnissen aufgewachsen. Ihre Mutter kümmert sich nicht um sie und ihr Vaterist im Gefängnis. Sie flüchtet sich zu Dumplings Familie, die sie liebevoll aufnimmt und hat Angst, dass sie diese Familie bald wieder verlassen muss. Besonders dann, als ihr Vater aus dem Gefängnis entlassen wird.
Hank und seine zwei Brüder flüchten von zu Hause, Ihr Vater ist verschwunden und auch sie halten es dort nicht mehr aus. Als blinde Passagiere gehen sie auf ein Passagierschiff, dass sie von Alaska wegbringen soll. Aber dann passiert etwas, mit dem sie nicht gerechnet hätten.
So geheimnisvoll meine Charaktervorstellungen auch klingen, das müssen sie sein. Sie machen so den Reiz des Buches aus und wie in diesen besonderen Filmen verbinden sich die Lebenswege von allen Charakteren zu einem großen Ganzen, das vom Leser selbst entdeckt werden muss.
Die Thematik: Das Buch lebt nicht von einer tiefgehenden Thematik. Man kann hier Identität und Heimat ebenso aufführen, wie Konflikte innerhalb einer Familie. Aber das Buch hat für mich einen anderen Schwerpunkt. Auf der einen Seite lebt es durch die Charaktere, deren Handlungen sich immer wieder ineinander verweben und schon bald nicht mehr getrennt werden können. Auf der anderen Seite ist dieses Buch ein für mich auf kultureller Seite wichtiges Buch denn wir erleben ein Alaska der 60er Jahre und bekommen einen Eindruck vom Leben dort, den wir so wahrscheinlich nie bekommen würden.
Wieso dieses Buch ein Königskinder Buch ist: Es ist emotional und mehrstimmig und vereint mehrere Lebensentwürfe in einer Kultur, die uns eher unbekannt ist. Das Buch schlägt beim Leser ein und klingt noch ganz lange nach.
Wieso es nicht in eurem Regal fehlen sollte: Ich habe das Buch schon Mitte März gelesen und noch heute habe ich es sehr stark im Kopf. Es geistert durch meine Gedanken und bringt mich immer noch zum Nachdenken. Außerdem ist es für mich ein absolutes Muss in fremde Kulturen einzutauchen. Wer das ebenfalls mag ist hier absolut richtig.
Fazit: Mehrstimmig und absolut wortgewaltig schreibt Bonnie-Sue Hitchcock über das Alaska der 60er Jahre und über junge Protagonistinnen und Protagonisten, deren Schicksale sich auf wundersame Weise verknüpfen. Das Buch hallt noch lange nach und wird mir hoffentlich noch lange im Gedächtnis bleiben. Der Geruch von Häusern anderer Leute ist mein liebstes Buch aus dem aktuellen Programm und hat sich diesen Titel auch wirklich verdient.

Veröffentlicht am 30.11.2017

Was es heißt, mutig zu sein

Alles, was ich sehe
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Meine Meinung zum Buch: Ein Buch aus der Sicht einer Blinden zu schreiben. Die Idee fand ich absolut stark und so habe ich mich vor dem Lesen oft gefragt, wie es wohl sein wird, Alles, was ich sehe zu ...

