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Veröffentlicht am 21.03.2017

Von sprechenden Blumen und riesigen Motten

Dark Wonderland - Herzkönigin
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Alyssa hat seit einigen Jahren Wahnvorstellungen, denn sie hört Blumen und Insekten sprechen. Das darf allerdings niemand wissen, denn ihre Mutter ist dem Wahnsinn bereits so sehr verfallen, dass sie in ...

Alyssa hat seit einigen Jahren Wahnvorstellungen, denn sie hört Blumen und Insekten sprechen. Das darf allerdings niemand wissen, denn ihre Mutter ist dem Wahnsinn bereits so sehr verfallen, dass sie in eine Anstalt gesperrt wurde. Die beiden sind Nachfahren der berühmten Alice, die einst das Wunderland besuchte, und all ihre weiblichen Ahnen zeigten seither ähnliche Anzeichen. Durch Zufall erfährt Alice, dass sie ihrer Mutter helfen kann, indem sie selbst ins Wunderland zurückkehrt, wo der geheimnisvolle Morpheus schon auf sie wartet. Bei ihrem Sprung durch den Spiegel zieht sie aus Versehen ihren Nachbarn Jeb mit sich, in den sie seit Jahren verliebt ist. Können die beiden die Dinge im Wunderland in Ordnung bringen und den Fluch brechen, der auf Alyssas Familie liegt?

Zu Beginn des Buches lernt der Leser Alyssa als sehr spezielle Person kennen. Nicht nur hört sie Insekten sprechen, ihre Reaktion darauf ist, sie zu töten und für ihre Collagen zu benutzen. Schnell merkt man zudem, dass es sie stark belastet, ihre Mutter in der Anstalt in einem solch hilflosen Zustand zu sehen. Am Anfang fiel es mir schwer, den Überblick über die Geschichte zu gewinnen, da relativ wenig erklärt wird und man stattdessen erst im Laufe der Handlung mehr über die einzelnen Personen und ihre Beziehungen zueinander erfährt.

Bald kommt es zu ersten, schockierenden Zwischenfällen, die dem Leser deutlich machen, dass diese Geschichte sicherlich kein lustiger Spaziergang wird. Wie kann es zum Beispiel sein, dass Alyssas Mutter beinahe von ihren eigenen Haaren erwürgt wird? Das Unverständnis, das Alyssa und ihrer Mutter von allen Seiten entgegen schlägt, machte mich wütend, und ich wünschte mir sehr, dass Alyssa einen Weg finden wird, gegen die Wahnvorstellungen zu kämpfen.

Alyssas Nachbar Jeb spielt in der Geschichte eine wichtige Rolle, doch mir fiel es nicht leicht, ihn zu verstehen. Obwohl die beiden seit Jahren Freunde sind, ist er mit Taelor zusammen, die ihr das Leben schwer macht. Seine Motivation, mit dieser furchtbar unsympathischen Person zusammen zu sein, war für mich nicht verständlich. Im Laufe der Geschichte zeigt er aber seine loyale Seite und steht Alyssa bei.

Mit Alyssas Aufbruch ins Wunderland wird die Geschichte noch skurriler und noch bedrohlicher. An jeder Ecke warten neue Gefahren. Und was führt der geheimnisvolle Morpheus im Schilde? Dieser war für mich die faszinierendste Person des Buches, zu dem ich bald eine Hassliebe entwickelte. Mit seiner verschlagenen Art führt er Alyssa mehr als nur einmal hinters Licht, bleibt dabei jedoch stets auf eigenwillige Weise charmant.

Im Wunderland stolpern Alyssa und Jeb von einer verzwickten Situation in die nächste, und dabei offenbart sich bald ein komplexes Netz aus Verstrickungen. Zahlreiche unerwartete Wendungen und interessante Charaktere haben den Ausflug ins Wunderland zu einem düsteren, unterhaltsamen Erlebnis gemacht. Obwohl das Buch der Auftakt einer Trilogie ist, ist das Buch in sich recht abgeschlossen und läuft in den letzten Kapiteln noch einmal zu Höchstform auf, was Spannung und Dramatik angeht.

