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Veröffentlicht am 06.10.2021

Ein schönes Wiedersehen mit neuen Liebesgeschichten

Auf und mehr davon
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Millie studiert Tiermedizin und darf im kommenden Semester in einer Rinderklinik mitarbeiten. Für die Zeit erhält sie eine kleine Wohnung direkt in der Klinik, die sie mit der französischen Austauschstudentin ...

Millie studiert Tiermedizin und darf im kommenden Semester in einer Rinderklinik mitarbeiten. Für die Zeit erhält sie eine kleine Wohnung direkt in der Klinik, die sie mit der französischen Austauschstudentin Zoé teilen soll. Der überraschende Besuch ihrer Mutter Cordula kommt ihr eher ungelegen. Diese ist Dozentin für chemische Biologie in einer anderen Stadt und ihr Verhältnis war nie sonderlich eng. Doch Cordula wurde von ihrer Chefin eine Auszeit angeraten, die sie spontan als Gaststudentin an Millies Uni verbringen will. Plötzlich wohnt Cordula in Millies vorübergehend leerstehendem WG-Zimmer und Millies Mitbewohner stellt sich als Noé heraus. Ein aufregendes Semester ist damit vorprogrammiert.

Ich habe mich sehr gefreut, nach fast anderthalb Jahren Pause ein drittes Mal nach Neuberg zurückzukehren. Hier spielt diesmal jedoch nur ein Teil der Handlung, denn seit dem ersten Band sind einige Jahre vergangen und aus der Schülerin Millie, in deren Lehrer sich ihre Tante Kaya verliebt, ist eine Studentin geworden, die ihr Physikum bereits in der Tasche hat. Ich mochte Millie als Nebencharakter in den vorherigen Bänden sehr und habe mich gefreut, dass sie diesmal im Mittelpunkt der Handlung steht.

Dort steht sie jedoch nicht allein, sondern zusammen mit ihrer Mutter Cordula. Die Kapitel sind abwechselnd aus ihren Perspektiven geschrieben. Millie erlebt eine große Überraschung, als sich herausstellt, dass ihr Mitbewohner entgegen der Ankündigung männlich ist. Es fuchst sie, dass ihr neuer Chef ihm eine Sonderbehandlung zukommen lässt, während er sie nur herumkommandiert. Der erste Eindruck von Noé ist der eines reichen und verwöhnten Sohnes, doch bald stellt Millie fest, dass sie ihn eigentlich ziemlich sympathisch findet.

In der Zwischenzeit zieht Cordula in Millies WG-Zimmer. Ihre Motivation, nach Jahren der Distanz nun die Nähe zu Millie zu suchen, wurde nachvollziehbar geschildert. Warum sie sich als promovierte Wissenschaftlerin als Auszeit in ein Gaststudium stürzt habe ich hingegen weniger verstanden. Dieses spielt aber kaum eine Rolle und dient vor allem als Grund, in der WG zu leben und neue Kontakte zu knüpfen.

Neben zwei sehr unterschiedlichen Liebesgeschichten bietet der Roman einige Einblicke in die Arbeit in der Klinik, die ich interessant fand. Die Autorin hat ihr erneut ihre Kenntnisse als Tierärztin einfließen lassen. Sie ließ mich nicht nur an der Behandlung von Rindern, sondern anderen Tieren wie Ziegen und einem Alpaka teilhaben.

Auch die Wiedersehen mit den Charakteren der ersten beiden Bände fand ich schön. Vor allem Kaya spielt als Cordulas Schwester eine wichtige Rolle, aber auch Lasse, Rob, Anabel und die Tiere Mitternacht und Achterbahn sind wieder mit dabei. Der Roman lässt sich auch ohne Vorkenntnisse der vorherigen Bände lesen, wer diese kennt kann sich aber noch mehr über die Entwicklungen freuen. Der Titel sagt hier eigentlich schon alles: Mehr davon!

Veröffentlicht am 20.09.2021

Vorhang auf für Abigail Kamara!

Die Füchse von Hampstead Heath
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Es ist Sommer in London, als Abigail Kamara unverhofft eine neue Bekanntschaft macht. Von einer ehemaligen Mitschülerin, die sie seit Jahren nicht gesehen hat, wird sie zu einem mysteriösen Event eingeladen. ...

Es ist Sommer in London, als Abigail Kamara unverhofft eine neue Bekanntschaft macht. Von einer ehemaligen Mitschülerin, die sie seit Jahren nicht gesehen hat, wird sie zu einem mysteriösen Event eingeladen. Am Treffpunkt in Hampstead Heath wartet jedoch nur ein etwa gleichaltriger Junge, Simon, der ebenfalls eingeladen und versetzt wurde. Als Simon anbietet, ihr stattdessen etwas Interessantes zu zeigen, ziehen die beiden gemeinsam los.

