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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.10.2024

Tolles Bilderbuch mit Tiergeräuschen zum Entdecken

Ravensburger Play+ Mein allererstes Soundbuch: Tierkinder, Baby-Buch ab 1 Jahr
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Ravensburger hat seine Play+ Reihe um zwei Soundbücher ergänzt, die ab 12 Monaten empfohlen werden. „Mein allererstes Soundbuch: Tierkinder“ bietet auf 5 Doppelseiten aus dicker Pappe einiges zum Entdecken. ...

Ravensburger hat seine Play+ Reihe um zwei Soundbücher ergänzt, die ab 12 Monaten empfohlen werden. „Mein allererstes Soundbuch: Tierkinder“ bietet auf 5 Doppelseiten aus dicker Pappe einiges zum Entdecken. Jede Doppelseite zeigt eine bunte Landschaft mit mehreren Tieren, auf welcher das Tierkind zu finden ist, zum Beispiel Savanne, Bauernhof oder Unterwasser. Dabei hat jedes Tierkind hat eine gut erkennbare und ertastbare Druckstelle, über welche das Tiergeräusch abgespielt wird. Am linken Seitenrand gibt es außerdem einen ganz kurzen Vorlesetext und die Tiere sind mit ihren jeweiligen Namen abgedruckt.

Die Gestaltung der Seiten gefällt mir sehr gut. Es gibt viel zu Entdecken, ohne dass es überladen wirkt. Die Landschaften sind farbenfroh und ansprechend kindlich. Praktisch ist, dass die Batterie für die Tiergeräusche hinten am Buch an- und abgestellt sowie getauscht werden kann. Leider braucht sie relativ viel Platz. Sie ist gut verpackt, aber diese Verpackung ist höher als die fünf Doppelseiten zusammen, wodurch das Buch im Ganzen relativ dick ist. Insgesamt ein tolles Bilderbuch für Kleinkinder, das ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 29.09.2024

Auf der Flucht

Sobald wir angekommen sind
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Ben Oppenheim hat insbesondere vor einer Sache Angst: Einem Atomkrieg, der Europa vernichten wird. Er ist überzeugt davon, dass er als Jude einen angeborenen Fluchtinstinkt besitzt, auch wenn er ansonsten ...

Ben Oppenheim hat insbesondere vor einer Sache Angst: Einem Atomkrieg, der Europa vernichten wird. Er ist überzeugt davon, dass er als Jude einen angeborenen Fluchtinstinkt besitzt, auch wenn er ansonsten keinen großen Bezug zu seiner Religion hat. Seine Ex Marina tickt da ähnlich. Die beiden haben nicht mehr viel gemein, doch in einem sind sie sich einig: Wenn es losgeht, dann werden sie mit ihren beiden Kindern sofort nach Brasilien fliehen. Dorthin verschlug es einst auch Stefan Zweig, Bens großes Vorbild, zu dessen Leben er ein Drehbuch geschrieben hat, das er bislang aber nicht verkaufen konnte. Als in Russland ein Waffenlager explodiert, steht Marina mit Flugtickets für die Familie vor seiner Tür. Der Rest der Menschheit scheint jedoch noch nicht zu glauben, dass ein Weltkrieg bevorsteht…

Zu Beginn des Romans lernte ich Ben Oppenheim als mittelmäßig erfolgreichen Drehbuchautor kennen. Sein großer Erfolg liegt schon einige Jahre zurück und sein aktuelles Projekt, einen Film über das Leben von Stefan Zweig, möchte niemand realisieren. Während der Woche pendelt er zwischen der Familienwohnung, in der er und Marina die Kinder im Nestprinzip betreuen, seinem Atelier und der Wohnung seiner neuen Freundin Julia hin und her. Abgesehen von seinem Drehbuchprojekt, an dem er starrsinnig festhält, machte er auf mich den Eindruck, als scheine er nicht richtig zu wissen, was er eigentlich will. Dazu passt auch sein Entschluss, mit Marina und den Kindern nach Brasilien zu fliegen, als sie mit Flugtickets vor seiner Tür steht. Julia lässt er zurück, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen.

