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Veröffentlicht am 16.11.2017

Tolles Royal Read

Lilienfeuer
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Meine Meinung: Lilienfeuer ist das neue Buch von Alexandra Monir, der Autorin der Timeless-Reihe. Obwohl die schon Ewigkeiten auf meiner Wunschliste steht, muss ich gestehen, dass ich sie bisher noch nicht ...

Meine Meinung: Lilienfeuer ist das neue Buch von Alexandra Monir, der Autorin der Timeless-Reihe. Obwohl die schon Ewigkeiten auf meiner Wunschliste steht, muss ich gestehen, dass ich sie bisher noch nicht gelesen habe. Dennoch habe ich viel Gutes gehört, weshalb ich mich schon sehr lange auf Monirs neuen Roman gefreut habe. Mich hat direkt das Cover angezogen und auch der Klappentext klingt super und verspricht eine Mischung aus royalem Leben und etwas Mystery. Sprich: Es spielt in einem ähnlichen Setting, wie Selection und Co aber ist etwas ganz anderes.
Imogen ist eine tolle Protagonistin. Ich liebe sie! Selten habe ich gesehen, dass eine Autorin einen Menschen so liebenswert und authentisch beschreiben kann. Imogen ist das Girl Next Door aber keineswegs die unscheinbare Bella. Sie hat die typischen Probleme, die jedes Mädchen in ihrem Alter hat und da keiner weiß, dass sie adelig ist, kann sie bei ihrer Ersatzfamilie ungehindert leben. Das alles verändert sich aber, als sie erfährt, dass ihre Cousine verstorben ist und sie nun die neue Herzogin von Rockford Manor ist und so von New York nach England ziehen muss um ihr Erbe anzutreten. Das klingt alles so weit weg von uns und man könnte denken, man hätte keinerlei Identifikationspotential mit Imogen. Aber ist es nicht so, dass wir alle früher oder später einmal ins kalte Wasser geschmissen werden, wir nicht alle mal vor neuen Herausforderungen stehen? Nichts anderes ist Imogens Kampf und so können wir uns alle ein bisschen in ihr wiederfinden und genau das macht sie in meinen Augen so perfekt.
Das Buch vereint zwei richtig tolle Themen. Zum einen ist es ganz klar die royale Welt und ja, dieser Aspekt gefällt mir in Lilienfeuer fast schon ein bisschen besser als in Selection und Co. Zwar ist Rockford eine erfundene Grafschaft in England aber es ist einfach sehr vieles an wirklich existierende englische Adelshäuser und generell an den englischen Adel angelehnt. So gibt es die Uni in Oxford, Polospiele, Diner und organisierte Feste. Es gibt Benimmregeln, Intrigen und eine Dienerschaft und ich habe mich in dieser Welt pudelwohl gefühlt. Ja, ich liebe Royals und ich liebe diese ganzen Geschichten über Babys und Hochzeiten. Auch, wenn ich in dieser Beziehung dann 80+ bin. Das bin ich dann gerne. Dieser Aspekt wurde von Alexandra Monir sehr gelungen umgesetzt.
Das zweite große Thema ist definitiv das Mystery Thema, dass sich durch den ganzen Roman zieht und anfangs sehr undurchsichtig ist. Aber ist das nicht immer so? Am Ende geht es ein kleines bisschen in die Fantasyrichtung aber mehr kann ich euch natürlich nicht verraten. Diese Idee ist absolut toll aber leider finde ich, dass die Umsetzung ein bisschen schwächelt. Der Anfang zieht sich sehr und wir tappen lange Zeit im Dunkeln. Das liegt zwar auch an der Vorgeschichte, die ich auch ziemlich wichtig finde, aber bis Imogen dann endlich mal nach Rockford Manor kommt, ist schon fast das halbe Buch rum und es ist noch nicht wirklich etwas passiert. Dafür ging mir dann allerdings die gesamte Auflösung ein wenig zu schnell. Die war aber wirklich genial und hätte ich nur mal ein bisschen besser mitgerätselt, hätte ich sie vielleicht entschlüsseln können. Hier hätte es meiner Meinung nach einfach gereicht, wenn das Buch ca. 200 Seiten länger gewesen wäre, sodass Hinführung und Auflösung von der Gewichtung her besser harmonieren würden.
Shortlist:
Genre: Mystery, Royal

