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Mo_und_die_Macht_der_Buchstaben

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Völlig anders als erwartet

Vogelgrab
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Anne Frasier hatte es mir zu Beginn leider gar nicht leicht gemacht. Ich hatte den Eindruck, einem Vögelchen beim Picken zu beobachten, das mal hier hin und mal dahin flatterte. Es gab anfänglich so viele ...

Anne Frasier hatte es mir zu Beginn leider gar nicht leicht gemacht. Ich hatte den Eindruck, einem Vögelchen beim Picken zu beobachten, das mal hier hin und mal dahin flatterte. Es gab anfänglich so viele Sprünge innerhalb der Erzählung, dass ich ganz wirr im Kopf wurde. Meine größte Sorge war, dass das so weitergehen würde, aber ich merkte gar nicht, dass ich plötzlich wie festgeklebt an der Szenerie hing.

„Vogelgrab“ zog mich in seinen Bann und ließ mich bis zum Schluss nicht mehr los. Meine Vorstellungen von den zukünftigen Ereignissen wurden relativ schnell komplett gekillt, stattdessen bekam ich eine Story serviert, die von unerwarteten Wendungen und den tiefen Emotionen einer traumatisierten ehemaligen FBI-Profilerin lebte. Denn Reni Fisher hatte eine dunkle Vergangenheit, in der sie als kleines Mädchen ihrem Vater als Lockvogel diente. Gemeinsam spielten sie ein bösartiges Spiel, in dem Reni junge Frauen anlockte, die ihr Vater anschließend ermordete und in der Wüste verscharrte. Noch immer plagen Reni Schuldgefühle, doch Stück für Stück enthüllt sich eine so tiefgreifende Tragödie, dass ich Reni am liebsten fest in die Arme geschlossen hätte.
Ihre ganzen Ängste und die tiefe Verzweiflung, eine Mitschuld an den Tod der Frauen zu haben, ging mir nahe. Reni wirkte so unglaublich zerbrechlich und war gleichzeitig so stark. Ich mochte sie sehr gern. Vor allem, weil sie unbedingt helfen wollte, die Opfer in der Mojave-Wüste zu finden.

Aber auch Protagonist Daniel Ellis, Detektiv bei der Mordkommission, bereicherte „Vogelgrab“ auf seine eigene Art und Weise. Sein unerschütterlicher Glaube an Reni fand ich besonders beeindruckend, denn auch Daniel Ellis hatte ein gut gehütetes Geheimnis. Ich hätte es verstanden, wenn er Reni aus tiefstem Herzen Misstrauen entgegengebracht hätte. Doch die beiden ergänzten sich wunderbar auf der Suche nach den vermissten Opfern des Inland-Empire-Killers.
Der Schreibstil von Anne Frasier zog mich immer tiefer in die bedrückend bedrohliche Atmosphäre von „Vogelgrab“. Mit einem unglaublich fein gesponnenen Netz unterschiedlicher Handlungsfäden sorgte die Autorin für einen wirklich packenden Spannungsanstieg. Mithilfe des personalen Erzählers konnte ich mehrere Personen begleiten und so zeichnete sich langsam ein ganz eigenes grauenhaftes Bild der Ereignisse, dessen Auswirkungen bis ins Jetzt nachhalten.
Dabei ging Anne Frasier ziemlich geschickt vor. Ziemlich häufig ließ sie mich einfach nur an den Emotionen, Erinnerungen und Handlungen ihrer lebendig ausgearbeiteten Figuren teilhaben, aber gelegentlich schickte sie mich auch wirklich in die Vergangenheit zurück.

Dieser Thriller war unglaublich geschickt konstruiert worden. Die menschliche Psyche nahm viel Raum ein, aber auf eine unglaublich interessante und sehr feinausgeklügelte Art. Manche offensichtliche Hinweise von Anne Frasier führten zu mancher richtigen Schlussfolgerung, doch mit dem Gesamtbild, welches mir am Ende präsentiert wurde, hätte ich nie gerechnet. Ich war am Ende fassungslos und erschüttert, „Vogelgrab“ wird noch lange in mir nachhallen.

