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Veröffentlicht am 15.09.2016

2 Chaoten + x Chaos = Sinn²

Chaostheorie der Liebe
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Alina und Gabriel könnten unterschiedlicher nicht sein: Sie kommt aus schwierigen Verhältnissen und muss sich jeden Cent hart erarbeiten. Trotzdem hat sie ein großes Herz. Er ist ein Draufgänger, ein arroganter ...

Alina und Gabriel könnten unterschiedlicher nicht sein: Sie kommt aus schwierigen Verhältnissen und muss sich jeden Cent hart erarbeiten. Trotzdem hat sie ein großes Herz. Er ist ein Draufgänger, ein arroganter Bad Boy mit viel Kohle, schnellen Autos und einer Vorliebe für wilde Partys. Alina hilft ehrenamtlich auf der Kinderstation des Krankenhauses aus, wo sie die schwer kranke Mia betreut. Hier trifft sie auf Gabriel, der nach einer Schlägerei Sozialstunden ableisten muss. Sofort geraten die beiden aneinander. Doch als sie Mia einen Herzenswunsch, eine Reise in die USA, ermöglichen wollen, gehen die beiden einen ungewöhnlichen Deal ein…

Eine positive Eigenschaft von Chaostheorie der Liebe ist sicherlich, dass man schnell in die Handlung findet. Der Leser wird hier nicht mit ausschweifenden Informationen über Charaktere und deren bisherigen Erlebnissen in ihrem Leben erschlagen, sondern bekommt die „Lebensgeschichte“ kurz und bündig erklärt.

Auf den ersten Seiten lernt man sogleich Gabriel kennen, der sich in einer Selbsthilfegruppe wiederfindet, zu die ihn sein Vater verdonnert hat, nachdem Gabriel durch seinen Drogenkonsum verhaltensauffällig wurde. Sein Vater versucht ihm damit ganz klar die Pistole auf die Brust zu setzen und ihn damit auf seine Weise zu retten.
Gabriel leugnet seine Sucht. Als Leser bemerkt man schnell, dass er zwar noch einen relativ nüchternen Blick auf sein Kokainkonsum hat, doch die Entfernung zu einer exzessiven Sucht beträgt nur noch wenige Schritte.
Alina ist an diesem Tag ebenfalls in der Selbsthilfegruppe anwesend, doch anders als Gabriel ist sie dort, um ihre persönliche Geschichte zu erzählen. Welche Auswirkungen haben Drogen auf ein Menschenleben und was macht diese Sucht mit den Mitmenschen? Die Sucht zerstört nicht nur denjenigen, der die Drogen konsumiert. Sie zerstört auch das Leben jener, die unmittelbar daneben stehen. Hilflos. Schuldig und machtlos.

Weniger gelungen fand ich dagegen das Erzählverhalten, das mich nur teilweise überzeugen konnte. Chaostheorie der Liebe wird zwar mit einem abwechselnden Blick auf Alina und Gabriel erzählt, doch die hier angewandte Er-/ Sie- Erzählperspektive erwirkt eine Distanz, die mir keinen wirklichen Zugang zu den beiden ermöglichen konnte.
Ein personaler Ich- Erzähler hätte mir einen ganz anderen Weg zu der Geschichte ermöglicht. Mir hat es teilweise gefehlt, dass ich nicht in die Gedanken und Gefühle von den beiden Protagonisten blicken konnte.Man weiß nicht, was in den Charakteren wirklich vorgeht, welche Wirkung eine Situation auf Alina oder Gabriel hat. Man erfährt es nur dann, wenn sie es in einem Gespräch selbst zulassen und ihre Gedankengänge in Form eines Geständnisses zum Ausdruck bringen.
Ich konnte nicht wirklich mit den Charakteren mitfühlen, konnte ihre Sorgen teilweise nicht nachvollziehen oder ihre Beweggründe verstehen, warum sie agieren, wie sie eben in dem Moment agieren. Emotional war ich mit den Charakteren nicht auf einer Wellenlänge, was ich sehr schade fand. Stattdessen war mein Blick nüchtern und neutral und die Figuren und ihre Geschichte konnte mich damit nicht so berühren, wie sie eigentlich sollte.

