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Veröffentlicht am 06.08.2017

Berührende Geschichte mit zwei besonderen Charakteren

Stell dir vor, dass ich dich liebe
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Libby und Jack sind auf den ersten Blick ganz verschieden. Libby ist stark übergewichtig, war einst bekannt als „Amerikas fettester Teenager“ und ist nach Jahren des Heimunterrichts und Abnehmens endlich ...

Libby und Jack sind auf den ersten Blick ganz verschieden. Libby ist stark übergewichtig, war einst bekannt als „Amerikas fettester Teenager“ und ist nach Jahren des Heimunterrichts und Abnehmens endlich wieder bereit für die Welt. Jack hingegen gilt als cool, hat viele Freunde und führt eine On-Off-Beziehung mit der beliebten Caroline. Doch er hat ein Geheimnis: Er leidet unter Prosopagnosie, das heißt, er kann ihm bekannte Menschen nicht anhand ihrer Gesichter erkennen. Als er sich von seinen Freunden zu einer demütigenden Aktion gegen Libby anstiften lässt, verrät er ihr im Gegenzug sein Geheimnis. Er fühlt sich von ihr verstanden und beginnt, Zeit mit ihr zu verbringen – zum Missfallen von seinen Freunden und vor allem Caroline…

Schon vor der Lektüre war mir die Krankheit Prosopagnosie bzw. Gesichtsbildheit bekannt, allerdings nur in Form von wissenschaftlichen Erkenntnissen. Deshalb war meine Neugier gleich geweckt als ich hörte, dass der Protagonist des Romans darunter leidet. Schnell ist klar, dass zwischen den pinken Buchdeckeln zwar die Liebe eine Rolle spielt, aber auch mal ernstere Töne angeschlagen werden, durch welche die Geschichte alles andere als eine typisch kitschige Love Story ist.

Zu Beginn des Buches lernt der Leser Libby an ihrem ersten Schultag seit der fünften Klasse kennen. Sie ist in vielerlei Hinsicht aufgeregt. Zum einen freut sie sich auf viele neue, nette Bekanntschaften. Zum anderen ist sie sich ihres Übergewichts absolut bewusst und ahnt, dass sie auch abfällige Kommentare hören wird. Beides bewahrheitet sich – sie findet erste Freunde, wird aber auch Opfer verschiedener Gemeinheiten. War sie zu Beginn noch unsicher, so wird sie mit der Zeit immer selbstbewusster, worüber ich mich sehr für sie gefreut habe.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Libby und Jack erzählt. Jack ist seit Jahren darum bemüht, seine Prosopagnosie geheim zu halten, was schon häufiger zu peinlichen Situationen geführt hat. Zuletzt hat er aus Versehen die Cousine von Caroline geküsst, weil er die beiden verwechselt hat. Ich fand die Einblicke in seine Wahrnehmung und seine Strategien sehr authentisch und interessant. Durch seine Freunde wird Jack schließlich auf Libby aufmerksam. Er trifft eine folgenschwere Entscheidung, durch welche die Dinge ins Rollen kommen. Obwohl er seine Wahl ausführlich begründet konnte ich diese und auch die Art und Weise, wie er Libby sein Geheimnis verrät, nicht hundertprozentig nachvollziehen.

Ich bin schnell tief in die Geschichte eingetaucht. Sie ist temporeich erzählt und gibt gleichzeitig breite Einblicke in die Gedanken und Gefühle der beiden Protagonisten, die mich mit ihnen fühlen ließen. Die beiden müssen sich auf ihre Art und Weise so manchen Herausforderungen stellen. Dabei gibt es schöne, aber auch bedrückende Momente in einem gelungenen Verhältnis. Besonders gefallen haben mir die Dialoge zwischen Libby und Jack, die mit der Zeit vertrauter werden. Beide können sich nicht ganz von den Dingen frei machen, die sie belasten, und beginnen, sich gegenseitig zu unterstützen. Doch Jack steht unter sozialem Druck von seinen Freunden. Ich schwankte deshalb immer zwischen Hoffnung und Sorge, wie es weitergehen wird. Für mich hat die Autorin hier genau die richtigen Worte gefunden und konnte mich berühren. Das Ende hat mir gefallen, es fühlte sich nach den Herausforderungen auf dem Weg dorthin aber schon fast zu einfach an.

