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Veröffentlicht am 17.02.2019

Was verbergen die Menschen hinter ihren Masken?

Deine kalten Hände
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Die Schriftstellerin H. besucht die Premiere des neuen Dramas einer Studienfreundin. Doch sie kann der Handlung nicht mehr folgen, nachdem sie auf der Bühne eine besondere Skulptur entdeckt: Den Abdruck ...

Die Schriftstellerin H. besucht die Premiere des neuen Dramas einer Studienfreundin. Doch sie kann der Handlung nicht mehr folgen, nachdem sie auf der Bühne eine besondere Skulptur entdeckt: Den Abdruck eines Menschen. Werke dieses Künstlers konnten sie schon in der Vergangenheit fesseln. Auf der Premierenfeier begegnet H. dem Bildhauer Jang Unhyong zum ersten Mal und wechselt ein paar Worte mit ihm. Monate später meldet sich dessen Schwester bei ihr: Jang ist verschollen, und H. ist die einzige in seinen Aufzeichnungen erwähnte Person, mit der sie noch nicht gesprochen hat. Trotz ihrer ausweichenden Reaktion hat H. kurze Zeit Jangs Manuskript im Briefkasten. Ihre Neugier siegt, und sie taucht ein in seine Erinnerungen.

Zu Beginn lernt der Leser den Bildhauer Jang Unhyong aus der Perspektive der Schriftstellerin H. kennen. Sie ist fasziniert von seinen Werken, menschlichen Abdrücken, bei denen einige Stellen abgerissen wurden und den Blick ins hohle Innere freigeben. Deshalb erkennt sie sofort, dass es sich um eine weitere Skulptur von Jang Unhyong handelt, als sie diese auf der Bühne erblickt. Die anschließende Begegnung mit ihm ist kurz und für sie nicht von weiterer Bedeutung. Doch ihre Frage an ihn, warum er solche Werke schafft, scheint etwas in ihm ausgelöst zu haben. Er erwähnt diese Situation in seinem Manuskript, das er vor seinem Verschwinden hinterlassen hat und das nun H. in die Hände fällt.

Nach diesem kurzen Intro wechselt die Perspektive und besagtes Manuskript ist abgedruckt. Es nimmt den Großteil des Buches ein und endet erst wenige Seiten vor dessen Ende. Es beginnt mit H.s Frage nach dem Warum, die Jang ins Grübeln bringt und ihn zu einem Rückblick anregt. In seiner Kindheit suchte er als einziger Sohn von drei Kindern nach Anerkennung und Zuneigung von seinen Eltern. Doch insbesondere sein Vater ist ihm gegenüber kühl und streng. Diverse Szenen beleuchten Jangs Position in der Familie und in der Schule. In dieser Zeit entwickelt sich auch eine erste Faszination für von der Norm abweichende Körperteile: Immer wieder versucht er, einen Blick auf die durch einen Unfall verstümmelten Finger seines Onkels zu erhaschen.

Als Leser verfolgt man Jangs Entwicklung und erlebt mit, wie er zum ersten Mal Gipsabdrücke von L. nimmt. Diese ist stark übergewichtig, doch ihre Hände findet Jang besonders schön und engagiert sie als Modell. Nach anfänglichen Bedenken von L.s Seite verbringen zunehmend Zeit miteinander. Ihre Beziehung ist kompliziert und wird Jang nachhaltig prägen. Aber findet sich darin auch eine Antwort auf sein Verschwinden?

Jangs Faszination für Körperteile und dessen Entschluss, sie als Gipsabdrücke in unterschiedlichen Haltungen festzuhalten, wird mit poetischer Sprache gelungen beschrieben. Sein Schaffen ist voller Symbolik. Wie viel Mensch fängt ein Abdruck ein? Was verbirgt sich hinter ihren Masken? Wer ist bereit, sie abzulegen? Der Leser begegnet Charakteren, die ihre wahren Gefühle nicht nach außen tragen können oder wollen. Der Künstler Jang hat derweil immer wieder den Eindruck, selbst hohl zu sein. Er sehnt sich danach, hinter die Maske eines anderen zu blicken. Das Buch lässt den Leser tief blicken und begreifen, was in ihm vorgeht. Trotzdem gelang es mir nie, seinen Charakter in Gänze zu fassen. So blieben bei mir am Ende viele Fragezeichen, an denen das kurze Outro aus H.s Perspektive nichts änderte.

