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Veröffentlicht am 09.07.2021

Eine gefährlich heiße Dark Romance Story

Violas Versprechen
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Von der Autorin habe ich bislang noch kein Werk gelesen und hatte demnach auch kein Gefühl dafür, was mich erwarten würde. Das Cover selbst sprach mich nicht sonderlich an, dafür klang der Klappentext ...

Von der Autorin habe ich bislang noch kein Werk gelesen und hatte demnach auch kein Gefühl dafür, was mich erwarten würde. Das Cover selbst sprach mich nicht sonderlich an, dafür klang der Klappentext sehr verheißungsvoll. Da es bekanntlich auf den Inhalt ankommt, war ich neugierig auf die Geschichte.

Da es sich hierbei um den Start in die „Wolkow-Bratwa“ Reihe handelte, waren noch keinerlei Vorkenntnisse von Nöten. Es wurde auch relativ schnell deutlich, dass die komplette Story im kriminellen Bereich angesiedelt gewesen ist. Beide Protagonisten waren ein Teil davon, Viola als Autodiebin, Kolja als hochrangiges Mitglied der russischen Mafia. Dementsprechend war der Umgangston rauer und die Atmosphäre brannte vor unterschwelliger Gefahr.

Erzählt wurde die Geschichte aus Sicht von Viola und Kolja im Wechsel zu den betitelten Kapiteln. Eine Gefahr der Verwechslung bestand jedoch nie, da vor jeder neuen Erzählung der Name desjenigen stand, der das Wort bekam. So wusste ich immer, wen ich begleiten durfte. Beide Protagonisten brachten mir die kommenden Ereignisse, Gefühle und Handlungen auf ihre eigene Art näher und so kam ich leicht in die Geschichte hinein.

Viola war mir von Anfang an sympathisch. Sie ist ziemlich clever, weiß genau, was sie will und wie sie es erreichen kann. Gefahren abzuschätzen war für sie immer überlebenswichtig und dank Rückblenden in ihre Vergangenheit konnte ich oft sehr gut ihre Handlungen nachvollziehen. Besonders ihr Mitgefühl für schwächere Menschen machte sie zu einer liebenswerten Persönlichkeit. Ich mochte vor allem an ihr, dass sie sich nie endgültig in die Knie zwingen ließ.

Kolja hingegen war für mich oft eine ziemlich undurchschaubare Person. Er handelte oft überlegter als Viola, die eher impulsiv war. Dafür war er ein extrem harter Brocken und mit ihm war wirklich nicht gut Kirschen essen. Obwohl ich auch bei ihm einen Blick in seine Lebensgeschichte werfen durfte, wurde ich aus ihm nie so richtig schlau. Einen richtigen Draht fand ich nicht zu ihm, was aber auch gar nicht so schlimm gewesen ist. So blieb alles unvorhersehbar und erhöhte seine gefährliche Aura.

Beide Protagonisten waren in ihren Charakteren interessant ausgearbeitet worden und es war spannend zu beobachten, wie sie sich weiterentwickelten. Die Veränderungen waren wenig und kamen langsam, sodass sie trotz der kurzen Zeitspanne, in der die Ereignisse geschahen, glaubwürdig waren.
Insgesamt kam die Geschichte mit einer überschaubaren Anzahl an Nebenfiguren aus, sodass ich hier den Überblick spielend leicht behalten konnten. Zwei davon blieben mir intensiver im Gedächtnis.
Da wäre zum einen Koljas Halbbruder Grisha. Ein Widerling sondergleichen und dadurch extrem gefährlich. Sein ganzes Wesen war unkontrollierbar und er brachte viele bedrohliche Momente in den Handlungsaufbau.
Besonders faszinierte mich einer von Koljas besten Männern, Miron. Ein sehr schweigsamer Geselle und noch schwerer zu durchschauen. Aber gerade das machte ihn besonders interessant und ich bin gespannt, ob ich noch mehr von ihm im zweiten Band lesen werde.