„Stell dir vor, dass ich dich liebe“ erzählt die Geschichte von Libby und Jack, die auf ihre Art und Weise aus der Menge herausstechen: Libby ist stark übergewichtig und Jack versucht zu verbergen, dass er aufgrund einer Krankheit bekannte Gesichter nicht wiedererkennen kann. Schwungvoll und berührend zugleich erzählt die Autorin von den Hoffnungen und Ängsten der beiden und wie sie sich zunächst eher unfreiwillig besser kennenlernen. Sehr gern empfehle ich das Buch weiter, das tiefgründiger ist, als das pinke Feelgood-Cover vermuten lässt.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Ein ruhiger Kriminalroman im verschneiten Finnland

Schüsse im Schnee
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Über eine Freundin erhält die Leibwächterin Hilja Ilverskero einen neuen Auftrag. Sie soll für die Sicherheit von Lovisa Johnson sorgen. Die zweiundneuzigjährige Dame war früher eine erfolgreiche Unternehmerin. ...

Über eine Freundin erhält die Leibwächterin Hilja Ilverskero einen neuen Auftrag. Sie soll für die Sicherheit von Lovisa Johnson sorgen. Die zweiundneuzigjährige Dame war früher eine erfolgreiche Unternehmerin. Heute fühlt sie sich in ihrem abgelegenen Anwesen bedroht, denn sie ist sich sicher, dass jemand sie töten will. Vielleicht sogar jemand aus der eigenen Familie? Schon auf dem Weg zum Anwesen gibt es einen Zwischenfall: Ein Unbekannter schießt auf Hiljas Auto. War das ein fehlgeleiteter Schuss eines Wilderers oder eine Nachricht an sie, dass sie unerwünscht ist? Trotzdem nimmt sie den Job an und hält die Augen offen im Kontakt mit Lovisas Familie und Bekannten. Aber bald geschieht wieder etwas…

Das Cover des Buches spiegelt die Abgeschiedenheit des Handlungsortes wieder und machte mich neugierig, was dort wohl geschehen wird. Das Buch startet spannend mit den Schüssen auf Hiljas Auto, die gerade auf dem Weg zu ihrer neuen Auftraggeberin ist. Davon lässt sie sich aber erst einmal nicht abschrecken und beginnt nach einem kurzen Gespräch mit Lovisa sofort mit ihrer neuen Aufgabe als ihre Leibwächterin.

Für Hilja scheint der neue Job zur rechten Zeit zu kommen. Sie hat schon viel durchmachen müssen, was vermutlich in den ersten drei Bänden der Serie beschrieben wird, die ich noch nicht gelesen habe. Immer wieder flackern Erinnerungen auf, die dem Leser das nötigste erklären. Doch vor allem will sie nach vorn blicken und beginnt zügig mit dem Überprüfen der Sicherheitsvorkehrungen. Weil Lovisa nicht will, dass ihre Erben von ihren Ängsten erfahren, gibt sie Hilja als Sekretärin aus, die ihre Memoiren niederschreiben wird. Durch die Gespräche, die die beiden deshalb führen, erhält man immer wieder Einblicke in Lovisas Vergangenheit, aus der sich mögliche Motive ergeben.

Schon bald lernt Hilja Lovisas Erben kennen, bei denen es sich allesamt um exzentrische Persönlichkeiten handelt. Da gibt es den selbstlosen Arzt Johannes, der sich um illegale Einwanderer kümmert; den ehemaligen Polizeischüler Sampo, der zu einer rechten Vereinigung gehört; Aurora, die glaubt ,sie habe übersinnliche Fähigkeiten und Raisa, eine Unternehmerin in der Ölindustrie. Ihre gegensätzlichen Weltanschauungen prallen immer wieder aufeinander und jeder meint zu wissen, was das Beste für Lovisa ist. Zwar sind die Charaktere an sich interessant, aber es wird viel diskutiert und gestritten, wodurch die Geschichte für mich nur schleppend vorankam und an Spannung verlor.

