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Veröffentlicht am 01.08.2021

Eindrucksvolle Einblicke in den Kampf gegen die Terminationspolitik

Der Nachtwächter
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Der Geschichte vorangestellt sind einige Informationen zur historischen Einordnung: In den USA wurde am 1. August 1953 die House Concurrent Resolution 108 verabschiedet, welche die auf unbegrenzte Dauer ...

Der Geschichte vorangestellt sind einige Informationen zur historischen Einordnung: In den USA wurde am 1. August 1953 die House Concurrent Resolution 108 verabschiedet, welche die auf unbegrenzte Dauer gültigen Verträge mit den amerikanischen Ureinwohnern für nichtig erklärt. Diese sollten in der Konsequenz wie alle anderen Einwohnern der USA behandelt werden, also: Keine Reservate mehr, keine Sonderrechte und -zahlungen. Als Vorsitzender des Stammesrats wehrte sich der Großvater der Autorin zu jener Zeit gegen das als Terminationspolitik bezeichnete Vorgehen. Auf ihm basiert die Romanfigur Thomas Wazhashk.

Im September 1953 arbeitet Thomas Wazhashk als Nachtwächter in einer Lagersteinfabrik in der Nähe des Reservats des Turtle Mountain Band of Chippewa. Er nutzt jede Sekunde des Tages, für Schlaf bleibt ihm kaum Zeit. Während der nächtlichen Stunden schreibt er Brief und Brief an politische Vertreter und Verbündete, um die Zukunft des Reservats zu sichern. Tagsüber nimmt er weitere Pflichten seines Amts als Vorsitzender des Stammesrat wahr, für die er sich aufgrund leerer Kassen noch nie die vorgesehene Vergütung ausgezahlt hat.

In der Lagersteinfabrik arbeiten auch viele Frauen der Chippewa, die in Sachen Fingerfertigkeit den Männern überlegen sind. Eine von ihnen ist Patrice Paranteau, die trotz Protest von ihrer Seite meist Pixie genannt wird. Ihre Schwester hat vor einiger Zeit mit ihrem Mann das Reservat in Richtung Minneapolis verlassen, doch seit einiger Zeit hat niemand mehr etwas von ihr gehört. Patrice ist fest entschlossen, mehr über den Verbleib ihrer Schwester herauszufinden.

Über die Terminationspolitik der USA und den damit verbundenen Kampf der Ureinwohner wusste ich vor der Lektüre nur wenig. Als Leserin erhielt ich vielfältige Einblicke in das Geschehen. Es war schön zu sehen, wie sich Menschen wie Thomas Wazhashk im Angesicht des Unrechts, das ihnen widerfahren soll, zur Wehr setzen und mit geringen Mitteln, dafür aber umso größerer Beharrlichkeit etwas bewirken können.

Neben allerlei wissenswerten Informationen erhielt ich viele interessante und emotionale Einblicke in das Leben im Reservat. Die Ureinwohner führen ein einfaches, naturverbundenes Leben, sie betreiben Landwirtschaft und Familie spielt eine große Rolle. Nur wenige haben eine Arbeitsstelle außerhalb des Reservats, viele in der Lagersteinfabrik, von dem Gehalt profitiert die ganze Familie. Besonders faszinierend fand ich die Einblicke in die Bräuche und Riten der Chippewa. Auch Träume und Visionen spielen eine wichtige Rolle. Um mehr über den Verbleib von Patrice’ Schwester Vera zu erfahren wird gar ein Jiisikid engagiert, der sich in Trance versetzen und bestätigen kann, dass sie am Leben ist.

Der Roman wird in ruhigen, eindringlichen Tönen erzählt, die mich fesseln konnten. Ich bangte mit, ob Thomas sich mit seinen Einwänden Gehör verschaffen kann und Patrice eine Spur ihrer Schwester findet. Auch viele Nebencharaktere sind sorgfältig ausgearbeitet, zum Beispiel der weiße Boxtrainer Lloyd Barnes, der die Jungen des Reservats trainiert und in Patrice verliebt ist, sowie sein bester Schüler Wood Mountain, der von einem Sieg gegen den weißen Joe Wobleszynski träumt. Eine lesenswerte Lektüre, die mir eindrucksvolle Einblicke in den Kampf gegen die Terminationspolitik gab und die ich gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 17.07.2021

Drei, die unzertrennlich waren

Das Haus der Libellen
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Zwanzig Jahre sind vergangen, seit die Geschwister Noah und Emilia von Gutenbach mit ihren Eltern in die Villa neben Sophies kleinem Einfamilienhaus gezogen sind. Viele Jahre waren die drei unzertrennlich ...

