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Veröffentlicht am 13.08.2021

Herrlich authentisch und urkomisch

Darf ich dich jetzt behalten?
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„Ein Lacher pro Minute – genial!“ schrieb die „Hello!“ über diesen Liebesroman, was für mich der ausschlaggebende Punkt war, die Geschichte zu lesen. Und wirklich: bereits das erste Kapitel lies mich in ...

„Ein Lacher pro Minute – genial!“ schrieb die „Hello!“ über diesen Liebesroman, was für mich der ausschlaggebende Punkt war, die Geschichte zu lesen. Und wirklich: bereits das erste Kapitel lies mich in schallendes Gelächter ausbrechen. Die bildlichen Beschreibungen des echten Lebens sorgten das ganze Buch über für Lachanfälle. Die Autorin nimmt wirklich kein Blatt vor den Mund und so war der Leser quasi live dabei, als Protagonistin Lil direkt auf den ersten Seiten einen Schwangerschaftstest machte – samt Überlegung, nicht vielleicht lieber in die Badewanne zu pullern, mehr Platz und so.

Lils Arbeit als Grundschullehrerin von Kindern reicher, berühmter Eltern, ihr Geburtsvorbereitungskurs, ihre WG mit einem australischen, liebestollen Pärchen und der Einblick in ihre Gedanken waren zum Schießen komisch. Die Situationen waren natürlich überspitzt dargestellt, aber aus dem Leben gegriffen und dadurch einfach urkomisch.

Die Charaktere konnte ich alle nur direkt ins Herz schließen, allen voran Lilians (Stief-)Vater, der ein warmherziger und toller Mensch ist. Ihre besten Freunde Jess und Clem sind echte Originale, etwas verrückt, aber unglaublich liebenswert.

Max, mit dem Lil eine folgenreiche Nacht verbringt, hatte ich mir durch den Klappentext ganz anders vorgestellt. (Wo waren die Titelseiten der Klatschmagazine?) Da er leider nicht sehr präsent war, fiel es mir schwer, ihn einzuschätzen. Durch seine Abwesenheit kam mir die Geschichte zwischen ihm und Lil etwas zu kurz.

Der Schreibstil war wunderbar leicht und bildhaft, die Seiten flogen nur so dahin. Das mochte ich sehr.

Insgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen, aber irgendwie hat mir das gewisse Extra gefehlt. Ein Epilog am Schluss, der das Leben der Charaktere ein paar Wochen oder Monate später zeigt, hätte das Ende nicht ganz so abrupt wirken lassen.


Fazit

Herrlich authentisch, aus dem Leben gegriffen und urkomisch, aber dennoch mit einigen Fragen, über die es sich nachzudenken lohnt.

Tolle Lektüre für einen Sommertag, leider hat mir das gewisse Extra gefehlt.


Allgemeines zum Buch

Autor: Sophia Money-Coutts
Verlag: PenguinVerlag
Erscheinungsdatum: 08.03.2021
Seiten: 507
Genre: Zeitgenössischer Liebesroman
Einzelband
Meine Bewertung: 4/5 Sterne

Unbezahlte Werbung, das Buch wurde mir als kostenloses Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.07.2021

Hat mich nachhaltig berührt

Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben
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Allein die optische Gestaltung von „Mensch, Erde!“ verrät, dass man sich mit diesem Wälzer intensiv beschäftigen sollte. Die Farben von Blau zu Rot an den Seitenrändern verdeutlichen die globale Erwärmung.

Ich ...

Allein die optische Gestaltung von „Mensch, Erde!“ verrät, dass man sich mit diesem Wälzer intensiv beschäftigen sollte. Die Farben von Blau zu Rot an den Seitenrändern verdeutlichen die globale Erwärmung.

Ich kann gleich zu Beginn sagen, dass ich das Buch noch nicht komplett durchgelesen habe, das wird wohl auch noch etwas dauern. Aber ich habe in allen Kapiteln etliche Seiten gelesen, mir die Grafiken und Übersichten angeschaut und mir Gedanken gemacht. Dr. von Hirschhauen sagt zu Beginn selbst, dass, egal ob man das Buch am Stück oder immer mal wieder ein paar Seiten liest, man „Überdosierung vermeiden“ soll. (Zitat Seite 20) Das kann ich nur bestätigen. Ich habe beim Lesen immer wieder innegehalten, über das Gelesene nachgedacht, es verarbeitet, sacken lassen und versucht, etwas für mich daraus mitzunehmen und herauszufinden, was ich anders, besser machen kann.

