Profilbild von Nabura

Nabura

Lesejury Star
offline

Nabura ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nabura über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2022

Warmherziger Roman über einen Neuanfang

Der Geschichtenbäcker
0

Viele Jahre lang war Sofie ein gefeierter Balletstar. Die Tänzerin war der Mittelpunkt jeder Aufführung, die ihr Mann Florian als Choreograf entwickelt hat. Doch von einem Tag auf den anderen war alles ...

Viele Jahre lang war Sofie ein gefeierter Balletstar. Die Tänzerin war der Mittelpunkt jeder Aufführung, die ihr Mann Florian als Choreograf entwickelt hat. Doch von einem Tag auf den anderen war alles aus, Schuld daran eine Fraktur im Fuß, die noch schwerwiegendere Verletzungen nach sich ziehen könnte und zur sofortigen Kündigung geführt hat. Nach Wochen der Untätigkeit reagiert Sofie auf das nächstbeste Angebot der Arbeitsangentur, damit sie keine Kürzungen wegen mangelnder Bemühungen befürchten muss. Der Bäcker Giacomo sucht Verstärkung. Sofie, die eine Stelle im Verkauf erwartet hat, ist überrascht, als sie selbst Brote backen soll. Doch Giacomo erkennt den Rhythmus in ihrem Blut und möchte sie in seine Geheimnisse einweihen. Ist Sofie bereit für diese Wendung in ihrem Leben?

Zu Beginn des Buches erlebte ich eine Sofie, deren Leben in Scherben liegt. Tanzen war für sie nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Nun ist ihre Karriere abrupt beendet, während Florian sich als Choreograf weiterhin in der Welt der Tänzer bewegt, von der sie kein Teil mehr ist. Die neueste Vorstellung mit ihrer Nachfolgerin Irina kann sie nur wenige Minuten ertragen, bevor sie ins Freie flüchtet. Auch Giacomo ist trübsinnig, denn die Bäckerei ist ohne eine helfende Hand nicht rentabel genug und auf seine Stellenanzeige hat sich bislang niemand Passendes gemeldet.

Die erste Begegnung zwischen Sopfie und Giacomo brachte mich ins Schmunzeln. Sofie plant, möglichst schnell wieder aus der Bäckerei zu verschwinden und dem Arbeitsamt ihren guten Willen bewiesen zu haben, doch Giacomo erkennt den Rhythmus in ihr und weist sie an, zuzuschauen. Gespannt las ich weiter und beobachtete, wie Sofies Begeisterung für das Handwerk allmählich erwacht.
Weiter in den Kommentaren

Für Giacomo ist Brotbacken nicht nur das Kneten des Teiges, auch Emotionen und Geschichten spielen eine große Rolle, woraus sich der Buchtitel ableitet. Seine Philosophie beim Backen verleiht dem Buch etwas Märchenhaftes. Das Beschriebene erschien mir zwar nicht ganz realistisch - könnte es sich ein Bäcker wirklich leisten, alle mit Traurigkeit gebackenen Brote wegzuwerfen? - doch ich habe diese Gedanken beiseite geschoben und mich ganz auf die Magie der Geschichte eingelassen.

Viele unterhaltsame Charaktere und schöne Situationen lassen diese Geschichte zu einer echten Feelgood-Lektüre werden. Einige Momente stimmten aber auch nachdenklich, beispielsweise das Auseinanderdriften von Sofie und ihrem Mann Florian oder die Trauer im Herzen von Giacomo. Ich habe das Buch in weniger als vierundzwanzig Stunden gelesen und mich bestens unterhalten gefühlt. Dieser warmherzige Roman über einen Neuanfang verdient noch ganz viele Leser!

Veröffentlicht am 01.04.2022

Ungewöhnlich, aufrüttelnd, unterhaltsam - große Leseempfehlung!

Eine Frage der Chemie
0

Im Jahr 1952 wird von Frauen in Commons, Kalifornien vor allem erwartet, dass sie möglichst viele Kinder bekommen und ihre Tage mit Hausarbeit und als liebende Ehefrau und Mutter verbringen. Doch Elizabeth ...