Zwanzig Jahre sind vergangen, seit die Geschwister Noah und Emilia von Gutenbach mit ihren Eltern in die Villa neben Sophies kleinem Einfamilienhaus gezogen sind. Viele Jahre waren die drei unzertrennlich und haben beinahe jede freie Minute miteinander verbracht. Doch vor fünf Jahren hat Noah Sophies Herz gebrochen: Einige Tage nachdem er ihr einen Heiratsantrag gemacht hat, ist er ohne ein Wort nach Buenos Aires verschwunden und hat sich nie wieder bei ihr gemeldet.

Ein verzweifelter Brief von Emilia führt Sophie aus Freiburg zurück nach Hamburg in die Villa der von Gutenbachs. Die Eltern sind vor kurzem bei einem Autounfall ums Leben gekommen und Noah ist erneut verschwunden. Sophie möchte Emilia helfen, ihn zu finden. Doch Emilia ist ist keine große Hilfe. Sie spricht in Rätseln und ist ständig verschwunden. Im Keller züchtet sie Libellen, die sie konserviert und in Schaukästen an die Wände hängt. Sophie ist hin- und hergerissen, ob sie wieder abreisen soll oder ihr diese Reise endlich Antworten auf die Fragen gibt, die sie seit fünf Jahren nicht loslassen.

Nach einem kurzem Prolog, der von der ersten Begegnung Sophies mit den von Gutenbachs zwanzig Jahre zuvor handelt, springt das Buch in die Gegenwart und berichtet von Sophies Eintreffen an der Villa. Emilias Brief hat bei Sophie alte Wunden aufgerissen und sie überstürzt aufbrechen lassen. Doch was soll sie vor Ort eigentlich tun? Die Villa hat sich in ein stilles Kuriositätenkabinett verwandelt: Emilia lebt allein dort, lässt sich kaum blicken und hat alle Mitarbeiter bis auf den Gärtner entlassen. Die Libellen, die sie im Keller züchtet und in Schaukästen zuhauf an die Wände gehängt hat, sind ihre einzige Gesellschaft. Die Villa hat ebenso wie Emilia selbst eine geheimnisvolle, mysteriöse Aura, die mir genauso wie Sophie Rätsel aufgab.

Während Emilia jeglichen Fragen nach Noah ausweicht, findet Sophie beim Gärtner Manuel ein offenes Ohr. Er ist damals mit ihr und den Geschwistern von Gutenbach zur Schule gegangen, war aber nicht mit ihnen befreundet. Jetzt unterstützt er Sophie bei ihrer Suche, auf der sie jedem noch so kleinen Hinweis nachgeht. Offen gibt er zu, dass er das für Sophie und nicht für Noah tut, der ihr in seinen Augen noch nie gut getan hat. Dass Antworten ausbleiben ist frustrierend und ich konnte Sophies ständige Überlegungen, doch wieder abzureisen, gut nachvollziehen. Doch die Chance, doch noch eine Erklärung zu erhalten, lässt sie weitermachen. Jedes neue Puzzlestück gibt ihr Hoffnung, was mir immer wieder zeigte, dass sie Noahs Verschwinden vor fünf Jahren noch überhaupt nicht verarbeitet hat.

Ich erhielt beim Lesen einen umfassenden Einblick in ihre Gedanken und Gefühle, die mir zeigten, wie sehr sie an Noah hängt und wie tief sein Verhalten sie verletzt hat. Rückblicke, in denen Szenen zwischen Sophie, Noah und Emilia geschildert werden, trugen dazu bei, dieses Verständnis weiter zu vertiefen. Die Eltern der Geschwister haben den beiden wenig Liebe und viel Druck mit auf den Weg gegeben, was sie zu extremen Persönlichkeiten hat heranwachsen lassen, deren Stimmung ständig kippen kann. Wie es den Geschwistern wirklich geht und was sie zu ihrem Verhalten antreibt, das hat Sophie in ihrem Wunsch nach Nähe und Zugehörigkeit lange ausgeblendet.