Themen: geheime Gaben, Intrigen und Lügen

Idee & Umsetzung: Idee ist perfekt, Umsetzung ist gut, schwächelt aber hier und da ein bisschen

Setting: New York und Rockford Manor, eine erfunde Grafstadt in der Nähe von Oxford

Stimmung/Atmosphäre: düster und geheimnisvoll

Charaktere: soweit wie nötig für ein Jugendbuch ausgebaut, genau die richtige Anzahl

Protagonist/in: Imogen ist für mich die perfekte Protagonistin

Schreibstil: schlicht aber fesselnd

Ende: überraschend und zufriedenstellend

Bewertung: Ich bin begeistert von Lilienfeuer! Ich liebe Imogen, die Welt der Royals und natürlich Alexandra Monirs tolle Idee. Hier und da schwächelt die Umsetzung, was man aber meiner Meinung nach mit ein paar Seiten mehr hätte beheben können. Deshalb gebe ich begeisterte 4,5 von 5 Füchschen, die ich auf 5 aufrunde.

Veröffentlicht am 16.11.2017

Hat mich leider sehr enttäuscht

Thalam
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Meine Meinung: Als der Riverfield Verlag mir sein Programm vorgestellt hat, ist mir Thalam: Die Hüter der Erde direkt ins Auge gesprungen. Das Cover ist beeindruckend und strahlt schon eine ganze besondere ...

Meine Meinung: Als der Riverfield Verlag mir sein Programm vorgestellt hat, ist mir Thalam: Die Hüter der Erde direkt ins Auge gesprungen. Das Cover ist beeindruckend und strahlt schon eine ganze besondere Atmosphäre aus und auch der Klappentext hat mir so gut gefallen, dass ich richtig Lust auf eine Highfantasy Geschichte bekommen habe. Thalam ist für Jugendliche ab 12. Das erkennt man auch an dem Alter des Protagonisten, die 15 Jahre alt ist. An sich macht es mir ja nie etwas aus Bücher zu lesen, die für eine jüngere Zielgruppe gedacht sind. Mit Thalam hatte ich aber so meine Probleme.

Generell hat mir an dem Buch der Schreibstil von Gabriele Ennemann mit am meisten gefallen. Es wird zwar sehr viel erzählt und ich habe die Dialoge ein wenig vermisst, dennoch merkt man der Autorin ihre Begeisterung und auch ein Talent am Schreiben auf jeden Fall an. Das ist auf jeden Fall eine tolle Leistung für einen Debütroman. Außerdem war ich beeindruckt von der Geschichte. Die Vorstellung von einer Unterwelt, der Unten-Welt, die in Gut und Böse aufgeteilt ist und deren Seiten immer im Gleichgewicht stehen müssen und außerdem die Lebensachse, die von der bösen Seite geklaut wird und die Avantgarde entstehen muss, ein Zusammenschluss aus vier auserwählten Jugendlichen, die die Achse zurückbringen müssen. Leider muss ich sagen, dass Idee und Schreibstil die einzigen Dinge sind, die mich begeistern konnten.

Am meisten gestört hat mich wahrscheinlich die Umsetzung dieser genialen Idee. Auf mich wirkte alles sehr konstruiert und irgendwie vorhersehbar, wie eigentlich Märchen es sind. Das Problem ist dabei ganz einfach, dass Thalam für mich kein Märchen sind, sondern ein Fantasybuch, und so alles nicht funktioniert. Viele Dinge laufen ab, ohne dass ich erkennen kann, wieso etwas genau so passiert. Wieso wurde vor Gidion verheimlicht, dass er Teil der Avantgarde ist, wieso werden die Jugendlichen ohne Ausbildung ziehen gelassen, wieso ist der Raub der Lebensachse so gravierend. Vieles passiert und folgt nicht logischen Regeln und das habe ich beim Lesen immer wieder gemerkt und als zunehmend störend empfunden. Außerdem war für mich im Buch viel zu wenig Konflikt vorhanden. Die Protagonisten hatten keinerlei Probleme und das Schicksal schien immer auf ihrer Seite zu sein. Alles ging so leicht und „das Böse“, das von Grund auf Böse war ohne dass man wirklich ein Motiv dafür erkennen konnte, schien sich irgendwie immer selbst KO zu schlagen. Diese beiden Punkte die Umsetzung betreffend haben mir sichtlich die Freude am Lesen genommen und wäre Thalam kein Rezensionsexemplar gewesen, hätte ich es sicher abgebrochen.
Ein weiterer Aspekt, der mich gestört hat, waren die Charaktere. Die Erzählung wechselt zwischen der guten und der bösen Seite und beide kommen ungefähr gleich oft zu Wort. Ich komme immer sehr gut mit Geschichten aus mehreren Perspektiven klar. Allerdings hatte ich bei Thalam ein Problem mit der bösen Seite. Hier wurde vieles vorweggenommen, was bei einer einseitigen Perspektive wahrscheinlich sehr viel Spannung aufgebaut hätte. Schade. Auch die Charaktere selbst waren mir ein wenig zu blass. Besonders Gideon der ja eigentlich der Protagonist des Buches ist, kam mir viel zu kurz. Die anderen Charaktere konnte ich mir leider auch nur anhand weniger herausstechender Charaktereigenschaften gut im Kopf behalten und wenn ich ehrlich bin, habe ich alle schon wieder vergessen.