Im Jahr 1952 wird von Frauen in Commons, Kalifornien vor allem erwartet, dass sie möglichst viele Kinder bekommen und ihre Tage mit Hausarbeit und als liebende Ehefrau und Mutter verbringen. Doch Elizabeth Zott ist nicht wie diese Frauen. Als Chemikerin möchte sie wissenschaftliche Durchbrüche erzieheln. Ihre Promotion konnte sie jedoch nicht abschließen, weil sie von ihrem Betreuer vergewaltigt wurde und man ihr daran die Schuld gab. Der Job im Forschungsinstitut Hastings ist der einzige, der ihr angeboten wurde, während der Star-Chemiker Calvin Evans hier vor allem wegen des guten Wetters gelandet ist. Nach einem Vorfall, in dem Bechergläser eine Rolle spielten, werden die beiden ein Paar und führen eine Beziehung auf Augenhöhe. Doch der Schutz, den Elizabeth durch diese Beziehung erfährt, ist nur von kurzer Dauer...

Das Buch beginnt mit zwei Kapiteln, die im Jahr 1961 spielen. Als Leserin erfuhr ich, dass Elizabeth Zott eine ehemalige Forschungschemikerin ist. Ihre Tochter Madeline ist anderen Kindern in ihrem Alter intellektuell voraus, tut sich im sozialen Kontakt aber schwer. Um dazuzugehören, verschenkt sie ihren Lunch an die Tochter des alleinerziehenden Walter Pine. Als Elizabeth dies entdeckt und Pine wütend zur Rede stellt, bietet dieser ihr eine eigene Kochshow im Fernsehen an.

Das Buch springt danach zehn Jahre in der Zeit zurück und berichtet, wie Elizabeth als ambitionierte Chemikerin zur Fernsehköchin geworden ist. Sie ist ein ambitionierter und starker Charakter mit hoher Intelligenz, doch als Frau werden ihr ständig Steine in den Weg gelegt. Ihre ausnahmslos männlichen Kollegen nehmen sie nicht ernst und lassen sie das mit Worten und Taten spüren. Die einzige Ausnahme bildet Calvin Evans, mit dem sie eine Beziehung eingeht und zusammenzieht. Eine Heirat kommt für sie jedoch nicht in Frage. Ihre Abweichung vom Rollenbild hat schon bald weitere harte Konsequenzen, die sie bewältigen muss.

Elizabeth habe ich beim Lesen schnell ins Herz geschlossen. Als berufstätige Frau wird sie ständig diskriminiert, doch dabei bleibt es nicht. Der Ausschluss aus dem Promotionsprogramm nach ihrer Vergewaltigung, in der Opfer- und Täterrolle vertauscht wurden, um einen rennomierten Forscher zu schützen, hat ihr gezeigt, wie weit einige Männer bereit sind zu gehen, um ihresgleichen zu schützen. Doch Elizabeth ist daran nicht zerbrochen, sondern hat sich eine harte Schale zugelegt und beschlossen, ihre Chemiekarriere trotzdem weiter zu verfolgen. Ich habe ihre Schlagfertigkeit bewundert und musste gleichzeitig hilflos zusehen, wie sie trotz ihrer toughen und unverblümten Art immer wieder schlecht behandelt wird.

Im Laufe der Zeit findet Elizabeth dank überraschender Entwicklungen einige Verbündete. Es entstehen schöne Freundschaften, aus denen neue Kraft geschöpft werden kann. Der heimliche Star des Buches ist sicherlich der Hund Halbsieben, dem Elizabeth hunderte Wörter beibringt und aus dessen Perspektive einige Abschnitte geschrieben sind. Auch die Szenen im Kochstudio, in dem Elizabeth aus dem als bieder geplanten Format eine intellektuell herausfordernde Chemiestunde macht, fand ich sehr unterhaltsam. Die heiteren Szenen sorgen für einen Ausgleich zu den Rückschlägen, die Elizabeth erlebt. Zum Ende hin gibt es einige befriedigende Entwicklungen. Ich habe das Buch großer Bewunderung für Frauen wie Elizabeth beendet, die sich in den 50er und 60er Jahren gegen das Patriachat aufgelehnt und Frauen ermutigt haben, ihre beruflichen Träume trotz aller Vorurteile und Hindernisse zu verwirklichen. Ich gebe eine große Leseempfehlung für dieses Buch und vor allem diese tolle Progatonistin!

Veröffentlicht am 26.03.2022

Was geht hier vor sich?