Der Roman ist unglaublich atmosphärisch erzählt und ich fand es spannend, das Beziehungsgeflecht Stück für Stück besser zu verstehen. Ich konnte mich in Sophia hineinversetzen und den Sturm in ihrem Innern ebenso wie ihre Entscheidungen nachvollziehen. Für mich war es ein intensives Leseerlebnis, das einige Überraschungen bereithält und mir ausnehmend gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 10.07.2021

Von der Fabrikarbeiterin zur Bordellbesitzerin

Die juten Sitten - Kaiserwetter in der Gosse
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1935 macht sich Minna mit dem Zug auf den Weg nach Frankreich. Zum ersten Mal in ihrem Leben verlässt sie Berlin, denn die politische Situation vor Ort lässt ihr keine Wahl und ihr geliebtes Bordell „Ritze“ ...

1935 macht sich Minna mit dem Zug auf den Weg nach Frankreich. Zum ersten Mal in ihrem Leben verlässt sie Berlin, denn die politische Situation vor Ort lässt ihr keine Wahl und ihr geliebtes Bordell „Ritze“ hat sie verkauft. Sie reist gemeinsam mit Emil und Gustav, denen sie während der Fahrt die Geschichte erzählt, wie sie überhaupt in den Besitz der „Ritze“ gekommen ist. Diese beginnt 1895, als Minna beschließt, der Arbeit in der Tabakfabrik und den beengten Verhältnissen in der Wohnung ihrer Familie den Rücken zu kehren, um in einem vornehmen Bordell zu arbeiten.

Bei „Kaiserwetter in der Gosse“ handelt es sich um den zweiten Band von „Die juten Sitten“. Auch wenn ich den Vorgänger nicht kannte, ist mir der Einstieg in die Geschichte leicht gefallen. Es handelt sich nämlich um die Vorgeschichte, die sich um Minnas Weg von der Fabrikarbeiterin zur Bordellbesitzerin dreht. Diese wird von ihr im Rückblick auf der Fahrt von Berlin nach Frankreich erzählt.

Die Zugfahrt bildet die Rahmenhandlung, von der aus Minna immer wieder in die Vergangenheit eintaucht. In kurzen Passagen wird das Gesagte kommentiert und hinterfragt, während sich die Charaktere von Berlin entfernen. Gelegentlich gibt es auch Anspielungen auf die Ereignisse des ersten Bandes, deren Kenntnis aber nicht entscheidend ist.

Minnas Motivation, ihrer Familie und der Fabrikarbeit den Rücken zu kehren, wurde für mich nachvollziehbar dargestellt. Die Arbeit im Bordell erscheint ihr als der vielversprechendste Weg hinaus aus der Armut, den sie willentlich einschlägt. Gezielt sucht sie nach einem vornehmen Etablissement, um in finanzieller Hinsicht das Beste für sich herauszuholen. Sie präsentiert sich als selbstbewusste Frau, die sich nicht mit dem Leben zufrieden geben will, in das sie hineingeboren wurde.

Im Umgang mit den vornehmen Freiern fällt Minna durch ihre Sprache auf. Sie ist um keinen Spruch verlegen und kommt der Bitte der Bordellverwalterin, Hochdeutsch zu sprechen, nur selten nach. Stattdessen berlinert sie sich durch die Geschichte und nutzt eine derbe Ausdrucksweise. Mit ihrer unkonventionellen Art eckt sie manches Mal an, findet aber auch Männer, die davon besonders angezogen werden. Sie ist ein echtes Unikat und wird mir als Charakter im Gedächtnis bleiben.

Beharrlichkeit und Einfallsreichtum lassen Minna in die höchsten Kreise vordringen. Dort wird sie Teil der Kotze-Affäre, welche die Adelswelt erschüttert und deren Verlauf lose auf den historisch belegten Ereignissen rund um Leberecht von Kotze beruht, der ebenso wie die meisten adeligen Charaktere des Buches tatsächlich gelebt hat. Szenen der Adeligen unter sich, die Minna nicht selbst miterlebt hat, schildert sie ihren Zuhörern auf ebenso unterhaltsame Weise wie ihre eigenen Erlebnisse. Sie gibt zu, es mit den Details nicht so genau zu nehmen und die Erzählung lieber etwas aufzupeppen, das Ergebnis würde ja dasselbe bleiben.