Während ich an dieser Rezension gearbeitet habe, kämpften die Menschen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gegen kaum bezwingbare Wassermassen. Seit Tagen unaufhörlich fallender Regen ließ Keller volllaufen, Straßen und Gärten überfluten, verwandelte ruhige Bäche in reißende Ströme.
Wetterextreme nehmen zu. Das erlebe ich hautnah mit. Während es in meiner Kindheit noch richtige Jahreszeiten gab, fehlte dieses Jahr irgendwie der Frühling. Die Sommer werden heißer und nasser und gehen fast nahtlos in sehr kalte oder zu milde Winter über. „Die Klimazonen verschieben sich und das bedeutet für die Tier- und Pflanzenwelt, dass die Blühzeitpunkte nicht mehr zum Lebenszyklus der Bestäuber passen.“ (Zitat Seite 259)

Vielen Kapiteln sind inspirierende Zitate vorangestellt. So zum Beispiel von Astronaut Alexander Gerst: „Ich dachte, der Weltraum sei ein besonderer Ort. Was ich da oben gelernt habe: Der wirklich, wirklich besondere Ort darin, das ist unser einzigartiger blauer Heimatplanet.“ (Zitat Seite 40) Allein diese Aussagen ließen mich nachdenken.

„Mensch Erde“ geht mit persönlichen Geschichten des Autors, Übersichten und Interviews auf unsere Ernährung und die Folgen fürs Klima, die fatalen Folgen der Verschmutzung und Temperaturerhöhung unserer Weltmeere, unsere Atemluft, Lebenszeit und vieles mehr ein. Dr. von Hirschhausen gelingt es wunderbar, fundierte Fakten interessant darzustellen und diese nachhaltig im Bewusstsein zu verankern. Ich persönlich habe sehr viel aus diesem Buch mitgenommen und kann sagen, dass es mich dazu bringt, mein eigenes Handeln zu hinterfragen und alltägliche Dinge zu ändern.

Dr. von Hirschhausen berichtet direkt zu Beginn von seinem lange gewünschten Treffen mit Jane Goodall. Diese Begegnung hat ihn so tief beeindruckt, dass eine Frage, die sie an ihn gestellt hat, zur Kernfrage für ihn persönlich und dieses Buch wurde: „Wie kann es sein, dass wir immer betonen, wie schlau wir sind, und dennoch unser eigenes Zuhause zerstören?“ (Zitat Seite 32)

Auch ich habe mich beim Lesen immer wieder gefragt:
– Warum essen so viele Menschen Avocados, obwohl für 1kg ca. 1.000 Liter Wasser verbraucht werden? 1kg Avocados sind übrigens ungefähr 4 Stück… Walnüsse enthalten genau so gesunde Fette wie Avocados (sogar noch mehr), wachsen zu dem hier und können lange gelagert werden. Schaut euch mal die Schautafel auf Seite 161 an.
– Warum rauchen so viele Menschen, obwohl für den Tabakanbau jedes Jahr mehr als 6.500 Hektar Wald gerodet und die Böden mit Pestiziden verseucht werden? Dass Rauchen ungesund und Geldverschwendung ist, lasse ich mal außen vor. 50 Jahre lang 20 Zigaretten am Tag = 1,4 Millionen Liter Wasser … (Seite 243)
– Warum werfen wir in Deutschland jährlich mehr als 18 Millionen Tonnen Nahrungsmittel weg, obwohl man die Hälfte davon noch essen könnte? (Seite 168)

