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Veröffentlicht am 15.09.2016

Wer hat die Frau im Aaseepark ermordet?

Denn mir entkommst du nicht
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Antonio Gomez ist gerade auf seiner allabendlichen Joggingrunde im Aaseepark Münster unterwegs, als ihn jemand anrempelt, blendet und anschließend davonläuft. Irritiert folgt er der Spur seines Angreifers ...

Antonio Gomez ist gerade auf seiner allabendlichen Joggingrunde im Aaseepark Münster unterwegs, als ihn jemand anrempelt, blendet und anschließend davonläuft. Irritiert folgt er der Spur seines Angreifers ins Unterholz und macht eine grausame Entdeckung: Eine verblutete Frau, die er nur allzu gut kennt. Die von ihm anonym alarmierte Polizei setzt die frisch aus der Elternzeit zurückgekehrte Charlotte Schneidmann und ihren Kollegen Peter Käfer auf den Fall an. Die Fakten deuten nicht auf ein klassisches Mordmotiv hin: Das Opfer wurde entführt, dann aber im Wald ermordet, und es liegt kein Sexualdelikt vor. Die Ermittler arbeiten unter Hochdruck an der Klärung der Identität von Opfer und Anrufer, doch ihnen läuft die Zeit davon: Der Täter scheint erneut aktiv zu werden…

Die ersten Seiten des Kriminalromans haben mich gleich packen können, denn ich wurde gleich Zeugin, wie eine ermordete Frau von einem Mann aufgefunden wird, der sie offensichtlich kennt. Meine Neugier, woher das Opfer und der Mann sich kennen, war gleich geweckt. Außerdem ist der Täter offensichtlich eine dritte Person – wie hängt das alles zusammen?

Das inzwischen etablierte Ermittlerduo Charlotte Schneidmann und Peter Käfer macht sich schon bald an die Ermittlungen und beginnt, verschiedene Spuren zu verfolgen. Kann das Opfer identifiziert werden? Was ist ihre Geschichte? Und wer steckt hinter dem anonymen Anruf? In solidem Tempo geht es voran und es gibt stetig neue Erkenntnisse, durch welche sich mögliche Motive und Täter ergeben. Charlotte und Peter fand ich erneut sympathisch und ich fand es schön, dass es auch wieder Einblicke in ihr Privatleben gibt, wobei sie in diesem Band sehr knapp ausfielen.

Während die Ermittlungen zunächst relativ sachlich und faktengetrieben ablaufen sorgen kleine Einschübe dafür, dass für den Leser die Bedrohlichkeit der Situation greifbar wird. Der Täter ist noch immer aktiv, er scheint es auf Antonio sowie auf eine weitere Frau abgesehen zu haben. Kann der Fall rechtzeitig gelöst werden, bevor erneut Schlimmes geschieht?

Christine Drews versucht, sich während der Geschichte in Sachen Dramatik kontinuierlich zu steigern. Die Ermittler kommen selbst in zunehmend brenzlige Situationen. Hier hat die Autorin mich leider etwas verloren, denn ich fand die Reaktionen einiger Personen, mit denen die Ermittler in Kontakt kommen, recht unglaubwürdig. Diese sind jedoch die Basis für den weiteren Handlungsverlauf, weshalb ich mich auf die folgenden Entwicklungen nicht mehr so recht einlassen konnte. Nichtsdestotrotz musste ich auf den letzten Seiten noch einmal absolut mitfiebern. Das Buch endet mit einem großen Knall inklusive Cliffhanger, weshalb ich am liebsten sofort weitergelesen hätte.

„Denn du entkommst mir nicht“ ist ein weiterer spannender, in Münster angesiedelter Fall für das Ermittlerduo Charlotte Schneidmann und Peter Käfer. Eine grausam ermordete Frau, bei welcher die klassischen Tötungsmotive schnell ausgeschlossen sind, lässt die beiden bald wieder unter Hochdruck ermitteln. Auch wenn ich das Verhalten einiger Charaktere nicht ganz schlüssig fand, hat mich dieser neue Fall für das Ermittlerduo gut unterhalten können. Ich vergebe vier Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Witzig und charmant - Petra Hülsmann hat sich noch einmal selbst übertroffen!

