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Veröffentlicht am 19.08.2023

Auf der Jagd nach einem verschollenen Kartenfragment

Die Bücherjägerin
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Sarah hat von ihrer Tante Amalia alles gelernt, was es über den Handel und die Restauration von antiquarischen Büchern zu wissen gibt. Jahrelang haben sie zusammen gearbeitet. Doch nun ist Amalia tot, ...

Sarah hat von ihrer Tante Amalia alles gelernt, was es über den Handel und die Restauration von antiquarischen Büchern zu wissen gibt. Jahrelang haben sie zusammen gearbeitet. Doch nun ist Amalia tot, und Sarah sitzt allein mit einem Schuldenberg in dem großen Haus voller Bücher. Bis eines Tages Benjamin Ballantyne von der Britischen Bibliothek vor ihrer Tür steht. Dieser wurde von Amalia kontaktiert, weil sie scheinbar etwas über den Verbleib des verschollenen Teils der mittelalterlichen Tabula Peutingeriana wusste. Der Fund dieses Teils wäre eine wahre Sensation. Ben kann Sarah überzeugen, sich mit ihm auf die Suche zu machen, und so folgen die beiden den wenigen Anhaltspunkten, die ihre Tante hinterlassen hat.

Titel und Cover des Buches vermitteln auf den ersten Blick, dass es sich hier um eine durch und durch bibliophile Geschichte handelt. Ich als Leserin begegnete Sarah erstmals sechs Monate nach dem Tod ihrer geliebten Tante Amalia. Diese hat sich um Sarah gekümmert, seit sie als Kind ihre Eltern bei einem Unglück verloren hat. Mit der Deutung von sozialen Situationen und ihrer souveränen Bewältigung tut Sarah sich häufig schwer. Amalia hat ihr hier stets geholfen und sie in Schutz genommen. Nun ist Sarah auf sich gestellt und hat dazu noch einiges an Schulden geerbt.

Der Aussicht auf ein Abenteuer steht Sarah zunächst skeptisch gegenüber. Doch Ben kann sie überzeugen, dass der Fund des Kartenteils nicht nur von ideolischen Wert, sondern für sie auch in finanzieller Hinsicht attraktiv wäre. So beginnt schließlich ein Roadtrip gen Frankreich, der meine Neugier weckte, was die beiden wohl erleben werden. Die beiden harmonieren sehr gut miteinander. Ich fand ihre Dialoge amüsant und es war einfach schön, den vorsichtigen Beginn einer möglichen Liebesgeschichte mitzuerleben.

Die Kapitel in der Gegenwart werden sehr häufig von solchen unterbrochen, in denen sich Sarah an ihr bisheriges Leben beginnend beim Tod ihrer Eltern und ihrem Einzug bei Amalia bis hin zu den letzten Wochen mit ihr erinnert. Die Erinnerungen sind bittersüß und für Sarah ein wichtiger Teil ihrer Trauerarbeit. Auch die Beziehung zu ihrer Schwester Milena, von der sie sich distanziert hat, seit diese ihr Leben zunehmend nach den Wünschen ihres Mannes ausrichtet, wird intensiv beleuchtet.

Für meinen Geschmack war der Anteil der Erinnerungskapitel etwas zu groß, wodurch die Dynamik des Roadtrips von Sarah und Ben immer wieder ausgebremst wurde. Ich hätte hier noch mehr Hinweise und Stationen erwartet. Die Suche gestaltet sich jedoch als eher gemächlich und erfordert wenig detektivisches Gespür. Mit der Zeit wird immer deutlicher, dass das Finden der Karte nicht das wichtigste Thema ist, sondern vielmehr Sarahs Trauerprozess und ihre Suche nach dem Leben, das sie in einer Welt ohne Amalia führen möchte. Ich habe mit der Geschichte schöne Lesestunden verbracht und empfehle es daher gerne an alle weiter, die Bücher lieben.

