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Veröffentlicht am 15.09.2016

Im Weltall wird es spannend, auf der Erde bleibt es durchwachsen

Die 100 - Tag 21
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21 Tage sind vergangen, seit die 100 auf der Erde gelandet sind. Seit sie von Erdgeborenen angegriffen wurden, von denen niemand etwas ahnte, hat sich die Atmosphäre im Lager deutlich verändert. Hütten ...

21 Tage sind vergangen, seit die 100 auf der Erde gelandet sind. Seit sie von Erdgeborenen angegriffen wurden, von denen niemand etwas ahnte, hat sich die Atmosphäre im Lager deutlich verändert. Hütten wurden zum Schutz errichtet und einige der Jugendlichen machen sich für den Kampf bereit. Aber sind wirklich alle Erdbewohner gefährlich? Was haben sie mit der entführten Octavia gemacht? Währenddessen spitzt sich die Situation auf den Raumschiffen zu. Der Sauerstoff wird zunehmend knapper und die Phoenix hat sich von den anderen Schiffen abgeschottet. Kann Glass sich und die Menschen, die ihr etwas bedeuten, retten?

Der erste Band der Reihe endete mit einem fiesen Cliffhanger, dank dem ich den zweiten Teil am liebsten sofort gelesen hätte. Zum Glück wurde der Erscheinungstermin von Januar 2016 auf Oktober vorgezogen. Sobald ich das Buch in den Händen hielt, musste ich sofort loslesen, denn ich wollte unbedingt wissen, wie es nach dem Angriff der Erdbewohner und der Abschottung der Phoenix weitergeht.

Leider startet das Buch unspektakulärer, als ich es mir erhofft habe. Es beginnt mit der Beerdigung des Jugendlichen, der beim Angriff ums Leben kam. Der Angriff führt zu weiterer Anspannung und Reibereien zwischen den überlebenden 100. Doch die Spannung des Angriffs flacht schnell wieder ab, es wird ruhiger und auf meine drängendsten Fragen gab es weiterhin keine Antwort.

Die Handlung auf der Erde hat Potenzial, das auch im weiteren Verlauf nicht voll ausgeschöpft wird, Immer wieder werden Handlungsstränge spannend begonnen wie die Entführung Octavias oder geheimnisvolle Erkrankungen und dann für meinen Geschmack zu ruhig fortgeführt. Gleichzeitig habe ich mich auch schwer damit getan, mich in die Jugendlichen einzufühlen. Gerne hätte ich noch besser verstanden, was die Ungewissheit, wie es für sie weitergeht, und die fehlenden Antwort auf die Frage, was gerade um sie herum passiert, in ihnen auslöst.

Gut gefallen hat mir, dass es zahlreiche Geheimnisse gibt, die darauf warten, gelüftet zu werden. Es gibt auch wieder einige Rückblicke, welche mich die Charaktere besser verstehen ließen und durch welche dem Leser die Brisanz einiger Geheimnisse erst so richtig bewusst gemacht wird. Einige Auflösungen hebt sich die Autorin für das große Finale auf, doch auch in diesem Mittelteil wird so manches offenbart, das nicht ohne Konsequenzen bleibt.

Am besten gefallen haben mir die Kapitel aus der Sicht von Glass. Sie mag ich von allen Charakteren am meisten. Die Situation auf den Raumschiffen ist dramatischer und spannender als die auf der Erde, weshalb ich mich immer wieder freute, wenn ihr Name über einem Kapitel stand. Die Ausweglosigkeit der Situation auf den Raumschiffen und die Verzweiflung der Menschen hat die Autorin mir gut vermitteln können. Ich habe mit Glass mitgefiebert, ob es ihr gelingen wird, sich, Luke und ihre Mutter zu retten. Ihre Erlebnisse haben mich dazu motiviert, das Buch trotz der eher ereignisarmen Kapitel auf der Erde mit hoher Geschwindigkeit zu lesen.

In „Die 100. Tag 21“ spitzt sich die Situation für die Jugendlichen auf der Erde zu, während die zunehmende Sauerstoffknappheit auf den Raumschiffen für dramatische Szenen sorgt. Auf der Erde wurden zwar spannende Entdeckungen gemacht und erste Geheimnisse gelüftet, doch für mich gab es insgesamt zu wenig Action und die Handlung schritt zu langsam voran. Die Ereignisse auf den Raumschiffen haben mich hingegen fesseln und begeistern können. Ich freue mich daher schon sehr auf den finalen Teil „Die 100. Heimkehr“, denn ich bin richtig neugierig, wie die Trilogie enden wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Traut ihr euch zwischen die Mauern von Hak Nam?