Glück ist, wenn man trotzdem liebt
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Isabelle liebt ihren Job im Blumenladen. Und sie liebt Routine. Seit elf Jahren hat sie jeden Mittag eine Suppe bei Mr Lee gegenüber gegessen. Doch nun hat dort das Thiels eröffnet, ein schickes und überhaupt ...

Isabelle liebt ihren Job im Blumenladen. Und sie liebt Routine. Seit elf Jahren hat sie jeden Mittag eine Suppe bei Mr Lee gegenüber gegessen. Doch nun hat dort das Thiels eröffnet, ein schickes und überhaupt nicht asiatisches Restaurant. Statt Nudelsuppe will man sie dort nötigen, Mangold oder Spargel zu probieren. Ein absolutes No Go für Isa, das gleich zu erhitzten Diskussionen mit dem Restaurantbesitzer Jens führt. Nie wieder wird sie einen Fuß ins Thiels setzen! Diesen Vorsatz bricht Isa aber dank Jens‘ dickköpfiger Halbschwester Merle schon nach kurzer Zeit. Bald muss sie sich fragen, ob sie ihren ersten Eindruck von Jens doch noch einmal überdenken will. Aber wann wird sie endlich einem Mann begegnen, bei dem es schon im ersten Augenblick BÄMM macht?

Ich habe mich riesig auf das inzwischen dritte Buch aus der Feder von Petra Hülsmann gefreut. Die Buchbeschreibung hat mich sofort neugierig gemacht. Ich war gespannt, die strukturierte Isabell kennenzulernen und zu erfahren, wie sie auf den Bruch in ihrer Routine reagiert. Das ist auch gleich auf den allerersten Seiten Thema, denn ihre Chefin animiert sie, statt der Fertigsuppe zum Mittagessen dem neuen Restaurant wenigstens mal eine Chance zu geben.

Das erste Aufeinandertreffen von Isabell und Jens hat mich bestens unterhalten können. Isabelle präsentiert sich von ihrer starrsinnigsten, hochnäsigsten Seite und versucht, Jens begreiflich zu machen, dass der Kunde doch König ist und er ihr nun bitte eine Nudelsuppe machen soll. Herrlich! Jens bleibt bei der ganzen Sache total gelassen und hat sich damit meine Sympathien gleich sichern können. Doch auch Isabelle mit all ihren kleinen Macken ist mir schnell ans Herz gewachsen. Jedes Aufeinandertreffen dieser beiden so unterschiedlichen Personen hat großen Spaß gemacht und ich las mich gut gelaunt durch die Seiten in der Hoffnung, dass es möglichst bald zur nächsten gemeinsamen Szene kommen wird.

Parallel zu ihren Wortgefechten mit Jens begibt sich Isabelle auf die Suche nach der großen Liebe. Kann der Friedhofsgärtner Tom ihr Herz gewinnen? Oder ist sie der Person, bei der es BÄMM macht, schlichtweg noch nicht begegnet? Eine große Rolle spielt außerdem ihre Arbeit im Blumenladen. Hier lebt sie ihre Kreativität nicht nur beim Binden von Sträußen aus, sondern setzt beim Upcycling alter Dinge immer wieder neue Deko-Ideen in die Tat um. Wie gerne würde sie den Laden eines Tages übernehmen! Aber kann sich der kleine Laden gegen die wachsende Konkurrenz behaupten?