Zwischenzeitlich tritt Lovisas Angst, man könne sie töten, fast gänzlich in den Hintergrund. Stattdessen konzentriert sich die Geschichte auf einen illegalen russischen Einwanderer, den Johannes nach Norwegen schmuggeln will und von dem natürlich vor allem Sampo nichts erfahren darf. Das weckt bei Lovisa alte, geheim gehaltene Erinnerungen. Dieser Handlungsstrang konnte mich leider nicht wirklich fesseln und ich hoffte, dass in Bezug auf die Haupthandlung endlich etwas passiert. Für mich etwas zu spät kommt es zu einem unerwarteten Todesfall, der für Dramatik sorgte. Leider flachte die Spannung danach recht schnell wieder ab und es wurde wieder ruhiger bis hin zu einem kurzen und heftigen Showdown, in dem Personen ihr wahres Gesicht enthüllen und alles auf dem Spiel steht. Vieles hier wirkte auf mich leider zu gewollt und nicht hundertprozentig nachvollziehbar, sodass ich das Buch mit gemischten Gefühlen beendete.

In „Schüsse im Schnee“ soll Hilja eine alte Dame schützen, die glaubt, jemand wolle sie ermorden. Während Hilja sich um ihre Sicherheit kümmert, lernt sie die exzentrische Familie ihrer Auftraggeberin kennen. Die Autorin hat höchst unterschiedliche Charaktere geschaffen und lässt deren Überzeugungen aufeinanderprallen. Doch die Geschichte kommt trotz einzelner dramatischer Momente und gelüfteter Geheimnisse nicht so recht in Schwung. Ich vergebe drei Sterne für diesen ruhigen Kriminalroman im verschneiten Finnland.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Gelungene Mischung aus Wissenschaft, Geschichte und spannender Unterhaltung

Die letzten Tage der Nacht
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New York, 1888. Paul Cravath ist ein junger und aufstrebender Anwalt, dessen erster eigener Mandant gleich ein echtes Schwergewicht ist: George Westinghouse wird von Thomas Edison auf unglaubliche eine ...

New York, 1888. Paul Cravath ist ein junger und aufstrebender Anwalt, dessen erster eigener Mandant gleich ein echtes Schwergewicht ist: George Westinghouse wird von Thomas Edison auf unglaubliche eine Milliarde Dollar verklagt, weil er angeblich dessen Patent an der Glühfadenlampe verletzt hat. Doch Westinghouse ist der Meinung, er habe die Glühlampe erheblich weiterentwickelt, da Edisons Version nicht richtig funktioniert hat. Paul beginnt damit, Schlupflöcher zu suchen und die Gerichtsurteile hinauszuzögern. Unterdessen scheint Edison jedes Mittel recht zu sein, um aus der Angelegenheit als Sieger hervorzugehen: Einschüchterungen, Rufmord und Intrigen folgen Schlag auf Schlag. Kann Paul trotzdem einen Weg finden, um Westinghouse zu helfen? Und wie weit ist er selbst bereit, dafür zu gehen?

Das Thema des Buches hat mich sofort neugierig gemacht. Der Klappentext versprach eine interessante Geschichts- und Physikstunde zugleich zu werden. Mit dem Stromkrieg hatte ich mich bislang noch nicht beschäftigt, und so startete ich ohne Vorwissen in den Roman, der als auf wahren Ereignissen beruhend angepriesen wurde.

Das Buch wirft den Leser gleich mitten hinein in den tobenden Stromkrieg. Auf den ersten Seiten erlebt der Protagonist Paul mit, wie ein Techniker bei Reparaturen an Stromkabeln durch einen falschen Handgriff bei lebendigem Leib verbrennt. Ein erschütterndes Erlebnis für Paul. Kurz darauf erhält er auch noch eine Einladung von Thomas Edison, der ihm klarmachen möchte, wie aussichtlos Pauls Mandat ist. Erst danach wird erläutert, wie Paul überhaupt Anwalt von Westinghouse wurde. Dank dieses schwungvollen und abwechslungsreichen Einstiegs war ich im Nu gefesselt.

Dem Buch gelingt es, Wissen zu vermitteln, zum Beispiel über die Glühbirne, Gleich- und Wechselstrom sowie Patentrecht Indem der Autor die Perspektive des Anwalts Paul gewählt hat, wird es nicht zu technisch, sondern ich konnte den Erklärungen mühelos folgen. Der Autor hat sich dabei an die wichtigsten Fakten gehalten und beschreibt im Nachwort die wichtigsten Quellen und größten Abweichungen zugunsten der Dramaturgie.