„Violas Versprechen“ war ein Dark Romance Roman, der wirklich alles hatte, was dieses Genre so reizvoll macht. Jede Menge dunkler und sündig heißer Erotik, die bisweilen ziemlich roh und intensiv deutlich beschrieben wurde. Hier war beim Lesen Feingefühl angesagt, denn das, was nach einer Vergewaltigung aussah, war keine. Der Grad war aber extrem schmal und das sollte einem interessierten Leser bewusst sein.
Passend zum Milieu ging es recht gewaltsam zu. Blut spritzte und tropfte reichlich, hier und da brachen Knochen.
Obwohl die erotischen Szenen einen Großteil der Geschichte ausmachten, war ein sinniger Plot erkennbar und die erzeugte gefahrvolle Atmosphäre peitschte zwischen Lebensgefahr und heißer Anziehungskraft hin und her.
Was mich aber am Allermeisten begeistern konnte, war die Tatsache, dass Viola sich immer treu blieb. Auch wenn für den Moment Kolja sie unterwarf, im nächsten Augenblick hatte Viola ein Ass im Ärmel. Ihr nahm ich ihre Lebensgeschichte voll ab und es war total toll, dass mir endlich eine Protagonistin begegnete, die nicht sofort nach dem Ansturm auf ihre Libido von der großen Liebe schwafelte.

Der Schreibstil war angenehm flüssig und von einer guten Dynamik. Viele Szenen waren besonders bildlich beschrieben, sodass ich mir die Schauplätze und Szenarien sehr gut vorstellen konnte.
Einige Detailfragen, die mir beim Lesen in den Sinn kamen, wurden leider nicht aufgeklärt. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass dies im Folgeband passieren könnte.
Das Ende wusste mich zu überzeugen. Hier mochte ich, dass ich die Wahl habe, es mit diesem Teil enden zu lassen oder auch den zweiten Band zu lesen.

Fazit:
Eine gefährlich heiße Dark Romance Story, die wirklich nur etwas für Liebhaber dieses Genres ist. Herzchen und Blümchen sucht ihr hier vergeblich. Mir hat das gefallen und konnte mich überzeugen.

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Veröffentlicht am 09.07.2021

Typisch amerikanische Thriller

Wie viele willst du töten
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Optisch hatte mir das Buch definitiv schon mal zugesagt. Der gelbleuchtende Buchschnitt passte prima zu dem Cover und vermittelte schon ein bisschen Horrorfeeling. Das Handlungsgerüst schuf auch eine entsprechende ...

Optisch hatte mir das Buch definitiv schon mal zugesagt. Der gelbleuchtende Buchschnitt passte prima zu dem Cover und vermittelte schon ein bisschen Horrorfeeling. Das Handlungsgerüst schuf auch eine entsprechende Grundlage für eine spannungsvolle und atmosphärische Geschichte.
So war es auch im ersten Stepp nicht verwunderlich, dass der Einstieg fesselnd gestaltet war. Der Blick auf eine vierzehnjährige Vergangenheit verleite mich schon zu wilden Spekulationen, wie alles zusammenhängen könnte.

Der Kern der Geschichte war an sich nicht neu. Mit Ellery Hathaway schuf die Autorin eine traumatisierte Protagonistin, die sich in ihrer Verzweiflung an ihren einstigen Retter, den mittlerweile suspendierten FBI-Mann Reed Markham wandte. Er sollte sie dabei unterstützen zu beweisen, dass das Verschwinden der Menschen aus dem beschaulichen Ort in Massachusetts tatsächlich miteinander zusammenhing. Aus ihrem Revier glaubte das nämlich niemand. Selbstverständlich war Ellerys schreckliche Vergangenheit ihren Vertrauten vor Ort unbekannt, nur gab es doch einen Unbekannten, der Bescheid wusste. Dies ließ er Ellery jedes Jahr mit einer Geburtstagskarte spüren.

Soweit hätte es wirklich ein toller Thriller werden können, aber so richtig abgeholt hatte mich diese Geschichte leider nicht. So richtig benennen kann ich auch nicht, warum das so gewesen ist. Denn an sich hatte mich das Buch gut unterhalten. Trotz mitunter sehr langen Kapiteln, die jedoch durch Szenenwechsel immer wieder Abwechslung ins Geschehen brachten und Spannung aufbauten, konnte ich keine engere Beziehung zu Ellery aufbauen. Die erste Zeit war ich mir unschlüssig, ob ich ihr vertrauen konnte. Mir war einfach zu suspekt, dass Ellery es scheinbar mühelos geschafft hatte, all diese grausamen Erinnerungen hinter sich zu lassen und unerkannt ein neues Leben aufzubauen. Sie war mir insgesamt einfach zu abgebrüht und hatte ich auch nie den Eindruck, dass auch die kommenden Ereignisse Ellery so richtig emotional berührten. Hier hätte ich mir einfach mehr Einblicke in Ellerys Seelenleben gewünscht um zu begreifen, weshalb sie stellenweise so unnahbar wirkte.

