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Veröffentlicht am 29.10.2022

Nachts in Aquarium von Sowell Bay

Das Glück hat acht Arme
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Marcellus ist ein Pazifischer Riesenkrake, der sich seit 1299 Tagen in Gefangenschaft im Aquarium von Sowell Bay befindet. Keiner seiner täglichen Besucher ahnt, dass er extrem intelligent ist und sich ...

Marcellus ist ein Pazifischer Riesenkrake, der sich seit 1299 Tagen in Gefangenschaft im Aquarium von Sowell Bay befindet. Keiner seiner täglichen Besucher ahnt, dass er extrem intelligent ist und sich in vielen Nächten aus seinem Becken schleicht, um sich leckere Snacks wie Seegurken zu gönnen. Eines Abends befreit ihn Tova jedoch aus einer misslichen Lage. Die 70-jährige arbeitet als Putzfrau im Aquarium, obwohl sie das Geld nicht benötigt. Sie hat keine Familie mehr, denn seit kurzem ist sie verwitwet und ihr Sohn Erik ist bereits vor vielen Jahren kurz nach seinem 18. Geburtstag spurlos verschwunden. Im Gegensatz zu ihr behält der 30-jährige Cameron keinen Job sonderlich lange. Er hat gerade wieder eine Kündigung erhalten und wurde daraufhin von seiner Freundin aus der Wohnung geworfen. Als er in den Sachen seiner seit Jahren verschwunden Mutter Hinweise auf seinen Vater findet, kommt er nach Sowell Bay, um diesen aufzuspüren.

Die Geschichte beginnt mit einem Kapiel aus der Sicht von Marcellus, einer Pazifischen Riesenkrake. Er sprach mich als Leserin direkt an und erklärt, dass seine Art eine Lebenserwartung von vier Jahren hat und er diese bald erreicht hat. Er hat fast sein ganzes Leben im Aquarium verbracht und dabei nicht nur gelernt, wie er unauffällig sein Becken verlässt, sondern auch die Menschen ausführlich beobachtet. Ich habe im letzten Jahr mit großer Begeisterung "Mein Lehrer, der Krake" auf Netflix gesehen und war deshalb sehr gespannt auf diese ungewöhnliche Erzählperspektive. Sicherlich ist das Ausmaß der Intelligenz hier überspitzt dargestellt, ähnlich wie zuletzt zum Beispiel beim Hund Halbsieben in "Eine Frage der Chemie". Ich habe mich auf diesen kreativen Kniff gerne eingelassen und fand die kurzen, dafür aber häufig eingeschobenen Kapitel aus Marcellus' Sicht sehr unterhaltsam.

Marcellus ist der nicht so heimliche Star der Geschichte, die sich hauptsächlich um Tova und Cameron dreht. Zu Beginn ist offen, ob und wie die beiden sich begegnen werden. Die beiden liebenswerten Protagonisten müssen allerlei Situationen bewältigen, in die sie sich oftmals ganz allein hineinmanövriert haben. Das Erzähltempo ist langsam und ich erhielt ausführliche Einblicke in ihre Lebensumstände, die mich nachdenklich stimmten, wie es für sie weitergehen kann. Vor allem die erste Buchhälfte hätte man aus meiner Sicht straffen können. Dank Marcellus hatte ich einen deutlichen Wissensvorsprung, wodurch ich auf ein konkretes Ereignis hinfiebern konnte, was gleichzeitig aber Spannung aus der Geschichte nahm. 

Wenn ihr Lust auf einen emotionalen und humorvollen Wohlfühlroman habt, der zum Teil aus der Perspektive eines Kraken geschrieben ist, dann seid ihr hier genau richtig!

Veröffentlicht am 22.10.2022

Eine schöne Cozy Winter Love Story

Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern
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Vicky ist eine ambitionierte Kunsthändlerin, die für das Auktionshaus ihres Vaters arbeitet. Eines Tages fällt ihr zufällig der Brief eines Jungen in die Hände, den dieser per Luftballon an seine tote ...

Vicky ist eine ambitionierte Kunsthändlerin, die für das Auktionshaus ihres Vaters arbeitet. Eines Tages fällt ihr zufällig der Brief eines Jungen in die Hände, den dieser per Luftballon an seine tote Mutter geschrieben hat. Im Hintergrund des beigelegten Fotos ist eine seltene Erstausgabe von Alice im Wunderland zu sehen. Ihr Vater beauftragt Vicky, die Ausgabe zu beschaffen, dann erhält sie die lange erhoffte Beförderung. Und so reist sie von München nach Schottland in das charmante Dörfchen Swinton-on-Sea, das sich durch seine zahlreichen Buchhandlungen einen Namen gemacht hat. Ihr Aufenthalt dort gestaltet sich jedoch ganz anders, als sie es erwartet hätte.

