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Veröffentlicht am 04.01.2017

Wer konnte den schüchternen Dodo so leicht entführen?

Der dunkle Ritter
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Auf das neu zusammengesetzte Team des Kommissariats Pizzofalcone wartet ein dramatischer Fall: Der zehnjährige Edoardo Cerchia, genannt Dodo, wird als entführt gemeldet. Auf einem Schulausflug seiner katholischen ...

Auf das neu zusammengesetzte Team des Kommissariats Pizzofalcone wartet ein dramatischer Fall: Der zehnjährige Edoardo Cerchia, genannt Dodo, wird als entführt gemeldet. Auf einem Schulausflug seiner katholischen Privatschule in die Gemäldesammlung der Villa Rosenberg hat er gemeinsam mit einem Freund erst den Anschluss an die Gruppe verloren und ist dann einer unbekannten Frau aus dem Gebäude gefolgt. Jetzt fehlt von ihm jede Spur. Vermutlich geht es der Täterin ums Lösegeld, denn Dodos Großvater ist vermögend, mächtig und stadtbekannt. Aber warum ist der schüchterne Dodo ihr so bedenkenlos gefolgt?

„Der dunkle Ritter“ ist mein erstes Buch von Maurizio de Giovanni. Obwohl es der dritte Teil der Reihe ist, wurde mir der Einstieg leicht gemacht. Nach einem Einblick in die Gedanken des Entführungsopfers und einem verbalen Schlagabtausch auf dem Kommissariat nimmt sich dessen Leiter Luigi Palma Zeit, über seine neu zusammengestellten Mitarbeiter nachzudenken. Dabei erfuhr ich die wichtigsten Fakten über sechs ganz unterschiedliche Charaktere. Und dann ging es auch schon los mit den Ermittlungen. Während Lojacono und Alex sich aufmachen, um einen Einbruch zu untersuchen, geht im Kommisariat der Anruf ein, dass ein Junge entführt wurde.

Schnell sind die Ermittler in Alarmbereitschaft und beginnen mit ihren Nachforschungen. Viele Anhaltspunkte gibt es nicht. Ein Überwachungsvideo zeigt in mangelhafter Qualität eine Person mit Kapuze, der Dodo folgt, und ein Mitschüler kann immerhin sagen, dass es eine blonde Frau war. Alle warten auf die Lösegeldforderung. In dieser Zeit lernt man Dodos zerrüttete Familie kennen, deren Reaktionen auf das Geschehen von hysterisch bis wutentbrannt reichen. Sämtliche Gespräche eskalieren nach kürzester Zeit, was durch die leitenden Ermittler, dem ungehobelten Aragona und dem cholerischen Romano, nicht eingedämmt wird. Vom Team des Kommissariats mochte ich die beiden leider am wenigsten, und mir war rätselhaft, wie man auf diese Art überhaupt Fortschritte verzeichnen soll.

Die Geschichte nimmt sich ausreichend Zeit, auch auf die anderen Teammitglieder einzugehen und Einblicke in ihr Privatleben zu geben. Bei einem sechsköpfigen Team plus Chef nehmen diese Abschnitte viel Platz ein und bremsen das Vorankommen der Ermittlungen aus. Die Einblicke halfen mir aber, das Verhalten der Charaktere besser zu verstehen. Am besten gefallen hat mir Alex‘ Geschichte. Sie leider sehr unter der Kontrolle durch ihre Eltern und kann besser zielen als alle Kollegen, weil sie auf dem Schießstand regelmäßig ihren Frust ablässt. Als jemand im Nu ihr Geheimnis errät, ist sie verunsichert, ob sie sich freuen oder besser nicht darauf reagieren soll. Auch auf dem Kommissariat erlebt man das ganze Team in Aktion. Parallel zum „großen“ Entführungsfall läuft die Ermittlung des eingangs erwähnten Einbruchs sowie Nachforschungen über verdächtig viele Selbstmorde in einem Viertel. Trotz des ruhigen Tempos wurde mir eine abwechslungsreiche Handlung geboten.