„Dark Wonderland“ ist skurril, düster und steckt voller Überraschungen. Alyssa ist ein sehr spezieller Charakter, den ich im Laufe der Zeit liebgewonnen habe. Wagemutig stürzt sie sich von einer gefährlichen Situation in die nächste, um den Familienfluch aufzuheben und ihre Mutter zu retten. Warum sich das als noch schwerer als gedacht herausstellt, solltet ihr unbedingt selbst herausfinden!

Veröffentlicht am 21.03.2017

Traust Du Dich, Teil des magischen Spiels von Caraval zu werden?

Caraval
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Schon als kleine Kinder lauschten Scarlett und ihre Schwester Donatella den Geschichten ihrer Großmutter über Master Legend und seine Caraval-Darsteller, deren Vorstellungen angeblich Magie in dieser Welt ...

Schon als kleine Kinder lauschten Scarlett und ihre Schwester Donatella den Geschichten ihrer Großmutter über Master Legend und seine Caraval-Darsteller, deren Vorstellungen angeblich Magie in dieser Welt am nächsten kommen. Seither war es Scarletts größter Wunsch, einen Auftritt zu erleben. Doch ihre Briefe blieben unbeantwortet. Inzwischen hat Scarlett ihren Wunsch begraben und plant die Hochzeit mit einem unbekannten Grafen, um ihren gewalttätigen Vater zu entkommen. Ausgerechnet wenige Tage vor der Hochzeit erhält sie Eintrittskarten, um Caraval auf einer nahegelegenen Insel zu betreten. Scarlett will davon nichts wissen und steht doch kurz darauf gemeinsam mit dem Seemann Julian vor den Toren Caravals, die ihre Schwester bereits durchschritten hat. Um sie wiederzufinden, nimmt sie am Spiel teil, das ganz anders und scheinbar auch gefährlicher ist als gedacht.

Das Cover von „Caraval“ verspricht eine magische Geschichte. Die Worte „Es ist nur ein Spiel …“ scheinen gleichzeitig eine Warnung zu sein, und meine Neugier war geweckt, was denn dahinter steckt. Das Buch beginnt mit den Briefen von Scarlett an Legend, in denen sie jahrelang den Wunsch äußerte, dass Caraval auf ihre Insel kommt. Nach sieben Jahren schreibt sie, dass sie sich in diesem Jahr keinen Besuch wünscht – und erhält ausgerechnet darauf eine Einladung.

Die Scarlett, die ich am Anfang des Buches kennen lernte, denkt pragmatisch und ist überzeugt davon, dass eine Heirat mit einem unbekannten Graf der einzige Ausweg aus ihrer Misere ist. Sie will damit nicht nur sich, sondern auch ihre Schwester retten, denn ihr Vater, Governor Dragna, schlägt die eine für Fehltritte der anderen. Ihre Schwester hingegen ist viel wagemutiger und will das Risiko eingehen, auszureißen und Caraval zu besuchen. Mit einer List setzt sie ihren Kopf durch und der Leser findet sich im Nu mitten in der magischen Welt von Caraval wieder.

Nach und nach begreift man als Leser, was Caraval denn überhaupt ist. Ein magischer Hauch liegt auf allem, gleichzeitig reden die Darsteller in Rätseln und teilen Scarlett mit, dass sie an einem Spiel teilnehmen kann und dazu Hinweisen folgen muss, um im Falle eines Gewinns einen Wunsch zu erhalten. Außerdem wird nur bei Nacht gespielt – was tagsüber wohl draußen lauert? Bei der Ausgestaltung von Caraval hat die Autorin ihrer Fantasie freien Lauf gelassen und eine ungewöhnliche, interessante Welt geschaffen. Ich hatte große Lust darauf, sie zu erkunden und freute mich über jeden Streifzug, bei dem Scarlett wieder neue, unglaubliche Dinge sieht.

