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Veröffentlicht am 04.01.2017

Eine absolute Wohlfühl-Geschichte

Monsieur Blake und der Zauber der Liebe
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Andrew Blake leitet eine Firma in London, die Metalldosen produziert. Seit seine Frau vor einigen Jahren gestorben ist und er sich in der folgenden Zeit von seiner Tochter entfremdet hat, ist er zunehmend ...

Andrew Blake leitet eine Firma in London, die Metalldosen produziert. Seit seine Frau vor einigen Jahren gestorben ist und er sich in der folgenden Zeit von seiner Tochter entfremdet hat, ist er zunehmend unglücklich mit seinem Leben. Mit Hilfe seines Freundes Richard führt er daher einen ungewöhnlichen Tapetenwechsel durch: Er übergibt die Firma an seine Assistentin und nimmt stattdessen in einem Herrenhaus in Frankreich eine Stelle als Butler an, ohne seine wahre Identität zu enthüllen. In der „Domaine de Beauvillier“ herrscht eine kühle Atmosphäre, denn die Hausherrin und die drei Angestellten leben allesamt ihr eigenes Leben, ohne den anderen zu nah kommen zu wollen. Andrews Eingreifen sorgt dafür, dass sich dies bald ändert.

Das Buch beginnt mit Andrews Entschluss, London und seiner Firma den Rücken zu kehren. Rasch wird die Übergabe der Firma und Andrews letztes Gespräch mit Richard erzählt, in dem er seinem Freund mitteilt, dass er nun tatsächlich nach Frankreich gehen möchte. So fand ich mich schon nach wenigen Seiten in der „Domaine de Beauvillier“ wieder und lernte deren Bewohner kennen.

Die Hausherrin sowie die drei Angestellten wirken zu Beginn eher kühl und distanziert, und so ist auch ihr Umgang untereinander und mit Andrew. Dieser sieht es jedoch gar nicht ein, sich still und unauffällig zu verhalten. Stattdessen macht er von Beginn an Verbesserungsvorschläge, was praktische Dinge, aber auch Zwischenmenschliches angeht. Mit seiner offenen und pragmatischen Art und seinem Sarkasmus ist er mir schnell sympathisch geworden.

Als Leser erlebt man Andrew in wechselnder Interaktion mit meist einem der anderen Charaktere. Die einzelnen Episoden – mal unterhaltsam, mal skurril, mal nachdenklich stimmend - die in kurzen Kapiteln berichtet werden, hängen nur locker zusammen, sodass das Buch bisweilen fast wie eine Kurzgeschichtensammlung wirkt. Dabei machen die Charaktere jedoch eine schleichende Entwicklung durch, und es hat Spaß gemacht, zu verfolgen, wie sie immer aufgeschlossener werden. Gleichzeitig fragte ich mich, wie lange Andrew seine wahre Identität noch geheim halten will und kann. Zum Ende hin kommt schließlich auch ein bisschen Spannung in die lockere Geschichte, denn die Charaktere müssen wichtige Entscheidungen treffen, die ihre Zukunft entscheidend prägen werden.

Was leider überhaupt nicht zum Buch passt, ist das Cover, das eine junge Frau mit zwei Vögeln zeigt. Zum einen steht mit Andrew ein älterer Mann im Mittelpunkt der Geschichte, zum anderen kommt im Buch kein einziger Vogel vor. Das französische Cover ziert hingegen eine Katze, was schon deutlich besser passt, denn der Kater Mephisto spielt in der Geschichte eine nicht unbedeutende Rolle.

In „Monsieur Blake und der Zauber der Liebe“ wird in kurzen, unterhaltsamen Episoden davon berichtet, wie Andrew, der mit seinem eigenen Leben unzufrieden ist, die Menschen in der „Domaine de Beauvillier“ einander näher bringt und sich dabei auch selbst weiterentwickelt. Mir hat das Buch unterhaltsame Lesestunden beschert, weshalb ich diese absolute Wohlfühl-Geschichte gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 04.01.2017

Neue Herausforderungen warten auf Don

Der Rosie-Effekt
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Don ist inzwischen mit Rosie verheiratet und die beiden leben gemeinsam in New York. Doch einige Monate nach ihrer Hochzeit überschlagen sich die Ereignisse, denn Rosie wird ungeplant schwanger. Doch damit ...

