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Veröffentlicht am 06.02.2024

Grandiose Unterhaltung

FEUER - Mord auf den Färöern
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„FEUER – Mord auf den Färöern“ beginnt sofort atmosphärisch und führt mich direkt auf die Färöer-Inseln. Im Fokus steht eine kleine bibeltreue Inselgemeinde, dessen scheinbar friedliches Leben von einer ...

„FEUER – Mord auf den Färöern“ beginnt sofort atmosphärisch und führt mich direkt auf die Färöer-Inseln. Im Fokus steht eine kleine bibeltreue Inselgemeinde, dessen scheinbar friedliches Leben von einer brutalen Tat überschattet wird. In einer Kirche werden die abgeschlachteten Körper vier toter Priester gefunden. Das Blutbad schockiert selbst hart gesottene Beamte und so wird der Fall an die Task Force 14 abgegeben.

Die Entwicklung von „FEUER – Mord auf den Färöern“ ist anders, als ich gedacht habe. Die Handlung ist fast vollständig losgelöst vom ersten Fall „NACHT – Die Toten von Jütland“. Und doch schlägt Thomas Bagger einen ganz kleinen, aber feinen Bogen und beantwortet mir damit eine brennende Frage, die seit dem Ende von „NACHT – Die Toten von Jütland“ in mir schwelt. Auch wird logisch erklärt, weshalb David Flugt nicht mit von der Partie ist. Ein bisschen bin ich traurig, mochte ich ihn doch gern. Doch „FEUER – Mord auf den Färöern“ funktioniert auch wunderbar ohne den lieb gewonnenen Ermittler. Beide Teile der Serie Ein Fall für die Task Force 14 sind völlig unabhängig voneinander lesbar. Ich empfehle aber dennoch, sie zusammenhängend zu lesen, weil ein klitzekleiner Handlungspunkt immer wieder aufflammt und diese Serie zur Suchtgefahr werden lässt.

„FEUER – Mord auf den Färöern“ ist ganz anders als sein Vorgänger und steht ihm doch in nichts nach. Thomas Bagger hat ein unglaublich interessantes Charakterensemble erschaffen, dass durch die unterschiedlichen gesellschaftlichen Strukturen besonders aufblüht. Auf der einen Seite stehen die Inselbewohner, die misstrauisch Fremden gegenüber sind und in diesem Landstrich sehr gläubig und fest in ihren Traditionen verankert sind. Auf der anderen Seite steht ihnen das Ermittlungsteam, bestehend aus Lucas Stage von der Task Force 14 und die Kriminaltechnikerin Sidsel Jensen gegenüber.
Mir gefällt bei der Charakterisierung sehr, dass es keine reinen guten oder schlechten Personen gibt. Er zeichnet realistische Figuren, die beide Seiten in sich tragen. Nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint und garantiert nicht schwarz-weiß.

„FEUER – Mord auf den Färöern“ lebt von der teilweise extremen Figurensprachen, die passend auf den jeweiligen Charakter zugeschnitten ist. Das muss der Lesende definitiv abkönnen, denn manches ist schon richtig derb und bisweilen obszön. Auch die sehr bildlichen Beschreibungen bedienen sich mitunter sehr deutlichen Worten. Für mich macht das den Reiz dieses Thrillers aus, denn es weckt unterschiedlichste Emotionen in mir.
Der Schreibstil ist unglaublich rasant, mitreißend und leicht verständlich. Besonders fällt dies bei Beschreibungen der Arbeit einer Kriminaltechnikerin auf. Sehr faszinierend finde ich die Infos zur Blutspurenanalyse.

