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Veröffentlicht am 26.03.2022

Was geht hier vor sich?

Das Spiegelhaus
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12 Jahre sind vergangen, seit Cat ihrem Leben in Edinburgh und ihrer Zwillgsschwester El den Rücken gekehrt und sich ein neues Leben in Los Angeles aufgebaut hat. Doch nun kehrt sie in ihre Heimat zurück, ...

12 Jahre sind vergangen, seit Cat ihrem Leben in Edinburgh und ihrer Zwillgsschwester El den Rücken gekehrt und sich ein neues Leben in Los Angeles aufgebaut hat. Doch nun kehrt sie in ihre Heimat zurück, denn El ist verschwunden: Von ihr und dem Segelboot, mit dem sie allein hinausgefahren ist, fehlt seit Tagen jede Spur. Dennoch kann Cat einfach nicht glauben, dass El tot sein soll.

Cat kommt vorerst im Spiegelhaus unter, dem Haus ihrer Kindheit, das El gemeinsam mit ihrem Mann Ross vor einigen Jahren gekauft hat. Hier haben die beiden Zwillinge sich einst eine eigene Welt erschaffen: Das Spiegelland, ein Ort voller Abenteuer, Piraten und Hexen. Als Drohbriefe auf der Türschwelle auftauchen und Cat mysteriöse Mails mit einer Schatzsuche in ihrem eigenen Haus erhält, ahnt sie, dass irgendetwas nicht stimmt. Doch um aufzudecken, was vor sich geht, muss sie sich erinnern, was damals im Spiegelhaus wirklich geschehen ist...

Das Buch beginnt mit einem kurzen Prolog, in dem Cat und ihre Schwester El völlig verängstigt an einem Hafen ankommen, um mit einem Piratenschiff in See zu stechen. Doch vorher müssen sie noch Cats Pulli im Wasser versenken. Sie schwören, einander nie zu verlassen. Nach diesem reichlich verwirrenden Start springt die Geschichte zwanzig Jahre in die Zukunft und berichtet von Cats Ankunft in Schottland nach Els Verschwinden. Sie kann nicht aufhören, daran zu denken, dass sie nicht da war, als El starb, und das auch nicht gespürt hat.

Die meiste Zeit verbringt Cat mit Els man Ross im Spiegelhaus, während die beiden auf Neuigkeiten von der Polizei oder der Seenotrettung warten. Immer wieder kehren Cats Gedanken zurück zu Els und ihren Kindheitserlebnissen im Haus und insbesondere im Spiegelland, welches durch einen verborgenen Durchgang in einem Schrank in der Speisekammer besucht werden kann.

Cats Erinnerungen sind so stark von fantastischen Vorstellungen durchwebt, dass ich beim Lesen nur schwer differenzieren konnte, welche Orte und Figuren real sind und welche nicht. Auch Cat selbst gelingt diese Unterscheidung nicht immer. Die Briefe und Mails, die Cat erhält, werfen zusätzliche Fragen auf. Für meinen Geschmack tappte ich jedoch insgesamt zu lange im Dunkeln und hätte mir früher erste Antworten gewünscht, die mir helfen zu begreifen, was überhaupt vor sich geht.

Die zweite Buchhälfte fand ich stärker, hier gibt es regelmäßige Plottwists und Enthüllungen, die das Geschehene in neuem Licht erscheinen lassen. Das Buch wird düsterer und aus einer Ahnung wird allmählich Gewissheit. Bis zuallerletzt gibt es überraschende Wendungen, die ich zwischendurch erwartet und dann wieder verworfen hatte. Doch auch wenn sich die Autorin große Mühe gegeben hat, Plausibilität in die Auflösung der Ereignisse zu bringen, war mir diese etwas zu dick aufgetragen.

„Das Spiegelhaus“ ist ein Mystery-Thriller, der durch die überbordende Fantasie in den Erinnerungen der Protagonistin Cat zu einem Leseerlebnis der besonderen Art wird. Wenn ihr düstere Geschichten mögt, in denen ihr zu Beginn eine ganze Weile keinerlei Ahnung habt, was eigentlich vor sich geht, und ihr euch auf die Suche nach Erklärungen begeben müsst, dann ist dieses Buch das Richtige für euch.