Don ist inzwischen mit Rosie verheiratet und die beiden leben gemeinsam in New York. Doch einige Monate nach ihrer Hochzeit überschlagen sich die Ereignisse, denn Rosie wird ungeplant schwanger. Doch damit nicht genug, denn Gene hat sich von Claudia getrennt und möchte auf Einladung von Don zu den beiden ziehen, was Rosie so gar nicht passt. Don versucht, sich auf seine Rolle als Vater vorzubereiten und gleichzeitig alle Probleme zu lösen, die aber nur mehr statt weniger werden. Das bringt ihn mehr als einmal bis an die Grenze eines zerebralen Systemabsturzes und darüber hinaus…

Nachdem mich das „Rosie-Projekt“ im letzten Jahr begeistern konnte, hatte ich gar nicht mit einer Fortsetzung gerechnet, denn die Geschichte war in sich abgeschlossen und das Ende hatte mir gefallen. Als ich davon hörte, dass es nun eine Fortsetzung gibt, war ich dementsprechend kritisch. Schließlich hat meine Neugier aber gesiegt und ich wollte unbedingt wissen, welche neuen Herausforderungen in diesem Buch auf Don warten.

Das Buch setzt einige Monate nach den Ereignissen des ersten Bandes ein. Dons und Rosies erste Zeit in New York ist offensichtlich ohne nennenswerte Zwischenfälle verlaufen. Doch nun überschlagen sich die Ereignisse. Daran ist vor allem Rosies mehr oder weniger ungeplante Schwangerschaft Schuld. Schon Dons erste Reaktion auf Rosies Schwangerschaft ist unterhaltsam schräg und macht klar, dass die kommenden neun Monate für ihn zu einer echten Herausforderung werden. Zusätzlich muss Don auch noch mit verschiedensten anderen Problemen auseinander setzen. Durch den Strudel der Ereignisse zog die Geschichte im Nu in seinen Bann.

Dons ungewöhnliche Denkweise und die oft skurrilen, unterhaltsamen Reaktionen, die sich daraus ergeben, haben mich erneut bestens unterhalten können. Um Rosie und seine Freunde zu unterstützen, wählt er oft unkonventionelle Wege. Diese führen leider meist nicht zum gewünschten Ergebnis, und in der Folge braut sich allmählich eine mittlere Katastrophe zusammen. In einigen Situationen fand ich Dons Verhalten und die Reaktion seiner Umwelt allerdings sehr übertrieben. Außerdem kommt Rosie mir in diesem Buch trotz ihrer Schwangerschaft etwas zu kurz, vor allem vermisste die besonderen Momente zwischen ihr und Don, die im Vorgänger echte Highlights waren.

Gut gefallen haben mir die Geschichten rund um die Männerfreundschaft zwischen Don, Gene, Dave und dem in die Jahre gekommenen Rockstar George. Dons Freunde haben alle ihre ganz eigenen Probleme, und Don sieht sich in der Verantwortung, auch ihnen zu helfen. Doch auch im Setzen von Prioritäten muss Don noch viel lernen, und so tragen seine Hilfsversuche zum unterhaltsamen Chaos seines Lebens bei, das ihn an den Rand der Überforderung bringt und schließlich Schritt für Schritt gelöst werden muss.

In „Der Rosie-Effekt“ muss Don sich damit auseinander setzen, Vater zu werden, und gleichzeitig noch einen ganzen Haufen an Problemen lösen, an deren Entstehung er selbst nicht ganz unbeteiligt war. Die schrägen Situationen, zu denen es durch sein ungewöhnliches Verhalten kommt, konnten mich erneut unterhalten. Trotzdem kommt das Buch nicht ganz an den Charme seines Vorgängers heran. Doch wen Don schon „Das Rosie-Projekt“ begeistern konnte, dem kann ich nur den Tipp geben: Lesen!

Veröffentlicht am 04.01.2017

Geschickte Verknüpfung der Perspektiven zweier starker Frauen

Die Erfindung der Flügel
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Charleston, 1803: An ihrem elften Geburtstag erhält Sarah Grimké, die Tochter eines Plantagenbesitzers, die Slavin Hetty „Handful“ Grimké als Geschenk. Sie soll ihr als Kammerzofe zur Hand gehen. Doch ...

Charleston, 1803: An ihrem elften Geburtstag erhält Sarah Grimké, die Tochter eines Plantagenbesitzers, die Slavin Hetty „Handful“ Grimké als Geschenk. Sie soll ihr als Kammerzofe zur Hand gehen. Doch Sarah ist die Sklaverei verhasst. Erst versucht sie, das Geschenk abzulehnen, dann, Handful die Freiheit zu schenken. Ihre Versuche werden von ihren Eltern vereitelt, stattdessen bringt Sarah Handful verbotenerweise das Lesen bei. Neben ihrem Wunsch, die Sklaverei abzuschaffen, hat sie auch für sich selbst größere Pläne als die einer Hausfrau und Mutter: Sie will Anwältin werden. Als Kind wird sie für ihre Ideen ausgelacht, doch Sarah ist bereit, einen steinigen Weg zu gehen, um sich selbst und ihre Ideen verwirklichen zu können.