Walled City
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Jin Ling lebt in Hak Nam, einer ummauerten Stadt in Hongkong. Auf zweieinhalb Hektar Land leben hier Tausende Menschen in Wohnblöcken, die so hoch und dicht beieinander stehen, dass sie die Sonne aussperren. ...

Jin Ling lebt in Hak Nam, einer ummauerten Stadt in Hongkong. Auf zweieinhalb Hektar Land leben hier Tausende Menschen in Wohnblöcken, die so hoch und dicht beieinander stehen, dass sie die Sonne aussperren. Ungezählte Verbrecher treiben sich herum, denn Polizisten setzen aufgrund des rechtlichen Sonderstatus von Hak Nam keinen Fuß hinein. Als Junge verkleidet ist Jin Ling auf der Suche nach ihrer Schwester, die von ihrem Vater verkauft und in eins der ungezählten Bordelle gebracht wurde. Inzwischen hat sie überall nach ihr gesucht, außer im Bordell von Longwai, dem skrupellosen Anführer der mächtigen Bruderschaft. Diese Chance bietet sich ihr, als der geheimnisvolle Dai ihr einen Job als Läuferin für Longwai anbietet. Doch damit verfolgt Dai auch sein eigenes Ziel. Doch um dieses zu erreichen bleiben ihm nur noch wenige Tage.

Von Beginn an hat mich der Schauplatz des Buches fasziniert. Eine Stadt in der Stadt, unendlich hohe, heruntergekommene Wohnblöcke, dominiert von Armut und Gesetzlosigkeit. Besonders interessant fand ich, dass es diese ummauerte Stadt tatsächlich gegeben hat – das zeigen die Fotos auf den letzten drei Buchseiten, die man sich spoilerfrei auch schon während der Lektüre anschauen kann. Diesen absolut realen, wenn auch historischen Schauplatz hat die Autorin ausgewählt, um die fiktive Geschichte dreier Teenager zu erzählen, die es alle aus einem anderen Grund in diesen Sumpf der Menschheit verschlagen hat.

Die Kapitel sind abwechselnd aus der Perspektive von Jin Ling, Mei Yee und Dai geschrieben. Die Zusammenhänge zwischen den dreien wurden schnell verständlich gemacht. Ihre Leben sind völlig unterschiedlich und doch begreifen sie allmählich, dass ihre Ziele sich ergänzen und eine Zusammenarbeit von Vorteil ist. Besonders gut ist es der Autorin gelungen, mir die Motivation der drei Protagonisten zu vermitteln. Auch wenn man Hak Nam durchaus verlassen kann, waren all ihre Handlungen und die Entscheidung, für den Moment dort zu bleiben, für mich nachvollziehbar.

Ich hoffte sehr, dass die Drei ihre Ziele erreichen. Dazu müssen sie jedoch so manches Wagnis eingehen. Nicht immer gelingt das, was sie sich vorgenommen haben. Pläne müssen verändert oder gleich ganz neu geschmiedet werden, denn immer wieder kommt es zu unerwarteten Zwischenfällen. Dies macht die Geschichte unvorhersehbar und ließ mich um die Drei, die sich schon bald meine Sympathien gesichert hatten, bangen. Das Tempo des Buches ist meist ruhig und lässt den Charakteren die Zeit, über ihre nächsten Schritte nachzudenken und sich weiterzuentwickeln. Dann folgen aber auch wieder Szenen, in denen sich die Ereignisse überschlagen.

Die Geschichte bietet alles, was ich mir von einem spannenden Buch wünsche. Starke Charaktere, die aber nicht unfehlbar sind. Einen plausiblen Handlungsverlauf mit so mancher Überraschung. Und eine ausgewogene Mischung aus lauter Action, stiller Spionage, geflüsterten Geheimnissen und aufwühlenden Gefühlen. Begeistert las ich mich durch die Seiten, verfolgte den Countdown und konnte bis zum Schluss nicht genug von dieser gelungenen Geschichte bekommen, die ein Einzelband bleiben wird.

„Walled City“ bietet einen höchst interessanten Schauplatz und drei ganz unterschiedliche Charaktere, von denen jeder auf seine Weise Stärke beweisen muss. Können sie ihre Ziele erreichen, bevor die Zeit abgelaufen ist? Mich hat das Buch voll überzeugen können. Deshalb kann ich jedem, der in diesem Leseherbst nach einer spannenden Geschichte sucht, „Walled City“ nur ans Herz legen! Traut ihr euch zwischen die Mauern von Hak Nam?