Veröffentlicht am 26.03.2022

Ein in jeglicher Hinsicht extremer Roman

Tick Tack
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Almette ist 15 und hat gerade einen Selbstmordversuch hinter sich: Sie hat sich in Köln auf die U-Bahngleise gelegt und wurde nur knapp gerettet. Die Gründe dafür verschweigt sie, Eltern und Freunde dringen ...

Almette ist 15 und hat gerade einen Selbstmordversuch hinter sich: Sie hat sich in Köln auf die U-Bahngleise gelegt und wurde nur knapp gerettet. Die Gründe dafür verschweigt sie, Eltern und Freunde dringen zu ihr ebenso wenig durch wie Therapeuten. Ihr Hauptinteresse scheint der Steigerung ihrer Followerzahl in den sozialen Medien zu gelten. Als sie dem elf Jahre älteren Jo begegnet, verspricht ihr dieser, sie mit seiner Hilfe im Internet ganz groß rauszubringen. Für Jo ist Almette jedoch nur ein Werkzeug, um seine eigenen gefährlichen Pläne zu verwirklichen.

Almette ist ein Charakter, der krasse Gegensätze in sich vereint. Sie geht auf eine angesehene Schule, wo sie gerade eine Klasse übersprungen hat und weiterhin sehr gute Noten hat. Auf der anderen Seite spricht sie eine vulgäre, alles kommentierende, ständig abwertende Sprache voller Anglizismen. Die Gründe für ihren Selbstmordversuch bleiben lange unklar, doch schnell merkt mann, dass hinter ihrer coolen Fassade ein labiler, leicht beeinflussbarer Mensch steckt.

Likes und Aufmerksamkeit sind die Währung, die Almette braucht, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Ihre Eltern sind übervorsorglich, sie geben vor es nur gut zu meinen und drängen sie dabei in die von ihnen gewünschte Richtung. Das ausspionieren von Tagebüchern und Handys scheint normal zu sein. Alle Charaktere sind extrem überzeichnet, zum Beispiel auch Almettes Vater, der seinen Beraterjob aufgegeben hat, um Feminismus-Blogger zu werden. Zu Beginn gab es einige unterhaltsame Dialoge, die mich neugierig machten, wohin dies alles führen soll.

Almette trifft bald auf Jo, der in ihr das geeignete Werkzeug für seine Pläne sieht. Jos Kapitel sind während des gesamten Romans im Greentext Format geschrieben und geben den Hass und seine verqueren Gedanken wieder, die er über anonyme Message Baords teilt. Dabei wird > vor jedem Gedanken genutzt, es ist ein sehr abgehakter Stil mit beliebiger Kommasetzung und Groß-/Kleinschreibung mit Gifs und Bildern, von denen ich nur die Titel lesen konnte. Es ist eine ungewöhnliche Art, sich mit einem Charakter auseinanderzusetzen, aber Stil und Inhalt wurden mir schnell zu viel. Ich fragte mich, was wirklich in so einem Menschen vorgeht, der solche Äußerungen von sich gibt und Menschen wie Almette mit großem Aufwand manipuliert.

Im zweiten Teil des Buches gibt es einen Zeitsprung, der eine krasse Veränderung mit sich bringt. Jo und Almette gehören plötzlich zu den Verschwörungstheoretikern, die gegen die Coronaregeln in den Kampf ziehen. Es wird gezeigt, wie jedes rationale Argument ausgehebelt wird und völlig unterscheidliche Bevölkerungsgruppen sich in Anbetracht eines gemeinsamen Feindbildes zusammentun. Erschreckend fand ich, dass nach dem überspitzten ersten Teil dieser zweite Teil allzu realistisch wirkt, da man ähnliche Geschichten aus den Nachrichten der letzten zwei Jahre kennt. Menschen wie Almette und Jo fühlen sich von immer mehr Menschen verstanden und haben endlich das Publikum, auf das sie gewartet haben. Diese Kulisse nutzt die Autorin, um ihre Geschichte auf die Spitze zu treiben. Das Ende kommt dann aber sehr abrupt und wirkte auf mich zu einfach.

