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Veröffentlicht am 25.03.2017

Ein eher schwächerer Zwischenband

Vollendet – Die Rache
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Nach den verheerenden Ereignissen auf dem Flugzeugfriedhof sind Connor und Lev auf dem Weg nach Akron, um mit Sonia zu reden, die mehr über die Anfänge der Umwandlung zu wissen scheint. Doch ein Unfall ...

Nach den verheerenden Ereignissen auf dem Flugzeugfriedhof sind Connor und Lev auf dem Weg nach Akron, um mit Sonia zu reden, die mehr über die Anfänge der Umwandlung zu wissen scheint. Doch ein Unfall bringt ihre Pläne schnell durcheinander und lässt Ohio in weite Ferne rücken. Währenddessen befindet sich Ria auf der Flucht. Als sie nur knapp einem Teilepiraten entgeht, fällt ihr nur eine Nummer ein, die sie wählen kann. Starkey hat es sich unterdessen in den Kopf gesetzt, möglichst viele Storche aus Umwandlungscamps zu befreien. Und Cam wird von Roberta von einem Vortrag zum nächsten geschickt. Das Proaktive Bürgerforum hat große Pläne für ihn. Doch was will eigentlich Cam?

Das Buch beginnt mit einem Rückblick zu dem Abend, an dem das Umwandlungsabkommen unterschrieben wurde. Das Ehepaar Rheinschild, das die Umwandlungstechnologie entwickelt haben, ist entsetzt darüber, was mit ihrer Erfindung möglich gemacht wurde. Doch nun ist es zu spät, und das Unheil nimmt seinen Lauf.

In der Gegenwart befinden sich fast alle Charaktere auf der Flucht und schmieden neue Pläne, wohin sie sich wenden sollen. Mit hohem Tempo wird erzählt, wie sie in Schwierigkeiten geraten und sich wieder aus diesen befreien müssen. Hier hatte ich das Gefühl, ähnliche Szenen schon mehrfach während der Reihe gelesen zu haben und immer wieder dem gleichen Schema F „Gefangen werden und sich befreien müssen“ zu lesen, durch das die Handlung auf der Stelle tritt.

Überhaupt haben mir in diesem dritten Teil neue Ideen gefehlt. Konnte mich der zweite Teil noch mit neuen Charakteren unterhalten, wurde ich in diesem Buch hauptsächlich mit bereits Bekanntem konfrontiert. Es gibt ein Wiedersehen mit vielen Figuren, das zwar interessant war, die Handlung aber auch nicht voran brachte. Zwei Charaktere kommen in diesem Buch neu hinzu, doch diese blieben eher blass und einer von ihnen hat mich hauptsächlich gehörig genervt.

Das Buch hatte natürlich auch seine guten Seiten: Durch die kurzen Kapitel und häufigen Perspektivenwechsel lässt es sich schnell und flüssig lesen. Die Werbungen bzw. Nachrichten, die immer wieder eingeschoben werden und über Pro- und Contra-Positionen der Umwandlung und neue Ideen diesbezüglich berichten, fand ich sehr interessant und haben mich zum Nachdenken gebracht. Mein absolutes Highlight waren die Rückblicke auf die Rheinschilds, denn hier erfährt man mehr über die Hintergründe der Umwandlung, und hier wartete auch die einzige richtige Überraschung des Buches, die es dafür in sich hat (und deshalb auch erst am Ende gänzlich enthüllt wird).

Für mich ist „Vollendet: Die Rache“ ein Mittelteil, der nur wenige neue Ideen vorweisen kann und bei dem die Handlung die meiste Zeit nicht recht vorankommen will. Ich denke, dass man die Geschichte auch sehr gut in drei statt vier Bänden hätte erzählen können. Wer die ersten beiden Bände gelesen hat, kommt um dieses Buch auf dem Weg zum großen Finale natürlich nicht herum. Auch ich bin gespannt auf den großen Abschluss und hoffe sehr, dass Neil Shusterman für diesen noch ein paar Asse im Ärmel hat.

Veröffentlicht am 25.03.2017

Eine futuristische Rapunzel gesellt sich in die Runde

Die Luna-Chroniken 3: Wie Sterne so golden
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Cress ist die beste Programmiererin von ganz Luna. Seit Jahren versteckt sie die lunarischen Raumschiffe vor den Radaren der Erde und installiert Spionagesysteme für Königin Levana. Doch sie ist eine Hülle, ...