Shortlist:

Genre: Fantasy, Jugendbuch

Themen: High Fantasy, Kampf zwischen Gut und Böse

Idee & Umsetzung: Idee super, Umsetzung umso schlechter

Stimmung/Atmosphäre: nicht wirklich greifbar

Charaktere: insgesamt zu blass, stechen nicht hervor

Protagonist/in: Gidion, auch sehr unscheinbar, kommt leider sehr selten zu Wort

Schreibstil: für einen Debütroman super, hätte mir allerdings mehr Dialoge gewünscht

Ende: sehr unspektakulär, so, wie man es nach den ersten Kapiteln schon erahnen konnte

Bewertung: Leider hat mich Thalam sehr enttäuscht. Von der Idee hatte ich mir eigentlich sehr viel erhofft und so wurde ich von dem Buch bitter enttäuscht. Einzig der Schreibstil von Gabriele Ennemann hat mir sehr gut gefallen. Leider kann ich nur 2 von 5 Füchschen geben.

Veröffentlicht am 16.11.2017

Das Abenteuer beginnt.

Die sagenhaften Göttergirls, Band 01
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Meine Meinung: Man kann es kaum glauben aber dieses Buch habe ich tatsächlich für ein Seminar an der Uni gelesen. Dieses beinhaltet zum Teil didaktische Themen und so war es natürlich naheliegend, dass ...

