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Veröffentlicht am 29.04.2019

Spannende Ermittlungen im Hollywood der 20er Jahre

Der blutrote Teppich
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Nach dem Skandal und den weitreichenden Ereignissen rund um die Ermordung der Hollywood-Schauspielerin Virginia Rappe hat sich Hardy Engel abgeschottet und lebt zurückgezogen in seiner kleinen Wohnung. ...

Nach dem Skandal und den weitreichenden Ereignissen rund um die Ermordung der Hollywood-Schauspielerin Virginia Rappe hat sich Hardy Engel abgeschottet und lebt zurückgezogen in seiner kleinen Wohnung. Doch ewig kann es so nicht weitergehen, Rechnungen wollen bezahlt werden. Wieder als Schauspieler zu arbeiten kommt für ihn nicht in Frage, aber auch an einem erneuten Einsatz als Privatdetektiv hat er wenig Interesse. Bis sich ausgerechnet William Desmond Taylor, einer der erfolgreichsten Regisseure Hollywoods, bei ihm meldet. Hardy soll für ihn die Schauspielerin Mabel Normand beschatten, die sich scheinbar mit den falschen Leuten eingelassen hat. Die Bezahlung ist gut, also sagt Hardy zu. Doch als er nach einer unspektakulären Nacht vor dem Haus der Schauspielerin seinen Auftraggeber aufsuchen will, findet er dessen Leiche und steht selbst unter Mordverdacht…

Nachdem mir der erste Fall für Hardy Engel im letzten Jahr sehr gefallen hat, freute ich mich darauf, erneut ins historische Hollywood einzutauchen. Das Buch beginnt einige Monate nach den Ereignissen des ersten Bandes. Hardy hat in dieser Zeit seine Wohnung kaum verlassen und dem Whiskey zugesprochen. Doch sowohl für seine Bleibe als auch für den Alkohol geht ihm nun das Geld aus. Als ihm wenige Seiten später der berühmte Regisseur Taylor einen lukrativen Auftrag anbietet, nimmt er ihn deshalb an. Für fünfzig Dollar eine Schauspielerin eine einzige Nacht lang zu observieren klingt nach schnell verdientem Geld.

Schnell kommt Spannung in die Handlung, denn der Auftrag ist zwar einfach, aber am nächsten Morgen findet Hardy seinen Auftraggeber tot in dessen Haus. Dort findet ihn der Butler und hält ihn für den Mörder, was auch die Polizei nicht allzu abwegig findet. So hat Hardy schnell ein Eigeninteresse, den Fall zu lösen. Gewieft wie er ist sorgt er dafür, dass er für die Suche nach dem echten Mörder trotzdem bezahlt wird.

Dass Hollywood eine Löwengrube ist, in der Korruption und Vertuschung höchst aktiv betrieben werden, hat man bereits im ersten Band erleben dürfen. Auch hier gibt es wieder zahlreiche Personen, die bemüht darum sind, dass ihr Geheimnis nicht an die Öffentlichkeit gerät. Doch wem kann man vertrauen, wenn jeder bestechlich zu sein scheint? Hardy agiert mit Bedacht und findet zahlreiche Hinweise, denen es sich nachzugehen lohnt. Dabei kooperiert er mit der Regisseurin Polly, die von Taylors Studio beauftragt wurde, Nachforschungen anzustellen. Mir hat die taffe junge Frau, die Hardy die Stirn bietet, auf eigene Faust wichtige Erkenntnisse gewinnt und nicht jedes Geheimnis gleich mit ihm teilt, gut gefallen.

Die Geschichte wird in zügigem Tempo erzählt und es bleibt spannend, da immer wieder neue Dinge ans Licht kommen und es so manche unerwartete Wendung gibt. Das alles passiert vor der großartigen Kulisse Hollywoods der 20er Jahre, welches durch die Beschreibungen des Autors lebendig wird. Man begegnet mächtigen Studiobossen, eigenwilligen Schauspieler und denen, die im Hintergrund die Strippen ziehen. Dieser Band ist noch dramatischer und erstaunlicher als sein Vorgänger und hat mich begeistern können. Ich gebe eine ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 26.04.2019

Lesenswerter Familien- und Liebesroman vor der wunderschönen Kulisse von La Gomera

Der Wind nimmt uns mit
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Maya gehört zu Deutschlands erfolgreichsten Reisebloggern. Seit mehreren Jahren reist die 32-jährige dank verschiedener Sponsoren um die ganze Welt. Nur einen Ort meidet sie: Die Kanareninsel La Gomera. ...

