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Veröffentlicht am 15.02.2020

Eine gefährliche Welt voll blutiger Rituale, Geister und Geheimnisse

Das neunte Haus
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Alex Stern fühlt sich auf dem Campus der Elite-Universität Yale wie ein Fremdkörper. Eine Ausreißerin wie sie schafft es eigentlich nicht an einen solchen Ort. Doch für das Haus Lethe ist sie von großem ...

Alex Stern fühlt sich auf dem Campus der Elite-Universität Yale wie ein Fremdkörper. Eine Ausreißerin wie sie schafft es eigentlich nicht an einen solchen Ort. Doch für das Haus Lethe ist sie von großem Wert, denn sie kann die Geister der Toten sehen. Mit dieser Fähigkeit soll sie dafür sorgen, dass diese bei den magischen Ritualen der Häuser des Schleiers - wie Portalmagie oder auch Eingeweidenschau - für keine unerwünschten Zwischenfälle sorgen. Als eine junge Frau ermordet auf dem Campus aufgefunden wird, hat Alex den Verdacht, dass eins der Häuser in den Fall verwickelt ist. Sie beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln und stößt bald auf Ungereimtheiten. Doch jemand scheint mit aller Macht verhindern zu wollen, dass sie sich weiter mit dem Fall beschäftigt.

Ich bin großer Fan der Grishaverse-Bücher der Autorin und habe mich sehr gefreut, nun in eine von ihr geschaffene Urban Fantasy Welt eintauchen zu dürfen. Der Einstieg in die Geschichte ist mit jedoch nicht leicht gefallen. Nach einem Prolog im Vorfrühling springt die Geschichte zurück in den Winter, wo es Rückblenden in den Herbst gibt. Man erhält hier und da Informationsbrocken und ich brauchte einige Zeit, bis sich mit das ganze Szenario rund um die Häuser und Alex’ besondere Fähigkeiten erschloss.

Die Autorin hat eine komplexe Welt erschaffen, in welcher es ähnlich wie im Grishaverse unterschiedliche Formen der Magie gibt, die hier aber ganz andere Formen annimmt und auch anders funktioniert. Sie ist hauptsächlich an Rituale gebunden, die immer wieder beschrieben werden. Dabei wird häufig Blut vergossen, während Alex herumläuft, und Friedhofserde auf die Geister wirft, um sie zu vertreiben. Diese Schilderungen sind Geschmackssache und haben mich eher irritieren als faszinieren können.

Die Ermittlungen rund um den Tod der jungen Frau sowie Alex’ Suche nach einer verschwundenen Person sind die zentralen Elemente der Geschichte, die langsam in Schwung kommt. Hier stößt Alex auf ein scheinbar undurchdringliches Geflecht aus Geheimnissen, Vertuschung und Intrigen. Doch auch als es gefährlich wird gibt sie nicht auf und forscht mit ihrer trockenen und beharrlichen Art weiter. Dabei kommt sie auch der Welt der Geister, von der sie seit Jahren konsequent Abstand hält, immer näher. Zum Ende hin erlebt man als Leser noch mal einige Überraschungen und die Antworten auf die offenen Fragen sind vielschichtiger als gedacht.

„Das neunte Haus“ von Leigh Bardugo nimmt den Leser mit in eine gefährliche Welt voll blutiger Rituale, Geister und Geheimnisse, von der am Campus der Eliteuniversität Yale nur wenige etwas ahnen. Trotz der der angenehm unperfekten Protagonistin mit einer interessanten Hintergrundstory hat mich das Setting leider nicht gänzlich packen können. Wenn ihr Lust auf eine düstere Urban Fantasy habt, dann seid ihr der richtige Leser für dieses Buch!

Veröffentlicht am 09.02.2020

Ein stimmungsvoller und berührender Einblick in die sardische Heimat der Autorin

Eine fast perfekte Welt
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Als Esters Verlobter Raffaele nach dem Zweiten Weltkrieg zurück in ihr Dorf auf Sardinien kommt, erkennt sie ihre einst große Liebe kaum wieder. Er bleibt nicht lange, sondern geht aufs Festland, um im ...