Warum machen wir das? Warum lassen wir das zu? Warum handelt die Politik nicht?
Und viel wichtiger: Was kann ich tun? Wir gehen beispielsweise fast immer zu Fuß einkaufen, die Kleidung unseres Sohnes ist bis auf wenige Teile gebraucht gekauft, wir wickeln seit einer Weile zum größten Teil mit gebraucht gekauften Stoffwindeln (und trocknen diese nur an der Luft), wir haben unseren Fleischkonsum reduziert, verzichten auf Plastiktüten für Obst und Gemüse, sammeln beim Spazierengehen nebenbei Müll auf, … Wenn ich an die aktuellen Bilder aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz denke und „Mensch, Erde“ durchblättere, frage ich mich dennoch immer wieder „Reicht das?“ Dr. von Hirschhausen sagt am Ende, „Es lohnt sich zu kämpfen.“ (Zitat Seite 514) und wer zwischendurch mehr Motivation benötigt, empfiehlt er utopia.de und goodnews-daily.de, wo ich eben gelesen habe, dass die Käfighaltung von Nutztieren allmählich per Gesetz verboten und abgeschafft werden soll. Auf den Seiten 512 bis 514 gibt er zudem eine tolle Übersicht darüber, „Was sich schon alles tut“ (Zitat Seite 512).

Abschließend möchte ich euch noch ein Zitat mit auf den Weg geben, dass hoffentlich viele dazu motiviert, einfach anzufangen:

„Wenn alles miteinander zusammenhängt, ist es vielleicht gar nicht so entscheidend, wo man anfängt – Hauptsache, man fängt an. Denn jeder Schritt in die richtige Richtung zieht andere hinterher.“

Zitat Seite 511

Wir haben nur dieses eine Zuhause, lasst uns gemeinsam unser Zuhause retten, denn „wir könnten es so schön haben“! (Zitat Buchtitel)


Fazit

Übersichten, Interviews, eigene Geschichten – die Fakten sind in diesem aufwühlenden Buch sehr ansprechend aufgearbeitet. Es regt zum Nachdenken an, hinterfragt und macht Angst, treibt aber auch zum Handeln an. Was ich mir noch gewünscht hätte, wäre eine Übersicht mit ganz konkreten Tipps für Dinge, die jeder im Alltag integrieren kann, um etwas zum Umweltschutz beizutragen.

Mir persönlich hat das Buch gut gefallen. Ich kann ehrlich sagen, dass ich bewusster und mit offeneren Augen durch die Welt gehe, „Mensch Erde“ hat mich nachhaltig berührt und ich kann euch das Buch nur ans Herz legen.


Allgemeines zum Buch

Autor: Dr. Eckart von Hirschhausen
Verlag: dtv Verlag
Erscheinungsdatum: 18.05.2021
Seiten: 524
Genre: Sachbuch
Einzelband
Meine Bewertung: 4/5 Sterne

Unbezahlte Werbung, das Buch wurde mir als kostenloses Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 08.07.2021

Lieblingsbuchpotential, aber leider zu aufgesetzt

In all seinen Farben
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„In all seinen Farben“ hat mich in erster Linie durch den Titel angesprochen. Es klang nach einer Geschichte über Selbstzweifel und -findung, über Liebe und Freundschaft, über Träume und Ängste. Cover ...

„In all seinen Farben“ hat mich in erster Linie durch den Titel angesprochen. Es klang nach einer Geschichte über Selbstzweifel und -findung, über Liebe und Freundschaft, über Träume und Ängste. Cover und Klappentext haben mich dann überzeugt: ich musste das Buch unbedingt lesen.

George Lester gibt dem Leser einige wunderbare Botschaften mit. Der Schreibstil ist locker und ich habe mir viele Stellen markiert, die ich immer wieder lesen möchte. Trotzdem hatte ich so meine Schwierigkeiten mit dem Erzählstil, was vor allem daran lag, dass die Emotionen nicht so richtig bei mir ankamen. Ich weiß nicht, woran das lag, denn es gibt so einige Szenen, bei denen ich schlucken musste, wütend wurde und auch gelacht habe. Aber alles irgendwie eher oberflächlich.

„Es muss nicht gleich perfekt sein.“
(Zitat Seite 366)

Leider fühlte ich mich dadurch auch mit den Charakteren nicht sehr verbunden, irgendwie fand ich keinen richtigen Zugang zu ihnen. Vieles wirkte sehr aufgesetzt und übertrieben, was es mir schwer gemacht hat, mich richtig in die Geschichte fallen zu lassen. Manche Personen waren einfach da und nur für ein paar Szenen wichtig. Allen voran Priya, über die der Leser leider kaum etwas erfährt.

Wen ich sehr gern mochte und von dem ich mir noch mehr Informationen gewünscht hätte, ist ganz klar Greg: Er ist ein echter Freund und immer für die Menschen in seinem Leben da. Ich hatte eine Vermutung und eigentlich sogar Hoffnung, was Greg betrifft, aber leider hat sich das nicht bewahrheitet.

