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Veröffentlicht am 23.07.2022

Wer hat den Zirkusdirektor Helios ermordet?

Das Strahlen des Herrn Helios
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Skarabäus Lampe ist ein Hase, der sich in Überstadt als Meisterdetektiv einen Namen gemacht hat. In der Frühausgabe der Zeitung liest er, dass der Direktor des Wanderzirkus, der aktuell vor den Toren der ...

Skarabäus Lampe ist ein Hase, der sich in Überstadt als Meisterdetektiv einen Namen gemacht hat. In der Frühausgabe der Zeitung liest er, dass der Direktor des Wanderzirkus, der aktuell vor den Toren der Stadt gastiert, ermordet wurde. Der Mörder gilt bereits als gefasst, weshalb Lampe das Büro des Anwalts von Oben, einem Fisch, aufsucht, der mit der Verteidigung betraut wurde. Dieser nimmt Lampes Hilfe gerne an, denn der Hase ist sich sicher, dass die Polizei den falschen erwischt hat. Gemeinsam mit seinem Partner, dem Kater Zarachrias Bärlein, sowie Inspektor Sutton, der wie fast alle Polizisten ein Hund ist, rollt Lampe die Ermittlungen im Zirkusumfeld neu auf.

Das Cover des Buches hat mich neugierig auf die Geschichte gemacht. Hier ist Skarabäus Lampe mit seiner Narbe im Gesicht zu sehen sowie der Gorilla Dante, der im Mordfall von der Polizei als Täter identifiziert wurde. In der unteren Ecke sieht man außerdem den Kater Zacharias Bärlein. Er ist mit seinen sieben Jahren noch ein Kind, aber von besonders hellem Verstand, weshalb er von Lampe ausgebildet wird und quasi zur Familie gehört.

Dieser fantastische Krimi hat mir von der ersten Seite an großen Lesespaß bereitet. Die Autorin hat Charaktere erschaffen, die ich gleich ins Herz geschlossen habe. Erklärungen zum geschichtlichen Ursprung bleiben Randbemerkungen, sodass ich die von zivilisierten Tieren bevölkerte Welt schnell als gegeben hinnahm. In dieser gibt es allerhand zu entdecken, und ich merkte beim Lesen die Freude, mit der die studierte Biologin am Werk war. Ich erfuhr beispielsweise, wie Fische an Land überleben und sich in die Gesellschaft integrieren konnten, warum bei der Polizei fast nur Hunde arbeiten und warum Dreischnecks auf den Straßen beständig für Ärger bei anderen Verkehrsteilnehmern sorgen und trotzdem genutzt werden.

Die Ermittlungen führen den Meisterdetektiv zum Wanderzirkus, dessen Mitglieder auch die tierische Bevölkerung von Überstadt zum Staunen bringen. Ein Pfau, der als Fakir auftritt, ein bärtiges Walross, eine geheimnisvolle Eidechse, die kein Ziel verfehlt... Was wissen sie über die Ermordung des Löwen Helios, ihres Zirkusdirektors? Lampe entdeckt schnell neue Hinweise, die zu weiteren Fragen führen. Im Gespräch mit den Zirkusmitgliedern kommen Dinge ans Licht, die mit dem Mordmotiv zusammenhängen könnten - oder doch nicht? 

Die Spannung steigt, als es zu einem weiteren Vorfall kommt, der Lampe persönlich betroffen und die Auflösung des Falls noch dringlicher macht. Die Beschreibungen der Ermittlungen fand ich unterhaltsam, auch wenn der Fall an sich viele klassische Elemente nutzt und ich die Lösung schon vor dem Finale kannte. Die Welt und ihre Charaktere haben mich aber so begeistern können, dass ich diese Geschichte wärmstens an alle weiterempfehle, die Lust auf einen fantastischen Cosy Crime haben!

Veröffentlicht am 16.07.2022

Was ist mit dem kleinen Harry geschehen?

Was auf das Ende folgt
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Die Kleinstadt Tall Oaks in Kalifornien hat eigentlich eine ausgesprochen niedrige Kriminalitätsrate. Doch eines Tages verschwindet der dreijährige Harry Monroe dort spurlos. Seine Mutter Jess hat über ...