Das verschneit-buchige Cover verspricht eine gemütliche Wohlfühlgeschichte und ich war zu Beginn der Lektüre neugierig, was Vicky in Schottland wohl erleben wird. Schon nach wenigen Seiten ist sie mit einer beruflichen Mission auf dem Weg dorthin. Die meisten Kapitel sind aus ihrer Perspektive erzählt, doch von Beginn an wechselt die Perspektive auch regelmäßig zu dem verwitweten Buchhändler Graham, dem Besitzer der ältesten Buchhandlung im Dorf und Vater von Finlay, dessen Brief Vicky gelesen hat. Dadurch erhielt ich gleich einen Einblick in das Dorfleben und freute mich, die einzelnen Charaktere genauer kennenzulernen.

Vicky wird bei ihrer Ankunft von den meisten Dorfbewohnern herzlich empfangen. Eigentlich hatte sie einen Tagestrip geplant, doch aus verschiedenen Gründen wird daraus ein längerer Aufenthalt. Im vorweihnachtlichen Swinton-on-Sea warten allerlei Aktivitäten wie Schlittenfahren und Eisbaden auf sie. Mir hat es Spaß gemacht, die mehr über die einzelnen Bewohner zu erfahren und im Hinblick auf die Liebesgeschichte, die sich allmählich entwickelt, mitzufiebern. 

Der wahre Grund für Vickys Reise gerät dabei nie ganz in Vergessenheit. Der Verlauf der Geschichte ist recht vorhersehbar. Die ein oder andere Überraschung hätte ich schön gefunden, allerdings gibt es auch noch zwei Geheimnisse, die vermutlich in weitern Bänden gelüftet werden. Letztlich bietet das Buch alles, was man für eine cozy Winter Love Story braucht: Zwei sympathische Protagonisten, ein bezaubernder Ort voller Bücher, liebenswürdiger Einwohner und einige Hindernisse, die es zu überwinden gilt.

Veröffentlicht am 22.10.2022

Ein bunter Trip durch die Welt der psychoaktiven Pflanzen

Kat Menschiks und des Psychiaters Doctor medicinae Jakob Hein Illustrirtes Kompendium der psychoaktiven Pflanzen
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Welche Pflanzen sind eigentlich psychoaktiv? Sicherlich fallen jeden gleich einige Klassiker ein wie Tabak, Cannabis und Absinth. In der Welt der Pflanzen kann man aber noch viel entdecken. Im vierzehnten ...

Welche Pflanzen sind eigentlich psychoaktiv? Sicherlich fallen jeden gleich einige Klassiker ein wie Tabak, Cannabis und Absinth. In der Welt der Pflanzen kann man aber noch viel entdecken. Im vierzehnten Band der Lieblingsbücher-Reihe von Kat Menschik gibt der Schriftsteller und Psychiater Jakob Hein anhand zahlreicher Beispiele einen Einblick ins Thema.

Der Autor hat aus hunderten psychoaktiven Pflanzen eine subjektive Auswahl getroffen, die er seinen Leser:innen näher bringen will. In neun Kapiteln präsentiert er sowohl die Geschichten von Pflanzen, die allseits für ihre Wirkung bekannt sind als auch Wirkungen von mehr oder weniger bekannten Pflanzen, die mir bis dato nicht bekannt waren. Ich erfuhr beispielsweise mehr über Tabak, Absinth und alkoholische Gärung und lernte, was Coca-Blätter mit Coca Cola in der heutigen Form zu tun haben und was es mit dem "Pepper High" auf sich hat. Die Themenvielfalt ist riesig und reicht von Narkotika über Halluzinogene bis hin zu Aphrodisika.

Im Vorwort erwähnt Jakob Hein, dass er Kat Menschik die Idee des Buchs nach der Veröffentlichung des illustrierten Tierlebens vorgeschlagen hat, welches diese mit Mark Benecke erstellt hat. Das "Pflanzenbuch" enthält viele interessante und überraschende Fakten und war für mich eine kurzweilige Lektüre. Im direkten Vergleich zum "Tierbuch" fand ich es jedoch etwas schwächer. Die Informationen werden recht dicht präsentiert und ich hätte mir noch mehr Storytelling gewünscht, das "Tierbuch" hat letztlich fast doppelt so viel Text.