Maya gehört zu Deutschlands erfolgreichsten Reisebloggern. Seit mehreren Jahren reist die 32-jährige dank verschiedener Sponsoren um die ganze Welt. Nur einen Ort meidet sie: Die Kanareninsel La Gomera. Denn dort wohnt Karoline, die ihr lange verheimlicht hat, dass sie nicht ihre leibliche Mutter ist. Nach einem One Night Stand in Taiwan stellt Maya schließlich fest, dass sie schwanger ist. Die nächsten Schritte möchte sie gern mit dem Vater besprechen, doch der ist natürlich längst weitergereist. Schließlich findet sich eine Spur von ihm, und die führt ausgerechnet nach La Gomera…

Zweimal ist eine Wiederholung – dreimal eine Tradition! „Der Wind nimmt uns mit“ ist nun der dritte bei Rowohlt erschienene Roman der Autorin, mit dem ich mir den Sommer herbeilese. Diesmal steht die Bloggerin Maya in Zentrum der Geschichte. Sie ist immer auf Achse und hat schon zahlreiche Orte auf der ganzen Welt gesehen. An jemanden binden möchte sie sich nicht. Vor allem die einst wichtigste Person in ihrem Leben, ihre Adoptivmutter Karoline, möchte sie nie wiedersehen.

Vor ein paar Jahren hat Maya eher zufällig herausgefunden, dass sie adoptiert ist. Sie kann Karoline nicht verzeihen, ihr die Wahrheit vorenthalten zu haben, denn so hatte sie nie eine Chance, nach ihren leiblichen Eltern zu suchen. Das alles hat sie tief in sich begraben und steckt all ihre Energie ins Reisen, bis ihre ungeplante Schwangerschaft ihre Pläne über den Haufen wirft. Das sie das Kind nicht austragen wird, ist für sie klar. Doch sie will die Entscheidung nicht in die Tat umsetzen, bevor sie noch einmal mit Tobi, dem Vater, gesprochen hat. Dank eines konkreten Hinweises auf ihn ist Maya deshalb nach wenigen Kapiteln auf dem Weg nach La Gomera, dem Ort also, den sie unbedingt meiden wollte.

Dank des einfühlsamen Schreibstils konnte ich mich gut in Maya und ihre Träume und Sorgen hineinversetzen. Sie möchte das ganze Thema schnellstmöglich hinter sich bringen und ihre nächsten Reisen antreten. Doch diverse Umstände sorgen dafür, dass sie doch ein paar Tage auf La Gomera bleibt und einige Inselbewohner näher kennenlernt. Die meisten sind offen, ein wenig schrullig und hippiemäßig, andere legen eine gewisse Zurückhaltung an den Tag. Mir hat es Spaß gemacht, an Mayas Seite Land und Leute kennenzulernen.

Immer wieder springt die Geschichte in die Vergangenheit, wo man mehr darüber erfährt, warum Mayas Adoptivmutter Karoline heute auf der Insel lebt. Dieser Handlungsstrang ist voller Sehnsucht und Liebe. Aber hält er auch auf Antworten auf die Frage bereit, warum Karoline Maya nie etwas über die Adoption erzählt hat?

In der Gegenwart ist Maya im Nu Teil des Insellebens und geht verschiedenen Spuren nach. Dadurch beschäftigt sie sich zwangsläufig mit sich selbst und kommt ins Nachdenken in Bezug auf ganz verschiedene Dinge. Insgesamt ist der Ton der Geschichte locker und es gibt viele schöne Szenen, aber auch einige ernste und berührende Momente.

Auf der Suche nach Erkenntnissen und Antworten las ich mich neugierig durch das Buch. Es nimmt den Leser mit genauso offenen Armen auf wie die Bewohner La Gomeras die Besucherin Maya, weshalb es mir leicht fiel, mich auf die Insel zu träumen. Der Verlauf der Ereignisse ist nicht allzu überraschend, hat mir aber gut gefallen. Insgesamt ist „Der Wind nimmt uns mit“ ein lesenswerter Familien- und Liebesroman vor der wunderschönen Kulisse von La Gomera, mit dem man wunderbar den Sommer herbeilesen kann!

Veröffentlicht am 24.04.2019

Die Menschheit als rückständige Spezies im All

Unter uns die Nacht
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Vor Jahrzehnten haben die Menschen die Erde verlassen und leben seither auf den Schiffen der Exodus-Flotte. Von den anderen Spezies der Galaktischen Union werden sie als rückständig wahrgenommen und bleiben ...

