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Veröffentlicht am 14.10.2022

Nichts für schwache Nerven

Rachesommer
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„Rachesommer“ von Andreas Gruber ist der erste Band der Walter-Pulaski-Reihe und wurde 2010 erstveröffentlicht. Mittlerweile gibt es schon relativ viele Auflagen inklusive eines neuen Coverkleidchens seit ...

„Rachesommer“ von Andreas Gruber ist der erste Band der Walter-Pulaski-Reihe und wurde 2010 erstveröffentlicht. Mittlerweile gibt es schon relativ viele Auflagen inklusive eines neuen Coverkleidchens seit 2018, damit alle Bücher der Reihe zusammenpassen. Ich persönlich mag das alte Cover ein bisschen lieber, zumal der Rettungsring tatsächlich annähernd etwas mit dem Inhalt von „Rachesommer“ zu tun hat. Beim neuen Cover fehlt mir ein bisschen die Fantasie, aber es kommt ja bekanntlich auf den Inhalt an.

Und der kann sich sehen lassen. Der Prolog machte direkt neugierig, gleich bildeten sich die ersten Fragen. Es kristallisierte sich ziemlich schnell heraus, dass „Rachesommer“ nicht nur aus verschiedenen Perspektiven die Ereignisse behandelt, sondern sich auch verschiedener Handlungsebenen bediente. Während ich mit dem Kriminaloberkommissar Walter Pulaski in deutschen psychiatrischen Kliniken ermittelte, begleitete ich Evelyn Meyers bei seltsamen Mandantenfällen. Beide Handlungsstränge hätten nicht unterschiedlicher sein können, auch wegen der beiden Protagonisten. Sie sind charakterlich verschieden, was einen schönen Kontrast ergab.
Anfänglich fiel es mir nicht so leicht, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen. Sie waren nicht so richtig greifbar. Je mehr ich aber über sie erfuhr, dienstlich wie auch privat, umso besser konnte ich sie in ihrem Verhalten und Überlegungen verstehen. Zum Schluss hatte ich Pulaski und Evelyn ins Herz geschlossen.

Die Kernthematik ist nichts für zarte Gemüter. Es geht viel um die Zerbrechlichkeit der menschlichen Psyche, die vor allem Kindern schutzlos ausgeliefert sind. Während die Morde an den wohlhabenden Männern relativ mild geschildert wurden, ist im Vergleich das Grauen aus der Vergangenheit der eigentliche Schocker. Mir ist häufig ein Schauer der Fassungslosigkeit über den Rücken gerieselt. Die Bösartigkeit mancher Menschen kennt keine Grenzen und die Konsequenzen für die Betroffenen sind lebenszerstörend. Hier gelang es Andreas Gruber auch einen richtig guten Übergang herzustellen. Während er mir auf der einen Seite einfach erklärte, wie Schutzmechanismen der menschlichen Seele funktionieren, trieb er gleichzeitig das Spiel mit der Rache im Reigen mit Recht und Unrecht auf eine moralische sowie emotionale Spitze.
Die Kombination aus Vergangenheits- und Gegenwartserzählsträngen brachte ebenso Vielfältigkeit wie auch Dynamik ins Geschehen.

Der Schreibstil war erfrischend leicht, auf den Punkt und dank relativ kurzer Kapitel zügig lesbar. Die unterschiedlichen Spannungskurven sorgten für Abwechslung und waren mit viel Authentizität angereichert.
Ich mochte „Rachesommer“, auch wenn mich einzelne Elemente an andere Geschichten von Andreas Gruber erinnerten. Dennoch gelang es ihm eine völlig authentische und unabhängige Story zu stricken, die trotz allem mit unerwarteten Wendungen aufwarten konnte und mich immer ans Geschehen fesselte. Ein bisschen fehlte mir der gewohnte actionreiche Pepp, aber als Start in eine neue Reihe fand ich den Einstieg schon super.
Besonders freue ich mich auf den nachfolgenden Band, denn ich erhoffe mir, dass ein paar persönliche Fragen, die ich mir gestellt habe, geklärt werden.

Fazit:
Mir hat der Auftakt in die Walter-Pulaski-Reihe definitiv gefallen. Das Kernthema ist nichts für schwache Nerven und das Spiel mit Recht und Unrecht ist fesselnd gelungen.

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Veröffentlicht am 14.10.2022

Ein hanseatischer Krimi

Verirrt
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„Verirrt“ von Nika Michaelis ist der Krimiauftakt zu einer Reihe, in deren Mittelpunkt die Hamburger Kommissarin Carmen Kollinger steht. Das Setting und der Ermittlungsfall rund um eine Nervenheilanstalt ...