Kat Menschiks Illustrationen unterscheiden sich in beiden Büchern deutlich, was man gleich sieht, wenn man beide Cover nebeneinander legt. Während sie im "Tierbuch" naturgetreue Illustrationen auf schwarzen Hintergründen präsentiert, ist dieses "Pflanzenbuch" ein bunter Rausch, der von der Farbe pink dominiert wird. Ein Hinweis hinten im Buch gibt an, dass hier mit sechs einzeln angemischten Echtfarben gedruckt wurde. Es gibt viele Illustrationen von Pflanzen, Kat Menschik zeigt aber auch Menschen beim Konsum oder greift Stichwörter wie "Superhelden", "Beatles" oder "betrunkene Affen" auf. Optisch ist dieses Buch wieder ein echtes Highlight, bei dem man gleichzeitig allerlei Wissenswertes aus der Welt der psychoaktiven Pflanzen erfährt.

Veröffentlicht am 15.10.2022

Wem wird die Aufnahme in die Alexandritische Gesellschaft gelingen?

The Atlas Six
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Fast alle Menschen glauben, dass das Wissen der Bibliothek von Alexandria verloren ist, doch das ist nicht korrekt. Alle zehn Jahre wählt die Alexandritische Gesellschaft die sechs talentiertesten Magier ...

Fast alle Menschen glauben, dass das Wissen der Bibliothek von Alexandria verloren ist, doch das ist nicht korrekt. Alle zehn Jahre wählt die Alexandritische Gesellschaft die sechs talentiertesten Magier aus, die für einen Platz in ihren Reihen in Frage kommen. Im ersten Studienjahr erhalten sie bereits Zugang zu den einigen Unterlagen von großer Macht und unschätzbarem Wert erhalten. Doch danach werden nur fünf von ihnen initiiert und werden ein weiteres Jahr lang ausgebildet.

Die Geschichte ist abwechselnd aus der Sicht der sechs ausgewählten Kandidaten geschrieben. Zu Beginn erhielt ich einen kurzen Einblick in ihre bisherigen Leben und wurde Zeugin der ersten Begegnung zwischen ihnen und dem Kurator Atlas Blakely, der alle zu einem ersten Treffen einlädt, um das Angebot der Gesellschaft zu unterbreiten. Die Fähigkeiten der sechs sind sehr unterschiedlich, ebenso wie ihre kulturellen und familiären Hintergründe.

Libby und Nico sind Physiomagier, die gerade ihren Abschluss an der New York School of Magic gemacht haben. Sie können sich nicht leiden, doch ihre Fähigkeiten ergänzen einander. Parisa ist eine Telepathin und verführt andere gern, um in ihre Gedanken zu schlüpfen, während Callum als Empath Gefühle erkennen und manipulieren kann. Tristan kann Illusionen durchschauen und Reina kann mit ihrer Energie Pflanzen zum wachsen bringen.

Ich fand es interessant, mehr über die einzelnen Charaktere und ihre Beweggründe zu erfahren, mit denen sie das Angebot von Atlas annehmen. Während einige die Aussicht auf möglichst viel Wissen anzieht, suchen andere nach ganz bestimmten Antworten. Was sie im ersten Jahr genau erwartet, weiß jedoch niemand so recht. Gleich nach ihrer Ankunft kommt es zu einem unerwarteten, spannenden Zwischenfall, der klar machte, dass sich die Geschichte nicht nur um das trockene Studieren alter Bücher drehen wird. 

Sehr schnell ist klar, dass nur fünf aus der Runde nach dem ersten Jahr initiiert werden und sie selbst entscheiden werden, wer von ihnen nicht dabei sein wird. Deshalb beginnen die Charaktere bald damit, Allianzen zu schmieden und zu überlegen, wen es treffen könnte. Neben diesem gemeinsamen Thema hat jeder eigene Ziele, die er verfolgt. Ich fand es interessant, zu sehen, wie die Sechs ihre Fähigkeiten allein, miteinander und gegeneinander einsetzen. Sie können Gedanken und Gefühle, aber auch Raum und Zeit manipulieren. Um die Gesetzmäßigkeiten ihrer Welt und ihre Kräfte zu verstehen, braucht es bisweilen Konzentration, um den längeren Ausführungen zu folgen.

