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Veröffentlicht am 13.06.2017

Die Macht der Vorurteile - eine moderne Hexenjagd

Die Hexenjagd von Salem Falls
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Nichts stört die Ruhe und den Frieden in der idyllischen Kleinstadt Salem Falls. Bis der wegen Verführung einer Schutzbefohlene Ex-Gefängnisinsasse Jack in das Städchen kommt. Schnell spricht sich die ...

Nichts stört die Ruhe und den Frieden in der idyllischen Kleinstadt Salem Falls. Bis der wegen Verführung einer Schutzbefohlene Ex-Gefängnisinsasse Jack in das Städchen kommt. Schnell spricht sich die Geschichte über die Vergangenheit des Zugezogenen herum. Als schließlich die Tochter eines einflussreichen Geschäftsmannes behauptet, von Jack missbraucht worden zu sein, beginnt eine Hetze. Was vor hunderten von Jahren Frauen wiederfur, die der Hexerei bezichtigt wurden, muss nun Jack am eigenen Leib erfahren.

Jodi Picoults Werk reiht sich wunderbar in ihre neueren Werke ein: Aus verschiedenen Figurenperspektiven wird die Handlung erzählt und im Zentrum steht ein Gerichtsprozess, der ein Tabuthema unserer Gesellschaft aufgreift. Der Schreibstil ist flüssig und liest sich gut. Zudem ist die Handlung spannend, man zweifelt immer wieder an den verschiedenen Figuren und ihrer Geschichte, vor allem an Jack, was einen immer weiter vorantreibt beim Lesen. Der einzige minimale Kritikpunkt ist, dass sich der Plot zwischenzeitlich gelegentlich etwas zieht.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist die Sichtweise, die man durch die Story gewinnt. Ich habe mich ständig gefragt, wie ich auf einen verurteilten Vergewaltiger reagieren würde. Viel zu schnell steckt man Menschen in Schubladen und verurteilt sie, ohne zu hinterfragen. Die Meinung anderer spielt dabei eine große Rolle und man glaubt viel zu schnell die schrecklichsten Geschichten. Auch die Hetzjagd, die schließlich auf Jack veranstaltet wird, ist nicht aus der Luft gegriffen. Tagtäglich sehen wir diese Arten der Hexenjagd in den Medien und bilden uns eine Meinung, ohne genau zu wissen, was hinter der Version steckt, die die Medien uns versuchen zu verkaufen.

Das Buch ist - typisch Picoult - aufrüttelnd und regt sehr zum Nachdenken an! Fast beschämt lässt es den Leser zurück, das eigene Denken und Handeln reflektierend.

Veröffentlicht am 27.05.2017

Schockierender Page-Turmer

Eisige Schwestern
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Sarah und ihr Mann Angus brauchen einen Neuanfang. Denn seit einem Jahr ist alles anders. Vor einem Jahr passierte der grauenvolle Unfall. Der Unfall, bei dem die sechsjährige Lydia ums Leben kam und ihren ...

Sarah und ihr Mann Angus brauchen einen Neuanfang. Denn seit einem Jahr ist alles anders. Vor einem Jahr passierte der grauenvolle Unfall. Der Unfall, bei dem die sechsjährige Lydia ums Leben kam und ihren eineiigen Zwilling Kirstie zurücklies. Vor einem Jahr musste die Familie ein Mitglied beerdigen - aber war es das richtige Kind?

Dieser Psychothriller hat mich von der ersten Seite an gepackt! Ich habe schon lange keinen Thriller mehr gelesen, den ich in einem solchen Rutsch durchlesen musste, weil ich wissen musste, wie die Lösung aussieht. Der Begriff Page-Turner trifft hier voll und ganz zu!
Was ich besonders toll fand, war dass es gleich zu Beginn schon losging mit dem Spannungsaufbau. Kein langes Vorgeplänkel, sofort war man mitten drin in der Story und in der Frage: Welches Kind ist an diesem Tag gestorben? Was stimmt nicht mit dieser Familie?
Während des Lesens hat man hunderte Theorien, was passiert sein könnte, die Auflösung ist dann doch überraschend. Am allerüberzeugendesten ist das Ende des Buches, das für mich als Psychothriller-Fan den absoluten Kick brachte!

Im Buch herrscht ein unglaubliches Erzähltempo! Irgendwie kommt man als Leser zeitweilig gar nicht richtig mit, alles ist so verwirrend und durcheinander und folgt so Schlag auf Schlag. Das ist das einzige, was mich ein bisschen gestört hat.

Alles in allem ist das ein unglaublich spannendes Buch mit unglaublich dichter Erzählweise, die manchmal aber etwas zu dicht ist. Das Ende ist für Thriller-Fans absolut super und lässt einen mit einer Gänsehaut zurück! Super!!

Veröffentlicht am 27.05.2017

Ernüchternd

Ich bin der Zorn
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In einem neuartigen Gefängnis schießt ein Wärter mehrere Häftlinge nieder. Die Mitglieder der Sheperd Organisation werden hinzugezogen, um die Hintergünde des Massakers aufzuklären. Marcus Williams ermittelt ...

In einem neuartigen Gefängnis schießt ein Wärter mehrere Häftlinge nieder. Die Mitglieder der Sheperd Organisation werden hinzugezogen, um die Hintergünde des Massakers aufzuklären. Marcus Williams ermittelt mit seinem Team die Hintergründe der Tat, während der ehemalige Massenmörder Francis Ackermann jr. in das Gefängnis eingeschleust wird, um hinter die Kulissen blicken zu können. Dabei stößt das Team auf einen skrupellosen Killer, der sich selbst Judas nennt und große Ziele hat...