„Vogelgrab“ ist der Auftakt einer neuen Reihe um Reni Fisher und ich weiß schon jetzt, dass ich unbedingt wieder auf Reni treffen möchte. Ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass auch Daniel Ellis wieder mit dabei ist und sich vielleicht der ein oder andere Handlungsstrang noch auflöst, der nichts mit diesem Fall zu tun hat.

Fazit:
Ein Thriller, der fantastisch und intensiv war und völlig anders gewesen ist, als ich es erwartet hatte. Lesenswert.

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Veröffentlicht am 04.03.2022

Ein authentischer Thriller, der erschreckend realistische Züge trägt

Grüne Tiger
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Nicht nur auf den ersten Blick gefiel mir „Grüne Tiger“, sondern auch das wirklich eindrucksvolle Innenlayout. Unterschiedliche Tigermotive dienten als Trenner für die einzelnen Kapitel und waren echte ...

Nicht nur auf den ersten Blick gefiel mir „Grüne Tiger“, sondern auch das wirklich eindrucksvolle Innenlayout. Unterschiedliche Tigermotive dienten als Trenner für die einzelnen Kapitel und waren echte Hingucker. Manche Bilder wirkten regelrecht lebendig, sodass eine richtige Bedrohlichkeit spürbar war. Das wiederum reizte mich zum Weiterlesen, wo sich die Atmosphäre immer weiter aufheizte. Doch dazu später mehr.

Obwohl ich ein bisschen Bauchweh hatte, dass dieser Öko-Thriller langweilig werden könnte und ich am Ende Mühe haben würde, „Grüne Tiger“ auch wirklich zu Ende zu lesen, nahmen mir schon auf den ersten Seiten die beiden Autoren diese Angst. Der Einstieg war superflüssig und es fühlte sich unglaublich natürlich an die vier Hauptcharaktere Ean, Piet, Hektor und Leyla kennenzulernen. Ich konnte mir die vier Freunde sofort bildlich vorstellen. Erleichtert wurde mir das vor allem auch durch den angepassten Sprachstil, der klar machte, dass es sich hier wirklich um Gymnasiasten handelte. Erwachsene Charaktere hatten eine ganz andere Art zu sprechen, sodass hier auch die generationsbedingten Unterschiede deutlich wurden.

Dank des personalen Erzählers konnte ich ganz dicht an den vier Freunden dranbleiben und Schritt für Schritt miterleben, wie sie ihren Einstieg in die Act-Now-Bewegung fanden und sie beinahe schleichend immer radikaler wurden. Hierbei gefiel mir besonders, dass der Fokus verstärkt auf Ean und seinen Emotionen sowie Gedanken lag. So war es einfacher, dem komplexen Themenfeld, welches sich um die Klimakrise, deren Folgen und Möglichkeiten zur Bekämpfung drehte, zu folgen.
Noch besser allerdings fand ich, dass die vier regelmäßig ihr wachsendes Gewaltpotenzial auch kritisch hinterfragten. Das taten sie nicht nur untereinander, sondern auch indirekt in Gesprächen mit Erwachsenen.

„Grüne Tiger“ war ein intelligenter Thriller, der bewusst pointierte Szenerien erschuf, um die Dringlichkeit des Handelns zu vermitteln. Und dazu griff er besonders tief in die Emotionskiste.
Gelegentlich gab es Perspektivwechsel, die mir eine Gänsehaut bescherten. So blickte ich nicht nur Opfern der Klimakrise über die Schulter, sondern auch skrupellosen Wirtschaftsbossen und Politikern. Der Kontrast zwischen beiden Lagern hätte nicht schärfer und intensiver dargestellt sein können. Es verdeutlichte beinahe schmerzhaft wie groß das aktuelle Versagen im Kampf gegen den Klimawandel ist. Gleichzeitig spürte ich neben großen Sympathien für die vier Freunde, die mit ihren Aktionen nicht nur ihre Mitmenschen, sondern auch die Politik wachrütteln wollten, auch eine wachsende Sorge. Ich konnte dabei zusehen, wie Ean, Piet, Hektor und Leyla sich allmählich selbst verloren. Sie begannen sich immer weiter von ihrem alten Leben abzuschneiden, verloren ihre Interessen und Leidenschaften aus den Augen, eine Rückkehr schien ausgeschlossen.