„Deine kalten Hände“ ist ein Künstler- und Gesellschaftsroman, der starke Bilder schafft und Raum zur Interpretation gibt. Er brachte mich ins Nachdenken, konnte mich auf der emotionalen Ebene aber nicht packen. Ein Buch für alle, die gern symbolträchtige Werke lesen.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Eintauchen in eine Geschichte voller Überraschungen

Die verborgenen Stimmen der Bücher
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Nach einer schweren Erkrankung ist Emmett noch immer zu schwach für die Arbeit auf dem elterlichen Bauernhof. Trotzdem ist er überrascht, als ihn seine Eltern wegschicken. Er soll als Lehrling zur Buchbinderin ...

Nach einer schweren Erkrankung ist Emmett noch immer zu schwach für die Arbeit auf dem elterlichen Bauernhof. Trotzdem ist er überrascht, als ihn seine Eltern wegschicken. Er soll als Lehrling zur Buchbinderin Seredith, die abgeschieden in den Sümpfen lebt. Bücher sind in seiner Familie schon immer ein Tabuthema gewesen, und jetzt soll es sich dabei um ein gutes Handwerk handeln? Doch auch bei Seredith bekommt er keine Bücher zu Gesicht, sondern lernt alles über deren Veredelung. Bald beginnt Emmett zu ahnen, dass ihm einige wichtige Dinge verheimlicht werden. Die haben nicht nur mit Büchern zu tun, sondern auch mit ihm selbst…

Das Buch zieht mit seinem blauen Schnitt und einem knallroten Lesebändchen die Blicke auf sich. Neugierig begann ich mit der Lektüre und wusste nur, dass es um Buchbinderei geht. Bücher bekommt Emmet jedoch fürs erste nicht zu Gesicht. Er hatte vor vielen Jahren einmal eins auf dem Jahrmarkt erstanden, und das hat ihm sein Vater sofort weggenommen. Doch nun wurde er von der Binderin Seredith ausgewählt. Auf dem Hof ist er nach seiner Krankheit noch keine große Hilfe, sodass seine Eltern ihn tatsächlich schon am nächsten Tag wegschicken.

Was für eine Krankheit Emmett überhaupt hatte weiß er selbst nicht so recht, er kann sich an diese Zeit auch kaum erinnern. Seredith nennt es Buchbinderfieber und behauptet, dass dies gezeigt hat, dass er selbst das Zeug hat, ein Buchbinder zu werden. Das klingt reichlich mysteriös, und genau wie Emmett fragte ich mich als Leserin, was dahinter steckt. Emmett und Seredith arrangieren sich schnell miteinander, sie bringt ihm alles über Prägungen und die Gestaltung von Vorsatzblättern. Doch wo sind die Bücher? Und wo sind die Kunden? Nur zwei Mal kommt jemand vorbei, und diese Besuche werfen noch mehr Fragen auf.

Das ruhige Leben bei Seredith in den Sümpfen wird schließlich durch einschneidende Erlebnisse unterbrochen. Dabei beantworten sich erste Fragen und man erfährt, das vieles eine Sache der Perspektive ist. Emmett lernt mehrere Personen kennen, die über Macht und Einfluss verfügen und dies zu ihren Zwecken einsetzen. Wie kann er sich in einer solchen Welt positionieren? Das Tempo zieht an, und eine verhängnisvolle Begegnung lässt alles erneut in einem anderen Licht erscheinen.

Das Buch entfaltet sich Stück für Stück und nahm mich mit auf eine Reise. Sobald man glaubt, endlich zum Kern der Geschichte vorzudringen, überrascht diese aufs Neue. Im Mittelteil wird man eine ganze Weile mit in die Vergangenheit genommen, in der es so manches Aha-Erlebnis gab. Auch das letzte Drittel gestaltet sich ganz anders als gedacht. Peu a peu erfährt man mehr über die Welt, in der die Autorin ein historisches England mit Fantasy-Elementen versehen hat. Hier hätte ich mir aber eine noch ausführlichere Ausarbeitung gewünscht. Die fantastischen Elemente mit all ihren Konsequenzen rücken immer wieder in den Hintergrund und der Fokus verlagert sich hin zu einer Liebesgeschichte, von der man lange gar nichts ahnt. Die Umsetzung dieser hat mir aber gut gefallen, sodass mich das Buch gerade wegen seiner häufigen thematischen Kehrtwenden packen konnte.