Ellerys Hund, den Basset Bump hingegen hatte ich sofort ins Herz geschlossen. So ein sympathisches Kerlchen und ich konnte ihn mir richtig gut vorstellen. Er lockerte die Geschichte mit seiner Art auf und er war wirklich eine richtige Bereicherung für das Geschehen.

Reed Markham war ein Charakter, den ich zwar nett fand, der aber auch eine gute Portion Klischee aufgedrückt bekommen hatte. Sein Privatleben war ziemlich den Bach hinuntergegangen und manchmal war ich mir nicht sicher, ob Ellery und Reed so eine Art Selbsthilfegrüppchen waren. Sie brauchten einander, damit sie ihrem Leben eine andere Richtung geben konnten. Gemeinsam als Team fand ich sie gut, nicht überragend, aber überzeugend.
Alle anderen Figuren blieben relativ gehaltlos. Sie waren nicht besonders intensiv ausgearbeitet, trotzdem eigneten sie sich prima als Verdächtige. Die Frage nach dem Warum war da nicht so leicht zu beantworten und hier mochte ich sehr, dass die Autorin die Informationen nicht wie Bonbons verteilte. Stattdessen gab sie diese erst nach und nach im Verlauf der Handlungen preis, was wiederum zu Spannung führte.

“Wie viele willst du töten” war für mich kein klassischer Thriller, sondern eher in der Krimi-Sparte anzusiedeln. Er war relativ unblutig und ging mehr auf die psychologische Ebene. Auf die Spur des Mörders kam ich lange Zeit nicht, war mir aber irgendwann ziemlich gewiss, noch ehe die Protagonisten nur einen Hauch einer Ahnung hatten.
Ein bisschen unrealistisch fand ich das Ganze dann schon, aber es war immerhin ein richtig guter Showdown ausgearbeitet worden. Ich habe richtig mitgefiebert und auf ein annehmbares Ende gehofft.

An sich gefiel mir der Schreibstil. Er war flüssig und konnte an den richtigen Stellen für eine gute Atmosphäre sorgen. Zwar hatte ich nicht durchgängig Bilder im Kopf, aber ich konnte den Handlungen sehr gut folgen. Die meisten Wendungen kamen überraschend und brachten Dynamik ins Geschehen.
Der Handlungsaufbau war logisch und klug konzipiert, ein bisschen mehr Horror und Thriller Elemente hätten dem Ganzen aber sicherlich noch mehr Würze gegeben.

Fazit:
Ein tolles Buch mit guter Unterhaltung für Zwischendurch. Mit diesem Buch gibt es zwar keine schlaflosen Nächte, dafür aber einen interessanten Fall und einen knuffigen Hund.

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Veröffentlicht am 09.07.2021

Kriminalroman mit ganz viel italienischem Flair

Tödliche Sonate
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„Tödliche Sonate“ ist der Start einer Reihe um den Commissario Di Bernardo und besonders das Cover stach mir ins Auge. Ich mochte die Farbgestaltung, aber auch, dass im Hintergrund die Stadt Rom erkennbar ...

„Tödliche Sonate“ ist der Start einer Reihe um den Commissario Di Bernardo und besonders das Cover stach mir ins Auge. Ich mochte die Farbgestaltung, aber auch, dass im Hintergrund die Stadt Rom erkennbar war und dass das Kernelement des Krimis, die Violine, mit abgebildet wurde. So war die Komposition des Titelbildes stimmig zum Buch.