Die Charaktere, denen Scarlett begegnet, sind alle auf ihre Weise besonders und nicht leicht zu durchschauen. Viele von ihnen scheinen es mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen. Scarlett muss sich fragen, was Lüge und Täuschung ist und was nicht. Das ist in Caraval gar nicht so leicht zu unterscheiden. Mit wachsender Verzweiflung folgt Scarlett den Hinweisen und macht dabei einige unangenehme Überraschungen. Von Nacht zu Nacht scheint das Spiel gefährlicher zu werden. Aus Scarletts Vorstellung eines faszinierenden Erlebnisses ist ein dunkles Abenteuer geworden. Die Geschichte übte auf mich einen zunehmenden Sog aus, denn ich wollte unbedingt wissen, ob Scarlett ihre Schwester findet, was Julian verschweigt und ob es ihr gelingt, die Hinweise zu deuten.

Im letzten Buchdrittel nimmt die Spannung noch einmal zu. Es kommt zu dramatischen Szenen, die mich um die mir liebgewonnenen Charaktere bangen ließen. Erste Geheimnisse werden gelüftet, die zeigen, dass das Verwirrspiel noch größer und umfassender ist als gedacht und weitere Fragezeichen aufwerfen. Während des Finales, das mich die Luft anhalten ließ, fallen schließlich alle Puzzlestücke an ihren Platz und ließen mich erkennen, wie genial diese Geschichte angelegt ist. Der Abschluss hat mir richtig gut gefallen. Ich kann es kaum erwarten, mit einer Fortsetzung wieder in diese Welt einzutauchen und weitere Entdeckungen zu machen.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Der erste Fall für Luc Verlain in der Acquitaine

Retour
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Luc Verlain ist in die Aquitaine zurückgekehrt. Eigentlich hatte er seiner Heimat dauerhaft den Rücken gekehrt, doch nun hat der Leiter der zweiten Pariser Mordkommission sich vorübergehend nach Bordeaux ...

Luc Verlain ist in die Aquitaine zurückgekehrt. Eigentlich hatte er seiner Heimat dauerhaft den Rücken gekehrt, doch nun hat der Leiter der zweiten Pariser Mordkommission sich vorübergehend nach Bordeaux versetzen lassen, um seinem kranken Vater näher zu sein. Doch die erwartete Ruhe bleibt aus, denn gleich nach seiner Ankunft wird am Strand von Lacanau die Leiche eines Mädchens gefunden. Die siebzehnjährige Caroline Derval besuchte am Vorabend das Strandfest, bevor sie später mit einem Stein erschlagen wurde. Carolines Stiefvater ist sich sicher, dass ihr Mörder der Algerier Hakim ist, einer ihrer Verehrer. Im vom Fremdenhass bestimmten Umfeld muss Luc die Wahrheit finden.

Das Cover des Buches verspricht einen Kriminalfall dort, wo andere Urlaub machen. Auf den ersten Seiten lernt der Leser den Kommissar Luc Verlain kennen, während dieser von Paris in seine alte und neue Heimat Bordeaux fährt. Mit Beschreibungen der Landschaft und der kulinarischen Vorzüge der Gegend wurde ich auf den Schauplatz eingestimmt, bevor Luc sein neues Team kennenlernt und der erste Fall gelöst werden will.

Luc als Protagonist hat mir sehr gut gefallen. Er liebt nicht nur seine Arbeit, sondern auch gutes Essen und schöne Frauen. In seiner Vergangenheit lauern Schatten, doch diese verdrängt er die meiste Zeit und lässt sich durchs Leben treiben. Sein Kollege Etxeberria ist hingegen ein eher mürrischer Zeitgenosse, der sich mit dem gleichgestellten Kollegen schwer tut und Entscheidungen im Alleingang trifft. Außerdem gibt es da noch die sympathische und geheimnisvolle Kollegin Anouk sowie Hugo, über den man in diesem Buch noch nicht viel erfährt.

Nach einem kurzen Einstieg wird schon an Lucs erstem Tag die Leiche eines Mädchens gefunden und die Ermittlungen werden aufgenommen. In dem kleinen Ort, aus dem das Opfer stimmte, hat man für Ausländer nicht viel übrig, und so ist für den Stiefvater klar, dass der Algerier aus der Nachbarschaft der Mörder ist. Luc muss untersuchen, ob diese Vorwürfe irgendeinen Halt haben und wer sonst ein Motiv gehabt haben könnte. Die Stimmung ist aufgeheizt und falsche Entscheidungen könnten das Fass zum Überlaufen bringen.