Kurz darauf wird Abigail von einer sprechenden Füchsin kontaktiert mit dem Hinweis, dass in der Nähe etwas wächst, das junge Menschen betrifft. Da Abigail bei den Füchsen als menschliche Agentin gelistet ist, soll sie Nachforschungen anstellen. Ihr Cousin Peter Grant ist gerade nicht in der Stadt und sein Chef Nightingale würde ihr Eingreifen bestimmt verbieten. Deshalb beginnt sie auf eigene Faust gemeinsam mit Simon und den Füchsen, der Sache auf den Grund zu gehen.

Ich warte bereits sehnsüchtig auf den nächsten Peter-Grant-Roman aus der Feder von Ben Aaronovitch, habe mich aber sehr über die Nachricht gefreut, dass vorher eine Story mit Abigail Kamara als Protagonistin erscheint. Diese tauchte in den letzten Romanen vermehrt auf und konnte meine Sympathien gewinnen. Es ist schon die dritte Story aus der magischen Welt Aaronovitchs und mit gut 200 Seiten etwa halb so dick wie ein Roman.

Die Story startet mit einer Szene, in der sich Abigail in polizeilicher Obhut befindet und zu verschwundenen Kindern befragt wird. Statt ihre Eltern anzurufen, lässt sie Simons Mutter zur Wache kommen, die von ihr wissen will, wo sich ihr Sohn befindet. Die Szene wirft zahlreiche Fragen auf. Um diese nach und nach zu beantworten sprint die Geschichte einige Tage in der Zeit zurück und ich erfuhr, wie Abigail und Simon sich kennengelernt haben.

Die sprechenden Füchse konnten mich schon in „Die Glocke von Whitechapel“ begeistern und ich fand es toll, dass sie hier wieder eine größere Rolle spielen. Da es sich bei dem vorliegenden Fall laut ihrer Auskunft um eine Menschen- und keine Fuchssache handelt, können sie nur unterstützend agieren. Die schlaue und verschmuste Füchsin Indigo weicht Abigail und Simon als Hauptkontakt bald kaum mehr von der Seite und war für mich der heimliche Star der Story.

Während die Peter-Grant-Romane zunehmend komplexer werden und mich der letzte mit gemischten Gefühlen zurückließ, konnte mich diese Abigail-Kamara-Story auf ganzer Linie überzeugen. Wie schon bei der Tobi-Winter-Story gefiel mit, dass es eine übersichtliche Zahl an Handelnden gibt und der Fokus auf einem klar abgegrenzten Fall liegt, der zunehmend an Spannung gewinnt. Ich vergebe eine klare Leseempfehlung an alle Fans von Ben Aaronovitchs Büchern und freue mich schon auf weiteren Lesestoff aus seiner magischen Welt.

Veröffentlicht am 11.09.2021

Begleitbuch für Grishaverse-Fans mit vielen sehr kurzen Geschichten

Die Leben der Heiligen
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Im Grishaverse von Leigh Bardugo gibt es zahlreiche Heilige, die immer wieder erwähnt werden. Sankta Lizabeta, Sankt Grigori und Sankt Juris spielen in „King of Scars“ sogar eine größere Rolle. In „Die ...

Im Grishaverse von Leigh Bardugo gibt es zahlreiche Heilige, die immer wieder erwähnt werden. Sankta Lizabeta, Sankt Grigori und Sankt Juris spielen in „King of Scars“ sogar eine größere Rolle. In „Die Leben der Heiligen“ sind die Geschichten von insgesamt 27 Männern und Frauen versammelt, welche die Bevölkerung des Grishaverse sich über ihre Heiligen erzählt.

Die Aufmachung des Buches mit seinen Rot- und Goldtönen gefällt mir richtig gut und es passt von den Maßen zum anderen Kurzgeschichtenband „Die Sprache der Dornen“. Jeder Geschiche vorangestellt ist eine ganzseitige Illustration von Daniel J. Zollinger, welche den fiktiven Heiligen in einer Situation der Geschichte zeigt. Der Stil hat mir gut gefallen und für mich sind die Illustrationen das Highlight dieses Buches.

Die Geschichten selbst sind 2 bis 6 Seiten lang und erzählen meist, was der jeweilige Heilige Wundersames getan hat und wie er danach auf grausame Art zu Tode kam. Oft wurde die Hinrichtung durch die Personen angeordnet, denen zuvor geholfen worden war, weil ihnen das Geschehene nicht geheuer war. Aufgrund der Kürze passiert oft auch nicht viel mehr, was ich schade fand. Ich hätte lieber weniger, dafür aber längere, stärker auserzählte Geschichten gelesen.

