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Veröffentlicht am 25.03.2017

Wie weit dürfen Überwachung und Transparenz gehen?

Der Circle
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Mae ist vierundzwanzig und hat seit ihrem Studium in einem mittelmäßigen Job bei den Strom- und Gaswerken ihres Heimatortes gearbeitet. Jetzt, nach achtzehn Monaten, wird endlich ihr Traum wahr: Ihre Studienfreundin ...

Mae ist vierundzwanzig und hat seit ihrem Studium in einem mittelmäßigen Job bei den Strom- und Gaswerken ihres Heimatortes gearbeitet. Jetzt, nach achtzehn Monaten, wird endlich ihr Traum wahr: Ihre Studienfreundin Annie hat ihr einen Job beim Circle beschafft, dem wohl modernsten und einflussreichsten Technologiekonzern Amerikas. Von ihrem Einsatzort in der Customer Experience lernt sie die Unternehmensphilosophie kennen und erlebt den Start weltverändernder Innovationen hautnah mit. War sie anfangs noch skeptisch, wird sie allmählich ein Teil des Circle. Aber wohin wird die Vision des Unternehmens die Welt führen?

Der Leser lernt Mae an ihrem ersten Arbeitstag beim Circle kennen. Sie ist begeistert, geradezu überwältigt von der Gelegenheit, für das Unternehmen arbeiten zu dürfen. Eine erste Führung des Campus zeigt ihr, dass das Unternehmen seinen Mitarbeitern alles bieten möchte: Die neueste Technik, Sportplätze, Partys, Livemusik, die besten Köche in der Kantine, Wohnheimszimmer, wenn es zu spät wird, um nach Hause zu fahren. Auf den ersten Blick wirkte dieses Unternehmen auch auf mich wie der Traum eines jeden Arbeitnehmers.

Nach den ersten überwältigenden Tagen voller neuer Eindrücke beginnt für Mae ihr Einsatz in der Customer Experience. Hautnah verfolgte ich, wie sie ihre Hauptaufgabe kennenlernt, die Beantwortung von Kundenanfragen. Doch damit ist es nicht getan. Bald wird ein weiterer Bildschirm aufgestellt, auf dem sie mit ihrem Vorgesetzten kommuniziert. Einer, mit dem sie im sozialen Netzwerk des Circle agieren kann, denn Partizipation ist alles. Einer, der den Rang ihrer sozialen Aktivität anzeigt, ein Armband für Vitalfunktionen und Schritte misst, ein Kopfhörer, mit dem sie Fragen beantwortet… immer mehr Technologie kommt hinzu, die immer mehr Möglichkeiten der Kommunikation, aber auch der Überwachung bietet. Hat Mae anfangs noch den Campus um fünf Uhr verlassen und sich aus dem sozialen Netzwerk ausgeklinkt, wird sie bald eindringlich gebeten, den Circle an ihrem Leben teilhaben zu lassen. Immer stärker wird sie ein Teil der Gemeinschaft, will dazugehören, und muss schließlich entscheiden, was ihr im Leben wichtig ist.

Besonders fasziniert hat mich, wie schleichend die Entwicklung vor sich geht. Wo ist die Grenze, an der man zugeben sollte, dass es zu viel wird? Mit wie viel Transparenz und Überwachung kann man selbst leben? Der Autor nahm mich mit in eine Welt, die sich gar nicht so sehr von unserer heutigen unterscheidet. Die technischen Innovationen, die beschrieben werden, gibt es zum Teil schon oder es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie bald möglich sind. Doch sollte man sie wirklich in dem Ausmaß einsetzen, wie der Circle es tut? Könnte es passieren, dass ein Unternehmen in unserer Zukunft tatsächlich eine solche Macht entwickelt, und wie viel Macht haben Technologiekonzerne heute schon? Wie viel in diesem Buch wird in zehn, zwanzig, dreißig Jahren Realität sein?