Meine Meinung zum Buch: Ein Buch aus der Sicht einer Blinden zu schreiben. Die Idee fand ich absolut stark und so habe ich mich vor dem Lesen oft gefragt, wie es wohl sein wird, Alles, was ich sehe zu lesen. Wie wird es sein, komplett auf Landschafts- und Personenbeschreibungen zu verzichten, und gleichzeitig Maggies Gedanken zu folgen. Es war fantastisch. Maggie war mir sofort durch ihre Art absolut sympathisch und dadurch, dass sie plötzlich anfängt, den kleinen Jungen Ben zu sehen, bekommt man hin und wieder doch etwas aus der „Welt der Sehenden“ mit. Zwischen Maggie und Ben formt sich eine ganz ungewöhnliche und putzige Freundschaft, denn Ben ist sieben Jahre jünger, als Maggie.
Dann ist da noch Mason. Mason ist Bens großer Bruder und, wie es der Zufall so will, ist er der Sänger von Maggies Lieblingsband. So entstehen im Buch gleich mehrere Punkte, an denen der Leser immer wieder anknüpft. Einmal ist es der Versuch, mit der Blindheit zu leben und umzugehen, dann die Frage, wieso Maggie überhaupt Ben sehen kann und das ganze wird durch die Rockstar Love noch einmal mehr aufgewertet. Man ist sofort ins Buch gefesselt und will unbedingt wissen, wieso Maggie Ben plötzlich sehen kann. Diese kleine Abzweigung ins Phantastische wird auch erst zu einem späteren Zeitpunkt des Buches aufgeklärt und garantiert davor aber auch noch danach eine Menge Spannung und Aufregung.
Ich wurde sofort ans Buch gefesselt und wollte es gar nicht mehr zur Seite legen. Man meint nicht, dass Alles, was ich sehe, Marci Lyn Curtis erstes Werk ist, so eindrucksvoll, fesselnd und wortgewaltig ist es verfasst.
Die Protagonistin: Maggie ist schon nach den ersten Seiten eine meiner Lieblingsprotagonistinnen geworden. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal ein Buch gelesen habe und sofort gewusst habe: Die ist genauso, wie du! Ich liebe Maggies Art und sehe mich in ihr einfach wieder. Ihre nicht immer positive und absolut mürrische Art, ihr Sinn für Humor aber auch ihre Liebenswürdigkeit passen die meiste Zeit über so treffend zu mir. Ich bin mir nicht sicher, ob sich jeder in ihr wiederfindet, aber ich glaube, das tun ganz viele. Maggie kämpft mit einem riesengroßen Problem: Ihrer Blindheit. Sie ist nicht von Geburt an blind sondern erst seit einem halben Jahr und hat damit schwer zu kämpfen. Sie möchte nicht akzeptieren, dass sie blind ist und wehrt sich mit allen Mitteln dagegen. Und genau in diesem Punkt wird auch die Entwicklung, die sie im Buch machen muss, deutlich.
Die Thematik: Das Leben meint es nicht immer gut mit uns. Ein einziger Tag kann es komplett verändern und das geschieht nicht immer zu unseren Gunsten. So war es auch bei Maggie der Fall, die von einem auf den anderen Tag blind wurde. Sie kann nicht mehr Fußball spielen, muss an eine andere Schule und überhaupt erst einmal lernen, blind zu sein. Noch dazu wissen weder ihre alten Freundinnen noch ihre Familie, wie sie mit ihr umgehen sollen und wenden sich von ihr ab oder packen sie in Watte. Auch Maggie selbst kann nicht akzeptieren, dass sie ihr ganzes Leben lang blind sein soll aber darin besteht doch gerade die Kunst oder? Lerne mit Veränderungen umzugehen und bleibe dabei trotzdem immer du selbst. Auch wenn du „dein Ding“ verlierst, wie Ben sagen würde. Du findest sicher ein neues. Davon erzählt Alles, was ich sehe eindrucksvoll.
Wieso dieses Buch ein Königskinder Buch ist: Ganz wundervoll berichtet Marci Lyn Curtis von dem Versuch Maggies, wieder die Alte zu werden. Dieser scheitert jedoch kläglich und sie muss an den neuen Gegebenheiten wachsen und sich vor allen Dingen mit ihnen abfinden. Dazu gehört eine ganze Menge Mut und Stärke und so ist Alles, was ich sehe nicht nur ein Buch, sondern ein starkes, wortgewaltiges Werk, das dem Königskinder Verlag alle Ehre macht.
Wieso es nicht in eurem Regal fehlen sollte: Sind wir mal ehrlich. Wie viele Bücher mit einer blinden Protagonistin habt ihr schon gelesen? Ich genau eins. Alles, was ich sehe. Sonst fällt mir spontan kein Buch ein und gerade deshalb ist es so spannend Maggies Welt als Blinde wahrzunehmen. Außerdem fesselt ihre Gedankenwelt so sehr, dass man das Buch einmal angefangen nicht mehr zur Seite legen will.
Fazit: Alles, was ich sehe konnte mich vollkommen fesseln. Eindrucksvoll und mit viel Charme von Marci Lyn Curtis geschrieben, erzählt es von dem Versuch Maggies, mit ihrer Blindheit zurechtzukommen. Maggie selbst ist die perfekte Protagonistin, mit der ich mich sehr gut identifizieren konnte und deren Geschichte direkt ins Herz geht. Ein tolles Debüt.