Cress ist die beste Programmiererin von ganz Luna. Seit Jahren versteckt sie die lunarischen Raumschiffe vor den Radaren der Erde und installiert Spionagesysteme für Königin Levana. Doch sie ist eine Hülle, verfügt also nicht über die Macht der Lunarier, andere zu manipulieren. Deshalb wird sie seit sieben Jahren von der Thaumaturgin Sybil in einem Satelliten gefangen gehalten. In dieser Zeit hat sie beschlossen, die Erde so gut es geht vor Levana zu schützen. Sie hat dafür gesorgt, dass Cinder Kai vor der Bedrohung durch Luna warnt. Und natürlich weiß sie, wo sich das Raumschiff befindet, auf der Cinder und ihre Freunde sich gerade verstecken – sie selbst sorgt dafür, dass es unentdeckt bleibt. Als Cinder erneut Kontakt mit Cress aufnimmt, ist für diese die Chance gekommen, ihrem Satelliten endlich zu entkommen.

Einen kleinen Vorgeschmack auf Cress gab es schon im ersten Teil der Luna-Chroniken, und seither habe ich mich sehr auf diesen Teil gefreut, in dem sie im Mittelpunkt der Geschichte steht. Nachdem mich Cinder und Scarlet schon begeistern konnten, ist mir auch Cress im Nu ans Herz gewachsen. Im Programmieren macht ihr niemand etwas vor, doch gleichzeitig wirkt sie scheu, gutgläubig und strahlt in vielen Situationen eine so kindliche Freude aus, dass ich sie am liebsten in den Arm nehmen wollte.

Sehr bald wird ihre Geschichte enger mit der von Cinder und ihren Freunden verknüpft, die gerade planen, wie sie Kais Hochzeit mit Levana verhindern können. Leider geht bald so einiges schief und die Charaktere finden sich in verschiedenen brenzligen Situationen wieder. Während Cress im Mittelpunkt steht, wechselt die Perspektive regelmäßig zu den anderen, bereits bekannten Charakteren. Daraus ergibt sich ein komplexes Handlungsgeflecht, dank dessen die Bücher der Reihe auch immer dicker werden. Hut ab für Marissa Meyer, die dabei einen kühlen Kopf bewahrt und dafür gesorgt hat, dass auch ich als Leserin mühelos den Überblick behalten konnte!

Auch Rapunzel, ähm Cress natürlich, bekommt natürlich einen „Prinzen“, denn wir befinden uns zwar in der Zukunft zwischen Cyborgs, Androiden und Lunariern, aber irgendwie ist es ja immer noch eine Adaptation von inzwischen drei Märchen. Cress‘ Erwählter ist allerdings doch ein bisschen anders, als sie sich ihn vorgestellt hat. Die beiden fand ich zusammen unglaublich süß – meine Güte, in dieser Reihe wimmelt es langsam vor Traumpaaren! – und auch wenn ihre Liebesgeschichte vielleicht ein klitzekleines bisschen weniger spektakulär ist als die von Scarlet und Wolf, hat sie mir gefallen.

Zum Ende des Buches hin machen sich die Charaktere an ihren bislang wohl gewagtesten Plan, und so stieg die Spannung kontinuierlich an. An verschiedenen Schauplätzen kommt es zu Szenen, die mich den Atem anhalten ließen. Wird alles gut gehen? Das ist doch absolut unmöglich! Schließlich gab es noch ein kurzes Kennenlernen mit der Protagonistin des vierten und damit letzten Bandes, und ich habe die starke Vermutung, dass man auch ihren Prinzen schon kennt. Auch wenn mich ihr erster Auftritt vor allem irritiert hat, freue ich mich nun riesig auf den Abschluss der Geschichte – wenn doch nur schon Herbst 2015 wäre!

„Wie Sterne so golden“ konnte meine hohen Erwartungen absolut erfüllen. Die neue Protagonistin Cress ist mir gleich ans Herz gewachsen und ist mit ihrem Charakter und ihren Fähigkeiten eine tolle Ergänzung für das bisherige Team. Gefährliche Missionen warten auf die Charaktere, und so mancher muss bald ums Überleben kämpfen. Für tolle Charaktere und die spannungsgeladene und vielschichte Handlung kann ich nur 5 Sterne vergeben. Ich liebe diese Buchreihe!