Die Kleinstadt Tall Oaks in Kalifornien hat eigentlich eine ausgesprochen niedrige Kriminalitätsrate. Doch eines Tages verschwindet der dreijährige Harry Monroe dort spurlos. Seine Mutter Jess hat über Kamera beobachtet, wie er von einem Mann mit Clownsmaske aus seinem Kinderbett entführt wurde. Trotz einer großangelegten Suche fehlt jede Spur von Harry, auch Lösegeldforderungen sind nicht eingetroffen. Inzwischen sind einige Tage vergangen, der Medienrummel hat abgenommen und die Suchmannschaften haben aufgegeben. Nur der Polizist Jim sucht in den Aufnahmen der Zeugenaussagen weiter nach Hinweisen, während Jess immer noch Plakate aufhängt und an Türen klingelt. Wer könnte verdächtig sein? Tatsächlich scheinen einige etwas zu verbergen zu haben...

Mir hat "Von hier bis zum Anfang" im vergangenen Jahr sehr gut gefallen, weshalb ich mich darüber gefreut habe, dass mit "Was auf das Ende folgt" nun auch das Debüt des Autors ins deutsche übersetzt wurde. Im ersten Kapitel lernte ich den Polizisten Jim kennen, der sich noch einmal anhört, wie Harrys Mutter Jess die Entführung ihres Sohnes erlebt hat. Das Bild des Mannes mit der Clownsmaske, der den kleinen Jungen aus seinem Bett stiehlt, während die Mutter über Kamera nur hilflos zusehen kann, jagte mir Schauer über den Rücken.

Das Buch ist kein klassischer Ermittlungsroman, das merkte ich schon daran, dass die ersten Tage nach Harrys Verschwinden komplett übersprungen werden und die Geschichte erst weitererzählt wird, als kaum jemand mehr glaubt, dass der Junge gefunden wird. Bevor ich mehr darüber erfuhr, wie es Jess mit all dem geht, lernte ich erst einmal andere Bewohner der Kleinstadt kennen: Manny geht noch zur Schule, würde aber gerne ein echter Gangster sein, weshalb er grundsätzlich einen Dreiteiler mit Nadelstreifen und Fedora trägt. Sein bester Freund Abe ist davon nicht so recht überzeugt, soll aber mitmachen. Unterdessen beginnt Mannys Mutter, den Autoverkäufer Jared zu daten. In der Ehe von Henrietta und Roger kriselt es und Jerry, der im Fotoladen arbeitet, leidet unter der Fuchtel seiner schwer kranken Mutter.

Bei der großen Personenzahl fiel es mir zu Beginn schwer, den Überblick zu behalten und ich habe mir aufgemalt, wer die Charaktere sind und in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Interessant fand ich, dass es keine klare Trennung zwischen Haupt- und Nebencharakteren gibt. Jeder scheint wichtig zu sein, viele haben etwas zu verbergen. Welche Geheimnisse hier wohl gehütet werden? Dank vieler Andeutungen wurde meine Neugier immer wieder aufs neue entfacht und ich las gespannt weiter. Ich hätte mir manchmal jedoch noch eine stärkere Verknüpfung der Handlungsstränge gewünscht. Der Autor hat viele Überraschungen in petto, durch welche die Handlung unvorhersehbar bleibt. Es gibt amüsante Szenen, aber auch viele berührende und dramatische Momente. Zum Ende hin wird es noch mal besonders emotional. 

"Was auf das Ende folgt" startet zwar mit einer Entführung, hat jedoch nicht nur die Aufklärung dieses Verbrechens als Thema. Vielmehr begleitete ich verschiedene Charaktere auf der Suche - nach der Wahrheit, nach Selbstverwirklichung, nach einem Platz im Leben. Gerne empfehle ich diesen Roman weiter.

Veröffentlicht am 13.07.2022

War mir zu klischeehaft und übertrieben dramatisiert

Nach dem Sturm kommt das Licht
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Merrin Kellow wohnt in Port Charles, einem kleinen Fischerdorf in Cornwall. Als ihr Freund Digby Mortimer ihr einen Heiratsantrag macht, scheint ihr Glück perfekt zu sein. Doch dann kommt alles anders ...

Merrin Kellow wohnt in Port Charles, einem kleinen Fischerdorf in Cornwall. Als ihr Freund Digby Mortimer ihr einen Heiratsantrag macht, scheint ihr Glück perfekt zu sein. Doch dann kommt alles anders als gedacht und sie verlässt ihre Heimat, um woanders neu anzufangen.

Ich hatte leider von Beginn an meine Probleme mit der Geschichte. Nach wenigen Seiten erfuhr ich von Merrin selbst, dass sie keinen großen beruflichen Ehrgeiz besitzt und davon träumt, verheiratet zu sein und Kinder großzuziehen. Auf 120 Seiten wird dann sehr detailliert der Hochzeitstag geschildert, dessen dramatische Wendung mich emotional wenig mitnahm, da ich noch keinerlei Zeit hatte, die Charaktere besser kennenzulernen und mich ihnen deshalb nicht nahe fühlte. Für meinen Geschmack waren die Entwicklungen sehr klischeehaft und übertrieben dramatisiert.

