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Veröffentlicht am 05.02.2020

Wenn Dein Zuhause kein sicherer Ort mehr ist

You are (not) safe here
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Das Cover des Buches sieht mit seinen schwarzen Federn bedrohlich aus. Doch von außen betrachtet ist das Leben in Auburn, einer kleinen Stadt in Pennsylvania, ganz normal. Nur wer hinter die Fassade blickt ...


Das Cover des Buches sieht mit seinen schwarzen Federn bedrohlich aus. Doch von außen betrachtet ist das Leben in Auburn, einer kleinen Stadt in Pennsylvania, ganz normal. Nur wer hinter die Fassade blickt erkennt, in welcher Gefahr sich die 17jährige Leighton und ihre Schwestern befinden. Ihr Zuhause, dass doch eigentlich ein sicherer Zufluchtsort sein sollte, müssen sie mit ihrem zu schlimmen Wutausbrüchen neigenden Vater teilen. Regelmäßig verbringen die Schwestern angstvolle Nächte im Schrank, während sich ihre Mutter das Verhalten des Vaters gefallen lässt. Leightons Schulabschluss rückt näher und sie gibt alles, um an ein gutes College gehen zu dürfen. Doch was wird dann aus ihren Schwestern? Und wieso interessiert sich der beliebte Liam plötzlich ausgerechnet für sie?

Die Protagonistin Leighton lernt man kennen, als sie in einer Nacht wieder einmal angstvolle Stunden gemeinsam mit ihren Schwestern durchleben muss. Ihr Vater brüllt herum, wirft Sachen durch den Raum, tut seiner Frau physische und seinen Kinder psychische Gewalt an. Sie können niemanden um Hilfe rufen, denn das Telefonkabel zieht er vor seinen Ausbrüchen aus der Wand und den Besitz von Handys erlaubt er nicht. Außerdem ist da noch die Pistole, die er immer in Griffweite liegen hat. Immer wieder wird man in diesem Buch als Leser Zeuge von häuslicher Gewalt, die dem Leser schmerzlich klar macht, was es heißt, sich in seinem Zuhause nicht sicher fühlen zu können.

Tagsüber versucht Leighton, ihr Abschlussjahr mit guten Noten zu meistern, um auf ein College ihrer Wahl gehen zu können. Sie bleibt lieber am Rand des Geschehens, arbeitet für die Schulzeitung und hat mit Sofia eine gute Freundin. Als der Liam, der Star der Footballmannschaft, beginnt, mit Leighton zu flirten, weist sie ihn zurück. Doch er bleibt auf angenehme Weise hartnäckig und bringt sie ins Grübeln, ob sie sich nicht doch ein bisschen Spaß gönnen darf. Die sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte fand ich süß, und sie steht in starken Kontrast zu den Momenten der Angst, die sie immer wieder durchlebt. Schließlich muss sie sich entscheiden, ob sie sich Liam gegenüber öffnet. Es fällt ihr schwer, denn sie hat lernen müssen, dass die Bewohner von Auburn gut im Wegschauen sind.

Die Geschichte hat auch eine magische Komponente: Zum einen durch das Auftauchen der Krähen, deren Bestand kontinuierlich ansteigt. Zum anderen durch das Haus, in dem Leighton wohnt und das die Spuren der Gewalt Tag für Tag aufs Neue beseitigt. Die Autorin schreibt, dass die dadurch die Surrealität häuslicher Gewalt ausdrücken wollte. Aus der Story rund um die Krähen hätte man meiner Meinung aber noch mehr machen können.

„You are (not) safe here“ ist ein beklemmendes Jugendbuch rund um häusliche Gewalt. Die Highschool-Szenen bieten Gelegenheit zum Durchatmen, ich fand sie genauso wie die Charaktere dort jedoch zu klischeehaft. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und ein Plädoyer gegen das Wegschauen ist.

Veröffentlicht am 31.01.2020

Ein Must Read für alle Leserinnen romantischer Komödien!

Das Glück ist zum Greifen da
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Ana hat serbische Wurzeln und lebt gemeinsam mit ihren zwölfjährigen, musikalisch hochbegabten Zwillingen in Köln. Der Vater der beiden, ein erfolgreicher Hornist, hat sich schon vor der Geburt aus dem ...