Veröffentlicht am 15.09.2016

Überzeugt mit seiner bedrückenden Atmosphäre

Eisige Schwestern
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Sarah und Angus Moorcroft und ihre Zwillinge Kirstie und Lydia wurden jahrelang von ihrem Umfeld als perfekte Familie wahrgenommen, die sich ein Leben der oberen Mittelklasse mitten in London leisten konnten. ...

Sarah und Angus Moorcroft und ihre Zwillinge Kirstie und Lydia wurden jahrelang von ihrem Umfeld als perfekte Familie wahrgenommen, die sich ein Leben der oberen Mittelklasse mitten in London leisten konnten. Doch als die Zwillinge sechs Jahre alt sind, stirbt Lydia bei einem Unfall. Ein Jahr später beschließen Sarah und Angus, mit ihrer überlebenden Tochter auf einer kleinen Insel vor der schottischen Küste ganz neu anzufangen. Doch Kirstie besteht plötzlich darauf, eigentlich Lydia zu sein. Können Sarah und Angus herausfinden, welche Tochter überlebt hat? Und wird der Umzug ihnen zu einem erfolgreichen Neuanfang verhelfen?

Von der ersten Seite an hat mich die bedrückende Atmosphäre des Buches gefangen genommen. Der Leser erfährt gleich, dass Sarah und Angus vor einem Umzug stehen und ihre aktuelle Situation alles andere als einfach ist. Ein Unfall und Geldsorgen werden angedeutet und man spürte, dass der anstehende Umzug bei beiden mit Hoffnungen verbunden ist. Ich freute mich darauf, tiefer in die Familiendynamik einzutauchen und zu verstehen, was in jedem der drei Familienmitglieder vorgeht.

Noch bevor die Familie umzieht behauptet Kirstie erstmals, Lydia zu sein. Mit ihrer Behauptung erhöht sich schlagartig die Spannung und auch die Anspannung. Wie können ihre Eltern herausfinden, ob sie die Wahrheit sagt? Warum kommt es ausgerechnet jetzt zu ihrem Geständnis – oder ihrer Lüge? Vor allem ihre Mutter macht sich an das Sammeln von Beweisen. Hat vielleicht doch ihr Lieblingszwilling Lydia überlebt? Ein bisschen gewundert habe ich mich schon, dass es sich so gar kein Nachweis finden lässt, um die Identität zu klären. Selbst wenn sie sich wirklich so unglaublich ähnlich gesehen haben hat sich doch sicherlich in fünf Lebensjahren mal ein Zwilling eine Narbe zugezogen? Aber gut, dann hätte die Geschichte einfach nicht funktioniert.

Die Geschichte lässt den Leser immer tiefer in die Psyche der Familienmitglieder blicken. Die meisten Kapitel sind aus der Sicht von Sarah geschrieben. Sie kämpft darum, ihr eigenes Gleichgewicht wiederzufinden und will gleichzeitig ihrer Tochter helfen, ohne ihre Schwester und an einem neuen Wohnort zurechtzukommen. Doch immer wieder fragte ich mich, ob Sarahs Handeln das Leiden des Zwillings nicht noch verstärkt. Handelt sie wirklich zu dessen Wohl? So manche Szene hat mich hier schockieren und traurig stimmen können. Einige Kapitel sind auch aus der Sicht von Angus geschrieben, aus dem ich einfach nicht schlau geworden bin. Seine Motivation konnte ich in vielen Fällen nicht nachvollziehen. Er schwankt zwischen Hilflosigkeit und Wut und ihm gelingt es nicht, konsequent zu handeln.

Während der Lektüre setzte ich mich stark damit auseinander, was die einzelnen Familienmitglieder antreibt und umtreibt. Die bedrohliche Atmosphäre ließ mich weiterlesen, weil ich wissen wollte, was nun hinter all diesen Ereignissen steckt. Dabei ist die Handlung sehr ruhig, für mich ein bisschen zu ruhig. Mit der Auflösung habe ich nicht gerechnet, doch mit dem Wissen, das man als Leser bis zu diesem Moment gesammelt hat, war sie nachvollziehbar und stellt einen gelungener Abschluss dar.