Connor ist wirklich das Allerletzte. Ich kann leider nichts genaues sagen, um euch nicht zu spoilern, aber es hat nichts mit Sexualität zu tun, wenn man einfach nur daneben steht und Ungerechtigkeit mit ansieht. Ja er hat Angst sich zu outen, aber er belügt doch nur sich selbst. Seine Figur zeigt aber hervorragend, wie es auch heutzutage leider immer noch für viele LGBTQIA+ ist. Traurig! Wir sind doch alle Menschen, egal wen wir lieben.

Die meisten von uns sahen sich in ihrem Leben schon mit der Frage konfrontiert: „Wie soll es weitergehen?“ Der erste Punkt im Leben, an dem man sich damit auseinandersetzen muss, ist häufig der Schulabschluss. Robin hat sein ganzes Leben darauf hingearbeitet, an seiner Traumschule studieren zu dürfen. Einen Plan B hatte er nicht. Ich liebe es, wie seine Mom ihn die ganze Zeit unterstützt, motiviert und aufbaut. Sie ist wirklich ein toller Charakter, weshalb es schade war, nicht mehr über sie zu erfahren.

Protagonist Robin bleibt mir als kleine „Dramaqueen“ in Erinnerung, emotional und immer einen Spruch auf den Lippen. Aber gänzlich ins Herz schließen konnte ich ihn leider nicht, wie schon gesagt blieben mir die Figuren insgesamt leider alle zu blass und die Emotionen kamen nicht rüber. Wie Robin aber das Leben mit Make-up vergleicht und wahre Metaphern daraus herleitet, hat mir gut gefallen:

„Alles sieht total verkehrt aus und so, als würde es gleich auseinanderfallen, aber das stimmt nicht, denn eigentlich ist es nur noch nicht abgeschlossen. Es ist kein Chaos, sondern eine fortlaufende Entwicklung.“
(Zitat Seite 369-370)

Das Ende kam für mich nicht überraschend, brachte aber für meinen Geschmack zu viel unnötiges Drama mit sich, was vor allem an Robins bester Freundin Natalie lag. Ich mochte sie nicht besonders, bewunderte aber ihre Zielstrebigkeit, obwohl sie am Schluss Dinge äußert, die für mich zu plötzlich kamen und scheinbar nur Streit verursachen sollten, um noch mal etwas Spannung aufzubringen.

Den Einblick in die Drag-Welt fand ich sehr spannend und mit der Dragcellence super umgesetzt. Durch diese Show und die individuellen und sehr unterschiedlichen Queens erhielt der Leser einen wunderbaren Eindruck von der bunten Vielfältigkeit und auch der harten Arbeit, die dahinter steckt.


Fazit

Lieblingsbuch-Potential, dachte ich beim Lesen des Titels und des Klappentextes. Leider wurden meine Erwartungen nicht erfüllt, die Charaktere waren mir zu aufgesetzt und übertrieben, die Emotionen blieben aus. Aber ich konnte einige tolle Einblicke in die Drag-Welt und wunderbare Botschaften aus der Geschichte mitnehmen.


Allgemeines zum Buch

Autor: George Lester
Verlag: ONE Verlag
Erscheinungsdatum: 25.06.2021
Seiten: 374
Genre: Young Adult / Jugendbuch
Einzelband
Meine Bewertung: 3/5 Sterne

Unbezahlte Werbung, das Buch wurde mir als kostenloses Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Gefühl
Veröffentlicht am 02.06.2021

Jahreshighlight!

Der Astronaut
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„Der Marsianer“ ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher und ich liebe auch die Verfilmung. Könnt ihr euch vorstellen, wie begeistert ich war, als ich erfahren habe, dass ein neues Werk von Andy Weir ...

„Der Marsianer“ ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher und ich liebe auch die Verfilmung. Könnt ihr euch vorstellen, wie begeistert ich war, als ich erfahren habe, dass ein neues Werk von Andy Weir erscheint? Und wie begeisterter ich das Buch verschlungen habe? Und wie absolut begeistert ich war, als ich nach dem Ende gelesen habe, dass auch dieses Meisterwerk verfilmt wird? Ihr bemerkt wahrscheinlich meine Begeisterung, aber mal im Ernst: ich liebe dieses Buch. Nicht ganz so sehr wie den Marsianer (An Mark Watney wird nie jemand rankommen.), aber auch die Geschichte des Astronauten hat mich absolut umgehauen.