Das Spiegelhaus
0

12 Jahre sind vergangen, seit Cat ihrem Leben in Edinburgh und ihrer Zwillgsschwester El den Rücken gekehrt und sich ein neues Leben in Los Angeles aufgebaut hat. Doch nun kehrt sie in ihre Heimat zurück, ...

12 Jahre sind vergangen, seit Cat ihrem Leben in Edinburgh und ihrer Zwillgsschwester El den Rücken gekehrt und sich ein neues Leben in Los Angeles aufgebaut hat. Doch nun kehrt sie in ihre Heimat zurück, denn El ist verschwunden: Von ihr und dem Segelboot, mit dem sie allein hinausgefahren ist, fehlt seit Tagen jede Spur. Dennoch kann Cat einfach nicht glauben, dass El tot sein soll.

Cat kommt vorerst im Spiegelhaus unter, dem Haus ihrer Kindheit, das El gemeinsam mit ihrem Mann Ross vor einigen Jahren gekauft hat. Hier haben die beiden Zwillinge sich einst eine eigene Welt erschaffen: Das Spiegelland, ein Ort voller Abenteuer, Piraten und Hexen. Als Drohbriefe auf der Türschwelle auftauchen und Cat mysteriöse Mails mit einer Schatzsuche in ihrem eigenen Haus erhält, ahnt sie, dass irgendetwas nicht stimmt. Doch um aufzudecken, was vor sich geht, muss sie sich erinnern, was damals im Spiegelhaus wirklich geschehen ist...

Das Buch beginnt mit einem kurzen Prolog, in dem Cat und ihre Schwester El völlig verängstigt an einem Hafen ankommen, um mit einem Piratenschiff in See zu stechen. Doch vorher müssen sie noch Cats Pulli im Wasser versenken. Sie schwören, einander nie zu verlassen. Nach diesem reichlich verwirrenden Start springt die Geschichte zwanzig Jahre in die Zukunft und berichtet von Cats Ankunft in Schottland nach Els Verschwinden. Sie kann nicht aufhören, daran zu denken, dass sie nicht da war, als El starb, und das auch nicht gespürt hat.

Die meiste Zeit verbringt Cat mit Els man Ross im Spiegelhaus, während die beiden auf Neuigkeiten von der Polizei oder der Seenotrettung warten. Immer wieder kehren Cats Gedanken zurück zu Els und ihren Kindheitserlebnissen im Haus und insbesondere im Spiegelland, welches durch einen verborgenen Durchgang in einem Schrank in der Speisekammer besucht werden kann.

Cats Erinnerungen sind so stark von fantastischen Vorstellungen durchwebt, dass ich beim Lesen nur schwer differenzieren konnte, welche Orte und Figuren real sind und welche nicht. Auch Cat selbst gelingt diese Unterscheidung nicht immer. Die Briefe und Mails, die Cat erhält, werfen zusätzliche Fragen auf. Für meinen Geschmack tappte ich jedoch insgesamt zu lange im Dunkeln und hätte mir früher erste Antworten gewünscht, die mir helfen zu begreifen, was überhaupt vor sich geht.

Die zweite Buchhälfte fand ich stärker, hier gibt es regelmäßige Plottwists und Enthüllungen, die das Geschehene in neuem Licht erscheinen lassen. Das Buch wird düsterer und aus einer Ahnung wird allmählich Gewissheit. Bis zuallerletzt gibt es überraschende Wendungen, die ich zwischendurch erwartet und dann wieder verworfen hatte. Doch auch wenn sich die Autorin große Mühe gegeben hat, Plausibilität in die Auflösung der Ereignisse zu bringen, war mir diese etwas zu dick aufgetragen.

„Das Spiegelhaus“ ist ein Mystery-Thriller, der durch die überbordende Fantasie in den Erinnerungen der Protagonistin Cat zu einem Leseerlebnis der besonderen Art wird. Wenn ihr düstere Geschichten mögt, in denen ihr zu Beginn eine ganze Weile keinerlei Ahnung habt, was eigentlich vor sich geht, und ihr euch auf die Suche nach Erklärungen begeben müsst, dann ist dieses Buch das Richtige für euch.

Veröffentlicht am 26.03.2022

Ein in jeglicher Hinsicht extremer Roman

Tick Tack
0

Almette ist 15 und hat gerade einen Selbstmordversuch hinter sich: Sie hat sich in Köln auf die U-Bahngleise gelegt und wurde nur knapp gerettet. Die Gründe dafür verschweigt sie, Eltern und Freunde dringen ...