In „Die verborgenen Geschichten der Bücher“ wird Emmett von seinen Eltern zu einer Buchbinderin in die Lehre geschickt, obwohl Bücher in der Gesellschaft ein Tabuthema sind. Dabei stößt er bald auf zahlreiche Geheimnisse, und die ersten Antworten werfen sogleich weitere Fragen auf. Die Geschichte startet ruhig und nimmt langsam Tempo auf. Sie schlägt immer wieder neue Richtungen ein und entwickelt sich ganz anders als gedacht. Mit den Konsequenzen der fantastischen Elemente, welche die Autorin ins Setting eingebaut hat, hätte das Buch sich noch intensiver beschäftigen können. Insgesamt hat es mir großen Spaß gemacht, in Emmetts Welt einzutauchen, sodass ich eine klare Weiterempfehlung gebe!

Veröffentlicht am 07.02.2019

Ein Roman über verborgene Ängste, Glück und Mitgefühl

Agathe
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Ein zweiundsiebzigjähriger Psychiater zählt die wenigen Tage bis zu seinem Ruhestand. Für seine Arbeit kann er sich schon lange nicht mehr begeistern, die Gespräche rauschen geradezu an ihm vorbei. Doch ...

Ein zweiundsiebzigjähriger Psychiater zählt die wenigen Tage bis zu seinem Ruhestand. Für seine Arbeit kann er sich schon lange nicht mehr begeistern, die Gespräche rauschen geradezu an ihm vorbei. Doch dann betritt mit Agathe eine neue Patientin seine Praxis, die unbedingt bei ihm in Behandlung gehen will und sich auch mit Hinweis auf die baldige Schließung nicht abweisen lässt. Ihre Sichtweisen bringen ihn ins Grübeln. Als sich dann auch noch seine Sekretärin nach dreißig Jahren auf unbestimmte Zeit entschuldigen lässt muss er endgültig seine strenge Routine unterbrechen.

Der Leser lernt den Psychiater in seinem Haus kennen, wo er wie jeden Tag im Wohnzimmer am Fenster sitzt und beobachtet. Als er sieht, dass sich ein kleines Mädchen am Knöchel verletzt, zieht er sich lieber zurück, als herauszufinden, wie sie auf seine Hilfe reagiert. Auch mit seinem Nachbarn, den er regelmäßig Klavier spielen hört, hat er noch nie geredet. Sein Tagesablauf ist routiniert, das Interagieren mit seiner Sekretärin eingeschliffen, das Mittagessen gibt es immer zur gleichen Zeit am selben Ort.

Als Agathe ins Leben des Protagonisten tritt, war ich neugierig, wie er reagieren wird. Mit ihrer beharrlichen Art erhält sie einen Termin und offenbart einen manisch-depressiven Charakter, der gleichzeitig höchst verunsichert ist und sich als über den Dingen stehend wahrnimmt. Ihre Aussagen darüber, wer man sein und was man schaffen könnte, bringen ihn ins Nachdenken. Er ist fasziniert von ihrer Persönlichkeit und will mehr über sie herausfinden.

Ich fand es schön, zu beobachten, wie der Protagonist in der Interaktion mit Agathe nicht nur neue Wege sucht, um ihr zu helfen, sondern auch seinen eigenen Lebenswandel hinterfragt. Etwas gerät in Bewegung. Das ist eigentlich genau das, was er zu vermeiden suchte, doch plötzlich steckt er mittendrin.

Themen wie verborgene Ängste, Glück und Mitgefühl werden behutsam thematisiert. Der Psychiater und sein Innenleben wurden mir immer vertrauter, während es mir auch nach entscheidenden Enthüllungen schwer fiel, den Charakter der Agathe zu greifen und zu verstehen. Den Abschluss fand ich schließlich absolut gelungen. Gerne empfehle ich diesen Roman weiter!

Veröffentlicht am 01.02.2019

Gelungener Reihenauftakt mit einer interessanten Protagonistin

Vanitas - Schwarz wie Erde
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Carolin lebt in Wien und arbeitet in einer Gärtnerei auf dem Zentralfriedhof. Eine Tätigkeit, bei der sie Ruhe finden und sich zurückziehen kann. Denn obwohl ihr altes Ich offiziell für tot erklärt wurde, ...

Carolin lebt in Wien und arbeitet in einer Gärtnerei auf dem Zentralfriedhof. Eine Tätigkeit, bei der sie Ruhe finden und sich zurückziehen kann. Denn obwohl ihr altes Ich offiziell für tot erklärt wurde, hat sie immer noch Angst, gefunden zu werden. Kein Wunder also, dass sie versucht, dem Polizisten Robert aus dem Weg zu gehen, als dieser sie sprechen will. Er drängt sie dazu, erneut als Spitzel tätig zu werden. In München soll sie sich mit der Tochter eines Bauunternehmers anfreunden, denn auf den Baustellen der Konkurrenz kommt es vermehrt zu Unfällen. Hat hier jemand die Finger im Spiel? Mit einem unguten Gefühl zieht Carolin München und versucht, möglichst zügig an brauchbare Informationen zu gelangen, um zurück nach Wien zu dürfen. Wie weit kann sie gehen, ohne aufzufliegen oder von den falschen Leuten erkannt zu werden?