Der Autor erzählt Bens Flucht, die zu seiner Unzufriedenheit schnell touristische Züge annimmt, überspitzt und mit einer großen Portion Sarkasmus und Humor. Der Protagonist ist von Beginn an kein Sympathieträger und ich erlebte mit, wie er es sich im Laufe der Geschichte quasi mit seinem gesamten Umfeld verscherzt, da er es einfach nicht schafft, eine Entscheidung zu treffen und zu dieser zu stehen. Die Reaktionen seiner Ex Marina und seiner Freundin Julia konnte ich daher gut nachvollziehen. Schließlich muss er zu seiner großen Enttäuschung auch noch feststellen, dass es ihm nicht gelingt, mit seinem Schicksal Parallelen zu dem von Stefan Zweig herzustellen.

Insgesamt ist „Sobald wir angekommen sind“ ein kurzweiliger und humorvoller Roman, welcher das Thema Fluchtinstinkt auf skurrile Weise behandelt und seinen wankelmütigen Protagonisten auf eine abenteuerliche Reise mitnimmt.

Veröffentlicht am 22.09.2024

Eine Reise nach Ibiza und ein übersinnliches Phänomen, das Leben verändert

Die Unmöglichkeit des Lebens
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Die 72-jährige Grace, eine ehemalige Mathematiklehrerin, führt ein einsames Leben. Sie hat den Unfalltod ihres Sohnes nie verwunden und nun ist auch ihr Mann Karl gestorben. Völlig überraschend erhält ...

Die 72-jährige Grace, eine ehemalige Mathematiklehrerin, führt ein einsames Leben. Sie hat den Unfalltod ihres Sohnes nie verwunden und nun ist auch ihr Mann Karl gestorben. Völlig überraschend erhält sie eines Tages die Nachricht, dass sie ein Haus auf Ibiza geerbt hat. Dieses wurde ihr von Christina vermacht, einer ehemaligen Kollegin, die ihrem Leben viele Jahre zuvor eine neue Richtung gegeben hat, nachdem Grace sie in ihrem Vorhaben bestärkt hat. Kurz darauf ist sie nach Ibiza ausgewandert, wo sie zuletzt als Wahrsagerin tätig war. Grace wundert diese aus einer flüchtigen Bekanntschaft resultierende Erbschaft sehr. Sie beschließt, sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen und sich das Haus wenigstens einmal anzusehen. Dabei macht sie bald Entdeckungen, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen.

Der Roman beginnt mit einem Brief eines ehemaligen Schülers an Grace, die daraufhin beschließt, ihre Geschichte für ihn zu verschriftlichen. Nach einigen Informationen über sie und ihren bisherigen Lebensweg kommt die Handlung schnell in Ibiza an, wo Grace sich das Haus anschaut, das nun ihres sein soll. Dort hat Christina ihr einen Brief hinterlassen, der sie auffordert, einige Menschen aufzusuchen und an gewissen Aktivitäten teilzunehmen. Das alles erscheint ihr recht Mysteriös, genauso wie die Umstände von Christinas Tod. Was steckt hinter all dem? Meine Neugier war geweckt.

Ein alter Bekannter von Christina bringt durch sein Eingreifen die Dinge schließlich ins Rollen und bringt paranormale Fähigkeiten ins Spiel, die der Handlung eine entscheidende Prägung geben. Vorherige Romane des Autors beschäftigten sich schon mit Themen wie Multiversen, Aliens und Zeitreisen, sodass die Entwicklung wenig überraschend kam. Mir fiel es diesmal jedoch relativ schwer, mich darauf einzulassen, da es für meinen Geschmack etwas zu spirituell und esoterisch wurde mit vielen Erinnerungs- und Traumsequenzen. Durch die kurzen Kapitel bleibt das Tempo aber hoch, sodass ich weiterhin gespannt war zu erfahren, worauf das alles hinausläuft.