Mir hat die allmähliche Wandlung, die Isabelle dank vieler so von ihr nicht geplanter Ereignisse durchmacht, sehr gefallen. Sie lernt, dass man sich auch mal auf etwas Neues einlassen und alte Gewissheiten über Bord werfen muss. Die Vorhersehbarkeit der Handlung konnte meine Lesefreude nicht im Geringsten trüben. Die Geschichte ist so unterhaltsam und herzerwärmend geschrieben, dass ich einfach nicht genug bekam und sie beinahe in einem Rutsch durchgelesen habe. Nicht unerwähnt bleiben soll das erneute Auftreten von Knut – diesmal in einer noch bedeutenderen Rolle, jippieh! Auch kann ich euch versichern, dass ihr während und nach der Lektüre das dringende Bedürfnis nach einem schokoladigen Dessert nicht loswerdet. Bis hin zum filmreifen Ende wurde ich durch viele kleine schöne Dinge unterhalten, die dieses Buch zu meinem neuen Liebling von Petra Hülsmann und einem echten Lesehighlight gemacht haben.

„Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ erzählt in leichtem Ton die Geschichte von Isabelle, deren tägliche Routine durch die Eröffnung eines neuen Restaurants nebenan durcheinandergewirbelt wird. Petra Hülsmann erzählt mit Witz und Charme und lässt die Protagonistin eine Entwicklung durchlaufen, die zu begleiten mir als Leserin großen Spaß gemacht hat. Mit diesem Buch hat Petra Hülsmann sich noch einmal selber übertroffen, weshalb es von mir eine riesengroße Leseempfehlung gibt!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein unerwartetes Erbe führt Linn in die Hamptons

Fünf am Meer
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Als Linn aufgrund eines Serverausfalls auf der Arbeit unerwartet früh nach Hause kommt, erwischt sie ihren Freund in flagranti mit ihrer bis dato Lieblingskollegin. Kurzerhand wirft sie beide hinaus. Während ...

Als Linn aufgrund eines Serverausfalls auf der Arbeit unerwartet früh nach Hause kommt, erwischt sie ihren Freund in flagranti mit ihrer bis dato Lieblingskollegin. Kurzerhand wirft sie beide hinaus. Während sie noch überlegt, wie es nun für sie weitergehen soll, steht ein Erbenermittler aus Amerika vor ihrer Tür. Von einer Tante zweiten Grades hat sie eine Immobilie in New York geerbt! Fluchtartig packt Linn ihre Sachen und macht sich sofort auf den Weg, um ihr Erbe mit eigenen Augen zu sehen: Ein großes Haus in den Hamptons direkt am Meer, das früher mal eine Pension war, etwas heruntergekommen, aber mit Charme. Doch bald macht sie eine weitere unerwartete Entdeckung: Im Haus wohnen noch fünf alte Freunde ihrer Tante, die ihr schnell ans Herz wachsen. Linn beschließt, fürs erste zu bleiben…

Das Buch hat mit seinem bunten, verträumten Cover meine Blicke auf sich ziehen können. Ich finde die Farbgebung absolut gelungen. Die verspielte Aufmachung verspricht eine lockere Sommergeschichte zum Wegträumten. Weil ich neugierig darauf war, was Linn in den Hamptons erleben wird, habe ich sofort mit dem Lesen begonnen.

Der Leser lernt Linn in einem Moment kennen, in dem ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wird. In den letzten Jahren hatte sie sich mit ihrem Freund Martin ein Leben aufgebaut, inklusive gemeinsamer Wohnung und einem Job im Reisebüro seiner Eltern. Doch bevor sie Zeit hat zu überlegen, wie es nach Martins Seitensprung weitergehen soll, sitzt sie auch schon im Flugzeug nach New York. Auf diesen ersten Seiten kommt wirklich alles zusammen und das Timing wirkte sehr konstruiert, doch das hatte gleichzeitig den Vorteil, dass die Geschichte schnell zur Sache kam und Linn im Nu zu ihrem geerbten Haus in den Hamptons führt.