Ich war sehr gespannt auf den Beginn dieser neuen Thriller-Reihe von Ursula Poznanski, in welcher keine Polizisten in den Hauptrollen sind. Stattdessen lernt der Leser Carolin kennen, deren Leben vor allen von einem geprägt ist: Angst. Gleich zu Beginn erfährt man, dass sie einst anders hieß und mit Unterstützung der Polizei ihren Tod vorgetäuscht hat – inklusive Beerdigung und dem ganzen drum herum. Nur so hat ein Frankfurter Clan, in den sie als Polizeispitzel eingeschleust wurde, aufgehört, nach ihr zu suchen. Aber hat er das wirklich? Trotz neuer Identität weit weg von Frankfurt ist Carolin immer auf der Hut.

Carolins neue Arbeit in einem Blumenladen ist nach ihrem Geschmack. Sie hat dafür die Sprache der Blumen gelernt und kennt inzwischen die meisten Bedeutungen. Das kommt ihr auch beim Kontakt zur Polizei zugute, denn so kann sie mit dem für sie zuständigen Polizisten Robert kommunizieren, ohne dass es jemandem auffällt. Diese Idee hat mir sehr gut gefallen. Dass Robert in der Stadt ist, bedeutet für Carolin jedoch nichts Gutes. Sie soll als Spitzel in München eingesetzt werden. Nachdem ich schon einige Einblicke in ihre psychische Verfassung und Gefühlswelt erhalten hatte konnte ich gut verstehen, dass sich alles in ihr sträubt, den Auftrag auszuführen. Doch eine Wahl hat sie nicht.

In München angekommen läuft zunächst alles wie am Schnürchen. Carolins Nachbarin Tamara, mit der sie sich anfreunden soll, kommt proaktiv auf sie zu und legt eine große Offenheit an den Tag. Die beiden verbringen viel Zeit miteinander, sodass Carolin bald schon den Rest der Familie kennenlernt, der unter Verdacht steht, die Konkurrenz zu sabotieren. Während sie die einzelnen Familienmitglieder und auch die Erben der konkurrierenden Bauunternehmen besser kennenlernt, kommt es zu weiteren Vorfällen, ohne dass ihr etwas aufgefallen wäre. Doch sie will unbedingt brauchbare Informationen liefern und nach Wien zurückkehren. Also wird sie bald mutiger und beginnt auf eigene Faust, zu recherchieren. Zu spät merkt sie, dass sie sich auf gefährliches Terrain vorgewagt hat. Durch ihren engen Kontakt zu Tamaras Familie erhält sie gleichzeitig mehr Aufmerksamkeit, als ihr lieb wäre.

Das Buch schlägt ein ruhiges Tempo an und gibt dem Leser Zeit, die einzelnen Charaktere besser kennenzulernen. Dabei rätselt man, wer von ihnen etwas verbirgt und warum. Auch Carolin selbst erschließt sich dem Leser nur Stück für Stück, denn sie denkt nicht gern daran zurück, was in ihrem alten Leben in Frankfurt vorgefallen ist. Man erfährt zum Beispiel, dass sie mehrere große Narben hat, aber nicht, wie es dazu kam. Zwischen den Kapiteln wird der Leser Zeuge schrecklicher Taten, die jedoch keine allzu große Unruhe auslösen, da sie wie Unfälle aussehen. Die Situation spitzt sich eher schleichend zu und so realisiert man gemeinsam mit Carolin erst spät, wie tief sie schon in allem drin steckt. Es gibt einige gelungene Überraschungen, die Auflösung konnte mich jedoch nicht voll überzeugen. Auf den letzten Seiten wird klar, dass Carolins Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist. Ich freue mich schon darauf, mehr von ihr zu lesen!

In „Vanitas“ muss Carolin ihr sicheres Versteck in Wien verlassen, um sich in München als Polizeispitzel mit der Tochter eines Bauunternehmers anzufreunden und nach Hinweisen auf eine Verbrechensserie zu suchen. Die Autorin hat eine interessante Protagonistin geschaffen, die meine Vorfreude auf weitere Fälle weckt. Auch die Idee, mit ihrem Polizeikontakt über Blumen zu kommunizieren, fand ich gelungen. Phasenweise hätte ich mir noch mehr Tempo gewünscht. Insgesamt ein toller Reihen-Auftakt für alle Fans psychologischer Thriller!