Die Sprache des Buches hat mir gefallen. Der Autor schreibt sehr poetisch und baut ganze Kapitel ein, in denen er über „solche und solche Nächte“ sinniert oder dass man sich vor dem Mai hüten solle. Immer wieder gibt er Einblicke in die Gedankenwelt Dodos, der in seiner Gefangenschaft mit seiner Actionfigur redet, die er mitgenommen hat. Gerade in Bezug auf seine Entführung bleibt ein Durchbruch aber lange aus und die Geschichte zog sich zunehmend in die Länge. Zum Ende hin ging schließlich alles ganz schnell. Leider werden bei allen drei Ermittlungen zwar die Hintergründe klar, doch ich erfuhr nichts über die Konsequenzen. Ich weiß nicht, ob der vierte Band hier noch mehr Klarheit bringt, aber für mich war das ein unbefriedigender Abschluss.

In „Der dunkle Ritter“ muss das neu zusammengestellte Team von Pizzofalcone, Neapel in einem Entführungsfall ermitteln. Zusätzlich gibt es zwei kleinere Fälle und Einblicke ins Privatleben der Polizisten. Leider mochte ich die beiden Ermittler, welche die größte Rolle spielen, am wenigsten. Das wurde aber durch andere Teammitglieder aufgewogen, deren Probleme ich viel besser nachvollziehen konnte. Das Ende war für meinen Geschmack leider allzu offen. Ich vergebe drei Sterne für diesen literarischen Ausflug nach Neapel.

Veröffentlicht am 04.01.2017

Wofür wird Celestine sich entscheiden?

Perfect – Willst du die perfekte Welt?
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Celestine North ist auf der Flucht. Von der Gilde wurde sie aufgrund ihrer vermeintlichen Fehlerhaftigkeit mit fünf Brandzeichen markiert. Doch Richter Crevan persönlich hat ihr in Rage ein sechstes Mal ...

Celestine North ist auf der Flucht. Von der Gilde wurde sie aufgrund ihrer vermeintlichen Fehlerhaftigkeit mit fünf Brandzeichen markiert. Doch Richter Crevan persönlich hat ihr in Rage ein sechstes Mal verpasst. Wegen dieses Beweises seiner eigenen Fehlerhaftigkeit macht er erbittert Jagd auf Celestine und alle Augenzeugen seiner Tat. Fürs erste kommt sie bei ihrem Großvater unter. Doch auch hier ist sie nicht lange sicher, denn die Whistleblower geben ihre Suche nicht auf. Ein Wiedersehen mit Carrick bringt sie ins Nachdenken. Wird sie trotz ihrer völligen Erschöpfung nach Wochen auf der Flucht Richter Crevan erneut die Stirn bieten oder sich erst einmal zurückziehen? Und wofür wird sie eintreten, wenn sie bereit ist: Für ihre eigene Freiheit oder etwas viel Größeres?

Nach zwei Monaten des Wartens ist es schon so weit: Der zweite Teil der All Age Dilogie von Cecelia Ahern ist da! Optisch steht dieser zweite Teil seinem Vorgänger in nichts nach, er ist wieder ein absoluter Hingucker. Nach Celestines Flucht in letzter Sekunde war ich absolut gespannt, wie es für sie weitergehen wird. Auf der Farm ihres Großvaters konnte sie sich für eine Weile verstecken, doch zur Ruhe gekommen ist sie dort nicht. Ständig kommen Whistleblower und durchsuchen das Gelände - ein nervenaufreibender Prozess, bei dem Celestine darum bangen muss, nicht entdeckt zu werden. Die Spannung war sofort wieder da und ich war neugierig, wie lange der Status quo gehalten werden kann.

Die Antwort ist nach wenigen Seiten klar: Nicht lange. Schnell kommt Bewegung in die Geschichte, und zwar auf dramatische Weise. Doch es einen Lichtblick: Carrick ist wieder mit von der Partie! Er spielt zweiten Teil eine deutlich größere Rolle. An der Seite von Celestine lernte ich den bislang eher undurchschaubaren Charakter immer besser kennen und erfuhr mehr über seine Beweggründe und Pläne für die nächsten Schritte. Celestine ist unterdessen hin- und hergerissen, was sie wirklich will. Gut konnte ich ihre Unentschlossenheit nachvollziehen, denn auch wenn sie in den letzten Wochen stärker geworden ist und ihre Naivität verloren hat, steckt immer noch eine große Portion Unsicherheit in ihr. Doch Ereignisse, die sie nicht beeinflussen kann, zwingen sie regelmäßig zu einer Entscheidung, sodass die Geschichte ihren Schwung nicht verlor.