Ich wurde durch diese Herangehensweise sehr gut unterhalten und erhielt gleichzeitig spannende und authentische Einblicke in die Halbwelt am Ende des 19. Jahrhunderts. Der Roman wird mit einem Augenzwinkern erzählt, lebt von Skandalen und zeigte mir als Leserin die verruchte Seite des historischen Berlins. Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.06.2021

Ein Roman mit Sogwirkung

Das Damengambit
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Beth Harmon ist acht Jahre alt, als ihre Mutter bei einem Autounfall stirbt und sie in die Obhut des Methuen-Kinderheims in Mount Sterlin, Kentucky übergeben wird. Jeden Tag erhalten die Kinder dort nicht ...

Beth Harmon ist acht Jahre alt, als ihre Mutter bei einem Autounfall stirbt und sie in die Obhut des Methuen-Kinderheims in Mount Sterlin, Kentucky übergeben wird. Jeden Tag erhalten die Kinder dort nicht nur Vitaminpräparate, sondern auch Beruhigungspillen. Beth lernt schnell, einige heimlich aufzuheben, denn mit mehren auf einmal gelangt sie in einen besonders wohligen Zustand und kann alles Störende ausblenden. Zur selben Zeit entdeckt sie, dass der Hausmeister Mr. Shaibel im Keller Schach gegen sich selbst spielt. Sie zeigt sich beharrlich und schließlich willigt er ein, ihr das Spiel beizubringen. Bald ist klar, dass Beth ein Naturtalent ist. Aber findet sie jemanden, der sie fördern kann? Und kann sie ihre Sucht unter Kontrolle bringen?

Ich habe im vergangenen Jahr mit großer Begeisterung die Serie zum Buch auf Netflix gesehen und habe mich darüber gefreut, mit dieser Neuauflage des Romans von Walter Tevis noch einmal in die Geschichte eintauchen zu können. Diese beginnt mit Beths Aufnahme ins Kinderheim, wo sie schon bald auf die beiden Dinge stößt, die ihr Leben fortan dominieren sollen: Schach und grüne Beruhigungspillen.

Die Handlung der Serie ist sehr nah am Buch geblieben, was mich positiv überrascht hat. Ich hatte bei den einzelnen Szenen gleich wieder die starken Bilder der Serie im Kopf und konnte gleichzeitig tiefer in Beths Gefühls- und Gedankenwelt eintauchen. Ich kenne die Schachregeln, habe selbst aber seit meiner Kindheit nicht mehr gespielt. Versierte Schachspieler werden aus der Beschreibung der einzelnen Partien vermutlich noch mehr herausziehen können, aber dieses Buch weiß unabhängig von den eigenen Schachkenntnissen zu fesseln. Beths Faszination für das Spiel wurde für mich nachvollziehbar und ich fieberte mit, was sie aus ihrer Begabung machen wird.

Der Roman umfasst Beths Lebensweg vom achten bis zum neunzehnten Lebensjahr. Allmählich macht sie sich in der Schachwelt einen Namen und die Beschreibung der einzelnen Turniere ist spannend und in angenehm straffen Tempo erzählt. Zu der Sucht nach Beruhigungspillen kommt schließlich eine weitere hinzu und Beth droht insbesondere nach Rückschlagen, sich dieser gänzlich hinzugeben. Für sie ist es ein schmaler Grat zwischen Erfolg und Absturz.

Der Roman entwickelt eine Sogwirkung, die mich durch die Seiten fliegen ließ. Auch wenn ich aufgrund der Serie wusste, was passiert, habe ich ihn von der ersten bis zur letzten Seite mit großer Begeisterung gelesen. Für mich ist „Das Damengambit“ als Roman ebenso wie als Serie ein absolutes Highlight, das ich uneingeschränkt weiterempfehle!