Nach der ersten Begegnung in der Selbsthilfegruppe sehen sich Alina und Gabriel im Krankenhaus wieder. Sie ist hier Ehrenamtliche Helferin und er derjenige, der seine Sozialstunden ableisten muss.
Gabriel ist zu Beginn des Romans eine ziemliche Diva, mit einer großen Klappe. Er ist der Meinung, das er sein Leben vollständig im Griff hat, schließlich ist er in seinem Job erfolgreich. Man merkt aber, wie er durch den Druck in seiner Umgebung immer mehr an Kontrolle verliert. Den Konsequenzen ist er sich nicht wirklich bewusst. Will sie möglicherweise auch nicht wahrhaben. Doch als er mit den ersten Nebenwirkungen seines Drogenkonsums konfrontiert wird, ist klar: er kommt wohl doch nicht so leicht vom Kokain los, als wir eigentlich denkt…
Was seinen Charakter betrifft, war ich zu Anfang ziemlich skeptisch. Gabriel erschien mir sehr unsympathisch. Doch es war spannend, seine Entwicklung zu verfolgen. Diese ist ein langer Prozess, der dem Leser wie ein „Aufwachen“ erscheint. Er lernt die Menschen in seiner Umgebung zu verstehen, sieht Probleme, Missstände, Schicksale anderer Menschen und will daran etwas ändern. Gabriel findet seine Menschlichkeit.

Alina war mir da am Anfang durchaus sympathischer, auch wenn sie wie ein Engel erscheint, der die Welt zu einem besseren Ort wandeln möchte. Daran ist natürlich nichts auszusetzen, doch dadurch projiziert sie sich über alle anderen und verurteilt Menschen vorschnell. Das kann ins Auge gehen. Doch auch sie hat es nicht leicht und bekommt im Leben nichts geschenkt. Auch sie lernt einiges dazu.
Die Nebencharaktere bleiben in diesem Roman eher blass, denn der Blick liegt auf den beiden Hauptcharakteren. Ein wichtiger Nebencharaktere ist jedoch Mia. Sie ist Patientin in jenem Krankenhaus, wo Alina und Gabriel tätig sind.
Sie schottet sich von dem Mitleid in den Augen der anderen ab. Doch Gabriel findet einen Draht zu ihr, denn Er nennt eben die Dinge beim Namen, beschönigt nichts und sagt gerade heraus was er denkt. Für Mia ist er der ideale Gesprächspartner, weil er ihr gegenüber eben nicht in triefendes Mitleid verfällt.

Die Dialoge zwischen den Charakteren konnten mich nicht hundertprozentig überzeugen. Sie wirken manchmal zu mechanisch und steif. Manchmal erschienen mir die in den Gesprächen wiedergegebenen Gedankengänge zu analysiert, durchdacht und haben einen Hinweis auf die Handlung gegeben. Einige Momente wirkten darüber hinaus zu gestellt, zu perfekt.
Die Spannungskurve verläuft wie eine Achterbahnfahrt. Zwischendurch fehlte es mir an interessanten Momenten, die mich an der Geschichte kleben lassen. So konnte mich Beispielsweise ein Treffen bezüglich der Kleiderabsprache oder auch einige Gesprächsinhalte nicht wirklich überzeugen.
Bis die Geschichte dann doch an Tempo zulegt. Ein Flug nach Amerika und der dortige Aufenthalt gibt dem Roman genau dir richtige Dosis an Spannung und einen tollen Überraschungsmoment, der mich zum schmunzeln bringen konnte. Die Geschichte wird lebendiger und man merkt, wie die Handlung und die Charaktere sich plötzlich entwickeln. Gabriel wächst als Charakter und legt quasi eine 180° Wendung hin. Dennoch hat man das Gefühl, dass er immer noch er selbst ist und diese Wendung keinesfalls an den Haaren herbeigezogen ist. Auch die Gefühle zwischen den beiden entwickeln sich langsam. Sie merken es selbst kaum.