Einige Geschichten erzählen nicht vom Leben und Sterben des Heiligen selbst, sondern wie der Glaube an diese einer anderen Person geholfen hat. Diese Art des Erzählens wird unter anderem bei Juris und Alina angewandt, sodass man hier keine neuen Informationen zum Charakter selbst erhält. Auch vom letzten Kapitel des Buches, das wie man vorn im Inhaltsverzeichnis sieht vom Dunklen handelt, sollte man nicht zu viel erwarten.

Die Autorin hat sich für ihre fiktiven Heiligengeschichten an denen großer Religionen orientiert, sowohl was Sprache und Stil als auch was die Grausamkeit angeht, mit der die Heiligen zu Tode kommen. Sie lässt viele Charaktere als Märtyrer sterben und zeigt bei der Auswahl der Todesarten Einfallsreichtum. Ob man das in so komprimierter Form lesen möchte, ist definitiv Geschmackssache.

„Die Leben der Heiligen“ ist als Begleitbuch für alle Fans interessant, die noch mehr Einblicke ins Grishaverse und dessen Kulturgut erhalten wollen. Wer das Grishaverse noch nicht kennt oder sich neue Erkenntnisse zu den bekannten Charakteren erhofft, der wird vermutlich enttäuscht. Für mich ist das Buch vor allem ein optisches Highlight und ein Must Have, das meine Grishaverse-Bücher (vorerst?) komplettiert. Aufgrund der Kürze der Geschichten und dem Fokus auf besonders makabere Todesarten fand ich es allerdings schwächer als den ersten Kurzgeschichtenband.

Veröffentlicht am 11.09.2021

Magie, Minister und Morde

Die Stadt ohne Wind
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Die Stadt ohne Wind: Das ist Hyberborea, das sich über sieben Ebenen unter einer Kuppel aus Adamant erstreckt. Der neunzehnjährige Lastyanax hat auf der siebten Ebene gerade seine Abschluss-Disputation ...

Die Stadt ohne Wind: Das ist Hyberborea, das sich über sieben Ebenen unter einer Kuppel aus Adamant erstreckt. Der neunzehnjährige Lastyanax hat auf der siebten Ebene gerade seine Abschluss-Disputation zum Magier bestanden, als er seinen Mentor Palates tot auffindet. Ist er wirklich an einem Herzinfarkt gestorben? Schnell kommen ihm Zweifel. Die dreizehnjährige Arka trifft zur selben Zeit in Hyberborea ein, um ihren Vater zu suchen. Dieser hat ihre Mutter vor der Geburt verlassen hat und ist angeblich ein Magier. Schnell muss sie feststellen, dass auf der dreckigen ersten Ebene feststeckt: Ohne Geld kann sie den Transfer in höhere Ebenen nicht zahlen, erst recht nicht den bis zur siebten Ebene der Magier. Um ihre finanzielle Situation zu verbessern, schmiedet sie einen gewagten Plan.

Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Lastyanax und Arka erzählt. Ersterer hat Hyberborea noch nie verlassen, letztere ist gerade erst in der Stadt eingetroffen. Die von Magiern regierte Stadt wurde vor meinem inneren Auge schnell lebendig: Zahlreiche durch Wasserstraßen verbundene Türme sind unter einer riesigen Kuppel gruppiert, und je höher man gelangt, desto wohlhabender sind die Bewohner und desto sauberer ist das Wasser. Lastyanax’ priviligiertes Leben auf der siebten Ebene steht in starkem Kontast zu und Arkas Versuchen, die erste Ebene zu verlassen.

Schnell wird klar, dass ein Leben als Magier auch seine Schattenseiten hat: Lastyanax’ Versuch, den Ministerposten seines verstorbenen Mentors zu übernehmen, erfordert politisches Geschick und zahlreiche Versprechungen. Seine Versuche, politisch etwas zu bewegen, stoßen auf Unverständnis und taube Ohren. Aber ist der Ministerposten nicht nur anstrengend, sondern geradezu gefährlich? Einige Vorfälle erhärten diesen Verdacht, doch ihm fehlt jeglicher Ansatz für eine Ermittlung. Währenddessen stelle ich fest, dass Arka alles andere als ein hilfloses kleines Mädchen ist. Ihre unkonventionelle, wilde Art mochte ich sehr und ich erlebte mit ihr so einige Überraschungen.