Schnell gibt es neue Hinweise auf andere Personen, die etwas mit dem Mord zu tun haben könnten. Doch bevor es zu ausführlichen Befragungen kommen kann, erwartet den Leser bereits der erste Spannungshöhepunkt. Hier konnte ich die Entscheidungen der Beteiligten nicht ganz nachvollziehen und mich mit dem Geschehen deshalb nicht so recht anfreunden. Beispielsweise fand ich es merkwürdig, dass man sich bei gegenwärtiger Gefahr vor dem Aufbruch erst noch die Zähne putzt. Es passierten hier relativ früh relativ drastische Dinge, die mich überrumpelten.

Schließlich wird es wieder etwas ruhiger und Luc hat endlich Zeit, weitere Verdächtige zu suchen. Im Nu ist er dazu zurück in Paris und man erhält kurze Einblicke in sein bisheriges Leben. Nachdem er lange Zeit im Dunkeln tappte, geht schließlich alles sehr schnell. Ich fand die Auflösung im Vergleich zum spektakulären Intermezzo sehr ruhig und hatte gleichzeitig den Eindruck, dass die Ermittler hierauf eigentlich schneller hätten kommen können. Ich hätte mir einen stärkeren Spannungsbogen, der bis zum Schluss reicht, gewünscht.

„Retour“ ist der erste Fall für Luc Verlain, einen lebensfrohen Kommissar, den es von Paris zurück in die Aquitaine, seine Heimat, verschlägt. Die Geschichte macht Lust auf einen Besuch des Schauplatzes und spricht gleichzeitig mit den starken Vorurteilen des Opferumfelds gegen Ausländer ein wichtiges Thema an. Die Dramaturgie dieses Debüts hat jedoch einige Schwächen. Unterm Strich vergebe ich drei Sterne für diesen Auftakt einer neuen, in Frankreich angesiedelten Krimireihe.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Berührende Familiengeschichte über einen Witwer, der für das Glück seiner Kinder sorgen soll

Ein geschenkter Anfang
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Joseph und Lou sind als Frührentner von Paris zurück auf die Île de Groix gezogen. Doch nach einer kurzen, unbeschwerten Zeit kam Lou mit nur sechsundfünfzig Jahren ins Pflegeheim und verstarb bald danach. ...

Joseph und Lou sind als Frührentner von Paris zurück auf die Île de Groix gezogen. Doch nach einer kurzen, unbeschwerten Zeit kam Lou mit nur sechsundfünfzig Jahren ins Pflegeheim und verstarb bald danach. Zurück bleibt ein einsamer, zweifelnder Jo, der sich um seine beiden Kinder nie sonderlich gekümmert hat. Das will Lou in ihrem Testament ändern. Sie trägt ihm auf, dafür zu sorgen, dass sie glücklich sind. Erst dann dürfe er ihren letzten Brief lesen. Jo weiß nicht so recht, wie er das angehen soll, denn vor allem sein Sohn beginnt nach Lous Tod, den Kontakt aufs Nötigste zu reduzieren. Mittels Google Alerts und hilfsbereiten Freunden beginnt er, erst einmal mehr über das Leben seiner Kinder in Erfahrung zu bringen…

Das Cover des Buches zeigt eine Küste mit Leuchtturm in Hintergrund, an der ein Mann mit einem Mädchen spielt. Die Kulisse passt gut zur Île de Groix sein, auf der ein Großteil der Geschichte spielt. Die abgebildeten Menschen könnten Jo mit seiner Enkelin Pomme sein, wobei letztere mit ihren zehn Jahren eigentlich schon zu alt für das gezeigte Kind ist.

Das Buch startet bedrückend mit der Beerdigung von Lou. Sowohl Jo als auch Pomme sprechen währenddessen in Gedanken zu ihr und teilen mit ihr, was ihnen durch den Kopf geht. Um den Leser gleichzeitig abzuholen, erzählen sie Lou Dinge, die sie eigentlich wissen sollte. Dadurch wirkte die Sprache auf mich etwas holprig. Das gibt sich aber bald und ich fand immer besser in die Geschichte hinein.