„Eisige Schwestern“ ist ein psychologisches Familiendrama, das vor allem durch seine atmosphärische Gestaltung überzeugt. In ruhigen Tönen erzählt es von der Ungewissheit der Eltern, welcher ihrer beiden Zwillinge überlebt hat sowie dem verzweifelten Versuch, in einem gänzlich neuen Umfeld Fuß zu fassen. Ich empfehle das an Leser weiter, die sich für die menschliche Psyche und deren Abgründe interessieren, die in jedem Menschen stecken könnten.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein amerikanisches Reiseabenteuer voller Humor

Sonntags im Maskierten Waschbär
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Siebeneisen, Wipperfürth und Schatten – das sind die Köpfe hinter NIU, „Nichts ist unmöglich“, einer Agentur, die verspricht, für ihre Kunden auch die unauffindbarsten Gegenstände zu bergen. Die drei haben ...

Siebeneisen, Wipperfürth und Schatten – das sind die Köpfe hinter NIU, „Nichts ist unmöglich“, einer Agentur, die verspricht, für ihre Kunden auch die unauffindbarsten Gegenstände zu bergen. Die drei haben sich in New Orleans niedergelassen und verbringen ihre Sonntage nun im „Maskierten Waschbär“, einem Waschsalon mit integrierter Bar. Dessen Besitzer überlässt ihnen eines Tages uralte Tagebücher, die er beim Entrümpeln auf seinem Speicher gefunden hat. Wipperfürth und Schatten machen sich gleich an die Lektüre. Bevor sie sich versehen, jagen die Freunde der Mumie des letzten wahren Inkaherrschers Atahualpa hinterher und erleben dabei wieder so manches Abenteuer…

Das inzwischen dritte Buch rund Siebeneisen beginnt in New York. Bevor der Leser erfährt, wie es Siebeneisen in der Zwischenzeit ergangen ist, lernt er Zach kennen, der seit Jahren für einen einflussreichen Mafioso arbeitet. Doch ausgerechnet vor dessen großer Restaunrant-Eröffnungsfeier lösen sich die Mosaike aus dem Fußboden, für den Zach zuständig ist. Was hat die Geschichte rund um Zach mit Siebeneisen zu tun? Meine Neugier war geweckt.

Zuerst einmal ging es für mich nach New Orleans, wo ich Siebeneisen wiedertraf. Etwa fünf Jahre sind seit den Ereignissen in Indien vergangen und Siebeneisen hat sich in New Orleans niedergelassen. Doch auch Wipperfürth und Schatten sind nicht weit, und so verbringen die Freunde ihre Sonntage nun im maskierten Waschbär. Diese Waschsalon-Bar ist ein wirklich ganz spezieller Ort, in dem ich mich gleich wohlfühlte. Bei diesem kreativen Namen fehlt eigentlich nur noch ein waschechter Waschbär. Doch keine Sorge, hier hat der Autor ein ganz süßes, lustiges Exemplar in petto…

Nachdem der Einstieg meine Lachmuskeln aufgewärmt hatte, erwachte in mir auch allmählich wieder die Lese-Reiselust. Ich fand es sehr unterhaltsam, dass Siebeneisen deutlich standhafter geworden ist und ganz nüchtern vorschlägt, dass Wipperfürth und Schatten doch einfach selber nach ihrem Schatz suchen sollen. Ob das gut geht? So viel sei verraten: Diesmal müssen alle drei aktiver werden, als sie es geplant hatten!

Im Gegensatz zu den Reisen der Vorbände jagen die Freunde diesmal einem einzigen Gegenstand und nicht vielen hinterher. Statt mit Siebeneinsen rund um die Welt zu jetten lernt man zahlreiche Orte in und um Südamerika kennen. Ich fand es klasse, dass der Autor das Konzept leicht verändert hat und er damit frischen Wind und ein gewisses Maß an Unvorhersehbarkeit in die Geschichte bringt. Gleichzeitig wird wieder auf Bewährtes gesetzt: Eine authentische Beschreibung exotischer Reiseziele, gewürzt mit ganz viel Situationskomik dank unverwechselbarer Charaktere. Diese Mischung aus Altem und Neuen funktioniert ganz hervorragend und hat mich bestens unterhalten können.

In „Sonntags im maskierten Waschbär“ begeben sich die drei Freunde Siebeneisen, Wipperfürth und Schatten zum inzwischen dritten Mal auf ein Reiseabenteuer. Mehr oder weniger selbstverschuldet geraten sie in die verrücktesten, unmöglichsten und komischsten Situationen. Auch wenn man das Buch problemlos ohne Vorkenntnisse lesen kann, macht es noch mehr Spaß, sie in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Siebeneisens unterhaltsame Abenteuer solltet ihr euch nicht entgehen lassen!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Können Anna und Sherlock ihren komplexen Plan verwirklichen?

