*Ein Buch mit Wohlfühlatmosphäre*
Wild like a RiverInhalt:
Leben in der wilden Natur eines kanadischen Nationalparks – das ist für Haven Alltag. Sie ist Tochter eines Rangers und kann sich ein Leben jenseits von Pumas und Pikas kaum vorstellen, denn dort ...
Inhalt:
Leben in der wilden Natur eines kanadischen Nationalparks – das ist für Haven Alltag. Sie ist Tochter eines Rangers und kann sich ein Leben jenseits von Pumas und Pikas kaum vorstellen, denn dort ist sie Zuhause. Sie fühlt sich wohl an der frischen Luft, bei den Tieren und zieht ihre Anwesenheit denen von Menschen vor. Doch dann trifft sie Jackson, mit dem sie nicht nur ihre Welt teilt, sondern der sie auch neugierig auf das macht, was sie noch nicht kennt.
Cover:
Das Cover ist ein Traum und fängt die Atmosphäre des Buches unglaublich gut ein. Zumal das Ahornblatt einen guten Hinweis auf den Spielort der Geschichte liefert.
Meinung:
Kira hat es schon wieder getan: eine Geschichte mit absolutem Wohlfühlcharakter geschaffen, in der man authentische Figuren auf ihrer Reise begleitet und nach nur wenigen Seiten von Fernweh heimgesucht wird. Wer bereits ein Buch von ihr gelesen hat, weiß, wie unglaublich gut man sich dadurch an ferne Orte träumen kann – in diesem Fall hat mein Gehirn für rund 400 Seiten Urlaub in einem kanadischen Nationalpark gemacht. Die Art, wie sie Worte benutzt, um die Geschichte zum Leben zu erwecken und den Leserinnen das Gefühl zu vermitteln, sie würden genau dort sein, wo auch das Buch spielt, ist meiner Meinung nach einzigartig. Denn beim Lesen konnte ich den Wind auf meiner Haut spüren, der durch die Bäume fegt, die Ruhe empfinden, die die kanadische Natur beherbergt, und die Luft riechen, die Haven trifft, sobald sie aus der Tür tritt. Ich fühlte mich Zuhause und wollte gleichzeitig meine Sachen packen, um in einen Flieger nach Kanada zu steigen.
Doch nicht nur die Umgebung erscheint einem so unfassbar nah, auch die Charaktere gehen ans Herz. Zunächst haben wir Haven, die als Tochter eines Rangers mehr Zeit in der Natur verbracht hat als die meisten von uns in ihrem gesamten Leben. Doch so tief sie auch im Nationalpark verwurzelt ist, so sehr fehlt ihr diese Sicherheit bei neuen zwischenmenschlichen Beziehungen. Man könnte schon fast so weit gehen und behaupten, dass sie eine gewisse soziale Inkompetenz an den Tag legt, was allerdings nicht verwunderlich ist, da sie sich nie den typischen „Verhaltensregeln“ eines Teenagers oder einer jungen Erwachsenen aussetzen musste. Von daher ist ihre Naivität und Leichtgläubigkeit absolut nachvollziehbar. Kira treibt es mit ihren Leserinnen sogar so weit, dass man tatsächlich ins Grübeln kommt, ob denn die anderen nicht doch einfach nur nett sein wollen. Doch auch wenn sie an manchen Stellen etwas weltfremd anmuten mag, ist Haven eine großartige Protagonistin, deren Entwicklung mich an mehreren Stellen zum Nachdenken und Reflektieren gebracht und mich auch im Nachhinein noch beschäftigt hat.
Neben ihr gibt es aber auch noch Jackson, den ich zu Beginn als etwas zu glatt empfunden habe. Dies wurde jedoch nach und nach aufgelöst und mal wieder aufgezeigt, dass der erste Eindruck schnell täuschen kann. Hinter ihm steckt durchaus mehr, als man zunächst vermuten würde, was verstärkt im letzten Viertel des Buches deutlich wird. Zwar hat er meines Erachtens nach etwas schnell eine gewisse Wandlung vollzogen, die durchaus über einen größeren Zeitraum hätte stattfinden können, doch es war schön zu sehen, wie er sich überhaupt verändert hat.
Doch auch nach Entwicklungen und Schwierigkeiten bleibt Kira ihren Charakteren treu, was sowohl ihre Haupt- als auch die Nebenfiguren absolut authentisch macht. Zumal man auch hier immer wieder daran erinnert wird, dass der erste Blick häufig nicht reicht, um die Komplexität eines Menschen zu erfassen und es dafür Zeit braucht. Insbesondere Cayden ist ein hervorragendes Beispiel dafür, was ich zu Beginn des Buches niemals gedacht hätte.
„Wild like a River“ ist von vorne bis hinten ein großartiges Buch, in dem man verschwinden kann wie in einer übergroßen Kuscheldecke. Doch genauso gemütlich wie die Geschichte ist, so sehr regt sie auch zum Nachdenken an. Dazu möchte ich an dieser Stelle selber gar nicht mehr sagen und schließe lieber mit dem Satz, den Kira ganz vorne in die signierten Ausgaben geschrieben hat: „Can you remember who you were before the world told you who you should be?”
Lieblingszitat:
„Was meinst du – ob ein Mensch Spuren seiner selbst zurücklässt, überall, wo er mal gewesen ist?“