„Verirrt“ von Nika Michaelis ist der Krimiauftakt zu einer Reihe, in deren Mittelpunkt die Hamburger Kommissarin Carmen Kollinger steht. Das Setting und der Ermittlungsfall rund um eine Nervenheilanstalt ist interessant aufbereitet und bot mir einen breiten Nährboden für Spekulationen.
Der Einstieg in die Geschichte ist packend, denn er beginnt mit dem Fund einer Leiche und der Einführung des Ermittlerteams. Schon hier kristallisiert sich heraus, dass Nika Michaelis richtige Charaktertypen ausgearbeitet hat. Das Spektrum der Figuren ist breit gefächert und das macht es im Verlauf leicht, die Vielzahl an Personen überblicken zu können. Anfänglich hatte ich damit aber große Schwierigkeiten, da die Figuren recht rasch und in hoher Zahl eingeführt wurden. An dieser Stelle hätte ich mir zu Beginn ein Personenregister gewünscht.

Generell führt der auktoriale Erzähler bis auf wenige Kapitel konsequent durch die Handlung, gewährt mir dabei aber großzügige Perspektivwechsel. So gelingt es der Autorin mir einen intensiveren Blick auf die Ermittlungsarbeit, aber auch auf die Psychologie und Hintergründe einer Nervenheilanstalt inklusiver verschiedenster interner Abläufe zu ermöglichen. Der Schreibstil unterstützt dies, obwohl er meistens ziemlich salopp daherkommt und trotz Direktheit bisweilen distanziert wirkt. Aber die Schreibweise passt sich den unterschiedlichen Charakteren an, die ich während der verschiedensten Ereignisse begleiten darf. Übrigens dürfen auch zwei Figuren gelegentlich Plattdeutsch reden. Persönlich denke ich, das muss der Lesende mögen, aber es passte hervorragend zum hamburgischen Setting.

Generell wirkt die Atmosphäre von „Verirrt“ recht düster. Doch grausige Szenen fehlen, sie werden nur angedeutet und damit der Fantasie des Lesenden überlassen. Für einen Krimi finde ich das völlig in Ordnung.
Gut gefallen hat mir, dass die Ermittler auf Augenhöhe miteinander interagieren und durch die Einblicke in ihre Privatleben die Charaktere mehr Tiefgang erhalten. Das macht sie menschlich und authentisch.

Trotz der ganzen guten Punkte ist „Verirrt“ anders als erwartet für mich gewesen. Teilweise hatte ich das Gefühl, es sei zu zäh erzählt und auch die ständigen Sprünge in den Perspektiven raubten mir manchmal schlicht die Spannung. Dabei sind die Wendungen durchaus überraschend und geben der Story eine gut durchdachte Dynamik.
Aber es gelang mir dennoch nicht, einen Zugang zu den Figuren zu finden und hatte immer das Gefühl, eine Beobachterin zu sein. Mich berührten die Ereignisse nicht und besonders beim Finale hatte ich eher den Eindruck, durch ein Labyrinth zu wandeln. Vielleicht ist das beabsichtigt, ich jedoch hatte das Gefühl, abgehängt worden zu sein.
Die Auflösung des Falles ist schlüssig und hat mich überrascht. Dennoch bin ich mir unsicher, ob es für mich ein Wiedersehen mit Carmen Kollinger geben wird.

Fazit:
Ein hanseatischer Krimi mit starken Charaktertypen und einem interessanten Fall. Mich konnte das Buch nicht mitreißen, aber ich habe mich insgesamt gut unterhalten gefühlt. Ein solider Reihenauftakt.

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Veröffentlicht am 14.10.2022

Reichlich heiße Szene mit kleinen, niedlich süßen Momenten

Caligula's Love
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„Caligula’s Love“ stammt aus der Feder der Mangaka Atami Michinoku und ist als Boys-Love-Einzelband erschienen. Wichtig ist hierbei zu wissen, dass der Manga nicht ohne Grund eine Altersempfehlung ab 18 ...

„Caligula’s Love“ stammt aus der Feder der Mangaka Atami Michinoku und ist als Boys-Love-Einzelband erschienen. Wichtig ist hierbei zu wissen, dass der Manga nicht ohne Grund eine Altersempfehlung ab 18 Jahre hat, da die erotischen Szenen nicht nur ausgesprochen explizit, sondern auch sehr detailliert und offen gezeichnet sind. Der Fantasie bleibt dort rein gar nichts überlassen. Ich mochte das aber sehr. Die Zeichnungen sind anatomisch korrekt und durchaus erregend.
Der Erstauflage liegt auch eine schöne SNS-Card* bei. Ich brauche die zwar nicht zum glücklich sein, finde das Gimmick aber nett.

