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Veröffentlicht am 14.05.2020

Stadtpflanze trifft auf Tierarzt auf dem Land

Hin und nicht weg
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Anabel lebt in Berlin und hat trotz ihres Kellner-Jobs im „Triple x“ nicht genug Geld, um die Miete für ihr kleines WG-Zimmer zu bezahlen. Ihr Vater, bei dem sie Schulden anhäuft, liegt ihr deswegen schon ...

Anabel lebt in Berlin und hat trotz ihres Kellner-Jobs im „Triple x“ nicht genug Geld, um die Miete für ihr kleines WG-Zimmer zu bezahlen. Ihr Vater, bei dem sie Schulden anhäuft, liegt ihr deswegen schon lange in den Ohren. Doch als nun auch ihre Freunde sagen, dass es so nicht weitergehen kann, muss sie erst mal raus aus Berlin. Einem spontanen Impuls folgend landet sie auf der Landhochzeit ihres Cousains Lasse. Doch die spießige Veranstaltung, auf der ihr Vater das Gespräch mit ihr suchen will, ist nicht so ihr Ding. Als Rob, Tierarzt und Trauzeuge der Braut, zu einem Notfall muss, fährt sie einfach mit. Gegenüber ihres Vaters erfindet sie einen Aushilfjob in Robs Praxis, den der kurzerhand tatsächlich einrichtet. Vielleicht ist das für den Übergang gar nicht so verkehrt - aber eine Stadtpflanze wie sie hält es auf dem Land sicherlich nicht lange aus.

Das Buch beginnt mit einer Hochzeitsfeier, über die sich Leser des ersten Bandes freuen werden. Aber auch ohne Vorkenntnisse kann man problemlos in diesen Liebesroman eintauchen. Rob ist als Trauzeuge an Kayas Seite. Auch wenn er noch immer in sie verliebt ist, hat er sich damit abgefunden, dass die beiden nie mehr sein werden als beste Freunde. Eine kleine Auszeit, die ihm ein tierischer Notfall beschert, kommt ihm dennoch sehr gelegen. Anabel ist spontan auf der Feier gelandet, kennt kaum jemanden und fällt mit ihren bunten Haaren und Tattoos auf. Die beiden kommen ins Gespräch und Anabel nutzt die Chance, ihrem Vater noch eine Weile aus dem Weg zu gehen.

Rob ist Tierarzt mit Leib und Seele. Auch wenn er viel arbeiten muss, kaum Urlaub hat und oft nachts und am Wochenende zu Notfällen gerufen wird, liebt er seinen Job. Ich fand es interessant, tiefere Einblicke in seine Arbeit zu erhalten. Die Autorin ist selbst Tierärztin und hat ihr Wissen gelungen einfließen lassen. Weil Anabel Erfahrungen als Krankenschwester hat erledigt sie für Rob nicht nur Bürokram, sondern kann ihm mit einigen Handgriffen assistieren.

Für Anabel ist der Job bei Rob eine gute Gelegenheit, die Schulden bei ihrem Vater abzustottern. Ihr Chef ist für ihren Geschmack allerdings zu gutaussehend und glattgestriegelt, als dass sie Interesse an ihm entwickeln könnte. Doch die gemeinsamen Einsätze schweißen die beiden immer mehr zusammen. Ob da nicht doch Gefühle ins Spiel kommen? Die Geschichte konnte mich gut unterhalten und die Seiten flogen nur so dahin. Ich fieberte mit, während die beiden Höhen und Tiefen durchleben.

„Hin und nicht weg“ ist eine Wohlfühlgeschichte rund um die Stadtpflanze Amelie und den Tierarzt Rob. Neben der Liebesgeschichte erhält man als Leser spannende Einblicke in Robs Arbeit mit sehr authentischen Schilderungen, da die Autorin vom Fach ist. Ich fand die Geschichte rundum gelungen und gebe deshalb eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 09.05.2020

Ein Mädchen, das kein Opfer sein will

Das wirkliche Leben
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In einem Fertigbauhaus am Waldrand wohnt die Ich-Erzählerin der Geschichte, ein zehnjähriges Mädchen, zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder Gilles. Das liebste Hobby ihres Vaters ist die Großwildjagd ...