Bei der Ausschmückung der Fakten ist eine unterhaltsame und spannende Geschichte entstanden. Den historischen Personen wurde Leben eingehaucht und in der Folge erlebt der Leser Charaktere, die für ihre Ziele brennen und entscheiden müssen, wie weit zu gehen sie bereit sind. Ihre Persönlichkeiten sind vielschichtig und nicht so leicht zu durchschauen. Nebencharaktere wie der verschrobene Erfinder Tesla brachten weitere Abwechslung in die Geschichte. Höchst dramatische Momente ließen mich begierig weiterlesen und auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Paul als Protagonist ist schließlich sehr reflektiert, und so gibt es auch nachdenkliche Abschnitte voller markierungswürdiger Sätze, in der Moral, Ziele und Ambition eine Rolle spielen.

Immer wieder gibt es Cliffhanger am Kapitelende und Spannungsspitzen, die das Tempo hoch hielten. Paul als aufstrebender Anwalt, der Fallstricken ausweichen muss und sich beweisen will, ohne sich selbst untreu zu werden, hat mir sehr gefallen. Graham Moore ist hier eine tolle Mischung aus Wissenschaft, Geschichte und spannender Unterhaltung gelungen, die das Buch für mich zu einem Highlight macht.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Über das Leben, die Liebe, Bootsbau und Piraten

Das Leben fällt, wohin es will
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Marie ist in ihren Zwanzigern und lässt sich durchs Leben treiben. Am liebsten feiert sie mit ihren Freunden auf dem Kiez bis in den frühen Morgen. Ihr Geld verdient sie mit wechselnden Jobs, seit kurzem ...

Marie ist in ihren Zwanzigern und lässt sich durchs Leben treiben. Am liebsten feiert sie mit ihren Freunden auf dem Kiez bis in den frühen Morgen. Ihr Geld verdient sie mit wechselnden Jobs, seit kurzem arbeitet sie in einem Café. Auf den schnieken Festen ihrer Familie, denen eine Werft gehört, lässt sie sich als schwarzes Schaf nur blicken, wenn sie unbedingt muss. Doch dann erkrankt ihre Schwester, die Geschäftsführerin der Werft, an Brustkrebs. Sie bittet Marie, bei ihr einzuziehen und ihr mit ihren beiden Kindern und dem Haushalt zu helfen. Gleichzeitig setzt ihr Vater sie als Christines Vertretung in der Werft ein, wo sie die Familie repräsentieren soll. Plötzlich ist Maries Leben alles andere als entspannt. Christine geht es zunehmend schlechter und in der Werft gerät sie immer wieder mit Daniel, der rechten Hand ihres Vaters, aneinander. Dieser will sie zum mitdenken motivieren und ist dabei auch noch charmanter, als Marie es gern hätte…

Ich habe mich riesig über die Nachricht gefreut, dass auch in diesem Jahr wieder ein neuer Roman von Petra Hülsmann erscheint. Das Cover passt sehr gut zur neuen Aufmachung der bisherigen Bücher. Anker, Rettungsring und Seesterne versprechen eine Geschichte, in der das Wasser eine große Rolle spielt. Schnell wird die Verbindung klar, denn die Protagonistin Marie lernt man kennen, während sie sich fertig macht für das Frühlingsfest der Werft ihrer Familie.

Marie lebt von Tag zu Tag, ohne sich über irgendetwas allzu sehr den Kopf zu verbrechen. Am liebsten macht sie auf dem Kiez die Nacht zum Tag und ist deshalb viel zu spät dran für das Fest. Dort angekommen erwischt Daniel, der die rechte Hand ihres Vaters ist und den sie überhaupt nicht leiden kann, sie gleich in einer peinlichen Situation. Mit ihrer Interessiert-mich-nicht-Einstellung wurde Marie mir erst einmal nicht unbedingt sympathisch und ich war gespannt, ob sie im Laufe der Geschichte eine Entwicklung durchmachen wird.