Zu Beginn der Geschichte lernt der Leser Sarah und Handful kennen, aus deren Sichten die Geschichte abwechselnd erzählt wird. Durch die Ich-Perspektive beider Sichten fühlte ich mich schnell mit den beiden Mädchen verbunden, deren Leben nicht unterschiedlicher sein könnte, obwohl sie unter demselben Dach leben. Die rebellische Sarah kann sich so manches erlauben und hat nur die Zurechtweisung durch ihre Eltern zu befürchten, während grobe Fehltritte von Sklaven auch mit Peitschenhieben oder dem Arbeitshaus bestraft werden können. Trotzdem leidet auch Sarah unter ihrer Rolle als Frau, die ihr nicht erlaubt, ihrem Berufswunsch nachzukommen. Die eindringlichen Worte der Geschichte ließen mich mit beiden Mädchen mitfühlen. Ich freute mich mit ihnen über jeden noch so kleinen Erfolg, den sie verbuchen konnten und durchlitt mit ihnen jeden herben Rückschlag.

Die Geschichte ist sicherlich keine leichte Kost. Das Thema städtische Sklaverei wird schonungslos angesprochen, und vor allem durch Handfuls Augen erfährt man, was es heißt, das Eigentum von jemand anderem zu sein. Indem die Autorin auch Handful eine Stimme gibt, konnte ich als Leserin das Geschehen durch sie noch einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen. Handfuls fiktive Geschichte wurde von der Autorin geschickt mit Fakten über die historische Person der Sarah Grimké verknüpft, wobei die Autorin sich auch bei Sarah einige Freiheiten erlaubt hat. In der Rolle der Tochter des Hauses kann Sarah gegen diese Missstände jedoch nur wenig ausrichten. Dies soll sich später ändern. Der Leser sieht Sarah heranwachsen, begleitet sie durch ihre Kindheit und jungen Erwachsenenjahre und kann so nachvollziehen, warum Sarah die Entscheidungen trifft, die sie schließlich zu einer der berühmtesten und berüchtigtsten Frauen ihrer Zeit machen werden.

Die Geschichte macht immer wieder größere Zeitsprünge, sodass der Leser Sarah und Handful in hohem Tempo heranwachsen sieht. Der Fokus der Geschichte liegt dabei vor allem auf bedeutsamen Ereignissen im Leben der beiden, die ihren weiteren Weg prägen. Da die Autorin sich weitestgehend an die historischen Fakten gehalten hat, zog sich dies für mich jedoch vor allem im Mittelteil ein wenig in die Länge, als Sarah nach dem rechten Platz für sich selbst sucht und sich mehrfach umentscheidet. Über ihr Leben am Höhepunkt des Erfolgs hätte ich hingegen gern noch ein wenig mehr erfahren. Den Zeitpunkt, an dem die Geschichte des Buches schließlich endet, fand ich sinnvoll und gut gewählt, denn hätte die Autorin Sarahs ganze Lebensgeschichte bis zum Ende erzählen wollen, wäre dieses Buch sicherlich noch um einiges dicker geworden.

„Die Erfindung der Flügel“ zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass das Thema städtische Sklaverei schonungslos angesprochen wird. Durch die Perspektive der fiktiven Handful erlebt man die Schrecken der Sklaverei und ersten Ansätzen der Rebellion von Sklaven aus erster Hand. Durch die Perspektive der historischen Person Sarah Grimké erfährt man, wie sie vom kleinen Mädchen, das ihre Kammerzofe befreien möchte, zu einer einflussreichen Kämpferin gegen die Sklaverei und für Frauenrechte wird. Wer sich für diese Thematik interessiert, dem empfehle ich diese Geschichte, die mich durch die geschickte Verknüpfung von Fakten und Fiktion fesseln konnte, gerne weiter!

Veröffentlicht am 04.01.2017

Dramatischer Trilogieabschluss, der meine Erwartungen übertroffen hat!

Töchter des Mondes - Schicksalsschwestern
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Ein Abend, der ganz New London lange in Erinnerung bleiben wird, liegt hinter den Hexenschwestern Cate, Tess und Maura. Während Cate dabei geholfen hat, die Insassen von Harwood zu befreien, hat Maura ...