Dieser Kriminalroman beherbergte zwei Zeitebenen und zwei Erzählperspektiven. So gab es zwei Handlungsstränge, die kontinuierlich im Jahr 2017 spielten und einen Handlungsstrang, der mehrere Jahrhunderte umspann. Diese Kombination betrachtete ich sehr interessiert, wobei mir lange nicht klar wurde, weshalb ich in der Vergangenheit mehreren historischen Persönlichkeiten folgen durfte. Erst später wurde mir klar, dass es eher weniger die Menschen ging, denen ich folgte, sondern sich mehr dahinter verbarg.
Spannend gewählt empfand ich die Erzählperspektiven. Während ich dem Commissario Di Bernardo und den Personen aus der Vergangenheit mithilfe des personalen Erzählers folgte, durfte ich die Gedanken- und Gefühlswelt des Mörders aus dessen Sicht in der Ich-Perspektive erleben. Dies schuf noch einmal eine ganz andere Beziehungsebene, weil ich viel dichter am Täter dran war. Richtig genutzt hatte es mir aber auch nichts, denn bei aller Spekulation, wer er oder sie denn sein könnte, entglitt mir die Festlegung auf eine Person immer wieder wie ein nasser Fisch.
Der Start ins Buch fiel mir leicht und er hatte auch gleich ein tolles Spannungsniveau. Allerdings fiel es dann ab, was für mein Empfinden wohl mit den Nebenschauplätzen zusammenhing. Der Hauptstrang in der Gegenwart war der Mord an der Musikagentin Cornelia Giordano, aber ich begleitete nicht ausschließlich die Ermittlungsarbeiten. Stattdessen nahm ich an Di Bernardos privaten Leben teil. Das mochte ich am Anfang nicht so besonders, weil es mich zu sehr vom Mordfall ablenkte. Später muss ich jedoch sagen, gefiel mir das ganz gut, weil es den Commissario menschlicher wirken ließ. Besonders angenehm empfand ich, dass er nicht zu jenen Ermittlern gehörte, die vor den Scherben ihres Lebens stehen, sich davon runterziehen lassen und den Alkohol lieben. Di Bernardos Leidenschaft war das Essen und dies begleitete uns ständig. Viele leckere italienische Gerichte fanden ihren Einzug in die Geschichte, welche der Commissario mit großer Begeisterung aß. Genau wie die Speisen fand auch der grauenhafte römische Verkehr rege Erwähnung in der Geschichte.
Zudem sorgte auch eine große, am Beginn vorgestellte Vielzahl an Figuren dafür, dass die Spannung wieder abflachte. Es war schon ein bisschen verwirrend, dazu kamen die ganzen Gebäude- und Straßennamen, die mich ein bisschen ratlos durch die Geschichte taumeln ließen. Hier hätte vielleicht eine Karte von Rom geholfen, damit ich die Bewegungsmuster des Commissarios besser hätte nachvollziehen können.
Erst im Verlauf der Handlungen ergaben all diese Schilderungen ein tolles Ambiente und ich konnte Rom als Stadt erleben.
Im starken Kontrast stand dazu die Einführung in die Musikszene mit all ihren Licht- und Schattenseiten. Hier ging die Autorin sehr behutsam vor, sodass ich auch als Laie gut mitkam. Erleichtert wurde mir das auch von Di Bernardo, der genauso viel Verständnis von der Materie hatte wie ich.
Die Geschichte von Antonio Stradivari und seinen Violinen gefiel mir sehr gut. Lange kam ich nicht dahinter, wie das Ganze mit dem Mord zusammenhängen könnte. Aber völlig unabhängig davon faszinierten mich die Einzelheiten, auch wenn manches ins Reich der Fiktion gehörte.

Die Jagd nach dem Mörder war ein stetiges Auf- und ab. Die Ermittlungen drehten sich öfter mal im Kreis, hier hätte ich gern mehr Details zur Ermittlungsarbeit gehabt. Oft schickte der Commissario irgendeinen aus seinem Team zur Befragung los, das Ergebnis wurde mir dann aber nur sehr knapp oder gar nicht erst berichtet. Das fand ich ein bisschen schade.

Während mir Di Bernardo trotz der Einblicke in sein privates Leben anfänglich zu wenig greifbar war, schloss ich seinen Sohn Alberto dafür sofort ins Herz. Dieser hatte als Nebenfigur gar nichts mit dem Mordfall zu tun, brachte aber durch seinen wachen Geist Dynamik in die Geschichte und sorgte wiederum dafür, dass ich seinem Vater näherkam.