Im Verlauf der Geschichte wird Lucas Stage immer interessanter für mich. Fand ich ihn im ersten Band noch unerträglich, erfahre ich in „FEUER – Mord auf den Färöern“ in Rückblenden von seiner Vergangenheit. Diese werden im Buch auch durch ein Fingerabdruckprofil kenntlich gemacht. Das gefällt mir sehr gut. Endlich verstehe ich Lucas besser und ich komme nicht umhin, sein analytisches und beinahe emotionsloses Vorgehen zu bewundern. Doch bei Lucas muss ich auf der Hut sein, denn bei ihm gilt es noch stärker als bei allen anderen: Bei ihm ist nichts so, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat.
Auch Sidsel Jensen ist ein spannender Charakter. Nicht nur ihre Arbeit fasziniert mich, sondern auch das Familiengeheimnis, welches sie umgibt. Denn ursprünglich hat sie genau in diesem Dorf einmal gelebt.

Der Kontrast zwischen der Dorfgemeinschaft und dem Ermittlerteam ist groß. Dies macht den Reiz der Story definitiv aus und so entwickelt sich ein rasanter Pageturner, den ich nicht mehr weglegen möchte.
Der Spannungsbogen bleibt konsequent hoch und wechselt sich mit packender Action und ruhigeren Sequenzen homogen ab. Oft laufen mir eisige Schauer über den Rücken, so sehr nimmt mich „FEUER – Mord auf den Färöern“ gefangen.
Manche Handlungsfäden sind bewusst so ausgelegt, dass ich auf die Entwicklung komme. Aber die Asse im Ärmel des Autors machen mich jedes Mal sprachlos.
Das Finale ist überraschend, lässt mich sprachlos zurück und beantwortet mir die meisten meiner drängenden Fragen. Und wieder warte ich sehnsüchtig auf den nächsten Band.

Fazit:
„Feuer“ ist ein spannender und wendungsreicher Pageturner, der durch seine harten Kontraste und Spitzfindigkeiten eisige Schauer über den Rücken treibt.

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Ein Thriller mit einer tollen Mischung aus Drama, Spannung und einem Spritzer Romantik

Kaltblütige Lügen
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Das schlichte Cover passt gut zum Inhalt der Geschichte. Die Handschellen und das Pink spielen eine zentrale Rolle und daher mag ich die Umsetzung.
„Kaltblütige Lügen“ startet mit einem emotionalen Prolog, ...

Das schlichte Cover passt gut zum Inhalt der Geschichte. Die Handschellen und das Pink spielen eine zentrale Rolle und daher mag ich die Umsetzung.
„Kaltblütige Lügen“ startet mit einem emotionalen Prolog, der mich eindeutig neugierig auf die kommenden Ereignisse macht. Doch schon im ersten Kapitel erhalte ich einen kleinen Dämpfer und ich befürchte, dass ich den Thriller doch nicht so gut würde leiden können wie erhofft. Dabei kann ich es gar nicht genau benennen, was mich stört. Vielleicht irritiert mich Protagonistin Kit McKittrick. Sie ist Ermittlerin der Mordkommission in San Diego. Sie wirkt anfänglich wahnsinnig distanziert, fast ein bisschen unnahbar und kühl. Irgendwie ist sie mir nicht sympathisch. Dafür ist der Fall sehr interessant und der Aufbau gefällt mir.

Dann lerne ich Dr. Sam Reeves kennen. Ein unglaublich sympathischer Psychologe, der gerichtlich bestellte Klienten behandelt. Sein Gewissen bringt ihn schnell in einen Konflikt. Auf der einen Seite muss er sein Berufsethos wahren, auf der anderen Seite möchte er weitere Verbrechen verhindern. Also entscheidet er sich als anonymer Tippgeber zu fungieren, was sich als Fehler erweist, denn plötzlich ist er für die Polizei der Verdächtige Nummer eins.

Der personale Erzähler führt durch „Kaltblütige Lügen“ und ermöglicht mir durch die Perspektivwechsel einen interessanten Überblick über einen Fall, der ziemlich große Kreise ziehen wird. Im Fokus stehen Kit und Sam, sodass es dadurch unterschiedliche Ansätze gibt einem Serienmörder auf die Schliche zu kommen. Das macht „Kaltblütige Lügen“ unglaublich stimmungsvoll und packend. Ehe ich mich versehen kann bin ich tief in „Kaltblütige Lügen“ abgetaucht und kann mich immer mehr für den Thriller begeistern.