Almette ist 15 und hat gerade einen Selbstmordversuch hinter sich: Sie hat sich in Köln auf die U-Bahngleise gelegt und wurde nur knapp gerettet. Die Gründe dafür verschweigt sie, Eltern und Freunde dringen zu ihr ebenso wenig durch wie Therapeuten. Ihr Hauptinteresse scheint der Steigerung ihrer Followerzahl in den sozialen Medien zu gelten. Als sie dem elf Jahre älteren Jo begegnet, verspricht ihr dieser, sie mit seiner Hilfe im Internet ganz groß rauszubringen. Für Jo ist Almette jedoch nur ein Werkzeug, um seine eigenen gefährlichen Pläne zu verwirklichen.

Almette ist ein Charakter, der krasse Gegensätze in sich vereint. Sie geht auf eine angesehene Schule, wo sie gerade eine Klasse übersprungen hat und weiterhin sehr gute Noten hat. Auf der anderen Seite spricht sie eine vulgäre, alles kommentierende, ständig abwertende Sprache voller Anglizismen. Die Gründe für ihren Selbstmordversuch bleiben lange unklar, doch schnell merkt mann, dass hinter ihrer coolen Fassade ein labiler, leicht beeinflussbarer Mensch steckt.

Likes und Aufmerksamkeit sind die Währung, die Almette braucht, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Ihre Eltern sind übervorsorglich, sie geben vor es nur gut zu meinen und drängen sie dabei in die von ihnen gewünschte Richtung. Das ausspionieren von Tagebüchern und Handys scheint normal zu sein. Alle Charaktere sind extrem überzeichnet, zum Beispiel auch Almettes Vater, der seinen Beraterjob aufgegeben hat, um Feminismus-Blogger zu werden. Zu Beginn gab es einige unterhaltsame Dialoge, die mich neugierig machten, wohin dies alles führen soll.

Almette trifft bald auf Jo, der in ihr das geeignete Werkzeug für seine Pläne sieht. Jos Kapitel sind während des gesamten Romans im Greentext Format geschrieben und geben den Hass und seine verqueren Gedanken wieder, die er über anonyme Message Baords teilt. Dabei wird > vor jedem Gedanken genutzt, es ist ein sehr abgehakter Stil mit beliebiger Kommasetzung und Groß-/Kleinschreibung mit Gifs und Bildern, von denen ich nur die Titel lesen konnte. Es ist eine ungewöhnliche Art, sich mit einem Charakter auseinanderzusetzen, aber Stil und Inhalt wurden mir schnell zu viel. Ich fragte mich, was wirklich in so einem Menschen vorgeht, der solche Äußerungen von sich gibt und Menschen wie Almette mit großem Aufwand manipuliert.

Im zweiten Teil des Buches gibt es einen Zeitsprung, der eine krasse Veränderung mit sich bringt. Jo und Almette gehören plötzlich zu den Verschwörungstheoretikern, die gegen die Coronaregeln in den Kampf ziehen. Es wird gezeigt, wie jedes rationale Argument ausgehebelt wird und völlig unterscheidliche Bevölkerungsgruppen sich in Anbetracht eines gemeinsamen Feindbildes zusammentun. Erschreckend fand ich, dass nach dem überspitzten ersten Teil dieser zweite Teil allzu realistisch wirkt, da man ähnliche Geschichten aus den Nachrichten der letzten zwei Jahre kennt. Menschen wie Almette und Jo fühlen sich von immer mehr Menschen verstanden und haben endlich das Publikum, auf das sie gewartet haben. Diese Kulisse nutzt die Autorin, um ihre Geschichte auf die Spitze zu treiben. Das Ende kommt dann aber sehr abrupt und wirkte auf mich zu einfach.

Julia von Lucadou beschäftigt sich in „Tick Tack“ mit der Jagd nach Followern um jeden Preis, Hass im Netz, gefährlicher Manipulation und dem Weg in die Welt der Verschwörungstheoretiker. Die Geschichte hat einen ganz eigenen Sound und Stil, der es mir jedoch schwer machte, Zugang zu finden und den ich schnell anstrengend fand. Das Buch spricht wichtige Themen an, doch für mich wäre in der Umsetzung weniger mehr gewesen.