Ein Abend, der ganz New London lange in Erinnerung bleiben wird, liegt hinter den Hexenschwestern Cate, Tess und Maura. Während Cate dabei geholfen hat, die Insassen von Harwood zu befreien, hat Maura Schwester Inez dabei unterstützt, die Erinnerungen der Brüder im Höchsten Rat auszulöschen. Außerdem hat sie Finn seine Erinnerungen an Cate genommen und Inez verraten, dass Tess die Seherin ist. Cate ist überzeugt davon, dass sie Maura all dies niemals wird verzeihen können. Inez Machenschaften spalten währenddessen die Schwesternschaft immer stärker. Cate und ihre Verbündeten setzen alles daran, Inez‘ gefährliche Pläne aufzuhalten, die rücksichtslos nach Rache und Macht strebt. Kann sie noch gestoppt werden? Und wird sich die Prophezeiung über die drei Schwestern erfüllen?

Die ersten beiden Bände der Töchter des Mondes-Trilogie habe ich kurz nacheinander im Herbst 2013 gelesen, und so war ich zu Beginn der Lektüre vor gespannt darauf, wie schnell ich wieder in die Geschichte hineinfinden kann. Auf den ersten Seiten werden die Löschung von Finns Erinnerungen, die Befreiung von Harwood und der Anschlag auf den Höchsten Rat noch einmal thematisiert und die Konsequenzen aufgezeigt, sodass ich schnell wieder mitten in der Geschichte war. Die Lage spitzt sich immer weiter zu und schnell wird klar, dass die Situation in jedem Moment eskalieren kann.

Von Beginn an war das Tempo der Geschichte hoch. Endlich wird nicht mehr nur diskutiert, sondern gehandelt. Vor allem Cate muss nun endlich aktiv werden und selbst die Initiative ergreifen. Sie trifft gewagte Entscheidungen, die mich haben mitfiebern lassen, ob alles nach ihrem Plan verläuft. Tess steht, nachdem ihre Identität als Seherin vor der Schwesternschaft enthüllt wurde, zunehmend unter Druck. Von den drei Schwestern war sie schon immer die Sanfteste, und ich bangte mit ihr, ob sie mit diesem Druck umgehen kann. Nachdem Maura schon im zweiten Band immer unsympathischer wurde, ist sie nun, da sie sich klar auf Inez‘ Seite gestellt hat, zu einer echten Antagonistin geworden. Ich fand es aber gut, dass in den Streitgesprächen mit Cate ihre Motivation klar wurde und ich ihre Entscheidungen so wenigstens ein bisschen nachvollziehen konnte.

In diesem finalen Band jagt eine dramatische Szene schon bald die nächste. Zahlreiche Intrigen wollen aufgedeckt werden und mehr als einmal steht das Leben der Hexen auf dem Spiel. Dabei kommt die Geschichte ohne viel Action aus, sondern setzt eher auf große Emotionen. Diese hielten die Spannung hoch, denn ich fragte mich, wofür sich die einzelnen Charaktere letztendlich entscheiden werden. Einige Dingen wurden aber fast schon zu schnell abgehandelt. Vor allem Finn, die geheime Widerstandbewegung und die Prophezeiung hätten gern noch stärker thematisiert werden können. Insgesamt hat mich das Buch aber durch seine Dramatik sowie politisches Kräftemessen und die Suche nach Verbündeten bestens unterhalten können. Auch mit dem Ende, das mich berühren konnte, bin ich absolut zufrieden.

„Töchter des Mondes: Schicksalsschwestern“ ist das dramatische Finale der Töchter des Mondes-Trilogie, das mir noch einmal besser als seine Vorgänger gefallen hat. Endlich muss Cate aktiv werden, und auch wenn einiges fast schon zu schnell ging, konnten die Ereignisse in New London mich an die Geschichte fesseln. Wer eine Hexengeschichte sucht, in der Familienbande und Emotionen eine noch größere Rolle spielen als Liebesbeziehungen und Action, dem empfehle ich die „Töchter des Mondes“-Trilogie gerne weiter!

Veröffentlicht am 04.01.2017

Was steckt hinter den Vorhersagen von Rachels Stiefsohn?

Stiefkind
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Rachel scheint das große Los gezogen zu haben: Nach nur einem Monat Beziehung hat sie David geheiratet. Während sie aus einfachen Verhältnissen stammt, besitzt der erfolgreiche Anwalt ein großes Herrenhaus ...