Es handelt sich hierbei keineswegs um einen kitschigen Liebesroman. Eher um einen lebensnahen Roman, mit zwei Lebensgeschichten, die lernen einander mit ihren Erfahrungen zu unterstützen. Zwei Chaoten lernen sich kennen, bringen ihr persönliches Chaos in das Leben des anderen und am Ende ergibt es einen Sinn. Sie geben sich in den richtigen Momenten Kraft.

Und auch wenn es einige Kritikpunkte gibt, hat mich dieser Roman dennoch gut unterhalten. Er greift verschiedene Themen auf, wie: die Drogensucht, die Differenz zwischen sozialen Schichten, sowie der Umgang mit Krankheit und den Tod. Es geht um die Suche nach sich selbst, um die Verarbeitung von negativen Erlebnissen und den Umgang mit dem eigenen Schicksal, als auch darum sich einander Halt zu geben. Zwar taucht Chaostheorie der Liebe hier nicht sonderlich tief in die Thematik ein, dennoch wird die Geschichte realistisch und nachvollziehbar erzählt. Außerdem gibt es zwischendurch auch leise Momente, die einen zum nachdenken anregen oder über die man vielleicht sogar selbst schon einmal nachgedacht hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein ganz besonderer Buchclub

Die Bücherfreundinnen
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Alice, Miriam, Connie, Abigail und Sophie sind die besten Freundinnen und haben auf unterschiedlichen Wegen zusammengefunden. Sie plaudern, lachen, lesen und diskutieren gemeinsam in ihrem monatlich stattfindenden ...

Alice, Miriam, Connie, Abigail und Sophie sind die besten Freundinnen und haben auf unterschiedlichen Wegen zusammengefunden. Sie plaudern, lachen, lesen und diskutieren gemeinsam in ihrem monatlich stattfindenden Buchclub.
Doch eine fehlt – Lydia. Vor drei Jahren starb sie an Krebs. Ihr letzter Wunsch an die Freundinnen: Ihr Mann (Jon) sollte in den Club aufgenommen werden. Seitdem ist auch Jon bei jedem Treffen dabei.
Die Freundschaft hat allen dabei geholfen, mit dem schweren Verlust fertigwerden. Nur Alice ist nicht glücklich. Eine Dating – Katastrophe jagt die nächste. Kein Mann scheint richtig zu sein für die Innenarchitektin.
Ihre Freundinnen sind fest entschlossen, Alice zu ihrem Glück zu zwingen, denn sie ahnen, dass es näher liegt, als Alice sich eingestehen will.

Bei „Die Bücherfreundinnen“ handelt es sich um einen leichten und erfrischenden sommerlichen Roman, der mich durch seine natürliche und ungekünstelte Art überzeugt hat. Ich hatte durchgehend Freude beim Lesen und es gab keinen Moment, wo bei mir Langeweile aufkam.

Der Roman wird aus der Perspektive von Alice erzählt. Sie ist eine wirklich sehr sympathische Protagonistin, die immer sie selbst ist und sich nicht verstellt. Entweder man akzeptiert sie, so wie sie ist oder man lässt es halt bleiben. Sie vertritt klar ihre Meinung und ist dabei ehrlich.
Diese Ehrlichkeit wissen ihre Freundinnen durchaus zu schätzen. Daher suchen sie auch immer wieder ihren Rat auf.
Nur bei ihren eigenen Gefühlen steht sie auf dem Schlauch und beweist bei Beziehungen kein glückliches Händchen. Den daraus resultierenden Enttäuschungen versucht sie mit Humor zu entgegnen. Sie lässt sich nicht unterkriegen, doch seien wir ehrlich: Wird einem das Herz gebrochen, dann tut das verdammt nochmal weh!

Ich, als Leserin mochte Alice von Anbeginn des Buches. Genauso wie auch die anderen Charaktere, die für viel Abwechslung im Handlungsverlauf sorgen und der Geschichte realistische Lebendigkeit verleihen. Man wird selbst zu Alice, teilt die Sorgen der anderen und erfreut sich an den Gesprächen im Buchclub.