Die Autorin hat Charaktere erschaffen, ich die ich mich schnell einfühlen konnte. Jo fühlt sich von Lou allein gelassen; er kann mit ihrem Auftrag wenig anfangen und hat auch wenig Antrieb, allein weiterzumachen. Aufheiterungsversuche seiner Freunde und seiner Enkelin Pomme sind nicht sonderlich erfolgreich. Jo zieht sich zunehmend zurück und es kommt zu berührenden Szenen, in denen er in Erinnerungen schwelgt und Entscheidungen trifft, in denen eine Depression aus ihm spricht. Der Entschluss, mehr über das Leben seiner beiden Kinder herauszufinden, gibt ihm schließlich eine neue Aufgabe.

Zu Erzählabschnitten aus Jos Sicht gesellen sich recht früh Abschnitte aus Pommes Perspektive und später auch aus derer seiner Kinder und einiger wichtiger Nebencharaktere. Pomme habe ich schnell ins Herz geschlossen. Sie hängt sehr an ihrem Großvater und wünscht sich eine bessere Beziehung zu ihrem Vater, dessen Besuche immer seltener werden. Sie ist lebensfroh und geht Dinge beherzt an. Darin unterscheidet sie sich von ihrer Halbschwester Charlotte, deren altkluge Sprache für mich nicht zu einer Neunjährigen passte und die aus dem Stehgreif eine psychologische Selbstanalyse zum Besten gibt. Auch Jos Kinder Sarah und Cyrian lernt man besser kennen. Beide sind in ihren Jobs äußerst erfolgreich. Doch erstere trifft keinen Mann mehr als zweimal, seit ihr Verlobter sie aufgrund ihrer Erkrankung verlassen hat und letzterer führt eine erkaltete Ehe mit der Mutter seiner zweiten Tochter, die er regelmäßig betrügt.

Mit dem Beginn von Jos Nachforschungen zum Leben seiner Kinder dringt man immer tiefer in das Beziehungsgeflecht der Familie vor. Man versteht zunehmend, was die einzelnen Charaktere antreibt und warum sie in bestimmten Verhaltensmustern gefangen sind. Der bedrückende Ton der Geschichte wird gelegentlich durch amüsante Szenen aufgelockert, zum Beispiel wenn Jo sich Google Alerts zur Beobachtung seiner Kinder einrichtet oder Freunde als Schauspieler instruiert, die Charakterstärke der Frauen in Cyrians Leben zu prüfen. Unauffällig und punktuell mischt sich Jo in Sarahs und Cyrians Leben ein, um sie in die richtige Richtung zu schubsen – mit unterschiedlichem Ergebnis. Schließlich kommt es zu einem dramatischen Ereignis, das alle stark ins Nachdenken bringt und schließlich zu einem versöhnlichen Ende, das ich sehr passend fand.

„Ein geschenkter Anfang“ erzählt von der Familie der verstorbenen Lou, die von ihrem Mann verlangt, für das Glück der gemeinsamen Kinder zu sorgen. Der Fokus verschiebt sich langsam von ihm und seiner Trauer hin zur Frage, was im Leben seiner Kinder denn fehlt. Mit der Zeit fand ich immer besser in die Story hinein, begegnete Charakteren, in die ich mich hineinfühlen konnte und erlebte Momente, die mich berührten. Diese nachdenkliche und doch nach vorn schauende Familiengeschichte vor der Kulisse der traumhaften Île de Groix empfehle ich gern weiter.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Eine Liste und eine Reise, die Yara und Noel verändern wird

Wir fliegen, wenn wir fallen
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Yara und Noel haben es beide nicht leicht. Seit Yaras Eltern vor wenigen Monaten gestorben sind, lebt sie bei ihrer Tante Em. Und Noels alleinerziehende Mutter ist schon vor langer Zeit verschwunden. Auch ...

Yara und Noel haben es beide nicht leicht. Seit Yaras Eltern vor wenigen Monaten gestorben sind, lebt sie bei ihrer Tante Em. Und Noels alleinerziehende Mutter ist schon vor langer Zeit verschwunden. Auch wenn die beiden sich nicht leiden können, verbindet sie doch eine Person: Phil, Noels Großvater, dem Yara im Pflegeheim jeden Tag vorliest. Doch dann stirbt Phil und hinterlässt den beiden eine Liste mit zehn Dingen, die sie in seinem Namen tun sollen. Dinge, die eine Reise um die halbe Welt nötig machen. Yara und Noel raufen sich zusammen und nehmen die Liste in Angriff. Dabei merken sie bald, dass sie ihre Meinung über den jeweils anderen noch einmal überdenken sollen.

