Klangliche Umleitungen
Das Versprechen der Rosenholzvilla„Das Versprechen der Rosenholzvilla“ von Tabea Bach ist der zweite Teil der Familiensaga um eine Instrumentenbaufamilie aus dem Tessin. Selbst ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes taucht man dank fein ...
„Das Versprechen der Rosenholzvilla“ von Tabea Bach ist der zweite Teil der Familiensaga um eine Instrumentenbaufamilie aus dem Tessin. Selbst ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes taucht man dank fein ausgearbeiteter Charaktere und dank des flüssigen, sehr bildlichen und emotionalen Schreibstils der Autorin rasch in die Welt um Elisa ein.
Elisa, das Wunderkind am Cello, das nach sehr langer Bühnenabstinenz endlich wieder glanzvoll in der Öffentlichkeit auftritt, nicht am Cello, sondern an der Campanula, einer klanglichen Optimierung des Cellos, gebaut von Danilo, ihrem Lebensgefährten.
Daneben der kränkelnde, alte Großvater und ehemaliger Star-Dirigent Niklas, seine Tochter und Elisas scheinbar unnahbare und verständnislose Mutter.
Außerdem Fabio, der die Geschäfte solide führt und Cellos baut, Elisa immer noch liebt und wutentbrannt das Weite sucht, als Niklas, der Großvater ein Geheimnis lüftet. Dadurch muss Danilo ran und die Firma über Wasser halten, was bedeutet, dass er weniger Zeit für sein musikverliebtes Hobby hat, den Bau von Campanulas.
Irrungen und Wirrungen, Beziehungsbelastungen, Sorgen um den alten Niklas, der noch einmal als Dirigent glänzen will, Verständnis und Verständnislosigkeit für die in gleichgeschlechtlicher Beziehung lebende Mutter, für Fabios Reaktionen oder für die familiären Fehltritte von früher.
Die Autorin schafft es mit spielerischer Leichtigkeit, tief in die Charaktere ihrer Protagonisten einzudringen und deren Emotionen Lebendigkeit zu verschaffen, ohne dabei kitschig oder psychologisierend zu wirken. Auch wenn mir persönlich nicht alle Akteure so richtig „liegen“, so ist man aber doch extrem gefesselt und nimmt intensiv teil, sanft umweht von der stets präsenten musikalischen Aura mit ihren leichten, aber auch melchancholischen Klängen der Campanula und der bildhaft schönen Atmosphäre im landschaftlich reizvoll eingebetteten Setting des Tessins.
Es gibt viele verschiedene inner- und außerfamiliäre „Baustellen“ und nicht alles wird bis ins letzte Detail geklärt, sodass genug Spielraum für eigene Vermutungen bleibt. Ein Muss für Liebhaber von Familiensagas mit Wohlfühlcharakter, sie kommen dabei voll auf ihre Kosten und der bereits angekündigte dritte Teil der Geschichte kann mit Spannung erwartet werden.