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Veröffentlicht am 29.07.2018

Eine stille Geschichte, die mit emotionaler Wucht überzeugt

Lempi, das heißt Liebe
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Viljami lebt und arbeitet als Bauer in Lappland zur Zeit des 2. Weltkriegs. Als er in der kleinen Stadt Rovaniemi Lempi erblickt, die Tochter eines Ladenbesitzers, verliebt er sich sofort in sie. Kurz ...

Viljami lebt und arbeitet als Bauer in Lappland zur Zeit des 2. Weltkriegs. Als er in der kleinen Stadt Rovaniemi Lempi erblickt, die Tochter eines Ladenbesitzers, verliebt er sich sofort in sie. Kurz darauf heiraten die beiden und Lempi zieht zu Viljami auf den Hof. Als Unterstützung für Lempi holt er die Magd Elli ins Haus. Doch nach nur einem Sommer wird Viljami zum Kriegsdienst eingezogen. Dass Lempi schwanger ist erfährt er erst, als er schon an der Front kämpft. Als der psychisch versehrte Viljami schließlich gen Heimat aufbricht, weiß er aus Briefen, dass Lempi verschwunden ist. Was bleibt ihm ohne sie?

Das Cover zeigt hinter dem Titel eine Frau mit rotem Oberteil und grünem Rock. Sie tritt vor dem weißen Hintergrund deutlich heraus, ist aber nur verschwommen zu erkennen. Das könnte ein Sinnbild für die Abwesenheit Lempis sein, die in diesem Buch die zentrale Rolle spielt, ohne selbst zu Wort zu kommen.

Die ersten Seiten des Romans liefern Bruchstücke, die in Kombination mit späteren Informationen ein Bild ergeben. Der Prolog schildert das Eintreffen einer Frau, drei danach abgedruckte Briefe von Elli an Viljami berichten von Lempis Verschwinden – erst soll sie mit einem Deutschen mitgefahren sein, dann heißt es, sie sei tot. Als Viljami schließlich das Wort ergreift, begegnet der Leser einem von Verlust und Krieg gebrochenen Mann. Er befindet sich auf dem Weg in die Heimat, dabei lässt er sich viel Zeit und flüchtet sich in Erinnerungen aus besseren Tagen, vor die sich immer wieder das schmerzliche Erkennen schiebt, dass all das verloren ist.

Beim Lesen von Viljamis Worten spürte ich seinen Schmerz und wie bittersüß jede einzelne Erinnerung an Lempi für ihn ist in jeder Zeile. Das Buch besitzt eine emotionale Dichte, die mich seine Verzweiflung und innere Leere spüren ließ. Er berichtet von der ersten Begegnung, der Hochzeit und vielen glücklichen Momenten, aber auch von seinem Abschied, den sehnsuchtsvollen Briefen aneinander und der Zeit im Lazarett. Seine Gedanken springen hin und her, wollen schöne Momente festhalten und landen wieder in seinem trostlosen Jetzt.

Nach Viljami kommen zwei Frauen zu Wort, die das Bild von Lempi ergänzen. Die Magd Elli ist mit Lempis zwei Söhnen – der eine leiblich, der andere aufgenommen – schon wieder zurück auf dem Hof. Sie wartet auf die Rückkehr Viljamis, der endlich erkennen soll, dass eigentlich sie die richtige Frau für ihn ist. Ihre brennende Eifersucht auf Lempi ist mehr als offensichtlich. Was weiß sie über ihren Verbleib? Lempis Schwester Sisko erinnert sich insbesondere an die Zeit vor ihrer Hochzeit, als die beiden noch im selben Zimmer schliefen und sich die Zukunft ausmalten. Ihr Schicksal ist exemplarisch für das vieler Frauen aus Lappland, die sich in einen Deutschen verliebten. Trotzdem bleibt ihr Weg eng mit Lempis Geschichte verknüpft.

Jeder der drei Erzählenden hat ein ganz anderes Bild von Lempi und es bleibt dem Leser überlassen, aus den subjektiven Beschreibungen ein möglichst objektives Bild von dieser abwesenden Figur zu extrahieren. Was für ein Mensch ist das, dem so starke Liebe und gleichzeitig so enormer Hass gilt? Die Autorin lässt den Leser tief ins Innenleben der drei Lempi umkreisenden Akteure blicken und gibt ihnen jeweils eine ganz eigene, starke Stimme. Mich überzeugte der Roman vor allem mit seiner emotionalen Wucht, die mich beim Lesen dieser stillen Geschichte traf. Ich gebe eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 29.07.2018

Was passiert in einer fast nahtlos kontrollierten Welt, wenn jemand nicht mehr funktioniert?