„Wir fliegen, wenn wir fallen“ fällt mit seinem pinken Pusteblumen-Cover gleich ins Auge. In Kombination mit dem Titel erwartete ich eine traurige, zugleich aber auch schöne und berührende Geschichte. Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Yara und Noel geschrieben, die beide von familiären Schicksalsschlägen geprägt wurden. Yaras Eltern sind erst kürzlich verstorben, das kann sie noch immer gar nicht so richtig wahrhaben und verarbeiten. Noel ist hingegen schon lange allein, er hat in der Zeit eine harte Schale aufgebaut und gibt den Rebell, der niemandem vertraut.

Nach einem kurzen Kennenlernen der Protagonisten geschieht auch schon das Ereignis, das den weiteren Verlauf des Buches bestimmt: Phil stirbt, und sowohl Yara als auch Noel verlieren eine der wichtigsten Personen in ihren Leben. Es kommt zu sehr berührenden Szenen, die zeigen, wie wichtig er für die beiden war. Doch schnell schaut das Buch auch wieder nach vorn und gibt den Protagonisten mit Phils Liste eine neue Aufgabe, die es zu bewältigen gilt. Eher widerwillig raufen die beiden sich zusammen und beschließen, die Aufgabe gemeinsam in Angriff zu nehmen. Auch wenn keiner der beiden so richtig begeistert ist stecken sie doch bald mitten in den Reisevorbereitungen.

Ich fand es sehr schön, wie die beiden sich Schritt für Schritt ins Abenteuer wagen. Zuerst erfüllen sie Punkte der Liste, für die sie in Deutschland bleiben können. Das ganze läuft nicht so reibungslos wie gewünscht. Zum einen sind die beiden noch nicht hundertprozentig bei der Sache, zum anderen zeigt es, dass auch gut klingende Vorhaben in der Realität einen Haken haben können.

Schließlich geht es für die beiden ins Ausland zu interessanten Orten, auf die ich mich schon beim ersten Lesen der Liste gefreut habe. Die Autorin hat sich tolle Zielorte überlegt, ein Mix aus klassisch und besonders. Auch hier gelingt den beiden nicht alles auf Anhieb, wodurch die Geschichte authentisch bleibt. Die beiden kämpfen unterdessen weiterhin gegen ihre Dämonen der Vergangenheit. Doch durch die Aufgaben lernen sie zunehmend, Dinge selbst in die Hand zu nehmen und nach vorn zu schauen.

Die beiden wachsen nicht nur an den Herausforderungen, sondern auch das Verhältnis zueinander entwickelt sich weiter. Aus anfänglicher Skepsis wird Akzeptanz und bald noch mehr. Hier findet die Autorin genau die richtigen Worte, unkitschig und mit süßen und rauen Momenten. Die beiden scheinen wie füreinander gemacht zu sein und ich habe mich sehr gerne durch die Szenen gelesen, in denen die beiden zunehmend Vertrauen zueinander aufbauen und von ihren Gefühlen überwältigt werden. Doch es ist nicht alles heile Welt, die beiden durchleben emotional und in Bezug auf ihre Aufgaben doch Hochs und Tiefs, so dass die zügig erzählte Geschichte interessant blieb bis hin zu einem wunderschönen Ende.

„Wir fliegen, wenn wir fallen“ erzählt die Geschichte von Yael und Noah, die beide einen familiären Schicksalsschlag verarbeiten müssen. Als sie dann auch noch ihre gemeinsame Bezugsperson Phil verlieren, schickt der sie mithilfe seines Testaments um die halbe Welt. Ich habe die beiden sehr gerne begleitet, interessante Orte entdeckt und erlebt, wie sie an ihren Aufgaben wachsen und sich das Verhältnis zueinander wandelt. Eine wirklich schöne und authentische Geschichte, die berührt und gleichzeitig Lust auf Abenteuer macht!