Zugegeben, auf den ersten Seiten bin ich mit den Namen noch ziemlich durcheinander gekommen und wusste noch nicht durch welche Charakterzüge sich Alice, Miriam, Connie, Sophie oder Abigail voneinander unterscheiden. Doch nach und nach lernt man sie sowohl kennen, als auch lieben.
Das Taschenbuch verfügt aber auch über einen Klappentext, wo sich eine kurze Auflistung zu Person, Alter und den entsprechenden Lebensumstände finden lässt. Diese hat mir sinnvollerweise dabei geholfen einen ersten Überblick zu gewinnen.

Der Aufbau des Romans selbst ist ebenfalls gelungen. Die Kapitel sind kurz und obwohl ich zu einem Tag Lesepause „gezwungen“ war, habe ich sofort wieder in die Geschichte hineingefunden.

Die Freundinnen treffen sich einmal im Monat zu einer gemütlichen Runde, wo sie das entsprechende Buch besprechen, auf das sie sich im Vorfeld geeinigt haben. Dabei kommen natürlich auch immer wieder private Sorgen, Ängste, Krisen und das Liebesleben zur Sprache.
Ausgiebige Gespräche, die Literaturkritik enthalten sind hier jedoch nicht zu finden. Dies würde aber auch nur zu einer überflüssigen Langatmigkeit im Handlungsverlauf führen. Stattdessen kommt man auf den Geschmack einen eigenen Buchclub zu gründen!?

Ein Gründungsmitglied des Buchclubs war Lydia. Sie ist jedoch vor drei Jahren verstorben. Zu Anfang des Romans schieben sich kurze Kapitel aus der Zeit ein, als Lydia noch lebte. Diese Kapitel sind durch kursive Schrift gekennzeichnet und vermitteln dem Leser die Lücke, die durch ihren Tod entstanden ist.
Es gibt damit nicht nur humorvolle und witzige Lesemomente, sondern auch traurige und nachdenkliche Augenblicke. Dialoge, die einen das Gesagte nochmals rekapitulieren lassen.

„Die Bücherfreundinnen“ erzählt vom Leben. Es besteht aus Höhen und Tiefen. Nicht selten erleidet man Rückschläge und es ist nicht immer leicht, sich danach wieder aufzuraffen. Alice und ihre Freund helfen und unterstützen sich und sprechen sich Mut zu. Geben sich einen Schubs in die richtige Richtung und weisen einander (leise) darauf hin, wenn jemand dabei ist einen Fehler zu begehen. Nichts wird hier überspitzt, sondern stattdessen wirkt der gesamte Roman echt. Ungekünstelt.

Die Freundschaft ist am Ende eines der wichtigsten Puzzleteile zum Glück.

Auch wenn der Leser schnell vermutet, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt, klebt man dennoch gespannt an den Seiten und fiebert mit der Protagonistin mit. Durch die Leichtigkeit in der Erzählweise eignet sich dieses Buch ideal für zwischendurch.

Mir hat „Die Bücherfreundinnen“ gezeigt, dass ein guter Roman nicht immer ein großes Feuerwerk haben muss, sondern einfach nur ein charmanter Schreibstil und eine Geschichte, die einfach in sich stimmig ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Selection – Ein rasantes Finale, mit wenig Spannung

Selection - Die Krone
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Wie wird Prinzessin Eadlyn sich entscheiden?
35 junge Männer kamen aus dem ganzen Königreich Ileá angereist, um die Hand von Prinzessin Eadlyn für sich zu gewinnen.
Als das Casting begann, war Eadlyn wild ...

Wie wird Prinzessin Eadlyn sich entscheiden?
35 junge Männer kamen aus dem ganzen Königreich Ileá angereist, um die Hand von Prinzessin Eadlyn für sich zu gewinnen.
Als das Casting begann, war Eadlyn wild entschlossen, sich nicht zu verlieben und keinen der Bewerber an sich heranzulassen. Doch nun haben es dennoch ein paar der Bewerber geschafft, sich einen Platz in Eadlyns Welt zu erobern. Henri, der liebenswürdige Koch aus Swendway und sein Übersetzer Erik. Kile, Eadlyns Lieblingsfeind aus Sandkastenzeiten. Und dann wären da noch Hale, der talentierte Schneider. Ean, der für sie einen anderen Ausweg bereithält und last but not least Fox, der sie mehr als nur bewundert.
Und Eadlyn muss sich eingestehen, dass etwas Unvorhergesehenes passiert ist: Ihr Herz hört nicht mehr auf ihren Verstand!

