Beginnt super, nimmt aber im Verlauf deutlich ab
The House - Du warst nie wirklich sicherSydney und Jack können ihr Glück kaum fassen: Nach monatelanger erfolgloser Suche finden sie endlich ihr Haus, ihr Zuhause, ihren Ort, wo ihre Zukunft beginnt und sie hoffen, endlich glücklich zu werden. ...
Sydney und Jack können ihr Glück kaum fassen: Nach monatelanger erfolgloser Suche finden sie endlich ihr Haus, ihr Zuhause, ihren Ort, wo ihre Zukunft beginnt und sie hoffen, endlich glücklich zu werden. Denn beide sind gezeichnet von ihrer Vergangenheit: Sydneys Leben war in den letzten Jahren geprägt von Drogenkonsum und der Suche nach Liebe und Jacks Eltern ließen ihn fallen wegen seiner Entscheidung, Sydney diese Liebe bedingungslos zu geben. Nun soll jedoch alles besser werden, in ihrem Haus. Doch als Sydney das Mädchen Elsie kennenlernt, das sie so sehr an sie selbst erinnert, kommen Ereignisse in Gang, die das beginnende Glück zerstören - und aufdecken, dass die beiden nie eine Chance auf ihr Glück hatten...
Der Thriller beginnt zunächst mit einem Prolog, der viel verspricht, der Spannung verheißt und ein großes Finale verspricht. Doch leider kann das Buch dem dann doch nicht gerecht werden und verspricht hier einfach viel zu viel...
Dabei ist der Schreibstil wirklich toll! Zu Beginn hat er etwas dialogartiges, da Sydney und Jack die Erlebnisse aufschreiben wollen und sich bei der Niederschrift abwechseln. So bekommt der Leser gleich einen Eindruck vom Charakter der beiden Figuren: Jack, der eher ein Kopfmensch ist, ein vorsichtiger Typ der eher kein Risiko eingeht. Und dann das absolute Gegensteil Sydney, die schnell und stark liebt, die eine furchtbare Vergangenheit hat, die etwas zynisch ist und damit eine passende Portion Witz in den Beginn der Handlung bringt. Durch diese Aufzeichnungen werden die Figuren dem Leser gleich sympatisch und er lernt sie gut kennen, er gewinnt den Eindruck, tief in die beiden hineinsehen zu können und ahnt doch, dass es besser wäre, niemandem zu vertrauen. Ein bisschen hat mich die Stimmung an "Gone Girl" erinnert: Die Figuren sind einem sympatisch, man kann sich in ihr Leben und ihre Gefühlswelt hineinversetzen und man glaubt ihnen. Aber irgendetwas in einem sagt dir, dass hier etwas fehlt, dass etwas nicht stimmt, dass man vorsichtig sein muss... Als dann Elsie ins Spiel kommt und die Geschichte ihren Lauf nimmt, nimmt auch die Spannung deutlich zu. Im Haus geschehen seltsame Dinge, der Schreibstil ähnelt immer mehr einem Gruselroman oder einem Mysterythriller. Der Schreibstil, der nie zu viel verrät und den Leser geschickt in die Welt der Figuren mitnimmt, tut sein übriges zur Spannung.
Nach etwa zwei Dritteln des Thrillers wechselt der Erzählstil in die Gegenwart und beschreibt die aktuellen Geschehnisse. Und ab hier beginnt der Thriller leider auch stark nachzulassen. Langsam wird die Auflösung absehbar und man fragt sich, was denn jetzt noch so lange passieren wird. Die Auflösung kommt dann doch etwas anders als erwartet, aber ihr fehlt dann jegliche Spannung, es wird nur noch so dahinerzählt und alle Kniffe, die den Schreibstil zu Beginn noch auszeichnete, scheinen nun vergessen. Fast schon emotionslos werden die Figuren nun, die immer noch aus ihrer Perspektive berichten. So groß der Besonderheits-Faktor zu Beginn, so wenig Wow hat das Ende. Und - sind wir ehrlich - das ist das, was einen guten Thriller letztendlich ausmacht! Wir begleiten die Figuren und lassen uns hineinsaugen in ihre Welt, wir fühlen und leben mit ihnen und in diesem Fall überlegen wir sogar viele viele Seiten lang: Kann ich ihnen nun trauen oder nicht? Dann möchten wir doch auch am Ende das Buch schließen und aufatmen und denken: Gut, dass ich ihnen nicht geglaubt habe und dass sich alles zum Guten gewendet hat. Oder: Da habe ich mich an der Nase herumführen lassen, ich hätte den beiden vertrauen sollen. Doch hier schließt man das Buch und denkt: Naja, und dafür der ganze Aufriss?
Was also wirklich gut und originell begonnen und wirklich gefesselt hat, nimmt zunehmend ab und endet mit einem emotionslosen Ende, dem jegliches Thriller-Wow fehlt. Kann der Schreibstil am Anfang noch für ordentlich Spannung, Witz und Emotion sorgen, bietet er am Ende nur noch ein schnödes Herunter-Erzählen der Ereignisse. Da kann dann nicht einmal das leicht überraschende Ende begeistern, das man so nicht hat kommen sehen...