Klasse Jugendthriller - auch für Ältere
Niemand wird sie findenWorum geht’s?
Als der 15 Jährige Junge Flynn eines Abends nach Hause kommt, steht ein Polizeiauto in der Einfahrt. Die Polizisten teilen Flynn mit, dass seine Freundin January verschwunden sei und wollen ...
Worum geht’s?
Als der 15 Jährige Junge Flynn eines Abends nach Hause kommt, steht ein Polizeiauto in der Einfahrt. Die Polizisten teilen Flynn mit, dass seine Freundin January verschwunden sei und wollen von ihm wissen, wann er sie zuletzt gesehen hat. Sich windend erzählt der Junge der Polizei, dass er sich von January einige Tage zuvor getrennt hat und sie seither nicht gesehen hat. Das entspricht zwar der Wahrheit, aber nicht der eigentliche Trennungsgrund, den er nennt. Denn Flynn ist schwul und keiner weiß es.
Bei einer Suchaktion finden einige Helfer ein Bündel blutdurchtränkter Kleidung auf einem Hügel hinter Januarys Haus. Nun glaub kaum noch einer, January lebend zu finden und Flynn beginnt eigenständig Ermittlungen anzustellen, um seine Freundin zu finden. Schnell merkt Flynn, dass sie viele Geheimnisse vor ihm hatte und versucht ihr Größtes, nämlich das um ihr Verschwinden, aufzudecken.
Gone Girl?
Irgendwie hat mich die Geschichte ein wenig an „Gone Girl“ von Gillian Flynn erinnert. Aber zum Glück gibt es bis auf das Verschwinden einer Person und die Erzähl-Perspektive des Protagonisten nicht allzu viele Gemeinsamkeiten. Wobei ich sagen muss, dass mir Gone Girl wirklich ausgesprochen gut gefallen hat.
Die Protagonisten sind deutlich jünger. Flynn und January sind beide 15, Flynns Freund, der ihm zur Seite steht nur ein paar Jahre älter. In „Niemand wird sie finden“ geht es auch weniger um Anschuldigungen Flynn gegenüber sondern tatsächlich eher um seinen Wunsch, January zu finden. Für ihn ist es einfacher, mit den Mitschülerinnen von January zu sprechen, als für die Polizei, da die gleichaltrigen ihm eher etwas anvertrauen. Leider fand ich die Polizei in diesem Buch etwas schwach. Die Ermittlungen waren gar nicht oder kaum nachzuvollziehen und wirkten teilweise einfach nicht sehr engagiert. Man fragt sich dann doch, warum Flynn an Informationen kommt, die die Polizei nicht finden konnte. Leider kann ich hierauf nicht weiter eingehen, ohne zu Spoilern.
Der Antiheld Flynn
Für mich ist Flynn ein klassischer Antiheld, aber genau seine Schwächen bewegen ihn auch dazu, die Geschehnisse rund um Januarys Verschwinden zu verstehen. Er gibt sich selbst die Schuld, weil er nicht ehrlich zu ihr war. January wollte unbedingt mit ihm schlafen und er hielt sie mit der Ausrede hin, dass er noch nicht so weit sei. Das er aber eigentlich auf Jungs steht, behält er für sich. Natürlich ist seine Homosexualität keine Schwäche, im Gegenteil, denn er geht mit der Situation im Verlauf des Buches sehr stark um. Aber seine Ausflüchte und Lügen machen ihn angreifbar. Noch dazu erfährt er, dass January ihren Freunden ein ganz anderes Bild von ihrem Freund geschildert hat. Er sei desinteressiert, unterstütze sie nicht und vieles mehr, was Flynn nicht nachvollziehen kann.
Mir hat sehr gut sein Umgang mit seiner Homosexualität gefallen, ohne das diese zu sehr in den Fokus rückt. Besonders die Szene, in der er, um die Polizei nicht länger zu belügen, sich vor seinen Eltern outen muss. Seine Gefühle während dessen und besonders danach kamen mir sehr authentisch vor. Wie seine Eltern damit umgegangen sind muss man auch einfach lieben. So Eltern wünscht man sich für jeden Menschen auf der Welt.
Was ist denn nun passiert?
Ich hoffe ich schaffe es, die folgenden Dinge zu beschreiben, ohne zu viel zu verraten und zu Spoilern. Das gesamte Buch hat mir wirklich gut gefallen, aber das Ende hätte ich mir ein bisschen anders gewünscht. Und damit meine ich im Prinzip die letzten 10 Seiten (Epilog ausgenommen). Aber ich glaube das ist Geschmacksache. Mir hat grundsätzlich ein Wendung in der Geschichte gefehlt. Schon relativ früh hatte ich einen Verdacht, der sich dann auch noch bestätigt hat. Dennoch gab es in der Geschichte schon ein paar unvorhersehbare Ereignisse und der Aufbau des Buches ist sehr fesselnd. Der Schreibstil war super. „Niemand wird sie finden“ hat mich schon nach wenigen Seiten sehr gefesselt und mich sogar dazu bewegt, morgens vor der Arbeit (6 Uhr) noch ein paar Seiten zu lesen. Dazu hat für mich vor allem der sympathische Nebencharakter Kaz beigetragen, aber auch zu Flynn hatte ich sehr schnell eine Verbindung
Fazit
„Niemand wird sie finden“ war für mich ein überraschend guter Roman mit stetiger Spannung. Absolute Leseempfehlung.