Die Geschichte entwickelt sich schließlich zu einem Ökothriller rund um das Schicksal des unter Naturschutz stehenden Felsens Es Vedrá vor der Küste Ibizas, auf welchem ein Hotel entstehen soll. Dabei macht Grace als Protagonistin eine große Entwicklung durch, sie stellt sich den Schuldgefühlen, die sie schon so lange begleiten, und findet neuen Mut. Ich tauchte an ihrer Seite in ein vielfältiges Ibiza ein, das sich auf der einen Seite durch seine Natur und Kultur und auf der anderen Seite durch seine Party- und Touristenszene auszeichnet. Dabei wurde ich nachdenklich gestimmt im Hinblick darauf, wie die Natur zugunsten der Wirtschaft immer stärker zurückgedrängt wird. Gerne empfehle ich den Roman an alle weiter, die Lust auf einen Ausflug nach Ibiza haben, der insbesondere durch ein übersinnliches Phänomen das Leben der Protagonistin völlig verändern wird.

Veröffentlicht am 12.09.2024

Ein berührender, magischer Roman über höchst ungleiche Zwillinge

Tee für die Geister
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Die in Nizza lebende Félicité ist als Geisterschleuserin tätig: Im Auftrag ihrer Klienten macht sie Geister ausfindig, die vor der Beendigung eines Satzes gestorben sind. Mit ihrem besonderen Tee, den ...

Die in Nizza lebende Félicité ist als Geisterschleuserin tätig: Im Auftrag ihrer Klienten macht sie Geister ausfindig, die vor der Beendigung eines Satzes gestorben sind. Mit ihrem besonderen Tee, den auch Geister trinken können, bringt sie diese zum Reden und hilft ihnen hinüber. Sie stammt aus einem abgelegenen Bergdorf, in das sie gelegentlich zurückkehrt, um ihre Mutter zu besuchen. Diese ist die einzige verbleibende Bewohnerin des Dorfes und doch meist nicht anzutreffen, denn seit vielen Jahren teilt sie sich ihren Körper mit über fünfzig anderen Persönlichkeiten. In einem verzweifelten Versuch, sie zum Reden zu bringen, geht Félicité unabsichtlich zu weit – kurz stirbt ihre Mutter einen gewaltsamen Tod. Félicité will mehr über die Umstände herausfinden und informiert außerdem ihre Zwillingsschwester, zu der sie seit dreißig Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Diese führt ein Hexenleben tief im Wald, nachdem sie ihr Leben lang nur Ablehnung erfahren hat. Denn bei jedem Wort entschlüpft ihrem Mund ein Schmetterling, der Zerfall bringt, und ihre Wutanfälle bringen ungeahnte Zerstörung.

Zu Beginn des Romans wurde ich von einem Erzähler angesprochen, der sich selbst nicht vorstellt. Er kündigte an, mir die Geschichte von zwei Schwestern zu erzählen, die Geister jagen und die mit den seltsamen Ereignissen im Bergdorf Bégoumas in Verbindung stehen, dessen Bewohner es im Jahr 1956 innerhalb eines Tages verlassen haben. Schnell wurde klar, dass mich eine rätselhafte Geschichte voller Mysterien erwartet. Die Erzählung springt in der Zeit hin und her, sodass ich parallel zu den Ereignissen rund um den Tod der Mutter von Félicité und ihrer Schwester auch mehr über die Geburt und das Aufwachsen der Zwillinge erfuhr. Diese Puzzlestücke fügen sich langsam zusammen, sodass sich das Bild einer komplexen Familiendynamik ergibt, in welcher es noch mehr außergewöhnliche Umstände gibt als zunächst gedacht.

Ich habe mich gerne auf diesen literarisch-magischen Roman eingelassen. Félicité und ihre Schwester sind Licht und Schatten. Während Félicité stets gefördert wurde und zahlreiche Klienten hat, für die sie Geister mit ihrem Tee zum sprechen bringt, ist ihre Schwester von Beginn an eine Ausgestoßene. Ihre Beziehung war und ist kompliziert und ich konnte gut nachvollziehen, dass Félicité auf der einen Seite die Nähe zu ihrem Zwilling sucht und zum anderen von deren Fähigkeiten abgestoßen wird. Ihre Schwester ist jedoch nicht die böse Hexe, die manch einer in ihr sehen will, sondern vielmehr ein tragischer Charakter, der stets Ablehnung erfahren hat.