Die eindringliche, nüchterne Sprache des Buches hat mich immer tiefer in die Geschichte hineingezogen. Nur wenige Bücher haben es bislang geschafft, mich so sehr zum Nachdenken zu bringen wie dieses. Obwohl ich es nun seit ein paar Tagen ausgelesen habe, beschäftigt es mich noch immer sehr. Dave Eggers zeigt zahlreiche Möglichkeiten auf, wie eine flächendeckende Überwachung realisiert werden kann, wie das Wissen und die Erfahrungen eines jeden der ganzen Welt zugänglich gemacht werden können. Gleichzeitig präsentiert er Charaktere, die von dem, was sie tun und wofür sie stehen, vollkommen überzeugt sind. Oder kommt bei dem einen oder anderen nicht doch ein leiser Zweifel auf…? Gerade die Tatsache, dass die Ideen nicht von Grund auf schlecht sind, sondern man es damit zu weit treiben kann, macht es schwer, die Grenze zwischen Richtig und Falsch zu finden.

Erwartet keine actionreiche Geschichte, keine großen Emotionen. Hier wartet eine kühle Welt der Technologie auf euch, die auf völlige Transparenz ohne Geheimnisse und auf maximale sozial Vernetzung zusteuert. Kann und will man so etwas? Findet am besten selbst heraus, wo eure Schmerzgrenze der Überwachung liegt – lest dieses Buch, von mir gibt es dafür eine ganz klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Die Geschichte von Zac und Mia

Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe
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Zac ist an Leukämie erkrankt und hat gerade eine Knochenmarktransplantation bekommen. Deshalb muss er wochenlang in einem Krankenhauszimmer ausharren, dass er nicht verlassen darf. Doch einige Tage nach ...

Zac ist an Leukämie erkrankt und hat gerade eine Knochenmarktransplantation bekommen. Deshalb muss er wochenlang in einem Krankenhauszimmer ausharren, dass er nicht verlassen darf. Doch einige Tage nach der Transplantation zieht ein gleichaltriges Mädchen ins Nebenzimmer. Durch Klopfen und Pochen nehmen sie erstmals Kontakt zueinander auf. Das ist der Beginn einer ungewöhnlichen Geschichte über Freundschaft und Liebe…

Zu Beginn des Buches lernte ich Zac kennen, der sich die Zeit in seinem Krankenhauszimmer vertreiben muss. Man merkt schnell, dass er ein Kämpfer ist, der die Hoffnung auf Heilung nicht aufgegeben hat, obwohl er schon einen Rückfall erlitten hat. Doch ihm fällt die Decke auf den Kopf, da er sein Zimmer nicht verlassen darf. Zac, der seine Situation aus der Ich-Perspektive schildert, beschönigt nichts, durch seinen Humor und Sarkasmus wird die bedrückende Stimmung aber immer wieder aufgelockert.

Die neue Zimmernachbarin interessiert Zac zuerst nur mäßig, da er sein Zimmer ja sowieso nicht verlassen kann. Doch Mia ist laut: Ihre Musik und die Streitigkeiten mit ihrer Mutter dringen durch die dünne Wand bis zu Zac. Und so nehmen die beiden bald Kontakt zueinander auf – durch Klopfen, durch Zettelchen, durch soziale Netzwerke. Schnell stellte ich fest, dass die beiden höchst unterschiedlich sind: Der kahlköpfige Zac, der um Genesung kämpft und die hübsche und rebellische Mia, die ihren Freunden den Krebs verschweigt.

Bald gibt es einen größeren Zeitsprung, nach dem auch Mia zu Wort kommt. Schnell spürte ich, dass die Situation sich verändert hat. Durch einen Zufall treffen Mia und Zac das erste Mal aufeinander und beginnen, sich kennen zu lernen. Dabei steht die Liebe gar nicht so sehr im Vordergrund. Die beiden helfen sich vielmehr gegenseitig, ihre Situation anzunehmen, sich selbst wieder mögen zu lernen und die Hoffnung nicht aufzugeben. Trotz ihrer Verschiedenheit ist ausgerechnet Zac derjenige, der Mia das geben kann, was sie am meisten braucht, und umgekehrt.

Die Geschichte zeigt, dass Freude, Hoffnung, Verzweiflung und Trauer oft ganz nah beieinander liegen. Die Situation von Zac und Mia hat mich berührt und betrübt, doch nie war das Buch so niederschmetternd, dass alle Hoffnung verloren schien. Gelegentlich konnte ich das Gefühlleben der beiden aber nicht gänzlich nachvollziehen. Zwischen Zac und Mia entsteht bald ein vorsichtig geknüpftes Band, das stets zerbrechlich wirkt, und ich wünschte den beiden, dass sie erkennen, was der andere für sie wirklich bedeutet. Mehr möchte ich auch gar nicht verraten, denn man sollte sich auf die Geschichte von Zac und Mia am besten ohne zu großes Vorwissen einlassen.

„Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ überraschte mich mit zwei außergewöhnlichen Protagonisten, die ganz unterschiedlich mit der Diagnose Krebs umgehen und eher widerstrebend erkennen, wie sehr sie sich gegenseitig helfen können. Die Geschichte ist bedrückend und verliert doch nie ganz ihre Hoffnung. Ich vergebe daher sehr gute vier Sterne an die Geschichte von Zac und Mia.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Eine Geschichte voller Geheimnisse

Die Nacht gehört dem Drachen (4 CDs)
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Über ihre Vergangenheit bei Fiona und ihren Eltern redet Evie nicht. Doch nun hat sie sich endlich getraut, ihren Adoptiveltern von ihren Rippenschmerzen zu erzählen. Bei der Operation wurde ihr deshalb ...

Über ihre Vergangenheit bei Fiona und ihren Eltern redet Evie nicht. Doch nun hat sie sich endlich getraut, ihren Adoptiveltern von ihren Rippenschmerzen zu erzählen. Bei der Operation wurde ihr deshalb ein Stück Rippe entnommen, das sie mit nach Hause nehmen durfte. Ihr Onkel Ben schlägt vor, aus der Rippe einen Drachen zu schnitzen, und Evie setzt das Projekt begeistert um. Als der Drache nachts erwacht und sich zu ihrem Beschützer erklärt, wird für sie vieles anders…

Die Geschichte beginnt kurz nach der Operation, bei der Evie ein Stück Rippe entfernt wurde. Warum diese Operation nötig war, erfährt man nicht, doch man merkt schnell, dass dunkle Schatten über Evies Vergangenheit liegen. Bald kommt die Idee auf, aus dem Knochen einen Drachen zu schnitzen. Der Drache hat mir als Ausgangspunkt der Geschichte sehr gut gefallen und ich war gespannt, welche Rolle er in Evies Leben spielen wird. Ihn umgibt während der ganzen Geschichte etwas Mythisches: Ist er tatsächlich lebendig oder doch nur ein Teil von Evies Fantasie? Er begibt sich mit Evie auf nächtliche Abenteuer, mich durch ihre poetische Sprache verzaubern konnten.

Evies Familie ist absolut liebenswert, und ich habe sie schnell ins Herz geschlossen. Ihre Adoptiveltern Amy und Paul sind stets um ihr Wohlbefinden besorgt und kümmern sich liebevoll um sie. Auch zu ihrem Onkel Ben hat sie eine enge Beziehung, und er lockert die Stimmung oft auf, wenn sich vor allem Amy zu viele Sorgen macht. Doch auch in ihrer Vergangenheit ist etwas geschehen, das ihr Leben nachhaltig verändert hat. Durch Evie lernen sie allmählich, damit besser umzugehen.

Mir fiel es während des Buches schwer, Evie richtig einzuschätzen. Obwohl das Buch in der Ich-Perspektive geschrieben ist, verschließt sie sich nicht nur gegenüber ihren Eltern und Freunden, sondern auch gegenüber dem Leser. Auch wenn es auf der einen Seite vielleicht besser ist, nicht zu viele Details über die Vorfälle in ihrer Vergangenheit zu erfahren, hatte ich auf der anderen Seite das Gefühl, durch ihre Verschlossenheit keinen Zugang zu ihr zu finden.

Bald verbringt Evie ihre Zeit auch wieder in der Schule und mit ihren Freundinnen. Hier steckte viel Potenzial, was meiner Meinung nach aber nicht ganz ausgeschöpft wurde. Gut gefallen hat mir die Veränderung, die in ihrer Freundschaft zu Lynne vorgeht. Vor allem aus der Geschichte rund um Sonny hätte man aber mehr machen können.