Julia von Lucadou beschäftigt sich in „Tick Tack“ mit der Jagd nach Followern um jeden Preis, Hass im Netz, gefährlicher Manipulation und dem Weg in die Welt der Verschwörungstheoretiker. Die Geschichte hat einen ganz eigenen Sound und Stil, der es mir jedoch schwer machte, Zugang zu finden und den ich schnell anstrengend fand. Das Buch spricht wichtige Themen an, doch für mich wäre in der Umsetzung weniger mehr gewesen.

Veröffentlicht am 20.03.2022

Mit einer Kofferraum voller Bienenköniginnen durch die Provence

Die wundersame Reise der Bienen
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Anna und ihr Freund Christopher haben eine Woche Urlaub an der Côte d’Azur verbracht und wollen jetzt zurück nach Hamburg reisen, wo Christopher am nächsten Tag einen wichtigen Pitch hat. Kurz vor dem ...

Anna und ihr Freund Christopher haben eine Woche Urlaub an der Côte d’Azur verbracht und wollen jetzt zurück nach Hamburg reisen, wo Christopher am nächsten Tag einen wichtigen Pitch hat. Kurz vor dem Abflug überfällt Anna jedoch eine Panikattacke und Christoph fliegt ohne sie zurück. Mit dem Auto als Beifahrerin über Landstraßen zurückzufahren scheint ihr die einzige Möglichkeit zu sein, ohne weitere Panik gen Heimat zu kommen. Über die Mitfahrzentrale findet sie Hank, der sie zumindest ein Stück weit mitnehmen kann. Er liefert in der Provence Bienenköniginnen aus. Aufgrund einiger Zwischenfälle kommen die beiden jedoch langsamer voran als gedacht. Anna bringt diese unfreiwillige Auszeit ins Grübeln, ob sie ihr eigentlich Leben so lebt, wie sie es möchte oder mehr so, wie andere es von ihr erwarten.

In ihrem Debütroman nahm mit Katja Kewertisch mit an der Côte d’Azur. In ihrem arbeitsreichen Leben konnten sich Anna und Christopher nur eine Woche Urlaub gönnen, und selbst in dieser hat Christopher jeden Tag an seinem Pitch gearbeitet. Auch Anna erwartet in der Folgewoche ein wichtiger Termin - doch plötzlich machen Körper und Psyche nicht mehr mit und sie steht allein am Flughafen von Nizza. Hank, der aufgrund zahlreicher Bienenstiche an seinen Füßen barfuß unterwegs ist, scheint ihr zwar ein sonderbarer Zeitgenosse zu sein, aber ihre einzige Möglichkeit, vorwärts zu kommen.

Auf den ersten Blick hat die erfolgsorientierte Anna, die in der Großstadt lebt und nie selbst kocht wenig mit dem naturverbundenen Hank gemein. Die Unterschiedlichkeit der beiden und Annas Nervösität im Hinblick auf weitere Panikattacken machen den Start ihres Roadtips zu einer holprigen Angelegenheit, in der sie mehrfach aneinander geraten. Ich fand es schön zu beobachten, wie die beiden sich vor der malerischen Kulisse der sommerlichen Provence allmählich zusammenraufen und einander besser kennenlernen. Der Roadtrip nahm mich mit in die schönsten Ecken der Gegend und bot zahlreiche Feelgood-Momente.

Anna und Hank leben bald von Moment zu Moment und verdrängen den Alltag, in den sie bald zurückkehren müssen. Doch schließlich ist es so weit und die zweite Buchhälfte nahm mich mit in ihre Leben in Hamburg und Kiel. Die Reise hat in ihrnen etwas ausgelöst und sie reflektieren, wo sie stehen und was sie eigentlich vom Leben erwarten. Dabei erfuhr ich, dass beide einige Aspekte ihrer momentanen Situation während der Reise erfolgreich ausgeblendet haben, denen sie sich nun stellen müssen.

Die Geschichte ist emotional und stimmt nachdenklich. Zu den Themen, mit denen Anna und Hank sich ursprünglich auf die Reise begeben haben, kommen weitere einschneidende Erlebnisse hinzu, welche sie zusätzlich wachrütteln. Die schönen Momente, die den beiden während des Roadtrips Kraft gegeben haben, scheinen weit weg. Auch wenn die Reflektion und Veränderung der Lebensumstände sicherlich ein längerer Prozess ist, hätte ich mir gewünscht, dass er etwas straffer erzählt wird und ich dafür am Ende mehr Einblicke in die Konsequenzen der getroffenen Entscheidungen erhalten hätte.