Als Esters Verlobter Raffaele nach dem Zweiten Weltkrieg zurück in ihr Dorf auf Sardinien kommt, erkennt sie ihre einst große Liebe kaum wieder. Er bleibt nicht lange, sondern geht aufs Festland, um im Hafen von Genua zu arbeiten. Ester kann nicht verstehen, wie man an solch einem Ort leben kann. Trotzdem heiratet sie ihn nach einigen Jahren und zieht zu ihm. Ihre Tochter Felicita ist ein Lichtblick in ihrem Leben, doch sie sehnt sich zurück nach Sardinien. Doch auch dort wird ihre Sehnsucht nicht gestillt. Felicita gehört weder zur einen noch zur anderen Welt: Das Leben auf Sardinien finder sie langweilig und anstrengend, auf dem Festland wird sie als Hinterwäldlerin behandelt. Trotzdem versucht sie, aus jeder Situation das Beste zu machen und ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten.

Die Geschichte beginnt einige Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als Raffaele aus der Kriegsgefangenenschaft zurück nach Sardinien kommt. Er arbeitet hart und kann trotzdem kaum etwas ansparen, sodass die Hochzeit mit Ester noch warten muss. Ester kann mit ihm nicht mehr viel anfangen und hat an allem etwas auszusetzen, trotzdem heiraten die beiden. Das einfache Leben in der Stadt gefällt ihr wenig überraschend überhaupt nicht, nur ihre Tochter Felicita macht ihr Freude.

Ester und Felicita sind gänzlich unterschiedliche Charaktere mit einem völlig anderem Blick auf das Leben auf dem Festland und auf Sardinien. Ester sehnt sich nach einem Ort zum Ankommen, den sie jedoch nirgends findet. Die beengenden Verhältnisse in der Stadt findet sie besonders schlimm. Felicita hingegen geht es genau anders herum, auf Sardinien muss sie schuften und kann kaum glauben, dass ihre Großmutter noch nie das Meer gesehen hat, obwohl es nur eine Stunde entfernt ist. Ich fand es interessant, durch diese zwei verschiedenen Perspektiven aufs Geschehen zu blicken.

Der Fokus verlagert sich im Laufe der Geschichte immer mehr hin zu Felicita. Sie verliebt sich in einen Jungen, der zwar Intimitäten zulässt, ihre Gefühle aber nicht erwidert. Als Erwachsene muss sie wegweisende Entscheidungen treffen hinsichtlich der Frage, wo und wie sie leben will. Dabei macht sie einige neue Bekanntschaften, die für schöne und unterhaltsame Situationen sorgen. Sie bringen weitere Perspektiven ins Geschehen ein.

Die Autorin sagt selbst, dass sie mit diesem Buch ein Sardinien retten möchte, dass es eines Tages möglicherweise nur noch in Büchern gibt. Ihre Schilderungen sind dementsprechend sehr atmosphärisch und es werden Einblicke in das Leben auf der Insel gegeben. Ich hatte beim Lesen jedoch auch das Gefühl, dass die Geschichte sehr schnell vorüberzieht. Es gibt immer nur kurze Einblicke und häufige Zeitsprünge, sodass ich mir an vielen Stellen gewünscht habe, tiefer eintauchen zu dürfen.

„Eine fast perfekte Welt“ nimmt den Leser mit nach Italien, wo eine Mutter und ihre Tochter sowohl auf dem Festland als auch auf Sardinien leben und diese Lebensweisen völlig unterschiedlich wahrnehmen. Ich fand diese Einblicke interessant und habe vor allem mit Felicita gehofft, dass sie ihren Weg finden wird. Ein stimmungsvoller und berührender Einblick in die sardische Heimat der Autorin!

Veröffentlicht am 05.02.2020

Wenn Dein Zuhause kein sicherer Ort mehr ist

You are (not) safe here
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Das Cover des Buches sieht mit seinen schwarzen Federn bedrohlich aus. Doch von außen betrachtet ist das Leben in Auburn, einer kleinen Stadt in Pennsylvania, ganz normal. Nur wer hinter die Fassade blickt ...