Im Buch hat mir lange Zeit eine klare Richtung gefehlt, in die die Geschichte geht. Nur langsam lernen alle Beteiligten, was es heißt, wieder nach vorn zu blicken. Es muss viel zwischen den Zeilen gelesen werden, wodurch die Geschichte etwas Geheimnisvolles umgibt, ich aber manchmal auch das Gefühl hatte, etwas verpassen zu können. Vor allem der Drache redet in Rätseln, und sein Ziel bleibt schleierhaft. Hier kommt die Auflösung erst ganz zum Schluss. Diese war überraschend und beantwortet so manche Frage, lässt mich aber auch sehr unentschlossen zurück.

„Die Nacht gehört dem Drachen“ ist eine Geschichte, die eher einen stillen Ton anschlägt. Die Idee des Drachens aus einem Rippenknochen hat mir sehr gut gefallen. Allerdings werden die Geheimnisse des Buches nur langsam aufgedeckt, wodurch im Mittelteil eine klare Richtung fehlte. Dennoch ist es der Autorin gelungen, für die Aufarbeitung einer dunklen Vergangenheit eine ganz besondere Atmosphäre zu erschaffen. Dafür gibt es von mir gute drei Sterne.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Die Zukunft der Republik steht auf dem Spiel

Legend - Berstende Sterne
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Fast acht Monate sind vergangen, seit das geplante Attentat auf den Elektor Anden glücklicherweise verhindert werden konnte. Während June in Los Angeles gemeinsam mit zwei weiteren Anwärtern zur Princeps-Anwärterin ...

Fast acht Monate sind vergangen, seit das geplante Attentat auf den Elektor Anden glücklicherweise verhindert werden konnte. Während June in Los Angeles gemeinsam mit zwei weiteren Anwärtern zur Princeps-Anwärterin ernannt wurde und sich der Welt der Politik stellen muss, ist Day, dem es zunehmend schlechter geht, in San Fransisco. Dann erhält er jedoch einen Anruf von June: Er soll zu einem wichtigen Treffen nach L.A. reisen. Dort erfährt er, dass in den Kolonien eine offensichtlich in der Republik entwickelte Seuche ausgebrochen ist, welche die Friedensverhandlungen auf Eis gelegt hat. Nun haben sie sich mit Afrika verbündet und drohen mit einem vernichtenden Schlag. Der Schlüssel zur Lösung des Problems liegt offensichtlich in Days Bruder Eden. Doch kann Day es zulassen, dass er erneut mit Eden experimentiert wird?

Der Einstieg des Buches ist ruhig und ich hatte auf den ersten Seiten Zeit, mich wieder in der Welt der Protagonisten zurechtzufinden. Seit den Ereignissen von „Prodigy“ sind einige Monate vergangen, und in der Zwischenzeit hat sich einigen geändert. Der Große Test wurde abgeschafft, Friedensverhandlungen wurden aufgenommen, und Day und June haben seither nicht mehr miteinander geredet. Nun wird der Leser Zeuge des ersten Gesprächs nach dieser langen Zeit der Funkstille, und die Ereignisse kommen langsam ins Rollen.

Days Zerrissenheit in Anbetracht der Tatsache, dass Eden der einzige zu sein scheint, der die Vernichtung der Republik abwehren kann, konnte ich nachvollziehen, obwohl es mich etwas gewundert hat, dass nur eine Alles (tagelange Experimente) oder Nichts-Lösung zur Debatte stand. Vielleicht hätte eine Blutprobe ja schon einmal erste Erkenntnisse gebracht? Während Days Gedanken vor allem um seinen Bruder kreisen und darum, wie viel Zeit er selbst noch hat, müssen June und Anden sich auf dem politischen Parkett beweisen. Es wird viel diskutiert, Möglichkeiten werden abgewogen. Gut gefallen haben mir die Einblicke, die man in das Leben in der Antarktis erhielt. Das hat die Verhältnisse, die in der Republik herrschen, nochmal in ein neues Licht gerückt.

Bald läuft den Protagonisten die Zeit davon, und es wurde wieder richtig actionreich und spannend. Ich fieberte mit, ob eine Lösung gefunden werden kann. Gewagte Pläne werden geschmiedet, deren waghalsige Umsetzung mich durch die Seiten fliegen ließ. Schließlich kommt es zu einem letzten, hochspannenden Showdown. Leider empfand ich das Ende als etwas zu dramatisch und als ein kleines bisschen unlogisch. Dennoch hat die Trilogie einen Abschluss gefunden, der mich zufrieden stellen konnte.