Die straffe Handlung lässt die Protagonistin und den Leser immer nur kurz zur Ruhe kommen, bevor der nächste actionreiche Abschnitt folgt. Im Zentrum steht die Frage, wem Celestine eigentlich noch vertrauen kann. Denn ohne Unterstützung hat sie keine Chance, irgendetwas anderes als eine erneute Verhaftung zu erreichen. Hier erlebt man einige schöne, aber auch böse Überraschungen, die zu unerwarteten Wendungen führen. Unaufhaltsam spitzt sich die Geschichte zu. Ich durchlebte eine Achterbahn der Gefühle: Kleine Siege werden gefeiert und Rückschläge müssen verkraftet werden. Der Weg zum Showdown war richtig spannend. Nur eine Szene – Stichwort Gleichgewicht – passte für mich so gar nicht zum Rest und die Reaktionen darauf fand ich zu schwach. Die letzten, entscheidenden Szenen konnten mich dann noch einmal mitreißen und berühren. Das Ende erlebte ich als überaus passend.

„Perfect. Willst du die perfekte Welt?“ ist der gelungene Abschluss der All Age Dilogie von Cecelia Ahern. Nach ihrer Flucht ist Celestine ständig in Bewegung. Mit Carrick an ihrer Seite muss sie sich entscheiden, ob und wenn ja wofür sie kämpfen will. Auf der Suche nach Verbündeten geht sie Wagnisse ein, die nicht immer einen guten Ausgang nehmen. Mir hat dieser zweite Teil noch ein Stück besser gefallen als sein Vorgänger. Ein Buch für Leser jeden Alters, die etablierte Regeln hinterfragen, bei Ungerechtigkeiten nicht die Augen verschließen und eine aufrichtige Protagonistin auf ihrem Weg begleiten wollen.

Veröffentlicht am 04.01.2017

Spannende Rückkehr nach Rifthold

Throne of Glass – Königin der Finsternis
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Als Caelena Sardothien hat sie den Kontinent verlassen. Als Aelin Galathynius ist sie nach Rifthold zurückgekehrt, um große Pläne zu verwirklichen. Die vorübergehende Trennung von Rowan, der in Wendlyn ...

Als Caelena Sardothien hat sie den Kontinent verlassen. Als Aelin Galathynius ist sie nach Rifthold zurückgekehrt, um große Pläne zu verwirklichen. Die vorübergehende Trennung von Rowan, der in Wendlyn zurückgeblieben ist, schmerzt sie sehr. Und auch die erneute Abwesenheit ihrer magischen Kräfte ist ungewohnt. Rasch findet sie Chaol, der sich den Rebellen angeschlossen hat. Mit seiner Hilfe will sie ihren Cousin Aedion aus den Fängen des Königs befreien. Für Dorian scheint hingegen jede Hoffnung verloren, denn ein Valg-Fürst hat die Kontrolle über ihn übernommen. Kann Aelin mit Unterstützung der Rebellen endlich etwas bewegen? Unterdessen wird die in Morath zusammengezogene Armee immer stärker. Die Hexe und Schwarmführerin Manon wird von Herzog Perrington unter Druck gesetzt: Sie soll einen Zirkel für Experimente zur Verfügung stellen. Was geht dort vor sich?

Nach einem Jahr des Wartens ist mit „Königin der Finsternis“ endlich der vierte Teil der Throne of Glass-Reihe erschienen. Ich habe mich sehr gefreut, dass Aelin endlich zurück in Rifthold ist. In der Zwischenzeit ist viel geschehen. Aedion wurde verhaftet, Dorian versklavt und Chaol ist mit einer wichtigen Erkenntnis im Gepäck geflüchtet. Zeit für Aelin, auf dem Kontinent wieder ins Geschehen einzugreifen. Hier fackelt sie nicht lang. Nach einem ersten Schlagabtausch mit Arobynn tötet sie gleich zahlreiche Verfolger und legt dabei eine zwielichtige Kneipe gründlich in Schutt und Asche.