Im letzten Drittel von „Tödliche Sonate“ begannen sich die Ereignisse zu überschlagen und die Spannung zog richtig an. Ich war völlig gespannt, wer nun der wahre Mörder sei und wie alles miteinander zusammenhängen würde. Die Auflösung war zwar an sich genial, aber auch banal. Der Wow-Effekt fehlte mir hier und so manches Verhalten einiger Figuren zum Schluss waren mir nicht stimmig genug. Es blieben leider noch ein paar Fragen offen. Sie hatten allerdings größtenteils nichts mit dem Fall zu tun, sodass ich auf die Auflösung im nächsten Buch hoffe.

Fazit:
Ein Krimi mit Unterhaltungswert, verpackt mit reichlich italienischem Flair, dazu eine spannende Reise mit Antonio Stradivaris Geigen von ihrer Entstehung bis in die Neuzeit hinein.

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Veröffentlicht am 08.07.2021

Macht richtig Lust zum Wandern

Bayerische Voralpen. Wandern für die Seele
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Konfuzius sagte schon damals “Der Weg ist das Ziel” und als ich das erste Mal durch Katja Wegeners Buch blätterte, musste ich ihm im Stillen recht geben. Schon gleich zu Beginn hatte ich die Wahl, für ...

Konfuzius sagte schon damals “Der Weg ist das Ziel” und als ich das erste Mal durch Katja Wegeners Buch blätterte, musste ich ihm im Stillen recht geben. Schon gleich zu Beginn hatte ich die Wahl, für welche Wanderungsform ich mich entscheiden möchte. Lieber eine Erfrischungstour, die mich an kühlem Nass in Form von Seen oder Bächen vorbeiführt. Oder doch lieber die Verwöhntour, die mich tolle Gasthöfe entdecken lässt und welche für mein leibliches Wohl sorgen.
Zur Auswahl standen noch Auszeittouren für traumhafte Naturerlebnisse, Panoramaausflüge für einen atemberaubenden Ausblick auf die Weiten der Natur und die Entschleunigungsstrecken, die einen an besinnlichen Ruheorten vorbeiführen würden.

Diese Art der Aufteilung gefiel mir schon mal sehr, denn so kann nach dem eigenen aktuellen Gefühlszustand die passende Tour ausgewählt werden. Mindestens drei unterschiedliche Touren zu einem Wanderungsthema gab es im Anschluss zur Auslese. Das bringt Abwechslung und dauerhaft viele Möglichkeiten, dieses schöne Buch als Auswahl für andere Wanderstrecken zurate zu ziehen.

Die Orientierung im Buch wurde durch farbliche Markierungen erleichtert. Jedes Wanderthema hatte seine eigene Farbe. Dies war auch von außen gut erkennbar. Anhand des Buchschnitts ist sichtbar, wo sich die einzelnen Themenabschnitte befinden. Also eine Art Register. Ich fand das richtig toll, weil ich mir ein Tourenthema auswählen konnte und dann in den jeweiligen vorgeschlagenen Touren blättern konnte. Selbstverständlich geht es auch klassisch über das Inhaltsverzeichnis, wo auf dem ersten Blick ersichtlich ist, wie lang die Wanderstrecke ist, wie viele Höhenmeter überwunden werden müssen und wie viel Zeit eingeplant werden sollte.

Schon das Lesen der unterschiedlichen Wegbeschreibungen weckte in mir die Lust, alles selber entdecken zu wollen. Die dazu passenden Fotografien untermalten die beschriebenen Wanderrouten so herrlich, dass ich am liebsten gleich sofort meinen Rucksack und die Wanderschuhe geschnürt hätte.

Auf eine lockere und leichte Art beschreibt Katja Wegener die ausgewählten Touren. Markante Orte und Gaststätten werden besonders hervorgehoben und mit Zahlen markiert. Das gefiel mir super, denn am Schluss der Tourenvorstellung gab es zusätzlich eine kleine Karte, auf der die entsprechende Wanderung abgebildet und mit den dazu gehörigen Markierungen gekennzeichnet wurde. So bekam ich schon beim Lesen ein Gefühl für die Strecke.
Unterfüttert wurden die einzelnen Wanderrouten mit einladenden Bildern und kleineren Infotexten am Rand der Wegbeschreibung. Das machte alles greifbarer und lebendiger. Außerdem war spürbar, dass Katja Wegener alle Wege selber schon gewandert war und definitiv weiß, wovon sie dort schreibt.
Besonders toll empfand ich am Schluss jeder Wanderung die einseitige Rubrik “Alles auf einem Blick”. Neben nützlichen Parktipps war sofort ersichtlich, wie viel Entspannung, Genuss und Romantik diese Wanderung bereithält und zu welcher Jahreszeit sich diese lohnt. Auch zu finden war dort der jeweilige Schwierigkeitsgrad der Wegstrecke.