Das Cover des Buches sieht mit seinen schwarzen Federn bedrohlich aus. Doch von außen betrachtet ist das Leben in Auburn, einer kleinen Stadt in Pennsylvania, ganz normal. Nur wer hinter die Fassade blickt erkennt, in welcher Gefahr sich die 17jährige Leighton und ihre Schwestern befinden. Ihr Zuhause, dass doch eigentlich ein sicherer Zufluchtsort sein sollte, müssen sie mit ihrem zu schlimmen Wutausbrüchen neigenden Vater teilen. Regelmäßig verbringen die Schwestern angstvolle Nächte im Schrank, während sich ihre Mutter das Verhalten des Vaters gefallen lässt. Leightons Schulabschluss rückt näher und sie gibt alles, um an ein gutes College gehen zu dürfen. Doch was wird dann aus ihren Schwestern? Und wieso interessiert sich der beliebte Liam plötzlich ausgerechnet für sie?

Die Protagonistin Leighton lernt man kennen, als sie in einer Nacht wieder einmal angstvolle Stunden gemeinsam mit ihren Schwestern durchleben muss. Ihr Vater brüllt herum, wirft Sachen durch den Raum, tut seiner Frau physische und seinen Kinder psychische Gewalt an. Sie können niemanden um Hilfe rufen, denn das Telefonkabel zieht er vor seinen Ausbrüchen aus der Wand und den Besitz von Handys erlaubt er nicht. Außerdem ist da noch die Pistole, die er immer in Griffweite liegen hat. Immer wieder wird man in diesem Buch als Leser Zeuge von häuslicher Gewalt, die dem Leser schmerzlich klar macht, was es heißt, sich in seinem Zuhause nicht sicher fühlen zu können.

Tagsüber versucht Leighton, ihr Abschlussjahr mit guten Noten zu meistern, um auf ein College ihrer Wahl gehen zu können. Sie bleibt lieber am Rand des Geschehens, arbeitet für die Schulzeitung und hat mit Sofia eine gute Freundin. Als der Liam, der Star der Footballmannschaft, beginnt, mit Leighton zu flirten, weist sie ihn zurück. Doch er bleibt auf angenehme Weise hartnäckig und bringt sie ins Grübeln, ob sie sich nicht doch ein bisschen Spaß gönnen darf. Die sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte fand ich süß, und sie steht in starken Kontrast zu den Momenten der Angst, die sie immer wieder durchlebt. Schließlich muss sie sich entscheiden, ob sie sich Liam gegenüber öffnet. Es fällt ihr schwer, denn sie hat lernen müssen, dass die Bewohner von Auburn gut im Wegschauen sind.

Die Geschichte hat auch eine magische Komponente: Zum einen durch das Auftauchen der Krähen, deren Bestand kontinuierlich ansteigt. Zum anderen durch das Haus, in dem Leighton wohnt und das die Spuren der Gewalt Tag für Tag aufs Neue beseitigt. Die Autorin schreibt, dass die dadurch die Surrealität häuslicher Gewalt ausdrücken wollte. Aus der Story rund um die Krähen hätte man meiner Meinung aber noch mehr machen können.

„You are (not) safe here“ ist ein beklemmendes Jugendbuch rund um häusliche Gewalt. Die Highschool-Szenen bieten Gelegenheit zum Durchatmen, ich fand sie genauso wie die Charaktere dort jedoch zu klischeehaft. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und ein Plädoyer gegen das Wegschauen ist.

Veröffentlicht am 31.01.2020

Ein Must Read für alle Leserinnen romantischer Komödien!

Das Glück ist zum Greifen da
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Ana hat serbische Wurzeln und lebt gemeinsam mit ihren zwölfjährigen, musikalisch hochbegabten Zwillingen in Köln. Der Vater der beiden, ein erfolgreicher Hornist, hat sich schon vor der Geburt aus dem ...