Ich fand es schön, Lastyanax, Arka und ihre Welt ausführlich kennenzulernen. Die Einblicke in die Wirkungsweise der Magie haben mir besonders gut gefallen, und die Erläuterungen der innen- und außenpolitischen Situation waren aufschlussreich. Gleichzeitig steigt die Spannung mit jedem Vorfall weiter an. Kurze Kapitel aus weiten Perspektiven gaben mir wissensmäßig einen Vorsprung, der zeigte, wie ernst die Lage ist.

Im letzten Viertel des Buches haben mich die Ereignisse trotzdem eiskalt erwischt. Tempo und Spannung werden mit einen Schlag aufs Maximum gedreht und ich konnte das Buch bis zum Schluss nicht mehr aus der Hand liegen. Was für ein emotionaler Ritt! Am liebsten würde ich sofort im abschließenden zweiten Band weiterlesen, der im französischen Original bereits erschienen ist und hoffentlich bald übersetzt wird. Allen Fantasy-Lesern, die sorgfältig ausgearbeitete magische Welten mit einer Mischung aus Politik und Spannung lieben, kann ich dieses Buch klar weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 11.09.2021

Fesselnder Thriller mit einer Sektionsassistentin als Protagonistin

Tote schweigen nie
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Cassie Raven arbeitet als Sektionsassistentin im Institut für Rechtsmedizin in Camden. In ihrer Rolle bereitet sie die Leichen für die Untersuchung durch den Pathologen vor. Auch wenn sie nicht Medizin ...

Cassie Raven arbeitet als Sektionsassistentin im Institut für Rechtsmedizin in Camden. In ihrer Rolle bereitet sie die Leichen für die Untersuchung durch den Pathologen vor. Auch wenn sie nicht Medizin studiert hat, entgeht ihrem geübten Blick selten ein Detail, das einen Hinweis auf die Todesursache geben kann: Oft hat sie sogar dass Gefühl, dass die Toten mit ihr sprechen.

Als eines Tages ihre geliebte Lehrerin Mrs. E auf ihrem Tisch liegt, ist sie schockiert: Diese war gerade erst in den Ruhestand gegangen und ist offenbar in der Badewanne ertrunken. Nichts deutet auf ein Verbrechen hin, doch Cassie glaubt, dass Mrs. E ihr „Meine Zeit noch ist noch nicht gekommen.“ zuflüstert. Definitiv ein Verbrechen ist hingegen der Diebstahl der Leiche eines alten Mannes, der sich kurz darauf ereignet. DS Phyllida Flyte, die erst seit kurzem in Camden ermittelt, hat Cassie im Verdacht, die mit ihrem Gothic-Look auffällt.

Zu Beginn nahm sich die Geschichte Zeit, mich mit der Protagonistin Cassie Raven bekannt zu machen. Für die Fünfundzwanzigjährige ist die Arbeit in der Leichenhalle eine Berufung: Sie kümmert sich voller Fürsorge um die ihr anvertrauten Leichen, redet leise mit ihnen und meint oft sogar letzte Wörter oder Sätze von ihnen zu hören. Dabei bekommt sie nicht nur friedlich eingeschlafene alte Menschen zu sehen, sondern auch Unfalltote oder Opfer von Verbrechen. Oftmals sind es auch die Angehörigen, um die sie sich kümmern muss. Ich fand die Einblicke in ihre Arbeit interessant und authentisch.

Die Dinge kommen in Bewegung, als Cassie feststellen muss, dass ihre ehemalige Lehrerin Mrs. E gestorben ist und über Nacht eine Leiche verschwindet. Mrs. E hat Cassie Jahre zuvor von der Straße geholt und sie motiviert, einen Abschluss zu machen. Bis zu einem Streit einige Monate zuvor haben sie sich regelmäßig gesehen. Cassie will sich nicht mit der naheliegenden Erklärung der Todesursache abfinden, irgendetwas kommt ihr falsch vor. Sie beginnt auf eigene Faust, Nachforschungen anzustellen. Offiziell ermittelt tut hingegen DS Flyte, aus deren Sicht ebenfalls einige Kapitel geschrieben sind. Ihr Beharren auf Cassie als Verdächtige für den Leichenraub macht sie zu Beginn wenig sympathisch, doch im weiteren Verlauf lernt man auch sie besser kennen und entwickelt ein Verständnis für ihr Handeln.

Dieser Thriller überzeugt mit einer ungewöhnlichen, sympathischen Protagonistin, viel psychologischer Spannung und zum Ende hin mit einigen gefährlichen Situationen, die mich um Cassie bangen ließen. Das Verhältnis zwischen Hintergrundstory, Einblicken in die Arbeit einer Sektionsassistentin und Ermittlungen fand ich gelungen. Mich hat die Geschichte fesseln können und ich freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen mit Cassie und DS Flyte in Band 2, der im englischen Original für 2022 angekündigt ist.