Ich muss gleich vorneweg sagen, dass ich kaum etwas zur Handlung sagen werde, denn Spoiler würden euch den Lesespaß und viele Wow-Momente nehmen. Und was alles in diesem Roman passiert, ist einfach unglaublich und alles, was ich auch nur andeuten könnte, wäre ein Spoiler. Ich liebe es, dass der Klappentext nichts verrät, außer, dass ein Mann in einem Raumschiff aufwacht und scheinbar die Menschheit retten muss. Ganz langsam erinnert er sich daran, warum er im Weltall und was seine Mission ist. Die Geschichte wird dabei in zwei Zeitachsen erzählt: das aktuelle Geschehen an Bord der Hail Mary und in der Vergangenheitsform der Weg dahin. Diese Erzählweise mochte ich sehr.

Protagonist Ryland Grace ist mir als Charakter etwas blass geblieben, ich hätte gern noch mehr über ihn erfahren. Gut gefallen hat mir, dass er die Dinge anpackt, probiert und im Falle eines Scheiterns nicht aufgibt sondern es einfach noch mal versucht, bis er eine Lösung hat. Dabei scheut er sich nicht, Hilfe anzunehmen.
Es gibt aber jemanden, den ich sofort und im Laufe der Handlung immer mehr in mein Herz geschlossen habe. Ich werde nicht verraten, wen ich meine, aber wenn ihr das Buch lest, werdet ihr direkt erkennen, um wen es geht. An zwei Stellen ist mir das Herz gebrochen und ich musste im letzten Teil ein paar Tränen verdrücken.

Der Schreibstil und die Art, wie Ryland spricht und denkt, erinnern sehr an Mark Watney aus „Der Marsianer“: locker, ehrlich und auf den Punkt gebracht. Ich mag das sehr gern. Außerdem haben mich die Dialoge und Rylands Ausdrucksweise oft zum Lachen gebracht. Beispiel: Kaffee bei Schwerelosigkeit aus einem Beutel mit Strohhalm trinken ist „Wie Caprisonne für Erwachsene.“ (Zitat Seite 233)
Ab und zu musste ich das Buch aber auch zur Seite legen, um das Gelesene zu verarbeiten, es ist schonungslos ehrlich und der Grund für Rylands Mission gar nicht so abwegig für unsere Realität.
Die Handlung ist so bildlich beschrieben, dass ich nicht nur alles vor mir sehen konnte, nein es war, als wäre ich mit an Bord des Raumschiffs und würde fremde Welten erkunden. Die Abbildung der Hail Mary vorn im Buch hat dabei sehr geholfen.

Das Ende ist einfach perfekt! Es gibt viele Möglichkeiten, wie die Geschichte enden könnte und ich ahnte ab einem gewissen Punkt, wie der Roman ausgeht. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Schluss nicht allen gefällt, aber für mich gibt es kein passenderes Ende. Ein paar Fragen bleiben offen und ich hätte über manche Dinge gern mehr gewusst, aber dass ein bisschen Raum für Spekulationen bleibt, gefällt mir.

Da es sich um einen Science Fiction-Roman mit einer Weltraum-Mission handelt, gibt es viele technische und wissenschaftliche Details. Ich persönlich finde das super interessant und beschäftige mich schon viele Jahre mit dem Universum, Planeten usw. Aber ich möchte gern darauf hinweisen, da der Roman gespickt ist mit Fachbegriffen, wissenschaftlichen Experimenten und Theorien und das manche vielleicht stört. Man muss aber nicht alle Details verstehen, um der Handlung folgen zu können.

Leider ist mir eine Sache negativ aufgefallen, die mir die Geschichte etwas schwer gemacht hat: Abgesehen von den Rechtschreibfehlern gab es auch viele logische Fehler, bei denen ich mich ständig gefragt habe, ob ich es einfach nicht verstehe oder ob das tatsächlich falsch ist. Im Buch kommt beispielsweise eine Temperatur immer wieder vor und an einer Stelle steht statt 96,415 plötzlich 91,415. Das ist noch ein harmloses Beispiel, wenn innerhalb von wenigen Zeilen aber elf, dann acht und wieder elf Tage als Reisedauer angegeben sind, dann stört das schon erheblich den Lesefluss. Die ganzen Unkorrektheiten haben der Geschichte an sich nicht geschadet, es hat mich nur oft im Lesen unterbrochen und ich finde es schade, dass es solche Fehler ins Buch geschafft haben.