Die lange Reise
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Mai 1891: Nach dem Tod von James Moriarty befinden sich Anna Kronberg und Sherlock Holmes auf der Flucht. Verfolgt werden sie von Moran, der es im Auftrag der Familie Moriarty auf Anna und ihr ungeborenes ...

Mai 1891: Nach dem Tod von James Moriarty befinden sich Anna Kronberg und Sherlock Holmes auf der Flucht. Verfolgt werden sie von Moran, der es im Auftrag der Familie Moriarty auf Anna und ihr ungeborenes Kind abgesehen hat. Um Moriartys Netzwerk zu sprengen und gleichzeitig Moran von ihrer Spur abzubringen, denken sich Anna und Sherlock ein gewagtes Täuschungsmanöver aus. Wird ihr Plan aufgehen?

„Die lange Reise“ ist der dritte Teil der Anna Kronberg-Reihe. Nachdem im ersten Band noch schwerpunktmäßig entwickelt wurde, erzählte das zweite Buch von einem psychologischen Duell zwischen Anna und James Moriarty. Nun war ich gespannt, was sich die Autorin für den dritten Band überlegt hat. Ob jetzt wieder ermittelt wird?

Der Titel des Buches ist Programm, denn auf den ersten Seiten des Buches begleitet der Leser Anna und Sherlock auf einem schier endlosen Fußmarsch durch unwegsames Gelände. Annas Schwangerschaft lässt sie grübeln und zweifeln, und auch Sherlocks Laune ist nicht die beste. Dieser Einstieg zog sich für mich in die Länge und ich fragte mich, welchen Weg die Geschichte denn einschlagen will.

Erst allmählich wird klar, welchen komplexen Plan Anna und Sherlock verfolgen. Dessen Ausführung besteht aus mehreren Schritten und nimmt entsprechend viel Zeit in Anspruch. Der Leser wird dabei lange im Dunkeln gelassen und erfährt erst spät, was di beiden überhaupt vorhaben. Ich war neugierig, ob alles wirklich funktioniert wie geplant, doch wirklich fesseln konnten mich die Ereignisse leider nicht, dafür entwickelten sich die Dinge zu langsam.

Immer wieder drehen sich Annas Gedanken rund um ihre Schwangerschaft. Sie ist überzeugt davon, dass sie das Kind von James Moriarty nicht wird lieben können. Was soll sie nach der Geburt mit dem Kind machen? Welche Auswirkungen hat das Ganze auf ihr berufliches Wirken? Wer sich für diese psychologische Komponente interessiert wird eine interessante Entwicklung beobachten können.

Anna und Sherlock verbringen in diesem Buch mehr Zeit miteinander als zuvor. Im Schmieden von Plänen und deren Umsetzung ergänzen sie sich wirklich gut und die Raffinesse ihrer Pläne war beeindruckend. Die Dialoge der beiden hätten gerne aber mit noch mehr Schlagfertigkeit und Sarkasmus und weniger Melancholie angereichert sein können. Bis zum Schluss hatte ich nicht das Gefühl, den Sherlock Holmes der Autorin wirklich durchschaut zu haben.

Einen klassischen Kriminalfall sucht man in diesem Buch wie schon im Vorgänger vergeblich. Vielmehr geht es darum, James Moriartys kriminelles Netzwerk auszuhebeln. Ein Katz-und-Maus Spiel zieht sich durch das ganze Buch und konnte mich an einigen Stellen überraschen. Insgesamt war mir die lange Reise dann aber einfach zu lang. Zum Ende hin setzen Anna und Sherlock einen besonders gewagten Plan um, was meine Neugierde noch einmal erhöhte. Doch die letzten Seiten haben mich nicht zufrieden stellen können – das soll es nun gewesen sein? Ist vielleicht doch noch eine Fortsetzung der Reihe geplant? Im Januar erscheint mit „Der irische Löwe“ erst einmal das Prequel zu den drei Büchern.

Bei „Die lange Reise“ ist der Name Programm. Den Leser erwartet ein Katz-und-Maus Spiel, bei dem Anna und Sherlock eng zusammenarbeiten müssen, um ihren Verfolger zu überlisten. Die beiden Vorgänger „Teufelsgrinsen“ und „Tiefer Fall“ sollte man unbedingt gelesen haben, um die Handlung nachvollziehen zu können. Für mich kommt das Buch leider nicht an seine Vorgänger heran. Annas macht eine interessante Entwicklung durch, doch die Handlung schritt mir zu langsam voran und hat mich nicht so recht packen können. Ich vergebe drei Sterne an das ungleiche Duo Anna und Holmes!