Veröffentlicht am 30.11.2017

Ein Muss für Jane Austen Fans

Jane & Miss Tennyson
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Meine Meinung zum Buch: Jane & Miss Tennyson habe ich mir bis ganz zum Schluss aufgehoben und es von den aktuellen 5 erst ganz zum Schluss gelesen, da ich genauso wie die Protagonistin ein riesengroßer ...

Meine Meinung zum Buch: Jane & Miss Tennyson habe ich mir bis ganz zum Schluss aufgehoben und es von den aktuellen 5 erst ganz zum Schluss gelesen, da ich genauso wie die Protagonistin ein riesengroßer Jane Austen Fan bin und ich unbedingt wissen musste, was Emma Mills sich dabei ausgedacht hat. Der Einstieg ins Buch fiel mit zunächst etwas schwerer, denn mir hat Jane Austens Anteil etwas gefehlt und ich wurde gleich von einer großen Football Welle überschwemmt. Denn neben Jane nimmt dieser Sport auch einen sehr großen Teil des Buches ein und, da ich nicht so das Sportass bin und mir Football auch eher befremdlich ist, hat das nicht unbedingt zu einem leichten Einstieg beigetragen.
Doch dann kam Ezra und meine Lust am Buch steigerte sich enorm. Ezra ist DER Mr. Darcy schlechthin und hat so direkt einen Platz in meinem Herzen ergattert. Im Folgenden sind die Seiten nur so dahin geflogen und ich habe auf ein glückliches Ende für Devon und Ezra gehofft. Doch auch neben dieser Liebesgeschichte hält Jane & Miss Tennyson einiges für den Leser bereit. Foster, Devons Cousin zieht bei ihr ein, da sein Vater gestorben ist und seine Mutter drogenabhängig wurde. Devon ist genervt von Foster. Er ist für die absolut merkwürdig und anhänglich und dass sie auf eine Schule gehen, ist ihr peinlich. Darüber hinaus gibt es da noch Cas, ihren besten Freund, und Lindsay, von der Devon nicht weiß, was sie genau will. Und dann ist da noch ihre große ungewisse Zukunft und all die anderen Probleme, die das Erwachsen werden so mit sich bringt.
Über all das schreibt Emma Mills ganz bezaubernd und schon bald vereinigten sich die beiden Themen Jane Austen und Football zu einem großen Komplex, den man weder trennen konnte noch wollte. Mich hat das Buchfieber gepackt und ich war hin und hergerissen zwischen das Ende der Geschichte wissen und für immer weiterlesen.
Die Protagonistin: Devon ist eine tolle Protagonistin! Schon auf den ersten Seiten verfällt man ihrem Humor und ihren Gedanken. Ganz besonders dann, wenn sie sich um Jane Austen drehen. Aber auch die nachdenklicheren Seiten an ihr liebte ich. Für sie ist die Zeit nach ihrer Schulzeit ein großes Fragezeichen und sie scheint noch nicht so richtig zu wissen, was genau sie später machen will, an