Veröffentlicht am 24.07.2023

Eine emotionale und gefühlvolle Geschichte

Vom Ende der Nacht
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Norfolk, 2008: Rosie und Will sind schon einige Jahre in derselben Stufe, doch erst als Zwölftklässler unterhalten sie sich nachts am Lagerfeuer bei einer Party zum ersten Mal. Die beiden sind sehr unterschiedlich, ...

Norfolk, 2008: Rosie und Will sind schon einige Jahre in derselben Stufe, doch erst als Zwölftklässler unterhalten sie sich nachts am Lagerfeuer bei einer Party zum ersten Mal. Die beiden sind sehr unterschiedlich, doch gleich fasziniert voneinander. Während Will signalisiert, dass er gerne mit ihr zusammensein möchte, blockt Rosie trotz ihrer Gefühle für ihn ab, um sich auf den Abschluss und die Aufnahme an der Oxford University zu konzentrieren. Ihr Entschluss gerät ins Wanken, doch dann teilt ein schreckliches Ereignis die Leben der beiden in ein Davor und Danach. Die beiden leben ohne einander weiter und kommen doch nicht ganz voneinander los.

Das Buch beginnt mit einem Prolog, in welchem mit wenigen Sätzen ein schwerer Schicksalsschlag beschrieben wird, nach dem Rosies Leben für immer ein anderes ist. Danach springt die Geschichte einige Zeit zurück und beginnt bei dem Moment, in dem Rosie und Will erstmals ein Gespräch am nächtlichen Lagerfeuer miteinander führen. Auch ihre zweite längere Unterhaltung findet mitten in der Nacht statt: Will hat mit Rosies Zwillingsbruder Josh bei diesem zu Hause Mathe gelernt und ist vom Schnee überrascht worden, sodass er einen Schlafplatz auf der Couch gefunden hat. Schlaflos treffen Rosie und Will in der Küche aufeinander.

Die Faszination, welche die beiden füreinander empfinden, wurde mir als Leserin gelungen vermittelt. Rosie ist mit ihrer Entscheidung, sich dennoch nicht auf Will einzulassen, hart zu sich selbst und ich war neugierig, ob sie ihre Disziplin und Zielstrebigkeit nicht doch irgendwann über Bord wirft und sich ins Leben stürzt. Doch der Prolog, bei dem ich trotz seiner Kürze mühelos entschlüsseln konnte, was vorgefallen ist, schwebt die ganze Zeit wie eine dunkle Gewitterwolke über der Handlung, die sich nach rund 150 Seiten entlädt.

Der Roman ist nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern beschreibt auch einfühlsam, wie das Leben spielen kann. Es geht um Verlust und Schuldgefühle, welche einen ganzen Lebensweg mit seinen Entscheidungen beeinflussen können. Und um Momente, in denen man am Scheideweg steht und sich entscheiden muss, welche Richtung man einschlägt und welche Wünsche und Ziele vielleicht für immer unerfüllt bleiben werden. Für mich war es eine emotionale und gefühlvolle Geschichte, die mich in einen Sog gezogen hat.

Auf den letzten 80 Seiten hat mich der Roman dann allerdings fast verloren. Diesen letzten Handlungstwist brauchte es für mich nicht, ich war geradezu sauer auf die Autorin, dass sie ihren Charakteren auch das noch zumutet. Unterm Strich bleibt "Vom Ende der Nacht" aber eine Lektüre, die ich sehr gerne gelesen habe und daher weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 15.07.2023

Eine Reise durch die wilde Gedankenwelt

Hirn gegen Hayley
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Hayley Morris ist seit 2021 mit unterhaltsamen Kurzvideos auf diversen Social Media Plattformen erfolgreich, in denen sie sich zum Beispiel als Hirn oder Uterus verkleidet. In "Hirn gegen Hayley" gibt ...