Ich habe schon die ersten drei Teile der Reihe gelesen und war nicht immer überzeugt. Dieser Band hat mich dann sehr ernüchtert. Die Handlung ist nicht übermäßig außergewöhnlich, auch die Jagd nach dem Killer geht unter in der Masse an Thrillern auf dem Markt. Der Schreibstil ist zwar packend, lässt aber an der Besonderheit und Grausamkeit mangeln, welche die Vorgänger auszeichneten. Auch die Kämpfe zwischen den Figuren mutieren nun zu einer Ansammlung von actionfilmartigen Stuntszenen, aus denen die Protagonisten natürlich immer unverletzt hervorgehen - unglaubhaft!! Auch die privaten Konflikte der Figuren sind wahnsinnig flach gehalten!!! Mal streitet sich Marcus mit Maggie, im nächsten Moment ist unausgesprochen alles wieder eitel Sonnenschein; im einen Moment hat Marcus wahnsinnige Probleme mit seinem Sohn, im nächsten haben sie die innigste Beziehung der Welt - unglaubhaft!!

Was ich nach wie vor toll fand, ist die Figur Ackermann jr.! Vom ersten Band der Reihe ist er der wahre Held für mich, dessen Entwicklung ich sehr interessant finde. Er ähnelt stark Hanibal Lector, hat aber doch seine ganz eigenen Züge.

Alles in allem ein ernüchternder Thriller, der leider in der Flut an Thrillern auf dem Markt untergehen würde, wenn man nicht wissen wollen würde, wie die Geschichte um Ackermann jr. weitergeht.

Veröffentlicht am 18.05.2017

Nett, aber nicht außergewöhnlich

Ich vermisse dich
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Kat Donovan ist Polizistin. Vor vielen Jahren hat sich die Liebe ihres Lebens von ihr getrennt. Umso überraschter ist sie, als sie ihn auf einer Partnervermittlunsseite wiederentdeckt. Doch kurz darauf ...

Kat Donovan ist Polizistin. Vor vielen Jahren hat sich die Liebe ihres Lebens von ihr getrennt. Umso überraschter ist sie, als sie ihn auf einer Partnervermittlunsseite wiederentdeckt. Doch kurz darauf wird Kat von einem Jungen kontaktiert, der behauptet, Kats größe Liebe habe seine Mutter entführt - und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Die Figur Kat ist eine typische Thriller-Polizistin: Trinkt zu viel, hat ein schlimmes Erlebnis in der Vergangenheit, mit dem sie nicht umgehen kann, möchte beruflich aufsteigen, ist unzufrieden mit ihrem Leben...Trotzdem ist die dem Leser sympathisch. Die Nebenhandlung der Geschichte, die letztendlich jedoch doch eng verbunden ist mit dem Hauptstrang, überrascht letztendlich! Der Hauptstrang ist sehr spannend durch die eingeschobenen Kapitel, in denen aus der Sicht eines Täters berichtet wird. Dies ist meiner Meinung nach recht originell gestaltet, da man mit diesem Tatsächlich auch so etwas wie Sympathie empfinden kann.

Ansonsten ist die Handlung zwar spannend, jedoch nicht außergewöhnlich. Ein Thriller-Fan kommt hier durchaus auf seine Kosten, umhauen wird ihn das Buch jedoch leider nicht...

Veröffentlicht am 18.05.2017

Eine Lebensgeschichte, die unter die Haut geht

Schloss aus Glas
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Die Geschichte von Jeannette Walls Kindheit klingt wunderschön: Eltern, die den Kindern jede erdenkliche Freiheit lassen, ein Leben an den unglaublichsten Orten, schlafen unter freiem Himmel, Abenteuer ...

Die Geschichte von Jeannette Walls Kindheit klingt wunderschön: Eltern, die den Kindern jede erdenkliche Freiheit lassen, ein Leben an den unglaublichsten Orten, schlafen unter freiem Himmel, Abenteuer noch und nöcher. Doch die Kehrseite ist ebenso schwer vorstellbar wie eine solch märchenhafte Freiheit: Der Vater ist Alkoholiker und träumt davon, ein Haus aus Glas für seine Familie zu bauen, die Mutter ist eine depressive Künstlerin, die Eltern sind bettelarm, doch wollen keine normale Arbeit aufnehmen und oft hungern die Kinder. Mitten in der Nacht aus den "Betten" gescheucht zu werden und zu fliehen steht an der Tagesordnung...

Unglaublich einfühlsam, ohne kitschig zu sein, beschreibt Jeannette Walls hier die Zeit ihrer Kindheit. Obwohl ich normal solche Bücher nicht lese, hat mich dieses unglaublich gefesselt!!! Als Leser ist man hin- und hergerissen zwischen Bewunderung und Neid über die Freiheit der Kinder, Mitleid über die Zustände, in denen sie leben müssen und Unglaube, dass so etwas wirklich möglich ist!

Walls' Sprache ist dabei eine Mischung aus nüchtern und unglaublich reich an Sprachgewalt, wenn sie beispielsweise die Orte beschreibt, an denen sie lebt. Als Leser kann man dabei ganz stark die Gefühle nachvollziehen, die sie zu ihren Eltern und ihren Geschwistern hat und denZwiespalt, in dem sie immer wieder steckt. Denn trotz der Lebensunfähigkeit hat sie liebevolle Eltern, die der festen Überzeugung sind, das richtige für ihre Kinder zu tun!

Unglaublich ist dabei der Weg, den Walls geht und wie sie es schließlich schafft, aus der Armutsspirale zu entrinnen.

Dieses Buch beschreibt die beeindruckende Kindheitsgeschichte einer Frau, die meinen vollsten Respekt hat! Bewundernswert finde ich vor allem die Art und Weise ihrer Sicht auf ihre Eltern, die sie trotz allem liebt und versteht!