Absolut nicht empfehlenswert
Acht Städte, sechs Senioren, ein falscher Name und der Sommer meines LebensEin Roadtrip mit Senioren in Europa, ein Mädchen Undercover unterwegs für ihre Schwester und ein unvergesslicher Sommer, das klingt alles nach einer sehr tollen Geschichte, in die ich mich schon lange ...
Ein Roadtrip mit Senioren in Europa, ein Mädchen Undercover unterwegs für ihre Schwester und ein unvergesslicher Sommer, das klingt alles nach einer sehr tollen Geschichte, in die ich mich schon lange vor Erscheinen der deutschen Ausgabe von Wanderlust sehr gefreut habe. Auch das Design des Buches finde ich rundum gelungen und es ist sehr schön anzusehen. Umso enttäuschter war ich dann, als mich Jen Malones Werk auf ganzer Linie enttäuscht hat.
Angefangen hat das mit der Protagonistin Aubree und ihrer Schwester Elizabeth. Es gibt Protagonisten, mit denen ich, ganz egal welchen Charakter sie haben, grundsätzlich nicht warm werde. Das war bei Aubree nicht der Fall und zu Beginn fing ich an sie zu mögen bis mir ihr Charakter auffiel, der alles andere als liebenswert ist. Aubree ist unglaublich nervig, trotzig und steht nicht für andere ein, obwohl sie es von allen verlangt. Auch zu Beginn des Roadtrips und auch über weite Teile von diesem ist sie voller Vorurteilen und hat einfach eine Art an sich, die mich einfach nur genervt hat. Das Verhältnis zu ihrer großen Schwester Elizabeth schwankte ohne erkennbaren Grund zwischen „sie ist meine beste Schwester überhaupt“ und „ich komme gar nicht mit ihr klar“ und ich konnte bis zum Ende hin nicht erkennen, wie das Verhältnis zwischen den beiden nun wirklich ist.
Alle weiteren Charaktere blieben leider sehr blass, seien es die Senioren aus Aubrees Reisegruppe oder aber Sam, in den sie sich während des Buches verliebt. Auch die Beziehung zu Sam, ebenso wie die Beziehung zu ihrer Schwester, fand ich schwierig nachvollziehbar. Mir ging alles zwischen den beiden viel zu schnell und war für mich schlichtweg nicht glaubhaft dargestellt. Insgesamt bin ich aber generell kein Fan von InstaLove-Beziehungen.
Am meisten störte mich allerdings die Art und Weise, wie der Roadtrip bzw. die Reise der Senioren beschrieben wurde. Direkt beim ersten Halt in Amsterdam, eine Stadt, die ich sehr liebe und sehr schätze, sind mir die extrem klischeehaften und verletzenden Äußerungen aufgefallen, die beschrieben werden. Auch bei den Stops in Deutschland und Österreich sind mir diese aufgefallen, später aber nicht mehr, da ich die dann bereisten Länder nicht so genau kenne. Falsche oder klischeehafte Äußerungen stammen teils von der Autorin, teils sind es aber auch sprachliche Fehler (beispielsweise Holland/holländisch und Niederlande/niederländisch) die seitens der Übersetzung bestehen. Meiner Ansicht nach, und ich kann es leider nicht anders ausdrücken, spiegelt dieses Buch für mich eine falsche, klischeehafte und schlichtweg verletzende Sichtweise auf die europäischen Kulturen wieder. Insgesamt bleibt die Reise selbst, die ja durch Titel und Klappentext, sowohl der deutschen als auch der englischen Ausgabe, ehr beworben wurde, stark im Hintergrund. Das kenne ich von anderen Roadtrip- und Reise-Romanen anders. Hier hält sich meine Enttäuschung allerdings in Grenzen, da ich gut und gerne auf weitere Klischees und Vorurteile verzichten kann. Insgesamt glaube ich zum Thema Darstellung der Kultur ohnehin, dass dieses Buch vielleicht in Amerika funktionieren kann, jedoch nicht in einem der europäischen Länder, die im Zuge der Handlung besucht werden oder in Europa überhaupt.
Leider konnte mich Acht Städte, sechs Senioren, ein falscher Name und der Sommer meines Lebens nicht überzeugen. Grund dafür waren zum einen die blassen und wenig nachvollziehbaren Charaktere sowie die nervige Protagonistin. Zudem fehlte die Roadtrip- bzw. Reiseatmosphäre in diesem Roman, was nicht schlimm war, da die kulturellen Bezüge nur so vor Klischees trieften.