Vor Jahrzehnten haben die Menschen die Erde verlassen und leben seither auf den Schiffen der Exodus-Flotte. Von den anderen Spezies der Galaktischen Union werden sie als rückständig wahrgenommen und bleiben in der Flotte unter sich. Doch immer mehr zieht es hinaus zu Planeten und Abenteuern. Wie viele andere beschäftigen sich Kip, Tessa, Eyas, Isabel und Sawyer mit der Frage, was das Leben auf einem Siedlerschiff ihnen bieten kann.

Die ersten beiden Romane von Becky Chambers aus dem Wayfarer-Universum haben mir sehr gut gefallen, weshalb ich unbedingt auch das dritte Buch lesen wollte. Nachdem man als Leser in den ersten beiden Büchern auf zahlreiche unterschiedliche Spezies gestoßen ist, verbringt man nun die meiste Zeit mit Menschen. Denn diese haben auf den Siedlerschiffen der Exodus-Flotte eine neue Heimat gefunden. Viele von ihnen leben wie ihre Vorfahren noch immer dort und folgen denselben Prinzipien und Regeln, während vor allem die jüngere Generation zunehmend zu neuen Ufern aufbricht.

Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht der fünf Protagonisten geschrieben. Kip steht kurz vor dem Abschluss und muss sich entscheiden, was er danach tun will. Tessa sortiert Teile in der Frachtstation und kümmert sich um ihre beiden Kinder, während deren Vater die meiste Zeit im All unterwegs ist. Eyas ist eine Hüterin, die sich um das würdevolle Kompostieren der Toten kümmert und der die Menschen auch im Privaten mit einer Mischung aus Respekt und Unbehagen begegnen. Isabel arbeitet im Archiv und bekommt Besuch von einer Harmagianerin, deren Spezies zu den fortschrittlichsten gehört. Und Sawyer ist nach dem Verlust seines Jobs aus dem Zentralraum zur Flotte gekommen, um dort etwas Neues auszuprobieren.

Alle fünf Charaktere lernt man im Laufe des Buches genauer kennen und erhält Einblicke, was sie in positivem und negativem Sinne bewegt. Ich erfuhr so einiges darüber, wie das Leben auf den Schiffen organisiert ist und mit welchen Maßnahmen dafür gesorgt wird, dass es auch noch lange so weitergehen kann. Dabei schlägt das Buch eine philosophische Richtung ein und thematisiert Aspekte wie Heimat, Gemeinschaftsgefühl und Ausgrenzung, Bewahren des Alten und Durst nach Neuem. Ich wurde ins Nachdenken gebracht und war neugierig, welche Entscheidungen die Protagonisten bezüglich ihrer eigenen Zukunft treffen werden.

Mir fehlte in diesem Band jedoch eindeutig das Tempo. Gleich zu Anfang des Buches kommt es zu einem größeren Zwischenfall, nach welchem die Geschichte aber gleich vier Standards in die Zukunft springt. Danach wird in ruhigem Ton das Leben der Protagonisten erzählt, wobei große Überraschungen und spannende Momente ausbleiben. Man erfährt ausführlich, wie die menschliche Gesellschaft sich auf den Schiffen organisiert hat. Schade fand ich, dass man bis auf Isabels Besucherin leider keine Außerirdischen trifft. Erst spät im Buch kommen größere Dinge in Bewegung, doch auch hier werden Momente der Ungewissheit schnell aufgelöst. Deshalb ist „Unter uns die Nacht“ für mich der bislang schwächste Wayfarer-Roman und eher für Leser interessant ist, die Interesse an philosophischer Fantasy haben.

Veröffentlicht am 17.04.2019

Ein alter Fall, der neue Antworten fordert

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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Der Polizist Jesse Rosenberg, intern bekannt als der Hundertprozentige, steht im Jahr 2014 mit fünfundvierzig Jahren wenige Tage vor seinem Ruhestand. Auf einem Empfang anlässlich seines Ausscheidens aus ...