Karen Rose hat sich zu Beginn Zeit genommen ihre Charaktere zu entwickeln. Alle sind eigenständige Persönlichkeiten, Sam und Kit haben jeweils ihr eigenes Trauma. Am meisten mag ich, dass Karen Rose mit gängigen Cop-Klischees bricht. Ja, Kit hat Probleme, aber eine faszinierende Art gefunden, damit umzugehen. Sie ist dabei bodenständig und sehr auf Opferschutz fixiert. Dank Sam bekomme ich einen ganz neuen Blick auf Kit, sodass sie mir im Verlauf der Geschichte ebenfalls ans Herz wächst.

„Kaltblütige Lügen“ ist ein wendungsreicher und spannungsvoller Thriller, der jedoch auch einen kleinen süßen romantischen Handlungsfaden hat. Es ist nichts Großartiges, eher ganz fein erzählt, aber unglaublich niedlich. Ich mag das sehr, es lockert die Story auf und lässt die Figuren noch menschlicher wirken.
Der Fokus bei „Kaltblütige Lügen“ liegt ganz klar auf der Ermittlung des Tatherganges und des Mörders. Dabei legt Karen Rose viele kleine Fallstricke aus und ich rate mit, wer der Täter sein könnte. Die Mordserie selbst ist grausam, wird aber nicht in haarkleinen Details auserzählt.

„Kaltblütige Lügen“ hat mich so in den Bann geschlagen, dass ich es kaum aus der Hand legen kann. Das Finale ist packend erzählt und die Enthüllung des Mörders hat mir wirklich die Sprache verschlagen. Darauf wäre ich nie gekommen und ich hatte so einige Verdachtsmomente gegen andere Figuren.
Das Ende ist toll. Der Fall ist in sich abgeschlossen und doch bleibt ein kleiner Handlungsstrang lose offen, sodass ich mich der Hoffnung hingebe, dass er in Band 2 weitererzählt wird.

Fazit:
„Kaltblütige Lügen“ ist ein Thriller mit einer tollen Mischung aus Drama, mit greifbarer Trauer, viel ermittelnder Spannung und einem Spritzer Romantik.

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Veröffentlicht am 08.01.2024

Ein atmosphärischer historischer Roman mit vielen Spannungselementen

Die dritte Klinge
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In „Düstere Lande: Die dritte Klinge“ führt mich Kiara Lameika dieses Mal ins spätmittelalterliche Ulm. Die Handlungen setzten direkt nach dem Ende des zweiten Teils „Düstere Lande: Schatten des Zorns“ ...

In „Düstere Lande: Die dritte Klinge“ führt mich Kiara Lameika dieses Mal ins spätmittelalterliche Ulm. Die Handlungen setzten direkt nach dem Ende des zweiten Teils „Düstere Lande: Schatten des Zorns“ an und ich begleite Ennlin und Mathes, deren Reiseziel der Bodensee ist. Mathes wurde in den Schwabenkrieg einberufen. Doch eine schwere Verletzung macht eine Rast in einem Spital vor den Toren der Stadt Ulm nötig.
Es handelt sich hierbei um den finalen Band einer Trilogie. Obwohl die einzelnen Teile ineinander aufbauen, können sie unabhängig voneinander gelesen werden. Die jeweiligen Hauptthemen sind immer abgeschlossen.