Veröffentlicht am 25.03.2017

Fantasy-Thriller vor bestens getroffener Atmosphäre

The Diviners - Aller Anfang ist böse
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Evie lebt im Jahr 1926 und ist ein verfügt über eine besondere Gabe: Berührt sie einen Gegenstand, kann sie ihm Geheimnisse über seines Besitzers entlocken. Als sie auf einer Party in ihrer Heimatstadt ...

Evie lebt im Jahr 1926 und ist ein verfügt über eine besondere Gabe: Berührt sie einen Gegenstand, kann sie ihm Geheimnisse über seines Besitzers entlocken. Als sie auf einer Party in ihrer Heimatstadt in Ohio die unbequeme Wahrheit über einen einflussreichen Bekannten offenbart, steht sie vor der Wahl, sich zu entschuldigen oder eine Weile zu ihrem Onkel nach New York zu ziehen. Kurze Zeit später sitzt Evie im Zug nach New York, was für sie mehr Abenteuer als Strafe ist. Im verheißungsvollen Manhattan genießt sie das Leben in vollen Zügen und lernt neue Freunde kennen. Doch dann geschieht ein grausamer Mord…

Das Buch beginnt vielversprechend. Auf einer Party holt die Gastgeberin ein Ouijabrett hervor, das ihre Mutter erst kürzlich beworben hat. Doch der Partyspaß wird bald unheimlich, denn offensichtlich wurde tatsächlich ein böser Geist erweckt. Was dieser wohl im Sinn hat?

Anschließend begegnet der Leser Evie, die es kaum erwarten kann, nach New York zu ziehen. Auf mich wirkte Evie zu Beginn eher selbstbezogen und vergnügungssüchtig. Im Buchverlauf merkt man jedoch, dass viel davon nur Fassade ist und sich dahinter ein Mädchen mit einem großen Herz verbirgt, das sich auch um andere sorgt. Evie blieb für mich ein eher undurchschaubarer Charakter, und sie hat mich mit ihren Entscheidungen oft überraschen können.

Evie genießt einige Zeit das Leben in Manhattan und lässt keine Party und Gelegenheit zum Alkoholkonsum – trotz Prohibition – aus. Gleichzeitig lernt man auch andere Charaktere kennen, zum Beispiel den Zahlenläufer Memphis, der einst ein Heiler war, den Dieb Sam, der die Aufmerksamkeit anderer von sich weglenken kann und die Revuetänzerin Theta, die offensichtlich ein Geheimnis hütet. Durch sie alle wird das New York der 1920er Jahre lebendig. Am allerbesten an diesem Buch hat es mir gefallen, wie gut Libba Bray die Atmosphäre dieser Zeit eingefangen hat, in der sich die Gesellschaft im Umbruch befindet.

Das Tempo des Buches ist eher ruhig. Durch die beginnenden Morde wird untergründige Spannung aufgebaut. Wer wird wohl der nächste Tote sein? Dazwischen gibt es jedoch auch immer wieder lange Beschreibungen von Evies Partyleben und den Erlebnissen von Memphis, Sam und Co. Diese Charaktere werden mit ihren besonderen Fähigkeiten wohl im Laufe der Buchreihe noch eine Rolle spielen. In die konkreten Ereignisse dieses Bandes wurden sie mir aber dafür, dass ihr Leben so ausführlich vorgestellt wurde, zu wenig eingebunden. Ab etwa der Hälfte des Buches kommen die Ermittlungsarbeiten durch Evie, ihren Onkel und seinen Assistenten Jericho endlich in Fahrt und Evies besondere Fähigkeit als „Diviner“ wird mehr in den Mittelpunkt gerückt. Dadurch wurde das Buch für mich noch interessanter.

Zum Ende hin wurde das Tempo der Geschichte stark angezogen und die Ereignisse überschlugen sich, sodass mich das Buch noch einmal richtig begeistern konnte. Zwar gibt es keinen direkten Cliffhanger, aber zum Ende hin gibt es immer mehr Hinweise, in welche Richtung die Handlung weitergehen könnte. Die Geschichte in diesem Band scheint nur ein Puzzlestück einer noch viel größeren Geschichte zu sein, was mich neugierig auf weitere Bände über die „Diviners“ gemacht hat.