Die Idee, dass in dem Haus noch Freundinnen der Verstorbenen Dotty leben, hat mir sehr gut gefallen. Wie es dazu kam, wird plausibel erklärt – das Haus war eine Zeit lang eine Pension, und einige Gäste sind nicht mehr abgereist. Andere Fragen bleiben ungeklärt, da unausgesprochen: Warum hat Dotty das Haus nicht an ihre Freundinnen vererbt? Warum wurden irgendwann keine Zimmer mehr vermietet, wo doch alle noch fit sind und nur eine schmale Rente erhalten? Trotzdem konnte ich mich auf die Situation einlassen und die fünf alten Leute wuchsen mir schnell ans Herz. Das charmante Haus und die herzliche Art der Bewohner ließen eine heimelige Atmosphäre entstehen, in der ich mich genau wie die Protagonistin Linn schnell pudelwohl gefühlt habe.

Linn stehen nach ihrer Ankunft so manche schwierige Entscheidungen bevor. Das Haus muss sie allein schon deshalb verkaufen, weil sie Erbschaftssteuern und eine Provision für den Erbenermittler zu zahlen hat. Doch alles in ihr sträubt sich dagegen und sie schiebt die Entscheidung erst einmal hinaus. In ihren Wochen im Haus lernt sie die Bewohner und ihre Geschichten immer besser kennen und kommt schließlich auch einem Geheimnis über Dotty auf die Spur, das auch mich neugierig machte. Außerdem lernt sie gleich zwei charmante Männer kennen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während der ganzen wägt Linn ihre Optionen immer wieder ab. Ich konnte ihr Handeln nachvollziehen, hätte es aber besser gefunden, wenn sie noch etwas realistischer an die Sache herangegangen wäre. Auch hätte ich sehr gern mal etwas von Linns bester Freundin Annika gehört, denn sie hätte ihr vielleicht helfen können, das Gedanken- und Gefühlschaos zu ordnen. Die letzten Seiten haben mir dann noch einmal besonders gut gefallen. Es gibt überraschende Entdeckungen und Enthüllungen, welche die Geschichte zu einem wunderschönen Abschluss führen.

„Fünf am Meer“ erzählt von einem überraschenden Erbe, dank dem sich die Protagonistin Linn im Nu mit fünf Pensionären in einem Haus am Meer in den Hamptons wiederfindet. Die Geschichte lädt zum Träumen ein, denn vom Haus geht eine heimelige Atmosphäre aus, die alten Leute schwelgen in Erinnerungen und Linn lernt gleich zwei charmante Männer kennen. Wie eine dunkle Gewitterwolke schiebt sich allerdings die Entscheidung, was mit dem Haus geschehen soll, heran und ließ mich neugierig weiterlesen. Als locker-leichte Sommerlektüre ist dieses Buch bestens geeignet.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wem kann Cia wirklich vertrauen?

Die Auslese - Nichts ist, wie es scheint
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Cia setzt weiterhin alles daran, um die Auslese, bei der so viele ihrer Freunde getötet wurden oder verschwunden sind, zu beenden. Doch der Rebellenanführer Symon hat gezeigt, dass er eigentlich auf der ...

Cia setzt weiterhin alles daran, um die Auslese, bei der so viele ihrer Freunde getötet wurden oder verschwunden sind, zu beenden. Doch der Rebellenanführer Symon hat gezeigt, dass er eigentlich auf der Seite der Befürworter der Auslese steht, denn er hat Cias wertvolle Beweise zerstört und ihren Freund Michal getötet. Deshalb beschließt Cia, sich der Präsidentin zu offenbaren. Im Gegenzug erhält sie von ihr einen unmöglich erscheinenden Auftrag: Innerhalb weniger Tage soll sie Dr. Barnes und elf seiner Unterstützer töten, damit die Auslese endgültig abgeschafft werden kann. Wird Cia den Auftrag annehmen? Und wen kann sie für ihre nächsten Schritte ins Vertrauen ziehen?