Die Hochhausspringerin
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In der Zukunft ist Hochhausspringen eine der beliebtesten Leistungssportarten. Die Massen schauen fasziniert zu, wenn eine Sportlerin auf die Absprungplattform tritt. Welche Kunststücke wird sie im Fallen ...

In der Zukunft ist Hochhausspringen eine der beliebtesten Leistungssportarten. Die Massen schauen fasziniert zu, wenn eine Sportlerin auf die Absprungplattform tritt. Welche Kunststücke wird sie im Fallen zeigen, und wird sie rechtzeitig vor dem Boden wieder in die Luft abheben? Riva zählte zu den Erfolgreichsten ihrer Sportart, doch eines Tages will sie nicht mehr Springen, sondern sitzt schweigend in ihrer Wohnung. Hitomi ist Psychologin und wird damit beauftragt, Riva wieder auf Spur zu bringen. Sie beobachtet diese über Kameras und instruiert Rivas Freund Aston in Bezug auf Gesprächstaktiken. Als keine Wirkung eintritt, werden ihre Versuche immer drastischer, und ihr eigenes Leben beginnt, ihr aus der Hand zu gleiten.

Wer kennt sie nicht: Videos von wagemutigen Menschen, die sich in Wingsuits Klippen hinunterstürzen oder damit zwischen Hochhäusern entlanggleiten? Diese gefährlichen Aktionen faszinieren schon heute Millionen Zuschauer. Der Schritt, den die Autorin Julia von Lucadou in der von ihr geschilderten Zukunft macht, ist vor diesem Hintergrund gar kein allzu großer. Hier stürzt man sich im freien Fall ein Hochhaus hinunter und macht dabei Kunststücke, um im möglichst letzten Moment dank des Springanzugs wieder in die Luft abzuheben. Das geht nicht immer gut, und dieser Nervenkitzel reizt die Zuschauer im Buch nur noch mehr, zuzuschauen.

Warum die erfolgreiche Riva plötzlich nicht mehr springen will, versteht keiner. Doch der Druck der Investoren, das zu ändern, ist groß, schließlich steckt hinter ihren Aktivitäten ein riesiges Geschäft. Fast alles wird irgendwie gesponsort und vermarktet, das sieht man auch an den ständigen TM-Kennzeichnungen hinter Shows, Apps, Drinks und sogar Motivationssprüchen. Nun überwacht die Psychologin Hitomi Riva aus der Ferne, so wie alles überwacht wird. Kinder wachsen nicht in ihrer Bio-Familie, sondern in Heimen in den Peripherien auf, trostlosen Vororten. Wer einen guten Job will, muss Castings bestehen und wird fortlaufend in Bezug auf seine Gesundheit und Aktivitäten überwacht.

Die Idee einer Welt, in der alles fast nahtlos kontrolliert wird, ist nicht neu. Doch was passiert, wenn jemand nicht mehr funktionieren will? Und was macht das mit einem Menschen, dessen eigenes Schicksal davon abhängt, genau das wieder zu verändern? Die Autorin greift bekannte Ideen auf, verleiht ihnen ihre eigene Note und platziert dieses interessante Szenario hinein. Mit zunehmender Dringlichkeit setzt Hitomi alles daran, bei Riva den Schalter umzulegen, doch kein Plan will funktionieren.

Riva bleibt das passive Objekt öffentlichen Interesses, während der Leser Hitomis Reaktionen verfolgt. Es gibt in dieser perfekten Welt keinen Platz für jemanden, der nicht mehr funktioniert. Und so entwickelt Hitomi eine wachsende Verzweiflung und mit ihr eine Obsession für Riva, die Frau, die sie nur von den Kamerabildschirmen kennt und die mit ihrer stillen Rebellion Hitomi unwissend mit hinunter zieht. Rückblicke in Hitomis Kindheit zeigen parallel, was schon früh passiert, wenn sich jemand nicht an die Regeln hält. So wird immer klarer, wie strikt das System nicht nur Entwicklung und Aufstieg kontrolliert, sondern auch den Umgang mit allen, die nicht mehr hinein passen. Für mich ist „Die Hochhausspringerin“ ein gelungenes dystopisches Debüt, das auf ein hochaktuelles Thema setzt und ein schleichendes, unausweichlich wirkendes Zerbrechen schildert, das der Leser hautnah miterlebt.