Der Polizist Jesse Rosenberg, intern bekannt als der Hundertprozentige, steht im Jahr 2014 mit fünfundvierzig Jahren wenige Tage vor seinem Ruhestand. Auf einem Empfang anlässlich seines Ausscheidens aus dem Dienst wird er von der Journalistin Stephanie Mailer angesprochen. Sie behauptet, dass er einen Vierfachmord in Orphea im Jahr 1994 gar nicht abschließend aufgeklärt habe. Das bringt Jesse ins Grübeln, denn nach diesem Fall war in seinem Leben nichts mehr wie zuvor. Als Stephanie Mailer kurz darauf vermisst gemeldet wird, überzeugt er seinen ehemaligen Partner Derek, mit ihm nach Orphea zu fahren. Dort will er nach der Journalistin suchen und in Erfahrung bringen, welche neuen Informationen sie zum Fall gefunden hat. Tatsächlich kommen bald neue Dinge ans Licht… doch haben diese wirklich etwas mit den Morden von damals und Stephanies Verschwinden zu tun?

Endlich ein neuer Roman von Joël Dicker! Weil für mich glasklar war, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss, habe ich mich vorab nicht weiter über den Inhalt informiert und startete ganz unvoreingenommen in die Geschichte. In einem kurzen Prolog erfährt der Leser, dass Orphea, ein beschaulichen Städtchen im Bundesstaat New York, am 30. Juli 1994 Schauplatz eines schrecklichen Verbrechens wurde: Der Bürgermeister wurde mit Frau und Kind in seinem Haus erschossen, und das vierte Opfer, eine Buchhändlerin aus der Nachbarschaft, auf ihrer Joggingrunde vor dem Haus.

Danach springt die Geschichte ins Jahr 2014, wo Jesse Rosenberg von der Journalistin Stephanie Mailer erfährt, dass diese Zweifel an der Aufklärung des Falls hat. Damals wurde ein Täter identifiziert, doch das soll nicht der richtige gewesen sein. Mit Stephanies Verschwinden nach diesem Gespräch kommt schnell Spannung in die Handlung. Ist sie untergetaucht oder wurde sie entführt? Jesse lässt das alles keine Ruhe. Statt seine letzten Tage im Dienst abzusitzen steckt er plötzlich mit seinem ehemaligen Partner Derek mitten in den Ermittlungen.

Geduldig macht der Autor den Leser mit allen wichtigen Charakteren bekannt. Neben Jesse und Derek spielt unter anderem die ortsansässige Polizistin Anna eine wichtige Rolle, außerdem der Bürgermeister, diverse Journalisten, die Schwester des damals identifizierten Täters und ein Fernsehdirektor mit seiner Tochter. Man erfährt so einiges über ihre jeweilige Lebenssituation, ihre Hoffnungen, Träume, Probleme und Geheimnisse. An letzterem mangelt es mitnichten. Doch wie passt alles zusammen?

Neue Erkenntnisse lassen das bisher Bekannte immer wieder in neuem Licht erscheinen und es gibt so manche überraschende Wendung. Dadurch blieb meine Neugier die ganze Zeit erhalten. Im Zentrum stehen die Ermittlungen von Jesse, Derek und Anna. Es liest sich jedoch nicht wie ein typischer Krimi, denn es gibt zahlreiche weitere Handlungsstränge, bei denen lange nicht sicher ist, ob sie überhaupt für die Ermittlungen relevant sind oder nicht. Es gibt zum Beispiel eine Affäre ohne Ausweg, einen Teenager außer Kontrolle sowie Korruption und Erpressung.

Schließlich rückt ein verkannter Künstler ins Zentrum der Aufmerksamkeit, der mit Abstand die exzentrischste Person in diesem Roman ist. Dennoch fand ich das Verhalten der anderen Charaktere in Bezug auf ihn und sein Werk überzogen und seine eigene Entwicklung wenig glaubhaft. Zum Glück hat der Spuk irgendwann ein Ende (und was für eins!), während es noch immer zahlreiche offene Fragen gibt. Es bleibt spannend bis zu den allerletzten Seiten, auf denen alle Puzzleteile an ihren Platz fallen und mir ein rundum zufriedenstellendes Ende boten.

Joël Dicker gelingt es mit „Das Verschwinden der Stephanie Mailer“ erneut, mich mit einer vielschichtige Geschichte zu fesseln. Unterschiedlichste Spuren werden verfolgt und zahlreiche Geheimnisse kommen ans Licht, während man als Leser Theorien aufstellt, wieder verwirft und ständig überrascht wird. Sehr gerne empfehle ich diesen Roman weiter!

Veröffentlicht am 16.04.2019

Eine Geschichte voller Geheimnisse

Das Leuchten jenes Sommers
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Als Kind hat Chloe es geliebt, mit ihrem Bruder Danny in „Die großartigen Abenteuer des großartigen Foxy“ einzutauchen. Entsprechend neugierig ist sie, als sich ein Verlag aus London bei ihr meldet, damit ...