Wie ein Crescendo steigerte sich die Spannung in „Grüne Tiger“. Ich war so tief in der Geschichte drin, dass es mir manchmal schwerfiel, mir bewusst zu machen, dass ich hier in einer fiktiven Stadt Deutschlands vier Jugendlichen bei ihrem Kampf gegen die Klimabedrohung beobachtete. Nik Aaron Willim und Asadullah Haqmal gelang es perfekt, Realität mit Fiktion so zu verknüpfen, dass „Grüne Tiger“ ein realistisches und sehr aufwühlendes Leseerlebnis gewesen ist.

Fazit:
Ein authentischer Thriller, der erschreckend realistische Züge trägt und von Anfang an nicht nur zu unterhalten weiß, sondern auch zum Nachdenken anregt. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Spionage-Agentenkrimi der anderen Art

Das Billardcafé
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Optisch gefiel mir „Das Billardcafé“ auf jeden Fall schon mal. Besonders die schattenhafte Figur faszinierte mich, sie könnte definitiv den Protagonisten widerspiegeln.
Auch der Titel war stimmig zum Inhalt, ...

Optisch gefiel mir „Das Billardcafé“ auf jeden Fall schon mal. Besonders die schattenhafte Figur faszinierte mich, sie könnte definitiv den Protagonisten widerspiegeln.
Auch der Titel war stimmig zum Inhalt, denn in dem Billardcafé nahm für den eher unscheinbaren Rentner Fred das Leben eine hundertachtzig Gradwendung. Plötzlich stand er im Fokus sämtlicher Geheimdienste dieser Welt und einiger zwielichtiger Gangs. Doch wie konnte es dazu nur kommen?

M. Pastore ließ sich in diesem Punkt nicht lumpen und mit Fred an meiner Seite erfuhr ich so einiges über das dystopische Deutschland in nahender Zukunft. Nicht unbedingt ein Land, in dem ich gerne wohnen würde wollen, wo das Leben in der Großstadt als das einzig Wahre gilt und grüne Natur doch eher Gift zu sein scheint. Die sehr detaillierten Beschreibungen der Schauplätze, in denen immer besonders die allgegenwärtige Überwachung betont wurde, sorgten dafür, dass die Szenen lebendig vor meinen Augen standen.

Die Idee, einen Protagonisten zu wählen, der ein Antiheld ist, ist zwar nicht neu, aber dass dieser ein Rentner ist, doch mal was überraschend anderes. Dennoch blieb Fred für mich die meiste Zeit einfach nicht greifbar. Besonders die Beschreibungen seiner Hackerkünste zauberten mir regelmäßig Fragezeichen in die Augen und ich konnte dem Ganzen dann einfach nicht mehr sauber folgen.
Aber auch sonst blieb mir die Figur einfach zu blass, mir fehlte charakterliche Tiefe und obwohl mir Fred nicht unangenehm war, fieberte ich mit ihm kaum mit.

Generell hielt der Autor viele Figuren in einem nebeligen Grau. Selbst Namen bekamen sie selten, sondern wurden anhand ihres Erscheinungsbildes oder Auftretens bezeichnet. So begegnete mir unteranderem „der Hagere“ oder „der Farblose“. Prima, musste ich mir keine Namen merken, erkannte aber die Personen dennoch wieder.
Es gab aber eine Ausnahme: Anita. Als Leiterin des „Lagezentrums Nr. 5“ der Inneren Aufklärung des Staates hatte sie Biss und vor allem viel Menschlichkeit und Mitgefühl an sich. Sie begleitete ich am liebsten, denn „Das Billardcafé“ lebte von seinen Perspektivwechseln innerhalb der einzelnen Kapitel. Angenehm war hier, dass die Wechsel mithilfe einer abgebildeten Pistole abgetrennt wurden, sodass ich nie durcheinanderkam.