Veröffentlicht am 27.06.2018

Von verlorener Magie und dem Kampf zweier Mädchen gegen Unrecht und Unterdrückung

Children of Blood and Bone
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Zélie lebt gemeinsam mit ihrem Bruder Tzain und ihrem Baba in Ilorin. An ihrem weißen Haar ist zu erkennen, dass sie eine Divîné ist – ein Mensch mit dem Potential, Magie zu wirken und damit zur Maji zu ...

Zélie lebt gemeinsam mit ihrem Bruder Tzain und ihrem Baba in Ilorin. An ihrem weißen Haar ist zu erkennen, dass sie eine Divîné ist – ein Mensch mit dem Potential, Magie zu wirken und damit zur Maji zu werden. Doch alle Majis, zu denen auch ihre Mutter gehörte, wurden in der Blutnacht getötet. Seither ist die Magie verschwunden und die Divînés werden vom König und seinen Soldaten wie Abschaum behandelt. Als Zélie und Tzain nach Lagos aufbrechen, um einen wertvollen Fisch zu verkaufen, kommt es zu einer schicksalshaften Begegnung, nach der nichts mehr ist wie zuvor.

Amari ist eine Prinzessin und hat ihr bisheriges Leben fast ausschließlich im Palast verbracht. Dort folgt sie der langweiligen Palastroutine. Ein Lichtblick ist ihre Freundin Binta, die eine Divîné ist und ihr seit der Kindheit als Dienerin zur Seite steht. Doch dann trifft ihr Vater eine schockierende Entscheidung und Amari setzt alles auf eine Karte.

Das Cover zeigt ein schwarzes Mädchen mit weißen Haaren – das könnte die Divîné Zélie sein. Ihr Blick ist entschlossen und ernst. Zélies bisheriges Leben war nicht einfach. Ihre Mutter wurde wegen ihrer magischen Fähigkeiten getötet, als Zélie ein Kind war und sie spürt die Unterdrückung seither jeden Tag. Es gibt aber auch Lichtblicke wie Mama Agba, die Divînés wie sie offiziell als Näherinnen beschäftigt, sie aber eigentlich das Kämpfen mit dem Stab lehrt.

Nach kurzer Zeit kommt es zu den ersten brenzligen Situationen, durch welche die Geschichte rasch an Spannung gewinnt. Auch auf den ersten Wechsel des Handlungsortes muss man nicht lang warten, denn Zélie und Tzain brechen nach Lagos auf, wo ein Zwischenfall alles für immer verändert. Dem Leser wird ordentlich Action und Tempo geboten, was mich neugierig hat weiterlesen lassen.

Die Geschichte wird nicht nur aus der Sicht von Zélie geschrieben, sondern auch die Prinzessin Amari kommt zu Wort. Ihre Leben könnten unterschiedlicher nicht sein und doch sind sie sich in vielerlei Hinsicht ähnlich: Sie wollen sich nicht unterkriegen lassen und zeigen sich auf ihre Weise kämpferisch, dabei zeigen sie Mut und Mitgefühl. Insbesondere Zélies Handeln war manchmal an der Grenze zum Leichtsinn mit überstürzten und naiven Entscheidungen. Darüber musste ich immer wieder den Kopf schütteln, doch diese Momente waren für die Story entscheidend, sodass ich das Nachsehen hatte.

Einige Kapitel werden auch aus der Sicht von Inan beschrieben. Er ist der Prinz, der seinem Vater auf den Thron nachfolgen soll. Von ihm wird er losgeschickt, um etwas wiederzuholen, dass ihm gestohlen wurde. Er glaubt an Ehre und Pflichterfüllung, wie es ihm sein Vater von jeher eingeschärft hat. Doch rechtfertigt das wirklich alle Befehle und Entscheidungen des Königs?

Das Buch hat ein hohes Tempo und es passiert unglaublich viel, sodass ich geradezu durch die Seiten flog. Ständig gibt es unerwartete Wendungen und Spannungsspitzen durch Kämpfe oder indem Teilziele erreicht werden. Es ist aber auch äußerst brutal, denn immer wieder werden Erwachsene wie Kinder zuhauf getötet, was dem Leser vor Augen führt, wie grausam die Welt ist, in der die Charaktere leben. Die Autorin beschäftigt sich mit westafrikanischer Mythologie und Kultur, und davon wurde auch die Welt in diesem Buch inspiriert. Der Weltentwurf mit seinen zehn verschiedenen Maji-Clans, einem Götterkult, Ritualen und Bräuchen konnte mich faszinieren und ich freue mich auf weitere Einblicke in den nächsten Bänden.