Veröffentlicht am 19.06.2021

Es kommt nicht auf Schnelligkeit an, sondern auf die Richtung, in die man geht

Ever – Wann immer du mich berührst
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Abbi Hayden hatte vor einigen Wochen einen schweren Autounfall. Ihre Hüfte musste eingerenkt werden und ihr Knie operiert werden. Nun soll sie wieder laufen lernen. Durch die Ereignisse hat sie jedoch ...

Abbi Hayden hatte vor einigen Wochen einen schweren Autounfall. Ihre Hüfte musste eingerenkt werden und ihr Knie operiert werden. Nun soll sie wieder laufen lernen. Durch die Ereignisse hat sie jedoch eine panische Angst vor Schmerzen entwickelt. Der mangelnde Fortschritt lässt ihre Physiotherapeutin Kadence verzweifeln. Sie schlägt vor, dass jemand mit Abbi trainieren soll, der mehr Geduld aufbringt. Doch David Rivers, der als studentische Aushilfe in der Klinik arbeitet und den sie dafür im Sinn hat, will sich auf keinen Fall um Abbi kümmern. Er kennt ein schwerwiegendes Geheimnis über deren Vater und will keinen Kontakt zur Familie. Doch dann kommt alles anders: Die ersten Übungen mit ihm helfen Abbi tatsächlich weiter. Daraufhin macht ihr Vater David ein Angebot, dass er eigentlich nicht annehmen will, aber nicht ablehnen kann.

Als Leserin lernte ich Abbi kurz vor ihrer ersten Begegnung mit David kennen. Sie liegt seit ihrem Autounfall in einer Klinik und kann sich nur im Rollstuhl fortbewegen, da die Therapie ihres Knies kaum Fortschritte macht. Ihre Eltern wollen sie schnellstmöglich wieder auf den Beinen sehen. Dabei geht es ihnen aber weniger um Abbi selbst, sondern um ihr Auftreten im Wahlkampf des Vaters, der zum Gouverneur gewählt werden möchte. Abbis Ängste und ihre Frustration konnte ich gut nachvollziehen. Sie sitzt gewissermaßen in einem goldenen Käfig und kann von einem selbstbestimmten Leben gerade nur träumen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Abbi und David erzählt, der ihre Physiotherapie übernehmen soll. Er braucht die Schichten in der Klinik, um sein letztes Studienjahr und den Studienbeginn seiner Schwester Jane zu finanzieren. Der Tod seiner Mutter hat ihn nicht nur emotional sehr mitgenommen, sondern ihn in eine finanzielle Notlage gebracht. Doch mit den vermögenden Haydens will er nichts zu tun haben, seit er ein Geheimnis über Abbis Vater kennt, das beweist, was für ein schlechter Mensch er ist. Als sein Mitgefühl siegt und sich die ersten Übungen mit Abbi als erstaunlich wirksam erweisen, kann er die Therapie jedoch nicht einfach wieder abbrechen.

Nikola Hotel hat mit Abbi und David zwei sympathische Charaktere geschaffen, die beide ihr Päckchen zu tragen haben und denen ich mich schnell nah gefühlt habe. Mit ihrem empathischen Schreibstil gibt sie emotionale Einblicke in die Gefühlswelt der beiden. David findet sich in einer verzwickten Situation wieder, von der Abbi nichts ahnt. Sie ist vor allem dankbar, dass die Therapie ihres Knies dank Davids einfühlsamer Art endlich Fortschritte macht. Diese wird authentisch beschrieben und ich freute mich mit ihr über ihre kleinen Behandlungserfolge.

Die beiden werden immer vertrauter miteinander, wobei Abbi klar ist, dass sie ihren Therapeuten während einer professionellen Behandlung nicht anflirten sollte. Als Leserin erhielt ich gleichzeitig einen Einblick in die widerstrebenden Gefühle, die in David toben. Ich fieberte mit den beiden mit und las mich durch humorvolle Szenen, gefühlvolle Dialoge und dramatische Momente. Das i-Tüpfelchen der Geschichte waren die Wiedersehen mit den Charakteren der Blakely-Brüder Reihe. Das Ende kam schließlich viel zu schnell und ich freue mich auf ein Wiedersehen in „Blue. Wo immer du mich findest“, in dem Davids Schwester Jane und der Student Alex im Mittelpunkt stehen werden. Mich hat die authentische und gefühlvolle Geschichte von Abbi & David begeistern können!