Veröffentlicht am 20.03.2022

Mit einer Kofferraum voller Bienenköniginnen durch die Provence

Die wundersame Reise der Bienen
0

Anna und ihr Freund Christopher haben eine Woche Urlaub an der Côte d’Azur verbracht und wollen jetzt zurück nach Hamburg reisen, wo Christopher am nächsten Tag einen wichtigen Pitch hat. Kurz vor dem ...

Anna und ihr Freund Christopher haben eine Woche Urlaub an der Côte d’Azur verbracht und wollen jetzt zurück nach Hamburg reisen, wo Christopher am nächsten Tag einen wichtigen Pitch hat. Kurz vor dem Abflug überfällt Anna jedoch eine Panikattacke und Christoph fliegt ohne sie zurück. Mit dem Auto als Beifahrerin über Landstraßen zurückzufahren scheint ihr die einzige Möglichkeit zu sein, ohne weitere Panik gen Heimat zu kommen. Über die Mitfahrzentrale findet sie Hank, der sie zumindest ein Stück weit mitnehmen kann. Er liefert in der Provence Bienenköniginnen aus. Aufgrund einiger Zwischenfälle kommen die beiden jedoch langsamer voran als gedacht. Anna bringt diese unfreiwillige Auszeit ins Grübeln, ob sie ihr eigentlich Leben so lebt, wie sie es möchte oder mehr so, wie andere es von ihr erwarten.

In ihrem Debütroman nahm mit Katja Kewertisch mit an der Côte d’Azur. In ihrem arbeitsreichen Leben konnten sich Anna und Christopher nur eine Woche Urlaub gönnen, und selbst in dieser hat Christopher jeden Tag an seinem Pitch gearbeitet. Auch Anna erwartet in der Folgewoche ein wichtiger Termin - doch plötzlich machen Körper und Psyche nicht mehr mit und sie steht allein am Flughafen von Nizza. Hank, der aufgrund zahlreicher Bienenstiche an seinen Füßen barfuß unterwegs ist, scheint ihr zwar ein sonderbarer Zeitgenosse zu sein, aber ihre einzige Möglichkeit, vorwärts zu kommen.

Auf den ersten Blick hat die erfolgsorientierte Anna, die in der Großstadt lebt und nie selbst kocht wenig mit dem naturverbundenen Hank gemein. Die Unterschiedlichkeit der beiden und Annas Nervösität im Hinblick auf weitere Panikattacken machen den Start ihres Roadtips zu einer holprigen Angelegenheit, in der sie mehrfach aneinander geraten. Ich fand es schön zu beobachten, wie die beiden sich vor der malerischen Kulisse der sommerlichen Provence allmählich zusammenraufen und einander besser kennenlernen. Der Roadtrip nahm mich mit in die schönsten Ecken der Gegend und bot zahlreiche Feelgood-Momente.

Anna und Hank leben bald von Moment zu Moment und verdrängen den Alltag, in den sie bald zurückkehren müssen. Doch schließlich ist es so weit und die zweite Buchhälfte nahm mich mit in ihre Leben in Hamburg und Kiel. Die Reise hat in ihrnen etwas ausgelöst und sie reflektieren, wo sie stehen und was sie eigentlich vom Leben erwarten. Dabei erfuhr ich, dass beide einige Aspekte ihrer momentanen Situation während der Reise erfolgreich ausgeblendet haben, denen sie sich nun stellen müssen.

Die Geschichte ist emotional und stimmt nachdenklich. Zu den Themen, mit denen Anna und Hank sich ursprünglich auf die Reise begeben haben, kommen weitere einschneidende Erlebnisse hinzu, welche sie zusätzlich wachrütteln. Die schönen Momente, die den beiden während des Roadtrips Kraft gegeben haben, scheinen weit weg. Auch wenn die Reflektion und Veränderung der Lebensumstände sicherlich ein längerer Prozess ist, hätte ich mir gewünscht, dass er etwas straffer erzählt wird und ich dafür am Ende mehr Einblicke in die Konsequenzen der getroffenen Entscheidungen erhalten hätte.

„Die Geschichte der Bienen“ nahm mich als Leserin mit auf einem Roadtrip durch die Provence, der die Hauptcharaktere dazu bringt, sich mit essentiellen Fragen im Hinblick auf ihr Leben auseinanderzusetzen. Gerne empfehle ich diesen Roman weiter.