Nach dem ersten Spannungsmoment zu Beginn ist die Story lange Zeit eher ruhig. Ich erfuhr mehr über die Ziele der einzelnen und beobachtete das sich verändernde Geflecht der Beziehungen zueinander. Eine Weile hatte ich das Gefühl, dass die Handlung nicht richtig von der Stelle kommt und ähnliche Überlegungen immer wieder gemacht werden. Schließlich wird ein Geheimnis von großer Tragweite gelüftet, das eine höchst brenzlige Situation herbeiführt. Eine überraschende Wendung lässt schließlich einiges in neuem Licht erscheinen und weckte meinte Neugier auf die beiden weiteren Bände dieser Trilogie. Gerne empfehle ich diesen magischen Dark Academia Roman voller Geheimnisse, Bündnisse und Verrat weiter.

Veröffentlicht am 15.10.2022

Was steckt wirklich hinter dem beliebten Succession Game?

Succession Game
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Der Zentralballungsraum Berlin im Jahr 2054: In Kürze wird das beliebte "Succession Game" in die zwölfte Staffel gehen. Jedes Jahr erfreut sich das Spiel großer Beliebtheit und wird von zahlreichen Zuschauerinnen ...

Der Zentralballungsraum Berlin im Jahr 2054: In Kürze wird das beliebte "Succession Game" in die zwölfte Staffel gehen. Jedes Jahr erfreut sich das Spiel großer Beliebtheit und wird von zahlreichen Zuschauerinnen gestreamt. Die zehn Kandidatinnen nehmen für die Dauer des Spiels andere Persönlichkeiten an und müssen sich durch fünf Stages kämpfen, denn nur eine oder einer von ihnen kann gewinnen. Der aktuelle Successor Théo ist seit vier Staffeln ungeschlagen. Wird er erneut den Sieg davontragen? Und welchen Plan verfolgt Clue, die im Spiel als Privatdetektivin antritt? Die Studentinnen Yezmin und Hathaichanok ahnen noch nicht, dass sie in diesem Jahr nicht bloß zuschauen werden. Währenddessen macht der Mediziner Rafael im Game Ship erschreckende Entdeckungen.

Auf den ersten Seiten des Buches wurde ich zunächst mit zahlreichen Informationen versorgt. Die Geschichte ist in der Zukunft angesiedelt, wobei man über die Gesellschaft nur einige grundlegende Dinge erfährt. Die Menschen leben in Zentralballungsräumen und haben die Auffassung von Geschlecht als Spektrum statt binäres Konzept verinnerlicht, was sich in ihrer Sprache ausdrückt. Im Succession Game können die Spieler
innen eine andere Persönlichkeit annehmen und vergessen währenddessen, wer sie eigentlich sind. Die Spielregeln und die zehn Charaktere der diesjährigen Staffel wurden mir vorgestellt und machten mich startklar für den Spielbeginn.

Das Succession Game beginnt spannend und durch die Perspektiven von Théo und Clue war ich hautnah dabei. Eine ganze Weile hatte ich keine Ahnung, in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird. Währenddessen fieberte ich mit, wer die nächste Stage im Spiel erreichen wird und erhielt durch die Außenperspektiven des Mediziners Rafael und der Studentinnen Yez und Hathi erste Hinweise darauf, dass irgendetwas hier ganz und gar nicht in Ordnung ist. 

Bald gibt es eine erste schockierende Entwicklung, durch die Dinge ins Rollen gebracht werden. Im weiteren Verlauf wird der Sci-Fi Teil der Geschichte immer relevanter, denn ich erhielt zunehmend Informationen darüber, wie der Persönlichkeitswechsel der Spieler
innen und das Spiel an sich funktioniert. Die Fachsimpelei über futuristische Neurobiologie und Programmierung ist zum Teil ziemlich detailliert und komplex. Ein ungefähres Verstehen reicht aber aus, um den Erst der Lage zu realisieren.

Ich fand es unterhaltsam, die Spielerinnen durch die Stages zu begleiten und zu überlegen, wer wohl wie weit kommen wird. Es sind höchst unterschiedliche Charaktere dabei, die für einige Überraschungen gut sind. Außerhalb des Spiels habe ich Yez und Hathi schnell liebgewonnen, während ich mit Rafael und seinem Umfeld meine Probleme hatte. Ich habe die Gründe für seine Entscheidungen nicht immer nachvollziehen können und wunderte mich, dass man ihn so frei agieren lässt. Zum Ende hin zieht das Tempo noch mal stark an und ich wurde fast abgehängt während meiner Versuche, zu verstehen, was da technisch und biologisch passiert. Ich entschloss mich, das auszublenden, um das spannende Finale wirken zu lassen. Gerne empfehle ich "Succession Game" an alle Sci-Fi Leserinnen weiter, die Lust haben, die Geheimnisse des Spiels peu a peu zu lüften.