So gut ausgerüstet und erklärt ist die Wahl einer Wanderroute wirklich nicht leicht. Die bayrischen Voralpen haben eine Menge zu bieten, wenn es darum geht, einfach mal für ein paar Stunden dem Alltag zu entfliehen und die Natur zu genießen.
Wer mag, kann sich die GPS-Daten zum ausgewählten Ausflug auf der Verlagsseite downloaden und muss so das Buch nicht mit auf Wanderschaft nehmen.

„Bayerische Voralpen. Wandern für die Seele: Wohlfühlwege“ konnte ich leider noch keinem Praxistest unterziehen, da die bayrischen Voralpen nicht bei uns um die Ecke sind. Aber es stand die Überlegung im Raum, unseren Sommerurlaub dort zu verbringen und ich wollte mir im Vorfeld Anregungen holen. Dies ist mir auf jeden Fall gelungen, weil ich richtig Lust darauf habe, die beschriebenen Wege zu entdecken.
Aber die finale Wahl ist noch nicht getroffen, denn es gab keine einzige Tour, die mich nicht auf ihre Weise angesprochen hätte.
Sehr fasziniert war ich von der Tour durch den Paterzeller Eibenwald. Hier trifft nämlich Geschichte auf mystische Natur, also genau die Komponenten, die ich so sehr liebe.
Aber vielleicht zieht es uns auch zur Wandertour vom Fischbach zum Isarstausee, denn dort könnten wir auf unserer Wanderung gleich zweimal in einer Gaststube einkehren und uns bei gutem Essen entspannen.

Übrigens gibt es kilometermäßig ebenfalls für jeden etwas. Die kleinste Wanderroute ist gerade mal 4 Kilometer lang, die Längste bietet eine fünfstündige Tour rund um den Staffelsee mit insgesamt 21 Kilometern.

Fazit:
Ein lohnendes Buch, dass richtig Lust zum Wandern macht. Egal, ob als praktischer Wanderführer oder einfach nur so zum Lesen, hier stecken von der Autorin selbst erprobte Wanderrouten drin, die für jeden etwas parat halten.

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Veröffentlicht am 24.06.2021

Ein vielschichtiger Roman mit unglaublich bewegendem Unterhaltungswert

Das Lied der Wölfe
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Als ich „Das Lied der Wölfe“ zum ersten Mal in den Händen hielt, war ich erstaunt über die so klug durchdachte Umschlaggestaltung. Das Motiv von den schottischen Highlands zog sich von der Vorderseite ...

Als ich „Das Lied der Wölfe“ zum ersten Mal in den Händen hielt, war ich erstaunt über die so klug durchdachte Umschlaggestaltung. Das Motiv von den schottischen Highlands zog sich von der Vorderseite über den Buchrücken bis hin zur Rückseite und gipfelte in den jeweiligen Umschlagseiten. Schon allein das Motiv lud zum Träumen in der rauen Landschaft ein und weckte die Neugier auf eine Geschichte, die schon vom Klappentext her unglaublich faszinierend klang.

Genauso wechselhaft und mitunter rau wie das schottische Wetter war auch diese unglaublich schöne und sehr berührende Geschichte. Ich traf auf zwei Protagonisten, die nicht unterschiedlicher hätten sein können und die doch eine traumatische Vergangenheit in gewisser Weise einte. Beide hatten sie ihre Päckchen zu tragen und nur Stück für Stück wurde mir enthüllt, was sie innerlich so sehr quälte.
Besonders viel Nähe schuf Rena Fischer, indem sie Kaya und Nevis ihre Geschichten selber erzählen ließ. Ein besonderes Highlight waren hier die unterschiedlichen Schriftarten, die es mir ermöglichten, sofort zu erkennen, wer von beiden mir gerade die aktuellsten Ereignisse schilderte und mich teil an seinem Leben haben ließ.
Manchmal gab es innerhalb der Kapitel Zeitsprünge, die aber aus dem Kontext heraus gut zu ermitteln waren. Nur einmal war ich dabei ins Stolpern gekommen, aber das klärte sich zum Glück recht schnell auf.