Rachel scheint das große Los gezogen zu haben: Nach nur einem Monat Beziehung hat sie David geheiratet. Während sie aus einfachen Verhältnissen stammt, besitzt der erfolgreiche Anwalt ein großes Herrenhaus in Carnhallow, Cornwall und hat mit Jamie einen Sohn, den sie gleich ins Herz schließt. Rachel zieht ins Carnhallow House ein und will dort die Restaurationsarbeiten von Davids verstorbener Frau Nina weiterführen. Doch während David nur am Wochenende da ist und sonst in London arbeitet und lebt, benimmt sich Jamie immer seltsamer. Er glaubt, seine Mutter zu sehen, macht seltsame Vorhersagen und teilt Rachel schließlich mit, dass sie an Weihnachten tot sein wird. Rachel wirft dies völlig aus der Bahn. Gleichzeitig beginnt sie, die Todesumstände von Nina zu hinterfragen und stößt auf Ungereimtheiten…

Nachdem mich bereits der erste Psychothriller von S.K. Tremayne, „Eisige Schwestern“, unterhalten konnte, war ich nun gespannt auf die neue Geschichte aus der Feder des Autors. Der Klappentext versprach erneut ein Familiendrama. Auf den ersten Seiten wirkt noch alles im Lot, geradezu perfekt. Rachel hat ihren Mann nach nur vier Wochen Beziehung geheiratet, sie haben eine tolle Hochzeitsreise erlebt und jetzt zieht sie zu ihm ins Herrenhaus nach Cornwall. Sie freut sich sehr auf ihr neues Leben an Davids Seite, als Stiefmutter von Jamie und in Carnhallow Hose. Voller Tatendrang beginnt sie, sich mit dem Thema Restaurierung auseinanderzusetzen, um eine Aufgabe zu haben.

Nachdem man an Rachels Seite ihr neues idyllisches Leben kurz genießen durfte, kommt es zu ersten Ungereimtheiten. Immer wieder fühlt sich Rachel in dem großen Haus unwohl. Doch sie ist fest entschlossen, dort glücklich zu werden. Das wird ihr durch Jamies zunehmend merkwürdiges Verhalten nicht leichter gemacht. Warum reagiert er auf Rachel nicht mehr zu ungezwungen wie zu Beginn? Hat er wirklich seine Mutter gesehen? Rachels beharrliche Nachforschungen zum Tod Ninas bringen schließlich alles aus dem Lot, denn dieses Thema ist für David ein absolutes No Go. Immer wieder wandern die Blicke und Gespräche zur nahegelegenen Morvellan Mine, wo Nina in den Schacht gestürzt und ertrunken ist. Die Atmosphäre des Buches wurde zunehmend beklemmender.

Im Vorwort erwähnt der Autor, dass das Buch in Gedenken an seine kornischen Vorfahren entstanden ist. Bei der Lektüre erfährt man so einiges über die Geschichte der Minen und wie die Leute in so einem abgelegenen Fleck früher zurechtkamen. Diese interessanten Informationen werden unaufdringlich in die Story eingebunden, zum Beispiel indem Jamie vom Schulunterricht erzählt oder Davids an Alzheimer erkrankte Mutter in die Vergangenheit blickt.

Das Vertrauen von Rachel und David zueinander bröckelt allmählich und beide zeigten zunehmend ihre hässlichen Seiten. Als Leser brannte ich weiterhin auf Antworten, die nur spärlich geliefert werden. Das Tempo des Buches ist sehr ruhig und fokussiert sich auf die psychologische Verfassung der Handelnden. Niemand von ihnen scheint mehr ausgeglichen zu sein und ich fragte mich, zu welchen Schritten sie einander treiben werden. Die Situation eskaliert schließlich und dem Leser wird eine Abwärtsspirale geboten, bei dem die bedrückende Anspannung stetig stieg bis hin zu einem Finale, in dem alles auf dem Spiel steht. Die Geheimnisse werden schließlich gelüftet und liefern lang erwartete Erklärungen, mit denen ich allerdings aufgrund ihrer mystischen Komponente nicht hundertprozentig zufrieden war.

„Stiefkind“ ist eine dramatische Geschichte, die in ruhigen Tönen erzählt wird und beklemmende Einblicke in die psychische Verfassung der Charaktere gibt. Die Idylle von Rachels perfektem neuen Lebens bröckelt Stück für Stück. Warum glaubt Jamie, seine Mutter zu sehen? Welche Geheimnisse hüten Daniel und Rachel? Wer das Debüt des Autors mochte oder sich für die Abgründe der menschlichen Psyche interessiert, der sollte das Buch unbedingt lesen!