Aelins Pläne konkretisieren sich schnell. Aedions Rettung hat oberste Priorität. Und ihre anderen Ziele sind nicht weniger ambitioniert. Chaol unterstützt sie zwar, ist aber nicht immer ihrer Meinung. Das Verhältnis der beiden hat sich während Aelins Abwesenheit stark verändert. Die alte Vertrautheit ist verschwunden, und beide haben inzwischen andere Menschen, die ihnen mehr bedeuten. Auch in der Frage, ob sie Dorian bei Gelegenheit töten oder dem Treiben des Valg-Fürsten in ihm weiter zuschauen sollen, sind sie sich nicht einig. Die angespannte Atmosphäre zwischen den beiden gerät aber bald durch das Auftreten weiterer Charaktere in den Hintergrund. Aelin schart ein schlagfertiges Team um sich. Von den neuen Charakteren hat mir Lysandra, die bislang nur einen kurzen Auftritt in den Prequel E-Books hatte, am meisten gefallen. In ihr stecken eine Menge Überraschungen. Sie ist schlagfertig, listig und besitzt eine innere Stärke, die ich zu Beginn nicht vermutet hätte.

Nachdem Aelin ihre Task Force auf spektakuläre Weise komplettiert hat, wird es erst einmal ruhiger. Die Ausführung der nächsten Schritte benötigt eine Menge Vorbereitung. Eine Zeit lang gibt es keine handfesten Fortschritte, doch ich mag den Schreibstil der Autorin sehr und habe Aelin inzwischen so liebgewonnen, dass ich trotzdem jedes Wort begeistert las. Abwechslung brachten außerdem die Abstecher zur Hexe Manon, die sich noch immer in Morath aufhält. Hier ist irgendetwas im Busch, doch Manon hat die Weisung, den Befehlen des Herzogs zu folgen. Wird sie gehorchen? Und welche Konsequenzen wird eine Entscheidung dafür oder dagegen haben?

Nach 450 Seiten geht es wieder richtig zur Sache. Es kommt zu einem entscheidenden Moment, nach dem es mit der Spannung nur noch bergauf ging. Was vorher unmöglich schien könnte nun doch einen Versuch wert sein. Kann Aelins Vorhaben wirklich gelingen? Wie groß wird das Opfer sein, das dafür gebracht werden muss? Richtungsweisende Entscheidungen werden getroffen, unerwartete Hilfe wird gegeben und Loyalität wird bewiesen. Der actionreiche und spektakuläre Showdown fesselte mich an die Seiten und bringt große Veränderungen mit sich. Diese weckten meine Vorfreude auf den nächsten Band, der für mich ein klares Must Read ist!

„Throne of Glass: Königin der Finsternis“ bietet alles, was das Fan-Herz begehrt. Aelin schreitet zur Tat, schart wichtige Verbündete um sich und arbeitet an der Umsetzung ihrer ambitionierten Pläne. Das Buch bietet viel Action, aber auch emotionale Momente und (Galgen-)Humor im Angesicht der oftmals aussichtslosen Lage. Für mich ein total gelungenes Gesamtpaket und damit eine Fortsetzung, die man sich nicht entgehen lassen sollte!

Veröffentlicht am 04.01.2017

Die Zukunft der Besonderen-Welt steht auf dem Spiel

Die Bibliothek der besonderen Kinder
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Nach den verheerenden Ereignissen in London sind Jacob, Emma und Addison auf sich allein gestellt. Ihre Freunde und die Ymbrynes befinden sich in den Händen der Wights. Doch die drei sind fest entschlossen, ...