Auf den dritten und finalen Teil der Auslese-Trilogie habe ich mich sehr gefreut. Die beiden Vorgänger haben mir sehr gut gefallen, doch es waren noch viele Fragen offen, von denen ich hoffte, dass sie nun endlich beantwortet werden. Das Buch startet kurz nach den Ereignissen des zweiten Bandes. Damones Verschwinden, den Cia aus Notwehr getötet hat, wird nun bekannt. Gleichzeitig ist sie aufgrund von Symons Verrat sehr aufgewühlt. Lange muss man als Leser deshalb nicht warten, bis sie ihren nächsten Schritt tut. Indem Cia sich der Präsidentin anvertraut und von ihr den Auftrag erhält, Dr. Barnes und seine Unterstützer zu töten, wurde sofort wieder eine spannende Atmosphäre aufgebaut.

Nach diesem schwungvollen Start geraten die Ereignisse leider bald ins Stocken. Cia muss entscheiden, ob sie den Auftrag der Präsidentin annimmt und wen sie ins Vertrauen zieht. Dabei kreisen ihre Gedanken um die immer gleichen Fragen, die ständig wiederholt werden. Auch Cias Überlegungen und Tests, wem sie vertrauen kann, dauern recht lang. Hier konnte ich immerhin miträtseln, wem sie wirklich vertrauen kann. Trotzdem erlebte ich in dieser ersten Buchhälfte einige Längen.

Nachdem ich im zweiten Band froh war, dass Tomas nur eine kleine Rolle einnimmt, habe ich mich nun sehr darüber gefreut, dass seine Person von größerer Bedeutung ist. Bislang war ich nicht sonderlich begeistert von ihm, doch er hat sich wirklich zum Besseren geändert und ist zum einzigen Unterstützer für Cia geworden, dem sie vorbehaltlos trauen kann. Die vertrauten Momente zwischen den beiden sorgen für Emotionen, welche die ansonsten eher actionlastige Ausrichtung des Buches gut ergänzen. Auch Raffe spielt in diesem Buch eine wichtige Rolle. Sein Charakter ist vielschichtig und man erfährt erst nach und nach mehr über seine Motive, was ich interessant fand.

In der zweiten Buchhälfte nimmt die Handlung dann ordentlich an Fahrt auf und die Action steht ganz im Mittelpunkt. Es gibt zahlreiche Morde, außerdem Explosionen und Verfolgungsjagden. Dabei geht es recht brutal zu. Können die Charaktere ihre Ziele erreichen? Die Ereignisse konnten mich mitreißen und es gab nur wenige Verschnaufpausen. In diesen werden auch endlich die Fragen geklärt, die mir schon so lange auf der Zunge brannten. Hier warten auch Enthüllungen, die ein ganz neues Licht auf das Geschehen werfen. Zum Ende hin ging es mir dann ein bisschen zu schnell. Dennoch sind die letzten Seiten ein passendes Ende für diese spannende Trilogie.

In „Die Auslese. Nichts ist, wie es scheint“ setzt Cia alles daran, die Auslese endgültig zu beenden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss sie entscheiden, wem sie vertrauen kann. Auch vor Mord darf sie dabei nicht zurückschrecken. Der Buchanfang zog sich etwas in die Länge, dafür ging es in der zweiten Buchhälfte hoch her. Von mir gibt es für diesen finalen Teil deshalb knappe vier Sterne. Wer Tempo und Action mag, dem kann ich diese spannende Trilogie empfehlen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spannende Vorgeschichte für Fans und Einsteiger in die Reihe

Der Irische Löwe
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London, 1885: Garret ist einer der besten Diebe von St. Giles, einem der Elendsviertel in London. Mit der Krankenschwester Anna macht der irische Hüne Bekanntschaft, als er nachts mit einer Schusswunde ...