Die Geschichte entwickelte sich in zeitlich korrekter Abfolge weiter und beherbergte verschiedene Parteien, die zwar nicht alle bekannt, aber einen gewissen Reiz um das Katz- und Mausspiel mit Fred hatten. Besonders die betitelten Kapitel schafften es ständig, meine Neugierde auf das Kommende zu wecken, denn sie ließen Raum für Spekulationen.

Doch leider stand mir für ein spannendes Abenteuer der Schreibstil im Weg. Es überwog eine recht sachliche und detailfreudige Erzählweise, die hier und da in Gedankensprünge überging, denen ich aus dem Augenblick heraus nicht folgen konnte. Teilweise war der Schreibstil auch sehr salopp und es mischten sich alte Begrifflichkeiten darunter, die in dieser dystopischen Welt seltsam fehl am Platz wirkten. Mein absoluter Horror waren allerdings die schwäbischen Dialoge. Ich fand es unheimlich schwierig, diese zu lesen und konnte mich leider gar nicht einfühlen. Im Gegenteil, sie rissen mich so aus dem Lesefluss, dass ich eine Weile hin und her taumelte, ehe ich wieder in die Ereignisse hineinfand.
Was ich hingegen gut fand, war, dass M. Pastore einen ziemlich langen Zeitraum von Ereignislosigkeit geschickt überbrückte. So hatte ich nicht den Eindruck, dass mir etwas fehlte, aber auch nicht, dass ich mich langweilen würde.
Insgesamt hatte ich manchmal das Gefühl, dass nicht so ganz klar war, was die Geschichte mal werden sollte. Gelegentlich geriet ich in wilde Schießereien, wahnwitzige Verfolgungsjagden mit ausgefeilten Überwachungstechniken und schieflaufenden Übergaben, die mich an „Der Staatsfeind Nr. 1“ beim Lesen erinnerten. Dann gab es ruhigere Sequenzen, die von internen politischen Machtkämpfen zeugten oder gefährlichen Umweltschäden erzählten. Zwischendrin die Entwicklung zarter Liebeleien, die ein bisschen farbliche Akzente in die Geschichte setzten.
Der Handlungsaufbau erinnerte mich oft an ein wirres Wollknäuel. Dennoch fand ich es erstaunlich, dass am Ende keine meine Fragen unbeantwortet geblieben waren und das Ganze tatsächlich ein interessantes Gesamtbild ergab.

Fazit:
Leider war das überhaupt nicht mein Buch. Für Fans von ungewöhnlichen Erzählstilen und Dystopien aber mit Sicherheit lesenswert.

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Ein undurchschaubarer Thriller

Todesmal
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Andreas Gruber versteht es vorzüglich, seine Leserschaft sofort zu fesseln. Ich war sogleich mitten in der Geschichte gefangen und schon auf den ersten Seiten auf der Suche nach dem Warum. Dieses Mal war ...

Andreas Gruber versteht es vorzüglich, seine Leserschaft sofort zu fesseln. Ich war sogleich mitten in der Geschichte gefangen und schon auf den ersten Seiten auf der Suche nach dem Warum. Dieses Mal war der vermeintliche Täter schon bekannt in Gestalt einer Nonne. Ziemlich skurril, wie ich fand, wenn ich bedenke, dass sie eigentlich Leben lieben und schützen und nicht vernichten sollte. Gespannt verfolgte ich ihr Ultimatum und den Kampf von Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez gegen die Zeit. Denn viel Spielraum blieb ihnen nicht jeden Tag eines von sieben unbekannten Opfern zu finden und zu retten.