Schon bald ändert sich für Marie alles mit der Nachricht, dass ihre Schwester an Brustkrebs erkrankt ist. Plötzlich muss sie sich um zwei Kinder kümmern und obendrein zu repräsentativen Zwecken in der Werft erscheinen, wo sie kritisch beäugt wird. Marie ist zunächst völlig überfordert, wächst aber allmählich an ihren Aufgaben, was ich schön fand. Ihre Reibereien mit Daniel fand ich unterhaltsam. Ich mochte ihn schon bald sehr und fand es gut, wie er Marie aus zum Anpacken bringen will, worauf so gar keine Lust hat. Einige Entwicklungen fand ich allerdings zu abrupt.

Die Szenen mit Christine sind sehr berührend. Ihr geht es zunehmend schlechter, und so kümmert sich Marie bald nicht nur um Christines Kinder, sondern muss ihr helfen, mit den Auswirkungen der Behandlung fertig zu werden und sie zum Essen zu bewegen. Für mich waren diese Szenen aus persönlichen Gründen sehr hart zu lesen, einige Abschnitte musste ich ganz überspringen. Dieses ernste Thema nahm für mich Teile der Leichtigkeit aus der Geschichte, die ich bei den vorherigen Büchern der Autorin so mochte.

Marie wurde mir im Laufe des Buches immer sympathischer, denn ich stellte fest, dass in ihr mehr steckt, als man zunächst dachte. Immer wieder macht sie Andeutungen, dass Ereignisse in der Vergangenheit für ihren Lebensweg verantwortlich sind und ich war neugierig, was dahinter steckt. Vor allem ihre Beziehung zu Daniel, die zu Beginn vor allem durch Abneigung geprägt war, wandelt sich im Laufe des Buches stark. Sie durchlebt Höhen und Tiefen, die eins gemeinsam haben – sie konnten mich sehr gut unterhalten. Bald freute ich mich über jedes Mal, wenn die beiden aus ganz verschiedenen Gründen aufeinander trafen. Der Abschluss des Buches ist dann zwar recht kurz, der hoffnungsvolle Ton rundete die Geschichte aber gut ab.

„Das Leben fällt, wohin es will“ erzählt von Marie, deren Leben sich durch die Krebsdiagnose bei ihrer Schwester völlig ändert. Statt bis in den frühen Morgen auf dem Kiez zu feiern zieht sie als Hilfe zu ihrer Schwester und muss sie zusätzlich in der Werft der Familie vertreten. Es hat Spaß gemacht, zu erleben, wie Marie sich durch die neue Verantwortung wandelt. Ihre Reibereien mit Daniel, der rechten Hand ihres Vaters, waren besonders amüsant. Die Erkrankung ihrer Schwester sorgte für sehr berührende Szenen, welche das Buch deutlich ernster machten als die bisherigen Bücher der Autorin. Eine Geschichte über das Leben, die Liebe, Segeln, Bootsbau und Piraten, die aber auch ernste Töne anschlägt.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Durchschnittliche Liebesgeschichte vor dem gelungenen Schauplatz einer Buchhandlung

Der kleine Laden der einsamen Herzen
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Posy ist Angestellte im Bookends, einer alteingesessenen Buchhandlung in Bloomsbury, London. Schon ihre Eltern haben hier gearbeitet, bis sie bei einem Autounfall ums Leben kamen, als Posy einundzwanzig ...

Posy ist Angestellte im Bookends, einer alteingesessenen Buchhandlung in Bloomsbury, London. Schon ihre Eltern haben hier gearbeitet, bis sie bei einem Autounfall ums Leben kamen, als Posy einundzwanzig war. Danach ließ Lavinia Posy und ihren kleinen Bruder in der Wohnung über der Buchhandlung wohnen. Doch sieben Jahre später verstirbt auch Lavinia mit über 80 Jahren. Die Buchhandlung vermacht sie überraschenderweise aber nicht ihrem Enkel Sebastian, der in den Medien als „unverschämtester Kerl Londons“ gilt, sondern Posy. Wenn der Laden innerhalb von zwei Jahren wieder Gewinn abwirft, dann darf sie ihn behalten. Aktuell laufen die Geschäfte schlecht, und Posy braucht einen Plan. Sie will den Laden auf Liebesromane, ihr Lieblingsgenre, spezialisieren. Sebastian, der neuerdings ständig vorbeischaut, hat allerdings ganz andere Pläne. Ihren Frust schreibt Posy sich von der Seele – mit überraschendem Ergebnis. Wird sie den Laden retten können?

