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Veröffentlicht am 28.07.2021

Eine Reise in die Vergangenheit

Das letzte Bild
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Deutsche Zeitungen berichten über neue Erkenntnisse zum Tod einer jungen Frau im Norwegen der 1970er-Jahre – inkl. einem Phantombild.
Ihre Identität ist bisher unbekannt, aber neue Untersuchungen haben ...

Deutsche Zeitungen berichten über neue Erkenntnisse zum Tod einer jungen Frau im Norwegen der 1970er-Jahre – inkl. einem Phantombild.
Ihre Identität ist bisher unbekannt, aber neue Untersuchungen haben ergeben, dass die Tote in früher Kindheit in der Nähe von Nürnberg gelebt haben muss.
Eva Berghoff, eine Autorin aus München, sieht in dem Phantombild eine frappierende Ähnlichkeit zu ihrer Mutter. Ihr lässt die Sache keine Ruhe und stellt Nachforschungen an: ein DNA-Test belegt die Verwandtschaft zur Toten.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Perspektive von Eva Berghoff, der Nichte der Toten geschildert. Sie recherchiert die Hintergründe zum Verbrechen u.a. mithilfe der Polizei-Unterlagen von damals, einer Übersetzerin und indem sie die zuletzt besuchten Orte der Toten in Norwegen aufsucht.
Auf ihrer Spurensuche begegnet sie Laurin Abrahamsen, einem Universitätsprofessor für norwegische Geschichte, in Bergen. Ein Teil der Geschichte wir auch aus seiner Sicht beschrieben.
Einen weiteren Perspektivwechsel bringen die Throwbacks, in denen die Tote aus verschiedenen Zeiten ihres Lebens berichtet: zu Beginn im August 1944, als sie 5 Jahre alt ist. 1954 in Frankreich lebend und weitere 15 Jahre später als sie zu ihrer Reise nach Norwegen aufbricht, wo sie den Tod findet, weil sie einem Geheimnis auf die Spur gekommen ist, dass keine Mitwisser duldet.

Das Buch wurde nicht in herkömmliche Kapitel aufgeteilt, sodass der Perspektivwechsel manchmal erst bei der Erwähnung der Namen der Protagnisten ersichtlich wird. Die Rückblicke sind zwar mit Ortsangaben und Jahreszahlen gekennzeichnet und wurden auch in einer anderen Schriftart gedruckt. Allerdings ist der Übergang zu einem anderen Protagonisten lediglich durch einen neuen Absatz kenntlich gemacht. Ich habe diese Wechsel leider mehrfach „überlesen“, sodass ich zurückblättern musste, um den korrekten Zusammenhang herstellen zu können.
Abgesehen davon, ist der Schreibstil aber sehr eingängig und das Buch lässt sich gut lesen.

Im Vergleich zu den detaillierten Schilderungen im Verlauf des Buches, kommt das Ende sehr plötzlich und endet abrupt. Hier hätte ich mir einen fließenderen „Ausklang“gewünscht.

Die Geschichte um die tote Frau im Isdal gibt es wirklich. Daher finde ich es sehr heikel, am Ende des Buches differenzieren zu müssen, welche Details Fiktion sind und welche der Realität entsprechen, auch wenn dies sehr detailreich verdeutlicht wird. Man hat sich ein Bild zur Geschichte gemacht, welches am Ende des Buches in Frage gestellt werden muss. Das hat mein Leseerlebnis im Nachhinein ein wenig getrübt.

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Veröffentlicht am 30.06.2021

Hochspannung bis zum Schluss

Höllenkind
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Rom - Es sollte der schönste Tag im Leben von Aurelia Sforza und Vincente Visconti werden. Aber bevor die beiden sich das Ja-Wort geben können, bricht Aurelia auf dem Weg zum Traualtar blutüberströmt zusammen ...

Rom - Es sollte der schönste Tag im Leben von Aurelia Sforza und Vincente Visconti werden. Aber bevor die beiden sich das Ja-Wort geben können, bricht Aurelia auf dem Weg zum Traualtar blutüberströmt zusammen und stirbt ohne erkennbare Ursache.

Berlin - Hauptkommissarin Clara Vidalis wird aufgrund ihres aktuellen Falls suspendiert und „flüchtet“ mit ihrer Freundin in den Urlaub nach Florenz.

Dort wird sie aufgesucht und um ihre Mithilfe bei der Aufklärung des mysteriösen Mordes an Aurelia Sforza gebeten. Doch es soll nicht bei diesem einen Mord bleiben...


Das Buchcover zeigt ein rotes Kreuz in der Mitte auf weißem Untergrund. Das Cover ist meines Erachtens sehr passend gewählt. Es kann ein Bezug zum Kontext hergestellt werden ohne zu viel zu verraten. Dass es sich um ein Brautkleid handelt, nimmt man nicht unbedingt auf den ersten Blick wahr.