„Die Geschichte der Bienen“ nahm mich als Leserin mit auf einem Roadtrip durch die Provence, der die Hauptcharaktere dazu bringt, sich mit essentiellen Fragen im Hinblick auf ihr Leben auseinanderzusetzen. Gerne empfehle ich diesen Roman weiter.

Veröffentlicht am 19.03.2022

Alles andere als ein schöner Spaziergang im australischen Yarra Valley

Papier & Blut
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Der Siegelagent Al MacBharrais erhält beunruhigende Neuigkeiten von Chen Ya-Ping, der Schülerin seiner in Melbourne lebenden Kollegin Shu-Hua. Diese ist verschwunden, nachdem sie in Richtung Yarra Valley ...

Der Siegelagent Al MacBharrais erhält beunruhigende Neuigkeiten von Chen Ya-Ping, der Schülerin seiner in Melbourne lebenden Kollegin Shu-Hua. Diese ist verschwunden, nachdem sie in Richtung Yarra Valley aufgebrochen ist, wo ein Bannzauber angeschlagen hat. Auch Mei-Ling aus Taipeh und ihre Schülerin, die sich gemeinsam auf die Suche nach Shu-Hua gemacht haben, sind nun nicht mehr auffindbar. Al reist mit Buck Foi, dem Hobogoblin in seinen Diensten, nach Australien, um die Geschehenisse gemeinsam mit Ya-Ping aufzuklären. Eins ist klar: Ihr Ausflug ins Yarra Valley wird alles andere als ein schöner Spaziergang.

Der zweite Band der Chroniken des Siegelmagiers beginnt mit einem Streit zwischen Al und Buck. Am Ende des ersten Bandes hat Al erfahren, dass nicht nur ein Fluch auf ihm lastet, durch den ihn jeder hasst, mit dem er sich länger unterhält. Es gibt noch einen zweiten Fluch, der dafür sorgt, dass seine Schüler nach rund einem Jahr das zeitliche segnen. Weil Buck in seinen Diensten steht ist auch er vermutlich davon betroffen. Doch ihn und Al bleiben noch ein paar Monate, um einen Weg zu finden, den Fluch zu brechen. Viel dringlicher ist Ya-Pings Anruf, der den Streit unterbricht und die beiden darüber informiert, dass zwei der fünf amtierenden Siegelmagier spurlos verschwunden sind.

Das Tempo ist zu Beginn des Bandes eher ruhig. Es müssen einige Vorbereitungen für die Reise nach Melbourne und weiter ins Yarra Valley getroffen werden, um für die dort lauernde unbekannte Gefahr gewappnet zu sein. Die Reisegesellschaft erhält Verstärkung von Eisernen Druiden, der inder vorherigen Serie von Kevin Hearne der Protagonist war und dessen Geschichte hier etwas weitererzählt wird. Weitere Charaktere eilen überraschend zur Verstärkung, zu denen ich nichts verraten will.

Mit der Ankunft im Yarra Valley wird die Geschichte schneller und die Kapitel entsprechend kürzer. Erste Kämpfe werden ausgetragen, noch bevor es weitere Informationen zum Wer und Warum gibt. In diesem Band wird noch deutlich mehr gekämpft als im Vorgänger, letztendlich liest er sich wie ein einziger großer Dungeon, den es zu bezwingen gibt. Trotz der blutigen Kämpfe lebt die Handlung wieder von einer gehörigen Portion schrägen Humors und mir wurde kurzweilige Unterhaltung geboten. Etwas gestört hat mich, dass zum Ende hin mehrere bis zu 30 Seiten lange Kurzgeschichten eingebaut werden, während die Charaktere rasten. Das wirkte auf mich, als hätte der Autor noch ein paar Seiten füllen wollen und hat die Handlung unnötig ausgebremst.