Kaya, Biologin mit der Fachrichtung freilebende Wölfe, war mir auf Anhieb sympathisch. Na klar, ihre Begeisterung für Wölfe trug wesentlich dazu bei, dass ich sie sofort mochte. Aber ihr freundlicher Charakter und ihr wacher Geist sorgten ebenso dafür, dass ich sie ins Herz schloss. Am meisten mochte ich ihre direkte Art, wenn es darauf ankam.
Dank Kaya bekam ich noch tiefere Einblicke in das Familienleben wild lebender Wölfe und wie sehr sie auch die Natur durch ihre Anwesenheit positiv beeinflussen. Es war so eine Freude Kaya bei der Arbeit über die Schulter zu schauen und noch mehr über die Aufklärungsarbeit von Wolfcentern zu lernen.

Nevis, ein hochdekorierter Elitesoldat, war ein stolzer Mann, der auf den ersten Blick abweisend und kalt wirkte. Da ich ihn aber direkt begleiten durfte und von seiner schlimmen posttraumatischen Belastungsstörung wusste, fiel es mir leicht, hinter seine Fassade zu schauen und einen aufrichtigen, ehrlichen und sehr angenehmen Charakter zu entdecken. Es war nicht immer einfach, seine Flashbacks auszuhalten und dabei nicht nur maßloses Mitleid zu empfinden. Der Autorin gelang es PTBS weder zu verharmlosen noch mit lächerlichen Klischees zu bestücken oder noch schlimmer, mich damit zu erdrücken. Stattdessen flocht sie das Thema gekonnt in die Handlungen ein und zeigte auf, dass PTBS von Mensch zu Mensch unterschiedlich und diese Krankheit ein langer therapeutischer Kampf ist. Dennoch gab sie der PTBS nie zu viel Raum, sodass die Freude am Lesen immer erhalten blieb und ich nie in schwarze Löcher gesogen wurde, aus denen ich mich hätte befreien müssen.

„Das Lied der Wölfe“ kam mit angenehm wenig Figuren aus und strotze dennoch voller Leben. Es gab so viel zu entdecken und überall wuselte das Leben. Mal in Form von konfliktbehafteten Eltern-Kind-Beziehungen, von Liebeskummer über Liebesglück in unterschiedlichsten Facetten und der Erwähnung von unglaublichen Essenskreationen, die mir das Wasser im Munde zusammenlaufen ließen.
Obwohl die Handlungen stets unvorhersehbar blieben, verlor ich nie den roten Faden innerhalb der Geschichte. Nichts nahm zu viel Raum und auch nichts zu wenig davon ein. Es war ein sehr ausgeklügeltes Leseabenteuer, welches von einem sehr stimmungsvollen Schreibstil abgerundet wurde. Er war so bildlich, dass ich mir die schottischen Highlands wunderbar vorstellen konnte, das Wolfsrudel und das Leben in McKinley Manor. Immer gab es eine angenehme Spannungskurve, die hier und da natürlich auch nach oben schoss und alles noch aufregender machte. Es gab aber auch tolle Szenen, die mich zum Schmunzeln, Seufzen oder Lachen brachten, sodass ich immer mitfühlen konnte.

Das letzte Drittel von „Das Lied der Wölfe“ nahm mich mit auf eine Achterbahn der Gefühle und besonders mochte ich hier, dass eben nicht Disney mitgeschrieben hatte, sondern eine Autorin den Fokus auf das schonungslose Leben gelegt hatte. So war besonders das Ende sehr natürlich und ich mochte, dass auch etwas ungewöhnlich gewesen ist.
Übrigens versteckte sich ganz hinten im Buch noch ein Glossar, was auch eigenständig interessant zu lesen gewesen ist.

Fazit:
Ein Roman, der vielschichtig und authentisch war, dabei aber nie den Unterhaltungswert vergaß. „Das Lied der Wölfe“ lohnt sich für alle, die mehr als nur eine Liebesgeschichte im schottischen Highlands lesen wollen und gern auch etwas fürs Leben mitnehmen möchten. Große Leseempfehlung.

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