Der Einstieg fällt mir leicht. Obwohl es schon eine Weile her ist, seit ich Band 2 gelesen habe, sind die Details sofort wieder da. Dies wird dadurch erleichtert, dass noch einmal kleine Rückblicke für das bessere Verständnis eingestreut werden. Ich freue mich wieder Ennlin und Mathes zu begleiten. Beide haben Schreckliches erlebt, und ich fühle besonders mit Ennlin mit. Der Verlust der Mutter schmerzt sehr, aber auch der Hass auf die Kirche setzt ihr zu. Die Emotionen der beiden Icherzähler sind gut spürbar. Ennlins Trauer ist greifbar und berührt mich sehr. Auch die Nebenfiguren wirken fein gezeichnet und vielschichtig.
Generell ist „Düstere Lande: Schatten des Zorns“ sehr atmosphärisch erzählt. Die damalige Zeit wirkt richtig lebendig und durch die Fußnoten gibt es gleichzeitig historisches Hintergrundwissen als auch Begriffserklärungen zu damaligen Bezeichnungen, welche im Text eingeflochten sind. So wird die Geschichte noch authentischer und der Lesende hat die Wahl, ob er die Erläuterungen gleich lesen möchte oder sie zu vernachlässigen sind.

Gegliedert ist „Düstere Lande: Schatten des Zorns“ in drei Teile, welche wiederum in mehrere betitelten Kapitel unterteilt sind. Sobald die Erzählperspektive der jungen Protagonisten wechselt, wird dies mit ihrem entsprechenden Symbol gekennzeichnet. So gelingt es spielendleicht den Überblick zu behalten. Des Weiteren finden sich im Buch Zitate aus dem historischen Werk „Hexenhammer“. Auf der einen Seite finde ich es interessant, was dort für ein Geschwurbel steht, aber andererseits auch erschütternd. Dieser Hass ist allumfassend und wirklich erschreckend. Wegen solchen Nonsens mussten Menschen qualvoll sterben. Auch Ennlin und Mathes setzen sich kritisch mit der Inquisition auseinander, jeder auf seine eigene Art. Auch die Sicht eines Dominikaner Mönches zu diesem Thema ist spannend.

„Düstere Lande: Die dritte Klinge“ entwickelt schnell einen spannenden Sog. Die ungeschönte mittelalterliche Atmosphäre in Verbindung mit der Beleuchtung der damaligen Lebensverhältnisse sorgen für eine packende Grundstimmung. Hinzu kommen ungewöhnliche Todesfälle und die Gefahr für Mathes und Ennlin vom Hexenjäger entdeckt zu werden. Diesem sind sie schon im zweiten Band gefährlich nahegekommen und nun ist auch er in Ulm.

Kiara Lameika verknüpft in „Düstere Lande: Die dritte Klinge“ mehrere Komponenten geschickt miteinander. Sie beleuchtet ein wenig den Schwabenkrieg, wie es vor, während und nach einem Kampfgeschehen war, aber auch wie damals der medizinische Versorgungstandart gewesen ist. Des Weiteren werden unterschiedliche Genres miteinanderverbunden, sodass sich Elemente aus Krimi, Thriller, Freundschaft, Liebe und der Gefühlswelten Heranwachsender finden lassen. Zusammen ergibt dies ein stabiles Gerüst, in denen die Handlungen spannungsvoll erzählt werden.
Kleinere Plot Twists sorgen für überraschende Momente und fesseln meine Aufmerksamkeit dauerhaft an die Geschichte.

Zum Ende hin erwartet mich ein packendes Finale, bei dem ich mitfiebere und unschlüssig bin, wie es wohl enden wird. Obwohl die Reihe mit „Düstere Lande: Die dritte Klinge“ endet, bleibt der Schluss so gestaltet, dass offene Fragen zwar geklärt sind, der Lesende aber selbst entscheiden kann, wie es ausklingen soll.

Fazit:
Ein atmosphärischer historischer Coming-of-Age-Roman, gespickt mit realen Fakten und einer überzeugenden fiktiven Geschichte, welche Spannung und gute Unterhaltung bereithält.