„Todesmal“ eignete sich kaum zum Mitraten und Spekulieren. Andreas Gruber nahm mir fast alle Möglichkeiten, eigene Schlüsse zu ziehen oder gar Mutmaßungen aufzustellen. Wenn es mir doch mal vermeintlich gelang, sein geniales Handlungsgerüst zu durchschauen, ließ er mich eiskalt auflaufen. Ich habe es geliebt. Der Drang, alles herausfinden zu wollen, war so überwältigend, dass ich auch dank des unglaublich angenehmen und flüssigen Schreibstils nur so durch die Seiten flog.
Zudem wurde ich durch meine eigene Gefühlswelt gejagt. Empfand ich die Tatorte und Tötungsarten als besonders schaurig, brutal und teilweise wirklich regelrecht perfide, so musste ich später erschrocken erkennen, dass ich plötzlich Sympathien für die Inszenierung des Ganzen empfand. Das Grauen kam in „Todesmal“ in vielerlei Gestaltungsarten daher und führte mich wieder einmal so nah an den Abgrund der menschlichen Bösartigkeit, dass mir übel wurde.

Die unterschiedlich wechselnden Perspektiven sorgten für eine Menge Dynamik innerhalb der Geschichte und durch den auktorialen Erzähler gewann ich eine größere Übersicht als die ermittelnden Beamten. Besonders interessant waren für mich die Rückblicke in die Vergangenheit, die die Gegenseite beleuchtete. So bekam ich mehr Hintergrundwissen, was das Gelesenen intensivierte und der Geschichte unglaublich viel Spannung und Tiefgang verlieh.
Mein größtes Highlight waren die Charaktere, die in den vorherigen Bänden noch Nebenfiguren, teilweise auch nur schemenhafte Randpersonen gewesen sind und plötzlich mit im Mittelpunkt standen. Sie liefen Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez nicht den Rang ab, was ich klasse empfand. Aber sie bereicherten die Ermittlungen und auch das Zusammenspiel untereinander unglaublich. Am liebsten mochte ich die hitzigen Wortgefechte und Sticheleien. Nicht selten huschte ein Schmunzeln über mein Gesicht. So milderte Andreas Gruber die schwere Kost geschickt ab und gab mir Zeit, auch einmal durchzuatmen.

Einzig das Finale konnte mich nicht zu hundert Prozent abholen. Es war beinahe schon gediegen. Zwar legte Andreas Gruber noch ein paar geschickte Fallen aus und warf mir kleine Hinweisbröckchen zu, aber es konnte mich nicht ganz über die Auflösung hinwegtrösten. Für mich blieben dieses Mal ein paar Fragen offen. Erst hatte es mich gestört, aber im wahren Leben gelingt es den Ermittlern auch selten, alles komplett aufzudecken. Dieser Gedanke versöhnt mich letzten Endes mit dem Schluss von „Todesmal“.

Fazit:
Mir hat „Todesmal“ richtig gut gefallen. Dieses Mal blieb alles fast bis zum bitteren Ende undurchschaubar, hochgradig spannungsgeladen und hielt unglaublich viele Schockmomente bereit. Auch wenn das Ende nicht ganz mein Geschmack traf, aber godverdomme, es war ein genialer Thriller.

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Veröffentlicht am 21.02.2022

Ein maritimes Cosy-Crime-Abenteuer

Im Kielwasser des Geldes
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Optisch passte das Cover zu der Reihe um den Yachtdetektiv Fabian Timpe und besonders nachdem Lesen von „Im Kielwasser des Geldes“ wurde deutlich, wie treffend der Titel gewählt worden war.
Wie auch schon ...