Da ich „Selection – Die Kronprinzessin“ erst kürzlich gelesen habe, hatte ich kaum ein Problem damit in die Handlung hineinzufinden, da es hier einen nahtlosen Übergang gibt. Doch seid vorgewarnt! Obwohl der erste (bzw. vierte) Band vor wenigen Wochen beendet wurde, hatte ich dennoch ein paar Probleme bei der Namenszuordnung einiger Kandidaten. ‚Wer war nochmal Hale? Ach… stimmt! Der mit den schicken Schuhen.‘ Also blättert lieber nochmals im vorherigen Teil, um euch wieder mit den Kandidaten vertraut zu machen.

Der Schreibstil hingegen ist gewohnt locker, leicht und unkompliziert, wie wir ihn bereits von Kiera Cass kennen und auch lieben gelernt haben. Bei ihrer Art zu Erzählen fühlt man sich bereits auf der ersten Seite wohl, als wäre man zu Hause angekommen und kann sich völlig von der Geschichte umhüllen lassen.

„Nichts machte einem die Gegenwart eines Menschen mehr bewusst als sein Verschwinden.“ (S. 9)

Wir erinnern uns an die emotionalen letzten Kapitel von „Selection – Die Kronprinzessin“.
America, Eadlyns Mutter liegt nach ihrem Herzinfarkt im künstlichen Koma. Ahren hat es nach Frankreich gezogen, wo er seine große Liebe Prinzessin Camille de Sauveterre geheiratet hat. Kein Wunder also, dass Eadlyn sich so fühlt, als sei ihre sonst so wohl geordnete Welt plötzlich aus den Fugen geraten.
Umso wichtiger ist es nun nach außen hin stark zu wirken. Das Volk wird keine zerbrechliche Kronprinzessin respektieren. Eadlyn setzt daher alles daran die Kontrolle über ihre Gefühle nicht zu verlieren.
Anders als im ersten Teil konnte ich mich hier mit ihrem Charakter besser anfreunden. Man lernt sie zu verstehen und findet auch einen leichteren Zugang zu ihr. Obwohl Eadlyn nach außen stark wirken will, reagiert sie menschlich. Sie hat gelernt offen für die Menschen um sich herum zu sein. Eadlyn wirkt im Umgang mit anderen nicht mehr so unterkühlt oder unnahbar, sondern lernt aus der Kritik an ihr, etwas positives zu ziehen.

Eadlyns Vater (Maxon) weicht seiner Frau nicht von der Seite. Für Eadlyn bedeutet das, dass sie ins kalte Wasser geworfen wird und beweisen muss, dass sie alleine ein Land regieren kann. Keine leichte Aufgabe…
Immer öfter muss sie sich fragen: ‚Wem kann ich überhaupt vertrauen und wer versucht mich zu sabotieren?‘
Doch dies ist natürlich nicht die einzige Herausforderung für die Kronprinzessin, schließlich befindet sie sich noch immer inmitten eines Castings, um einen geeigneten Mann für sich zu finden.