Ana hat serbische Wurzeln und lebt gemeinsam mit ihren zwölfjährigen, musikalisch hochbegabten Zwillingen in Köln. Der Vater der beiden, ein erfolgreicher Hornist, hat sich schon vor der Geburt aus dem Staub gemacht und als einziges Lebenszeichen zum sechsten Geburtstag der Kinder einen riesigen Flügel mit einem Umschlag voller Geld geschickt. Das ist jedoch so gut wie aufgebraucht und Ana sucht schon seit Monaten erfolglos nach einem Job als Produktdesignerin. Als ihr Job bei einem Start-Up im letzten Moment platzt und dann auch noch ein Brief vom Ausländeramt eintrudelt mit der Bitte, in den nächsten 28 Tagen das Land zu verlassen, braucht sie dringend einen Plan, um in Köln bleiben zu dürfen.

Als Leser lernt man die Protagonistin Ana kennen, als sie gerade an einem persönlichen Tiefpunkt angekommen ist. Fast hatte es mit einem Job geklappt, und nun schwebt die Abschiebung nach Serbien wie ein Damoklesschwert über ihr. Sie fühlt sich in Köln heimisch, hat dort viele Freunde, spricht perfekt Deutsch und ihre Zwillinge sind dort aufgewachsen. In das serbische Dorf ihrer Schwester zu ziehen würde für sie erneute Entwurzelung und persönliches Scheitern zugleich bedeuten.

Die Geschichte ist eine romantische Komödie, die durch das Thema der drohenden Abschiebung auch ernste Momente hat. Im Vordergrund steht jedoch die Unterhaltung, sodass man selbst während Anas Besuch beim Ausländeramt immer wieder schmunzeln muss. Denn während sie mit ihrem Sachbearbeiter über eine Fristverlängerung sprechen will zocken die Zwillinge munter Fruit Ninja, plaudern Geheimnisse aus und entdecken die Auf- und Abfahrfunktion von Drehstühlen.

Es geht angenehm turbulent zu, sodass ich schnell mitten in der Geschichte war. Die Musikschule möchte bald ein Musical veranstalten, und Ana hilft Peter, ihrem Nachbarn und Klavierlehrer ihrer Kinder, bei der Organisation. Helikoptermütter müssen beruhigt, Kinder motiviert und Kostüme genäht werden. Dabei scheint Peter zunehmend mit ihr zu flirten. Gleichzeitig sucht Ana mit zunehmender Verzweiflung nach einem Job und probiert Tinder aus, um auf andere Gedanken zu kommen. Bei all dem emotionalen Auf und Ab steht ihr zum Glück ihre beste Freundin Ella mit Rat und Tat zur Seite.

Mir hat der Schreibstil von Sylvia Deloy sehr gefallen. Das Buch bietet eine gelungene Mischungaus lustigen, schönen und romantischen Momenten, ohne in Klischees und Kitsch abzudriften. Es geht um Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Mutterschaft und Liebe. Dabei lernt man neben Ana viele sorgfältig ausgearbeitete Charaktere kennen, über deren Schicksal ich gerne mehr erfahren habe. Immer wieder konnte die Geschichte mich durch unerwartete Wendungen überraschen.

Auch wenn die Autorin natürlich ihren ganz eigenen Stil hat ist dieses Buch für mich ein Stück weit die kölsche Antwort auf die in Hamburg spielenden Bücher von Petra Hülsmann. Fans der Autorin rate ich, unbedingt dieses Debüt von Sylvia Deloy zu entdecken. Für mich ist „Das Glück ist zum Greifen da“ eine rundum gelungene Geschichte. Ein Must Read für alle Leserinnen romantischer Komödien!

Veröffentlicht am 27.01.2020

Nachdenklich stimmende Geschichte über zwei Schwestern

Long Bright River
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Die dreiunddreißigjährige Mickey arbeitet als Streifenpolizistin in Kensington, einem Stadtteil von Phiadelphia. Während ihrer Fahrten hält sie stets nach ihrer jüngeren Schwester Kacey Ausschau. Die beiden ...

Die dreiunddreißigjährige Mickey arbeitet als Streifenpolizistin in Kensington, einem Stadtteil von Phiadelphia. Während ihrer Fahrten hält sie stets nach ihrer jüngeren Schwester Kacey Ausschau. Die beiden haben seit fünf Jahren nicht mehr miteinander geredet, doch sie sorgt sich um sie. Denn Kacey ist drogenabhängig, schon mehrfach beinahe an einer Überdosis gestorben und verdient sich das Geld für den nächsten Schuss mit Prostitution. Als Mickey einen Monat lang nichts mehr von Kacey gehört hat und gleichzeitig ein Serienmörder im Viertel aktiv wird, der es auf Prostituierte abgesehen hat, beschließt sie, beidem nachzugehen in der Hoffnung, dass es keinen Zusammenhang gibt.