In einem Fertigbauhaus am Waldrand wohnt die Ich-Erzählerin der Geschichte, ein zehnjähriges Mädchen, zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder Gilles. Das liebste Hobby ihres Vaters ist die Großwildjagd und das Zimmer mit den Trophäen für die Kinder streng tabu. Die meiste Zeit verbringt er mit Whisky vor dem Fernseher. Doch es brodelt beständig in ihm, bis er wieder explodiert und seiner Frau Gewalt antut, während die Kinder auf ihre Zimmer fliehen. Als sich vor den Augen der Geschwister ein schrecklicher Unfall ereignet, zieht sich Gilles gänzlich zurück. Seine Schwester ist fest entschlossen, in die Vergangenheit zu reisen und alles wieder gut zu machen, damit er wieder lachen kann. Doch über die Jahre spitzt sich die Situation im Haus immer weiter zu.

Das Cover des Buches zeigt einen Hasen, der Raum für Interpretation lässt. Er könnte die Protagonistin symbolisieren, die clever und flink ist und versucht, nicht als Beute zu enden. Zu Beginn des Buches ist sie zehn Jahre alt und hat eine enge Beziehung zu ihrem Bruder. Deshalb ist sie wild entschlossen, ihn zu retten, als er sich nach einer gemeinsam erlebten Tragödie verändert. Sein Verhalten wirkt auf sie, als hätte die unheimliche Hyäne aus dem Trophäenzimmer sich in seinem Inneren eingenistet.

Die Geschichte hat ein hohes Tempo und zog mich schnell in seinen Bann. Die Versuche des Mädchens, ihren kleinen Bruder wieder zu dem zu machen, der er früher wahr, fand ich berührend. Doch die Erkenntnis, dass man die Zeit nicht einfach zurückdrehen kann, lässt sie allmählich erwachsen werden. Ihre Mutter ist für das Mädchen wie eine Amöbe. Sie bleibt passiv und wird immer wieder das Opfer der Gewalt ihres Mannes. Die Beschreibungen seiner Gewaltausbrüche sind explizit und schockierend. Die Protagonistin selbst versucht, ihrem Vater möglichst aus dem Weg zu gehen und beginnt, Dinge bewusst vor ihm geheim zu halten.

Ich habe mitgehofft, dass die Erzählerin ihren Weg gehen kann und sich nicht in die Opferrolle drängen lässt. Die Situation spitzt sich über die Jahre immer weiter zu. Die Beziehung ihres Vaters zu ihrem Bruder rückt dabei immer weiter in den Fokus und sorgt für bedrückende Momente. Schließlich kommt es zu einer Schlüsselszene rund um das Thema Jäger und Beute, die von der Autorin sprachgewaltig erzählt wird. Die Nebenhandlung rund um einen Nachbarn der Erzählerin fand ich hingegen nicht ganz stimmig. Das Ende des Buches lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück.

„Das wirkliche Leben“ erzählt die Geschichte eines Mädchens, das kein Opfer sein will. Es setzt auf starke Szenen, die schockieren und berühren. Insgesamt ein wirklich lesenswertes Buch!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.05.2020

Die Spannung steigt, nachdem man sich einen Überblick verschafft hat

Marta schläft
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Nadja arbeitet als Assistentin in einer Kanzlei. Kurz vor Feierabend taucht Laura, Nadjas ehemalige Kollegin und inzwischen die Frau ihres Chefs, völlig aufgelöst in ihrem Büro auf. Doch ihr Mann ist noch ...

Nadja arbeitet als Assistentin in einer Kanzlei. Kurz vor Feierabend taucht Laura, Nadjas ehemalige Kollegin und inzwischen die Frau ihres Chefs, völlig aufgelöst in ihrem Büro auf. Doch ihr Mann ist noch immer auf einer Konferenz, und Nadja begleitet sie nach Hause. Mit der Leiche in Lauras Wohnzimmer hätte sie allerdings nicht gerechnet. Verzweifelt berichtet Laura von einem Filmriss und dass nun ihr Leben zerstört ist und sie ihre kleine Tochter verlieren wird. In einem Akt der Solidarität beschließt Nadja, zu helfen. Denn sie selbst hat viele Jahre zuvor ebenfalls Schreckliches erlebt...

Das Buch beginnt mit einem Brief, dessen Verfasser und Empfänger unbekannt sind. Der oder die Verfasserin rechnet damit, noch am selben Tag zu sterben und entschuldigt sich dafür, nie einen der verfassten Briefe abgeschickt zu haben. Danach lernt man die Protagonistin Nadja kennen, die sich aus Hilfsbereitschaft in eine gefährliche Situation begeben hat und mit Panikattacken zu kämpfen hat. In einem dritten Handlungsstrang, der fünf Jahre zuvor spielt, lernt man Nelly Schütt kennen. Ihre Eltern betreiben einen Gasthof und sie beginnt eine Affäre mit einem der Stammgäste.