Hayley Morris ist seit 2021 mit unterhaltsamen Kurzvideos auf diversen Social Media Plattformen erfolgreich, in denen sie sich zum Beispiel als Hirn oder Uterus verkleidet. In "Hirn gegen Hayley" gibt sie Einblicke in ihr bisheriges Leben und wie dieses von der unerwünschten Stimme im Hinterkopf, die sich in den unpassendsten Momenten einmischt, beeinflusst wurde. Ob in der Schule oder im Arbeitsleben, bei Dates oder in Beziehungen, die nervige Stimme in ihren Kopf funkt ihr ständig dazwischen.

Die Autorin präsentiert auf charmante Art die Normalität des Grübelns und des Überdenkens. Sie verdeutlicht, dass es völlig normal ist, sich zu viele Gedanken zu machen und dass man keineswegs seltsam ist, wenn man sich in Alltagssituationen völlig verrückte oder sogar gefährliche Sachen ausmalt. Dabei macht sie auch vor oftmals tabuisierten Themen keinen Halt und spricht über Furzen und Kacken, Sexfantasien und Mordgedanken.

Das Buch ist kurzweilig und in den humorvollen Schilderungen konnte ich mich an einigen Stellen selbst wiederfinden. Die meisten Ratschläge der Autorin sollte man allerdings nicht zu ernst nehmen. Ihre eigenen Erfahrungen stellt sie oftmals überspitzt dar. In anderen Kapiteln dreht sie den Witzfaktor herunter, schlägt sie einen ernsten Ton an und gibt ungeschminkte Einblicke in ihr Innerstes, zum Beispiel bei den Kapiteln über den Tod ihres Vaters. Durch dieses Hin und Her wusste ich manchmal nicht, woran ich bei dem Buch gerade bin. Auch die inhaltliche Abfolge der Themen wirkte auch mich etwas wahllos und wild zusammengestellt.

Insgesamt ist "Hirn gegen Hayley" ein unterhaltsames Buch, das die wilde Gedankenwelt auf amüsante Weise beleuchtet. Ihr werdet euch an vielen Stellen verstanden fühlen, solltet jedoch keine ernst gemeinten Tipps und Fakten erwarten.

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  • Cover
Veröffentlicht am 08.07.2023

Ein unterhaltsamer Roadtrip von Hamburg ins Allgäu

Morgen mach ich bessere Fehler
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Elli und ihre sechsjährige Tochter Paula leben in einer WG auf einem Bauernhof in Plön. Ihr Kunststudium hat Elli abgebrochen, als sie Paula bekommen hat. Inzwischen arbeitet sie in einem Bioladen und ...

Elli und ihre sechsjährige Tochter Paula leben in einer WG auf einem Bauernhof in Plön. Ihr Kunststudium hat Elli abgebrochen, als sie Paula bekommen hat. Inzwischen arbeitet sie in einem Bioladen und engagiert sich in ihrer Freizeit bei den Guerilla-Gärtnernden. Eine Familienfeier führt Elli und Paula ins Allgäu - weil jedoch kein Zug fährt, müssen die beiden spontan auf den klapprigen VW Passat ihrer Mitbewohnerin ausweichen. Obendrein fordert Ellis Mutter sie auf, Onkel Heinz aus der Seniorenresidenz in Hamburg abzuholen und mitzubringen. In ihrer Erinnerung ist er die Boshaftigkeit in Person. An der ersten Tankstelle gesellt sich noch der Schnöselanwalt Cano dazu, der Paula 500 Euro für eine Fahrt nach München bietet. Auf ihrem Roadtrip wird das ungleiche Quartett mit zahlreichen Herausforderungen und chaotischen Situationen konfrontiert.

Ich habe mich sehr gefreut, diesen schon vor längerer Zeit angekündigten Roman endlich lesen zu können. Die Autorin ist während des Schreibens an einer Depression erkrankt, mit der sie in den sozialen Medien und im Nachwort offen umgeht. Nun hat sie den Roman beenden können und nahm mich als Leserin mit auf einen unterhaltsamen Roadtrip mit vier sehr unterschiedlichen Charakteren.