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Veröffentlicht am 08.12.2023

Ein Pageturner mit teilweise heftigen Szenen

NACHT - Die Toten von Jütland
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Das recht schlichte Cover mit dem beinah leuchtenden Blau sorgt dafür, dass mir das Buch sofort ins Auge fällt. Der Klappentext weckt meine Neugierde und ich bin sehr gespannt auf die Umsetzung.
„NACHT ...

Das recht schlichte Cover mit dem beinah leuchtenden Blau sorgt dafür, dass mir das Buch sofort ins Auge fällt. Der Klappentext weckt meine Neugierde und ich bin sehr gespannt auf die Umsetzung.
„NACHT – Die Toten von Jütland“ ist der Auftakt zu einer neuen Thriller-Serie rund um die Sonderermittler der Task Force 14. Wie der Titel dieses Buches verrät, ist der Schauplatz hauptsächlich der Süden Dänemarks.

Was mir gleich positiv auffällt, sind die schönen, knackig kurzen Kapitel. So was liebe ich sehr. Bei langen Kapiteln habe ich immer das Gefühl, dass sich die Geschichte in die Länge zieht. Diese Emotion kommt bei mir bei „NACHT – Die Toten von Jütland“ nicht hoch.
Thomas Bagger gelingt es schon beim Prolog mich in seine Geschichte zu ziehen. Sein Schreibstil ist sehr einprägsam und von unterschiedlichen Stilen durchsetzt. Besonders im Hinblick auf die unterschiedlichen Charaktere. Der personale Erzähler führt konsequent durch die Handlungen, legt den Fokus aber immer wieder auf andere Personen. Genau hier kommt der Kniff mit dem Schreibstil. Denn je nachdem wen ich begleite, wandelt sich die Erzählart ein bisschen. Das gibt der Geschichte etwas Lebendiges und der Lesende sollte sich bewusst sein, dass auch oft eine derbe Wortwahl benutzt wird.
Die wechselnden Perspektiven mag ich sehr. Es gibt dadurch verschiedene Handlungsfäden, die konsequent weitergesponnen werden. Thomas Bagger verzichtet bewusst darauf zu verraten, auf welcher Zeitebene sich die einzelnen Handlungssequenzen abspielen. Aber in mir keimen Verdachtsmomente auf.

„NACHT – Die Toten von Jütland“ ist sehr spannungsvoll und vielschichtig aufgebaut. Obwohl es hier um die Task Force 14 geht, liegt mein persönliches Augenmerk auf Kommissarin Jenny Seland. Sie ist mir augenblicklich sympathisch und ich begleite sie gern bei ihrer Arbeit. Der Erzähler lässt mich an ihren Gedanken und Emotionen teilhaben und so erfahre ich auch Privates über sie. Ihre unglückliche Liebe zu ihrem Chef William Grandberg berührt mich. Sie versucht im Dienst professionell damit umzugehen, was ihr nicht immer gelingt. Ihre empathische Ader macht sie zu dem menschlich.
Erst später lerne ich die Sonderermittler der Task Force 14 kennen. David Flugt und sein exzentrischer Kollege Lucas Stage sind ebensolche Charakterköpfe wie die anderen Figuren im Buch.
Auch David kann ich gut leiden, obwohl ihn eine geheimnisvolle Aura umgibt. Obwohl ich auch andere Figuren mal mehr, mal weniger lang begleiten darf, bei David und Jenny fühle ich mich am wohlsten.
Besonders mitgerissen hat mich zudem noch Emily. Schnell wird mir klar, welche Rolle sie in diesem bunten Reigen aus Ermittlern und in den Geschehnissen involvierten Personen spielt. Um aber nicht zu viel zu verraten, schweige ich mich an dieser Stelle aus.