welches College sie gehen will und ob sie überhaupt studieren will. Exakt so ging es mir auch vor ein paar Jahren und selbst heute frage ich mich, was überhaupt nach meinem Studium alles passieren soll. Man kann sich wundervoll mit ihr identifizieren. Nicht nur, was das College angeht sondern auch ihre Gefühle für Cas, für Ezra und für Foster. Fast noch schöner ist es, wenn man ihr dabei zusieht, wie sie an diesen ganzen Problemen wächst und zu einer ebenso starken Frau wird, wie Lizzie Bennet es ist.
Die Thematik: Während in den anderen Königskinder Büchern dieses Programms die Thematik oft sehr versteckt ist und man sie erst nach längerem Überlegen erkennt, ist sie in Jane & Miss Tennyson sehr deutlich. Das Buch ist eine klassische Coming-Of-Age Geschichte, in der Devon an ihren Problemen wachsen und einen weiteren Schritt in Richtung Erwachsen sein gehen muss. Ebenso, wie Jane Austens Heldinnen muss sie lernen mit Stolz, Vorurteil, Gefühl und Verstand umzugehen, um so ihr Glück zu finden. Und das findet sie nicht nur bei Mr. Darcy sondern auch in einem College, neuen Freunden und einem nie dagewesenen Bruder.
Wieso dieses Buch ein Königskinder Buch ist: Lange habe ich überlegt, wieso gerade Jane & Miss Tennyson ein Königskinderbuch ist. Dass es das ist, liegt auf der Hand. Es passt einfach und hätte ich das Buch gelesen ohne den Verlag zu kennen, dann wären die Königskinder einer der ersten Verlage gewesen, die ich nennen würde, wenn ich raten sollte. Es ist romantisch und mit ganz viel Herz geschrieben.
Wieso es nicht in eurem Regal fehlen sollte: Für alle Jane Austen und Schnulzen Fans da draußen ist das das perfekte Buch. Ich konnte mich teilweise gar nicht mehr einkriegen vor Herzschmerz, Schmetterlinge im Bauch und ganz vielen Gefühlen. Wenn es auch genau geht und ihr diese Bücher so sehr liebt, wie ich, dann müsst ihr sofort zugreifen.
Fazit: Ich bin begeistert von Jane & Miss Tennyson. Obwohl ich anfangs vom Football etwas verunsichert wurde, liebte ich Devon, Foster und natürlich Ezra sehr und die ganzen Anspielungen auf Jane Austen machten das Buch ebenso perfekt, wie die Tatsache, dass die Liebe zwischen Devon und Ezra als die Liebe zwischen Lizzie und Mr. Darcy gesehen werden kann. Definitiv eines meiner Highlights 2016.

Veröffentlicht am 30.11.2017

Ein sehr starkes Buch

Im Jahr des Affen
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Meine Meinung zum Buch: Zugegeben: Das Jahr der Affen war eines der fünf Bücher aus dem Augenblicke-Programm, dass mich zwar angesprochen hat, allerdings am wenigsten von allen fünf. Ich konnte mir nicht ...