Schließlich gibt es Zeitsprünge, welche die Geschichte vorankommen lassen, doch die Beschreibungen der einzelnen Abschnitte waren weiterhin langatmig und die sehr blumige, geradezu schwülstige Sprache war gar nicht mein Fall. Die Charaktere bleiben eindimensional und passend zu Merrins eingangs benannten Ambitionen bleibt das einzige erstrebenswerte Ziel für sie und auch fast alle weiteren weibliche Charaktere eine Heirat. Auf dem Weg zum Happy End wartet eine Handlung voller Melodram, bei der ich irgendwann nur noch geblättert habe.

Veröffentlicht am 09.07.2022

Eintauchen ins eindrucksvolle Kanada

KUNTH Unterwegs in Kanada
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Schon 2019 hatte ich geplant, im Folgejahr zum ersten Mal nach Kanada zu fahren. Dieses Jahr soll es nun endlich so weit sein. Auf der Suche nach einem Reisebuch, mit dem ich mich auf den anstehenden Urlaub ...

Schon 2019 hatte ich geplant, im Folgejahr zum ersten Mal nach Kanada zu fahren. Dieses Jahr soll es nun endlich so weit sein. Auf der Suche nach einem Reisebuch, mit dem ich mich auf den anstehenden Urlaub einstimmen kann, bin ich auf diesen Titel gestoßen.

Auf rund 400 Seiten hat ein sechsköpfiges Team des Kunth Verlags Informationen und Bilder aus allen Ecken Kanadas zusammengetragen. Jedes Kapitel widmet sich einem der insgesamt drei Territorien und zehn Provinzen Kanadas, beginnend mit den nördlich gelegenen Territorien von Ost nach West und anschließend den südlicher gelegenen Provinzen ebenfalls im Osten beginnend. Beim chronologischen Lesen beginnt man also bei der besonders rauen, wilden und kalten Natur des Landes, bevor man zu bevölkerungsreicheren Gegenden wie British Columbia und Ontario vorstößt, die auf vergleichsweise vielen Seiten dargestellt werden.

Jedes Kapitel beginnt mit einem doppelseitigen Foto und einer anschließenden Informationsseite mit den wichtigsten Daten und einigen allgemeinen Informationen. Danach folgen Seiten mit Informationen zu einzelnen Orten oder Sehenswürdigkeiten. Nationalparks sind oft auf einer Doppelseite dargestellt, welche immer die Abschnitte Highlights, Tipps und Praktische Informationen umfassen. Dazwischen gibt es Infoboxen von klein bis doppelseitig, die sich bestimmten Tierarten widmen oder Themen wie der Norwestpassage und Polarlichtern. 

Schon beim ersten Blättern fallen die vielen großen Fotografien ins Auge, mit denen die einzelnen Orte und Themen verbildlicht werden. Ein Blick ins Bildverzeichnis zeigt, dass diese von zahlreichen unterschiedlichen Fotografen stammen und vorwiegend über Shutterstock bezogen wurden. Meiner Meinung nach ist dem Team eine sehr stimmungsvolle und abwechslungsreiche Auswahl gelungen, welche den Facettenreichtum dieses großen Landes zeigt. Auf vielen Seiten ziehen ganzseitige oder sogar doppelseitige Fotografien die Blicke auf sich. Sie werden immer von einer Bildunterschrift oder einem kurzen Text begleitet.

Im vorletzten Teil des Buches sind unter dem Motto "Die schönsten Reiserouten" sechs höchst unterschiedliche Routen beschrieben. Ein wenig musste ich schmunzeln, dass die erste Route die Nordwestpassage ist, die gleich mit dem Hinweis versehen ist, dass die komplette Route kaum angeboten wird und sehr teuer ist. Hier lag der Fokus der Auswahl tatsächlich mehr auf der Schönheit der Roten als deren touristischer Umsetzbarkeit. Auf den letzten Seiten rundet ein Reiseatlas das Buch ab.

"Unterwegs in Kanada: Das große Reisebuch" eignet sich Bestens, um sich einen Überblick über das gesamte Land zu verschaffen. Wer einen Kanadaurlaub plant kann dieses Buch gut für die Entscheidung nutzen, in welche Ecken des Landes die Reise führen soll. Für eine detaillierte Planung einzelner Abschnitte reicht das Buch jedoch nicht aus, da zum Beispiel keine Öffnungszeiten enthalten sind. Auch wenn alle Städte im Buch vertreten sind, liegt der Fokus stärker darauf, für die eindrucksvolle Natur und insbesondere die Nationalparks zu begeistern. Meine Vorfreude auf Kanada hat das Buch steigern können, gerne empfehle ich es weiter!