Thomas Bagger legt viele Brotkrumen aus. In mir keimen mehrere Verdachtsmomente auf und ich liebe es zu ermitteln. Immer öfter beschleicht mich eine Vermutung, wer der unheimliche Serienmörder sein könnte. Doch Thomas Bagger stellt mir geschickt Fallen und führt mich immer wieder von meiner Ahnung weg.
„NACHT – Die Toten von Jütland“ ist gespickt mit reichlichen Spannungsspitzen und raschen Wendungen. Der Thriller entwickelt sich zu einem wahren Pageturner und hält mit abscheulichen sowie brutalen Szenen nicht hinterm Berg. Zwischendurch gibt es aber auch immer Momente, wo ich schmunzeln muss, weil Thomas Bagger typisch menschliche Verhaltensweisen mit einer guten Portion Sarkasmus auf den Punkt bringt.

„NACHT – Die Toten von Jütland“ verknüpft sensible Themen wie Machtmissbrauch, Traumata und der zerstörerischen Gewissheit etwas verloren zuhaben zu einem intensiven Leseerlebnis, was mich nicht mehr loslässt.
Ich steuere auf ein Finale zu, dass mich immer wieder kurz in Sicherheit wiegt, nur um dann noch brutaler und erschreckender in seiner Erkenntnis in unterschiedlichste Emotionen auf mich einzustürzen. Alles bauscht sich zu einer gewaltigen Explosion aus Düsternis, Gefährlichkeit und auch Trauer zusammen. In dem Moment, wo sich der Rauch legt, weiß ich, dass ich in vielem richtig lag und doch bereitet mich nichts auf die letzte Seite vor, die mir offenbart, dass die Fortsetzung womöglich nichts an Sprengkraft verlieren wird. Jetzt kann ich es kaum erwarten, den zweiten Teil der Serie zu lesen und hoffe sehr, dass es so beeindruckend und mitreißend weitergeht.

Fazit:
„NACHT – Die Toten von Jütland“ ist wie eine Komposition. Alle Elemente fügen sich am Ende zu einem erschütternden Gesamtbild zusammen. Dazwischen gibt es ein intensives und sehr gut geschriebenes Leseerlebnis mit schnellem sowie packenden Handlungsverlauf.

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Veröffentlicht am 08.12.2023

Gruselig-brutaler Endzeitthriller

Ein Fluss so rot und schwarz
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„Ein Fluss so rot und schwarz“ startet direkt und ohne Umschweife in die Geschichte. Nicht nur ich bin völlig ahnungslos, was mich erwartet, was geschehen ist und was passieren wird, sondern auch die Hauptcharaktere. ...

„Ein Fluss so rot und schwarz“ startet direkt und ohne Umschweife in die Geschichte. Nicht nur ich bin völlig ahnungslos, was mich erwartet, was geschehen ist und was passieren wird, sondern auch die Hauptcharaktere. Sie erwachen mit dem Wissen, dass sie keine persönlichen Erinnerungen mehr haben. Keine Familie, keinen Namen, da ist nichts außer Schmerz und gähnende Leere. Aber sie können ihre beruflichen Fähigkeiten abrufen, ohne bestimmen zu können, wer sie eigentlich sind.

Erzählt wird die Geschichte vom personalen Erzähler. Ich erfahre nur, was auch die sechs Hauptcharaktere erfahren oder sich mühselig an selbst erarbeiteten Informationen sowie Schlussfolgerungen herausfinden. Durch den Erzähler ist es mir möglich, die Emotionen, Gedanken und Überlegungen der verschiedenen Charaktere zu erfahren. Dreh- und Angelpunkt ist aber hauptsächlich Huxley. Er ist die erste Person, welche ich kennenlerne und zu ihm baue ich die stärkste Bindung während des Lesens auf. Gemeinsam lerne ich mit ihm seine restlichen Kameraden kennen, die mir nicht alle sympathisch sind und wie das Militärschiff, auf dem sie sich befinden, sich unaufhaltsam in Richtung des in Nebel gehüllten Londons bewegt.