Als Kind hat Chloe es geliebt, mit ihrem Bruder Danny in „Die großartigen Abenteuer des großartigen Foxy“ einzutauchen. Entsprechend neugierig ist sie, als sich ein Verlag aus London bei ihr meldet, damit sie ein neues Porträtfoto von einer der beiden Autorinnen aufnimmt. Doch Chloe nimmt keine Aufträge mehr an, seit sie den Arzt Aiden geheiratet hat, und dieser sieht keinen Grund, warum sich das ändern soll. Sein Verhalten löst seit einer Weile ein ungutes Gefühl bei ihr aus. Heimlich fährt Chloe nach Summerhill, ein Anwesen an der Küste Cornwalls, um die Kinderbuchautorin Madeleine Hamilton zu fotografieren.

Madeleine, genannt Maddy, wohnt schon ihr ganzes Leben in Summerhill. Ihre Mutter hat sie früh verloren, ihr Vater starb vor einigen Jahren vor ihren Augen bei einem tragischen Unfall. Neben ihrer Tante Marjorie und den Angestellten hat sie nur noch ihre große Schwester Georgiana, zu der sie aufschaut. Im Jahr 1939, wenige Tage vor dem Krieg, kehrt diese endlich von ihrer Europareise zurück. Doch sie ist nicht allein, sondern hat neue Bekannte mitgebracht, darunter ihr Freund Victor. Während Maddy versucht, mehr über dessen Absichten hinauszufinden, stolpert sie selbst in ein Geheimnis hinein.

Das Buch beginnt in der Vergangenheit, wo der Leser die junge Maddy im Jahr 1939 kennenlernt. Die Lage in Deutschland verschärft sich zunehmend, und voller Sorge denkt sie an ihre große Schwester Georgiana, die seit sechs Monaten in Europa unterwegs ist. Dann passieren zwei Dinge gleichzeitig: Sie muss beobachten, wie ein Flugzeug während eines Übungsmanövers bei den nahegelegenen Klippen abstürzt und ihre Schwester trifft in Summerhill ein. Meine Neugier war schnell geweckt, doch bevor man mehr über die Situation erfährt springt die Geschichte in die Gegenwart, wo Chloe große Neuigkeiten erhält.

Geheimnisse spielen in diesem Buch eine große Rolle. Nicht umsonst heißt das Buch im Original „Summer of Secrets“. Chloe kommt nicht so recht dazu, die Nachricht mit ihrem Mann Aiden zu teilen, der sie in allen Bereichen zu kontrollieren scheint. Sie soll nicht arbeiten, all ihre alten Sachen wurden auf dem Dachboden verstaubt und er mischt sich zunehmend in die Frage der Versorgung von ihrem Bruder Danny ein, der seit vielen Jahren an einer degenerativen Krankheit leidet. Aidens Verhalten fand ich von Beginn an entsetzlich. Gleichzeitig wurde mir als Leser verständlich gemacht, warum es Chloe schwer fällt, ihm Contra zu bieten und sich Freiräume zu erkämpfen.

In der Vergangenheit hat Maddy bald ein eigenes Geheimnis und versucht gleichzeitig, dem von Georgianas neuen Freunden auf die Schliche zu kommen. Das alles geschieht vor der großartigen Kulisse der Küste Cornwalls, die vor meinem inneren Auge lebendig wurde. Die Geschichte schreitet in stetigem Tempo voran und durch Chloes Besuch in Summerhill schließt sich der Kreis. In der Gegenwart erhält Chloe einige Informationen über Madeleine, die man als Leser Stück für Stück mit den Ereignissen aus der Vergangenheit in Einklang bringen kann. Zum Ende hin spitzt sich auf beiden Zeitebenen die Situation zu und es kommt zu einem spannenden Finale, bei dem sich das wahre Ich der Charaktere zeigt und ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

„Das Leuchten jenes Sommers“ erzählt auf zwei Zeitebenen die Geschichten von Chloe und Madeleine, die mir beide schnell ans Herz gewachsen sind. Einfühlsam werden die verzwickten Situationen geschildert, in der sich beide befinden und die verhindern, dass die beiden ihre Geheimnisse teilen. Der Grundton des Buches ist nachdenklich, es gibt aber auch viele schöne und hoffnungsvolle Momente. Ein rundum gelungener Roman, den ich sehr gern weiterempfehle!