„The Diviers: Aller Anfang ist böse“ ist eine Mischung aus Urban Fantasy und Thriller im New York der 1920er Jahre. Der Autorin ist es außerordentlich gut gelungen, die Atmosphäre einzufangen. Auch die Idee und Umsetzung der „Diviners“ mit den verschiedensten besonderen Tätigkeiten hat mir trotz des eher ruhigen Tempos und gelegentlicher Längen gut gefallen. Wenn ihr euch mit nicht ganz herkömmlichen Methoden auf die Mörderjagd vor einer genialen Kulisse begeben wollt, seid ihr bei diesem Buch genau richtig!

Veröffentlicht am 25.03.2017

Von ostanatolischen Zwergbergziegen, Drehtagen und Selfies mit dem Außenminister

Adnan für Anfänger
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Adnan Maral ist den meisten wohl als Metin aus „Türkisch für Anfänger“ bekannt. In seiner Autobiographie erzählt der Schauspieler, wie er als Kind nach Deutschland kam, Schulerfahrungen und Türkeireisen, ...

Adnan Maral ist den meisten wohl als Metin aus „Türkisch für Anfänger“ bekannt. In seiner Autobiographie erzählt der Schauspieler, wie er als Kind nach Deutschland kam, Schulerfahrungen und Türkeireisen, dem Umgang mit Vorurteilen und mit seinen ostanatolischen Zwergbergziegen, die immer dann herbeistürmen, wenn er wütend wird. Und wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass er Schauspieler wurde und außerdem den Außenminister Steinmeier mehrfach in die Türkei begleitete? Neben privaten Einblicken stellt er auch seine Meinung zu Themen wie Integration, doppelte Staatsbürgerschaft und Kopftuchtragen dar.

Das Buch beginnt gleich amüsant mit einem Arztbesuch Marals, bei dem zahlreiche Vorurteile aufeinanderprallen. Die Arzthelferin hält Maral für einen Einwanderer ohne Deutschkenntnisse, doch auch er hat sich während seiner Minuten im Wartezimmer längst eine Geschichte zu allen Wartenden und der Arzthelferin ausgedacht. Gut gefallen hat mir gleich von Beginn an die lockere Erzählweise und der Humor, denn Maral weist auf viele eingefahrenen Vorurteile und Denkweisen mit einem Augenzwinkern hin.

Maral betont in seinem Buch wiederholt, dass er nur für sich und nicht für andere sprechen kann. Ich fand es jedoch sehr interessant, seine persönliche Meinung zu Themen wie der doppelten Staatsbürgerschaft oder der Frage zu hören, warum man häufiger als Türke statt als Deutscher gesehen wird, wenn man doch schon als kleiner Junge nach Deutschland kam. Seine Statements haben mich dazu gebracht, zu überlegen, wie ich selbst eigentlich zu diversen Fragen stehe, und ich habe seine Argumente gut nachvollziehen können.

Daneben erzählt Maral auch viele Anekdoten aus seinem Leben. Sie geben Einblicke in seine Kindheit, seine Anfänge als Schauspieler und auch in die Zeit am Set von „Türkisch für Anfänger“. Das meiste ist sehr humorvoll geschrieben, doch zwischenzeitlich schlägt Maral auch einen ernsteren Ton an und berichtet von traurigen Momenten in seinem Leben. Ich fand diesen Blick hinter die Kulissen des Schauspiellebens und der Privatperson Adnan Maral interessant. Maral das das Buch allerdings eher nach Themen als chronologisch geordnet, berichtet mal aus seiner Kindheit, mal aus seinem Schauspielleben, mal aus seiner Schulzeit und kommt so an einigen Stellen auf schon früher Erzähltes zurück. Das fand ich gelegentlich verwirrend.