Nach den verheerenden Ereignissen in London sind Jacob, Emma und Addison auf sich allein gestellt. Ihre Freunde und die Ymbrynes befinden sich in den Händen der Wights. Doch die drei sind fest entschlossen, die Verfolgung aufzunehmen. Jakobs neu entdeckte Fähigkeit, mit Hollows zu sprechen, erweist sich dabei gleich als nützlich. Sie treffen auf den mysteriösen Fährmann Sharon, der sie in eine besonders gefährliche Zeitschleife bringt: Devil’s Acre. In diesem Slum aus dem viktorianischen Zeitalter ist man nirgends sicher. Ob sie hier herausfinden können, wo Wights ihre Gefangenen festhalten?

Ich habe mich riesig gefreut, dass nach anderthalb Jahren des Wartens mit „Die Bibliothek der besonderen Kinder“ endlich der Abschluss der Trilogie erschienen ist. Zu gern wollte ich wissen, wie es nach den brisanten Entwicklungen auf den letzten Seiten des zweiten Bandes weitergeht. Auch die kürzlich erschienene Verfilmung des ersten Bandes schürte meine Vorfreude. Neugierig begann ich mit der Lektüre. Die Geschichte startet dort, wo der Vorgänger aufhörte. Jakob, Emma und Addison haben sind der Gefangennahme entgangen, aber ein Hollow hat sie entdeckt. Diesen scheint Jakob aber tatsächlich zumindest in begrenztem Maß kontrollieren zu können. Wie ihm diese neuentdeckte Fähigkeit wohl auf seinem weiteren Weg hilft?

Die Rettung der Gefangenen hat für die drei Freunde oberste Priorität, weshalb sie sich bald auf den Weg machen, um sie zu suchen. Dabei machen sie rasch eine neue Bekanntschaft. Der Fährmann Sharon ist wirklich der Knaller. Er kleidet sich wie der Sensenmann, hat einen trockenen Humor und eine kratzbürstige Art, aber unter all dem steckt ein liebenswerter Kern. Nachdem die Zahl der Agierenden massiv reduziert wurde, ist er ein toller Neuzugang. Mit dem mysteriösen Mr. Bentham greift etwas später noch ein weiterer Charakter ins Geschehen ein. Dieser ist schwer zu durchschauen. Ich blieb argwöhnisch und wartete darauf, wie er sich im entscheidenden Moment verhalten wird.

Das Buch braucht eine Weile, um in Schwung zu kommen, doch ich habe die Charaktere mittlerweile so lieb gewonnen, dass ich dennoch durch die Seiten flog. Devil’s Acre bot ordentlich Gruselpotenzial und ich bangte um die Sicherheit der Freunde. Dank der Schwarzweiß-Fotografien, die der Autor erneut gelungen in die Geschichte eingebaut hat, wurden die Bilder in meinem Kopf noch lebendiger. Mit dem Eintreffen im Haus von Mr. Bentham stieg die Spannung dann schlagartig an. Es kommt zu interessanten Enthüllungen, Pläne konkretisieren sich und werden vorbereitet. Ob das alles gelingen wird?

Vor allem für Jacob sind die Ereignisse ein Tanz auf Messers Schneide. Immer wieder blickt er der Gefahr ins Auge, muss Mut und seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Es war schön zu sehen, wie er daran allmählich wächst. So sind er und seine Verbündeten schließlich bereit für die wichtigste Mission ihres Lebens. Hier holt der Autor noch einmal alles aus seiner Geschichte heraus und bietet dem Leser ein fantastisches, dramatisches und actionreiches Finale, das mich begeistern konnte. Eine für mich besonders wichtige Frage wird leider nicht beantwortet und bleibt meiner Fantasie überlassen. Der ruhigere Ausklang bot schließlich noch einige schöne Überraschungen, die diesen letzten Band der Trilogie gelungen abrunden.

„Die Bibliothek der besonderen Kinder“ ist ein absolut gelungener Trilogieabschluss. An der Seite von Jacob, Emma und Addison begibt der Leser sich auf die Suche nach den Gefangenen der Wights. Dabei lernt man eine durch und durch gefährliche und gruselige Zeitschleife kennen. Die Spannung nimmt kontinuierlich zu bis hin zu einem fulminanten Showdown. Ich bin begeistert und lege diese Trilogie allen Fantasyfans ans Herz!