Veröffentlicht am 06.07.2022

Ein emotionaler Selbstfindungs-, Familien- und Liebesroman

Du schenkst mir die Welt
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Angie hat schon immer davon geträumt, die Welt zu bereisen wie einst ihre Mutter, die kurz nach ihrer Geburt gestorben ist. Inzwischen ist Angie 29 Jahre alt und hat selbst von ihrem eigenen Land Australien ...

Angie hat schon immer davon geträumt, die Welt zu bereisen wie einst ihre Mutter, die kurz nach ihrer Geburt gestorben ist. Inzwischen ist Angie 29 Jahre alt und hat selbst von ihrem eigenen Land Australien noch nicht viel gesehen, denn sie wohnt mitten in der Wüste in Coober Pedy und hat dort jahrelang ihre an Alzheimer erkrankte Großmutter gepflegt. Doch nun ist diese verstorben, und Angie ist sich unsicher, wie es für sie weitergehen soll. Da findet sie einen nie verschickten Brief ihrer Mutter an ihren angeblich unbekannten Vater mit Name und Adresse in Rom. Angie erfährt, dass sie Teil einer italienischen Großfamilie auf der anderen Seite der Welt ist. Damit steht ihr erstes Reiseziel fest. Voller Spannung fliegt sie für drei Monate in die Ewige Stadt, um ihren Vater und ihre weitere Verwandtschaft kennenzulernen.

Das Buch beginnt mit dem traurigen Moment des Todes von Angies Großmutter. Angie hat sich jedoch schon lange vorher von ihre Großmutter verabschiedet, die sie aufgrund ihrer Alzheimer-Erkrankung zuletzt nicht mehr erkannt hat. Für sie endet damit das Kapitel der ihrer Pflegetätigkeit, die sie über Jahre an ihren Heimatort und zuletzt fast nur noch an ihr Haus gefesselt hat. Bevor sie Pläne schmieden kann, was sie mit ihrer neuen Freiheit anfangen will, taucht der Brief an ihren Vater auf, der nicht schwer aufzuspüren ist und sie unbedingt kennenlernen will. Nach 50 Seiten sitzt sie bereits im Flugzeug.

Coober Pedy als Ausgangspunkt der Geschichte ist ein ungewöhnlicher und faszinierender Ort, der vor meinem inneren Auge lebendig wurde. Der Wüstenort ist als Opal-Hauptstadt der Welt bekannt und viele der nur rund 1800 Einwohner wohnen in unterirdischen Höhlen, die in den Fels hinein gebaut wurden. Adelaide als nächstgelegene Stadt ist über acht Autostunden entfernt. Die Erfahrung, fast drei Jahrzehnte dort zu leben, hat Angie sehr geprägt. Es steht im starken Kontrast zum Leben des Weltenbummlers Alessandro, den sie in Rom im Restaurant ihrer Familie kennenlernt.

Alessandro gehört ebenfalls zur Familie, ist mit Angie jedoch nicht direkt verwandt. Er arbeitet wie ihr Vater im Restaurant der Familie und bietet sich an, ihr etwas von der Stadt zu zeigen. Die beiden verstehen sich von Beginn an gut, doch Alessandro macht immer wieder dicht und gibt wenig über sich preis. Ich fand es schön, Angie beim Kennenlernen ihrer Familie und zu begleiten und gleichzeitig an ihrer Seite Rom zu erkunden. Auch die weiteren Angestellten des Restaurants lernte ich besser kennen. Es ist ein bunter Haufen, der sowohl für Partys als auch für einiges an Drama gut ist, das Angie beobachtend miterlebt.

Nachdem sich die Ereignisse zu Beginn überschlagen haben, wird es im Mittelteil etwas ruhiger. Ich ließ mich durch Rom und das Umland treiben und erlebte zahlreiche Feelgood-Momente, die das Buch zu einer passenden Urlaubslektüre machen. Schließlich werden einige Geheimnisse gelüftet, die für große Emotionen sogen. Für meinen Geschmack ist die Autorin in Sachen Dramatik hier etwas übers Ziel hinausgeschossen, der Abschluss wirkte im Vergleich zu einfach. Insgesamt habe ich mit dem Buch schöne und unterhaltsame Lesestunden verbracht. Ich empfehle das Buch an alle weiter, die Lust auf einen emotionalen Selbstfindungs-, Familien- und Liebesroman vor beeindruckenden Kulissen haben.