Geschichten über Buchhandlungen üben auf mich immer einen ganz besonderen Reiz aus und so war es kein Wunder, dass „Der kleine Laden der einsamen Herzen“ es in mein Bücherregal geschafft hat. Das Buch beginnt mit einem Nachruf auf die verstorbene Lavinia, der Besitzerin des Bookends. Wer einen bedrückenden Start erwartet, der liegt allerdings falsch. Auf der Trauerfeier müssen die Gäste Lavinias letztem Willen entsprechend bunte Kleider tragen und Champagner trinken. Posy hat deshalb auch schon einiges intus, als Sebastian sie zum Anwalt zerrt, der ihr verkündet, dass sie tatsächlich die Buchhandlung erbt.

Schnell war ich mitten drin in der Geschichte und der großen Frage, wie Posy den schlecht laufenden Laden retten kann, um ihn behalten zu dürfen. Die drei Angestellten sind ganz spezielle Charaktere, denen Lavinia in ihrer Buchhandlung eine Chance gegeben hat und die vor allem erleichtert sind, dass der Laden nicht verkauft wird. Gemeinsam suchen sie nach einer neuen Idee und lassen sich nach anfänglicher Skepsis von Posys Idee, sich auf Liebesromane zu spezialisieren, überzeugen. Doch das bedeutet einen Haufen Arbeit, und Posy hat die Rechnung ohne Sebastian gemacht.

Sebastian taucht ständig in der Buchhandlung auf und will Posy in ihre Pläne hereinreden, denn ihm gehört das Grundstück und bald vielleicht auch der Laden, wenn die zwei Jahre ohne Gewinn verstrichen sind. Von Anfang an macht er seinem Ruf als unverschämter Kerl alle Ehre. Ständig zerrt er an Posy, kommandiert sie herum und redet ununterbrochen, ohne ihr zuzuhören. Ich fand seine Art nervig und umso mehr erstaunte es mich, dass Posy sich das auch noch gefallen lässt. Zwar beschwert sie sich anschließend ständig, gegenüber Sebastian kann sie sich aber nicht durchsetzen. Sie schenkt ihm nicht mal reinen Wein bezüglich ihrer Idee ein, sondern glaubt naiv, dass sich schon alles fügen wird. Als Resultat beginnt Posy eine schwülstige Regency-Liebesgeschichte mit ihnen beiden als Protagonisten zu schreiben. Diese ist in Kitsch kaum zu übertreffen und besitzt dadurch einen gewissen Unterhaltungswert. Wenig nachvollziehbar war für mich aber, woher Posys Gefühle bei Sebastians ätzendem Auftreten kommen.

Ein Lichtblick sind die Angestellten der Buchhandlung, die mir mit ihren kauzigen Verhaltensweisen schnell sympathisch wurden: Nina mit blauen Haaren, Büchertatoos und grauenhaftem Männergeschmack, Verity als Zahlenmensch, die sich weigert zu telefonieren und Tom als Literaturstudent mit unverständlichem Promotionsthema, der selten zum Plaudern aufgelegt ist. Auch die voranschreitenden Planungen der Neueröffnung von Bookends fand ich interessant und realistisch beschrieben. Posy entwickelt während der Vorbereitungszeit eine unterhaltsame Vorliebe für bedruckte Tragetaschen, die sie unbedingt verkaufen will. Durch Kleinigkeiten wie diese wurde die Geschichte immer wieder aufgelockert. Zum Ende hin machen einige Personen eine 180-Grad-Wendung durch, die ich leider überhaupt nicht realistisch fand. Auf das amüsant-schöne Ende konnte ich mich deshalb nicht so recht einlassen.

In „Der kleine Laden der einsamen Herzen“ erbt Posy überraschenderweise die Buchhandlung, in der sie ihr halbes Leben verbracht hat. Damit sie wieder Gewinn abwirft, will sie sich auf Liebesromane spezialisieren. Doch Sebastian, der Enkel der ehemaligen Besitzerin, funkt ständig dazwischen. Während ich die Vorbereitungen für die Neueröffnung interessant fand, konnten mich der nervige Sebastian und die naive Posy als Charaktere leider nicht überzeugen. Für mich bleibt es eine durchschnittliche Liebesgeschichte vor dem ansprechenden Schauplatz einer Buchhandlung, die von mir drei Sterne erhält.