Veröffentlicht am 04.01.2017

Von der Faszination für Sammlerstücke und einem ganz besonderen Portrait

Das Bild aus meinem Traum
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Pierre-François Chaumont ist ein Sammler. Was inspiriert durch seinen Onkel im Alter von acht Jahren mit dem Sammeln von Radiergummis begann, wurde über die Jahre zu einer immer größeren Leidenschaft. ...

Pierre-François Chaumont ist ein Sammler. Was inspiriert durch seinen Onkel im Alter von acht Jahren mit dem Sammeln von Radiergummis begann, wurde über die Jahre zu einer immer größeren Leidenschaft. Briefbeschwerer, Tabakdosen, Schlüssel… den regelmäßigen Gang ins Auktionshaus finanziert er durch seine Tätigkeit als renommierter Anwalt. Doch seine Frau Charlotte zeigt dafür kein Verständnis und verbannt alle Stücke ins Arbeitszimmer. Eines Tages entdeckt Chaumont das Portrait eines Unbekannten und kommt nicht umhin, es zu ersteigern. Er setzt alles daran, herauszufinden, wer dort abgebildet ist. Damit nehmen die Dinge ihren Lauf…

Mit seinen Büchern „Liebe mit zwei Unbekannten“ und „Der Hut des Präsidenten“ hat mich Antoine Laurain in diesem Jahr schon zweimal begeistern können. Deshalb habe ich mich gefreut, dass nun mit „Das Bild aus meinem Traum“ das dritte Buch des Autors erschienen ist. Das Cover passt mit seiner blau-rot-weißen Aufmachung hervorragend zu den anderen Büchern und deutet an, dass ein Portrait eine wichtige Rolle spielen wird.

Die ersten Seiten des Buches werfen zahlreiche Fragen auf und machten Lust auf die Geschichte. Der Ich-Erzähler Monsieur Chaumont sitzt bei Kerzenschein im Burgund in einer Lagerhalle, umgeben von all seinen Sammlerstücken. Wie ist er in diese skurrile Situation geraten? Um das zu erklären, springt er ein Jahr in die Vergangenheit. Man lernt ihn als Mann mit eigener Kanzlei, toller Frau und Wohnung in Paris kennen. Was der ganze Stolz anderer Leute wäre, erwähnt er eher beiläufig, es scheint nicht berichtenswert. Richtig begeistern kann er sich nur für eins: Seine Sammlung. Wenn die Sprache darauf kommt, dann blüht er auf, erzählt von den Anfängen seiner Leidenschaft, wie sie ihn all die Jahre begleitet hat und gewachsen ist. Ich selbst, die noch nie in einem Auktionssaal saß, fand diese Einblicke interessant und konnte Chaumonts Faszination nachvollziehen.

Ein Schlüsselmoment des Buches ist der Augenblick, in dem Chaumont im Auktionshaus ein Portrait entdeckt, von dem er den Blick nicht abwenden kann. Der unbekannte Portraitierte ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten! Keine Frage, dieses Stück ist für seine Sammlung bestimmt. Seine Euphorie über die neue Errungenschaft, die ich zu Beginn belächelte, entwickelt sich zu etwas Größerem, das radikale Handlungen möglich macht. Wer was sieht wird zu einem wichtigen Thema, dessen Umsetzung mir sehr gut gefallen hat. Dass man etwas erkennt oder eben nicht erkennt bedeutet nicht zwingend, dies auch so zu kommunizieren. Der Autor spielt gelungen mit Wahrheit und Täuschung, löst Ungewissheit nicht immer auf und schafft Freiraum für eigene Vermutungen. Trotz ihrer Kürze war die Geschichte für mich ein eindringliches Leseereignis, das mir noch länger im Kopf bleiben wird.

In „Das Bild aus meinem Traum“ lernt der Leser Monsieur Chaumont kennen, dessen Sammelleidenschaft schon lange das Wichtigste in seinem Leben ist. Die Entdeckung eines Portraits, das ihm aus dem Gesicht geschnitten zu sein scheint, bringt diese Leidenschaft auf eine ganz neue Ebene. Wieder einmal hat Antoine Laurain mich mit einer Erzählung, die sich auf das Wesentliche fokussiert, begeistern können!