Auf ihrer gemeinsamen Reise erhalten die beiden die Chance, ihre Schwesternbeziehung neu zu definieren und gleichzeitig mehr über die Vergangenheit ihrer Mutter und deren Familie herauszufinden. Hier wartet so manche Überraschung, die oftmals nicht von dieser Welt scheint. Gelegentlich war mir die Geschichte etwas zu verworren. Insgesamt wurde mir ein ungewöhnlicher Familienroman mit fantastischen Elementen geboten, der ein Leseerlebnis der anderen Art bietet. Wer Lust hat, sich darauf einzulassen, der wird mit einer berührenden Geschichte voller Überraschungen belohnt, in der es so einiges zu erkunden und aufzudecken gibt.

Veröffentlicht am 01.09.2024

Eine Wanderung für zwei

Zwei in einem Leben
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Marnie ist achtunddreißig Jahre alt und arbeitet als Lektorin in London. Die Scheidung von Neal ist schon einige Jahre her. Da sie ihren Job aus dem Homeoffice erledigt, hat sie nicht viele Sozialkontakte. ...

Marnie ist achtunddreißig Jahre alt und arbeitet als Lektorin in London. Die Scheidung von Neal ist schon einige Jahre her. Da sie ihren Job aus dem Homeoffice erledigt, hat sie nicht viele Sozialkontakte. Am Neujahrstag nimmt sie sich vor, wieder mehr unter Menschen zu kommen, und stimmt daher dem Vorschlag ihrer Freundin Cleo zu, sie drei Tage auf einer Wanderung im Norden Englands zu begleiten. Mit dabei sind außer Cleo und ihrem Sohn Anthony noch Conrad und Michael. Letzterer ist Erdkundelehrer und steckt mitten in einer Scheidung. Er hat sich vorgenommen, das Land von der Irischen See bis zur Nordsee zu durchqueren und gibt sich dabei in der Gruppe wenig gesellig. Doch dann steigt der Rest der Gruppe am zweiten Tag wegen des schlechten Wetters aus, und Marnie und Michael sind plötzlich allein unterwegs. Die beiden kommen ins Gespräch und merken allmählich, dass sie vielleicht doch auf einer Wellenlänge sind.

Der Roman ist abwechselnd aus der Sicht von Marnie und Michael geschrieben, die sich über ihre gemeinsame Freundin Cleo beim Wandern kennenlernen. Während Marnie den Großteil ihrer Zeit in ihrer Londoner Wohnung verbringt, liebt Michael das Wandern und die Natur. Eher widerwillig hat er zugestimmt, dass er bei seiner Wanderung begleitet wird, und belächelt die nagelneue Funktionskleidung und die viel zu voll gepackten Rücksäcke der anderen. Er freut sich schon darauf, nach drei Tagen allein weiterzuwandern. Ich konnte mich gut in die beiden und ihre unterschiedlichen Erwartungen im Hinblick auf die Wanderung hineinversetzen.

Natürlich ist es vorhersehbar, dass es nicht bei dem ursprünglichen Plan bleibt. Marnie und Michael sind schon bald allein unterwegs. Da die beiden nicht erwarten, dass es zwischen ihnen funken könnte, gehen sie zunehmend offen und unbefangen miteinander um. Ich habe sie gerne auf ihrem Weg begleitet. Die Wanderung bietet einige unterhaltsame und auch herausfordernde Situationen, denen sie sich stellen müssen. Als Leserin war mir schnell klar, dass die beiden einander gut tun und ich hoffte mit, dass sie ebenfalls zu dieser Erkenntnis gelangen. David Nicholls bietet ein unaufgeregtes und gleichzeitig berührendes Leseerlebnis. Zum Ende hin gibt es eine unerwartete Wendung, nach welcher das Buch für meinen Geschmack etwas zu schnell zum Abschluss kommt und das weitere Schicksal der Charaktere der Fantasie der Leser:innen überlässt. Insgesamt habe ich diesen emotionalen und kurzweiligen Roman sehr gern gelesen und mit Marnie und Michael die Wanderwege Nordenglands und die Frage, was das Leben noch für sie bereithalten könnte, erkundet.