„Children of Blood and Bone“ erzählt die Geschichte zweier mutiger Mädchen, die bereit sind, dafür zu kämpfen, dass ihre Welt zu einem besseren Ort wird. Dabei hat die Autorin eine faszinierende, wenn auch grausame Welt geschaffen, die man an der Seite der Charaktere erkundet. Es ist ein gelungenes Buch rund um den Kampf gegen Unterdrückung. Deshalb gebe ich eine klare Leseempfehlung: Das Buch ist das Fanatsy-Highlight des Sommers!

Veröffentlicht am 10.06.2018

Alles beginnt am Elefantengehege...

Halb drei bei den Elefanten
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Max ist seit Jahren unglücklich in ihren besten Freund Jonas verliebt. Doch als sie eines Tages ihre Unisachen im Zoo vor dem Elefantengehege vergisst, ist dies nur der Anfang eines wahren Gefühlschaos. ...

Max ist seit Jahren unglücklich in ihren besten Freund Jonas verliebt. Doch als sie eines Tages ihre Unisachen im Zoo vor dem Elefantengehege vergisst, ist dies nur der Anfang eines wahren Gefühlschaos. Als Moritz die Sachen findet und ihr zurückgibt, flirtet er ganz offensichtlich mit ihr, doch Max geht darauf nicht ein. Chance verpasst? Nein, den einige Tage später lädt Moritz sie zu einem Date ein, um halb drei bei den Elefanten. Die beiden verstehen sich auf Anhieb. Alles könnte so einfach sein, wenn Moritz nicht das eine oder andere nicht für eine Weile verschwiegen hätte und Max nicht immer noch an Jonas hängen würde…

Nachdem mich „Pinguine lieber nur einmal“ im letzten Jahr absolut begeistern konnte, habe ich mich monatelang auf das neue Buch von Kyra Groh gefreut. Schon die ersten Seiten fühlten sich an wie nach Hause zu kommen, denn ich mag Kyra Grohs Schreibstil sehr und fühlte mich gleich wieder wohl zwischen den Seiten.

Die Protagonistin Max ist kein einfacher Charakter, ihr mangelndes Selbstwertgefühl und die damit verbundene Unsicherheit lassen sie Dinge tun und sagen, über die nicht nur der Leser, sondern auch sie selbst den Kopf schüttelt. Dennoch konnte ich mich sehr gut in Max hineinversetzen und nachvollziehen, was sie zu ihrem Verhalten treibt.

Weil das Buch aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, lernt man Moritz und Jonas nur aus Max‘ Sicht kennen. Gemeinsam mit ihr hoffte ich auf das wahrgewordene Märchen, wurde von Moritz auf gute und schlechte Weise überrascht und ärgerte mich über Jonas‘ begriffsstutzige Art. Gelegentlich fand ich die Charaktere ein wenig anstrengend, doch die Geschichte ist im Großen und Ganzen so toll, dass das für mich kaum ins Gewicht fiel. Durch Max‘ Zwillingsschwester Jo und Freundin Kim werden auch verfahrene Situationen schnell wieder aufgelockert.

Was mir am Buch am besten gefallen hat sind jedoch nicht die großen Überraschungen, sondern die vielen kleinen Momente, Andeutungen und Wortwitze. Das Buch ist mit Liebe zum alltäglichen Detail geschrieben, und obwohl ich mit Max nur wenig gemeinsam habe entdeckte ich zwischen den Zeilen Gedanken und Macken, die genauso gut von mir hätten sein können. Kyra Groh schreibt mir wirklich aus der Seele!

Ich mochte es sehr, dass es in diesem Buch nicht die ganze Zeit darum geht, dass zwei Menschen überhaupt zusammenkommen. Stattdessen passiert das relativ früh und die Geschichte erzählt von den Versuchen, den Beziehungsalltag und das allgemeine Schlamassel, das sich Leben nennt, zu meistern. Dabei passieren durchaus ungewöhnliche Dinge, ich hatte jedoch keine „Sowas passiert doch nie im echten Leben“-Gedanken. Gemeinsam mit den Charakteren durchlebte ich verschiedenste Höhen und Tiefen auf dem Weg zum glücklich machenden Finale.