Die Geschichte springt sehr schnell zwischen den verschiedenen Handlungssträngen hin und her, sodass ich zu Beginn vor allem verwirrt war. Warum hat Nadja eine Leiche in ihrem Kofferraum, wer schreibt hier Briefe an wen und was hat Nelly Schütt mit der ganzen Sache zu tun? Es brauchte gut 100 Seiten, bis ich einen guten Überblick gewonnen hatte. Dann kommt es auch schon zu einer Überraschung, die neue Fragen aufwirft und die Spannung weiter ansteigen lässt.

In Anbetracht der Extremsituation, in der sich Nadja befindet, beginnt sie, sich an die erschütternden Ereignisse ihrer Teenagerzeit zurückzuerinnern. Auch diese Erinnerungsfetzen muss man als Leser erst sammeln und zusammensetzen, um die vergangenen Ereignisse und ihre Konsequenzen zu verstehen.

Die Spannung sowohl psychologischer Natur als auch Ergebnis neuer dramatischer Ereignisse. Diese Kombination hat mir gefallen, und sie lädt zusammen mit der Kürze der Kapitel zum raschen Weiterlesen ein. Das Geschehen und die Briefe greifen schließlich gelungen ineinander. Auch die Verbindung zum Handlungsstrang rund um Nelly Schütt wird schließlich klar, dieser hätte für meinen Geschmack aber entweder kürzer oder von größerer Bedeutung sein können.

„Marta schläft“ konnte mich nach einer Phase der Verwirrung mit einem gelungenen Spannungsbogen überzeugen und meine Neugier durch überraschende Wendungen bis zum Schluss erhalten. Ein Thriller für alle, die es emotional und ereignisreich zugleich mögen!

Veröffentlicht am 02.05.2020

Krasse Geschichten mit dystopischen und irrealen Szenarien

Friday Black
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Stell dir vor, Du arbeitest am Black Friday in einem Bekleidungsgeschäft - und die Menschen kommen aufgrund der Angebote nicht nur in Massen, sie drehen dabei völlig durch und verhalten sich zombiehaft ...

Stell dir vor, Du arbeitest am Black Friday in einem Bekleidungsgeschäft - und die Menschen kommen aufgrund der Angebote nicht nur in Massen, sie drehen dabei völlig durch und verhalten sich zombiehaft ganz ohne Rücksicht auf Verluste. Mehrere Tote pro Geschäft sind normal, sie werden in einer Ecke gesammelt. Szenen von dichtem Gedränge bis hin zu Knochenbrüchen kennt man aus dem Fernsehen, doch der Autor Nana Kwame Adjei-Brenyah verschärft diesen Ausnahmezustand in seiner titelgebenden Story „Friday Black“ bis ins Extrem.

Das Buch beinhaltet zwölf Kurzgeschichten mit einer großen Bandbreite an Themen. Rassismus und Gewalt spielen eine zentrale Rolle, aber auch die Beziehung zu den Eltern, übersteigerter Ehrgeiz und Konsumwahn. Der Autor legt nicht nur seinen Finger in die Wunden der Gesellschaft, er bohrt ihn ganz tief hinein. Dabei wird vieles überspitzt dargestellt bis hin zu geradezu dystopischen und irrealen Szenarien. In „Durch den Blitz“ erleben die Menschen den letzten Tag vor der Auslöschung immer wieder und bringen sich mal gegenseitig um, mal essen sie Pfannkuchen miteinander. In „Lark Street“ redet der Protagonist mit seinen abgetriebenen Zwillingen, die er in der Hand trägt. In vielen Geschichten werden Menschen ermordet - zum Beispiel erschießen Weiße Schwarze ohne Konsequenzen unter dem Deckmantel des Selbstschutzes oder können dies in einer anderen Geschichte auch einfach simulieren, um für den „Ernstfall“ gerüstet zu sein oder weil es ihnen Spaß macht.

„Krass“ ist ein Wort, dass meine Gefühle rund um diese Geschichten gut zusammenfasst. Sie sind brutal und gingen mir immer wieder unter die Haut. Dabei fand ich etwa zwei Drittel sehr gut, mit dem Rest konnte ich wenig bis gar nichts anfangen. Enden sind bei Kurzgeschichten immer so eine Sache, ich fand sie in Summe eher abrupt und hätte mir oft einen bewussteren Abschluss gewünscht.

„Friday Black“ ist wie ein wilder Ritt, der unbequem ist und den man hinterher trotzdem nicht bereut!