Ana hat serbische Wurzeln und lebt gemeinsam mit ihren zwölfjährigen, musikalisch hochbegabten Zwillingen in Köln. Der Vater der beiden, ein erfolgreicher Hornist, hat sich schon vor der Geburt aus dem Staub gemacht und als einziges Lebenszeichen zum sechsten Geburtstag der Kinder einen riesigen Flügel mit einem Umschlag voller Geld geschickt. Das ist jedoch so gut wie aufgebraucht und Ana sucht schon seit Monaten erfolglos nach einem Job als Produktdesignerin. Als ihr Job bei einem Start-Up im letzten Moment platzt und dann auch noch ein Brief vom Ausländeramt eintrudelt mit der Bitte, in den nächsten 28 Tagen das Land zu verlassen, braucht sie dringend einen Plan, um in Köln bleiben zu dürfen.

Als Leser lernt man die Protagonistin Ana kennen, als sie gerade an einem persönlichen Tiefpunkt angekommen ist. Fast hatte es mit einem Job geklappt, und nun schwebt die Abschiebung nach Serbien wie ein Damoklesschwert über ihr. Sie fühlt sich in Köln heimisch, hat dort viele Freunde, spricht perfekt Deutsch und ihre Zwillinge sind dort aufgewachsen. In das serbische Dorf ihrer Schwester zu ziehen würde für sie erneute Entwurzelung und persönliches Scheitern zugleich bedeuten.

Die Geschichte ist eine romantische Komödie, die durch das Thema der drohenden Abschiebung auch ernste Momente hat. Im Vordergrund steht jedoch die Unterhaltung, sodass man selbst während Anas Besuch beim Ausländeramt immer wieder schmunzeln muss. Denn während sie mit ihrem Sachbearbeiter über eine Fristverlängerung sprechen will zocken die Zwillinge munter Fruit Ninja, plaudern Geheimnisse aus und entdecken die Auf- und Abfahrfunktion von Drehstühlen.

Es geht angenehm turbulent zu, sodass ich schnell mitten in der Geschichte war. Die Musikschule möchte bald ein Musical veranstalten, und Ana hilft Peter, ihrem Nachbarn und Klavierlehrer ihrer Kinder, bei der Organisation. Helikoptermütter müssen beruhigt, Kinder motiviert und Kostüme genäht werden. Dabei scheint Peter zunehmend mit ihr zu flirten. Gleichzeitig sucht Ana mit zunehmender Verzweiflung nach einem Job und probiert Tinder aus, um auf andere Gedanken zu kommen. Bei all dem emotionalen Auf und Ab steht ihr zum Glück ihre beste Freundin Ella mit Rat und Tat zur Seite.

Mir hat der Schreibstil von Sylvia Deloy sehr gefallen. Das Buch bietet eine gelungene Mischungaus lustigen, schönen und romantischen Momenten, ohne in Klischees und Kitsch abzudriften. Es geht um Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Mutterschaft und Liebe. Dabei lernt man neben Ana viele sorgfältig ausgearbeitete Charaktere kennen, über deren Schicksal ich gerne mehr erfahren habe. Immer wieder konnte die Geschichte mich durch unerwartete Wendungen überraschen.

Auch wenn die Autorin natürlich ihren ganz eigenen Stil hat ist dieses Buch für mich ein Stück weit die kölsche Antwort auf die in Hamburg spielenden Bücher von Petra Hülsmann. Fans der Autorin rate ich, unbedingt dieses Debüt von Sylvia Deloy zu entdecken. Für mich ist „Das Glück ist zum Greifen da“ eine rundum gelungene Geschichte. Ein Must Read für alle Leserinnen romantischer Komödien!

Veröffentlicht am 27.01.2020

Nachdenklich stimmende Geschichte über zwei Schwestern

Long Bright River
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Die dreiunddreißigjährige Mickey arbeitet als Streifenpolizistin in Kensington, einem Stadtteil von Phiadelphia. Während ihrer Fahrten hält sie stets nach ihrer jüngeren Schwester Kacey Ausschau. Die beiden ...