Meine Meinung zum Buch: Zugegeben: Das Jahr der Affen war eines der fünf Bücher aus dem Augenblicke-Programm, dass mich zwar angesprochen hat, allerdings am wenigsten von allen fünf. Ich konnte mir nicht erklären, wie aus der Geschichte, die aus dem Klappentext ersichtlich war, etwas entstehen würde, dass mich ohne Unterbrechung ans Buch fesseln würde. Letztendlich hat das Buch meine Erwartungen getroffen, gehört aber meinem Erachten nach nicht zu den stärksten des Programms.
Die Geschichte fängt sehr leise und langsam an. Wir erfahren viel aus Minis Leben, das nicht besonders rosig ist. Und dennoch ist sie auf eine bestimmte Art und Weise glücklich damit. Die Lage spitzt sich allerdings zu als Minis Vater ins Krankenhaus muss und Onkel Wuu zu Besuch kommt. Der wohnt normalerweise in Australien und ist nicht erfreut über die Richtung, in die sich Mini für ihn entwickelt hat. Er sieht sie nicht als chinesisch genug und findet permanent etwas, das er an ihr kritisieren kann. Noch dazu muss Mini den Job ihres Vaters im Familienrestaurant übernehmen und diese beiden Faktoren zwingen sie dazu, sich mit ihrer Identität und Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Minis Geschichte wurde von Que De Luu ganz feinfühlig geschrieben und wie man dem Nachwort und dem Autorentext entnehmen kann, ist sie der Thematik hinter dem Buch nicht ganz fern. Im Jahr des Affen hat mir definitiv Lust auf weitere Bücher der Autorin gemacht und die werde ich auch demnächst genauer unter die Lupe nehmen.
Die Protagonistin: Mini ist eine ganz tolle und sympathische Frau und ich musste so oft schmunzeln, wenn sie für uns das chinesische übersetzt, uns über chinesische Bräuche und Eigenarten aufklärt oder einfach nur ihren Gedanken freien Lauf lässt. Sie ist witzig und liebevoll und doch hatte ich so meine Probleme, mich mit ihr zu identifizieren. Liegt es daran, dass ihr Leben so anders ist als meins, dass sie doch sehr asiatisch denkt oder dass das Buch zu einer Zeit spielt, zu der ich nicht einmal gelebt habe? Hatten die Jugendlichen der 80er Jahre andere Probleme und Wünsche, als ich es noch vor wenigen Jahren hatte? Ich weiß es nicht und doch gab es etwas an Mini, das mir befremdlich war. In diesem Punkt hätte ich mich sehr gerne mehr in sie hineinversetzt, aber das war mir leider unmöglich.
Die Thematik: Ich war sehr überrascht, als ich das Buch gelesen habe, denn neben Kulturenkonflikt und Identität – beide Themen habe ich nach dem Lesen des Klappentextes erwartet – schwang noch ein ganz anderes Thema im Buch mit. Flucht. Mini kann sich an ihre Zeit vor Deutschland nicht erinnern und identifiziert sich fast ausschließlich als Deutsche. Und das obwohl sie asiatische Wurzeln hat. Das gefällt ihrem Vater und besonders ihrem Onkel nicht, der sie im Buch auch als Banane - Außen gelb, Innen weiß – bezeichnet. Das sind ganz zentrale Themen im Buch und die Antwort darauf, wer sie eigentlich ist und was sie glücklich macht, findet Mini in dessen Verlauf. Und dann kam da plötzlich das Thema Flucht auf, denn in ihrer kleinen Krise fragt sich Mini plötzlich nach der Zeit, die ihr in ihrer Erinnerung fehlt. Dem Leser wird bewusst, dass das Buch gar nicht im heute spielt sondern 1989 und dass Mini und ihr Vater nicht nur Einwanderer sind. Sie sind Flüchtlinge und aus dem Vietnam geflohen. Diese Erkenntnis schlug bei mir ein, wie eine Bombe und das Thema ist momentan aktueller denn je.
Wieso dieses Buch ein Königskinder Buch ist: Hinter den Königskindern erwarte ich eigentlich immer ganz fesselnde und emotionale Geschichten und doch gibt es Bücher – wie Im Jahr des Affen – bei denen ich mir einfach nicht vorstellen kann, in was dieses emotionale überhaupt besteht. Und dann kommt es, mit aller Wucht und lässt den Leser ganz sprachlos zurück. Und genau das ist das königliche an diesem Buch.
Wieso es nicht in eurem Regal fehlen sollte: Das Thema Flucht und Flüchtling ist heute aktueller denn je und so stellen wir uns die Frage, was ist in einigen Jahren. Können sich die Kinder von heute noch an ihre Heimat erinnern? Identifizieren sie sich als deutsch und wie gehen sie mit diesem Konflikt um? Wir dürfen nicht vergessen, dass dies nicht zum ersten Mal passiert und Que Du Luu liefert uns ein interessantes Beispiel darüber, wie es in ein paar Jahren sein könnte.
Fazit: In Im Jahr des Affen steckt so viel mehr drin als man anfangs erwartet. Die Geschichte fängt ganz ruhig an und schlägt dann auf emotionaler Ebene voll ein. Obwohl ich mich mit der Protagonistin nicht immer zu 100% identifizieren konnte, ist sie herzallerliebst und man begleitet sie gerne auf ihrer Suche nach Identität und Glück.