Veröffentlicht am 29.01.2019

Kann Max seine Schwester und sich selbst retten?

Im Kopf des Mörders - Toter Schrei
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Kommissar Max Bischoff ist es gerade erst gelungen, eine Mordserie zu beenden, da erreicht ihn eine schockierende Nachricht: Seine Schwester Kirsten wurde entführt. Der Täter nimmt Kontakt zu Max auf und ...

Kommissar Max Bischoff ist es gerade erst gelungen, eine Mordserie zu beenden, da erreicht ihn eine schockierende Nachricht: Seine Schwester Kirsten wurde entführt. Der Täter nimmt Kontakt zu Max auf und droht damit, ihm Kirsten stückweise zurückzuschicken, wenn er nicht seine Anweisungen befolgt. Als Beweis, dass es ihm erst ist, schickt er Max den kleinen Finger von Kirsten. Auf die Hilfe der Polizei muss er verzichten, nur zu einer Kollegin darf er Kontakt aufnehmen und soll sich mit ihr treffen. Das stellt sich jedoch als Falle heraus. Während für Max die Zeit tickt, um Kirsten zu finden, wird er selbst zum Gejagten…

Das Buch startet mit einem erschreckenden Prolog, in dem sich Max‘ Schwester Kirsten gefangen in einem Keller wiederfindet und der Entführer ihr mitteilt, dass das alles wegen ihres Bruders geschieht. Dieser findet gleich darauf heraus, was mit Kirsten passiert ist, denn der Entführer nimmt Kontakt mit ihm auf. Wer hat es auf Max abgesehen? Er weiß, dass es nur Alexander Neumann sein kann: Ein ehemaliger Polizist, den er überführte, vom Selbstmord abhielt und dann dafür sorgte, dass er ins Gefängnis und nicht in die forensische Psychiatrie kommt. Scheinbar ist dieser nun auf freiem Fuß und startet einen Rachefeldzug.

Die Ereignisse überschlagen sich in den ersten Kapiteln geradezu und dem Leser wird keine Verschnaufpause gegönnt. Verzweifelt versucht Max, mehr herauszufinden, und nimmt Kontakt zu seinem Partner Böhmer auf. Doch das wird direkt bestraft. So folgt Max erst einmal den Anweisungen des Entführers, um Schlimmeres zu verhindern. Doch damit gerät er in eine schreckliche Falle, die ihn zum Gejagten macht. Welche Optionen bleiben ihm nun? Kann er sich den Anweisungen des Entführers widersetzen oder irgendetwas tun, mit dem er einen Vorsprung erlangt, ohne dass dieser es mitbekommt? Allein eher nicht – aber wem kann er dazu vertrauen?

Das Tempo der Reihe war auch in den beiden Vorgängern schon hoch, doch diesmal wurde ich beinahe abgehängt. Dieser letzte Teil der Trilogie will noch spektakulärer, erschreckender und dramatischer sein. Dabei fand ich es schade, dass Max mehr oder weniger auf sich allein gestellt ist und das Szenario keine Polizeiarbeit im engeren Sinne erlaubt, die mir bei den Vorgängern gefallen hat. Auch Max‘ titelgebende Fähigkeit, sich in den Kopf von Mördern hineinversetzen zu können, kommt nicht mehr richtig zu Zuge.

Nachdem Max zu Beginn ratlos ist, wo er bei seiner Suche nach Kirsten ansetzen kann, ergibt sich schließlich ein allererster Anhaltspunkt. In dieser Hinsicht ähnelt das Buch dann doch den Vorgängern: Es setzt stark auf Dialoge, in denen schrittweise neue Informationen ans Licht kommen, die den Protagonisten von A nach B führen. Dabei ist die Zahl der Charaktere, mit denen er interagiert, aus naheliegenden Gründen eingeschränkt. Mehrfach werden dieselben Personen befragt, was auch für mich als Leserin zu einer zählen Angelegenheit wurde.

Auch wenn ich immer mehr in die Geschichte hineinfand, wurde ich mit ihr nicht so richtig warm. Zum Ende hin gibt es schließlich mehrere überraschende Entwicklungen, die das Buch gelungen abrundeten und mich versöhnlich stimmten. Mir haben die Vorgänger aber besser gefallen. Ohne Vorkenntnisse wird man sich mit diesem Buch eher schwer tun. Wer aber die ersten beiden Teile der Trilogie gelesen hat, der sollte „Toter Schrei“ eine Chance geben.