Und genau hier liegt meiner Meinung nach, der Schwachpunkt des Buches. Kiera Cass verliert ihren roten Faden. Das Casting und seine Kandidaten geraten fast vollständig in den Hintergrund. Stattdessen liegt der Blick auf Eadlyn und ihrer aktuellen (Gefühls-) Lage und ob sie es schafft ganz alleine ein Land zu regieren. Kann sie das Volk auf ihre Seite ziehen? Oder ist vielleicht sogar die Monarchie in Gefahr?
Die Konsequenz, die hieraus entsteht ist die kaum spürbare Romantik. Es entstehen kaum emotionale Situationen zwischen Eadlyn und den Kandidaten, die ihre Gefühle für denjenigen, an den sie am Ende ihr Herz verliert, für den Leser spürbar oder nachvollziehbar machen. Natürlich möchte ich hier keinen Namen nennen, um einen Spoiler zu vermeiden, aber ich glaube es ist für jeden klar, dass Eadlyn sich letztlich für einen Kandidaten entscheidet und das es auch ein Happy End gibt.
Dieses Ende fand ich auch schön (obwohl ich mich ja für jemand anderes entschieden hätte), doch dieses wird wiederum so rasend schnell eingeleitet und erzählt, dass man Kiera Cass fast schon dabei beobachten kann, wie sie ihre „Das perfekte Happy End“ – Liste abhakt. Kein Charakter darf vergessen werden…

Zu Anfang lässt sie sich so viel Zeit und am Ende zieht sie das Tempo dermaßen an, dass man kaum noch Luft holen kann. Die ersten Kapitel plätschern teilweise dahin, beinhalten kaum spannende Momente, sondern Situationen, die sich wie unnötiges „Füllmaterial“ anfühlen. Ausschweifend wird von einer Blumenübergabe oder dem genauen Vorgang bei einem Fotoshooting berichtet, wo man sich fragt: ‚Musste ich jetzt unbedingt wissen, für welche Blume sich nun dieser oder jener Kandidat entschieden hat?‘
Dabei fehlt es an humorvollen, knisternden und mit Spannung aufgeladenen Momenten, die mich regelrecht mitfiebern lassen! Wo bleibt die Anziehung, die Schwärmerei?

Die Kandidaten bleiben blass, während Eadlyn in ihrem Charakter wächst, doch was die Liebe angeht agiert sie noch immer Gefühlskalt und viel zu kalkuliert.
Und da man auch wesentlich früh bemerkt, an wen Eadlyn ihr Herz verliert, kann man sich denken, wie das Ende des Buches aussieht und damit geht erneut Spannung verloren.

Zusammenfassend betrachtet kann ich dem Buch daher nur drei Papierblumen geben.
Wer den ersten Teil von Eadlyns Geschichte gelesen hat, sollte es sich nicht nehmen lassen auch zu erfahren wie ihre Geschichte ausgeht. Die Reihe bekommt ihren verdienten Abschluss, der auch wirklich gelungen ist (insbesondere der kurze Epilog ist toll!), doch ich hatte mir einfach mehr erhofft. Vielleicht waren aber auch einfach meine Erwartungen zu hoch!?

Veröffentlicht am 15.09.2016

ZEROLANDIA – Der Ort der Stille, des Schweigens und der Zuflucht

Der Regen in deinem Zimmer
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ZEROLANDIA, so nennt Alessandra die Welt, in die sie flieht… Es ist ihr neuer Platz, die letzte Bank in ihrer alten Klasse, neben dem schweigsamen Gabriele, genannt Zero.
Alessandra, 17 Jahre jung, hat ...

ZEROLANDIA, so nennt Alessandra die Welt, in die sie flieht… Es ist ihr neuer Platz, die letzte Bank in ihrer alten Klasse, neben dem schweigsamen Gabriele, genannt Zero.
Alessandra, 17 Jahre jung, hat ihre Mutter an den Krebs verloren und gemeinsam mit ihrer Großmutter Nonna bleibt sie zurück. Ihre Welt scheint von nun an still zu stehen.
Wütend gegen das Leben, das einfach so weitergeht, verbannt sie sich selbst nach Zerolandia. Der ideale Ort, um sich die Welt vom Leib zu halten und ungestört den zärtlich – schmerzhaften Erinnerungen an ihrer Mutter nachzuhängen.
Doch dann, ganz allmählich, bricht das Eis in diesem aus Raum und Zeit gefallenen Niemandsland, und zwischen den beiden selbsternannten Außenseitern entsteht eine ebenso behutsame wie unmögliche Liebe.

Der Titel "Der Regen in Deinem Zimmer", der sich auf eine besondere Stelle im Buch bezieht, ist für die deutsche Ausgabe sehr passend gewählt worden (Originaltitel: Il mio Inferno a Zerolandia). Ein wirklich schöner Buchtitel, der die dargelegten Emotionen im Roman mit fünf Worten passend einfängt.