Der Ich-Erzählerin Mickey begegnet der Leser erstmals auf einer Streifenfahrt gemeinsam mit ihrem neuen Partner Eddie Lafferty, der erst seinen zweiten Tag im Revier hat. Mickey hält wieder einmal Ausschau nach Kacey, entdeckt jedoch nur deren Freundin Paula, über die sich Lafferty abfällig äußert. Damit ist für Mickey klar: Sie arbeitet lieber weiterhin allein als mit ihm, denn ihr bisheriger Parter Truman, mit dem sie jahrelang harmonierte, ist noch immer krank geschrieben.

Das Buch nimmt sich Zeit, dem Leser den Stadtteil Kensington und das Leben dort nahezubringen. Über Jahre ist das Drogenproblem auf den Straßen immer größer geworden, Frauen und Männer hängen schon früh an der Nadel und tun alles, um an Geld für Nachschub zu kommen. Jeder kennt irgendwen, der abhängig ist oder war. Im Dienst findet Mickey immer wieder Opfer einer Überdosis. Um ein solches scheint es sich auch bei der Toten zu handeln, zu deren Fundort sie gerufen wird, doch dann entdeckt Mickey Anzeichen für Strangulation. Dem geht die Polizei jedoch erst nach, als weitere ermordete Frauen gefunden werden.

Mickey lässt den Leser an ihren Gedanken teilhaben, sodass man intensive Einblicke in die schwierige Beziehung zu ihrer Schwester erhält. In Rückblenden erfährt man mehr über ihr gemeinsames Aufwachsen, die enge Verbindung der beiden und wie sie sich schließlich zunehmend voneinander entfernt und gänzlich unterschliedliche Lebenswege eingeschlagen haben. Mich konnten Mickeys Schilderungen berühren und ich habe gut nachvollziehen können, warum sie unbedingt in Erfahrung bringen möchte, ob es ihrer Schwester gut geht. Doch Mickey verschweigt dem Leser einige Dinge und ebenso wurde ihr manches verschwiegen, sodass es mit der Zeit noch einige Überraschungen gibt.

Bei der Suche nach ihrer Schwester und dem Versuch, mehr über den Serienmörder in Erfahrung zu bringen, agiert Mickey zunehmend verzweifelt und begibt sich in Gefahr, um die zum reden zu bringen, die etwas wissen könnten. In dem insgesamt eher ruhigen Buch kommt dadurch allmählich Spannung auf, die vor allem psychologischer Natur ist. Dabei wunderte ich mich über zwei Dinge: Zum einen habe ich nicht verstanden, warum Mickey ihren Sohn täglich in der Obhut einer desinteressierten jungen Frau lässt, deren Adresse sie nicht einmal kennt, aber riesige Bedenken hat, als die freundliche Nachbarin anbietet, auf ihn aufzupassen. Zum anderen gibt es eine verschwommene Videoaufnahme, auf der gefühlt jeder etwas erkennt, nur Mickey nicht, und die zum Dreh- und Angelpunkt der Handlung wird. Die Auflösung ist schließlich weniger dramatisch als ich erwartet habe, passt aber gut zur Geschichte.

„Long Bright River“ erzählt die Geschichte zweier unterschiedlicher Schwestern, einer Streifenpolizistin und einer drogenabhägige Prostituierten, die dennoch eng miteinander verbunden sind. Und es erzählt in ruhigen und eindringlichen Tönen von Abhängigkeit und Liebe sowie den Licht- und Schattenseiten des Polizeidienstes. Das Buch ist keine leichte Lektüre, es liefert Stoff zum Nachdenken und konnte mich berühren. Gerne spreche ich eine Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 25.01.2020

Ruths Zeit in England zog sich für mich in die Länge

Tage des Lichts
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Voller Sorge wartet Ruth in England auf eine Nachricht, ob ihre Eltern und ihre Schwester aus Deutschland ausreisen durften. Ob das Kabel mit der Genehmigung aus England rechtzeitig angekommen ist? Unterdessen ...

Voller Sorge wartet Ruth in England auf eine Nachricht, ob ihre Eltern und ihre Schwester aus Deutschland ausreisen durften. Ob das Kabel mit der Genehmigung aus England rechtzeitig angekommen ist? Unterdessen schuftet Ruth weiter auf dem Hof in Frinton-on-Sea, wo sie als Hilfe angestellt ist. Ihre herrschsüchtige Arbeitgeberin Olivia lässt sie kaum zur Ruhe kommen. Doch Ruth ist dringend auf die Anstellung angewiesen. Noch lieber würde sie weiteren Abstand zwischen sich und die Nazis bringen und mit ihrer Familie nach Amerika auswandern, doch aufgrund der begrenzten Aufnahmezahlen pro Jahr wird das noch einige Zeit dauern. Solange muss sie in England zurechtkommen.