Meine Meinung: Man kann es kaum glauben aber dieses Buch habe ich tatsächlich für ein Seminar an der Uni gelesen. Dieses beinhaltet zum Teil didaktische Themen und so war es natürlich naheliegend, dass wir auch etwas für Grundschullehramtstudenten bearbeiten. Athene, die 12-jährige Protagonistin des Buches erfährt, dass sie Zeus‘ Tochter und somit eine echte Göttin ist. So beginnt ihre Ausbildung an der Olymp High und das geht natürlich mit vielen Veränderungen und neuen Freunden und Feinden einher.
Das Buch ist perfekt für Grundschüler geeignet. Durch seine Themenwahl und Athenes Alter für 4. Klässler denn Themen wie ein Schulwechsel und die damit einhergehenden Ängste sind für Mädchen in dem Alter ebenso ein Thema wie das vorsichtige Herantasten an die erste Liebe. Ich muss jedoch sagen, dass ich viele Mädchen in dem Alter kenne, die lesetechnisch schon weit voraus sind und schon Bücher lesen, die dicker, schwerer etc. sind. Ich kann das Buch jedoch auch problemlos an jüngere Kinder empfehlen. Zehn Kapitel verteilen sich auf 160 Seiten und obwohl die Geschichte einem roten Faden folgt, können die einzelnen Kapitel sehr gut Tag für Tag gelesen werden denn in sich schließen sie immer ein bisschen ab und fiese Cliffhanger werden vermieden. Das Buch ist gut leserlich in einer etwas größeren Schrift geschrieben und zudem noch toll verziert.
Das Buch ist ein richtiges Mädchenbuch. Das lässt schon die Aufmachung der deutschen Ausgabe erkennen. Pink und Goldglitzer sind vorherrschend und auch Athene ist ein richtiges Mädchen. Nichts geht über das gemeinsame Schwärmen mit ihrer besten Freundin Pallas und auch ihr Denken ist so typisch Mädchen, dass sich die kleinen Leserinnen sofort super mit ihr identifizieren können. Für Jungs ist das Buch daher eher nichts. Da hat das Autorenduo allerdings schon für den passenden Ersatz in Form einer neuen Reihe gesorgt.
Neben den ganz normalen Mädchenproblemen führt das Buch den Leser auch in die mythische Welt des antiken Griechenlands und so erhält der Leser erste Einblicke in die griechische Mythologie. Spielend wird man an bekannte Mythen herangeführt, die in den Büchern kindergerecht interpretiert werden und in der Umgebung des Helden, also in der Highschool, umgesetzt werden. Da im ersten Band Athene im Mittelpunkt steht erfährt man so von ihrer Herkunft, von ihren Eltern und außerdem von dem Wettstreit um die Rolle als Schutzpatron von Athen und die Entstehung der Medusa. Auch Heldengeschichten, wie die Odyssee und der Kampf um die schöne Helena werden im Buch völlig neu interpretiert. Natürlich werden dadurch die einzelnen Mythen stark verändert. Das finde ich auf der einen Seite gut denn kindgerecht ist es allemal und das Buch dient als Unterhaltungslektüre erst einmal dazu, Kinder zu unterhalten und das Interesse an der Mythologie zu wecken. Allerdings sind manche Änderungen etwas gravierender und ich finde sie nicht mehr ganz so gut. So ist beispielsweise Poseidon, der Bruder von Zeus, im Buch keineswegs mit Zeus verwandt sondern nur Schüler der Schule und Zeus der Direktor. Dadurch können leicht falsche Eindrücke entstehen, die, wenn überhaupt, erst spät richtig gestellt werden. In der deutschen Ausgabe des Buches befindet sich allerdings hinten ein Glossar, in dem vieles näher erklärt wird. So kann man einige Fehler gerne mal übersehen.
Bewertung: Der Auftakt der Göttergirls Reihe eignet sich hervorragend für Mädchen im Grundschulalter und entwickelt gekonnt eine Mischung aus Schoolstory und griechischer Mythologie. Mythen werden kindgerecht aufbereitet und süß verpackt. Allerdings wird dadurch auch einiges verfälscht und es erfordert viel beschäftigung mit dem Gelesenen, damit alles richtig in den Kopf kommt. ;) Dafür gibt es von mir einen Minifuchsabzug und ich vergebe 4 von 5 Füchschen.

Veröffentlicht am 16.11.2017

Ganz stark! - Klassik Edition Rezension

Wohin rollst du, Äpfelchen ...
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Meine Meinung: Leo Perutz. So heißt eines meiner Seminare in diesem Semester und außerdem ein längst vergessener Schriftsteller. Im Zuge dieses Seminars lesen wir ganze drei Bücher von Perutz und Wohin ...