Fazit

„Der Astronaut“ hat mir sehr viel Spaß gemacht und mir eine so großartige Lesezeit beschert, dass ich nach dem Ende einen richtigen Bookhangover hatte. Das Thema kann uns irgendwann tatsächlich in der ein oder anderen Weise betreffen und ich hoffe, dass wir spätestens dann endlich alle zusammenarbeiten. Freundschaft und Zusammenhalt sind die zentralen Themen des Romans und damit zeigt Andy Weir genau das, worauf es wirklich ankommt.

Ein absoluter Pageturner, durchweg spannend, unterhaltsam, überraschend und mit vielen Wow-Momenten, die mir den Atem raubten.

„Der Astronaut“ ist mein Jahreshighlight und ich kann es jetzt schon kaum erwarten, das Buch noch mal zu lesen kurz bevor der Film erscheint.


Allgemeines zum Buch

Autor: Andy Weir
Verlag: Heyne Verlag
Erscheinungsdatum: 10.05.2021
Seiten: 555
Genre: Science Fiction
Einzelband
Meine Bewertung: 5/5 Sterne

Unbezahlte Werbung, das Buch wurde mir als kostenloses Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.05.2021

So viel mehr als der Klappentext erahnen lässt

Mit Abstand verliebt
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Single sein, daten und verlieben in Zeiten von Corona ist ganz bestimmt nicht leicht. Als ich das Buch „Mit Abstand verliebt“ (Der Titel ist echt genial.) in den Neuerscheinungen entdeckt habe, war ich ...

Single sein, daten und verlieben in Zeiten von Corona ist ganz bestimmt nicht leicht. Als ich das Buch „Mit Abstand verliebt“ (Der Titel ist echt genial.) in den Neuerscheinungen entdeckt habe, war ich sofort angetan von der Idee und super neugierig, wie die Liebesgeschichte während einer Pandemie umgesetzt wurde.

Jellas und Lennards Liebesgeschichte wird aus beider Perspektive durch einen allwissenden Erzähler geschildert. Diese beginnt am 22. Februar 2020, als sich die beiden Protagonisten auf einer Party kennenlernen, kurz vor dem ersten Lockdown, den damals noch niemand hat kommen sehen.
Zwischen den Kapiteln erfährt der Leser tagesaktuelle Meldungen zur Corona-Krise, welche alle am Ende des Romans durch Quellenangaben belegt werden. Allein dadurch fühlte ich mich ins vergangene Jahr zurückversetzt, als wir alle die Nachrichten, Pressekonferenzen und Beschlüsse verfolgten und mit erleben mussten, wie sich unser komplettes Leben von heute auf morgen grundlegend veränderte. Hier hätte ich mir gewünscht, ein wenig mehr von den Gedanken und Gefühlen der Figuren zu erfahren. Bisher hat schließlich noch niemand einen Lockdown erlebt und dahingehend kamen mir die Meinungen der Charaktere etwas zu kurz.

Seit sich die Tage so gleichförmig anfühlten, hatte sie jedes Zeitgefühl verloren.
Zitat Seite 332

Insgesamt hat das Autorenduo die realen Entwicklungen gut in die Geschehnisse des Romans einfließen lassen, nur eben deren Gedanken und Gefühle hätten etwas mehr ausgearbeitet werden können.
Nicht nur die beiden Hauptfiguren zeigen, wie sich die Situation auf ihr Leben auswirkt. Vor allem die Beeinträchtigungen und Folgen auf das Leben der Nebencharaktere veranschaulicht deutlich, wie unterschiedlich die Menschen vom Corona-Virus betroffen sind/waren: Home Office, Home Schooling, Jobverlust, Angst vor einer Ansteckung, Vereinsamung. Aber auch Neuanfänge, neue Chancen. „Mit Abstand verliebt“ zeigt, „dass man auch in düsteren Zeiten fast immer etwas positives für sich herausziehen kann.“ (Zitat Seite 169). Gleichzeitig wurde mir beim Lesen aber auch bewusst, welche schrecklichen Langzeitfolgen das Virus auslösen kann.