Veröffentlicht am 28.11.2017

Es ist Zeit, daß es Zeit wird

Wir sagen uns Dunkles
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Als Germanistikstudentin hat man meistens ein ziemlich großes Interesse an allem, was im Entferntesten mit Literaturwissenschaft zu tun hat. Ich bin kein großer Fan von Lyrik und finde keinen rechten Zugang ...

Als Germanistikstudentin hat man meistens ein ziemlich großes Interesse an allem, was im Entferntesten mit Literaturwissenschaft zu tun hat. Ich bin kein großer Fan von Lyrik und finde keinen rechten Zugang dazu und doch interessieren mich Bachmann und Celan auf rein persönlicher Ebene sehr. Die Beziehung der beiden blieb weiterstgehend verborgen und so war ich sehr gespannt, die Ausarbeitung Helmut Böttigers dazu zu lesen.
Beim dem Buch handelt es sich genau gesagt nicht nur um die Untersuchung einer Beziehung, vielmehr bekommt der Leser eine Doppelbiografie präsentiert. Die Biografien der beiden überschneiden und trennen sich immer wieder und es ist interessant zu lesen, welchen Einfluss der eine auf das Leben des jeweils anderen nimmt und wie das alles sich wiederum in den Werken der beiden erkennen lässt. Man bekommt als Leser nicht nur ein Gefühl für die Beziehung zwischen Celan und Bachmann sondern auch ein breites Wissen über die Leben der beiden, die – so empfinde ich jedenfalls – zumindest in der Schule deutlich zu kurz kamen.
Das gesamte Buch gliedert sich in mehrere Kapitel, die entweder nur Ingeborg Bachmann bzw. Paul Celan thematisieren oder sich mit der Beziehung der beiden Beschäftigen. Dabei wird immer ein besonders Augenmerk auf eine bestimmte Thematik oder ein bestimmtes Ereignis gelegt, was dem Buch eine schöne Struktur gab. Allerdings fiel es mir teilweise sehr schwer, den roten Faden nicht zu verlieren bzw. die Chronologie der Ereignisse m Auge zu behalten. Hier hilft es sicher enorm weiter, wenn man sich schon grob mit dem Leben der beiden auskennt oder sich kurz vor und immer wieder während dem Lesen einen chronologischen Lebenslauf aufruft.
Ergänzt werden die Worte durch einige Bilder, die jedoch nicht überhand nehmen und das erzählte sehr gut unterstützten. Besonders gefielen mir hier die Bilder der Gruppe 47, da man sehr gut erkennen konnte, wie Bachmann und Celan innerhalb einer größeren Gruppe miteinander umgehen. Auch den Schreibstil von Helmut Böttiger empfand ich als sehr angenehm. Er schriebt so schön und bildlich, dass ich nicht nur viel Wissen über die beiden Lyriker mitnehmen konnte, sondern auch das ein oder andere schöne Zitat entdeckt und für mich markiert habe.
Fazit: Wir sagen uns Dunkles informiert uns nicht nur über die Beziehung von Ingeborg Bachmann und Paul Celan, vielmehr bekommt man als Leser eine gut recherchierte und wundervoll geschriebene Doppelbiografie präsentiert, die thematisch in einzelne Kapitel gegliedert ist.