„Adnan für Anfänger“ ist eine humorvolle Autobiographie voller persönlicher Anekdoten. Gleichzeitig erklärt Adnan Maral aber auch, wie er zu diversen gesellschaftlichen und politischen Themen steht. Mir haben diese Einblicke gefallen und mich auch zum Nachdenken über meine eigene Meinung gebracht. Das Buch ist sicherlich interessant für all jene, die den Schauspieler kennen und mehr über seine persönliche Geschichte und seine Meinung zu diversen Themen erfahren wollen.

Veröffentlicht am 25.03.2017

Ein Märchen für Erwachsene

Der Ozean am Ende der Straße
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Aufgrund einer Beerdigung kehrt ein erwachsener Mann in seinen Heimatort zurück. Nach dem Gottesdienst soll er zu seiner Schwester fahren, doch stattdessen macht er sich aus einem Impuls heraus auf den ...

Aufgrund einer Beerdigung kehrt ein erwachsener Mann in seinen Heimatort zurück. Nach dem Gottesdienst soll er zu seiner Schwester fahren, doch stattdessen macht er sich aus einem Impuls heraus auf den Weg zum Gehöft der Hempstocks, wo früher seine Freundin Lettie wohnte. Auf dem Hof begegnet er einer alten Frau, die ihm den Weg zum Ententeich weist, an den er sich wieder erinnern kann. Doch kaum steht er vor diesem, kommt seine ganze Erinnerung zurück: An Lettie, ihren Ozean und die geradezu unglaublichen Ereignisse, die sich ereignet haben, als er sieben Jahre alt war.

Zu Beginn des Buches hatte ich überhaupt keine Ahnung, welche Richtung die Geschichte einschlagen wird. Zunächst erfährt man nur, dass ein Mann in seinen Heimatort zurückkehrt und sich an seine Kindheit erinnert. Gleich zu Beginn fällt auf, dass auf Namen weitestgehend verzichtet wird. Man erfährt weder den Namen des Protagonisten, noch den seiner Schwester oder seiner Eltern, nicht den Ort der Handlung und auch nicht wer an jenem Tag beerdigt wurde. So bleibt die Geschichte geheimnisvoll, dieser Mann könnte fast jeder sein.

Nach einigen unverfänglichen Kindheitserinnerungen wird die Geschichte aufgrund eines Todesfalles interessant. Dieser führt nämlich dazu, dass der Protagonist Lettie Hempstock kennenlernt, die erste Person mit einem Namen in diesem Buch – warum das so ist, wird man mit der Zeit herausfinden. Lettie wirkt gleich sympathisch, macht jedoch einige mysteriöse Andeutungen, bei denen ich mich begann zu fragen, wie viel davon sie erfindet und was sie ernst meint. Sie wohnt mit zwei weiteren Hempstock-Frauen auf einer Farm, die wahrlich wunderlich ist. Und so nehmen langsam Dinge ihren Lauf, die nicht ganz natürlich sind.

Allmählich kristallisiert sich in der Geschichte ein roter Faden heraus. Mit der Anstellung des neuen Kindermädchens Ursula Monkton wird ein Spannungsbogen geschaffen. Diese ist nämlich nicht das, was sie auf den ersten Blick zu sein scheint, und es kommt zu dramatischen Szenen. Der Autor lässt seiner Fantasie freien Lauf – wundert ich mich anfänglich noch über Letties rätselhafte Bemerkungen, wirken bald die unglaublichsten Dinge absolut plausibel. Erklärt wird dabei jedoch so gut wie nichts, hier ist eigene Kreativität gefragt. Das Ende lässt ebenfalls Raum, um die Geschichte weiterzuspinnen und erlaubt verschiedene Deutungen.

„Der Ozean am Ende der Straße“ besticht durch seine leicht lesbare und dennoch poetisch wirkende Sprache. Mit dem Charakter des Kindermädchens Ursula Monkton kommt auch Spannung in die Geschichte. Gut gefallen haben außerdem mir die Illustrationen im Buch. Ich würde das Buch am ehesten als Märchen für Erwachsene bezeichnen, nicht nur aufgrund der Brutalität einiger Ereignisse (das kommt in Märchen ja schon mal häufiger vor), sondern vor allem aufgrund des großen Interpretationsspielraums, der dem Leser gegeben wird. Ich fand das Buch interessant, stellenweise hat es mich aber auch verwirrt und nur bedingt fesseln können. Ich vergebe daher knappe 4 Sterne.