Mit Jella und Lennard wurden zwei sehr unterschiedliche Charaktere und damit sehr unterschiedliche Meinungen zur Pandemie sowie den damit verbundenen Einschränkungen dargestellt. Die 35-jährige Jella Humboldt ist weltoffen, schlagfertig, reist gern und viel. Anfangs nimmt sie die ganze Situation nicht ernst, ist genervt von den vielen Einschränkungen und enttäuscht, dass sie ihren lang ersehnten Urlaub nicht machen kann.
Das genaue Gegenteil dazu ist Lennard Vogel, 37 Jahre alt. Ordnung, Sauberkeit, Effizienz und Planung sind die Grundfesten seines Lebens. Er hält sich von Beginn an die neuen Regeln, Kontaktreduzierung, Abstand halten und Maske tragen sind für ihn selbstverständlich, um sich und andere zu schützen.

Diese beiden Gegensätze zeigen überdeutlich die beiden Seiten des Lockdown: die Sehnsucht nach unserer alten Freiheit und dem Bestreben, sich und andere nicht zu gefährden. Auch Jella plagt das schlechte Gewissen, als sie durch direkte Einblicke in den neuen Krankenhausalltag ihrer Freundin Tini hautnah miterlebt, wie schwer viele Krankheitsverläufe sind.
Zudem zeigt Jella, wie es bestimmt vielen Menschen aktuell geht: sie will helfen, weiß aber nicht wie, ist hin- und hergerissen zwischen der Sehnsucht nach ihrem alten Leben und dem schlechten Gewissen, denn ihr geht es ja gut, während in der Welt momentan so viel Leid herrscht.

Und waren wir nicht alle gerade erschöpft vom Leben?
Zitat Seite 264

Trotz der Einblicke in Schicksale, Herausforderungen und Folgen der Pandemie hat mich das Buch nicht nur zum Nachdenken angeregt, sondern auch sehr gut unterhalten. Der Schreibstil ist flüssig, die Dialoge und Beschreibungen oft witzig. Das Leben geht weiter, nur eben anders, eingeschränkter. Lennard entdeckt das Backen für sich, widmet sich wieder mehr dem Zeichnen, hilft den Nachbarn. Jellas Freundin Fee überlegt sich neue Ideen, wie sie ihr Einkommen sichern und gleichzeitig etwas für andere tun kann.

Auch das Thema Umwelt wurde aufgegriffen, was mir sehr gefallen hat. „Wie kann es sein, dass unser Tun einen so krassen Effekt auf unsere Umwelt hat und uns das offenbar weiterhin nicht bewusst ist? […] Es wurde vielleicht Zeit, dass wir alle mal innehalten“ (Zitat Seite 248/249).
Denkanstöße wie diesen findet man viele in der Geschichte, die so viel mehr ist, als ich beim Lesen des Klappentextes erwartet habe. Wir begleiten nicht nur zwei Singles, die sich während des Lockdowns verlieben. Wir lernen Menschen und deren Schicksale kennen, authentisch und direkt aus dem Leben gegriffen.

„Liebe ist systemrelevant.“
Zitat Seite 469


Fazit

Der Roman beschäftigt sich auf so vielfältige Weise mit der Pandemie und den Folgen. Er regt zum Nachdenken an und besticht gleichzeitig durch Witz und authentische Charaktere. An einigen Stellen fiel mir das Lesen schwer, denn es ist eben keine Fiktion, die hier beschrieben wird, sondern das echte Leben. Nichtsdestotrotz mochte ich das Buch und hoffe jetzt umso mehr, dass wir alle zusammenhalten und diese Pandemie gemeinsam überwinden, das Virus besiegen und zu unserem alten Leben zurückkehren, uns aber reflektierter mit Umweltfragen auseinandersetzen und nicht mehr alles als selbstverständlich annehmen.


Allgemeines zum Buch

Autor: Juli Rothmund
Verlag: S. Fischer Verlag
Erscheinungsdatum: 24.0.2021
Seiten: 466
Genre: Zeitgenössischer Liebesroman
Einzelband
Meine Bewertung: 4/5 Sterne

Unbezahlte Werbung, das Buch wurde mir als kostenloses Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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