Die dreiunddreißigjährige Mickey arbeitet als Streifenpolizistin in Kensington, einem Stadtteil von Phiadelphia. Während ihrer Fahrten hält sie stets nach ihrer jüngeren Schwester Kacey Ausschau. Die beiden haben seit fünf Jahren nicht mehr miteinander geredet, doch sie sorgt sich um sie. Denn Kacey ist drogenabhängig, schon mehrfach beinahe an einer Überdosis gestorben und verdient sich das Geld für den nächsten Schuss mit Prostitution. Als Mickey einen Monat lang nichts mehr von Kacey gehört hat und gleichzeitig ein Serienmörder im Viertel aktiv wird, der es auf Prostituierte abgesehen hat, beschließt sie, beidem nachzugehen in der Hoffnung, dass es keinen Zusammenhang gibt.

Der Ich-Erzählerin Mickey begegnet der Leser erstmals auf einer Streifenfahrt gemeinsam mit ihrem neuen Partner Eddie Lafferty, der erst seinen zweiten Tag im Revier hat. Mickey hält wieder einmal Ausschau nach Kacey, entdeckt jedoch nur deren Freundin Paula, über die sich Lafferty abfällig äußert. Damit ist für Mickey klar: Sie arbeitet lieber weiterhin allein als mit ihm, denn ihr bisheriger Parter Truman, mit dem sie jahrelang harmonierte, ist noch immer krank geschrieben.

Das Buch nimmt sich Zeit, dem Leser den Stadtteil Kensington und das Leben dort nahezubringen. Über Jahre ist das Drogenproblem auf den Straßen immer größer geworden, Frauen und Männer hängen schon früh an der Nadel und tun alles, um an Geld für Nachschub zu kommen. Jeder kennt irgendwen, der abhängig ist oder war. Im Dienst findet Mickey immer wieder Opfer einer Überdosis. Um ein solches scheint es sich auch bei der Toten zu handeln, zu deren Fundort sie gerufen wird, doch dann entdeckt Mickey Anzeichen für Strangulation. Dem geht die Polizei jedoch erst nach, als weitere ermordete Frauen gefunden werden.

Mickey lässt den Leser an ihren Gedanken teilhaben, sodass man intensive Einblicke in die schwierige Beziehung zu ihrer Schwester erhält. In Rückblenden erfährt man mehr über ihr gemeinsames Aufwachsen, die enge Verbindung der beiden und wie sie sich schließlich zunehmend voneinander entfernt und gänzlich unterschliedliche Lebenswege eingeschlagen haben. Mich konnten Mickeys Schilderungen berühren und ich habe gut nachvollziehen können, warum sie unbedingt in Erfahrung bringen möchte, ob es ihrer Schwester gut geht. Doch Mickey verschweigt dem Leser einige Dinge und ebenso wurde ihr manches verschwiegen, sodass es mit der Zeit noch einige Überraschungen gibt.

Bei der Suche nach ihrer Schwester und dem Versuch, mehr über den Serienmörder in Erfahrung zu bringen, agiert Mickey zunehmend verzweifelt und begibt sich in Gefahr, um die zum reden zu bringen, die etwas wissen könnten. In dem insgesamt eher ruhigen Buch kommt dadurch allmählich Spannung auf, die vor allem psychologischer Natur ist. Dabei wunderte ich mich über zwei Dinge: Zum einen habe ich nicht verstanden, warum Mickey ihren Sohn täglich in der Obhut einer desinteressierten jungen Frau lässt, deren Adresse sie nicht einmal kennt, aber riesige Bedenken hat, als die freundliche Nachbarin anbietet, auf ihn aufzupassen. Zum anderen gibt es eine verschwommene Videoaufnahme, auf der gefühlt jeder etwas erkennt, nur Mickey nicht, und die zum Dreh- und Angelpunkt der Handlung wird. Die Auflösung ist schließlich weniger dramatisch als ich erwartet habe, passt aber gut zur Geschichte.

„Long Bright River“ erzählt die Geschichte zweier unterschiedlicher Schwestern, einer Streifenpolizistin und einer drogenabhägige Prostituierten, die dennoch eng miteinander verbunden sind. Und es erzählt in ruhigen und eindringlichen Tönen von Abhängigkeit und Liebe sowie den Licht- und Schattenseiten des Polizeidienstes. Das Buch ist keine leichte Lektüre, es liefert Stoff zum Nachdenken und konnte mich berühren. Gerne spreche ich eine Leseempfehlung aus.