Meine Meinung: Leo Perutz. So heißt eines meiner Seminare in diesem Semester und außerdem ein längst vergessener Schriftsteller. Im Zuge dieses Seminars lesen wir ganze drei Bücher von Perutz und Wohin rollst du Äpfelchen? war das erste. Leo Perutz ist ein österreichischer Exilautor. Als solcher wird er immer bezeichnet. Und es stimmt auch, dass Perutz Österreicher ist und er ist Autor. Das lustige ist allerdings, dass er während seines Exils in Tel Aviv gar nichts mehr geschrieben hat sondern tatsächlich nur in der Zeit davor. Aber das nur so nebenbei.
Wohin rollst du Äpfelchen? Das ist ein ziemlich komischer Name für ein Buch. Dennoch ist er fest in dem Buch verankert und beim Lesen erfasst man nach und nach die Bedeutung dieser Überschrift. Dieser Roman ist ein Heimkehrerroman, ein Roman über die sogenannte Gespensterzeit in Wien, während der viele Soldaten aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause kehrten. So schafft Perutz mit Wohin rollst du Äpfelchen? ein wichtiges Zeitzeugnis, dass die schwere Phase nach dem ersten Weltkrieg beschreibt und auch noch einmal deutlich macht, dass dieser in Russland noch längst nicht vorbei ist. Auch Vittorin war in Kriegsgefangenschaft und kehrt 1918 mit drei weiteren Zimmergenossen zurück nach Österreich. Dort angekommen kommen sie alle wieder in ihrem Alltag an und können die schlimme Zeit nach und nach verarbeiten. Auch Vittorin wird herzlich von seiner Familie und seiner Freundin Franzi wieder aufgenommen. Bald schon ergeben sich für ihn interessante Möglichkeiten. Aber seine Vergangenheit lässt ihn nicht los und er schwört auf Rache. Sein Ziel ist der ehemalige Lagerkommandant Seljukow. Ob das, was Vittorin erlebt ein Trauma ist oder nicht, das lässt sich diskutieren und ist eine interessante Fragestellung im Buch. Aber auch diese nicht ganz so ferne Welt des alten Russlands, die Kriege zwischen Rot und Weiß, zwischen Bolschewiki und Menschewiki ist uns doch eher unbekannt und gibt uns erschreckende und interessante Einblicke in diese Welt. Was dann folgt ist eine Verfolgungsjagd durch ganz Europa, viel Unterhaltung aber auch vieles, was es zu hinterfragen gibt. Vittorin ist ein Antiheld und auch das Ende ist sehr stimmig und rundet die ganze Erzählung überraschend und passend ab.
Ich spreche hier so hochgestochen von dem Buch. Doch eigentlich ist es nur Unterhaltungsliteratur und auch Leo Perutz hatte nie etwas anderes im Sinn. Denn genau das war es, was Wiener zu dieser Zeit hören und lesen wollten. Ablenkung, Theater, Kaffeehaus. Und so erfreute sich Perutz damals großer Bekanntheit und wurde leider ebenso schnell wieder vergessen. Ich persönlich finde das sehr schade denn er liefert gleichzeitig Unterhaltung und Zeitzeugnis. Genau die beiden Dinge erfreuen sich heute noch hoher Aktualität und es ist sehr schade, dass ein Autor wie Perutz in Vergessenheit geraten ist. Ich freue mich schon sehr auf die beiden weiteren Bücher des Autors und bin mir sicher, dass seine anderen Werke auch bald folgen werden. Der Roman war eine wirkliche Überraschung und somit auch irgendwie ein kleines Highlight. Umso erstaunter war ich, als unsere Dozentin uns verriet, dass dieser Roman von Kritikern als Perutz‘ schwächster eingestuft wird.
Bewertung: Wie schon häufiger erwähnt, bin ich ja eigentlich gegen das Bewerten von Klassikern. Aber wie immer möchte ich das nun trotzdem tun, da ich euch eine grobe Richtlinie geben will, was ich von dem Buch halte. Wohin rollst du Äpfelchen? bekommt von mir verdiente 5 von 5 Füchschen und ist ein wundervoller Unterhaltungsroman, der noch dazu über die Heimkehrerproblematik informiert. Wenn ihr Lust habt auf Abenteuer und auf eine anspruchsvolle Unterhaltungslektüre solltet ihr unbedingt mal zum Buch greifen.

Veröffentlicht am 16.11.2017

Die Tage nach der Katastrophe

Das Licht der letzten Tage
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Meine Meinung: Das Licht der letzten Tage, auf Englisch Station 11, wurde mir von Kücki wärmstens empfohlen. Mit dem Hinweis, dass das Buch bald auf Deutsch erscheint. Mir egal dachte ich und wollte mir ...

Meine Meinung: Das Licht der letzten Tage, auf Englisch Station 11, wurde mir von Kücki wärmstens empfohlen. Mit dem Hinweis, dass das Buch bald auf Deutsch erscheint. Mir egal dachte ich und wollte mir das Buch erst auf Englisch zulegen. Bis ich gesehen habe, dass ich nur ein bisschen warten muss und ich dann das atemberaubende deutsche Cover aus dem Piper Verlag in den Händen halten könnte, in das ich mich sofort verliebt habe.

Angefangen mit dem Lesen kam ich allerdings gar nicht gut in die Geschichte hinein und habe das Buch nach ca. 150 Seiten erst einmal pausiert. Nicht weil das Buch nicht spannend war, nein, ich wollte unbedingt herausfinden, was die Schicksale der einzelnen Charaktere ist und was auf ihnen und unserer Welt geworden ist. Ich kam einfach nur nicht mit der Struktur der Geschichte zurecht, die scheinbar planlos von der einen zur anderen Perspektive springt und mich einfach keinen roten Faden erkennen ließ. Schließlich habe ich dann eines Tages das Buch mit in die Uni genommen und während der Zug- und Busfahrt blieb mir gar nichts anderes übrig, als zu lesen. Und dann kam irgendwann, aber leider doch recht spät, der Punkt, an dem man plötzlich erkannt hat, dass es da doch einen ganz leichten roten Faden gibt, der sich durch das Buch schlängelt und immer wieder an einer Person hängen bleibt: Arthur. Mit diesem Fixpunkt fiel mir das Lesen plötzlich leichter und ich konnte mich mehr auf die Geschichte einlassen und mich für sie begeistern.