London, 1885: Garret ist einer der besten Diebe von St. Giles, einem der Elendsviertel in London. Mit der Krankenschwester Anna macht der irische Hüne Bekanntschaft, als er nachts mit einer Schusswunde in ihre Wohnung einbricht, um sich von ihr versorgen zu lassen. Von da an begegnen sich die beiden häufiger und Garret beginnt, Anna zu beschützen, die sich für ihre Patienten in die gefährlichsten Ecken wagt. Auf besonders dünnes Eis bewegt sie sich, als sie eine Prostituierte versorgt, welcher der Mund aufgeschlitzt wurde. Anna ist entschlossen, den Hinweisen auf den Täter nachzugehen. Doch plötzlich ist das Opfer spurlos verschwunden…

Eine Sache gleich vorweg: Das Buch „Der irische Löwe“ ist das Prequel zur Anna Kronberg-Trilogie. Während die Bücher „Teufelsgrinsen“, „Tiefer Fall“ und „Die lange Reise“ eine übergreifende Handlung haben, spielt dieser Teil vier Jahre vor den Ereignissen. Als großer Fan dieser absolut ungewöhnlichen Protagonistin habe ich mich sehr gefreut, mehr über ihr Doppelleben vor den mir schon bekannten, verhängnisvollen Ereignissen zu erfahren.

Die Geschichte wurde gleich zu Beginn interessant, denn die allererste Begegnung von Anna und Garret wird erzählt. Die Beziehung der beiden zueinander steht im weiteren Buchverlauf im Fokus und mir haben die beiden zusammen wirklich sehr gut gefallen. Garret will Anna gern beschützen, muss aber bald merken, dass es da gar nicht so viel zu beschützen gibt. Oder wägt sich Anna in falscher Sicherheit und kann ein bisschen muskelbepackte Rückendeckung doch gut gebrauchen?

Auch Anna selbst lernt man in ihrer Rolle als Krankenschwester in St. Giles besser kennen. Ihr Doppelleben wird dabei nur kurz angerissen. Als einzige Krankenschwester weit und breit, die für ihre Arbeit in den meisten Fällen nicht entlohnt werden will, versorgt sie Schusswunden und Entzündungen, diagonstiziert die Syphilis, nimmt Abtreibungen vor und manches mehr. Wer sich bei so etwas leicht ekelt, der sollte besser einen Bogen um das Buch machen, denn die Autorin nimmt hier kein Blatt vor den Mund und schildert in klaren Worten die Realität im 19. Jahrhundert.

Auch viele andere Menschen, die in St. Giles leben, lernt man während der Lektüre besser kennen. Vom Bordellbetreiber bis zur Prostituierten, vom Besitzer einer Garküche bis zum Straßenjungen ist alles dabei. Die Autorin gibt dem Leser schonungslose Einblicke in ihr Leben, ihre Gedanken und Gefühle. Die Kriminalhandlung fügt sich in dieses Setting nahtlos ein. Sie folgt keinem üblichen Skript, vielmehr stellen nach dem Verschwinden der Prostituierten verschiedene Personen Nachforschungen an. Diese werden allerdings nicht allzu intensiv betrieben, weshalb ich mich trotz der begrenzten Möglichkeiten gefreut hätte, wenn noch mehr Spuren verfolgt worden wären. Auf den letzten Seiten konnten mich unerwartete Ereignisse noch einmal überraschen.

In „Der irische Löwe“ steht Annas Leben als Krankenschwester in St. Giles und ihre Bekanntschaft mit dem Dieb Garret im Mittelpunkt der Geschichte. In schonungsloser, klarer Sprache lässt die Autorin das dreckige Elendsviertel lebendig werden. Das Verschwinden einer Prostituierten sorgt für Spannung, hätte für mich aber noch stärker thematisiert werden können. Gleichzeitig war ich neugierig, wie sich das Verhältnis zwischen Anna und Garret entwickeln wird. Gerne empfehle ich dieses Buch sowohl an Fans der Trilogie weiter als auch an Leser, die Anna Kronberg noch nicht kennen – lasst euch die Bekanntschaft mit dieser ungewöhnlichen Frau nicht entgehen!