„Champion“ ist der finale Band der Trilogie rund um Day und June. Nach einem eher ruhigen Einstieg, in dem Möglichkeiten abgewogen und Pläne geschmiedet werden, wurde es bald actionreich, die Zeit läuft den Protagonisten davon und sie müssen um das kämpfen, was sie lieben. Marie Lu hat mit diesem Buch den spannenden Abschluss einer gelungenen Trilogie geschaffen, die im Regal von Dystopienfans nicht fehlen sollte!

Veröffentlicht am 21.03.2017

Alles beginnt an den Reichenbachfällen...

Der Fall Moriarty
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Fünf Tage nachdem Sherlock Holmes und sein Widersacher James Moriarty an den Reichenbachfällen aufeinandertrafen und angeblich gestorben sind, trifft Frederick Chase, Chefermittler bei einer Detektivagentur ...

Fünf Tage nachdem Sherlock Holmes und sein Widersacher James Moriarty an den Reichenbachfällen aufeinandertrafen und angeblich gestorben sind, trifft Frederick Chase, Chefermittler bei einer Detektivagentur in New York, in Meiringen ein. Er jagt den Kriminellen Clarence Devereux, der sich dort scheinbar mit Moriarty treffen wollte. Die ortsansässige Polizei wurde mit der Untersuchung des Vorfalls an den Reichenbachfällen betraut, verweigert ihm aber die Auskunft. Kurz nach ihm trifft jedoch Athelney Jones, Kriminalinspektor von Scotland Yard, ein. Die beiden gehen eine Kooperation ein und folgen den Spuren Devereux‘, die sie bald zurück nach London und mitten hinein in ein Netz von Lügen, Geheimnissen und Verbrechen führt.

Der Roman ist aus der Perspektive von Frederik Chase geschrieben und beginnt recht ungewöhnlich. Der Ich-Erzähler hinterfragt zunächst die Ereignisse an den Reichenbachfällen. Was ist dort geschehen? Er analysiert Watsons Bericht der Ereignisse und kommt zu dem Schluss, dass es einige Ungereimtheiten gab. Dies berichtet er, weil seine eigene Geschichte, die Geschichte dieses Romans, nur wenige Tage später am gleichen Schauplatz beginnt.

Die erste Überraschung für mich war, dass er gar nicht Moriarty oder Holmes sucht, sondern eine dritte Person namens Devereux, die sich dort mit Moriarty treffen sollte. Schnell verbündet Chase sich mit dem Inspektor Jones. Dieser wurde mir mit seiner eifrigen und offenen Art schnell sympathisch. Nachdem er bei Ermittlungen mehrfach zu falschen Schlüssen gekommen war und die Fälle von Sherlock Holmes aufgeklärt wurden, möchte Jones nun ebenso gut werden. Mit seinen Fähigkeiten findet er bald einen Hinweis, der die beiden auf der Suche nach Clarence Devereux zurück nach London führt. Schritt für Schritt scheinen sie Devereux näher zu kommen… oder endet alles doch nur in einer Sackgasse?

Das Buch bietet eine gelungene Mischung aus klassischer Ermittlungsarbeit und ungewöhnlichen, gewagten Vorstößen. Auf der Jagd nach dem Verbrecher, dessen Gesicht niemand kennt, begeben sich die beiden bald durch ihre offensiven Methoden auch selbst in Gefahr. Werden sie Devereux finden? Und welche dritte Macht hat ihre Finger im Spiel? Ich rätselte mit und wurde doch gewaltig überrascht.

„Der Fall Moriarty“ bietet einen spannenden Fall, in dem die Ermittlungsmethoden an Sherlock Holmes erinnern. Die Ermittler Chase und Jones sind gleichzeitig aber völlig anders als Holmes und Watson, und so ist der Roman eine ganz eigenständige Geschichte, bei der ich mitfieberte. Die Richtung, die der Roman einschlägt, ist völlig anders, als ich es erwartet hatte, und hat mich überraschen und begeistern können. Fans von Sherlock Holmes, die seinen Ermittlungsstil lieben und doch nach einer ganz neuen Geschichte suchen, sollten sich dieses Buch nicht entgehen lassen!