In die Serie einsteigen sollten interessierte Fantasy-Leser:innen aus meiner Sicht unbedingt mit dem ersten Band der Chronik. Wenn dieser Euch begeistern konnte und ihr Lust auf noch mehr Action habt, dann ist „Papier & Blut“ das richtige für euch!

Veröffentlicht am 16.03.2022

Vom Verlieren und Wiederfinden

Das Fundbüro der verlorenen Träume
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Dorothy Watson, genannt Dot, arbeitet in London in einem Fundbüro der Verkehrsbetriebe. Ihr gesamter Arbeitsalltag dreht sich um das Verlieren und Wiederfinden. Dot mag ihre Arbeit und hat trotz drängender ...

Dorothy Watson, genannt Dot, arbeitet in London in einem Fundbüro der Verkehrsbetriebe. Ihr gesamter Arbeitsalltag dreht sich um das Verlieren und Wiederfinden. Dot mag ihre Arbeit und hat trotz drängender Fragen ihrer Schwester Philippa kein Bedürfnis, sich in Sachen Job oder Wohnort zu verändert. Zwölf Jahre zuvor war das noch ganz anders. Damals hatte sie ein Leben in Paris und große Träume. Doch ein Anruf hat alles verändert, der Verlust eines der wichtigsten Menschen in ihrem Leben wirkt bis heute nach. Als ein älterer Herr auf der Suche nach einer verlorenen Reisetasche mit dem Lieblingsportemonnaie seiner verstorbenen Frau ins Fundbüro kommt, ist Dot fest entschlossen, ihm zu helfen.

Zu Beginn des Buches lernte ich Dots Alltag im Fundbüro kennen. Alles mögliche wird dort abgegeben, meist alltägliches wie Regenschirme, Handys und Monatskarten, gelegentlich aber auch Besonderes oder Exotisches. Dot hat eine besondere Vorliebe für Reiseführer, die ihr Big Jim, der sich nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist um die Weitergabe der Fundsachen kümmert, regelmäßig zusteckt. Auf ihren Seiten reist Dot zu nahen und fernen Zielen, die sie noch nie mit eigenen Augen gesehen hat.

Bald lernte ich Dots Familie kennen. Ihre Mutter hat Demenz und lebt im Pflegeheim, seit sie sich einen Monat zuvor die Hüfte gebrochen hat. Davor wohnte sie gemeinsam mit Dot in einer kleinen Wohnung. Diese will Dots Schwester Philippa nun verkaufen und setzt Dot diesbezüglich unter Druck. Seit sie vor zwölf Jahren ihre wichtigste Bezugsperson verloren hat ist Dot wie gelähmt und hat das Schmieden von Zukunftsplänen aufgegeben. Die neue Situation setzt ihr weiter zu. Ihre Reaktion darauf ist kurios und ich war gespannt, ob Dot einen Weg finden wird, ihr Leben wieder stärker selbst in die Hand zu nehmen.

Den Trubel im Fundbüro fand ich unterhaltsam und auch die Kapitelüberschriften, die jeweils etwas Verlorenes oder Gefundenes auflisten, passen perfekt zum Thema. Das Tempo ist ruhig und der Fokus der Handlung bleibt auf Dot und ihrer Entwicklung. Ich erhielt einfühlsame Einblicke in ihren seelischen Zustand und durchlebte mit ihr schöne und traurige Momente, wobei sich Dot lange in einer Abwärtsspirale befindet. Mir hat die zweite Buchhälfte deutlich besser gefallen als die erste, da hier einiges in Bewegung kommt und auch die Handlung um die im ersten Kapitel verlorene Reisetasche wieder aufgegriffen wird, von der ich mir aber noch mehr erhofft hatte.

„Das Fundbüro der verlorenen Träume“ ist eine Geschichte rund um das Verlieren und Wiederfinden, was sich jedoch nicht nur auf die Gegenstände im Fundbüro, sondern auch auch auf Menschen und Lebensfreude bezieht. Es ist ein einfühlsam erzählter und berührender Roman, in dem Themen wie Demenz, Suizid, Selbstvorwürfe und Trauer eine Rolle spielen, der aber mit einer hoffnungsvollen Note endet. Ich lade euch ein, mit diesem Roman selbst auf die Suche zu gehen.