Ich habe „Höllenkind“ als Hörbuch verschlungen und jede freie Minute genutzt, um die Geschichte weiterzuverfolgen.
Der Leser erhält Einblicke aus verschiedenen Perspektiven. Mal wird aus Clara Vidalis Sicht berichtet, mal aus der Sicht der anderen Protagonisten. Um es aber gleich vorwegzunehmen: obwohl man erahnt, wer hinter dem Mord / den Morden steckt, wurde ich am Ende der Geschichte nochmal überrascht, da eine Wendung eintritt, die ich so nicht erwartet hatte. Sehr gelungen!

Die kleinen Exkurse in die Kunst und die frühe Geschichte von Florenz, Rom und des Vatikans waren teilweise sehr interesssant, aber meiner Meinung nach auch stellenweise zu ausführlich. Dann habe ich mich das ein oder andere Mal dabei ertappt, mit den Gedanken abzuschweifen. Besonders bemerkenswert finde ich, dass diese geschichtliche Vergangenheit nicht einfach eingestreut wird, sondern mit in die Handlung des Thrillers eingebaut wurde.


Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung.

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Veröffentlicht am 26.06.2021

Happy End auf Norderney?

Möwensommer
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Lina lebt auf Norderney und arbeitet im Blumenladen „Blühende Phantasie“. Sie liebt die Insel und ihren Beruf. Ihr Traum ist ein eigener Blumenladen.
Zu ihrem perfekten Glück fehlt ihr nur noch der passende ...

Lina lebt auf Norderney und arbeitet im Blumenladen „Blühende Phantasie“. Sie liebt die Insel und ihren Beruf. Ihr Traum ist ein eigener Blumenladen.
Zu ihrem perfekten Glück fehlt ihr nur noch der passende Mann an ihrer Seite. Allerdings ist Lina seit ihrer letzten Beziehung vor 3 Jahren alleine. Ihr damaliger Freund musste aus beruflichen Gründen zurück aufs Festland. Aber Norderney verlassen, kam und kommt für Lina nicht infrage.
Es mangelt aber nicht nur an adäquaten Kandidaten auf der Insel, auch die Nacht ihres 18. Geburtstags, die sie mit Mattis verbrachte, hat bis heute Auswirkungen auf ihr Liebesleben.
Mit Mattis, ihrem besten Freund, seit sie zurückdenken kann, verbringt sie auch heute noch einen Großteil ihrer Freizeit.
Aber dann verschlägt es Bent auf die Insel – er ist der neue Standesbeamte. Ist er Linas Chance auf ein Happyend?

Das Buchcover zeigt einen mit Strandkörben bestückten Sandstrand. Genau so stelle ich mir einen Sommer am Meer, z. B. auf Norderney vor. Selbstverständlich fehlt auch die im Titel erwähnte Möwe nicht.
Dem im Vordergrund abgebildeten Strandflieder kommt im Buch ebenfalls eine besondere Bedeutung zu. Eine Fahrradtour von Mattis und Lina führt die beiden zum Strandflieder. Aber auch bei einem Ausflug mit ihrer Chefin und mittlerweile guten Freundin Claudia findet dieser Erwähnung.
Die Gestaltung des Covers spiegelt das Flair des Buches gekonnt wider und ist somit sehr treffend gewählt.

Die Geschichte wird aus Linas Sicht erzählt. Neben den Protagonisten Lina, Mattis und Bent, erhält der Leser auch Einblicke in Linas Familie und ihren Freundeskreis.

Das Buch ist ideal für einen entspannten Sommertag am Strand, im Freibad oder auf der Terrasse. Der Leser wird direkt auf die bekannte Nordseeinsel „entführt“ (sollte er sich nicht zufälligerweise bereits dort aufhalten) und man kann sich sehr schnell in die Charaktere hineinversetzen.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und sollte man diesen tollen Roman für eine Abkühlung unterbrechen (müssen), fällt der Wiederstieg sehr leicht.

Zwar ist das Ende der Geschichte keine großartige Überraschung für mich gewesen, aber zum Abschalten genau das richtige Buch.

„Möwensommer“ war mein erstes Buch von Lotte Römer und ganz bestimmt nicht das letzte.

Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung.

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Veröffentlicht am 13.05.2021

Ein Traum wird wahr

Everything We Had (Love and Trust 1)
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Kate Fraser hat einen Traum – ein eigenes Café in London eröffnen. Die passende Location hat sie bereits gefunden. Allerdings ist die Vermietung dieses Ladenlokals an eine Bedingung geknüpft: Kate muss ...

Kate Fraser hat einen Traum – ein eigenes Café in London eröffnen. Die passende Location hat sie bereits gefunden. Allerdings ist die Vermietung dieses Ladenlokals an eine Bedingung geknüpft: Kate muss sich die Geschäftsräume mit Aidan teilen. Der will dort eine Buchhandlung eröffnen und ist außerdem der Neffe der Vermieterin. Beide sind von dieser Forderung nicht begeistert, raufen sich aber zusammen – jedenfalls vorläufig. Sie vereinbaren eine Wette, deren Wetteinsatz dem Gewinner den alleinigen Betrieb des Ladens ermöglicht. Es beginnt ein turbulenter Schlagabtausch zwischen Kate und Aiden, der beide auf eine harte Probe stellt. Doch damit nicht genug: Kate wird von ihrer Vergangenheit eingeholt...