Die Story an sich ist bei „Caligula’s Love“ nicht neu, aber verdammt heiß umgesetzt worden. Der Lehrer Makoto Naruse nutzt gern den Service eines exklusiven SM-Clubs und liebt die sinnlichen Spiele mit seinem Master. Doch als er endlich die Chance bekommt, an einer namhaften Schule unterrichten zu können, kehrt er schweren Herzens dem Club den Rücken zu. Dumm nur, dass einer seiner neuen Schüler sich als sein Master entpuppt.
Die Stimmung dabei ist toll eingefangen und Atami Michinoku hat sich größte Mühe gegeben, besonders Makotos inneren Zwiespalt eingehend auszuarbeiten. Generell liegt der Fokus stark auf dem jungen Lehrer, der bemüht ist, eine Balance zwischen seinem Beruf und seinem Privatleben zu finden. Als Leserin durfte ich viel an seinen Gedanken teilhaben, und während er sich sprichwörtlich nackig machte, umgab Kiyotaka immer eine Aura der Unnahbarkeit. Er wirkte für einen Oberschüler schon extrem erwachsen, allerdings fand ich die Erklärung mit seinem familiären Umfeld als plausibel, weshalb mich dieser Umstand nicht sehr störte. Ich begleite beide Charaktere gern, allerdings ließ mich Makoto viel mehr an seinem Leben, seinen Emotionen und Gedanken teilhaben. Das erhöht natürlich die Bindung zu diesem Charakter enorm. Sympathisch waren mir jedoch beide.

Was mir jedoch am Allermeisten neben den wirklich sehr schönen Illustrationen gefallen hat, war der Umstand, dass Atami Michinoku zwar sehr ausführliche erotische Szenen umgesetzt, dabei aber nie die Besonderheit einer BDSM-Beziehung aus den Augen verloren hat. In vielen kleinen Details versteckt, teilweise im umsichtigen Verhalten Kiyotakas, wurde deutlich, wie wichtig der Vertrauensaspekt bei solch leidenschaftlichen Rollenspielen ist. Auch rutschte die Mangaka nie in Klischees ab, sondern verlieh trotz der prickelnd heißen Szenen der Story einen ansprechenden Tiefgang.
Teilweise wird auch mit Rückblenden gearbeitet, was sich aber beim Lesen sehr natürlich anfühlte.

Die Zeichnungen sind detailfreudig, sauber umgesetzt und ansprechend gestaltet. Das Setting immer passend zur aktuellen Situation mit teilweise ziemlich heiklen Orten, was gleichzeitig den Nervenkitzel mit sich brachte, ob die zwei in ihrem Tun nicht vielleicht sogar erwischt werden. Alle Charaktere sind so individuell grafisch dargestellt worden, dass ich sie spielend leicht auseinanderhalten konnte. Besonders mochte ich, dass die Figuren lebendig wirkten.
Kiyotaka fand ich am allerschönsten. Seine Aura hatte immer etwas Undurchsichtiges, Geheimnisvolles.
Makoto war aber auch schön gezeichnet und ich mochte, dass er trotz devoter Veranlagung als Lehrer eine respektvolle Figur abgab. Ich fand ihn in allen Bereichen des Mangas glaubwürdig dargestellt.
Bei den erotischen Szenen ging es hauptsächlich um Dominanz und Unterwerfung, wobei der SM-Anteil so minimal ist, dass es sich eher um eine softere Version handelt. Für mich war es stimmig.

„Caligula’s Love“ gehört mit seinen rund 274 Seiten zu den ausführlicheren und dickeren Mangas, was auch der Story eindeutig zu Gute kam. Besonders angenehm empfand ich es, dass die Geschichte um Makoto und Kiyotaka ohne große Dramen auskam, dafür reichlich heiße Szenen hatte und auch mit kleinen, niedlich süßen Momenten überzeugen konnte.
Mir hat der Manga richtig gut gefallen.

Fazit:
„Caligula’s Love“ bietet eine sehr detailfreudige Boy-Love-Story, die durch ihre eindeutigen erotischen Szenen für viel Prickeln sorgt. Süße Augenblicke und wenig Drama runden diesen Manga perfekt ab. Für Liebhaber des Genres oder wer gern mal was Neues wagen mag, eine volle Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 14.10.2022

Gute Kombination aus Sachlichkeit und einnehmenden Schreibstil

TRUE CRIME. Der Abgrund in dir
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In dem Buch „True Crime. Der Abgrund in dir: Was den Menschen zum Mörder macht“, werden von Frau Hausmann insgesamt elf verschiedene Fälle, die sich allesamt im Ausland zugetragen haben, behandelt. Einer ...