Petra Hülsmann versteht es, den Leser mit ihrem humorvollen Schreibstil von Anfang an zu fesseln. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Elli erzählt, was mir als Leserin einen direkten Einblick in ihre Gedanken und Gefühle gibt. Mit ihren Ecken und Kanten wirkt sie authentisch, gelegentlich ging mir ihr Verhalten allerdings auch auf die Nerven.

Obwohl die vier Hauptcharaktere auf den ersten Blick sehr unterschiedlich wirken, entwickeln sie im Laufe der Geschichte zunehmend Verständnis füreinander. Insbesondere die Beziehung zwischen Elli und Cano, der zunächst als arroganter Schnösel erscheint, entwickelt sich auf unerwartete Weise und sorgt für einige amüsante und auch emotionale Momente.

Die Reise an sich ist mit allerlei Hindernissen unterschiedlichster Art gespickt, die für reichlich Unterhaltung sorgen und keine Langeweise aufkommen lassen. Dabei gelingt es der Autorin, die Spannung aufrechtzuerhalten und den Leser immer wieder mit unvorhersehbaren Ereignissen zu überraschen. Mich konnte dieser chaotische Roadtrip gut unterhalten, weshalb ich ihn gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 25.06.2023

Feelgood-Roman rund um einen Buchladen in einem wundersamen Leuchtturm

Lighthouse Bookshop
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Newton Dunbar ist ein kleines Dorf in Schottland, das ein gutes Stück von der Küste entfernt liegt. Trotzdem steht dort ein Leuchtturm. Er beherbergt eine Buchhandlung, in der Rachel Tag für Tag ihre Kund:innen ...

Newton Dunbar ist ein kleines Dorf in Schottland, das ein gutes Stück von der Küste entfernt liegt. Trotzdem steht dort ein Leuchtturm. Er beherbergt eine Buchhandlung, in der Rachel Tag für Tag ihre Kund:innen sowie eine kleine Gemeinschaft an Stammgästen begrüßt. Der Eigentümer Cullen verbringt dort seine Tage Schach spielend mit Ron, der gar keine Bücher liest. Edie bringt ihre selbstgemachten Postkarten zum Verkauf vorbei und lässt sich über ihren Nachbarn Ezra und dessen Ziege aus. Der Journalist Toby hat erst kürzlich ein Cottage im Dorf gemietet und möchte die Atmosphäre des Leuchtturms nutzen, um in Ruhe seine Autobiographie zu schreiben. Und die junge Gilly erzählt wenig über sich selbst, doch es ist offensichtlich, dass ihr der Laden tagsüber ein Dach über dem Kopf bietet. Nach einem Schicksalsschlag steht die Zukunft des Leuchtturms auf dem Spiel.

"Lighthouse Bookshop" bietet von Beginn an eine heimeige Atmosphäre, in der ich mich gleich wohlgefühlt habe. Die Handlung warf mich mitten hinein in den Alltag der Charaktere, für die der Leuchtturm eine wichtige Anlaufstelle ist. Diese lernte ich mit der Zeit immer besser kennen und erhielt Einblicke in die kleinen und großen Herausforderungen, mit denen sie sich konfrontiert sehen.

Die Handlung plätschert einige Kapitel gemütlich vor sich hin, bevor ein trauriges Ereignis einiges an Veränderung auslöst. Ich habe mitgehofft, dass sich alles zum Guten wenden wird. Dabei hat mich erstaunt, dass die Charaktere die Entwicklungen verhältnismäßig gut wegstecken und gleich wieder nach vorn blicken. Im Laufe des Romans werden zudem einige Geheimnisse gelüftet, welche die Dinge in neuem Licht erscheinen lassen.

Das Buch ein absoluter Feelgood-Roman, den ich gerne gelesen habe. Das Bestreben der Autorin, bloß nicht zu viel Drama aufkommen zu lassen und wirklich alles zum Guten zu wenden, führte allerdings auch dazu, dass ich das Buch ein bisschen langweilig und vorhersehbar fand. Wer Lust hat, dem Alltag für ein paar Stunden in eine heile Welt zu entfliehen, der ist bei "Lighthouse Bookshop" an der richtigen Adresse.