Das Cover ist freundlich und in hellen Farben gestaltet. Allerdings kann ich leider zwischen dem Cover und der Geschichte keine direkte Verbindung erkennen. Zwar schenkt Aiden Kate Kamillen, aber das wars auch schon.

"Hinter jedem Menschen steckt eine Geschichte. Die Vergangenheit formt uns oft zu dem, was wir heute sind. Ob wir es wollen oder nicht. Und es gibt Dinge, die man nicht ungeschehen machen kann. Die man nicht mehr reparieren kann. [...]“ Die Autorin spricht ein äußerst schwieriges Thema sehr einfühlsam an. Ohne zu viel verraten zu wollen, glaube ich ist es sehr schwer näher auf dieses Thema einzugehen. Kate jedenfalls muss dieses traumatische Erlebnis verarbeiten und nimmt endlich Hilfe von Dritten an. Dieser Schritt ist keineswegs leicht, wie auch im Buch gut rübergebracht wird. Sie ist hin- und hergerissen. Obwohl der Kopf weiß, dass es richtig ist, fällt es schwer, dies auszuführen und umzusetzen.

Die Sprache und der Schreibstil sind einfach und daher sehr flüssig zu lesen und man merkt erst viel später, das die Buchseiten nur so vorbeigeflogen sind.

Die Charaktere wurden sehr detailliert beschrieben und machen es dem Leser leicht, sich in die Protagonisten hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufühlen.

Obwohl absehbar ist, in welche Richtung die Handlung läuft, bleibt die Spannung bis zum Schluss bestehen und hält doch die ein oder andere Überraschung bereit.

Fazit: Dieses Buch ist auf jeden Fall lesenswert und lässt mich schon jetzt dem nächsten Teil der Reihe entgegenfiebern.

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Veröffentlicht am 10.05.2021

Nichts ist wie es scheint

So wie du mich kennst
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Marie lebt in New York, Karla in einem Dorf im schönen Franken.
Marie ist Fotografin, Karla Journalistin.
Marie und Karla stehen sich nahe – sie sind Schwestern.
Doch dann kommt Marie bei einem Verkehrsunfall ...

Marie lebt in New York, Karla in einem Dorf im schönen Franken.
Marie ist Fotografin, Karla Journalistin.
Marie und Karla stehen sich nahe – sie sind Schwestern.
Doch dann kommt Marie bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Beim Auflösen von Maries Wohnung stößt Karla auf Marie's Geheimnis. Dabei dachte sie, dass sie sich alles erzählen und keiner etwas vor dem anderen verbirgt.

Der Verlust eines geliebten Familienmitglieds ist kein leichtes Thema für einen Roman.
Jeder trauert bekanntlich anders. Der Vater verbirgt seine Trauer, so gut es ihm möglich ist und flüchtet sich in die Natur. Die Mutter hat neben dem Verlust ihrer Tochter einen weiteren Schicksalsschlag zu verarbeiten (den sie bisher vor ihren Töchtern verborgen hat) und kompensiert beides mit Rückzug und neuerdings auch Putzwahn.

„Ein Bild zeigt nie eine allgemeingültige Wahrheit. Niemals ist es objektiv. Ein Bild zeigt immer die Interpretation desjenigen, der es macht. […] Nichts passiert ohne Grund.“ Dieses Zitat trifft es meiner Meinung nach sehr genau und stellt DIE zentrale Aussage im Roman dar. Wir zeigen alle nur das Bild, das andere von uns sehen sollen.
Auch Marie hat Karla nur das von sich gezeigt, dass sie sehen sollte. Hätte Karla Maries Geheimnis gekannt, wäre ihr „Bild“ sicher anders ausgefallen. Sie hätte Situationen möglicherweise anders eingeordnet und daraus resultierend anders reagieren und auf ihre Schwester eingehen können.

Die Charaktere Marie und Karla werden sehr ausführlich und detailliert beschrieben. Man erhält Einblicke in ihre Kindheit, aber auch in ihr Privat- und Berufsleben.
Marie und Karla berichten jeweils im Wechsel aus ihren eigenen Perspektiven: Marie als throwback, Karla im Hier und Jetzt.
Und trotzdem war „So wie du mich kennst“ für mich kein Roman, den ich verschlungen habe. Ich musste mich teilweise zum Weiterlesen motivieren. Karla lässt sich in New York treiben und versucht sich in ihre Schwester hineinzuversetzen, in dem sie ihre Freunde trifft, Orte aufsucht, die sie zusammen besucht haben, etc. … Das empfand ich teilweise als sehr langatmig. Die Handlung an sich, ist sehr eingeschränkt. Man wartet die ganze Zeit darauf, dass noch etwas kommt, noch etwas passiert. Insgesamt hätte ich mir manche zu ausführlichen Beschreibungen kürzer gewünscht.
Nichtsdestototz regt dieser Roman zum Nach- und Überdenken an. Welches Bild zeichnen wir unserer Umwelt von uns? Welchen Eindruck vermitteln wir? Ist es der „richtige“? Gibt es überhaupt richtig oder falsch?

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