In dem Buch „True Crime. Der Abgrund in dir: Was den Menschen zum Mörder macht“, werden von Frau Hausmann insgesamt elf verschiedene Fälle, die sich allesamt im Ausland zugetragen haben, behandelt. Einer davon ist besonders intensiv durch vielfältige Darstellungsweisen hervorgehoben. Insgesamt werden alle Fälle relativ neutral beschrieben, aber so in Romanform verfasst, dass es sich natürlich lesen lässt. Wenn sich Verbrechen ereignen, so ziehen sich Ermittlungen und die Lösung der Taten oftmals über mehrere Wochen, manchmal sogar Jahre hin. Frau Hausmann gelingt es geschickt die Geschehnisse und Entwicklungen so zu raffen, dass es keine langatmigen Stellen gibt und mir oft vor Fassungslosigkeit der Mund offenstand.

Der Aufbau des Buches „True Crime. Der Abgrund in dir: Was den Menschen zum Mörder macht“, gefällt mir gut. Neben den einzelnen Fällen gibt es themenbezogene Interviews mit verschiedensten Personen. Diese ermöglichen eine objektive Einordnung in die Realität und bietet zusätzlich nützliches Wissen. So finde ich es zum Beispiel sehr interessant, was genau das Stockholm-Syndrom ausmacht und welche verschiedenste Abstufung es gibt. Auch der Hilfeaspekt wird hier beleuchtet. Es gibt Tipps, wie der Umgang mit einem Stalker gelingen kann und diverse Hilfe-Telefonnummern.
Sehr faszinierend finde ich auch die Erklärungen diverser Thriller Autorinnen, warum sie über die Abgründe der menschlichen Seele schreiben.

Besonders gut gelungen empfand ich die Tagebucheinträge von Frau Hausmann. Hier lässt sie mich an ihren Gedanken und Emotionen teilhaben. Auch der Punkt, was die Recherche zu True Crime mit ihr als Menschen macht, finde ich interessant. Hauptsächlich erfahre ich aber, wie sehr sie der Fall von Phoebe Handsjuk vereinnahmt hat. Während bei allen anderen Verbrechen eine gewisse Neutralität in der Darstellung spürbar ist, schimmern bei diesem ungeklärten Fall die Emotionen durch. Auch ich kann mich bei dieser intensiven Betrachtung der mysteriösen Umstände des Todes von Phoebe Handsjuk nicht einer gewissen emotionalen Berührung erwehren. Ich ertappte mich dabei, wie mich die Ereignisse nicht mehr loslassen und mir ebenfalls diverse Fragen dazu durch den Kopf schießen.

Das Interesse an True Crime ist im Verlauf der letzten Jahre immer weiter gestiegen. Frau Hausmann versucht sich in ihrem Buch „True Crime. Der Abgrund in dir: Was den Menschen zum Mörder macht“ auch dieser Seite anzunähern, indem sie versucht zu beleuchten, warum die Menschen so ein Wissensdurst danach entwickelt haben. Gleichzeitig probiert sie anhand ihrer ausgewählten Fälle darzustellen, was True Crime eigentlich alles ist. Besonders mag ich, dass dies Frau Hausmann gelingt, ohne Effekthascherei und mit einem hohen Maß an Feingefühl gegenüber der Angehörigen zu transportieren. Sie verschweigt nicht das Leid der Menschen, die unmittelbar von diesen Verbrechen betroffen sind. Im Gegenteil, Frau Hausmann zeigt auf eine sehr direkte Art, dass die Tat nicht nur das Opfer betrifft, sondern dass die Nachwirkungen viel größere Wellen zieht und all jene trifft, die unmittelbar davon ebenfalls getroffen werden.

Mir gingen die einzelnen Fälle auf unterschiedlichste Weise nahe. Nicht alles sind Morde und es gibt auch zwei ungeklärte Verbrechen. Hier möchte ich aber eine Warnung aussprechen: Wer den Podcast von Romy Hausmann hört, wird hier auf bekannte Fälle stoßen. Einen Hinweis am Anfang des Buches würde ich gut finden.
Einen kleinen Kritikpunkt möchte ich an dieser Stelle noch loswerden. Den Untertitel „Was den Menschen zum Mörder macht“, finde ich schlecht gewählt. Im Grunde wird das überhaupt nicht thematisiert, weil die Fälle aus der Perspektive der Betroffenen beleuchtet wurden. Natürlich war mir bei dem ein oder anderen Verbrechen schon das Motiv des Täters klar, aber damit ist die Frage, was genau die Person nun zum Mörder macht, nicht hinreichend geklärt.
Kurzbiografien der Interviewpartner und Thrillerautor
innen am Ende des Buches runden „Was den Menschen zum Mörder macht“, stimmig ab.