Das zweite Buch der Reihe endete damit, dass Ruth Ausreisegenehmigungen für England an ihre Familie hat kabeln lassen. Damit beginnt für sie eine Phase der Ungewissheit, denn man kann sich nicht sicher sein, ob solche Nachrichten wirklich rechtzeitig in den richtigen Händen ankommen.

Das Buch spannt den Leser erst einmal auf die Folter und berichtet von Ruths Arbeiten auf dem Hof, während sie auf eine Nachricht wartet. Ihre Arbeitgeberin Olivia, die man schon im zweiten Band kennenlernen konnte, ist eine unglaublich anstrengende und nervige Person. Sie scheucht Ruth herum und lässt sie neben dem Nötigen auch allerlei zeitraubende und sinnlose Tätigkeiten ausführen, während sie ihr die freie Zeit verweigert, die ihr eigentlich zusteht. Erst nach über 100 Seiten erhält Ruth endlich eine Nachricht von ihrer Familie.

Das Buch zog sich für mich leider ziemlich in die Länge. Ruths Leben und Arbeiten auf dem Hof wird in aller Ausführlichkeit beschrieben und ihre Konflikte mit Olivia laufen immer ähnlich ab. Ruth putzt, kocht, kümmert sich um die Tiere, muss Fleisch verarbeiten und sich um die kleine Jill kümmern. Diese Beschreibungen nahmen für meinen Geschmack zu viel Raum ein. Währenddessen war ich neugierig, wie es für ihre Eltern und ihre Schwester weitergeht. Darüber erfährt man aber vergleichsweise wenig.

Der Schwerpunkt dieses Bandes liegt auf der Zeit kurz vor und nach dem Kriegseintritt Englands. Dies wird hier aus Perspektive der Menschen geschildert, die sich in England aufhalten, sodass man einen Eindruck von ihren Sorgen und ihrer Haltung zum Agieren der Nazis auf dem europäischen Festland erhielt. Zum Ende hin wurde das Buch noch mal interessanter, weil sich für Ruth neue Perspektiven auftun.

Insgesamt hat mich „Tage des Lichts“ über weite Strecken mit Beschreibungen des Hoflebens ziemlich gelangweilt. Ich hätte es besser gefunden, wenn der geplante Mittelband nicht in zwei Bände aufgeteilt und stattdessen straffer erzählt worden wäre. Einzig mein grundsätzliches Interesse an Ruths Schicksal, das auf einer wahren Geschichte beruht, hat mich weiterlesen lassen. Im August erscheint der vierte und letzte Band der Reihe, „Träume aus Samt“ den ich in der Hoffnung lesen werde, dass dieser in Sachen Tempo noch einmal ordentlich zulegt.

Veröffentlicht am 14.01.2020

Showdown in Ägypten

Merle. Das Gläserne Wort
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„Das gläserne Wort“ ist der dritte Teil im Merle-Zyklus von Kai Meyer. In diesem ist Merle gemeinsam mit der fließenden Königin, Junipa und Vermithrax die Flucht aus der Hölle gelungen, doch das steinerne ...

„Das gläserne Wort“ ist der dritte Teil im Merle-Zyklus von Kai Meyer. In diesem ist Merle gemeinsam mit der fließenden Königin, Junipa und Vermithrax die Flucht aus der Hölle gelungen, doch das steinerne Licht hat seine Spuren hinterlasssen. Die Gefährten finden sich in Ägypten wieder und versuchen dort, zur Festung der Sphinxe vorzudringen. Auch Winter hat es unübersehbar hierher verschlagen. Serafin und Unke müssen unterdessen mit einer Meerhexe verhandeln, damit sie, Lalapeja und die anderen Jungen aus dem Meer gerettet werden.

Nach vielen spannenden Kämpfen startet dieser Band etwas ruhiger. Die Charaktere denken über das Geschehene nach und müssen neue Pläne schmieden. Ich war neugierig darauf, herauszufinden, was im Eisernen Auge der Sphinxe vor sich geht. Toll fand ich, dass Junipa endlich eine wichtigere Rolle spielt und es im Hinblick auf ihre Fähigkeiten einige Überraschungen gibt. Die Gruppe rund um Serafin, Unke und Lalapeja hat in diesem Band etwas weniger zu tun und liefert eher punktuelle Unterstützung. Schade fand ich, dass Merle und Serafin so wenige gemeinsame Szenen haben. Woher dennoch die starken Gefühle füreinander kommen wurde mir zu wenig erklärt. Die Spannung steigt kontinuierlich an und gipfelt schließlich in einer dramatischen entscheidenden Szene. Jetzt freue ich mich sehr auf das neue Buch im Merle-Zyklus, „Serafin. Das kalte Feuer“!