„Halb drei bei den Elefanten“ ist eine absolut gelungene Liebesgeschichte über zwei Menschen, die beide mit ihren ganz eigenen Problemen zu kämpfen haben. Der lockere Schreibstil und tolle Wortwitz hat dazu geführt, dass ich mich in der Geschichte wohlgefühlt habe und gar nicht wollte, dass sie endet. Mit ihrem zweiten Buch hat Kyra Groh es endgültig geschafft, eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen zu werden. Von mir gibt es eine ganz, ganz große Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 10.06.2018

Eine Achterbahnfahrt der Gefühle voller Überraschungen

Grischa 3: Lodernde Schwingen
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Nach dem Kampf gegen den Dunklen ist Alina vom Asketen am Ende ihrer Kräfte in die unterirdische Weiße Kathedrale gebracht worden. Obwohl sie das Licht nicht mehr rufen kann, wird sie vom Asketen mit einer ...

Nach dem Kampf gegen den Dunklen ist Alina vom Asketen am Ende ihrer Kräfte in die unterirdische Weiße Kathedrale gebracht worden. Obwohl sie das Licht nicht mehr rufen kann, wird sie vom Asketen mit einer aufwändigen Schau in Szene gesetzt, damit die Pilger ihre Heilige sehen können. Von den anderen Grischa wird sie ferngehalten. Doch Alina sehnt sich nach ihrer Freiheit. Sie möchte unbedingt den Feuervogel finden, um die Kräftemehrer zu vereinen und endlich eine Chance gegen den Dunklen zu haben.

Die Atmosphäre zu Beginn des Buches ist sehr bedrückend. Alina befindet sich im unterirdischen Reich des Asketen, und obwohl sie wie eine Heilige verehrt wird, ist sie in Wahrheit eine Gefangene. Der Asket entscheidet über jeden ihrer Schritte, und ihr Kontakt zu Maljen und den Grischa wird streng überwacht. Ich konnte Alinas Verzweiflung über die ganze Situation gut nachvollziehen und hoffte mit ihr, dass sie bald ihre Freiheit zurückerobern kann.

Mit der ersten überraschenden Wendung des Buches kann Alina endlich wieder Hoffnung schöpfen. Es kommt Schwung in die Geschichte, die Schauplätze wechseln und es werden wieder Pläne geschmiedet. Was kann Alina tun, um den Dunklen zu besiegen? Gemeinsam mit ihr und ihren Verbündeten schwankte ich zwischen Zuversicht und Zweifeln, da kam auch schon die nächste Wende, die gänzlich neue Möglichkeiten eröffnete.

Leigh Bardugo versteht es in diesem letzten Teil, den Leser immer wieder zu überraschen. Die Handlung war unvorhersehbar und selbst Einschätzungen meinerseits, bezüglich derer ich mir absolut sicher war, stellten sich als falsch heraus. Mit jeder Seite tauchte ich tiefer in die Geschichte ein, durchlebte mit den Charakteren zahlreiche Höhen und Tiefen, und trennte mich nur ungern von den Seiten.

Neben der tollen Atmosphäre konnten mich die Charaktere gut unterhalten. Die Gruppe Alinas Verbündeter ist recht groß und ich konnte sie nur dank des Personenverzeichnisses auseinanderhalten. Während Alina die meiste Zeit sehr nachdenklich und distanziert wird, wird die Stimmung durch sarkastische Kommentare und Zänkereien ihrer Begleiter aufgelockert. Auch Maljen, der in diesem Buch seine Treue mehrfach unter Beweis stellt, konnte mich beeindrucken.

Die große Entscheidung rückt schließlich unaufhaltsam näher und mit jeder Stunde schwand die Zeit, die Alina und ihren Freunden zur Vorbereitung bleibt. Schwerwiegende Entscheidungen müssen getroffen werden und haben die letzten Seiten schließlich noch einmal absolut spannend gemacht. Der Ausklang der Geschichte passte sehr gut zu den vorangegangenen Ereignissen und hat mich die Trilogie mit einem guten Gefühl beenden lassen.

„Grischa: Lodernde Schwingen“ ist ein absolut gelungener Trilogieabschluss. Nach einem bedrückenden, eher ruhigen Einstieg nimmt das Buch langsam an Fahrt auf. Der Leser begleitet Alina an verschiedenste Schauplätze, muss mehr als einmal alles in Frage stellen und neue Hoffnung schöpfen. Die besondere Atmosphäre des Buches und interessante Charaktere runden das Lesevergnügen ab. Fans der High Fantasy sollten sich diese beeindruckende Trilogie unbedingt lesen!