Der Schreibstil Emily St. John Mandel hat mich besonders begeistert. Er sticht nicht durch besonders komplizierte und lange Sätze hervor. Dennoch würde ich ihn nicht als kurz und schlicht bezeichnen. Er hat etwas Poetisches und, man kann es nicht anders sagen, meisterliches und strahlt so eine ganz andere Art von Anspruch aus, der mich sehr fasziniert hat. Er hat das Buch nicht immer nur ein Buch sein lassen und die Geschichte nicht immer nur eine Geschichte. Er hat ein Mehr gezaubert und aus diesem Roman ein kleines Kunstwerk gezaubert. Dieses Kunstwerk schafft es sogar, die wirklich etwas düstere und zeitweise auch bedrückende Handlung in einem Licht erstrahlen zu lassen, das die ganze Schwere wegnimmt und sie gut lesbar und den Leser nicht allzu traurig macht.

Ich würde Das Licht der letzten Tage gerne als einen Sci-Fi und einen Endzeitroman beschreiben und teilweise trifft diese Bezeichnung auch zu. Dennoch spielt das Buch nicht nur in der Zukunft, in der Zeit nach der Georgischen Grippe, die fast die ganze Menschheit ausgerottet hat und die Zivilisation hat zusammenstürzen lassen. Es zeigt uns die Vergangenheit einzelner Charaktere und solcher, die längst gestorben sind. Es zeigt uns eine Vergangenheit einige Tage vor dem Ausbruch des Virus und eine, die weiter entfernt liegt und führt uns dennoch immer wieder zurück in die Zukunft. Und nicht nur dorthin. Auch ein Comic-Buch, ein Theaterstück, Briefe und ein Interview sind für die Geschichte wichtig und nehmen ihren individuellen Platz darin ein. So entstehen viele Episoden und Passagen, die für mich am Anfang nicht recht zusammenpassen sollen und doch am Ende funktioniert haben. Allerdings mit einem schweren Start.

Auch die enorme Anzahl der Charaktere und auch der Erzählperspektiven haben es mir nicht immer leicht gemacht, gut durchs Buch zu kommen. Bis zum Schluss wusste ich von einigen nicht, wer sie genau sind und woher sie kommen. Viele sind zu undurchsichtig und nur die, die wirklich zu Wort kommen haben ein genaueres Bild vor meinen Augen entstehen lassen. Darunter viele Charaktere, die ich sofort geliebt habe aber auch andere, die mir weniger sympathisch waren.

Letztendlich sehe ich Das Licht der letzten Tage als ein kleines Kunstwerk an. Ein Kunstwerk mit Macken, das nicht immer funktioniert und ein Kunstwerk, das sich mir nicht immer ganz erschließt und das nur nach sehr langem Betrachten verstanden werden kann. Aber es ist und bleibt ein Kunstwerk mit einem Ende, das mich zufriedenstellt und das mich noch lange über diese sonderbare Geschichte nachdenken lässt.


Shortlist:
Genre: Endzeitroman, Sci-Fi

Themen: Weltuntergang, Endzeit, Katastrophe, Nachdenken, Reflektion

Idee & Umsetzung: Idee ist völlig neu, Umsetzung funktioniert aber erst sehr spät wirklich gut

Stimmung/Atmosphäre: düster und bedrückend, melancholisch

Charaktere: sehr viele, teils sehr undurchsichtig

Protagonist/in: verschiedene Erzählinstanzen, verschiedene Charakterzüge und Eigenarten

Schreibstil: poetisch

Ende: etwas offen jedoch zufriedenstellend, ein Happy End kann erahnt werden

Bewertung: Das Licht der letzen Tage ging für mich nicht immer ganz auf. Ich kam sehr schlecht in die Geschichte rein und konnte erst spät einen roten Faden erkennen. Auch die Charaktere waren einfach zu viele. Allerdings macht der wundervolle Schreibstil so einiges wett und auch gegen Ende, sobald einiges aufgeklärt wurde, hat das Lesen deutlich mehr Spaß gemacht. Ich vergebe an Das Licht der letzten Tage 3,5 von 5 Füchschen, die ich auf 3 Füchschen abrunden möchte.