Veröffentlicht am 01.05.2020

Ein actionreicher und rasanter Fantasy-Thriller

Vengeful - Die Rache ist mein
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Fünf Jahre sind vergangen, seit Victor Vale und Eli Ever sich in einem folgenreichen Kampf begegnet sind. Seither gilt Victor als tot, und Eli ist als Massenmörder hinter Schloss und Riegel. Doch die Wahrheit ...

Fünf Jahre sind vergangen, seit Victor Vale und Eli Ever sich in einem folgenreichen Kampf begegnet sind. Seither gilt Victor als tot, und Eli ist als Massenmörder hinter Schloss und Riegel. Doch die Wahrheit sieht etwas anders aus: Victor lebt, doch seine Fähigkeit hat sich verändert und wird zunehmend zur Bedrohung für ihn selbst. Und Eli ist im Gefängnis eine ungewöhnliche Kooperation eingegangen und in der Folge höchst aktiv. Schließlich betritt in Merit eine neue EO die Bühne: Marcella Riggins wurde von ihrem Mann, einem einflussreichen Mafioso, getötet, nachdem sie seine Affäre entdeckt hat. Jahrelang stand sie in seinem Schatten. Nun will sie nicht nur Rache, sondern strebt auch nach Macht - und ihre neue zerstörerische Fähigkeit erweist sich auf dem Weg nach ganz oben als überaus hilfreich.

Nachdem mich die Autorin im letzten November mit „Vicious. Das Böse in uns“ begeistern konnte, war diese Fortsetzung ein Must Read für mich. In Deutschland lagen zwischen den Veröffentlichungen der beiden Bücher nur wenige Monate, in Amerika jedoch fünf Jahre, denn die Autorin hat dazwischen die Weltenwanderer-Trilogie geschrieben. Diese fünf Jahre hat die Autorin auch in ihrer Buchwelt vergehen lassen.

Wie schon im ersten Band sind die Kapitelüberschriften als Countdown angelegt. Der Leser erfährt jeweils, wie viele Wochen oder Jahre vor einem unbekannten Ereignis das Kapitel spielt. Es gibt es mehrere Handlungsstränge, wobei in manchen Phasen häufiger hin und her gesprungen wird und der Fokus in anderen länger auf einem bestimmten Charakter bleibt.

Nach einem Intro, in welchem Marcella zur neuen EO wird und ihre Fähigkeit entdeckt, liegt der Fokus zunächst vor allem auf Victor. Er ist mit seiner Wahlfamilie, bestehend aus Sydney, Mitch und Dol, im Land unterwegs, um nach einer Heilung für sich zu suchen. Denn seit Sydney ihn mithilfe ihrer Fähigkeit von den Toten zurückgeholt hat, spielt seine Gabe verrückt. Hinter sich her zieht er eine Spur aus toten EOs, die ihm nicht helfen konnten und danach für immer schweigen sollten. Die neue Organisation EON, welche sich um die Neutralisation ExtraOrdinärer kümmert, ist ihm jedoch auf der Spur - mit Beratung von niemand geringerem als Eli Ever.

Ich fand es interessant, die Entwicklung der Charaktere zu beobachten. Victor ist selbst zum Massenmörder geworden, um sein Problem zu vertuschen, wodurch sich die Frage stellt, was ihn noch von Eli unterscheidet. Sydney, die ihn begleitet, ist inzwischen eine junge Frau, die das Leben auf der Flucht zunehmend anstrengend findet und immer mehr eigene Entscheidungen trifft. Eli ist durch die Hölle gegangen und kalt gestellt, hat sich aber trotzdem noch nicht aufgegeben. Und der Weg von Marcella hat gerade erst begonnen.

Marcella bringt als neue Figur frischen Wind in die Handlung. Sie ist eine starke Frau, die genug davon hat, nur hübsches Beiwerk zu sein. Innerhalb kürzestern Zeit pflastern Tote ihren Weg an die Spitze der Macht. Auch die Gestaltwandlerin June ist neu dabei und hat Fähigkeiten, die neue Möglichkeiten eröffnen. Schade fand ich, dass man nur wenig über ihre Vergangenheit erfährt.

In Sachen Tempo, Action und Brutalität schließt das Buch nahtlos an seinen Vorgänger an. Es gibt erneut zahlreiche Tote, jedoch ohne allzu detaillierte Schilderungen der Gewalt. Weil neue Charaktere hinzu gekommen sind und die bisherigen allesamt weiterhin mitmischen ist die Handlung komplexer geworden und es gibt ständig neue Überraschungen. Auch der Showdown kann sich sehen lassen und bietet einen stimmigen Abschluss. Alle Leser, die „Vicious“ begeistern konnte, sollten sich diese Fortsetzung auf keinen Fall entgehen lassen!