Fazit:
Ein Buch, dass Fälle von verschiedensten Blickpunkten beleuchtet und auf aufzeigt, was True Crime alles sein kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 29.09.2022

Eine ungewöhnliche Story mit unterschwelliger gruseliger Atmosphäre

Hinter diesen Türen
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Angelockt von guten Rezensionen und dem wirklich sehr neugierig machenden Cover, war ich sehr gespannt auf „Hinter diesen Türen“. Bislang habe ich von der Autorin Ruth Ware noch nichts gelesen, weshalb ...

Angelockt von guten Rezensionen und dem wirklich sehr neugierig machenden Cover, war ich sehr gespannt auf „Hinter diesen Türen“. Bislang habe ich von der Autorin Ruth Ware noch nichts gelesen, weshalb ich diesen Einzelband mit viel Vorfreude zur Hand nahm.

Am Anfang war ich leicht irritiert, weil es begonnene Abschnitte gab, die plötzlich endeten und etwas Neues begann. Erst dachte ich, dass was fehlt, dann begriff ich, dass die Protagonistin Rowan Briefe schrieb. Und zwar an einen Anwalt, Mr. Wrexham. Denn Rowan sitzt für den Mord an einem Kind im Gefängnis, ist aber aus ihrer Sicht unschuldig und hofft auf einen Anwalt, der ihr aus dieser prekären und aussichtslosen Lage hilft.
Die Idee fand ich total interessant, und so las ich ein Buch, dass keine Kapitel hatte, dafür ein in Romanform verfasster Brief an Mr. Wrexham war. Manchmal sprach Rowan den Anwalt persönlich an, machte eine Pause von den aktuellen Geschehnissen, die sie rückwirkend erzählte. Ab und zu deutet sie unglückliche Ereignisse an, was die Neugierde noch mehr anheizte.
Das Geschriebene las sich unglaublich flüssig und leichtgängig.

Eine Weile befürchtete ich, dass „Hinter diesen Türen“ ins paranormale Abdriften könnte, aber Ruth Ware bekam immer den Bogen, sodass es zwar schaurige Momente gab, aber ich doch im Hinterkopf nach einem natürlichen Ursprung grübelte. So entsteht eine mystische Grundspannung.

Generell gab es viel zu grübeln. Protagonistin Rowan war seltsam, wie auch die Familie Elincourt. Die Eltern absolute Techniknerds, die ihr ganzes Haus mit einem Smart Home System namens „Happy“ ausgestattet haben, mit Kameras in jedem Zimmer und die Möglichkeit, in jedem Raum durch versteckte Mikrofone und Lautsprecher telefonieren zu können. Allein schon diese Vorstellung finde ich sehr gruselig.
Aber auch die Kinder sowie die Küchenhilfe waren merkwürdig. Besonders der Hass gegen das neue Kindermädchen Rowan war so unfassbar hoch, dass ich mich ständig fragte, was denn hier einfach nicht stimmte.
Ich kam nicht dahinter, wurde auf falsche Fährten gelockt und vom Ende völlig gebannt. Ein richtig guter Plot Twist, den ich absolut nicht habe kommen sehen. Ich war schwer begeistert von der Auflösung, die eine Frage jedoch für die Fantasie ihrer Leser unbeantwortet lässt.

Für mich ist „Hinter diesen Türen“ kein klassischer Thriller. Dafür ist das Buch zu ruhig, manchmal ein bisschen zu sehr mit detaillierten Beschreibungen vom Interieur und Technikkram beseelt, aber mit einer Grundspannung ausgestattet, die mich zum Weiterlesen animierte. Ich wusste, dass es einen Todesfall geben würde, nur nicht wer und wann. Toll geschrieben und sehr verwinkelt umgesetzt. Mir hat es insgesamt gut gefallen.

Fazit:
„Hinter diesen Türen“ besticht durch seine ganz eigene Art des Erzählens, durch das leichte Verschmelzen von Horror- und Thrillerelementen zu einem leichtgängig lesbaren Roman, indem nichts so ist, wie es wirklich scheint.

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