Optisch passte das Cover zu der Reihe um den Yachtdetektiv Fabian Timpe und besonders nachdem Lesen von „Im Kielwasser des Geldes“ wurde deutlich, wie treffend der Titel gewählt worden war.
Wie auch schon seine beiden Vorgänger startete ich in die Story auf stürmischen Gewässern und war gleich mittendrin in einer hochdramatischen Szenerie. Ich finde es immer noch sehr faszinierend, mit welchen Widrigkeiten Seeleute zu kämpfen haben und auch welche Konsequenzen falsches Handeln für ihre Schiffe bedeuten kann.
Detlef Jens gelang es wirklich gut, alles so bildlich zu beschrieben, dass ich mir alles direkt vorstellen konnte. Leider ließ es sich nicht vermeiden, dass dort auch reichlich Fachbegriffe eingeflochten worden sind, die mir allerdings nur dann die Leichtigkeit des Schreibstiles raubten, wenn die Szenen auf dem Wasser nicht höchstbrisant waren.

Insgesamt baute sich „Im Kielwasser des Geldes“ gemächlich und mit ganz viel maritimen Flair auf. Der Themenschwerpunkt lag dieses Mal auf dem Zusammenspiel zwischen dem Kunden, dem Designer, dem planenden Ingenieurbüro und der Werft. Natürlich war auch die Versicherungsfirma, bei der auch der Yachtdetektiv Fabian Timpe angestellt ist, mit dabei, sodass ein interessantes Potpourri rund um den Bau einer Megayacht entstand.
Ich fand diesen Mikrokosmos schon ganz interessant und ganz langsam schälte sich auch der eigentliche Kriminalfall heraus, der, wie könnte es auch anders sein, sich rund um die Yacht drehte.

Es gab mehrere Handlungsstränge, denen ich folgen durfte. So konnte ich mithilfe des personalen Erzählers neben Fabian noch die Journalistin Barbara, den Immobilienmakler und Rennyachtinhaber Sebastian sowie dem Milliardär Hellermann über die Schultern blicken. Ein paar kleinere Nebenschauplätze wurden auch noch mit eingebunden, sodass die Anzahl der Figuren, die ich begleiten konnte, noch ein bisschen höher ausfiel. Trotz der recht vielen Charaktere blieb „Im Kielwasser des Geldes“ überschaubar und versorgte mich mit einem ausführlicheren Blick auf die unterschiedlichsten Ereignisse.

Ich mochte es sehr, dass „Im Kielwasser des Geldes“ unabhängig zu den beiden Vorgängern gelesen werden konnte und sich dieser Fall komplett von den anderen unterschied. Nicht nur von den Schauplätzen, auch von der Krimiperspektive aus. So blieb die Geschichte spannend und vor allem unvorhersehbar.

Obwohl ich keinerlei Bezüge zu Segelbooten habe und auch an keinen Rennbootturnieren teilnehme, fand ich die Beschreibungen überaus interessant und gut verständlich. Besonders bei den maritimen Handlungen war spürbar, wie gut sich Detlef Jens in der Materie auskennt. Zudem gelang es ihm beinahe spielend, mich eine waschechte Landratte mitzunehmen auf ein kriminalistisches Abenteuer auf dem Wasser und an Land. Eingebettet wurde das Ganze durch die schöne Schauplatzatmosphäre zwischen Hamburg, der Elbe, der Nordseeküste und der Insel Utsira.

Fabians Weg zurück in seine alte Heimat, die noch reichlich unangenehme Erinnerungen für ihn bereithielt, war gelungen. Ich fand es schön, mehr über die wahren Ereignisse aus der Vergangenheit seiner Eltern zu erfahren und dabei miterleben zu können, wie Fabian endlich seinen Frieden mit den früheren Zeiten machen konnte. Das Entwickelte auch seinen Charakter weiter, sodass ich ihn am Ende noch eine Spur sympathischer fand als ohnehin schon.
Dennoch muss ich ehrlicherweise sagen, mochte ich „Gefährliche Zeiten“ lieber, da der zweite Band insgesamt mehr Spannung aus dem Krimi Genre bereithielt.

Fazit:
Ein maritimes Cosy-Crime-Abenteuer im Herzen von Hamburg und auf der Elbe sorgte für entspannte Unterhaltung und ist nicht nur für Segelbootliebhaber zum Lesen geeignet.

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