Der Roman wird aus der Sicht von Alessandra erzählt und lässt sich als eine Art von gesammelten Tagebucheinträgen verstehen.
Er besteht zum einen aus Rückblenden, Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit der Mutter. Momenten des Glücks, aber auch Situationen und Ereignisse, die weniger schön sind und verdeutlichen, welches Loch in Alessandras Leben zurückgeblieben ist, seit der Krebs ihre Mutter mit sich genommen hat. Diese kurzen Kapitel sind mit Überschriften, wie „Zwei Regenbögen“/„In deinen Augen“ versehen. In diesen Abschnitten spricht Alessandra ihre Mutter persönlich an und damit entsteht eine besondere Nähe gegenüber dem Leser, die ich sehr gelungen fand und die mich persönlich sehr berührt hat.

„Du hättest ihm gesagt, dass du den Winter magst, und dir die Stadt an diesen ganz besonderen kalten Abenden zeichnen lassen, wenn sich die Lichter auf dem regennassen Asphalt spiegeln.“ (S. 44)

Auf der anderen Seite wirft man einen Blick auf die Gegenwart. Hier wird Alessandra mal verletzlich und schwach dargestellt, aber auch widerstandsfähig und stark. Was hier veranschaulicht wird, ist der Versuch eines Mädchens, das mit dem Verlust der Mutter zurecktkommen muss. Sie muss dabei das Vertrauen zum Leben zurückerlangen und Gefühle die sie einst hatte, in sich selbst wiederfinden.

Die Beschreibungen der Gegenwart sind durch das jeweilige Datum des Tages gekennzeichnet und erstrecken sich über eine Zeitraum von einigen Monaten (27. September bis 7. August).
Der Aufbau aus Vergangenheit und Gegenwart, sorgt dafür, dass die Seiten nur so vorübergleiten. Ich war am Ende traurig, dass es vorüber war und dennoch war ich gleichsam auch zufrieden.

Der Roman ist durch zwei zentrale Teile miteinander verwoben. Da hätten wir auf der einen Seite den Verlust der Mutter und auf der anderen die Beziehung von Alessandra zu Zero. Doch dieser letzte Teil übernimmt niemals die Oberhand.
Hierbei muss ich betonen, dass der Roman überhaupt nicht in eine triefend kitschige Liebesgeschichte mündet, sondern ganz im Gegenteil, es entsteht eine sehr authentische Geschichte, über zwei Menschen, die Versuchen im Leben ihren Platz zu finden und dabei nichts einfach so zugeworfen bekommen, sondern kämpfen müssen. Mit sich selbst, dem Leben und dem Glück.

„Ein Roman über die Ängste zweier zu früh vom Leben Verletzter – intensiv, unmittelbar und seltsam tröstlich zugleich.“ – LA REPUBLICA

Ich kann diese Buch jedem ans Herz legen, der gerne Bücher liest, die viel Gefühl beinhalten und einen auch ein wenig melancholisch werden lassen. Leser, die gezeigt bekommen wollen, was wirklich im Leben zählt und darüber hinaus eine wirklich atemberaubenden Schreibstil erfahren möchten!
Dieses Buch hat mich wirklich umgehauen und es wurde niemals kitschig und wirkte auch niemals übertrieben. Nein, dieser Roman beinhaltet so viel Ehrlichkeit und Gefühl, wie ich es aus nur sehr wenigen Büchern bisher erfahren habe!
Und dies liegt sicherlich auch am Scheibstil der Autorin, den ich abgöttisch zu lieben gelernt habe. Da es sich um eine italienische Autorin handelt, müssen wir hier aber auch der Übersetzerin danken, die hier einen tollen Job gemacht hat.
Es wurde niemals etwas beschönigt und vielleicht wurde ich deshalb auch das ein oder andere mal richtig im Herzen getroffen…Auf jeden Fall hat mich Der Regen in deinem Zimmer zum nachdenken angeregt, und mir wohl ein klein wenig die Augen geöffnet…