Anthony Ryan schreibt sehr atmosphärisch und an den richtigen Stellen detailliert. Dabei verzichtet er nicht auf sehr ekelige, blutige oder brutale Beschreibungen. Das maximiert das Grauen an den passenden Sequenzen, welches ohnehin unterschwellig mit dem Nebel durch meinen lesenden Geist wabert.
Gleichzeitig schafft er es Distanz zu schaffen. Gerade die Charaktere mit ihrer teilweise sehr unterkühlten Art sorgen mit ihrer besonnenen Herangehensweise für einen angenehmen Ausgleich. Außerdem wird klar, dass sie alle ein Spezialtraining genossen haben müssen, da sie trotz ihrer unterschiedlichen Expertisen und Fähigkeiten exzellent zusammenarbeiten können.
Schnell wird klar: Die ganze unbekannte Mission dient einem ganz bestimmten und wichtigen Ziel. Doch was dies genau ist, bleib sehr lange genauso im Nebel verborgen wie der Grund für die gruseligen Schreie im Hintergrund.

Anthony Ryan platziert gekonnt Spannungsspitzen, sodass ich regelrecht mit den Protagonisten eifrig mitfiebere. Aus diesem Grund beschließe ich zum Teil auf das Hörbuch umzusteigen, um bei der Erledigung von den Alltagspflichten trotzdem zu erfahren, wie es weitergeht.
Sascha Rotermund ist ein sehr dynamischer Sprecher. An manchen Stellen ist er mir ein wenig zu übermotiviert, was sich besonders in den Übergängen zwischen den Dialogen und den Erzählungen zeigt. Hier verschwimmt schnell die Grenze, sodass ich manchmal unsicher bin, was Gespräch und was Erzählung ist.
Auf jeden Fall schafft es Sascha Rotermund durch sein lebendiges Lesen, das Grauen und die Verzweiflung perfekt an mich zu transportieren und mir kalte Schauer über den Rücken zu jagen. Ich bin von der Atmosphäre so in Beschlag genommen, dass die Hausarbeit flockig von der Hand geht.
Ein wenig schade finde ich, dass es Sascha Rotermund nicht gelingt, den einzelnen Charakteren individuelle Stimmeigenschaften zuzuweisen. So weiß ich gerade bei schnell wechselnden Dialogen oft nicht, wer gerade wirklich spricht. Allerdings ist es Anthony Ryans Können zu verdanken, dass ich dennoch nicht den roten Faden verliere. Seine Hinweise auf den Sprechenden sind goldwert und ich verliere zum Glück nicht den Überblick.

Die Story schreitet rasch und packend voran, Anthony Ryan hält sich nicht mit ausschweifenden Details auf. Es wird immer mehr deutlich, dass das Überleben der Gruppe und dessen Erfolg der ungewissen Mission existenziell ist. Die Kampfszenen sind schnell und brutal, immer bange ich um jedes Teammitglied.

Ein paar Elemente der Story lassen mich an „Dickicht“ von Scott Smith denken. Doch „Ein Fluss so rot und schwarz“ spielt in einer völlig anderen, viel höherklassigen Liga. Alles wird logisch und nachvollziehbar dargelegt, sowie erklärt.
Als endlich der richtig große Showdown losbricht, schwanke ich zwischen Hoffen und Bangen. Essenzielle Fragen werden endlich geklärt und das Ende lässt mich mit einem wahren Gefühlscocktail zurück.
Ein paar restliche Fragen bleiben offen, aber dies muss einfach so sein. Es passt zur gesamten Story, dass sie nicht aufgelöst werden. Der Schluss ist traurig und schön zu gleich, lässt mich mehr als zufrieden das Buch zu schlagen. Definitiv ein Lesehighlight und sehr zu empfehlen.

Fazit:
Anthony Ryan verbindet Elemente von Thriller, Horror, Dystopie und einem Hauch von Science-Fiction so geschickt, dass eine ultrapackende Story dabei herauskommt. Mir hat es sensationell gut gefallen und es gibt eine dicke Leseempfehlung von mir.

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